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Der Komplex

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02.10.2017
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Der Komplex

Es war in seiner Hässlichkeit fast majestätisch. Eine Hässlichkeit, die ich mit einer gewissen Faszination bestaunte. Der Putz bröckelte an manchen Stellen von der Fassade, wie vergessene Träume, lautlos und vom restlichen Geschehen der Welt unbemerkt. Die Satellitenantennen, welche auf den meisten Balkone zu finden waren, zeugten von einer leisen Ignoranz gegenüber bestehenden Regeln. Denn laut Mietvertrag war das Anbringen solcher Geräte nicht erlaubt. Aber bei dieser kollektiven Verweigerung blieb der Wohnungsbaugesellschaft, welche den Komplex verwaltete, nichts anderes übrig als die Flucht in die Gleichgültigkeit. Auf dieser Basis schien das Zusammenleben in dem Gebäude zu funktionieren. Es lebten etwa 1000 Menschen in dem Komplex, der acht Eingangstüren mit jeweils 14 Stockwerken umfasste. Auf jedem Stockwerk waren vier Mietparteien. Die Größe der Wohnungen variierte von 90 Quadratmetern bis zu kleinen ein Zimmer- Appartements mit Bad. Als ich beschloss dort einzuziehen, versuchte mein Bekanntenkreis mich mit den Worten, „ da leben nur Nutten und Drogendealer“, zu warnen. Aber mein Gehalt als Journalist bei einem kleinen Lokalblatt schränkten meine Möglichkeiten ein, wollte ich im Stadtzentrum wohnen bleiben. Die Mieten in diesem Komplex waren günstig und so konnte ich trotzdem in der Innenstadt leben. Meine Wohnsituation änderte sich, als meine Freundin mich aus ihrem Haus rauswarf. Sylvia war schön, intelligent und hatte wie ich einen Sinn für das ironisch Dramatische. Ich war verliebt und berauscht von diesem Gefühl zog ich bereits nach wenigen Wochen bei ihr ein. Es dauerte nicht lange bis die Unterschiede zwischen uns immer deutlicher wurden. Durch eine Mischung aus Schweigen, Streitereien und gelegentlichem Sex, vegetierten wir fast zwei Jahre dahin. Es ging um ihren Ehrgeiz und meiner Neigung nichts zu wollen, ihrer Lebensfreude und meiner apathischen Haltung mit welcher ich die Abendnachrichten verfolgte. Eines Abends, ich analysierte gerade deutsche Polizeidokus, stellte sie sich vor mir und sagte: „Chris, wir müssen reden.“ Ich setzte mich aufrecht in meinem Sessel, legte den Joint zur Seite und zog meine Schlafanzughose wieder an, um der Ernsthaftigkeit ihrer Stimme angemessen zu entgegnen. „ Ich finde nicht das wir noch zusammen passen. Vielleicht haben wir nie zusammen gepasst,“ sagte sie. „ Du versuchst gar nicht aus deinem Unglück herauszukommen, weil du nicht weißt, wie es ist glücklich zu sein.“ „Gibst du mir eine Woche um eine andere Wohnung zu finden?“ „ Natürlich.“ Vier Tage später lud ich meine letzten Habseligkeiten auf einen gemieteten Kleintransporter. Die notwendigen Küchengeräte schnorrte ich von Freunden und Familie. Ich bezog eine seit zwei Jahren leerstehende Ein-Zimmer-Wohnung im 11. Stock der Nummer34. An der Decke schimmelte ein Wasserfleck schon seit geraumer Zeit vor sich hin und an den Wänden strahlte mir der nackte Stahlbeton entgegen. Der kleine Balkon bot einen entspannten Blick über das Treiben der Stadt und die dazu gehörende Geräuschkulisse wurde von der Höhe und den Fenstern abgedämpft. Das Badezimmer war weitestgehend frei von Schmutz, was sich wegen meinen Hang zur Unordnung rasch änderte. Ein Klo, eine