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Der kraborische Ritter

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25.11.2001
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Der kraborische Ritter

Der Kraborische Ritter

Der Wind blies eisig über die Sümpfe und bog die Kiefern sanft. In seiner Burg, der Bor Breswitsch, saß Ritter Priowin Breswitch von Kraborien vor dem Kamin. Faul wärmte sich ein Bärenfell an dem Feuer und bequem standen Waffen und Rüstung in einer Ecke. Der Ritter hatte die Füße hochgenommen und vernahm mit Wohlgefallen die Geräusche seiner Frau die zusammen mit den Dienern in der Küche das Abendessen vorbereiteten.
Die Kinder hörte er durch das alte Gemäuer toben während der wohlige heimatliche Wind die Mauern streichelte. Das säuseln des Windes wäre für Fremdländer vielleicht unheimlich gewesen, aber der Ritter kannte es seit der Kindheit als den Klang der Heimat.
Auf vielen Reisen, in den rauen Einöden der Nordmenschen, in der Gluthitze von Tagabahib oder in den feuchten Wäldern Wissburgs, hatte er in Zelten, Häusern und Burgen gesessen und sich nach dem Klang des Windes gesehnt. Seine Bor lag an den Nordausläufern des Südwaldes, umgeben von Sümpfen, Wäldern und den Gehöften seiner Lehenbauern.
Heute war ein ganz besonderer Tag, es war Winteranfang, der 22. Dezember.
An diesem Tag feierten viele Ritter Kraboriens ein Fest. Man tanzte, sang, genoss gute Speisen. Die Ritter luden ihre Lehenfamilien in die Burgen ein um mit ihnen zu speisen. So gaben die Ritter etwas von den Frondiensten zurück die sie erhalten hatten. Es war der Wintergruß.
An diesem besonderen Tag im Jahr, kosteten auch Bauern die Küche des großen Adels. Mit exotischen Gewürzen und auch so mancher Fremdländischer Speise. Zu diesem Anlass dankten die Ritter ihren Untergebenen, eine Geste die so feierlich und regelmäßig nirgendwo sonst im Königreich praktiziert wurde.
Eine Tradition in Bor Breswitsch war es, nach dem großen Essen, jedem den es interessierte, von fernen Ländern zu erzählen. Priowin hatte sich zufrieden eine Geschichte ausgesucht.

Die Belagerung von Warenake Hamehi in Tahemino Tagabahib.

