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Serie Der König lacht

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19.05.2015
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Der König lacht

Vor dem Palais de Justice am Eingang zur Sainte-Chapelle, Paris
13. April 2020: 13:22 GMT (15:22 Uhr Ortszeit)

Zwei Gestalten schleichen an der Fassade entlang. Sie klettern über ein gusseisernes Tor, warten einen Moment und hoffen, unentdeckt zu bleiben. Nichts passiert. Unter ihren Füßen knirscht Kies. Pierre streift den Rucksack ab, setzt sich auf ein Mäuerchen. Flaschen klappern. Er hustet, die Stirn fiebert.

Der Arzt in der Notaufnahme sah müde aus, hatte ihn und seine Gefährtin angeschaut und die Achseln gezuckt. Es hätte nichts geholfen, zu schimpfen und zu klagen. Also waren sie losgezogen. Pierre wusste, wohin.
Anne bleibt vor ihm stehen: „Du spinnst, du kannst da nicht reingehen!“
„Ich muss.“

Wie zart sie aussieht, wie verletzlich, trotz der abgelaufenen Chucks, der fleckigen Jacke. Darunter ist sie schön. Pierre schaut sie an, lächelt, streicht ihr über die Wange und umarmt sie. Vielleicht wird’s nach Weihrauch riechen, vielleicht nach altem Holz. Der König ist ein Heiler. War er immer. Gedanken, Gebete, Reste des heiligen Blutes, all das versteckt sich in den Ecken und Nischen der Sainte-Chapelle. Sogar in der Luft. Sie werden das Böse, die Krankheit vertreiben. Ganz sicher!

Er denkt an Paul. Ein Dieb, ein Säufer, ein guter Mensch, der in der Metro gebettelt hat, sich irgendwie über Wasser hielt. Paul lag leblos am Ufer der Seine, ein paar Meter neben der Pont Neuf.

Pierre erinnert sich an den Tag, als er zum ersten Mal hier war. Schnee und Eis bedeckten die Wege und Straßen, der Wind pfiff durch die Kleider hindurch und er fror so sehr, dass er einen Unterschlupf brauchte. Er schlich sich an der Sicherheitsschleuse im Hof vorbei und fand den Eingang ein paar Schritte vom Haupttor entfernt: Eine runde Öffnung mit Holztürchen, die aussah wie ein Kellereingang oder eine Schütte für Heizmaterial, an der es weder Schloss noch elektronische Vorrichtungen gab. Reinkommen war ganz einfach. Drinnen spürte er die seltsame Kraft dieses Ortes und ruhte sich aus wie lange nicht.

Er nimmt Anne an der Hand. Sie hat Seidenhaut. Bestimmt hat sie in einem Büro oder als Lehrerin gearbeitet. Er hat sie nie gefragt, weil er von der Vergangenheit nichts wissen will. Von seiner nicht, von ihrer nicht. Er will auch nicht an Liebe denken. Sie kümmern sich umeinander, sie wärmen sich, c’est tout!

Es riecht nach Schimmel, als sie durch den Tunnel kriechen. Wären sie dick, würden sie steckenbleiben. Am Ende des Gangs ist ein Luftschacht. Pierre hebt das Gitter an und sie stehen mitten in der Sainte-Chappelle, direkt vor der steinernen Figur des Königs. Sie schalten die Taschenlampe an. Eine Spinne huscht über eines der hölzernen Bilder an der Wand und verschwindet aus dem Lichtkegel.

Anne berührt den Stein: „Ich weiß, welcher Herrscher die Figur darstellt. Es will und will mir aber nicht einfallen.“
„Es ist auch egal.“
„Fühlt sich an, als wäre Leben drin.“

Das Licht fällt auf Wände und Fenster, auf königsblau und königsrot, auf die Fleur de Lys, auf farbenstrahlendes Glas, auf Ritter und Priester und Heilige, auf den Jesus der Legenden.
„Wir haben es geschafft“, sagt Pierre und breitet die Armeedecken auf dem Steinboden aus. Er hat Kopfschmerzen, die Stirn glüht, aber er will nicht klagen. Deshalb packt er aus, was er im Rucksack verstaut hat. Die Beute des Tages, das, was er von dem Geld kaufen konnte, das die Leute ihm zugesteckt haben: einen ganzen Laib Brot, Rotwein in Glasflaschen, einen Camembert, alles an der Kasse im Carrefour bezahlt. Er zieht das Messer aus der Tasche, schneidet Brot, gibt Anne die dicksten Scheiben. Der Käse schmeckt ihm. Wie lange hatte er keinen gegessen? Sie kramt eine Parfümflasche aus ihrer Tasche, duftet mit einmal wie ein Rendezvous an einem Samstagabend. Anne strahlt und schaut ihm direkt in die Augen. Ein paar Brotkrumen fallen auf die Decke. Er öffnet die erste Flasche, blickt sich um, schüttelt den Kopf - trunken von dem, was er hier sieht und spürt, von all den Farben und Lilien.
Pierre zeigt zu dem Treppchen, das zum hölzernen Thron führte: „Komm“, sagt er „komm!“ Sie nickt.
Die Nacht fühlt sich wärmer an, als er geglaubt hat. Sie schmiegen sich aneinander, schauen zu den Sternen über ihnen. Pierre vergisst das Fieber, als sie sich küssen.

