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Der Kundschafter

Seniors
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08.07.2012
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Der Kundschafter

Yuki starrte auf das Display ihres Telefons. Die Wände des Zimmers rückten dicht an sie heran. In das Licht der Abendsonne, die schräg durch das Fenster fiel, mischte sich ein bläulicher Schimmer. Einen Moment lang stand Yuki ganz still. Dann machte sie einen Schritt und las die Nachricht erneut. Ihre Hand zitterte, als sie das Telefon auf den Tisch legte.
Im Badezimmerspiegel erschien ihr bleiches Gesicht. Yuki trat näher, doch als sie den Ausdruck in ihren Augen sah, wandte sie den Blick ab. Von der Straße her drangen die Geräusche der Stadt herein. Fahrradklingeln war zu hören, ein Hund bellte, und Schritte hallten von den gefliesten Wänden des kleinen Raumes wider. In all dem vibrierte ein fremder Klang. Es war ein dumpfes Knirschen, kaum wahrnehmbar, aber Yuki hörte es und erschauerte.
Sie klappte den Toilettendeckel zurück, erbrach sich, hustete und betätigte die Spülung. Als sie sich über dem Waschbecken kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, knickten ihre Knie ein.
Sie schwankte zurück ins Zimmer und lauschte. Der unheimliche Klang war fort. An einem Haken in der kahlen Wand hing ihre Jacke. Yuki streckte den Arm aus, doch mitten in der Bewegung hielt sie inne. Sie betrachtete ihre Hand, das fahle Weiß ihrer Haut. Eine Weile stand sie so und rührte sich nicht. Schließlich nahm sie die Jacke vom Haken, trat an den Tisch und griff nach dem Telefon. Noch einmal las sie die Nachricht. Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie flüsterte: Er ist hier.


Sie erreichte den Park im letzten Licht des Tages. Das Sakurafest war vorüber, doch noch immer hing der Duft der Kirschblüte in der Luft. Nakamoto saß auf einer Bank am Rande eines Spielplatzes.
»Sensei«, sagte Yuki mit zitternder Stimme. »Deine Nachricht, ich dachte …«
»Setz dich«, sagte Nakamoto ohne aufzusehen. Er starrte auf den Spielplatz. Schweiß tropfte ihm von der Stirn, seine Lippen waren trocken und blutleer. Der alte Mann bebte am ganzen Körper. Yuki setzte sich und ergriff Nakamotos Hand. Sie wollte etwas sagen, doch Nakamoto schnitt ihr mit einer Geste das Wort ab.
»Uns bleibt nicht viel Zeit. Es ist ein Aufklärer.«
»Ein Aufklärer?«
Der alte Mann nickte. Noch immer schaute er reglos gerade aus. »Ja, ein Kundschafter. Ein Scout. Ich kann ihn nicht aufhalten.«
»Aber wo …« Yukis Blick irrte über den Spielplatz und den angrenzenden Park. In der Dämmerung standen Büsche und Bäume still und dunkel da. Nichts rührte sich. In diesem Moment hörte Yuki es. Es kam von der Spielplatzschaukel. Das leise Klirren der Eisenketten stand wie ein einzelner Klang über der schweigenden Welt.
Yuki betrachtete das Mädchen, das dort, keine zwanzig Schritte von ihnen entfernt, auf der Schaukel vor und zurück schwang. Die Kleine mochte kaum acht Jahre alt sein, aber der Blick, mit dem sie Nakamoto fixierte, zählte Jahrtausende.
»Was kann ich tun?«, flüsterte Yuki.
Ein Lächeln umspielte die Lippen des Mädchens, doch in seinen Augen war nichts als ein kaltes Glühen. Die Kleine schwang sich von der Schaukel, strich ihr Kleid glatt und kam langsam näher.
Nakamoto hustete. »Lass ihn nicht aus den Augen«, sagte er erschöpft.
Ein Windstoß fegte durch den Park. Blütenblätter wirbelten empor. Yuki erfasste ein Zittern, als sie sah, wie sich die schwarzen Zöpfe des Mädchens in der Brise bewegten.
»Beherrsche deine Furcht«, sagte Nakamoto. »So, wie ich es dich gelehrt habe.«
Schauer jagten über Yukis Rücken, und sie spürte, wie sich ihre Muskeln spannten.
»Ich schaff das nicht«, sagte sie tonlos.
»Reiß dich zusammen.« Nakamotos Stimme klang rau.
Die Kleine näherte sich bis auf wenige Schritte, dann blieb sie stehen und musterte Nakamoto so aufmerksam, als wollte sie sich jedes Detail seiner Erscheinung einprägen. Hinter ihrer zarten Gestalt schwebten Kirschblüten durch die dunkle Leere. Yuki presste die Hand ihres Meisters, und sie spürte, wie die Kraft aus Nakamotos Körper wich.
»So treffen wir uns also wieder, Akuma«, sagte er matt. »Nach all den Jahren.«
Das Mädchen nickte. »Nach all den Jahren, Nakamoto.«
Yuki zitterte so heftig, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, sagte Akuma: »Ist das deine Schülerin?«
Als Nakamoto schwieg, lachte Akuma leise, und erneut rauschte ein Windzug durch den Park. Yuki hörte das Rascheln der Blätter in den Bäumen und Büschen und das gedämpfte Quietschen der Schaukel.
Nakamoto wurde von einem Hustenanfall geschüttelt. Er beugte sich vor, rang nach Atem und spuckte Blut. Yuki hielt noch immer seine Hand. Tränen liefen über ihre Wangen.
»Es wird Zeit«, sagte Akuma.
Nakamoto löste sich von Yukis Hand. »Du weißt, was zu tun ist«, sagte er.
Yuki schüttelte den Kopf. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Akuma den Blick auf sie richtete. Unter der Last dieses Blickes sank sie zusammen, spürte, wie er sich dunkel und schwer auf ihre Brust legte. Noch einmal griff Yuki nach der Hand ihres Meisters, doch Nakamoto wehrte sie mit dem Arm ab.
»Geh mit ihm«, sagte er. »Halte stand.«
Yuki presste die Lippen aufeinander. Sie hob das Kinn, wischte mit dem Arm über ihr Gesicht und schaute Akuma in die Augen. Die Kleine lächelte, hielt Yuki ihre winzige Hand entgegen und sagte: »Bist du soweit?«


Yuki schaute sich im Diner um. »Was willst du hier?«
Akuma öffnete die Lippen und forschte ohne ein Wort zu sagen in Yukis Gesicht. Als die Kellnerin an den Tisch trat, tippte Akuma auf die eingeschweißte Menukarte. »Zwei mal Keema und zwei Cola.« Die Kellnerin lächelte das Mädchen an, nickte und drehte sich um. Nachdem sie gegangen war, antwortete die Kleine: »Sag du es mir.«
»Hm?«
»Weshalb wir hier sind. Du hast uns hergeführt.«
Yuki sah das Mädchen an. Ihre Unterlippe bebte, als sie sagte: »Keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Akuma hob die Hand und wies mit dem Zeigefinger auf die Eingangstür des Diners, die sich in diesem Moment öffnete. Ein junger Mann trat in das Restaurant. Er trug einen abgewetzten Parka, eine Zigarette glomm zwischen seinen Lippen.
»Wenn das nicht dein Bruder ist«, sagte Akuma. »Und schau, wer da mit ihm kommt. Meine Güte, du warst ja mal richtig hübsch.«
Yuki folgte Haru in den Diner. Sie wischte über ihre aufgeplatzte Unterlippe und schlug den Kragen der Jacke hoch. Haru setzte sich an einen Tisch im hinteren Bereich des Restaurants. Mit einer Bewegung des Kinns bedeutete er Yuki, ihm gegenüber Platz zu nehmen.
Sie bestellten, und eine Weile sagte niemand ein Wort. Haru folgte dem Song, der gerade im Radio gespielt wurde. Er hatte ein Bein über das andere geschlagen, und die Spitze seines Stiefels wippte im Takt. Yuki betrachtete Harus dunkle Hände, die über den Knöcheln aufgerissene Haut.
»Du musst lernen, wie man gehorcht«, sagte Haru schließlich und drückte seine Zigarette im Ascher aus. Die Kellnerin brachte ihre Bestellungen, und sie aßen schweigend. Yuki schaute durch die Fenster des Diners. Die Nacht senkte sich über die Stadt. Ein kalter Glanz lag auf den Straßen.
Irgendwann erhob sich Haru und zählte ein paar Geldscheine auf den Tisch.
»Los«, sagte er.
Akuma lachte und klatschte in die Hände. »Folgen wir ihnen.«
Yuki sah in das kleine, glatte Gesicht des Mädchens.
»Nein, bitte.«
Akuma hob die Hand. »Wir wollen zahlen, schnell.«
Das Mädchen lächelte Yuki böse an und leckte sich über die Lippen. Yuki fuhr zusammen. Sie schmeckte das Salz ihrer Tränen, und sie hörte das Pochen ihres Herzens.