Als das Essen vorüber war füllte sich das sonst leere Wohnzimmer mit Kindern und Erwachsenen die dem Ritter lauschen wollten. Das Bärenfell freute sich über das ungewohnte Gedränge im Raum.
„Es ist Sitte in diesem Hause…“ begann der Ritter mit erhobener Stimme zu sagen „Am Ende des Wintergrußes eine Geschichte zu erzählen. Vorhin zu Tisch wurde euch, meinen lieben Gästen, ein seltener Nachtisch gegeben. Dieser Nachtisch war eine Ananas, eine Frucht aus dem fernen Tagabahib. Weit im Süden, südlich von Waldkerbe, jenseits der Wüste am Ende der Welt, jenseits des großen Stromes, jenseits noch einer großen Wüste, liegt ein heißes, trockenes Wüstenland. Tahemino Tagabahib.
Die Söhne dieses Hauses ziehen in ihrer Jugend in die Welt hinaus und kehren, Jahre später, zurück. Reich an Erfahrung und mit Schätzen. Ich zog damals nach Mandin, bestieg ein Schiff nach Ewigsommer und reiste von dort auf einer Handelsgaleere weiter nach Inesa- der größten Hafenstadt von Tagabahib. Die Stadt Inesa liegt am Delta des Lebensflusses des Landes. Die Stadt ist höchst seltsam gebaut. Auf beiden Flussufern liegen die Teile der Stadt, verbunden nur durch eine magische Brücke.
Oh ja, die sagenumwobenen Brücken von Tagabahib. Über den Lebensstrom, den Warenirotu, führen viele Brücken. Diese Brücken jedoch, sind nicht von den Tagabahibern erbaut. Sie bestehen aus einem dunklen Metall, das so hart ist, dass weder Werkzeuge noch Magie je in der Lage waren sie zu zerstören oder auch nur zu beschädigen.
Viele glauben die Brücken wurden vor Urzeiten von den Alten Meistern über den Fluss gebaut und ihre eigentliche Aufgabe wäre es, den Strom in seinem Bett zu halten. Religiöse Kreise heißen sie Bettbrücken und beten sie als Heiligtümer an.
Inesas Schönheit fällt mir schwer zu beschreiben. Ich möchte nicht sagen, dass es schöner war als Mandin oder Ewigsommer denn es ist nicht zu vergleichen. Die Gebäude und Tempel sind aus weißem, glattem Stein. Ihre Häuser haben keine Dächer mit Spitzen wie unsere, denn es regnet nur wenig im Land. Ähnlich wie in Ewigsommer tragen manche Häuser Gärten auf ihren Dächern aus denen in der dortigen Hitze Gewächse des Regenwaldes und unseres Königreiches blühen. Die Tempel sind offen, ohne Wände. Ein Dach, gehalten von bunten Säulen. Ihre Götter sollten so im Tempel wohnen können, doch jederzeit ihr Haus verlassen können, ungehindert von Wänden oder Türen.
In Inesa war ich zusammen mit meinem Schildknappen Luritsch. Wir wollten uns einen Herren suchen, ein paar Jahre bei ihm dienen und dann nach Hause zurückkehren. Wir hatten den ganzen Tag gesucht, vom Sonnenauf- bis zum Sonnenuntergang und fast nichts erreicht. Eine Woche lang. Dann stellten wir fest, dass das Leben in diesem Land erst nach Sonnenuntergang begann, wenn die Hitze verschwand. So gesehen hatten wir den ganzen Tag verschlafen.
Wir lernten in Inesa einen Mann namens Agutizo kennen. Er sprach unsere Sprache und gehörte einer Adelsfamilie namens Ibonake an. Die Ibonaker suchten stets Krieger die sich unter ihnen verdingten und er bot uns an mit ihnen nach Ibonake Hamehi zu kommen, ihrem Dorf.
Wir fuhren auf einem Boot den Warenirotu herauf. Wir saßen mit unserem Gepäck auf der Fähre aus Schilf während einige Knechte das Schiff vom Land aus an Seilen zogen. Diese Fortbewegungsmethode ist Flussaufwärts durchaus üblich. Der Verkehr auf dem Fluss ist geregelt. An beiden Uferseiten des breiten Flusses fahren Schiffe und Boote per Zugkraft Flussaufwärts. Daneben fahren Schiffe aufwärts die mit Rudern vorwärts kommen. Schiffe die den Fluss nach unten fahren sind in der Mitte.