Der König lacht in der Dunkelheit.

 

Ich poste in kurzer Folge im Abstand von ein paar Tagen insgesamt acht Texte. Sie spielen am selben Tag zur selben Uhrzeit auf verschiedenen Kontinenten. (inspiriert von Night on Earth). Die Geschichten sind jeweils abgeschlossen, enthalten aber Konstanten.
Mein Copy-Write-Text ist ein Teil der Serie. (Ich stelle ihn morgen online).

 

Hallo @AWM

schön, dass du vorbei geschaut und eine schnelle Rückmeldung zu der Geschichte dagelassen hast.

interessante Szene, bin gespannt, was da noch kommt.
ich bin auch gespannt, was noch kommt, weil mir gerade jetzt eine Menge Szenen einfallen, die zu dieser Reihe passen.

So ganz ausgegoren finde ich es aber nicht. Das hängt auch mit der Perspektive zusammen.
Ich verstehe den Einwand, finde es aber ganz passend hier, weil die Perspektivwechsel die Möglichkeit bieten, von außen nach innen zu lesen. So wie die Protagonisten vom draußen in die Kapelle hineinkriechen.

Der Erzähler weiß ja, wer die zwei Gestalten sind, lässt den Leser aber im Unklaren. Was hat das für eine Funktion? Warum nicht Pierre und Anne schleichen an der Fassade entlang.
Die Idee ist hier kein auktorialer Erzähler, der irgendwann kommentierend eingreift, (was mit einer Ich-Perspektive besser gezeigt werden kann (siehe zB auch deinen letzten Text), sondern eine Kamerafahrt, die an das Geschehen heranzogt und dann vom Dialog abgelöst wird.

Wie trägt man ein Messer auf der Haut?
na ja, beispielsweise versteckt in den Socken. :D

An einigen Stelle habe ich gebastelt. So wie du es vorgeschlagen hast: vielen Dank!

Liebe Grüße aus einem Sonnentag im Taunus
Isegrims

 

Und der König lacht in der Dunkelheit.

Hm, da bin ich gespannt, was draus wird,

Isegrims,

musste mir jetzt erst mal Fotos des „hei(ig)len(den)“ oder „schützenden“ Ortes ( der sich übrigens „Sainte“ Ch. schreibt). Aber welche Heilung sich der von der Notaufnahme abgewiesene P. sich verspricht, außer ein wenig Schutz, k. A.
Husten kann viel bedeuten.

Flusenlese (neben der Namensschreibung), auffällig, das Wiedereinsetzen der alten Schreiung

Sie klettern über ein gußeisernes Tor …

Sie schmiegen sich aneinander, schauen zu den Sternen über ihnen. Pierre vergißt das Fieber, als sie sich küssen.

Bis bald

Friedel

 

Lieber @Friedrichard

vielen Dank für die Zeit und die Anmerkungen, schön, dass du dich mit dem Text beschäftigst.
Die Korrekturen habe ich erledigt.

musste mir jetzt erst mal Fotos des „hei(ig)len(den)“ oder „schützenden“ Ortes ( der sich übrigens „Sainte“ Ch. schreibt). Aber welche Heilung sich der von der Notaufnahme abgewiesene P. sich verspricht, außer ein wenig Schutz, k. A.
Dahinter versteckt sich der Hinweis auf eine Vorstellung, die aus dem Mittelalter bekannt ist, aber weiter zurückreicht: der König hat heilende Kräfte, eine Berührung, die Nähe allein reicht aus, um geheilt zu werden. Jesus wird als Heiler dargestellt, selbst die römischen Kaiser vereinzelt. Diese Vorstellung des Heils durch Auserwählte findet sich auch in anderen Kulturkreisen (zB. der Dalai Lama usw.). Insofern versprecht sich das Bettlerpärchen, das in der Notaufnahme abgewiesen wurde, vom Besuch der Sainte Chappelle eben jenes Heil.

Husten kann viel bedeuten.
stimmt, insbesondere in diesen Zeiten :Pfeif:

viele Grüße und einen Sonntag wie du ihn dir wünscht
Isegrims

 

Hallo, @Isegrims,

ich mag dieses kleine Häppchen, auch wenn es nur kurze Schlaglichter wirft, aber es hat mich an die Hand genommen und mit in die Kapelle kriechen lassen.

Dennoch gibt es einige Passagen, an denen ich mich gestoßen habe bzw. bei denen ich denke, dass noch etwas rauszuholen ist.

Vor dem Palais de Justice am Eingang zur Sainte-Chapelle, Paris, Vereinigte Staaten

Paris, Vereinigte Staaten ... von Europa? Oder soll das eine Outlook-Einladung sein? Oder sind wir in Paris, Teas? Oder bin ich schlicht zu doof, zu kapieren, was du damit sagen willst?

Zwei zarte Gestalten in Lumpen ...

Ich finde, dass sich diese Kombination ungünstig beißt. Und ich glaube nichts, dass du wirklich zart meinst. Eher ... was anderes. Schmächtig, ausgezehrt, mager ... aber zart? Und Lumpen? Das wäre wie "elegant im Parka".

Und hier stimme ich den Chor der Perspektivkritik ein - "Zwei Gestalten ... Sie klettern ..." Und dann bist du schon bei Pierre. Und auch, wenn ich verstehe, dass du den leser von außen heranführen willst, das geht so schnell, da kannst du meiner Ansicht nach direkt bei Pierre anfangen und diesen etwas schiefen Kniff auslassen..

