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Der Lernende

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27.10.2015
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Der Lernende

An manchem Tag pflegte der Meister sich einer seiner Novizen rauszusuchen und ihm die Kunst des Lebens darzustellen.
Und wahrlich wandelte er nicht lang entlang der Gärten jener recht stattlichen Institution, als er nicht umher kam einen seiner Schützlinge Trübsal blasend auf einer der hölzernen Bänke vorzufinden.
Wen, wenn nicht den Leidenden müsse man in die Kunst des Lebens einweihen?

Er ging nun zu und wurde sofort vom Novizen bemerkt. Und ja, dem Novizen war geläufig welch' Praxis sein Lehrmeister betrieb und war gar froh eine Ablenkung in Aussicht zu haben. Als der Novize nun aber den Mund öffnete, um vorab dem Meister seinen Kummer, den er im Herzen fühlte darzulegen, legte eben jener den Zeigefinger an die Lippen, schüttelte den Kopf und gab zu verstehen:
Nicht der Novize hätte die Weisheit mitteilen können, sondern er habe sie zu empfangen.

" Du sieht vor dir jenen Garten, der gefüllt ist mit allerlei verschiedenen Pflanzen, die dünn, die dick, die duftend, die blühend alle nebeneinander stehen. Du siehst dort das Gänseblümchen, das dort stehend in großer Zahl die Wiese zu dominieren scheint. Unweit dieses weißen Meeres, siehst du die Eiche, die dort stehend tausend Jahre den Garten geschmücket und den Lernenden Schatten gespendet. Im Mauerwerk dahinter siehst du das Unkraut, das dort stehend in des Mauerwerksloch seine Wurzeln schlug. Sage mir wer bist du, wenn du all dies hörest?"

Der Nozive dachte kurzatmig nach und sprach von Kummer bewegt:

" Ich bin das Unkraut in des Mauerwerksloch!"

Der Lehrmeister schauten den Novizen ernst an und erwiderte:

" Keinesfalls kannst du erwägen das Unkraut diesen Mauerwerkes zu sein! Du bist wie das Gänseblümchen dort. Und von allen dreien wird das Gänseblümchen zuerst sterben!"

Der Novize blickte verschreckt den Meister an und neigte beschämt den Kopf.

" Das Unkraut wirst du nicht los! Es ist resistent und immer wieder schlägt es seine Wurzeln in das Mauerwerk hinein, ob die Sonne nun scheinet, ob der Mond lacht oder der Regen hernieder gießt. Alles zieht vorüber als gehöre es nicht zur Natur des Unkrautes darauf zu reagieren. Die Eiche wiederrum ist oft einsam und alt, doch sie trägt soviel Würde und Stärke in sich und selbst im stärsten Wind bleibt sie standhaft und neigt nur sachte mit."

Der Lehrmeister schaute hinüber zu den Blumen und deutete auf sie:

" Das weiße Meer zu Füßen der Eiche ist jedoch nichts! Es ist nicht beständig, es schwankt und wankt und zerbricht bei kleinstem Unwetter. Die Blütenblätter muten Schönheit an und wahrlich kommen die Bienen in Scharen heran, doch mehr ist an ihnen nicht. Sie öffnen sich der Sonne und verschließen sich der Nacht und dem Regen. Sei nicht wie diese! Sei wie die starke Eiche und das resistente Unkraut!"

Der Lehrmeister stand auf, nickte dem Novizen zu und ging.
Der Novize flüsterte : "Ich werde wie Eiche und Unkraut sein und wachsen in derselben Zeit in der das Gänseblümchen bricht!"
Im Aufstehen fügte er demütig hinzu: " Ich bin ein Lernender!" und begab sich dann wieder auf seinen Weg.

 

Hallo Traumwandler,

eigentlich ja Traumwandlerin :), Du bist ja ein Mädchen und noch Schülerin. Zunächst möchte ich Dich herzlich willkommen heißen, hier bei den Wortkriegern.

Deine Geschichte ist für mich mehr eine Parabel. Ich finde den Vergleich mit den Pflanzen im Garten ganz schön, ich finde es aber an manchen Stellen etwas verwirrend.

Zum Beispiel hier:

" Das Unkraut wirst du nicht los! Es ist resistent und immer wieder schlägt es seine Wurzeln in das Mauerwerk hinein, ob die Sonne nun scheinet, ob der Mond lacht oder der Regen hernieder gießt. Alles zieht vorüber als gehöre es nicht zur Natur des Unkrautes darauf zu reagieren. Die Eiche wiederrum ist oft einsam und alt, doch sie trägt soviel Würde und Stärke in sich und selbst im stärsten Wind bleibt sie standhaft und neigt nur sachte mit."

Ich als Leser habe hier den Eindruck, das sagt der Novize, was aber wiederum keinen Sinn machen würde, denn hier steckt Sinn drin und dessen muss sich der Novize doch nicht schämen.