Ibonake Hamehi war nicht weit von Inesa entfernt. Schon von weitem sahen wir die- vom Meer aus gesehen- zweite Bettbrücke den Fluss aufwärts. Wir sahen, dass kleine Städte auf beiden Seiten der Brücke lagen. „Das gute Dorf Ibonake liegen Nordufer am. Und das schlechte Dorf Warenake Hamehi Südufer am.“ Erklärte Agutizo gebrochen. Wir legten am nördlichen Ufer an. Es war ein gut bewachter Steg einer größeren Anlage aus hellem Stein und festen Mauern. Die Wachen sahen uns grimmig an ließen uns aber dank unseres Führers passieren.
An Wandteppichen sahen wir immer das Symbol eines blauen Herzens auf rotem Grund, das Wappen des Hauses Ibonake. Agutizo führte uns in den Thronsaal seines Herrschers. Sie nannten ihn Naperi Ahekinuza Ibonake. Naperi ist ein Adelstitel, mit unserem Grafen vergleichbar. Er sprach und Agutizo übersetzte uns, er wolle uns in seinem Haus aufnehmen. Wir sollten vier Wochen bei ihm als Knechte leben und die Sprache lernen. Danach würde er erneut entscheiden ob wir als Soldaten seines Hauses dienen dürften. Wir willigten ein.
Wir taten unser bestes das Tagabahib schnell zu lernen. Dennoch gelang es Luritsch besser als mir. Wir erfuhren von der Politik dieses Dorfes. Das Haus Ibonake mit der kleinen Stadt Ibonake Hamehi kontrollierte das Nordende dieser Brücke. Die Familie Warenake kontrollierte dagegen das Südufer. Die Familien gestatteten den meisten Leuten den Übergang und erhoben nur die üblichen Zölle. Jedoch verboten sie Mitgliedern und Dienern des jeweils anderen Hauses den Übergang, so dass ein stetiger Streit schwelte.
Die beiden Häuser waren einst Partner gewesen, doch schon die Väter der heutigen Hausführer hatten sich verkracht. Ahekinuza hatte nur einen Sohn, seinen Thronerben. Agibera, das bedeutet Herz der Sonne. Ein stolzer Junge der seinen Vater zum Frieden zu bewegen versuchte.
Wir selbst gingen ein paar Mal während der vier Wochen in das Nachbardorf. Die Wachen erkannten uns schon beim zweiten mal wieder aber sie wussten nicht, dass wir für Naperi Ibonake arbeiteten. Die beiden Städte sahen sich sehr ähnlich und waren beide wunderbar schön.
Nach den vier Wochen also, sprachen wir die Sprache recht gut und traten vor unseren Wirt.
„Wollt ihr also meine Ritter werden?“ fragte er. Und ich antwortete: „Ich bin Priowin Breswitsch aus dem fernen Kraborien weit jenseits der Wüsten im Norden. Ich bin Sohn eines alten Hauses in meiner Heimat wie dein Haus eines ist. Ich suche nach Erfahrung, Ruhm und Reichtum und möchte bei dir und für dich leben. Doch kann ich dir nicht die Treue eines Ritters bieten, weil ich schon Ritter eines anderen Herrschers bin.“ Der Naperi hatte bis zum Ende meinen Namen nie richtig aussprechen können. „Parihowin Baresiwitosch“ sagte er, versuchte meinen Namen zu sagen. Er merkte selbst, dass er ihn ins lächerliche verstellte. „Pariho“ sagte er schließlich und nannte mich fortan so. „Pariho. Ich möchte dich als Kämpfer hier haben, denn ich brauche bald tapfere Recken im Kampf. Bleibe bei mir so lange es dir gefällt, doch sage mir einen Monat bevor du gehst damit ich dich ersetzen kann.“
Und wir schworen ihm die Treue und wurden zu Kämpfern für das Haus. Wir zogen oft mit Kampfgruppen nach Norden. Entlang des Flusses war das Land reich und grün, doch je weiter wir nach Norden gingen desto öfter wurde der Sand und desto weniger die Pflanzen. Das Grün wich dem Gelb.
Wir begleiteten Karawanen in die Städte am Rande der Wüste. Einige Male kämpften wir da gegen Wüstenräuber die allesamt Feiglinge waren und leicht zu schlagen.