„Du spinnst, du kannst da nicht reingehen!“
„Ich muss.“
„Ich habe Angst.“
„Wir haben Taschenlampen und dort gibt’s Kerzen.“
„Weiß nicht.“
„Ich muss da rein. Die haben uns in der Notaufnahme weggeschickt.“
„Ich glaube nicht an den Scheiß.“

Das ist ein Fremdkörper im Text. Dieser Dialog passt rein optisch schon nicht, ich finde aber auch, dass er sich gegenüber dem Rest des Textes unpassend, fast schon plump liest. Ich denke, dass du diese Diskussion auch anders in den Text einfließen lassen kannst, und dass sie vermutlich bereits geführt wurde, ehe die beiden über das Tor geklettert sind.

Pierre schaut sie an, lächelt, streicht ihr über die Wange und umarmt sie. Vielleicht wird’s nach Weihrauch riechen, vielleicht nach altem Holz. Der König ist ein Heiler. War er immer. Gedanken, Gebete, Reste des heiligen Blutes, all das versteckt sich in den Ecken und Nischen der Saint-Chapelle. Sogar in der Luft. Sie werden das Böse, die Krankheit vertreiben. Ganz sicher!

Schöne Passage, die mag ich.

Er denkt an Paul. Ein Dieb, ein Messerstecher, ein Säufer, ein guter Mensch ...

"Ein Dieb, ein Säufer, ein guter Mensch", ja, aber nicht "ein Messerstecher, ein guter Mensch". Das ist nicht nur ein provokativer Widerspruch, sondern ein inkompatibler. Der Messerstecher ist ein aggressiver, gewalttätiger Mensch. Nimm den Messerstecher raus. Auch "Ein Räuber, ein guter Mensch" wäre trotz einer potentiellen Robin-Hood-Motivik unpassend. Der Räuber braucht Gewalt, der Dieb nur Fingerspitzengefühl.

an der es weder Schloss, noch elektronische Vorrichtungen gab.

Das Komma kann weg.

Als er es geschafft hatte, hat er er die seltsame Kraft dieses Ortes gespürt

"... hatte, hat ..." klingt krumm, geh nach dem "hatte" wieder ins Imperfekt.

Sie hat Babyhaut.

Das arme Baby, wo hat sie die denn her?! Anne hat sicher keine Babyhaut, sie ist schließlich eine erwachsene Frau. Den Begriff finde ich schräg, hier kannst du das "zart" vom Anfang verwenden, oder "weich", oder "glatt". Aber nicht "Babyhaut". Bitte.

sie wärmen sich, basta!

Basta? Ich dachte, wir sind in Paris, und nicht in Rom. Wie wäre es hier mit einem "et fin" oder "finis".

Wären sie dick, würden sie steckenbleiben.

Auch diese Stelle finde ich schief formuliert, nicht nur, weil ich garantiert stecken bleiben würde. Das kann man besser machen. "Die Röhre ist eng, fast ist es ein Glück, dass Pierre und Anne so mager sind, sonst würden sie wohl nicht hindurch passen." Der Hinweis darauf, dass sie nicht dick sind, ist ein wenig plakativ.

Sie benutzen die Taschenlampe. Anne glaubt, sie wisse, welcher Herrscher die Figur darstellt, aber es will und will ihr nicht einfallen und es ist auch egal. Sie berührt den Stein. So glatt, so weich, als wäre Leben drin, denkt sie. Das Licht fällt auf Wände und Fenster, auf königsblau und königsrot, auf die Fleur de Lys, auf farbenstrahlendes Glas, auf Ritter und Priester und Heilige, auf den Jesus der Legenden.

Und wieder Perspektive - dieser Wechsel in Annes Wahrnehmung ist völlig unvermittelt und unnötig. Bleib besser bei Piere, von dem du kommst, und zu dem du direkt danach wieder zurückkehrst. Anne kann den König betrachten, kann ihn berüheren, Piere beobachtet sie dabei, wie sie ganz bei der haptischen Erfahrung ist, und wie du schreibst,"es ist auch egal", dass sie nicht weiß, wer der König ist. Weil dieser Wechsel so plötzlich kommt und nur eine kurze Passage lang hält, liest es sich eher wie eine handwerkliche Ungereimtheit als eine tatsächliche Absicht.

Er nimmt das Messer, das er auf der Haut trägt,

Eine mir völlig fremde Formulierung, irritierend. Warum ist das wichtig? Warum hat er das Messer nicht einfach in der Tasche?

Sie kramt eine Parfümflasche aus ihrer Tasche, riecht mit einmal wie ein Rendezvous an einem Samstagabend.

Entweder "es riecht" oder "sie riecht", und vielleicht "duftet" sie auch.

Der König lacht in der Dunkelheit.

Der hat mich gut rausgeführt.

Wie eingangs geschrieben, eine schöne, warme Miniatur, deine Figuren sind glaubhaft, die Situation ein wenig verzaubert, und doch in der Realität verwurzelt. Sehr gerne gelesen.