Badewanne mit Duschkopf und eine Lüftung machten den Eindruck einer Isolationszelle erst perfekt. Ich richtete mich schnell ein und nach einer Woche war auch der Telefon- und Internetanschluss gelegt. Meine Arbeit konnte ich dadurch größtenteils von zuhause aus erledigen. Einige Schnappschüsse von einer Halloweenfeier in einer Grundschule und die restliche Recherche fand, wie bei den meisten Lokaljournalisten, über Wikipedia statt. Das Schreiben fiel mir anfangs in der neuen Umgebung noch schwer und die Reparatur des Wasserflecks war, wie es mir von der Wohnungsgesellschaft versprochen wurde, auch noch nicht erfolgt. Ich beschloss das Gespräch mit dem Hausmeister zu suchen, eine fette, schmutzige Gestalt wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt. Nachdem ich meine gekünstelte Nettigkeit eingesetzt hatte, die ich in meiner Tätigkeit als Lokaljournalist kultivierte, kam ich zum eigentlichen Punkt.
Es geht um den Wasserfleck, der eigentlich schon repariert werden sollte.
Und wer hat das behauptet? Doch nicht jemand von der Firma, die das ganze hier ihren Besitz nennt.
Ja, schon.
Herr Thomsen, ich habe hier zwei Dutzend Anfragen von irgendwelchen Leuten die irgendwas repariert haben wollen. Aber auch das ist nicht drin, weil Pleitegeier und Co kein Geld für Handwerker locker machen können.
Die haben mir die Wohnung also vermietet, obwohl die genau wussten das der Wasserfleck für immer an der Decke bleiben wird.
So ähnlich bin ich an den Job gekommen. Hören sie, selbst die Firma die für die Wartung der Fahrstühle zuständig ist, hat schon seit Monaten kein Geld mehr gesehen. Ich verwalte hier nur noch das Chaos.
Und wenn der Fahrstuhl mal stecken bleibt?
Der Ausdruck seines schweißtriefenden Gesichts und das Zucken seiner mächtigen Achseln erübrigten jede Antwort. Ich musste also mit dem Schimmelherd an meiner Decke erst einmal leben. Aber umso länger ich dort wohnte, desto weniger machte es mir aus.
Manche Nächte wurden durchflutet von Geschrei, Geheule und lautes zuschlagen von Türen. Es war das ganze Seifenopernprogramm welches sich dann in eine unheimliche Stille verkehrte. Ein junges Mädchen hatte anscheinend Krach mit ihren Eltern. Den Drang nachzusehen, sich zu kümmern, folgte die Erkenntnis das ich nicht genau bestimmen konnte woher der Lärm kam. Der Ausgangspunkt schien über mir zu sein, aber wegen den verschiedenen Wohnungsgrößen und weil in manchen auch kleine Treppen zu finden waren, hätten die Geräusche von sonst wo stammen können. Der Komplex erinnerte eher an das Konstrukt eines Schizophrenen als an vernünftige Architektur. Es blieb mir nichts anderes übrig als das Geschehen zu ignorieren.
Ich ging meinen beruflichen und privaten Beschäftigungen nach und fühlte mich zusehends wohler. In den Einfamilienghettos, meinen eigentlichen Ursprung, war ich manchmal gezwungen sinnlose Gespräche über das Wetter, oder andere Nichtigkeiten zu führen, wollte ich bei den Nachbarn nicht unangenehm auffallen. „ Kalt ist es wieder geworden.“ „ Ja, richtig kalt.“ „ Es könnte auch aufhören zu regnen.“ „ Ja, ja. Der Regen.“ Ich ließ immer diesen Auswurf unnützlicher Informationen über mich ergehen, doch am liebsten hätte ich folgendes gesagt: „ Sie quatschen mich immer über das Wetter voll. Glauben sie nicht, das ich durch einen einfachen Blick aus dem Fenster selbst sehen könnte wie das scheiß Wetter ist. Außerdem, wenn ich mehr über das Wetter wissen möchte, unterhalte ich mich mit einem Meteorologen, jemanden der mir mehr mitteilen kann außer das es kalt ist oder regnet.