Haru sah sich um. Flussaufwärts zuckten die Reflexionen eines Tonnenfeuers über den Spiegel des schwarzen Wassers, doch hier herrschte die Nacht. Bedächtig steckte sich Haru eine Zigarette an.
»Zieh dich aus«, sagte er und legte den Kopf in den Nacken, so als wären sie hier, um die Sterne zu betrachten.
Yuki knetete ihre Hände. »Bitte. Ich …«
Irgendwo am gegenüberliegenden Ufer schrie ein Tier. Haru zog den Parka aus und ließ ihn fallen.
»Mitten in der Stadt«, sagte er nachdenklich. »Und doch wie im tiefsten Wald.«
»Du musst das nicht tun«, sagte Yuki und lauschte erschüttert dem Klang ihrer Stimme. Haru rauchte. Er schaute hinauf in den nächtlichen Himmel. Jenseits der schimmernden Aureole, die von den Wolkenkratzern des Businessbezirks ausging, klaffte ein Loch absoluter Schwärze.
Die Kleine hatte sich unweit der Beiden ins Gras gesetzt. Sie schien die Kälte, die vom Boden ausging, nicht zu spüren.
Yuki stand bei ihr und presste sich die Hände vor das Gesicht.
»Nakamotos Schwachstelle zu finden, hat mich viele Jahre gekostet«, sagte Akuma.
Yuki ließ die Hände sinken und schaute hinüber zu den Beiden am Fluss.
»Für meine hast du nicht einmal eine Nacht gebraucht«, sagte sie.
Der erste Schlag traf Yuki am Hals. Haru wirkte irritiert. Vielleicht hatte er nicht richtig gezielt. Er packte Yuki an der Schulter und versetzte ihr einen Schwinger in den Bauch, der sie zusammenklappen ließ wie eine Puppe. Sie krümmte sich am Boden, rang nach Luft, und Haru zerrte ihr die Kleider vom Leib.
»Ein Nagel, der heraussteht, wird eingeschlagen«, sagte er schließlich, nachdem er seine Schwester vollständig entkleidet hatte. Einige Augenblicke lang trieb Yukis Unterwäsche auf dem dunklen Wasser des Flusses, dann verschwand sie lautlos in der Strömung.
Haru zog an seiner Zigarette und schaute auf Yuki herab, die mit den Armen ihre Brust umschlang und sich wimmernd auf den feuchten Sand des Ufers hockte. Eine Weile rührte sich niemand. Fäulnisdunst zog herüber.
»Vater ist zu früh gestorben«, sagte Haru. »Aber ich werde dir zeigen, wo dein Platz ist.« Er versetzte Yuki einen wuchtigen Tritt, der sie in den Fluss stieß. Mit einem Satz war Haru über ihr und drückte ihren Kopf in das schlammige Wasser.
Akuma lachte. »Na, das ist ja eine feine Familie.« Die Kleine stieß Yuki an und zwinkerte ihr zu.
»Wenn der Alte tot ist«, sagte sie, »werden meine Leute hier durchspazieren, als wäre es nichts.«
»So schnell stirbt Nakamoto nicht«, gab Yuki zurück.
Akuma schnalzte mit der Zunge. »Das werden wir sehen.«
Drüben am Fluss kämpfte Yuki um ihr Leben. Haru ließ einen Moment lang von ihr ab, so dass sie Atem schöpfen konnte, dann presste er sie wieder unter Wasser. Als er mit einer Hand das Schloss seines Gürtels löste und seine Hose öffnete, stieß Akuma einen leisen Pfiff aus.
Yuki schrie, das modrige Wasser brodelte unter ihr, über ihr. Sie spürte, wie Haru in sie eindrang, der Schmerz zerriss ihren Unterleib. Sie schluckte Schlamm, der Morast knirschte zwischen ihren Zähnen.
»Ich weiß nicht«, sagte Akuma, »weshalb Nakamoto dich zur Schülerin gemacht hat.« Die Kleine rieb sich das Kinn. Dann setzte sie hinzu: »Du bist schwach.«
Mit dem Knie stieß Yuki im schlickigen Untergrund gegen etwas Hartes. Hustend, keuchend, benommen vor Schmerz und Entsetzen registrierte sie, wie sich ihre Hand um einen Stein in Faustgröße krallte. Und in dem Moment, als Haru schwer atmend inne hielt und seinen Griff für einen Augenblick lockerte, fuhr Yuki herum und schmetterte den Stein in sein Gesicht. Sie hörte das Knacken, als Harus Nasenwurzel brach und ganz kurz standen sich die beiden – Bruder und Schwester – verstört gegenüber, so als begriffe keiner von ihnen, was hier gerade geschah. Schwarz lief das Blut über Harus Lippen und dann das Kinn herab. Yuki schlug noch einmal zu, Haru kippte rückwärts in den Fluss. Er wälzte sich herum und kroch durch das flache Wasser dem Ufer entgegen.
Yukis weißer Leib schimmerte in der nächtlichen Finsternis. Sie folgte ihrem Bruder mit unsicheren Schritten, noch immer den Stein in der Hand. Als sie ihn eingeholt hatte, setzte sie den Fuß zwischen seine Schulterblätter und drückte ihn in den Morast. Sie holte aus und zertrümmerte mit vier, fünf Schlägen Harus Schädel. Dann stand sie bewegungslos in der Kälte der Nacht.
Akuma erhob sich. Einen Moment lang schien das Mädchen etwas sagen zu wollen, doch dann schüttelte es den Kopf.
»Danach bist du seine Schülerin geworden«, sagte Akuma schließlich.
Yuki nickte. »Keiner von euch wird hier einfach durchspazieren«, fügte sie mit ruhiger Stimme hinzu und wischte sich über die Augen.
Die Kleine zuckte die Schultern. »Nun, ich bin nur ein Beobachter.« Sie wandte sich zum Gehen, hielt kurz inne, um Yuki mit ihrer winzigen Hand zuzuwinken und verschwand in der Dunkelheit.

 
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Hola Achillus,

Yuki (ich bin in Japan) bekommt eine böse Nachricht.

Die Wände des Zimmers rückten dicht an sie heran.
Das kann ich mir gut vorstellen, passiert beim Fokussieren. Aber Echo im geschrumpften Raum?
... das Echo von Schritten hallte in dem kleinen Raum wider.
Ich nehme an, sie befindet sich allein im Raum, von anderen Leuten ist nicht die Rede – dann wären das ihre eigenen Schritte? Aber sie steht doch:
... stand Yuki ganz still.
Dann machte sie einen Schritt ...
Nur einen ... Oder soll es bedeuten, dass das Geräusch von Schritten ins Zimmer drang?

In all dem vibrierte ein fremder Klang. Es war ein dumpfes Knirschen, kaum wahrnehmbar, aber Yuki hörte es und erschauerte.
Ich tippe auf Earthquake-Mania.
Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie flüsterte: Er ist hier.
Jetzt wird’s spannend. Hat bisschen gedauert:).

In der Dämmerung standen Büsche und Bäume still und dunkel da. Nichts rührte sich. In diesem Moment hörte Yuki es. Es kam von der Spielplatzschaukel. Das leise Klirren der Eisenketten stand wie ein einzelner Klang über der schweigenden Welt.
Mann, ist das gut!
Zwei Sätze später komme ich ins Straucheln:
Die Kleine mochte kaum acht Jahre alt sein, aber der Blick K mit dem sie Nakamoto fixierte, zählte Jahrtausende.
Hier wabert etwas.
Nakamoto hustete. »Lass ihn nicht aus den Augen«, sagte er erschöpft.
Ich verstehe nicht – wer ist ‚ihn’?
Yuki erfasste ein Zittern, als sie sah, wie sich die schwarzen Zöpfe des Mädchens in der Brise bewegten.
Sie zittert, weil sich Mädchenzöpfe im Wind bewegen? Nicht gekauft.
»Geh mit ihm«, sagte er.
Nochmals ‚er’, aber ich sehe nur zwei Mädchen und den Alten?
Yuki folgte Haru in den Diner.
Haru ist der Bruder, nehme ich an? Aber wieso folgt Yuki ihm, da sie doch schon da ist? Sie sitzt mit Akuma am Tisch und hat schon bestellt.
Yuki schaute sich im Diner um.
Yuki folgte Haru in den Diner.
Das verstehe ich nicht.
Sie bestellten, und eine Weile sagte niemand ein Wort.
Aber Yuki und Akuma haben doch schon Keema und Cola bestellt, bevor Haru eintrat?
Irgendwann erhob sich Naru .
..
Haru? (öfters)
Akuma lachte und klatschte in die Hände. »Folgen wir ihnen.«
Yuki und Haru aßen zusammen, plötzlich ist Akuma wieder da. Sie sind zu dritt. Bei ‚folgen wir ihnen’ müssten es aber mindestens vier Personen sein, oder irre ich (2 x Plural)?
Flussaufwärts zuckten die Reflexionen eines Tonnenfeuers über den Spiegel des schwarzen Wassers, ...
Du hast schon besser formuliert:shy:.
unweit der Beiden
beiden
Yuki stand bei ihr und presste sich die Hände vor das Gesicht. ... ...
Yuki ließ die Hände sinken und schaute hinüber zu den Beiden am Fluss.
Ich kann nicht folgen: Yuki stand bei Akuma ... und dann schaut sie zu den beiden ...?
Wo oder wer zum Teufel ist die vierte Person?
Die Kleine stieß Yuki an und zwinkerte ihr zu.
Haru drückt Yukis Kopf ins schlammige Wasser, trotzdem blinzelt Akuma ihr zu? Aber hallo!
Mit einem Satz war Naru über ihr und drückte ihren Kopf in das schlammige Wasser.
Drüben am Fluss kämpfte Yuki um ihr Leben.
Wieso ‚drüben’? Wir sind doch ‚hüben’ oder nicht?

Lieber Achillus, Du siehst schon an den vielen Fragezeichen, dass ich mit diesem Text ziemliche Schwierigkeiten hatte. Oft hört man die Frage, ob ein Text eventuell der Auszug aus einer größeren Geschichte, gar eines Romans sei – und hier scheint mir diese Frage ebenfalls berechtigt.
Möglicherweise bin ich schwer von Begriff, aber für mich bleibt zu vieles nebulös. Ich lese und lese, aber verstehe nichts – wirklich nichts . Ich habe das deutliche Gefühl, der Autor weiß viel mehr als ich, hält aber damit hinterm Berg. Da ich nicht in der Lage bin, mir auch nur ein ungefähres Bild vom Plot zu machen, z. B. wer ist der Auftraggeber der Kundschafter, komme ich als Leser dieses Mal nicht auf meine Kosten bei Deiner Geschichte. Sie ist mir einfach zu verworren.
Finde ich merkwürdig, denn mit Deinen Texten hatte ich noch nie Probleme – die waren oft hervorragend. Aber glücklicherweise motiviert Kritik mehr als Lob:D.

In diesem Sinne beste Grüße!
José

Meine Deutung:
Da gibt es den alten Vater, die Tochter, die der (wohl sterbende) Vater zu seiner Nachfolgerin bestimmt hat, und den Sohn. Und dann gibt es die diffuse Macht, die einzudringen versucht. Sie hat einen Beobachter (an anderer Stelle wird von einem Kundschafter gesprochen) in Gestalt des kleinen Mädchens geschickt. Die Macht sucht nach einem Weg einzudringen. Diesen hat man in dem Bruder gefunden, der seine Schwester vergewaltigen und wahrscheinlich töten möchte/muss. Es kommt zum Kampf zwischen Schwester und Bruder. Die Schwester gewinnt am Ende und die eindringende Macht ist für diesmal abgewendet. Der Vater kann sterben, die Tochter übernimmt seine Rolle.
So verstehe ich den Inhalt. Die Geschichte steht für mich ohne Zusammenhang, ist ein (evtl.) Ausriss einer größeren Geschichte und gibt keine Antwort darauf, warum geschieht, was geschieht.

 
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Hola José, danke für Deinen hilfreichen Kommentar. Deine Hinweise zeigen mir einige Schwierigkeiten des Textes.

Aber Echo im geschrumpften Raum?

Stimmt, habe ich rausgenommen.

Ich nehme an, sie befindet sich allein im Raum, von anderen Leuten ist nicht die Rede – dann wären das ihre eigenen Schritte?

Die Schritte werden ja zusammen mit den anderen Geräuschen erwähnt, die von der Straße kommen.

Von der Straße her drangen die Geräusche der Stadt herein. Fahrradklingeln war zu hören, ein Hund bellte, und Schritte hallten von den gefliesten Wänden des kleinen Raumes wider.

Sie zittert, weil sich Mädchenzöpfe im Wind bewegen? Nicht gekauft.

Naja, es ist eben nicht wirklich ein Mädchen. Die Bewegung ihrer Zöpfe macht die Kleine (die nicht hierher gehört) aber real, und das löst Angst bei Yuki aus. Ich hoffe, das ist nicht zu sehr um die Ecke gedacht.

Nochmals ‚er’, aber ich sehe nur zwei Mädchen und den Alten?

Vertrau dem alten Nakamoto, José, die Kleine ist kein kleines Mädchen. Vielleicht spielen hier die Erwartungen an den Text eine Rolle. Mythische Aspekte erscheinen erst einmal widersinnig. So ging es mir manchmal beim Lesen von Marquez, wo ich dachte, was ist denn da los? Ich habe überlegt, den Fantasy-Tag zu aktivieren, aber die Geschichte ist eigentlich keine Fantasy. Eher so etwas wie eine japanische Geistergeschichte.

Haru ist der Bruder, nehme ich an? Aber wieso folgt Yuki ihm, da sie doch schon da ist? Sie sitzt mit Akuma am Tisch und hat schon bestellt.

Genau Haru ist Yukis Bruder. (Naru war ein Buchstabendreher, tschuldigung, habe ich korrigiert.) Würde sich Deine Wahrnehmung des Textes ändern, wenn Du wüsstest, dass Akuma (あくま) in Japan so etwa Böser Geist bedeutet?

Lieber Achillus, Du siehst schon an den vielen Fragezeichen, dass ich mit diesem Text ziemliche Schwierigkeiten hatte.

Ja, ich finde das gut. Also nicht, dass Du Fragezeichen hattest, sondern dass das Forum die Möglichkeit bietet, solche Wirkungen zu erforschen. Was funktioniert, was klappt nicht? Ich bin mit der Geschichte sicher ein Experiment eingegangen. Zur Zeit lese ich viel Kafka (daran wird es liegen, haha) und staune mal wieder, was der Mann sich traut. Aber das waren natürlich auch andere Rahmenbedingungen.