Weil wir so oft fort waren kannte uns das Haus Warenake nur wenig und niemand sagte etwas wenn wir die andere Stadt besuchten. Nur einer merkte es: Agibera, der Sohn des Naperi und so nahm er uns eines Tages zur Seite und sprach:
„Pariho. Du bist ein Ritter in deiner Heimat, du weißt was die Liebe zu einer Frau bedeutet.“ Schon damals hatte ich manche Frau geliebt und wusste um die Freuden des schwachen Geschlechtes. „Ja, mein Herr, ich weiß wie lieb eine Frau dem Manne wird.“ Agibera deutete mir leise zu sprechen: „Mein Vater sieht nur mit Hass auf die Warenaker und möchte sie am liebsten vernichten. Seit Monaten sitzt er oft allein in seinem Zimmer und brütet irgendwelche Gemeinheiten aus. Ich jedoch, ich möchte den Frieden. Der Naperi der Warenaker hat eine schöne Tochter, Maschiro (das bedeutet Augenteich).“
Der junge Thronerbe lächelte ich verstand genau worum es hier ging. „Du liebst diese Frau, mein Herr.“ Stellte ich lächelnd fest. „Ja, Pariho. Ich liebe sie und spät nachts treffen wir uns manchmal am Flussufer. Doch seit Wochen erschien sie nicht an unserem Treffpunkt.“ Wenn er spät nachts sagte, meinte er nach Mitternacht, nach dem Mitternachtsimbiss war es Zeit zu Bett zu gehen. „Nun sorge ich mich. Ihr seid in dem anderen Dorf geduldet. Geht dahin und findet eine Frau die Matarege heißt, sie ist Vertraute Maschiros und gebt ihr den Brief.“ Er steckte mir einen Brief zu und ich nahm ihn.
Bei den Tagabahibern ist es üblich alle drei Stunden eine Mahlzeit einzunehmen, ausgenommen von drei Mahlzeiten an denen man schläft. Diese Regeln waren für uns anfangs schwer einhaltbar aber wir lernten es. Es gibt dann stets Kleinigkeiten, allein das mittelste der Mahle ist etwas größer. Adlige und normale Bürger gingen meist nach dem Mitternachtsimbiss zu Bett und ließen die folgenden drei Mahlzeiten aus: Den Morgentrunk, das Frühstück, das zweite Frühstück. Dann folgte das Mittagsmahl, der Tee, das Abendessen, das Nachtmahl und dann wieder der Mitternachtsimbiss.
So ging ich eines Tages nach dem Mittagsmahl, das ich nach dem Aufstehen zu mir nahm, in die andere Stadt mit dem Brief. Ich fand jene Frau, die jung war und hübsch. Ich gab ihr den Brief und sagte für wen er sei. Sie verstand es und sagte mir gleich woran es lag:
Eines Tages hatte Maschiros Vater bemerkt, dass Maschiro nachts manchmal nicht in ihrem Bett war und seit dem ließ er sie kontrollieren. Ich sagte dies Agibera und er bat mich Matarege erneut aufzusuchen falls sie einen Brief von Maschiro habe. Sie hatte ihn. Schon bald wurden Luritsch und ich zu Postboten zwischen den beiden Liebenden. Sehr selten schafften wir es auch Treffen zu arrangieren. Ich freute mich auf die Aussicht Geburtshelfer eines Friedens zu sein. Denn würden die Beiden heiraten, wäre die Fehde beendet.
Doch die Fehde sollte nicht beendet werden sondern verstärkt.
Mir war öfter aufgefallen, dass die Karawanen die wir begleiteten oft seltsame Wege nahmen, als würden sie absichtlich gängige Handelsrouten meiden. Auch gingen wir Begleiter in einer Formation die unsere Stärke verbarg und für Räuber den Eindruck erweckte, die Karawane wäre schwach bewacht. Sonst wählten Karawanen ein auftreten, dass sie möglichst stark erscheinen ließ, damit Räuber schon vom Anblick Angst hätten. Auch wuchs das Haus Ibonake ständig an Kämpfern. Zu viele Kämpfer für ein Haus dieser Größe. Mir schwante schlimmes- die Eskorte war als Ausbildung gedacht- doch ich bemerkte es zu spät um es noch zu verhindern.