Gruß
bvw

 

Guten Abend @brudervomweber

wow, was für ein Kommentar! Sehr präzise und wertvoll!, vielen Dank! Ich musste ein paar Tage nachdenken, wie und ob ich umsetze, was du vorschlägst, den Text jetzt aber an den (meisten) Stellen verändert, die du kritisiert hast.

Dennoch gibt es einige Passagen, an denen ich mich gestoßen habe bzw. bei denen ich denke, dass noch etwas rauszuholen ist.
ich mag dieses kleine Häppchen, auch wenn es nur kurze Schlaglichter wirft, aber es hat mich an die Hand genommen und mit in die Kapelle kriechen lassen.
das freut mich sehr: mehr wollen diese Geschichten auch nicht, die Teil eines größeren Ganzen sind, an dem ich gerade arbeite.

Paris, Vereinigte Staaten ... von Europa? Oder soll das eine Outlook-Einladung sein? Oder sind wir in Paris, Teas? Oder bin ich schlicht zu doof, zu kapieren, was du damit sagen willst?
das war ein Übertragungsfehler, die Vereinigten Staaten gehören eigentlich zu der Woodstock-Geschichte dieser Serie.

Zwei zarte Gestalten in Lumpen ...

Ich finde, dass sich diese Kombination ungünstig beißt. Und ich glaube nichts, dass du wirklich zart meinst. Eher ... was anderes. Schmächtig, ausgezehrt, mager ... aber zart? Und Lumpen? Das wäre wie "elegant im Parka".
Ich mochte diese Polarität, wollte damit transportieren, wie verletzlich gerade die ärmsten sind. Ich habe diesen Gedanken jetzt an einer anderen Stelle platziert:
Wie zart sie aussieht, wie verletzlich, trotz der abgelaufenen Chucks, der fleckigen Jacke. Darunter ist sie schön.

Das ist ein Fremdkörper im Text. Dieser Dialog passt rein optisch schon nicht, ich finde aber auch, dass er sich gegenüber dem Rest des Textes unpassend, fast schon plump liest. Ich denke, dass du diese Diskussion auch anders in den Text einfließen lassen kannst, und dass sie vermutlich bereits geführt wurde, ehe die beiden über das Tor geklettert sind.
Den Dialog habe ich radikal gekürzt, passt jetzt besser und enthält kein verstecktes tell.
Anne bleibt vor ihm stehen: „Du spinnst, du kannst da nicht reingehen!
„Ich muss.“

"Ein Dieb, ein Säufer, ein guter Mensch", ja, aber nicht "ein Messerstecher, ein guter Mensch". Das ist nicht nur ein provokativer Widerspruch, sondern ein inkompatibler. Der Messerstecher ist ein aggressiver, gewalttätiger Mensch. Nimm den Messerstecher raus.
erledigt

Basta? Ich dachte, wir sind in Paris, und nicht in Rom. Wie wäre es hier mit einem "et fin" oder "finis".
c'est tout

Auch diese Stelle finde ich schief formuliert, nicht nur, weil ich garantiert stecken bleiben würde. Das kann man besser machen. "Die Röhre ist eng, fast ist es ein Glück, dass Pierre und Anne so mager sind, sonst würden sie wohl nicht hindurch passen."
habe ich drin gelassen, muss ich drüber nachdenken, an sich finde ich die Stelle passend

Und wieder Perspektive - dieser Wechsel in Annes Wahrnehmung ist völlig unvermittelt und unnötig. Bleib besser bei Piere, von dem du kommst, und zu dem du direkt danach wieder zurückkehrst. Anne kann den König betrachten, kann ihn berüheren, Piere beobachtet sie dabei, wie sie ganz bei der haptischen Erfahrung ist, und wie du schreibst,"es ist auch egal", dass sie nicht weiß, wer der König ist. Weil dieser Wechsel so plötzlich kommt und nur eine kurze Passage lang hält, liest es sich eher wie eine handwerkliche Ungereimtheit als eine tatsächliche Absicht.
einverstanden: ich neige zu plötzlichen Perspektivwechseln, will das auch manchmal mit großer Absicht, eignet sich aber kaum für eine so kurze Geschichte. Ich habe die Stelle deshalb geändert.
Anne berührt den Stein: „Ich weiß, welcher Herrscher die Figur darstellt. Es will und will mir aber nicht einfallen.“
„Es ist auch egal“
„So glatt, so weich, als wäre Leben drin“

Wie eingangs geschrieben, eine schöne, warme Miniatur, deine Figuren sind glaubhaft, die Situation ein wenig verzaubert, und doch in der Realität verwurzelt. Sehr gerne gelesen.
Und das nehme ich sehr gerne mit, dankeschön

viele Grüße und einen Königsstart ins Wochenende
Isegrims

 

Hallo, @Isegrims,

der Text liest sich jetzt nochmal geschmeidiger, ich mag die Atmosphäre hier wirklich sehr gerne ... aber ich hab dennoch ein paar Klitzekleinigkeiten übrig.

und warten darauf, ob die Alarmanlage anspringt

Das kneift beim Lesen, auch wenn ich nicht genau sagen kann weshalb ... vielleicht liegt es an den (anonymen) Gestalten, von denen der Erzähler plötzlich aber sehr genau weiß, was sie denken (sie warten sehr spezifisch, ob die Alarmanlage anspringt). Und natürlich dürfen sie das machen, aber direkt zu erklären, worauf sie da warten, ist ein bisschen viel "tell". Da ist es vielleicht besser, wenn sie im Schatten kauern, "als warteten sie auf etwas". Und dann weitermachen.