Oft hört man die Frage, ob ein Text eventuell der Auszug aus einer größeren Geschichte, gar eines Romans sei – und hier scheint mir diese Frage ebenfalls berechtigt.

Ich glaube, es hat ein wenig mit dem kulturfremden Kontext zu tun. Die Szene zwischen dem Mädchen auf der Schaukel und dem alten Meister auf der Bank ist in der Manga/ Anime-Kultur schon beinahe ikonografisch, habe ich gelesen. Sie steht für den Kampf des Menschen (der alte Mann) gegen die Mächte des Nicht-Menschlichen (das Mädchen). Hm. Ansonsten ist in der Geschichte jede Information drin, die es braucht. Nur eben so, dass mir der Leser kein Info-Dropping vorwerfen kann.

Es ist immer das gleiche Problem in der Sache: Schreibt man es zu schlicht, findet der Leser es trivial, schreibt man es zu subtil, findet der Leser es unverständlich. Ist ein ziemlicher Balanceakt. Danke für Deine Hilfe auf dem Drahtseil :lol:

Da ich nicht in der Lage bin, mir auch nur ein ungefähres Bild vom Plot zu machen, z. B. wer ist der Auftraggeber der Kundschafter, komme ich als Leser dieses Mal nicht auf meine Kosten bei Deiner Geschichte.

Also ich hatte gehofft, dass der Leser Nakamotos Aussage so erst einmal akzeptiert. Das Mädchen auf der Schaukel ist der Kundschafter. Was genau könnte das bedeuten?

Meine Deutung: Da gibt es den alten Vater, die Tochter, die der (wohl sterbende) Vater zu seiner Nachfolgerin bestimmt hat, und den Sohn. Und dann gibt es die diffuse Macht, die einzudringen versucht. Sie hat einen Beobachter … in Gestalt des kleinen Mädchens geschickt. Die Macht sucht nach einem Weg einzudringen. Diesen hat man in dem Bruder gefunden, der seine Schwester vergewaltigen und wahrscheinlich töten möchte/muss. Es kommt zum Kampf zwischen Schwester und Bruder. Die Schwester gewinnt am Ende und die eindringende Macht ist für diesmal abgewendet. Der Vater kann sterben, die Tochter übernimmt seine Rolle.
So verstehe ich den Inhalt. Die Geschichte steht für mich ohne Zusammenhang, ist ein (evtl.) Ausriss einer größeren Geschichte und gibt keine Antwort darauf, warum geschieht, was geschieht.
Ich verstehe, dass Du das so liest, weil sich so eben bestimmte Lücken füllen lassen. Aber wenn Akuma fragt, ob Yuki nach dem Kampf mit ihrem Bruder zu Schülerin von Nakamoto wurde und Yuki dies bestätigt, erscheint das Ganze wieder in einem anderen Licht, oder nicht?

José, ich danke Dir sehr. Deine Hinweise haben mich weitergebracht.

Wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,

Zitat von josefelipe Beitrag anzeigen
Lieber Achillus, Du siehst schon an den vielen Fragezeichen, dass ich mit diesem Text ziemliche Schwierigkeiten hatte.

Ja, ich finde das gut. Also nicht, dass Du Fragezeichen hattest, sondern dass das Forum die Möglichkeit bietet, solche Wirkungen zu erforschen. Was funktioniert, was klappt nicht? Ich bin mit der Geschichte sicher ein Experiment eingegangen.

Für mich was es ohne Probleme verständlich. Liegt aber vielleicht daran, dass ich auch viele Mangas lese, und Kafka ist auch ein Favorit von mir ;).

Deine Geschichte ist für mich noch unvollständig, denn

Sie steht für den Kampf des Menschen (der alte Mann) gegen die Mächte des Nicht-Menschlichen (das Mädchen).

wir erfahren nichts darüber. Wofür kämpfte der alte Mann, und wer/ was sind die Mächte des Nicht-Menschlichen und was ist deren Antrieb. Das fehlt hier. Auch in den meisten Mangas gibt es dazu schnell eine Infos, um den Grundrahmen zu legen. Mit ein paar Sätzen dazu ist es vermutlich schon getan.


Ein paar kleine Bemerkungen:

****
Im Titel schreibst du "Der Kundschafter", eingeführt wird sie als Aufklärer, danach Kundschafter, Scout und am Schluss Beobachter.

Uns bleibt nicht viel Zeit. Es ist ein Aufklärer.«
»Ein Aufklärer?«
Der alte Mann nickte. Noch immer schaute er reglos gerade aus. »Ja, ein Kundschafter. Ein Scout. Ich kann ihn nicht aufhalten.«

Kann man alles gleich setzen wenn man es als militärische Aufklärung anschaut. Ich finde es aber nicht passend, weil die Begriffe doch auch unterschiedliche Aktivitäten beinhalten.

Am passendsten würde ich Aufklärer finden. Die Doppeldeutigkeit von militärischer Aufklärung und Aufklärung was Richtig ist hat einen Charme, kann man auch mit dem Kundschafter umsetzten.

Nun kommt aber schon ein erstes Problem mit der militärischen Aufklärung. Warum hat Nakamoto Angst vor dem Aufklärer? Denn Aufklärung beschafft und wertet Informationen aus. Macht aber selber keine Aktionen. Sprich Nakamoto müsste Angst haben, was nach Akuma folgt.
****

Es ist immer das gleiche Problem in der Sache: Schreibt man es zu schlicht, findet der Leser es trivial, schreibt man es zu subtil, findet der Leser es unverständlich

Die Frage ist doch eher, wer sind deine Leser ;).

Ist ein ziemlicher Balanceakt. Danke für Deine Hilfe auf dem Drahtseil

... und runterfallen heißt aufgespießt zu werden :aua:
****

»Piss dir nicht in die Hosen.« Nakamotos Stimme klang rau.
»Sie reißt dir den Arsch auf«, presste Nakamoto hervor.

Passt nicht in das Bild eines Sensei. So was würde eher ein Anfänger sagen. Nakamoto ist doch eigentich erfahren und sollte die Ruhe haben.
****

Hier stimmt was nicht.

Yuki schaute sich im Diner um. »Was willst du hier?« ... Yuki folgte Haru in den Diner
****

Ich gehe davon aus, das Akuma Haru beeinflusste? Andernfalls wäre mich nicht ganz klar, warum Haru seine Schwester angreift. Ganz sicher bin ich mir nicht, vielleicht ein zusätzlicher Satz in der Geschichte um dies klarzustellen.
***

Aber wenn Akuma fragt, ob Yuki nach dem Kampf mit ihrem Bruder zu Schülerin von Nakamoto wurde und Yuki dies bestätigt, erscheint das Ganze wieder in einem anderen Licht, oder nicht?

War Yuri nun schon die Schülerin oder nicht? Sie wird ja schon als Schülerin von Nakamoto eingeführt.
»Beherrsche deine Furcht«, sagte Nakamoto. »So, wie ich es dich gelehrt habe.«
...
Akuma: »Ist das deine Schülerin?«
»Sie reißt dir den Arsch auf«, presste Nakamoto hervor.

»Ich weiß nicht«, sagte Akuma, »weshalb Nakamoto dich zur Schülerin gemacht hat.


und dann
Akuma erhob sich. Einen Moment lang schien das Mädchen etwas sagen zu wollen, doch dann schüttelte es den Kopf.
»Bist du danach seine Schülerin geworden?«, fragte Akuma schließlich.

Auf was bezieht sich das danach? Auf eben gerade? Das passt aber nicht, weil Yuri schon Nakamotos Schülerin ist.
****

»Wenn der Alte tot ist«, sagte sie, »werden meine Leute hier durchspazieren, als wäre es nichts.«

Ist Akuma nun eine Aufklärerin oder muss Sie Nakamoto erledigen? Und wie ist meine Leute zu interpretieren? Ist Akuma ein Anführer, oder bezieht er sich auf eine Armee, der er einfach angehört?

Und was ist Nakamotos Fähigkeit, dass das Nicht-Menschliche warten muss, bis er tot ist?
****

Denke, dass du mit ein paar Zusatzinfos deine Geschichte abgeschlossener machen kannst.

Beste Grüße
Kroko

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Kroko, danke, dass Du geschrieben hast. Ich habe jetzt noch einen Satz hinzugefügt, der die Sache vielleicht klarer macht. Dazu gleich mehr.

Ich verwende die Begriffe Kundschafter, Aufklärer, Scout und Beobachter synonym, lege aber in bestimmten Situationen den Fokus mehr auf spezielle Bedeutungsaspekte. Am Ende sagt Akuma, dass er zum Beobachten da war. Was beobachtet Akuma? Er beobachtet Yuki, denn sie wird nach Nakamotos Tod an dessen Stelle treten. Insgesamt ist Akuma in einer Aufklärungsmission unterwegs. Er prüft die Widerstandsfähigkeit des Gegners.

Aufklärer sind nicht immer friedlich. Es gibt das Konzept der sogenannten Aufklärung durch Kampf. Dabei wird das Verhalten des Gegners durch Angriffe (manchmal sind es reine Scheinangriffe) getestet. Aufklärer sabotieren auch manchmal oder schalten wichtige Ziele (Offiziere) aus. Nakamotos Angst rührt genau daher. Er weiß, dass Yuki von Akuma getestet wird. Vielleicht droht auch direkte Gefahr.

Dass sich Nakamoto grob ausdrückt und nicht wie ein traditioneller Schwertmeister, ist beabsichtigt. Er weiß, wie er Yuki zu nehmen hat. Er treibt sie vorwärts.

Akuma hat keinen Einfluss auf Haru. Die Vergewaltigung durch ihren Bruder hat Yuki vor vielen Jahren erlebt. Ich hatte gehofft, das wird deutlich, als Akuma fragt, ob sie danach Nakamotos Schülerin geworden ist und Yuki es bejaht. Dieses Ereignis muss demnach in der Vergangenheit liegen. Ich habe jetzt noch einen Satz hinzugefügt. Hoffentlich wird es damit wiederum nicht zu simpel.

In der Diner-Szene sitzen sich Yuki und Akuma gegenüber. Dann passiert folgendes:

Akuma hob die Hand und wies mit dem Zeigefinger auf die Eingangstür des Diners, die sich in diesem Moment öffnete. Ein junger Mann trat in das Restaurant. Er trug einen abgewetzten Parka, eine Zigarette glomm zwischen seinen Lippen.
»Wenn das nicht dein Bruder ist«, sagte Akuma. »Und schau, wer da mit ihm kommt. Meine Güte, du warst ja mal richtig hübsch.«

Welche Ziele Akuma und „seine Leute“ im Großen verfolgen, wird tatsächlich nicht gesagt. Die Art, wie Akuma in der Geschichte erscheint, sollte ausreichen, um klarzumachen, dass es für die Menschen keine wünschenswerten Ziele sind, denke ich. Es ist ja auch immer die Frage, wieviel Backgroundinfos in so eine kurze Geschichte reinmüssen. Ich tendiere dazu, lieber mehr wegzulassen. Sobald man sieht, dass Akuma ein böser Geist ist, ist es nicht mehr so wichtig, aus welchen Gründen er und „seine Leute“ denn nun „hereinspazieren“ wollen.

Vielen Dank für Deine Anregungen, Kroko.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,

dann hatte ich die Geschichte doch falsch verstanden :rolleyes:. Jetzt hoffe ich aber, das Gesamtbild erkannt zu haben ;).

Mit deinem Zusatz sollte es auch klarer sein. Ich denke, es ist wirklich wichtig, dass der Leser hier klar versteht, dass es sich um eine Rückblende handelt.