Die Tagabahibi feiern ein Fest bei dem sie den ganzen Tag beten und wach bleiben um einmal im Jahr zehn Mahlzeiten zu essen, ohne mittendrin eine zu verpassen. Also von einem Mitternachtsimbiss zum nächsten keine Mahlzeit auslassen. In dieser Zeit sah man den Warenirotu die ganze Nacht erleuchtet, die Reichen richteten Speisungen ein, damit auch die Armen sich satt essen konnten.
Der Tag nach diesem Fest war traditionell ein beliebter Tag gewesen um in Tagabahib Kriege anzufangen. Und er fing an. Wir wurden nach dem Fest am frühen Morgen geweckt- alle Soldaten der Ibonaker. Ich wusste nicht worum es ging und fand mich in einer Einheit der Ibonaker wieder. In einer Zangenbewegung griff mein Herr Ahekinuza die Stadt Warenake Hamehi von allen Seiten an, überrumpelte die überraschten Wachen und umstellte die Festung der Warenaker schnell.
Unser Herr hatte offenbar nicht mit großem Widerstand gerechnet und wurde bitter überrascht als vom inneren unser erster Angriff zurückgeworfen wurde. Auch die Feinde hatten ihre Garnison heimlich verstärkt. Und so belagerten wir die Stadt.
Ich musste mit meinem Herren sprechen. Dies ging mir zu weit, ich wollte nicht so tief in eine Familienfehde gezogen werden. Als ich in den Thronsaal wollte hörte ich den Naperi mit seinem Sohn streiten:
„Nein Sohn! Ich werde den Angriff nicht abbrechen! Wir werden Warenake Hamehi erobern und die Warenaker vertreiben. Warum sträubst du dich so? Du wirst die Stadt führen.“
„Vater, es ist nicht richtig. Die Warenaker sind nur Feinde weil wir sie als Feinde wollen! Es kann Frieden geben.“
„Oh nein! Du hörst auf das was ich sage, du wirst den Angriff leiten und dafür sorgen, dass Akarehi (Der Führer der Warenaker) und seine Brut verschwinden.“
„Rede nicht so über Maschiro!“ Rief der Sohn. Das war ein Fehler. Der Junge kam aus dem Thronsaal gerannt und rannte direkt in mich. „Pariho! Du kommst wie gerufen. Wir müssen in die Festung der Warenaker einbrechen, ich muss Maschiro da raus holen und mit ihr fliehen bevor mein Vater nachher den Angriff befiehlt.“ Im Grunde fühlte ich mich dem Naperi mehr verpflichtet als seinem Sohn aber der Versuchung der Liebe war nicht zu widerstehen.
Wir suchten uns eine wenig bewachte Stelle der Burg. Luritsch half dem Thronfolger und mir über die Brüstung und blieb unten stehen als Wache. Ich sah die Festung zum ersten Mal von innen. Die Warenaker hatten eine Schwalbe auf ihren Bannern. Blau auf rotem Grund, wie das Herz der Ibonaker. Natürlich! Ibo bedeutete Herz, Ware bedeutete Schwalbe, da hätte ich auch früher drauf kommen können. Und Nake war das Wort für Ufer.
Wir schlichen uns durch die Festung. Agibera kannte sich hier aus, er sagte als er Kind war gab es eine kurze Phase der Entspannung als die beiden Kinder geboren wurden. Sie durften zusammen spielen und man glaubte ihre politische Hochzeit würde den Streit schlichten, doch ein neuerlicher Streitgrund hatte die Hochzeitspläne platzen lassen bevor sie beide sechs Jahre alt waren.
Das Schlafgemach Maschiros lag tief im Herzen der Anlage und ihr Anblick traf mich auch tief ins Herz. ‚Schön wie Maschiro’ war ein gängiges Sprichwort am Südufer, jetzt wusste ich wieso. Dunkles Haar fiel ihren Rücken bis zum Boden herab, ihre dunkle, glatte Haut war von teuerstem Stoff verhüllt. Seide aus Mandin- hierzulande, in Kraborien, schon edel doch- dort exotisch und wertvoll. Doch am schönsten ihre dunklen Augen die uns anfunkelten.
Agibera und Maschiro küssten sich leidenschaftlich als wir eintraten und so machten wir uns zur Flucht bereit. Doch als wir auf die Zinnen hinaus traten sahen wir den Kampf schon in vollem Gang.