... aus wasserblauen Augen ...

Soll uns die Augenfarbe etwas sagen? "Trübe Tasse", oder "am Ende seiner Kräfte" oder nix? Mich iritiert sie hier eher, wie "rehbraun" oder "gewitterhimmelgrau" oder "moosgrün". Dann lieber "trübe" oder "erschöpfte" oder "glasige" Augen.

Es hätte nichts geholfen, zu schimpfen und zu klagen.

Auch irgendwie ... "schimpfen und klagen" klingt so profan. Dann vielleicht eher so etwas wie "Es hätte nichts geholfen, auf einer Behandlung zu bestehen."

Ein Dieb, ein Messerstecher, ein Säufer, ein guter Mensch,

Hrm. Wollten wir das nicht ändern? ;)

an der es weder Schloss, noch elektronische Vorrichtungen gab.

Verlieren Sie bitte das Komma.

Sie kümmern sich umeinander, sie wärmen sich, c’est tout!

Molto bene! :D

Sie benutzen die Taschenlampe.

Einschalten wäre auch okay. Mit dem Strahl der Lampe kannst du auch den Blick der beiden (und des Lesers) viel besser lenken, du entscheidest, welche Details es zu entdecken gibt.

Das Licht fällt auf Wände und Fenster, auf königsblau und königsrot, auf die Fleur de Lys, auf farbenstrahlendes Glas, auf Ritter und Priester und Heilige, auf den Jesus der Legenden.

Genau so.

Und wenn es vorher dunkel ist, wie passt dann die Spinne auf dem Bild ins Bild? Die werden sie ja nicht sehen. Das ist wieder einer dieser unvermittelten Perspektivsprünge, zack, mal eben zur Spinne, und zack, schon wieder zurück.

Anne berührt den Stein: „Ich weiß, welcher Herrscher die Figur darstellt. Es will und will mir aber nicht einfallen.“

1. "welchen Herrscher"
2. Vor dem Hintergrund des "es ist unwichtig, was früher war" fände ich es hier charmant, wenn Anne sagen würde: "Ich wusste mal, welchen Herrscher die Figur darstellt. Aber ich habe es vergessen."

„Es ist auch egal“
„So glatt, so weich, als wäre Leben drin.

"Weich"? Ich weiß, was du meinst, aber Stein ist nicht weich, auch wenn er glatt ist. "Geschmeidig" vielleicht, oder "schmiegsam". Oder du streichst das zweite, einfach nur: "So glatt, als wäre er voller Leben."

alles korrekt im Carrefour gekauft.

Auch hier weiß ich was du meinst, aber dieses korrekt steht ja für etwas ganz anderes. Nicht nur, dass es er nicht gestohlen hat, es sagt: Er war einkaufen, ganz so, als hätte er einen Job, ein Zuhause, ein Rendezvous. Das steckt da alles drin, aber "korrekt" ist eine schruttige Vokabel.

Wie lange hatte er keinen gegessen?

duftet mit einmal einem Mal wie ein Rendezvous an einem Samstagabend

Abgesehen von diesen Kleinigkeiten finde ich das "Picknick" ganz stark, das strömt so eine melancholische Nostalgie aus, ein Verloren-und-für-einen-Moment-wiedergefunden-haben, gefällt mir sehr gut.

Anne grinst

Und darum stört mich das "Grinsen". Breit Lächeln ist okay, strahlen noch besser. Grinsen ist ... zu intentional, zu wenig emotional. Man grinst, weil man will, aber man strahlt nicht, weil man will, da kann man einfach nicht anders. Ich hoffe, das ist irgendwie verständlich.

von all den Farben und Lilie.

Hä? "All die Vögel und Hund?"

das zum hölzernen Thron führte:

Ich kenn mich in der Chapelle nicht aus. Aber da sie nachher drauf sitzen, nehme ich an, dass der Thron noch da ist. Dann "führt".

Jetzt lass ich dich aber in Ruhe.

Gruß,
bvw

 

Hallo @brudervomweber,

entschuldige die etwas verspätete Antwort: einiges los zur Zeit, gutes und schlechtes. Dein Kommentar hat dem Text wirklich geholfen, vielen Dank!
Die meisten Stellen habe ich entsprechend deiner Vorschläge geändert.

der Text liest sich jetzt nochmal geschmeidiger, ich mag die Atmosphäre hier wirklich sehr gerne ...
das ist gut

Das kneift beim Lesen, auch wenn ich nicht genau sagen kann weshalb ... vielleicht liegt es an den (anonymen) Gestalten, von denen der Erzähler plötzlich aber sehr genau weiß, was sie denken (sie warten sehr spezifisch, ob die Alarmanlage anspringt). Und natürlich dürfen sie das machen, aber direkt zu erklären, worauf sie da warten, ist ein bisschen viel "tell".
Ich habe die Stelle wir folgt geändert:
Sie klettern über ein gusseisernes Tor, warten einen Moment und hoffen, unentdeckt zu bleiben. Nichts passiert.