“ Ich lernte schnell das die Umgangsformen in dem Komplex anders waren. Traf ich zum Beispiel andere Hausbewohner im Fahrstuhl, wurde nie mehr als ein Hallo ausgetauscht. Es war die Art seinen Mitmenschen den Freiraum für ihre Angelegenheiten zu lassen die mich begeisterte. Ein außen Stehender hätte das wohl als Apathie bezeichnet, aber für mich war es der Inbegriff von Freiheit. Mit meinen direkten Nachbarn, deren Tür neben meiner war, pflegte ich den gleichen Kontakt. Es war ein älteres Ehepaar, bereits im Rentenalter und außer einem gelegentlichem Räuspern, das ich vernahm wenn ich auf meinem Balkon stand, hörte ich kaum etwas von ihnen. Unsere Konversation beschränkte sich darauf, ob ich meinen Pflichten den Hausflur zu reinigen auch regelmäßig nachkommen würde. Irgendwann hörte ich mehrere Stimmen vor meiner Wohnungstür. Einer gewissen Neugier folgend, schaute ich durch den Türspion. Ich sah wie vier Rettungssanitäter die Nachbarwohnung betraten. Einige Tage später begegnete ich dem älteren Ehepaar im Fahrstuhl. Während es in den sogenannten gut bürgerlichen Siedlungen bei solchen Ereignissen selbstverständlich war nachzufragen ob auch alles in Ordnung sei, kam es mir hier als eine ausgesprochene Unhöflichkeit vor. Es wäre eine Einmischung in deren Privatleben gewesen, die mir einfach nicht zustand. Also sagte ich nur guten Tag und ging meiner Wege.
Ich ging um Mitternacht schlafen, da bemerkte ich die Schreie des jungen Mädchens. Sie schrie sich die Seele aus dem Leib, doch alles was ich verstehen konnte war das Wort Freiheit, das sie immer wiederholte. Ich fühlte mich sofort an Braveheart erinnert. Das Familiendrama, welches sich ereignete, empfand ich jetzt nur noch als Störung. Das Hin und her zwischen Mutter, Vater und Tochter, war eine Angelegenheit die auch zu einer anderen Tageszeit geführt werden konnte. Es berührte mich nicht einmal mehr das alle meine Bedenken die ich diesbezüglich irgendwann mal hatte, wie durch ein Schwarzes Loch absorbiert wurden. Nur genügend Ruhe, um meine Arbeit mit einer gewissen minimal Aufmerksamkeit nachgehen zu können, das war alles was ich mir wünschte. Nach etwa einer Stunde hörte ich keinen Ton mehr und ich konnte einschlafen. Am nächsten Tag, ich war halbwegs ausgeschlafen, stand ich auf meinen Balkon und lauschte dem Klang der Straße. Plötzlich hörte ich über mir ein ohrenbetäubendes und krätzendes „ Nein!“ Eine Sekunde später fiel ein junges Mädchen an mir vorbei, mitten auf dem Gehweg. Aufgeschreckt von den ungewöhnlichen Geräuschen, schauten einige Bewohner neugierig auf den leblosen Körper. Auf dem Balkon über mir war nur noch ein flehendes und verzweifeltes Weinen zu vernehmen. Offensichtlich kam es von einem Mann und einer Frau.. In dem Augenblick, wo das Mädchen an mir vorbei fiel, lächelte sie mich an. Ich versuchte dieses Lächeln zu begreifen. Wahrscheinlich war der Sprung in den Tod die einzige Möglichkeit ihre Freiheit zu erreichen. Ich schrieb einen Artikel für die Zeitung über das Geschehen, aber die Resonanz darauf war gering. Ich betrachtete den Komplex und seine Bewohner seitdem mit anderen Augen. Ihr Versagen spiegelte mein Versagen. Und wie das Mädchen, wusste ich, das die Freiheit welche ich ersehnte, hier nicht zu finden war. Drei Monate später zog ich aus.