Und dann verstehe ich nicht, dass der Lehrmeister hier sagt:

" Keinesfalls kannst du erwägen das Unkraut diesen Mauerwerkes zu sein! Du bist wie das Gänseblümchen dort. Und von allen dreien wird das Gänseblümchen zuerst sterben!"

Und dann sagt er:

Sei wie die starke Eiche und das resistente Unkraut!"

Erst soll sich der Novize nicht einbilden, wie das Unkraut zu sein und dann soll er wie es sein. Was ist nun? Da musst du noch mal nachschauen, oder ich habe dich nicht verstanden.

Nicht der Novize hätte die Weisheit mitteilen können, sondern er habe sie zu empfangen.

Der Absatz, dessen Schlusssatz dieser ist, gefällt mir sehr gut. Der Satz selber geht so nicht. Du willst zum Ausdruck bringen, dass der Novize keine Weisheiten von sich geben soll, sonder es ist an ihm, welche zu empfangen. Das ist der Sinn, den ich in diesem Absatz sehe. Der Satz müsst meiner Meinung nach denn so lauten: Der Novize habe die Weisheit nicht mitzuteilen, sondern er habe sie zu empfangen.
Wenn du den Satz beginnst mit Nicht der Novize, dann muss im Nebensatz aufgelöst werden, wer dann die Weisheit mitteilen kann, und da bleibt nur der Lehrmeister übrig.

Zum Text gibt es auch einiges zu sagen:

An manchem Tag pflegte der Meister[,] sich einer seiner Novizen rauszusuchen[,] und ihm die Kunst des Lebens darzustellen.

Und wahrlich wandelte er nicht lang entlang der Gärten jener recht stattlichen Institution, als er nicht umher kam[,] einen seiner Schützlinge Trübsal blasend auf einer der hölzernen Bänke vorzufinden.

Wen, wenn nicht den Leidenden[,] müsse man in die Kunst des Lebens einweihen?

Und ja, dem Novizen war geläufig[,] welch' Praxis sein Lehrmeister betrieb[,] und war gar froh[,] eine Ablenkung in Aussicht zu haben.

Ich fische jetzt nicht alle Kommafehler heraus. Es gibt aber noch Flüchtigkeiten:

Die Eiche wieder[r]um ist oft einsam und alt, doch sie trägt soviel Würde und Stärke in sich und selbst im stärksten Wind bleibt sie standhaft und neigt nur sachte mit.

Und sie kann sich nur verneigen, oder im Wind sich mitwiegen.

Die Blütenblätter muten Schönheit an und wahrlich kommen die Bienen in Scharen heran, doch mehr ist an ihnen nicht.

Hast du schon mal eine Schar Bienen gesehen? :D Das kann nur ein Schwarm sein.

Im Allgemeinen würde ich sagen, dass Gänseblümchen mit zu den widerstandsfähigsten Gewächsen und Blumen gehören. Die haut doch so schnell nichts um.

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo Traumwandler(in),

da wandelt sie also mit dem Meister durch den Garten und bringt eine Geschichte zutage, die lieber eine Parabel sein mag - wie khnebel es schon angemerkt hat. Aber das soll uns jetzt weiter nicht stören.
Im Großen und Ganzen finde ich sie nämlich schon ganz ordentlich gelungen, aber du hast dich da auf ein sprachliches Pflaster gewagt, das dich hier und da noch ein wenig aus der Bahn geworfen hat:

An manchem Tag pflegte der Meister sich einer [einen] seiner Novizen rauszusuchen und ihm die Kunst des Lebens darzustellen.

Und wahrlich wandelte er nicht lang entlang der Gärten jener recht stattlichen Institution, als er nicht umher [umhin] kam einen seiner Schützlinge Trübsal blasend auf einer der hölzernen Bänke vorzufinden.

Er ging nun zu und wurde sofort vom Novizen bemerkt. Und ja, dem Novizen war geläufig welch' Praxis sein Lehrmeister betrieb und war gar froh eine Ablenkung in Aussicht zu haben.
Diese etwas aufdringliche Wiederholung könntest du vermeiden. Vielleicht so:
"... Und ja, jenem war geläufig, ..."


Nicht der Novize hätte die Weisheit mitteilen können, sondern er habe sie zu empfangen.
Das klingt jetzt ein wneig missverständlich. Also ich verstände es so besser, sofern du nicht eine andere Aussage im Sinn hattest:
"Nicht der Novize hätte die Weisheit mitzuteilen, sondern er habe sie zu empfangen. "
und weiter: da wir hier indirekte Rede haben, müsste man Konjunktiv I anwenden:
"Nicht der Novize habe die Weisheit mitzuteilen, sondern er habe sie zu empfangen. "
Aber ich gebe zu, da gibt's hier im Forum bessere Spezialisten ;)


" Du sieht [siehst] vor dir jenen Garten, der gefüllt ist mit allerlei verschiedenen Pflanzen, die dünn, die dick, die duftend, die blühend alle nebeneinander stehen.
Generell gehört nach dem anführenden Anführungszeichen kein Leerzeichen! Wie du ja auch vor dem abschließenden richtiger Weise keines machst.
UND: auf "verschiedenen" kannst du verzichten, da "allerlei" ohnehin genug Variation suggeriert. Wäre also irgendwie doppelt gemoppelt.