Soll uns die Augenfarbe etwas sagen? "Trübe Tasse", oder "am Ende seiner Kräfte" oder nix? Mich iritiert sie hier eher, wie "rehbraun" oder "gewitterhimmelgrau" oder "moosgrün". Dann lieber "trübe" oder "erschöpfte" oder "glasige" Augen.
mit den wasserblauen Augen wollte ich tatsächlich etwas wie Müdigkeit zeigen, aber stimmt schon, klingt prätentiös, deshalb jetzt:
Der Arzt in der Notaufnahme sah müde aus, hatte ihn und seine Gefährtin angeschaut und die Achseln gezuckt.

Hrm. Wollten wir das nicht ändern? ;)
a ja, der Messerstecher wollte raus und ist jetzt auch raus

Und wenn es vorher dunkel ist, wie passt dann die Spinne auf dem Bild ins Bild? Die werden sie ja nicht sehen. Das ist wieder einer dieser unvermittelten Perspektivsprünge, zack, mal eben zur Spinne, und zack, schon wieder zurück.
mm ja, bisschen viel, ich habe da so eine Idee, wie ich die Geschichten der Serie verbinden könnte, dafür taugt die Spinne evtl. Nach der Änderung heißt es jetzt:
Eine Spinne huscht über eines der hölzernen Bilder an der Wand und verschwindet aus dem Lichtkegel.

1. "welchen Herrscher"
2. Vor dem Hintergrund des "es ist unwichtig, was früher war" fände ich es hier charmant, wenn Anne sagen würde: "Ich wusste mal, welchen Herrscher die Figur darstellt. Aber ich habe es vergessen."
Okay, sehe ich ein, deshalb habe ich den Text auch hier geändert:
Anne berührt den Stein: „Ich weiß, welcher Herrscher die Figur darstellt. Es will und will mir aber nicht einfallen.“
„Es ist auch egal“

"Weich"? Ich weiß, was du meinst, aber Stein ist nicht weich, auch wenn er glatt ist. "Geschmeidig" vielleicht, oder "schmiegsam". Oder du streichst das zweite, einfach nur: "So glatt, als wäre er voller Leben."
sie fühlt, dass er weich ist, was ich ausdrücken will, zeigt sich vielleicht jetzt besser:
„Fühlt sich an, als wäre Leben drin“

Auch hier weiß ich was du meinst, aber dieses korrekt steht ja für etwas ganz anderes. Nicht nur, dass es er nicht gestohlen hat, es sagt: Er war einkaufen, ganz so, als hätte er einen Job, ein Zuhause, ein Rendezvous. Das steckt da alles drin, aber "korrekt" ist eine schruttige Vokabel.
korrekt passt für mein Sprachgefühl, dennoch etwas abgeschwächt:
alles an der Kasse im Carrefour bezahlt.

Abgesehen von diesen Kleinigkeiten finde ich das "Picknick" ganz stark, das strömt so eine melancholische Nostalgie aus, ein Verloren-und-für-einen-Moment-wiedergefunden-haben, gefällt mir sehr gut.
:Pfeif:

Ich kenn mich in der Chapelle nicht aus. Aber da sie nachher drauf sitzen, nehme ich an, dass der Thron noch da ist. Dann "führt".
ja den Thron gibt es noch.

So, wie gesagt, toller Kommentar,
viele Sommersonnengrüße
Isegrims

P.S.: Ich habe die Titel aller Serientexte geändert.

 

Er hat sie nie gefragt, weil er von der Vergangenheit nichts wissen will.

Der König lacht
[...]
Der König lacht in der Dunkelheit.

Was ich noch gar nicht so recht zwischen erster und letzter Zeile gewürdigt hab, ist der Titel, der mich insoweit irritiert, dass – wenn ich historischer Überlieferung glauben darf - „Saint Louis“, nach frz. Zählung Louis IX. aus dem Hause Capet, Antipode des Staufers Friedrich II. (immer noch lesenswert der Roman von 1986 „Mann aus Apulien: Die privaten Papiere des italienischen Staufers Friedrich II., römisch-deutscher Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem, Erster nach Gott, über die wahre Natur der Menschen und der Tiere, geschrieben 1245-1250“, von Horst Stern, einem der ersten Umweltschützer, ein Meisterstück „historischen“ Erzählens!, vor allem über die Falknerei, frühwissenschaftlich jenseits der westlichen KUltur durch den Staufer) - einem weltoffenen Menschen, der dem Papst schon deshalb dubios erscheinen musste, weil er Arabisch konnte (was auf Sizilien zu erlernen kein Kunststück war, nachdem Normannen - und der Staufer war halber Normanne - "beide" Sizilien erobert hatten) und daher auch einen Kreuzzug ohne Blutvergießen vornehmen konnte und per Vertrag beendete für ein „offenes“ Jerusalem, was dem Kaiser den Bann einbrachte. Dass muss ein arger Halunke gewesen sein!, insofern sein frz. Antipode heilig gesprochen wurde.

Dieser Louis hingegen faltete gerne die Hand zum Gebet oder um das Schwert zu führen und brachte zB aus Jerusalem einen Nagel vom Kreuz und die Dornenkrone (sagen wir mal so, mit dem Wahrheitsgehalt des „Turiner“ Tuchs der Veronika).