Welche Ziele Akuma und „seine Leute“ im Großen verfolgen, wird tatsächlich nicht gesagt. Die Art, wie Akuma in der Geschichte erscheint, sollte ausreichen, um klarzumachen, dass es für die Menschen keine wünschenswerten Ziele sind, denke ich. Es ist ja auch immer die Frage, wieviel Backgroundinfos in so eine kurze Geschichte reinmüssen. Ich tendiere dazu, lieber mehr wegzulassen. Sobald man sieht, dass Akuma ein böser Geist ist, ist es nicht mehr so wichtig, aus welchen Gründen er und „seine Leute“ denn nun „hereinspazieren“ wollen.

Ich geb dir recht. Da es eine Rückblende ist und Akuma nur testet sind diese Hintergrundinfos nicht relevant.

Nakamotos Schwachstelle zu finden, hat mich viele Jahre gekostet«, sagte Akuma.
Yuki ließ die Hände sinken und schaute hinüber zu den Beiden am Fluss.
»Für meine hast du nicht einmal eine Nacht gebraucht«, sagte sie.

Ist diese Szene wirklich geeignet als ihre Schwachstelle? Was ist denn nun ihre Schwachstelle? Fühlt sie sich schuldig, weil sie ihren Bruder getötet hat? Das ist doch eher ein Geheimnis und der Auslöser.

Dein Titel passt nun auch perfekt :).

Beste Grüße
Kroko

 

Hola Achillus,

Achillus: schrieb:
Es ist immer das gleiche Problem in der Sache: Schreibt man es zu schlicht, findet der Leser es trivial, schreibt man es zu subtil, findet der Leser es unverständlich
Ist das, lieber Achillus, wirklich Dein Ernst – eine solche Definition? Da bin ich doch sehr verwundert; Du schlägst mit der Bratpfanne auf alle Köpfe und keiner wird mehr mucken.
Außer mir natürlich: Man könnte ja auch subtil und trotzdem verständlich schreiben:shy:.
Vielleicht hätte ich es dann verstanden und es so leicht gehabt wie Kroko:
Kroko: schrieb:
Für mich was es ohne Probleme verständlich.
Ja, glasklare Sache. Wie schön, obwohl Kroko zugibt:
Deine Geschichte ist für mich noch unvollständig, ...

Ganz sicher bin ich mir nicht, ...
... und trotzdem hat er/sie alles verstanden? Toll! Nur – warum sind dann neun Fragezeichen in Krokos Komm?
Aber ich habe, bevor ich überführt werde, freiwillig eingeräumt:
José: schrieb:
Möglicherweise bin ich schwer von Begriff, aber für mich bleibt zu vieles nebulös.

Achillus: schrieb:
... die Geschichte ist eigentlich keine Fantasy. Eher so etwas wie eine japanische Geistergeschichte.
Aha, verstehe. Für Manga-Leser:).
Der bin ich nicht, trotzdem kann ich nicht glauben, dass Du sagst:
Achillus: schrieb:
Ich glaube, es hat ein wenig mit dem kulturfremden Kontext zu tun.
Aber hier muss ich doch sehr bitten! Bislang war ich der Meinung, eine Geschichte kann spielen, wo sie will – nur möchte ich sie als Leser kapieren.

Du machst Dir große Mühe – einschließlich der jap.Schriftzeichen, die mich völlig überzeugten:D – Deinen Text zu verteidigen. Aber niemand hat ihn angegriffen, ich habe nur gefragt. Ist Deine Geschichte. Ich habe keine Schwierigkeiten mit Japan und bin da schon, der Küche wegen, kreuz und quer herumgereist, auch mit dem Fahrrad. Aber was sollen alle Unklarheiten, wenn Achillus sagt:

Ansonsten ist in der Geschichte jede Information drin, die es braucht.
Ach, was rede ich denn da? Dann ist doch alles paletti.

Gute Nacht!
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kroko, danke, dass Du nochmal reingeschaut hast. Das Problem mit der Rückblende ist eben, dass die normalerweise stärker gekennzeichnet ist, also beispielsweise durch einen Absatz. Ich habe hier versucht, die Rückblende in die Gegenwart einzubauen, was im Film recht gut funktioniert, in einem Text aber schwierig ist.

Dann zur „Schwachstelle“. Darüber habe ich einige Zeit nachgedacht, denn das ist ein problematisches Thema. Der böse Geist sieht Yuki zunächst nur als Opfer. Er hält sie für schwach, zumindest im Kontext, Nakamotos Schülerin bzw. Nachfolgerin zu sein. Das ist schon eine unmenschliche, gnadenlose Perspektive, aber für einen Dämon vielleicht angemessen.

Als Yuki sich dann gegen Haru wehrt, ist sie nicht mehr lediglich Opfer. Das ist sie zwar immer noch (auch), aber sie wehrt sich und zwar so massiv, dass sie dabei im Grunde schon die Grenze zum Täter überschreitet. Damit verschiebt sich die Bewertung der Gesamtsituation. Yuki sieht dieses Ereignis wohl als Schwachstelle an, als bleibenden Defekt oder Schaden ihrer Seele. Doch dieser Defekt macht sie nicht zwangsläufig schwach. Sie wird Akuma und seine Leute abwehren. Das sind so etwa meine Gedanken zu dieser Stelle. Ich habe mich beim Schreiben gefragt, was in welchem Kontext überhaupt als persönliche Schwäche betrachtet werden kann, ob eine Schwäche gleichzeitig eine Stärke sein kann usw. Darüber kann man fragen, ob das, was andere einem antun, überhaupt in diesem Rahmen betrachtet werden kann. Eine verwickelte Sache.

Die Schuldfrage ist in dem Zusammenhang auch spannend. Ob Yuki Schuldgefühle hat, wird nicht gesagt. Ich würde tippen, dass nahezu jeder Mensch, der einen anderen tötet, so etwas in der Richtung spürt, mit Ausnahme psychisch Kranker, gefühlsblinder Menschen vielleicht. Im Kontext der Geschichte sollte ja nur Yukis Vergangenheit so aufscheinen, dass dem bösen Geist klar wird, dass er sich möglicherweise in Yuki getäuscht hat.

Wünsche Dir einen schönen Sonntag, Kroko.

Gruß Achillus


Hallo José, danke, dass Du Dir nochmal die Zeit genommen hast, reinzuschauen. Ich wollte in meiner Antwort an Dich eigentlich nichts definieren, sondern nur meine Schwierigkeiten beschreiben, die Stellschrauben so zu justieren, dass einerseits nicht zu viel verraten und andererseits nicht zu kryptisch erzählt wird. Klar wäre es das Ideal, subtil und trotzdem verständlich zu schreiben, das sehe ich genau wie Du. Aber das ist eben schwer zu erreichen.

Was die neun Fragezeichen von Kroko betrifft, denke ich, da waren in dem Text eben zwei Hürden. Zum einen die Gestalt des kleinen Mädchens, die ein böser Geist ist. Kroko kam das von der japanischen (Manga-) Kultur her bekannt vor. Die zweite Hürde war die Problematik der Rückschau innerhalb der Geschichte. Ich habe da Euren beiden Kommentaren entnommen, dass das so nicht verständlich ist und nachgebessert.

Aber hier muss ich doch sehr bitten! Bislang war ich der Meinung, eine Geschichte kann spielen, wo sie will – nur möchte ich sie als Leser kapieren.

Das stimmt so sicher nicht. Ich kenne eine Menge Geschichten aus dem asiatischen Raum, die für den europäischen Rezipienten ohne Vorwissen vollständig undurchschaubar sind. Das hängt einfach mit kulturspezifischen Codizes zusammen und ist nicht auf die Unterschiede zwischen verschiedenen Erdteilen beschränkt. Auch ein großer Teil der Kunst des europäischen Mittelalters ist uns im Grunde unverständlich, wenn wir nicht über ein Vorwissen verfügen.

Es ist außerdem überhaupt kein Problem auf der Grundlage eines x-beliebigen Fachgebiets (Physik, Psychologie, Runenforschung, Kosmologie) eine Geschichte zu schreiben, die nicht einmal fünf Prozent der Leser verstehen würden. Aber wer will das schon. Wenn man schreibt, muss man sich immer fragen, wer soll das lesen und über welches Wissen verfügt der Leser.

Du machst Dir große Mühe – einschließlich der jap.Schriftzeichen, die mich völlig überzeugten – Deinen Text zu verteidigen.

Überhaupt nicht. Ich dachte, Dich interessiert, wie die Schwierigkeiten des Textes entstanden sind.

Aber was sollen alle Unklarheiten, wenn Achillus sagt: Ansonsten ist in der Geschichte jede Information drin, die es braucht.

Die Unklarheiten kommen nicht von einem Mangel an Informationen. Du hattest ja vermutet, da müsste ein größerer Teil von Geschichte erzählt werden. Die Verständnisschwierigkeiten liegen nur darin, dass die Informationen von mir nicht gut arrangiert wurden. Für mich bestand das Problem darin, dass mir ja die ganze Zeit klar war, wie die Diner-Szene abläuft, eben als eine Rückblickszene und ich nicht wusste, wieviele Hinweise es braucht, damit man das als Leser auch sieht.

Danke, dass Du Dich noch mal gemeldet hast.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,

ich mag die Geschichte, obwohl ich Symbole und Anspielungen, von denen sie vermutlich wimmelt, überhaupt nicht verstehe, eine Gamer-Manga-Traumwelt ahne, die ich nicht kenne und für die ich mich nicht interessiere. Ich lasse mich von der kraftvollen Sprache durch den Text treiben, der Poesie von Kirschblütenbildern als Hintergrund zu weißer Haut. Unschuld vermengt sich mit, ja, mit was eigentlich, mit einer Bedrohung, die niemals so nahekommt, dass man sich wirklich fürchten müsste. Kann man jetzt als Schwäche der Geschichte empfinden, führt aber dazu, dass selbst die Mordszene märchenhaft ästhetisiert und eher harmlos wirkt. Was bleibt? Ein Rästeltext, der mir nicht allzu nahegeht, weil er so hermetisch daherkommt wie das japanische Sphinx-Lächeln inmitten einer blutigen Drachenkampfwelt.

Übrigens empfinde ich alle Figuren des Textes als Geister, an denen man vorbeigehen könnte, ohne sie wahrzunehmen, was vielleicht an ihrer Funktionsgebundenheit liegt. Der alte Nakumoto scheint am ehesten eine lebendige Figur zu sein. Unabhängig von Alter, sozialer Zugehörigkeit und Geschlecht gibt's ohnehin eine ganze Menge von Menschen, die an einem vorbeifließen, als gehörten sie zum Heer der Viel-zu-vielen. (um Nietzsche zu zitieren). Anders gesagt: was bringt's dir, wenn du als Körper, als Hintern, Muskelgewächs, Wohlstandsadept oder Penner wahrgenommen wirst, ohne Inhalt.

Textstellen:

In all dem vibrierte ein fremder Klang. Es war ein dumpfes Knirschen, kaum wahrnehmbar, aber Yuki hörte es und erschauerte.
Sie klappte den Toilettendeckel zurück, erbrach sich, hustete und betätigte die Spülung.
was man nicht alles zu hören vermag, wenn die Sinne gereizt werden. Schöne Bepbachtung.

Das leise Klirren der Eisenketten stand wie ein einzelner Klang über der schweigenden Welt.
woher kommt diese plötzliche Abwesenheit von Geräuschen?

Hinter ihrer zarten Gestalt schwebten Kirschblüten durch die dunkle Leere.
sehr schön

"Sie reißt dir den Arsch auf", presste Nakamoto hervor.
der Spruch passt nicht zu dem Duktus des Textes

Sie schmeckte das Salz ihrer Tränen, und sie hörte das Pochen ihres Herzen.
mit dem "und" verliert die Satzmelodie an Kraft, finde ich.