Die Mittagssonne prallte auf die Festungsanlage und die Hitze trieb mir den Schweiß in die Rüstung. Ich sah um mich und bemerkte, es gab keinen sicheren Fluchtweg aus der Schlacht. Das Junge Paar zog sich und mich in Maschiros Gemach zurück, wir verriegelten die Tür und wir Männer warteten mit gezogenen Schwertern auf den, der durch diese Türen käme.
Es schlug einige Male hart gegen die Tür, doch sie brach nicht. Sie brach nicht als Warenaker versuchten sie aufzustoßen und sie brach nicht als die Ibonaker dagegen donnerten. Doch, als sei dies ein Zeichen der Götter, brach sie dann doch. Doch die Brecher hatten nicht vorgehabt die Tür aufzubrechen. Es waren die beiden Naperi, die Väter des Liebespaares die sich im Kampf versehentlich in die Tür warfen und nun zu meinen Füßen lagen und sich gegenseitig die Kehle zudrückten.
Sie leisteten sich beide einen Blick in den Raum und hielten plötzlich Inne als sie ihre Kinder sahen. „Was geht hier vor?“ forderten sie im Chor. Ich verneigte mich. „Meine Herrscher. Seht ihr dies nicht? Euer Hass macht euch wohl blind. Eure Kinder lieben einander.“ Die beiden sahen mich an, schienen jedoch schnell zu entscheiden, dass ich hier unwichtig sei.
„Maschiro, wie kannst du dich mit so einem Lümmel abgeben?“ forderte Akarehi. „Agibera, dieses Weib ist deiner nicht würdig!“ donnerte gleichsam Ahekinuza. Doch die Adelskinder rührten sich nicht. Der Naperi griff ruppig die Hand seines Sohnes und zog ihn von seiner Geliebten, gleichfalls ergriff deren Vater ihre Hand und zog beide auseinander. Und beide stellten sich gegen ihre Väter. Sie rissen sich los, liefen aufeinander. Der Junge zog seinen Dolch und beide gemeinsam hielten ihn feierlich hoch, ihn je mit der rechten Hand haltend.
„Wenn ihr uns nicht lieben lasst, so werden wir unser Leben beenden, auf das ihr in eurem Schmerz vergeht oder den Krieg beendet.“ Drohten sie wie aus einem Munde. Nun ging ich dazwischen- zwischen die beiden Herrscher die sich wieder an die Gurgel gingen, einander vorwerfend des anderen Kind habe das eigene verhext.
„Ihr Narren!“ rief ich, eine Respektlosigkeit, die sie sofort zu mir sehen ließ. „Eure Kinder lieben einander! Warum willst du mit Gewalt nehmen, was du im Frieden teilen kannst, warum willst du mit Gewalt verteidigen, was du im Frieden erhalten kannst? Gebt euren Kindern den Segen, beendet diesen tödlichen Konflikt sonst werden eure Kinder, die euer besserer Teil sind, euren Samen von der Erde tilgen indem sie sich selbst tilgen.“
Und sie sahen es ein. Die Kämpfe endeten. Wir ließen die Gefangenen Feinde frei. Glücklicherweise kam niemand ums Leben. Einen Monat später feierten wir Hochzeit.
Ein Fest von dem man bis tief flussaufwärts hörte. Die Herrscher legten ihren Streit bei und Maschiro wurde schon zwei Monate nach der Hochzeit schwanger. Sie brachte prächtige Zwillinge zur Welt.
Als wir nun also drei Jahre und sieben Monate unter dem Haus Ibonake gedient hatten, entließ uns Naperi Agibera Ibonake und seine Frau uns aus dem Dienst und schickte uns nach hause, schwer beladen mit Schätzen die sie uns zum Geschenk machten.“
Als Priowin endete, da wurde es hell draußen. „Nun meine Freunde, danke für eure Geduld. Lasst uns nun noch das erste Frühstück einnehmen und dann zu Bett gehen.“ Lachte er. Und alle gingen in ihre Häuser und schliefen. Doch die Geschichte der Liebenden erzählte man noch viele Generationen unter den Getreuen der Breswitschs. Und das Bärenfell liegt noch heute vor dem Kamin und hat noch tausend Geschichten der Großen Breswitschs gehört. Wie die Geschichte von der Reise zu den Amanaren, doch davon ein anderes Mal.