Da hat die Königsstatue im Sainte-Chapelle die gleiche Funktion wie die Gigantomanie alter ägyptischer Königsfiguren!, und ich füge - vorsicht, Satire - aber das weißtu ja bei mir - einige Verse aus meinem Zyklus "die Gebrochenen" bei bzgl. der Heiligenverehrung

"Und der Lahme frömmelt sehr, / Fährt hoffnungsfroh nach Lourdes. / Ruft dort laut: „Hilf mir, Gott & Herr!“,/ Am End’ der langen Tour. // Und das Wunder, es geschieht, / Ist kaum zu begreifen: / Eh der Rollstuhl sich versieht,/ Trägt er neue Reifen."

"Heilung" im tammtamm des Medizinmannes oder - moderner - eines Dr. Internet und Doc.Apotheke usw. Und - wenn ich es richtig verstanden hab - hat die Bildungs"offensive" und ihr "Zuwachs" seit der "Öffnung" ihrer Wege (Stichwort: Zwoter Bildungsweg seit der sozialliberalen-Koalition, lebendes Beispiel der kleine Friedel) der Zuwachs an "Bildung" soeben seinen ersten Rückschlag erlitten.

… Der König ist ein Heiler. War er immer. Gedanken, Gebete, Reste des heiligen Blutes, all das versteckt sich in den Ecken und Nischen der Saint[e]-Chapelle. Sogar in der Luft. Sie werden das Böse, die Krankheit vertreiben. Ganz sicher!

Er schlich sich an der Sicherheitsschleuse im Hof vorbei und fand den Eingang ein paar Schritte vom Haupttor entfernt: eine runde Öffnung mit Holztürchen, die aussah wie ein Kellereingang oder eine Schütte für Heizmaterial, an der es weder Schloss noch elektronische Vorrichtungen gab. Reinkommen war ganz einfach.
Hier solltestu "eine" in Großschreibung in Betracht ziehen, nicht weil danach ein vollständiger Satz erfolgt, sondern die Nebensätze vollständige sind.

... und sie stehen mitten in der Saint[e]-Chappelle, direkt vor der steinernen Figur des Königs.

Anne berührt den Stein: „Ich weiß, welcher Herrscher die Figur darstellt. Es will und will mir aber nicht einfallen.“
„Es ist auch egal[.]“
„Fühlt sich an, als wäre Leben drin[.]“
und hier erkennen wir es dann
Das Licht fällt auf Wände und Fenster, auf königsblau und königsrot, auf die Fleur de Lys, auf farbenstrahlendes Glas, auf Ritter und Priester und Heilige, auf den Jesus der Legenden
dem sich der neunte Ludwig zugesellt

Zeiten verfolge bitte:

Pierre zeigt zu dem Treppchen, das zum hölzernen Thron führte: „Komm“, sagte er „komm!“ Sie nickt.

Wie immer

gern gelesen vom Friedrich II. und Walthers Verehrer

Friedel

 

Lieber Friedel,

angesichts des merkwürdigen Sommers und der Zeitenläufte ist dein tief in die Geschichte weisender Kommentar etwas in den Hintergrund gerückt (Einige neue Geschichten sind entstanden, auch welche, die zur Serie gehören, aber noch reifen, bevor sie veröffentlicht werden und ich arbeite ziemlich intensiv an einem größeren Projekt, das mich ausfüllt wie nie zuvor) und ich komme erst jetzt dazu, ihn zu beantworten.

Deine Hinweise auf das mittelalterliche Denken und die Quellenlage habe ich nicht vollständig verstanden. Du erwähnst Friedrich den II. und seinen Gegenspieler Louis. Der Text spielt auf einen alten Königsmythos an, der den König als Heiler ausweist. Eine Berührung reicht, um gesund zu werden. Das berichtet zum Beispiel Gregor von Tours und auch andere Chronisten. Das Lachen kann man natürlich unterschiedlich interpretieren, changiert zwischen auslachen und Ermunterung, die Mut machen soll.

Was ich noch gar nicht so recht zwischen erster und letzter Zeile gewürdigt hab, ist der Titel, der mich insoweit irritiert, dass – wenn ich historischer Überlieferung glauben darf - „Saint Louis“, nach frz. Zählung Louis IX. aus dem Hause Capet, Antipode des Staufers Friedrich II. (immer noch lesenswert der Roman von 1986 „Mann aus Apulien: Die privaten Papiere des italienischen Staufers Friedrich II., römisch-deutscher Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem, Erster nach Gott, über die wahre Natur der Menschen und der Tiere, geschrieben 1245-1250“, von Horst Stern, einem der ersten Umweltschützer, ein Meisterstück „historischen“ Erzählens!, vor allem über die Falknerei, frühwissenschaftlich jenseits der westlichen KUltur durch den Staufer) - einem weltoffenen Menschen, der dem Papst schon deshalb dubios erscheinen musste, weil er Arabisch konnte (was auf Sizilien zu erlernen kein Kunststück war, nachdem Normannen - und der Staufer war halber Normanne - "beide" Sizilien erobert hatten) und daher auch einen Kreuzzug ohne Blutvergießen vornehmen konnte und per Vertrag beendete für ein „offenes“ Jerusalem, was dem Kaiser den Bann einbrachte. Dass muss ein arger Halunke gewesen sein!, insofern sein frz. Antipode heilig gesprochen wurde.
tja, so mancher Heilige hatte es fausdick hinter den Ohren, neuerdings hört man das (Achtung schräger Vergleich!) auch von einem gewissen von und zu Guttenberg, der nicht nur diesen Schabernack-Amthor, sondern auch Wirecard beraten hat.