"Wenn der Alte tot ist", sagte sie, "werden meine Leute hier durchspazieren, als wäre es nichts."
wenn dieser Satz symbolisch gemeint ist, liefert er einen Beitrag zur "Altendebatte" hier.

Liebe Grüße aus den dunklen Tiefen der Taunuswelt
Isegrims

 
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Hallo Achillus,

ein längerer Kommentar kommt noch. Zunächst sind mir aber zwei Dinge gleich am Anfang aufgefallen:

In die Abendsonne, die schräg durch das Fenster fiel, mischte sich ein bläulicher Schimmer.

Dieses doppelte "die" finde ich einfach unschön bzw. ich finde den ganzen Satz schwierig und ich habe kein klares Bild vor Augen. Das kommt bei Dir sehr selten vor, deswegen meckere ich hier herum.

Und dann eine kleine Pingeligkeit, bei der ich gespannt bin, wie Du reagierst:

Yuki trat näher, doch als sie den Ausdruck in ihren Augen sah, wendete sie den Blick ab.

Hier müsste aus meiner Sicht "wandte sie den Blick ab" heißen, da Du das Wort "wenden" reflexiv und nicht transitiv verwendest.

Schneller Gruß

Geschichtenwerker

***

Und weiter geht's (die anderen Kommentare habe ich nicht gelesen):

Von der Straße her drangen die Geräusche der Stadt herein.

Die Doppelung von "her" ist aus meiner Sicht unnötig.

An einem Haken in der kahlen Wand hing ihre Jacke.

"Haken in der Wand" klingt für meine Ohren merkwürdig. Ich hätte den Haken eher an der Wand vermutet.

Sie betrachtete ihre Hand, das fahle Weiß ihrer Haut.

"fahl" im Zusammenhang bedeutet für mich "weiß". Ich würde einfach "das Fahle ihrer Haut", oder "Aschfahle" nehmen oder "fahl" rausnehmen.

Sie wollte etwas sagen, doch Nakamoto schnitt ihr mit einer Geste das Wort ab.

Strenggenommen kann man das Wort erst abschneiden, wenn es bereits aus ihr herausgekommen ist, zumindest teilweise.

In diesem Moment hörte Yuki es.

Das "diesem" ist für mich unklar, denn die Sätze vorher bezeichnen keinen Moment, sondern nur einen Zustand.

aber der Blick mit dem sie Nakamoto fixierte, zählte Jahrtausende.

Nach Blick gehört nach meinem Empfinden ein Komma. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es obligatorisch ist und zum Nachsehen fehlt mir gerade die Zeit.

»Piss dir nicht in die Hosen.« Nakamotos Stimme klang rau. »Reiß dich zusammen.«

Ich finde das "Piss dir nicht in die Hosen" passt einfach nicht, da hat es mich richtig gerissen.

und musterte Nakamoto so aufmerksam, als wollte sie sich jedes Detail seiner Erscheinung einprägen.

Das "aufmerksam" kann man, glaube ich, weglassen, denn die nachfolgende Beschreibung beschreibt das Aufmerksame.

»Sie reißt dir den Arsch auf«, presste Nakamoto hervor.

Auch hier finde ich, dass die Sprache nicht passt. Ich habe bei alten, weisen, japanischen Männern immer extrem disziplinierte Persönlichkeiten vor meinen Augen.

Akuma lachte leise, und erneut rauschte ein Windzug durch den Park. Yuki hörte das Rascheln der Blätter in den Bäumen und Büschen und das gedämpfte Quietschen der Schaukel.

Hier hast Du auch wieder eine Dopplung. Erst rauscht der Windzug und dann beschreibst Du, was der Windzug bewirkt. Ich denke, Du könntest das hier verdichten, z. B. den Windzug weglassen.

eingeschweißte Menukarte.
Menükarte, oder?

Er trug einen abgewetzten Parka, eine Zigarette glomm zwischen seinen Lippen.
Nachdem das in Japan spielt: Ich habe noch nie einen rauchenden Japaner in einem Restaurant gesehen. Da herrscht wohl Rauchverbot.

Irgendwann erhob sich Haru und zählte ein paar Geldscheine auf den Tisch.

Das liest sich schon fast amerikanisch. In Japan ist es unüblich Trinkgeld zu geben und aus meiner Erfahrung ist es auch eher unüblich, einfach das Geld auf den Tisch zu legen. Andererseits ist Japan groß und es mag Orte geben, wo das eher normal ist.

***

Mal ein ganz anderer Text von Dir. Den kleinen bösen Geist Akuma kann ich mir richtig gut vorstellen. Yuki bleibt hingegen etwas blass und erst am Ende versteht man, warum sie wohl als Wächterin geeignet ist.

Was mir noch ein gefehlt hat, ist die japanische Atmosphäre, die kommt im Wesentlichen nur durch die Kirschblüten, das Setting und die Namen in die Geschichte.

Und bei Nakamoto haben mir die Sprachentgleisungen ehrlich gesagt nicht gefallen.

Ich sehe diesen Text eher als ein Experiment. Ich glaube, Du versucht mit möglichst wenig Informationen auszukommen, was im Großen und Ganzen auch gut gelungen ist.

Trotz der Kritik hat mir der Text aber gut gefallen (ich richte meine Penibilität hier mittlerweile auch nach dem zugehörigen Autor und bei Dir denke ich, dass Du mit dem genaueren Lesen etwas anfangen kannst).

Gruß
Geschichtenwerker

 
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Hallo Isegrims, vielen Dank für Deine Rückmeldung zum Text. Ich kann das durchaus nachvollziehen, dass man als Leser dem Ganzen ein wenig kühl gegenübersteht, weil die Welt die da beschrieben wird und auch die emotionalen Verbindungen fremd anmuten. Weshalb jagt ein Kind einer erwachsenen Frau Angst ein? Wieso schert sich ein Geist um die Seelenstärke eines Normalsterblichen? Das sind schon auf jeden Fall Fragestellungen, die weit außerhalb der Welt liegen, die für uns relevant ist. Ich finde schön, dass Du trotzdem Dein Vergnügen an dem Text hattest.

Übrigens empfinde ich alle Figuren des Textes als Geister, an denen man vorbeigehen könnte, ohne sie wahrzunehmen, was vielleicht an ihrer Funktionsgebundenheit liegt.

Jetzt wo ich es so lese, muss ich dem zustimmen. Yuki macht ja diesen Trip in ihre Vergangenheit auch weitgehend ohne inneren Antrieb. Sie wohnt dem Geschehen bei, ist aber nicht aktiv. Das ist ein interessanter Punkt.

Unabhängig von Alter, sozialer Zugehörigkeit und Geschlecht gibt's ohnehin eine ganze Menge von Menschen, die an einem vorbeifließen, als gehörten sie zum Heer der Viel-zu-vielen. (um Nietzsche zu zitieren). Anders gesagt: was bringt's dir, wenn du als Körper, als Hintern, Muskelgewächs, Wohlstandsadept oder Penner wahrgenommen wirst, ohne Inhalt.

Das ist wahr. Niemand hört gern, dass er nicht wahrgenommen wird. Zu den psychologischen Grundbedürfnissen des Menschen gehört das Wahrgenommen-Werden, das Ernstgenommen-Werden und das Angenommen-Werden. Wir wollen das einfach und sind gekränkt, wenn man es uns verweigert. Trotzdem sollte man sich besinnen und fragen, warum es einem so wichtig ist, was andere sagen oder tun.

Vielen Dank für Deine Zeit und Deine Hinweise, Isegrims.

Gruß Achillus


Hallo Geschichtenwerker, danke für Deinen Kommentar. Der ist sehr hilfreich und gibt mir die Inspirationen für mehrere Änderungen am Text.

Nachdem das in Japan spielt: Ich habe noch nie einen rauchenden Japaner in einem Restaurant gesehen. Da herrscht wohl Rauchverbot.

Du wirst auch auf der Straße kaum einen rauchenden Japaner sehen, weil es in Japan verpönt ist, in der Öffentlichkeit zu rauchen. Gedacht war Haru als eine Persönlichkeit mit asozialen Zügen, die sich auch darin zeigen, dass er sich über diese Dinge hinwegsetzt. Das Bezahlen in Restaurants wird eigentlich diskret gehandhabt, deshalb drückt sich in seinem Verhalten, das Geld auf den Tisch zu werfen, eine gewisse Herablassung, zumindest eine Missachtung der Etikette aus. Aber vielleicht ist das alles viel zu kompliziert gedacht.

Ich möchte ein bisschen ausführlicher auf einen bestimmten Punkt Deiner Gedanken eingehen:

Auch hier finde ich, dass die Sprache nicht passt. Ich habe bei alten, weisen, japanischen Männern immer extrem disziplinierte Persönlichkeiten vor meinen Augen … Und bei Nakamoto haben mir die Sprachentgleisungen ehrlich gesagt nicht gefallen.

Unser Bild eines chinesischen oder japanischen Meisters ist im Westen stark von Figuren wie Meister Miyagi aus Karate Kid geprägt worden. Es ist zwar durchaus richtig, dass sich Weisheit in Freundlichkeit und Milde ausdrücken kann, aber das ist eben nur eine Facette von etwas Größerem. Wir stellen uns den weisen Meister oder die Meisterin gern als eine Art orientalischen Psychotherapeuten vor. Das trifft aber eben nicht zu.

Gerade in älteren Texten erscheinen Meister des Taoismus, des Buddhismus (insbesondere des Chan/ Zen) und der Kampfkünste als grimmige Gestalten, die wenig bis keine Rücksicht auf die Gefühle ihrer Mitmenschen nehmen. Sie sind eben gerade nicht die freundlichen Ratgeber, sondern eher ruppige Typen, die sich nicht viel um Höflichkeit und Etikette scheren. Überliefert ist gerade aus der Chan-Kultur, dass die Lehrer dort ihre Schüler brutalen Prüfungen unterziehen, sie mitleidlos vorwärts stoßen und sich nicht von Jammern und Wehklagen erweichen lassen.

Und wenn das Chan noch auf Kriegs- bzw. Kampfkunst trifft wird es noch drastischer. Die Kriegskunst-Meister waren mit Sicherheit in der Regel keine besonders liebenswürdigen Persönlichkeiten. Häufig waren es echte Mistkerle, wenn man es konventionell betrachtet. Warum ist das so?

Das Universum kennt keine Gnade. Es ist dem Universum völlig egal, ob ein Mensch Angst hat, deprimiert ist, sich alleingelassen fühlt, Schmerzen leidet oder eine Phase der Verwirrung durchmacht. Das Universum konfrontiert den Menschen lediglich immer und immer wieder mit den Konsequenzen seines Denkens und Handelns. Es nimmt keine Rücksicht auf die Gefühle.

Nach dem Verständnis der Meister (egal ob Buddhismus, Taoismus, Kriegskunst) spiegelt sich immer auch ein wenig dieser unpersönlichen Kälte und Klarheit in der Persönlichkeit des Meisters und in seinem Umgang mit anderen Menschen. Es wäre ein Trugschluss, ihre Härte und Unfreundlichkeit als Ausdruck von Egoismus oder Eitelkeit zu betrachten. Das wird in Asien leichter akzeptiert, weil man es dort grundsätzlich nicht abwegig findet, dass Menschen durch Übung und Selbstvervollkommnung lernen können, aus einer höheren Perspektive auf das gewöhnliche Treiben zu schauen. In Europa sind wir da skeptischer, und dafür gibt es natürlich gute Gründe, denn dort wo ein Meister Macht über andere Menschen erhält ist der Missbrauch nicht weit.