Du sieht vor dir jenen Garten, der gefüllt ist mit allerlei verschiedenen Pflanzen, die dünn, die dick, die duftend, die blühend alle nebeneinander stehen. Du siehst dort das Gänseblümchen, das dort stehend in großer Zahl die Wiese zu dominieren scheint. Unweit dieses weißen Meeres,[KEIN KOMMA] siehst du die Eiche, die dort stehend tausend Jahre den Garten geschmücket und den Lernenden Schatten gespendet. Im Mauerwerk dahinter siehst du das Unkraut, das dort stehend in des Mauerwerksloch seine Wurzeln schlug.
Hier häuft sich das "stehen(d)" ganz unschön an!
Zum "Mauerwerksloch": Wenn du Genitiv verwenden willst, muss es heißen
"... in des Mauerwerks Loch ..."
Willst du das - ohnehin nicht sehr schöne Wort beibehalten müsste es heißen:
"... in das Mauerwerksloch ..."
Aber ich würde überhaupt vorschlagen, aus dem "Loch" lieber eine "Lücke" oder einen "Spalt" o. ä. zu machen. Das "Loch" klingt einfach nicht so toll!


Sage mir[,] wer bist du, wenn du all dies hörest?"

" Keinesfalls kannst du erwägen das Unkraut diesen Mauerwerkes zu sein! Du bist wie das Gänseblümchen dort. ..."
Hier könntest du khnebels Einwand entkräften, wenn du zum Beispiel ein "Noch" einfügst. Also etwa so:
"Keinesfalls kannst du erwägen das Unkraut dieses Mauerwerkes zu sein! Noch bist Du nicht wie das Gänseblümchen dort. ..."


"Das Unkraut wirst du nicht los! Es ist resistent und immer wieder schlägt es seine Wurzeln in das Mauerwerk hinein, ..."
Das "resistent" mag mir nicht gefallen. Es passt so gar nicht zur Tonalität des Textes, ist mE zu wissenschaftlich. Ich denke, da gäbe es sicher eine "philosophischere" Option - wobei mir gereade auch keine einfällt ;)

"... ob die Sonne nun scheinet, ob der Mond lacht oder der Regen hernieder gießt.
In diesem Satz müsstest du schon konsequent bleiben: wenn "scheinet", dann eben auch "lachet" und "gießet"

Alles zieht vorüber[,] als gehöre es nicht zur Natur des Unkrautes[,] darauf zu reagieren.
Ich denke, mit dieser Kommasetzung wäre der Satz leichter erfassbar.
UND: Konjunktiv I scheint mir hier besser durch Konjunktiv irrealis, also "gehörte", ersetzt werden zu müssen.

Die Eiche wiederrum [wiederum] ist oft einsam und alt, doch sie trägt soviel [so viel] Würde und Stärke in sich und selbst im [/u]stärsten[/u] [stärksten] Wind bleibt sie standhaft und neigt nur sachte mit."
Bei der Sache mit dem "mitneigen" verweise ich auf khnebel.

Soweit mal von mir, liebe Traumwandlerin. Es hat sich einiges angesammelt, aber das sieht schlimmer aus als es ist. Ich finde einfach, dass deine Arbeit es wert ist, tiefer ins Detail zu gehen.

Ich würde mich freuen, wenn du dran bleibst

Grüße
oisisaus

 

Danke für den ausführlichen Kommentar! Ehrlich gesagt, habe ich gar nicht damit gerechnet, dass hier alles so genau genommen wird xD
Ich bin neu hier und dachte man könne hier mal eben etwas zur Zerstreuung posten, aber andererseits ist es auch gut, dass es alles so auf die Waagschale gelegt wird.
Habe deswegen natürlich auch nicht auf Grammatik, Rechtschreibung etc. geachtet :shy:
Ja, ich muss zugeben mit der Kommasetzung habe ich so meine Probleme :Pfeif:

Und ihr habt das wohl nicht ganz verstanden, dass er nicht erwägen kann das Unkraut zu sein:
Aufgrund seiner Verwundbarkeit ist er nicht wie das Unkraut und kann sich deshalb nicht einbilden wie das Unkraut zu sein. Er sollte jedoch wie das Unkraut sein und schwere Zeiten überstehen können ohne Trübsal zu blasen und aufzugeben.......Ich finde, dass ein "noch" nicht zwingend notwendig ist, aber vielleicht die Verständlichkeit fördern würde.

 

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