Da hat die Königsstatue im Sainte-Chapelle die gleiche Funktion wie die Gigantomanie alter ägyptischer Königsfiguren!, und ich füge - vorsicht, Satire - aber das weißtu ja bei mir - einige Verse aus meinem Zyklus "die Gebrochenen" bei bzgl. der Heiligenverehrung

"Und der Lahme frömmelt sehr, / Fährt hoffnungsfroh nach Lourdes. / Ruft dort laut: „Hilf mir, Gott & Herr!“,/ Am End’ der langen Tour. // Und das Wunder, es geschieht, / Ist kaum zu begreifen: / Eh der Rollstuhl sich versieht,/ Trägt er neue Reifen."

und Glaube versetzte Berge...

Zeiten verfolge bitte:
anfangs wollte ich Präteritum verwenden, habe mich aber für das trügerischere Präsens entschieden, weil es unmittelbarer wirkt.

Wie immer

gern gelesen vom Friedrich II. und Walthers Verehrer

:Pfeif:;)

viele Grüße und ein paar wohltemperierte Spätsommertage
Isegrims

 

Moin Isa -

naja, weißtu doch,

dass ich in Sprüngen denke. Wollte nur auf die Schizophrenie von politischer und kirchlicher Geschichte verweisen, wenn der erfolgreiche Kreuzfahrer und Staufer Jerusalem ohne Blutvergießen einvernehmlich mit Saladin "einnimmt", aber zugleich für alle drei Monotheismen öffnen lässt und der eher erfolglose Massenmörder (selbst wenn er Beute, pardon, ein scheinbar symbolbeladenes Stück Holz mitbringt) heilig gesprochen wird.

Wenn man so will, ist der normannisch-deutsche Staufer der Kirche zu weltoffen, selbst wenn er gelegentlich auch unter Größenwahn litt (oder warum ließ er ein Oktagon errichten, wenn den Amerikanern (vor Trump) schon ein Pentagon genügt?

Tschüss, schönes Wochenende und noch'n paar schöne letzte, kalendermäßige Sommertage (keine drei Wochen mehr, und die Nächte sind wieder länger als der Tag ...)

Friedel

 

Ich hab mal was probiert und eine YouTube Lesung eingespielt: Bilder im Vordergrund und die Stimme dahinter.
Würde mich interessieren, wie das Format auf Euch wirkt.
Einer oder mehrere Texte der Serie werden auf dem YT-Kanal des südhessischen Literaturportals eingestellt.

 

Erst werden die beiden Gestalten erwähnt, dann ein Arzt in der Notaufnahme, dann Pierre und dann wieder Anne. Dann kommt auch noch ein König vor. Aber ich kann hier keine zusammenhängende Handlung erkennen. Vielleicht kannst Du es mir genauer erklären?
Hi @Sebatian79MS
mm, lies genauer, ich erkläre meine Geschichten nicht. Was zwar arrogant klingen mag, aber he, macht keinen Sinn, die eigenen Texte zu interpretieren. Take it or leave it, sozusagen.
Nur vielleicht zur Sainte-Chapelle: dort haben die französischen Könige gebetet, eine kleine Kapelle, heute im Hof des Palais de la Justice und wenn du die Kapelle betrittst, siehst du Königsfiguren und einen Thron.

 

Guten Morgen @Morphin

jetzt habe ich zwar gehofft, irgendjemand würde etwas über das YouTube Video schreiben, wie das Format, die Verbindung zwischen Bildern und Lesung aufgenommen wird, aber dein feiner Kommentar ist sehr willkommen.

Also ich gespannt auf die anderen Teile, denn Night on Earth ist ein guter Film.
Ja, Night on Earth war die Inspiration zu der Zusammenstellung kleiner Geschichten, die an den Rändern weltweit angesiedelt sind und ein wenig auch von der Seuche berichten.
Diese hier gefällt mir gut. Wusste gar nicht, dass man so in die Kapelle, die gar nicht mal so klein ist, reinkommt.
an sich ist die Kapelle super gesichert, aber irgendeine Möglichkeit reinzukommen, gibt es bestimmt, ist natürlich Fiktion, dass die beiden durch den Lüftungsschacht reinkommen, ohne Alarm auszulösen.
Als alter Johanniter fiebert nicht die Stirn, sondern der ganze Kerl. Aus Stirn und Nacken treten Schweiß aus, sie glühen dann meist.
Stimmt: andererseits liegt das Hirn hinter der Stirn.
Ich weiß, du legst Wert auf den beobachtenden Erzähler, der ein wenig aus der Mode gekommen ist.
Na ja, ich will Bilder erzeugen, zeigen, was der Erzähler mit den Sinnen aufnimmt, Handlung alleine reicht (mir) nicht.
es ist wohl eher die Verbindung zu den tiefen Grundfesten des Seins, die vielleicht nur der/die Ärmlichste spürt. Vielleicht kann nur das Gebrochene diese besondere Form von Demut aufweisen. So ist es mir zumindest in all den Jahren begegnet.
Der moderne digitale Mensch, wohlstandsgesättigt, verliert die Beziehung zur Umwelt, zu den Träumen, den Mysterien, ja, auch eine Botschaft.

Liebe Grüße und vielleicht bis morgen zum Frühsommergewitterstammtisch
Isegrims

 

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