Auf den Text bezogen, ergibt sich die Frage, ob ich solche Reflexionen miteinbeziehen kann oder eben nicht und deshalb den Meister lieber so zeichnen sollte, wie es dem Wunschbild insbesondere hier im Westen entspricht.

Danke für Deine Anregungen, Geschichtenwerker. Die werden mich eine Weile beschäftigen.

Gruß Achillus

 

Hallo Achillus,

bevor ich wieder an meine Arbeit gehe, ganz kurz zwei Rückmeldungen:

Das Bezahlen in Restaurants wird eigentlich diskret gehandhabt, deshalb drückt sich in seinem Verhalten, das Geld auf den Tisch zu werfen, eine gewisse Herablassung, zumindest eine Missachtung der Etikette aus. Aber vielleicht ist das alles viel zu kompliziert gedacht.

Also, wenn ich mich gerade nach Japan versetze und in die Stimmung, in der ich dort typischerweise bin, würde ich die Textstelle so wahrnehmen, wie Du sie gerne haben möchtest, allerdings auch nur, weil ich öfters in Japan war und daher diese Empfindung hätte. Ich glaube, für den normalen Leser, der nicht diese Japanerfahrung hat, ist das zu sehr um die Ecke gedacht, bzw. nicht sichtbar oder spürbar. Da würde evtl. die Reaktion einer Figur im Restaurant oder einer Deiner Protagonisten helfen.

Die Ausführungen zum Meister finde ich sehr nachvollziehbar. Ich ziehe mein Bild älterer, japanischer Männer aus meiner persönlichen Erfahrung mit entsprechenden Herrschaften in Japan, die allerdings keine Kampfkunst-Meister sind.

Ich kann mir zwar vorstellen, dass es japanische Meister geben mag, die so sprechen, wie es in Deiner Geschichte der Fall ist, trotzdem reißt es mich, weil es so unvermittelt kommt. Aber das ist ein interessanter Punkt, wie man die Weisheit und gleichzeitig die Härte eines Meisters darstellt, sodass es stimmig und nachvollziehbar wird, noch dazu angesichts des Bildes, welches man hier typischerweise von Japan hat.

Ehrlich gesagt bin ich gespannt, wie Du diese Herausforderung meisterst.

Bei Kampfkunstfilmen denke ich übrigens eher an die 36 Kammern der Shaolin, aber das ist ein weites Thema.

Schön, dass Du mit meinem Kommentar etwas anfangen konntest.

Gruß
Geschichtenwerker

 
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Hallo Achillus,

ich habe keine Kommentare gelesen, um unbeeinflusst einen Eindruck wiedergeben zu können. In dieser Geschichte gefällt mir besonders die Atmosphäre, die deine Sprache schafft. Das Ganze hat etwas Statisches, so als wäre die Zeit gefroren, merkwürdigerweise sogar in den "Actionszenen". Vielleicht liegt es auch an der Struktur. Es passiert etwas. Dann tritt man einen Schritt zurück. Dann passiert wieder etwas. Das hat eine Ruhe, etwas Schwebendes. Auch etwas sehr Poetisches, wie du in der Gestalt des kleinen Mädchens mit den schwingenden Zöpfen die Bedrohung darstellst.
Yuki beweist in dieser Geschichte ihre Wehrhaftigkeit, indem sie, wenn auch unfreiwillig, Akuma, dem Kundschafter, eine Szene aus ihrer Vergangenheit zeigt. Das gemeinsame Anschauen dieser Szene ist eine schwere Herausforderung für sie. Doch dann scheint es so, als ob sie erst durch dieses Anschauen zu ihrer Stärke findet, sich ihrer Kraft bewußt wird. Als ob das, was vorher als schmerzhafte Erfahrung in ihr eingeschlossen war, ihr nun das Selbstvertrauen gibt, möglichen Angreifern die Stirn zu bieten. Akuma beurteilt, ob es sich lohnt in der Stadt einzumarschieren. Und stellt fest, dass Yuki, die als Nachfolgerin von Nakamoto die Stadt schützen soll, stark und entschlossen genug ist, um zumindest große Schwierigkeiten zu bereiten. Möglicherweise wird Akumas Bericht sogar dafür sorgen, dass man sich gegen einen Einmarsch entscheidet? Könnte ein Plädoyer für Kriegsvermeidung durch Abschreckung sein. Das geisterhaft anmutende Heer, welches Akuma gesendet hat, ist reine Aggressivität, auch Haru ist grausam und brutal. Gut und Böse ist nicht in allen deinen Geschichten so klar. Ich erfahre wenig über die Gesellschaft, in der die beiden leben, möglicherweise ist Harus Handeln bis zu einem gewissen Grad sogar gesellschaftlich akzeptiert. An dem Punkt, der die Beiden am Wasser zeigt, gibt es jedenfalls für Yuki nur noch die Chance, sich zu wehren. Damit, dass sie ihren Bruder umbringt, wird sie vom Opfer zur Täterin. Und hat sich offenbar damit für die Nachfolge von Nakamoto qualifiziert.
Etwas daran fasziniert mich, vielleicht das Einfache, Klare, die starken Bilder. Im echten Leben kommt mir immer alles so kompliziert vor. Die Haltung, die Emotion, die du heraufbeschwörst, dieses Gefühl von Wehrhaftigkeit mit dem die Geschichte endet, das gefällt mir. »Keiner von euch wird hier einfach durchspazieren«

In diesem Moment hörte Yuki es. Es kam von der Spielplatzschaukel. Das leise Klirren der Eisenketten stand wie ein einzelner Klang über der schweigenden Welt.

Schön.

Irgendwo am gegenüberliegenden Ufer schrie ein Tier. Haru zog den Parka aus und ließ ihn fallen.
»Mitten in der Stadt«, sagte er nachdenklich. »Und doch wie im tiefsten Wald.«
»Du musst das nicht tun«, sagte Yuki und lauschte erschüttert dem Klang ihrer Stimme. Haru rauchte. Er schaute hinauf in den nächtlichen Himmel. Jenseits der schimmernden Aureole, die von den Wolkenkratzern des Businessbezirks ausging, klaffte ein Loch absoluter Schwärze.

Interessant, wie du Kontraste einsetzt. Haru, der gleich brutal seine Schwester vergewaltigen wird, hier nachdenklich, fast sanft. Zeigt aber auch, wie sicher er sich fühlt.
Tolles Bild, der letzte Satz, schön düster.
"erschüttert" scheint mir nicht so ganz passend. "erschrocken" vielleicht. Noch hat sie ihn nicht umgebracht, sondern ist ihm bis dorthin gefolgt.

»Bist du danach seine Schülerin geworden?«, fragte Akuma schließlich.

Hier knickt Akuma für mich doch zu stark ein. Ich glaube, das würde ich nicht als Frage formulieren.

Schönen Sonntagabend noch, Achillus!

Gruß, Chutney

 

Na dann Achillus ,

Einen Moment lang stand Yuki ganz still.
Ich denke, der Satz wäre ohne dem "Einen Moment" effektvoller.

Yuki trat näher, doch als sie den Ausdruck in ihren Augen sah, wandte sie den Blick ab.
Schön.

Fahrradklingeln war
Hier bin ich darübergestolpert, weil ich dachte, dass du mit "Fahradklingeln" den Plural von "Fahradklingel" meintest.

Sie klappte den Toilettendeckel zurück, erbrach sich,
Ich denke jetzt, dass sie schwanger ist.

»Sie reißt dir den Arsch auf«
Ich frage mich, ob Nakamato wirklich so reden würde.

modrige Wasser brodelte unter
brodelte? Da denke ich an kochend heißes Wasser, was ja aber hier nicht der Fall ist. Oder habe ich was überlesen?

Soo ...
Die Sprache war schön und mir hat auch das Setting gefallen. Die Figuren fand ich aber zu flach und deswegen habe ich bei dem Kampf auch nicht wirklich mitgefiebert. Vermutlich wolltest du, dass der Text so parabelartig wirkt. Was willst du aber damit beabsichtigen?

LG,
alexei

 
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Hallo Geschichtenwerker, vielen Dank, dass Du noch mal reingeschaut hast.

Also, wenn ich mich gerade nach Japan versetze und in die Stimmung, in der ich dort typischerweise bin, würde ich die Textstelle so wahrnehmen, wie Du sie gerne haben möchtest, allerdings auch nur, weil ich öfters in Japan war und daher diese Empfindung hätte. Ich glaube, für den normalen Leser, der nicht diese Japanerfahrung hat, ist das zu sehr um die Ecke gedacht, bzw. nicht sichtbar oder spürbar.

Ja, ich denke, das ist ein Problem, das sich durch den gesamten Text zieht. Ich beziehe mich an mehreren Stellen auf Sachverhalte, die man nicht als allgemein bekannt voraussetzen kann. Bei der Frage des Bezahlens und des Rauchens lasse ich das wahrscheinlich so, weil es das Leseereignis nicht unbedingt stört, wenn man nicht weiß, dass Rauchen in der Öffentlichkeit in Japan quasi tabu ist und dass die Bezahlung in Restaurants eher diskret erfolgt.

Die Ausführungen zum Meister finde ich sehr nachvollziehbar. Ich ziehe mein Bild älterer, japanischer Männer aus meiner persönlichen Erfahrung mit entsprechenden Herrschaften in Japan, die allerdings keine Kampfkunst-Meister sind.

Das verstehe ich. In diesem Fall ist der freundliche Meister ein Klischee, das aber eben auch durchaus der Realität entsprechen kann. Wir benutzen den Begriff Klischee häufig so, als bezeichne dieser Begriff eine falsch dargestellte Wirklichkeit, aber tatsächlich ist es so, dass Klischees häufig zutreffen. In diesem Fall denke ich, dass ich die dunkle Seite der Meisterfigur hätte viel stärker begründen müssen, damit sich das gegen die allgemeine Ansicht, wie so ein Meister eben zu sein hat, durchsetzen kann.

(In einer Geschichte aus meiner Reihe Der dunkle Spiegel habe ich das besser gemacht, da sieht man die Figur des Meisters genauer, man sieht, dass das ein grausamer Mann ist, der aber nicht unbedingt das Böse will.)

Ich kann mir zwar vorstellen, dass es japanische Meister geben mag, die so sprechen, wie es in Deiner Geschichte der Fall ist, trotzdem reißt es mich, weil es so unvermittelt kommt. Aber das ist ein interessanter Punkt, wie man die Weisheit und gleichzeitig die Härte eines Meisters darstellt, sodass es stimmig und nachvollziehbar wird, noch dazu angesichts des Bildes, welches man hier typischerweise von Japan hat.

Stimmt. Überzeugt mich. Aus dem Grunde habe ich das jetzt überarbeitet und entschärft.

Bei Kampfkunstfilmen denke ich übrigens eher an die 36 Kammern der Shaolin, aber das ist ein weites Thema.

Ja, die Assoziation liegt nahe. Ich habe mich lange Zeit aus beruflichen Gründen mit den historischen Aspekten der Verbindung zwischen Kriegskunst und Buddhismus beschäftigt. Vieles, was wir aus dem Shaolin-Mythos für historische Realität halten, stimmt so nicht. Die Shaolin-Mönche waren durchaus nicht immer die ehrenhaften Kämpfer für Gerechtigkeit, da spielten meist ganz andere Motive eine Rolle. Aber das ist, wie Du sagst, ein weites Feld.

Beste Grüße
Achillus

Hallo Chutney, vielen Dank für Deine Hinweise zum Text, habe mich sehr über Deinen Kommentar gefreut. Ich hatte nach den anfänglichen Problemen, die es bei der Interpretation der Geschichte gab, mehrere Stellen überarbeitet. Schön, dass es jetzt verständlicher geworden ist und die Rückblende deutlich wird.