 

Hallo Paul, wie der Zufall es will, ist das heute schon die zweite Geschichte von Dir, die ich am Wickel habe. :)

Die "Vorgeschichte" hat mich ziemlich abgeschreckt, aber sobald die Erzählung gbeginnt, kommst Du gut in Schwung und baust ein detailliertes Bild vor dem geistigen Auge des Lesers auf. Trotz der vielen fremdartigen Namen wurde ich nicht irritiert, die Sortierung ist also gegeben.

Zur den auffälligen/störenden Details:

Der Wind blies eisig über die Sümpfe und bog die Kiefern sanft.

Klarer Fall von "ein Schritt vor, zwei zurück". Erst baust Du eine fröstelnde Atmosphäre auf, dann machst Du sie kaputt, indem Du die Wälder sanft rauschen läßt.

Der Ritter hatte die Füße hochgenommen

*g* Wegen illegalen Drogenbesitzes?

Spaß beiseite. Ich würde die Füße hochlegen.

vernahm mit Wohlgefallen die Geräusche seiner Frau

Ja, wie denn das? Knirschen Ihre Gelenke, oder was? Oder meinst Du die Geräusche, die sie verursacht? Dann schreib es besser auch hin. ;)

doch schon die Väter der heutigen Hausführer hatten sich verkracht.

"Verkracht" scheint mir ein Stilbruch zu sein. Vielleicht eher "zerstritten" oder "einander überworfen"?

Einige Male kämpften wir da gegen Wüstenräuber die allesamt Feiglinge waren und leicht zu schlagen.

Dann frage ich mich unwillkürlich, wie sie als Räuber überhaupt überleben können.

wusste um die Freuden des schwachen Geschlechtes.

Wieso habe ich nur das Gefühl, Du wolltest etwas Anderes sagen, als Du geschrieben hast?

Der Naperi der Warenaker hat eine schöne Tochter, Maschiro (das bedeutet Augenteich).

Einschübe in Klammer in Prosatexten sind an sich schon daneben, aber in wörtlicher Rede kompletter Mist. Die Übersetzung könnte auch im ganz normalen Nebensatz stehen.

Doch die Fehde sollte nicht beendet werden sondern verstärkt.

Satzbau prüfen.

ich muss Maschiro da raus holen

Stilbruch.

Im Grunde fühlte ich mich dem Naperi mehr verpflichtet als seinem Sohn aber der Versuchung der Liebe war nicht zu widerstehen.

Warum wird er denn durch die Liebe eines Anderen zu eienr Anderen versucht? Die Begründung haut nicht hin.

Wir suchten uns eine wenig bewachte Stelle der Burg. Luritsch half dem Thronfolger und mir über die Brüstung und blieb unten stehen als Wache.

Die Burg wird belagert, also sind die Belagerer und die Belagerten extrem vorsichtig. Da klettert man nicht mal eben über eine Brüstung, wenn nicht auf beiden Seiten Leute absichtlich wegschauen.

Und sie sahen es ein. Die Kämpfe endeten. Wir ließen die Gefangenen Feinde frei. Glücklicherweise kam niemand ums Leben.

Sicher doch. Die Anführer sind schon im Herzen der Festung aufeinander getroffen, folglich müssen sich die Angreifer über die Mauern und durch zig Gänge gearbeitet haben. Wenn sie dort nicht gerade mit Federkissen kämpfen, ist es ziemlich unwahrscheinlich, daß der Kampf keine Opfer gefordert hat.

Mach bitte die Dramatik nicht kaputt, indem Du pflegeleichte Lösungen präsentierst. Wenn die Häuser versöhnt sind, und die Opfer ihrer Fehde als Mahnung im Gedächtnis bleiben, wirkt das viel besser, als jede unglaubwürdige Erklärung, die den Streit zu Gekabbel von Vorschulkindern degradiert.

Auch hier gilt: Unbedingt die Rechtschreibung und Grammatik prüfen. Die Zeichensetzung ist katastrophal; die Groß- und Kleinschreibung gerät auffällig oft durcheinander.

 

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