In dieser Geschichte gefällt mir besonders die Atmosphäre, die deine Sprache schafft. Das Ganze hat etwas Statisches, so als wäre die Zeit gefroren, merkwürdigerweise sogar in den "Actionszenen".

Ja, das war so gewollt, denn mich fasziniert dieser Kontrast. Gerade in fernöstlichen Traditionen wird dieser Aspekt der Unbewegtheit inmitten des Chaos gesucht und kultiviert. Darin schwingt auch immer etwas von Distanzierung mit. Deshalb wirkt dieser Text auch distanziert, mehr noch, als meine anderen Geschichten vermutlich. Auf Europäer wirkt das häufig kalt, aber man kann es auch anders wahrnehmen.

Vielleicht liegt es auch an der Struktur. Es passiert etwas. Dann tritt man einen Schritt zurück. Dann passiert wieder etwas. Das hat eine Ruhe, etwas Schwebendes. Auch etwas sehr Poetisches, wie du in der Gestalt des kleinen Mädchens mit den schwingenden Zöpfen die Bedrohung darstellst.

Hier, zum Beispiel. Dieses Innehalten ist so eine typische Kleinigkeit. Schön, dass Du das so empfindest, wie Du schreibst, das Schwebende, die Ruhe. In westlichen Action-Filmen und Geschichten wird das Publikum meist mit einem Bombardement an Handlung und Rasanz überwältigt. Bei asiatischen Geschichten gibt es da manchmal diese eigenartige Momente absoluter Stille, besonders in Filmen von Takeshi Kitano. Das ist ein Mittel, den Aspekt des Zeitlosen in die Geschichte zu holen.

Yuki beweist in dieser Geschichte ihre Wehrhaftigkeit, indem sie, wenn auch unfreiwillig, Akuma, dem Kundschafter, eine Szene aus ihrer Vergangenheit zeigt. Das gemeinsame Anschauen dieser Szene ist eine schwere Herausforderung für sie.

Ja, genau, ich hatte mir vorgestellt, dass der Kundschafter diese Verletzung aufspürt und Yuki gewissermaßen dazu zwingt, noch einmal auf diese Szene zu schauen.

Doch dann scheint es so, als ob sie erst durch dieses Anschauen zu ihrer Stärke findet, sich ihrer Kraft bewußt wird. Als ob das, was vorher als schmerzhafte Erfahrung in ihr eingeschlossen war, ihr nun das Selbstvertrauen gibt, möglichen Angreifern die Stirn zu bieten.

Mein Gedanke war, dass das Anschauen ihres Traumas Yuki verändert. Natürlich reicht einmaliges Anschauen nicht. Sie wird es schon viele Male angeschaut haben, aber jetzt tut sie es gemeinsam mit einem bösen Geist und das bewirkt etwas, das ihr vorher so nicht klar war. In diesem Verlust liegt auch eine Stärke.

Akuma beurteilt, ob es sich lohnt in der Stadt einzumarschieren. Und stellt fest, dass Yuki, die als Nachfolgerin von Nakamoto die Stadt schützen soll, stark und entschlossen genug ist, um zumindest große Schwierigkeiten zu bereiten. Möglicherweise wird Akumas Bericht sogar dafür sorgen, dass man sich gegen einen Einmarsch entscheidet? Könnte ein Plädoyer für Kriegsvermeidung durch Abschreckung sein.

Ja, Akuma sondiert die Lage. Die Idee von den Scouts habe ich der Literatur Castanedas entnommen. Dort tauchen Scouts als Vertreter einer Spezies anorganischer Wesen auf, die durch bestimmte Schamanentechniken in unsere Welt kommen können, beispielsweise durch einen unter Wasser gehaltenen Spiegel …

auch Haru ist grausam und brutal. Gut und Böse ist nicht in allen deinen Geschichten so klar. Ich erfahre wenig über die Gesellschaft, in der die beiden leben, möglicherweise ist Harus Handeln bis zu einem gewissen Grad sogar gesellschaftlich akzeptiert.

Das von mir zitierte Sprichwort „Ein Nagel, der hervorsteht, wird eingeschlagen“ charakterisiert ganz gut, welche Vorstellungen nicht nur in Japan, sondern in konfuzianisch orientierten Gesellschaften überhaupt, zur Rolle des Individuums bestehen. Während die Menschen des Westens ihre Individualität betonen, gilt das dem traditionellen ostasiatischen Denken häufig als Zeichen von Vulgarität, geistiger Beschränkung und fragwürdiger Ethik.

In traditionellen Karate-Schulen beispielsweise tragen alle Übenden auch deshalb einheitliche Kleidung, weil damit die Ansprüche des Egos, sich selbstdarzustellen, zurückgedrängt werden sollen.

An dem Punkt, der die Beiden am Wasser zeigt, gibt es jedenfalls für Yuki nur noch die Chance, sich zu wehren. Damit, dass sie ihren Bruder umbringt, wird sie vom Opfer zur Täterin. Und hat sich offenbar damit für die Nachfolge von Nakamoto qualifiziert.

Ja, so hatte ich mir das gedacht. Nakamoto hat sie ausgewählt, weil Yuki im Moment höchster Not bereit war, etwas Drastisches zu tun, auch wenn das strikt gegen den Kodex der patriarchalischen Gesellschaft verstößt. In diesem Sinne ist Yuki frei.

Hier knickt Akuma für mich doch zu stark ein. Ich glaube, das würde ich nicht als Frage formulieren.

Ja, das habe ich geändert.

Vielen Dank, Chutney.

Beste Grüße
Achillus

… wird fortgesetzt …

 

Hallo Alexei, danke für Deinen Kommentar und Deine Hinweise zum Text. Zur „robusten“ Ausdrucksweise des Meisters hatte ich im Dialog mit Geschichtenhandwerker schon einiges gesagt. Letztlich habe ich mich jetzt dazu entschieden, das ein wenig zu entschärfen, weil es ohne Vermittlung nicht so recht zu verstehen ist, warum der Mann so schroff sein soll.

Die Sprache war schön und mir hat auch das Setting gefallen. Die Figuren fand ich aber zu flach und deswegen habe ich bei dem Kampf auch nicht wirklich mitgefiebert. Vermutlich wolltest du, dass der Text so parabelartig wirkt. Was willst du aber damit beabsichtigen?

Nein, das war nicht als Parabel gedacht. Zumindest habe ich kein Konzept vor Augen, das zwischen Erzähltem und Gemeintem unterscheidet. Allerdings geht das Ganze von der Prämisse aus, dass (Yukis) Trauma in (ihre) Stärke umgewandelt werden kann. Doch diese Stärke ist hier eine spezielle Angelegenheit, eben die Stärke des Wächters, eine Stärke, die sie zur Schülerin von Nakamoto macht. Das bedeutet nicht zwangsläufig, ihr Leben wäre glücklich oder erfüllt.

Gruß Achillus

Hallo felixreiner, danke für Deine Rückmeldung zum Text.

Das Böse nicht als das verunglückte Gute, als das es traditionell gerne gesehen wird, sondern als fraglos eigenständige Erscheinung, die keiner Folie bedarf. Insofern ist es nur konsequent, dass der körperlichen Gewalt keine moralische Bedeutung zukommt. Die Handlungen des Bruders und der Schwester ergeben sich aus der Logik des Geschehens, nicht aus deren ethischen Vorstellungen.

Dem würde ich so nicht unbedingt zustimmen. Über Harus Motive werden ja nur Andeutungen gemacht. Das kann man zwar als Abwesenheit einer Moral oder von ethischen Vorstellungen überhaupt lesen. Aber dem stehen doch zumindest die Äußerungen Harus entgegen, in denen er Yuki ihren Platz in der Hierarchie zuweisen will. Man kann es also auch als Versuch einer disziplinierenden Demütigung deuten, wenn Haru seine Schwester misshandelt und vergewaltigt. Und darin stecken dann auf jeden Fall Aspekte sozialer Bewertungen.

Manche Bezüge bleiben für den Leser im Unklaren; das muss kein Nachteil sein. Im Gegenteil - vermutlich wäre die Geschichte langweilig, wenn sie nicht rätselhaft bliebe.

Das sehe ich auch so.

Im zweiten, sehr suggestiven, Absatz des ersten Abschnitts heißt es: ..., und Schritte hallten von den gefliesten Wänden des kleinen Raumes wider.
Ist das physikalisch richtig oder vorstellbar? Ich meine, nein, kann mich aber auch irren.

Ja, das ist korrekt. Geh mal in Dein Badezimmer und klatsch in die Hände. Das kommt von den schallharten Flächen, kaum dämmende Materialien, kleiner Raum – das ergibt häufig einen kräftigen, kurzen, mittenbetonten Hall. Ich hatte zuerst Echo geschrieben, aber das wäre etwas für größere Räume.

Dann, weiter unten: Das leise Klirren der Ketten stand wie ein einzelner Klang über der schweigenden Welt. - Das Klirren von Ketten ergibt einen Mehrklang, einen "einzelnen" Klang gibt es nicht, allenfalls einen Ton.

Ich verstehe, was Du meinst. Klang und Ton entsprechen einander, je nachdem, ob man das als Begriff aus der Akustik oder der Musik auffasst. Physikalisch gesehen ist ein Klang eine Luftdruckschwankung und besteht (musikalisch betrachtet) neben einem Grundton aus mehreren Obertönen. Das Ganze ist also eine Summe von Tönen.

(Nebenbei: Auch ein „einzelner“ Ton ist ein Zusammenspiel mehrerer Sinustöne. Einzelne Sinustöne gibt es nur in der Theorie oder bei Synthesizern, in der Natur gibt es sie nicht.)

Wenn nun aber ein Klang eine Summe oder ein Zusammenspiel von Tönen ist, kann man durchaus von einzelnen Klängen sprechen, auch wenn diese sich aus unterschiedlichen akustischen Signalen zusammensetzen. Das „einzeln“ ist hier im Text ja als Gegensatz zu anderen Klängen (Windräuschen, Schrittgeräusche usw.) zu sehen.

Es gibt kein relatives und kein absolutes Schwarz. Schwarz gibt es gar nicht, Schwarz ist die Abwesenheit von Licht.

Das ist eine sehr theoretische Sicht der Dinge, die nichts mit unserer Alltagswahrnehmung zu tun hat. Versuch mal, zu einer schwarzen Anzughose irgendwo ein schwarzes Sakko zu kaufen. Dann siehst Du, wie viele unterschiedliche Schwarztöne es gibt. Schwarz ist nur in der Theorie und in einem Grafikprogramm rein.

Gruß Achillus

 

Lieber Achillus,

mir hat die surreale Stimmung im Text gefallen und die Art, wie du sie erzeugt hast. Am Besten hat mir die Stelle mit den Kirschblüten gefallen, die durch die dunkle Leere schweben. Das hatte was von einem Theaterstück oder einer Traumsequenz.

Schon der Anfang zieht rein, ich will sofort wissen, was mit Yuki passiert und wo sie da reingeraten ist. Allerdings geht es mir ähnlich wie josefelipe, ich hab nicht so recht verstanden, worauf du hinauswillst. Dass Akuma mit "er/ihn" angesprochen wird, hat mich auch irritiert. Erst beim zweiten Durchgang habe ich begriffen, dass Akuma ja der Kundschafter ist und deshalb maskulin, aber anfangs hat mich das durcheinandergebracht, und ich musste die Stelle mehrmals lesen.

Grundsätzlich konnte ich der Handlung zwar folgen, habe auch begriffen, dass Akuma und Yuki sich jetzt eine Szene aus Yukis Vergangenheit ansehen, aber auf einen Geist wäre ich nicht gekommen. Ich habe eher auf eine Auflösung gewartet. Den Grund, warum Yuki das alles nochmal durchmachen muss, warum ihr Bruder sie vergewaltigt hat und sie weiß, dass sie an diesem Tag zu dieser Stunde damit konfrontiert wird. Und was will Akuma? Ist sie/er nur irgendein Geist, der die Menschen heimsucht, um sie an ihre traumatischen Erlebnisse zu erinnern? Was ist die Intention? Das wurde für mich nicht geklärt. Meistens geht es in solchen Geschichten ja um Verrat, Rache oder irgendein Geheimnis, das nach und nach aufgedeckt wird. Das hat mir hier gefehlt, um zu begreifen, warum alles so ist wie es ist. Das finde ich persönlich schade, weil die Atmosphäre, die Figuren und die Szenen ansonsten sehr plastisch und stimmig sind.

"Sie schmeckte das Salz ihrer Tränen, und sie hörte das Pochen ihres Herzen." = Herzens

" ... wie Haru ihn sie eindrang ..." = in

An einigen Stellen ist es mir ein bisschen viel Zustandsbeschreibung, z.B. hier:

" ... Schweiß tropfte ihm von der Stirn, seine Lippen waren trocken und blutleer. Der alte Mann bebte am ganzen Körper, sein Atem ging schnell." Das wirkt zu überladen auf mich. Ich finde, den Atem könntest du weglassen.

Ich hoffe, du kannst mit meinem Leseeindruck etwas anfangen.

Liebe Grüße,
Chai

 

Hallo Chai, vielen Dank für Deinen Kommentar. Schön, dass Du geschrieben hast.

Allerdings geht es mir ähnlich wie @josefelipe, ich hab nicht so recht verstanden, worauf du hinauswillst. Dass Akuma mit "er/ihn" angesprochen wird, hat mich auch irritiert. Erst beim zweiten Durchgang habe ich begriffen, dass Akuma ja der Kundschafter ist und deshalb maskulin, aber anfangs hat mich das durcheinandergebracht, und ich musste die Stelle mehrmals lesen.

Ich experimentiere gerade so ein wenig mit verschiedenen Schreibtechniken herum. Hier ging es mir darum, ungewöhnliche Perspektiven auszuprobieren. Die Figur Akuma hat eine Doppelnatur bzw. Doppelerscheinung, nämlich Kind und Geist gleichzeitig zu sein. Ich fand das reizvoll, aber beim Lesen macht es die Sache wohl etwas komplizierter, als ich es mir beim Schreiben dachte.

Grundsätzlich konnte ich der Handlung zwar folgen, habe auch begriffen, dass Akuma und Yuki sich jetzt eine Szene aus Yukis Vergangenheit ansehen, aber auf einen Geist wäre ich nicht gekommen.

Naja, was für ein Geist Akuma genau ist, wird nicht gesagt. Er ist jedenfalls Vorhut einer bösartigen Invasion. Ich hatte gehofft, dass das rüberkommt, schon wegen des Titels.

Ich habe eher auf eine Auflösung gewartet. Den Grund, warum Yuki das alles nochmal durchmachen muss, warum ihr Bruder sie vergewaltigt hat und sie weiß, dass sie an diesem Tag zu dieser Stunde damit konfrontiert wird. Und was will Akuma? Ist sie/er nur irgendein Geist, der die Menschen heimsucht, um sie an ihre traumatischen Erlebnisse zu erinnern? Was ist die Intention? Das wurde für mich nicht geklärt.

Die Idee war, dass der Kundschafter Yuki auf den Zahn fühlt. Er testet, wie stark sie als Wächterin sein wird.

Deine Korrekturen und den Hinweis zur Kürzung habe ich übernommen.

Jetzt entsteht für mich natürlich das Problem, wie viel Rätselhaftigkeit ich meinem Text zugestehe. Ich hatte ja schon David Lynch und Kafka als Beispiele für mysteriöse, suggestive Geschichten genannt, und obwohl ich mich da natürlich nicht vergleichen darf, was die Qualität betrifft, ist es doch so, dass ich eigentlich nicht unbedingt die völlige Durchschaubarkeit einer Erzählung anstrebe.

Damit meine ich nicht, der Leser soll nun aufgefordert sein, das Ganze wie ein Puzzle zusammenzufügen. Es könnten viele Interpretationen passen. Wichtig ist mir, ob da ein Grundmotiv konsequent aufscheint. In diesem Fall ist es das Bizarre der Situation, dass ein Kind eine gefährliche Figur verkörpert, nicht weil es besondere physische Kräfte besäße, sondern weil dieses einerseits nur die Hülle von etwas Fremden, Gefährlichen darstellt und andererseits die Protagonistin (Yuki) dazu zwingt, einen psychischen Striptease zu veranstalten. Möglicherweise ist das aber alles zu sehr um die Ecke konstruiert.

Ich danke Dir für Deine Hinweis, Chai.

Beste Grüße
Achillus


Hallo Bas, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe mich sehr darüber gefreut.

Also muss es einfach an meinen persönlichen Vorlieben liegen. Ich bringe mal das Beispiel Marquez, weil du ihn auch in deinem Kommentar an mich aufgegriffen hast. Ich habe bisher nur seine "Hundert Jahre Einsamkeit" gelesen, und wenn du das auch getan hast, weißt du sicher, was das für eine Erfahrung ist. Während dem Lesen war ich fast verwundert, dass das Buch so ein Erfolg war/ist, dass es so ein großes Publikum fand, ich empfand es als Gesamtprodukt nämlich als ... beinahe wirr, da wird in den Personen und Jahren gesprungen, dass sich einem der Kopf dreht, man müsste eigentlich Stift und Zettel griffbereit halten, um sich die Chronologie der Ereignisse und auftretenden Personen zu notieren. Zumindest ging es mir so, vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich manchmal nicht der aufmerksamste Leser bin.

Ich hatte gerade vor ein paar Tagen eine Unterhaltung mit einem Freund über die "Hundert Jahre Einsamkeit" von Marquez und finde es lustig, dass Du beinahe wörtlich genau das sagst, was auch in unserem Gespräch Thema war. Das ist schon ein ziemlich verwirrendes Buch und sehr unübersichtlich in seiner Struktur.

Bei dir hatte ich bisher oft den Eindruck, dass da ein riesiges Gehirn schreibt. Wie gesagt - das ist nur mein Eindruck, ich habe längst nicht alle deine Geschichten gelesen, es ist aber das, was ich mit dem Name "Achillus" verknüpfe. Vor kurzem habe ich Ernst Jünger gelesen und da hatte ich einen ähnlichen Eindruck, er hat großartig und schlau geschrieben, hat aber "meine Magierezeptoren nicht berührt". Ähnlich wie Huxley.

Kann ich nachvollziehen. Es gibt kühle Autoren, das empfinde ich auch so. Die Faszination beim Lesen solcher Geschichten liegt dann nicht so sehr auf dem emotionalen Drama, sondern auf der Besonderheit der Erzählung, sei es wegen der Art der Ereignisse oder ihrer Darstellung bzw. Reflexion. So richtig kalt fand ich bislang nur „Ausweitung der Kampfzone“ von Michel Houellebecq, aber das ist auch schon Jahre her. Doch auch das hat mich irgendwie angezogen. Grundsätzlich lese ich Erzählungen, die mich vorsätzlich emotionalisieren wollen nicht so gern. Das mag mit meiner Abneigung gegen Hysterie und Sentimentalität zu tun haben. Dennoch will ich natürlich bewegt werden. Sonst könnte ich mich auf das Lesen von Fachliteratur beschränken.

So. Ich hoffe, du kannst irgendetwas mit meinem Gequatsche anfangen, ich schieße bisher komplett an der Geschichte vorbei und beziehe mich lediglich auf meinen Eindruck des Autors "Achillus". Vielleicht kannst du trotzdem etwas davon mitnehmen und wenn nicht, hoffe ich zumindest, dass dich meine Fernanalyse nicht verärgert ...

Damit kann ich auf jeden Fall etwas anfangen. Und ich bin natürlich nicht verärgert.

Also zuerst muss ich sagen, dass ich die Atmosphäre der Geschichte sehr mag, die durch die kleinen Beschreibungen der Umwelt entsteht.

Das haben bislang mehrere Kommentatoren angemerkt. Ich glaube, dass das also ganz gut geklappt hat.

Inhaltlich tu ich mich ein bisschen schwer, es fühlt sich so an, als würde mir Hintergrundwissen fehlen. Was da passiert, ist hart, ohne Frage, außerdem anschaulich und kalt beschrieben. Aber es ist eben auch das, was passiert, was für mich im Fokus steht, nicht, mit wem es passiert. Yuki, Nakamoto, Akuma, Haru, all diese Personen sind für mich stumme Kämpfer, Soldaten in einem Krieg, den ich nur in Ansätzen verstehe. Das erzeugt, besonders im Zusammenspiel der bereits erwähnten Atmosphäre, eine mystische, einzigartige Stimmung, aber nur wenig Gefühle.

Ja, das sehe ich auch so. Jetzt muss ich mir darüber klar werden, ob das ein Mangel ist oder nicht. Natürlich wollen wir beim Schreiben nicht, dass dem Leser das Schicksal der Figuren gleichgültig bleibt. So weit darf es nicht gehen. Normalerweise erreichen wir Empathie ja durch Techniken, die den Leser dazu bringen, sich zu identifizieren, Sympathie aufzubauen, und das geht häufig einher mit einer Beleuchtung der Vorgeschichte, der Biografie. Je besser ich einen Menschen kenne und verstehe, desto eher leide ich mit ihm.

Mein Problem hier ist (und das gilt auch für andere Geschichten, die ich geschrieben habe), dass ich solche Biografien nicht schreiben möchte. Es geht mir nicht um einen Rückblick auf Yukis Leben, sondern darum, was sie gerade jetzt erlebt. Die Problematik dabei ist mir klar. Ich hatte gehofft, dass der Leser durch bestimmte emotionale Reaktionen (sie greift die Hand des Meisters) beginnt, Yuki als menschliche Figur wahrzunehmen. Aber scheinbar lässt das die meisten Leser trotzdem kalt. Da kann diese Figur weinen, leiden, verzweifelt sein, das berührt uns nicht. Warum eigentlich nicht. Es kann nicht nur daran liegen, dass wir sie nicht kennen. Irgendwas anderes fehlt da noch.

Vielleicht habe ich die emotionalen Reaktionen einfach zu sehr hingeklatscht. Man nimmt es nicht ernst, es ist nur so eine typische Figurenhandlung, wie Räuspern, Achselzucken usw. Keine Ahnung. Daran werde ich weiter arbeiten.

Wäre diese Sache mit Menschen passiert, die ich vorher schon klar vor mir gesehen habe, wäre ich wahrscheinlich gnadenlos schockiert gewesen, fassungslos. So fühlt es sich an, als wären diese Menschen nicht mehr als Geister, die sich kurz manifestiert haben, einen Kampf ausgefochten haben, bei dem ich nur stiller Beobachter war und dann wieder ... verschwunden.

Ja, das scheint das Problem zu sein. Wie macht man aber eine Figur dem Leser vertraut, ohne Dinge über sie zu erzählen, die in der Geschichte nichts zu suchen haben?

Achillus, ich hoffe, du kannst etwas mit meinem Kommentar anfangen, auch wenn es nicht meine Art von Geschichte war, eine interessante Erfahrung war es allemal.

Auf jeden Fall, vielen Dank dafür!

(Für jedes "haben" in meinem Kommentar gebe ich eine Kugel Eis aus)

Ich erinnere Dich bei Gelegenheit daran, Bas!

Beste Grüße
Achillus

 

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