 

Hola Quersuppe,

auch wenn ich mir für Deinen Nick kein Kompliment abringen kann, heiße ich Dich willkommen bei uns Schreibern.
In Deinem Profil lese ich:

... ich möchte gerne wissen wie gut ich wirklich schreiben kann
Das macht mich stutzig, denn die Verpackung umschließt den Inhalt – in unserem Fall ist die Handlung in einen monströsen Block eingemauert. Den, würde ich vorschlagen, solltest Du als erstes aufbrechen. Die meisten Geschichten hier zeigen Dir, wie das Format einer KG gestaltet wird.
Dass der Titel für die äußere Form Deines Textes zutrifft, ist wohl eher zufällig, oder?
Im Text gibt es ein paar Unebenheiten, die aber (beinahe) nicht der Rede wert sind:
auf den meisten Balkone(n)
ein Zimmer- Appartements
Bei Google findest Du die richtige Schreibweise.
Aber mein Gehalt als Journalist bei einem kleinen Lokalblatt schränkten meine Möglichkeiten ein, ...
Es ging um ihren Ehrgeiz und meiner Neigung nichts zu wollen, ihrer Lebensfreude und meiner apathischen Haltung mit welcher ich die Abendnachrichten verfolgte.
Schreib nicht so schnell, und lies anschließend Korrektur, am besten langsam und laut. Die zahlreichen Fehler in diesem Satz werden Dir dann selbst auffallen. Bist ja kein Anfänger.
... stellte sie sich vor mir ...
ich meiner mir mich
Noch ein Appell ans Korrekturlesen:
„ Ich finde nicht das wir noch zusammen passen. Vielleicht haben wir nie zusammen gepasst,“ sagte sie. „ Du versuchst gar nicht K aus deinem Unglück herauszukommen, weil du nicht weißt, wie es ist glücklich zu sein.“
Nach ‚passen’ endet die wörtl. Rede des Prots. Danach spricht sie.
Das muss die Interpunktion verdeutlichen.
Zu Beginn der wörtl. Rede kein Leerzeichen zwischen Gänsefüßchen und erstem Buchstaben.
„Gibst du mir eine Woche K um eine andere Wohnung zu finden?“ „ Natürlich.“
Vor erweitertem Infinitiv braucht es ein Komma. Das fehlt an mehreren Stellen.
Besser lesbar ist der Text, wenn bei Sprecherwechsel neue Zeile beginnt.
wegen meinen Hang
Dativ
... die Reparatur des Wasserflecks war, wie es mir von der Wohnungsgesellschaft versprochen wurde, auch noch nicht erfolgt.
Demnach hat die Gesellschaft ihr Wort gehalten:shy:. Statt 'wie' besser 'obwohl'.

Ich beschloss K das Gespräch mit dem Hausmeister zu suchen, eine fette, schmutzige Gestalt K wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt.
Nee, kauf ich nich. Eine solche Erscheinung hätte keine Anstellung bei der Gesellschaft; hier ist Dir ein Klischee reingerutscht.
das ganze hier
... obwohl die genau wussten K das der Wasserfleck
Ab hier höre ich auf, fehlende Kommas aufzuzeigen. Es kommen noch viele solcher Stellen, bei denen das Komma fehlt und das 'dass' falsch geschrieben wurde.

Der Wasserfleck beginnt zu nerven. Auch wenn Du den Prot so darstellen willst, dass dieser Pflaumenaugust nicht selbst auf die Leiter zu steigen bereit ist, so nimmt dieser komische Fleck zu viel Platz ein in der Geschichte.

Leider ist es so, dass ich beim Lesen Deines Textes zu oft stecken bleibe.

durchflutet von Geschrei, Geheule und lautes zuschlagen von Türen.
Liebe® Quersuppe – auch dieser Satz kann nicht so bleiben. Ich beschränke mich jetzt darauf, mir aufgefallene fehlerhafte Stellen zu zitieren, das Verbessern musst allerdings Du übernehmen.
folgte die Erkenntnis K das ich nicht genau bestimmen konnte
In den Einfamilienghettos, meinen eigentlichen Ursprung, ...
Auswurf unnützlicher Informationen
unnützer
Glauben sie nicht, ...
Schluss mit Korrekturen! Ich empfehle, den Text sorgfältiger zu bearbeiten, denn so macht das Lesen mehr Ärger als Freude.

Die Handlung selbst empfinde ich als wenig aufregend, aber das muss kein Manko sein. Um die schreckliche Atmosphäre einer solchen Wohnmaschine darzustellen, braucht man Raum.
Diese ‚verwaltungstechnische Unterbringung’ von Menschenmassen ist eines der globalen Probleme unserer Zeit – aber nur auf unseren Kulturkreis bezogen auch eines der erbärmlichsten Themen.
Studierte Leute – an der Technischen Universität, in den Bauämtern, den Architektenbüros – haben diesen Irrsinn seit Jahrzehnten abgesegnet, als ob ihnen dieser Spruch nie begegnet wäre: ‚Mit einer Wohnung kannst du einen Menschen töten!’

Schade, dass Du nicht mehr Feinarbeit in Deinen Text eingebracht hast (schneller Journalismus?). Denn auch das Ende wirkt unsensibel und an den Haaren herbeigezogen:

In dem Augenblick, wo das Mädchen an mir vorbei fiel, lächelte sie mich an.
Nee, Quersuppe, das geht gar nicht.

Auf jeden Fall fände ich es sehr gut, wenn Du dieses brisante Thema ordentlich aufbrezelst. Das könnte eine aufwühlende Geschichte werden.

José

 

Hallo Quersuppe,

ich hab deinen Text gerne gelesen. Gefällt mir.
Beim Schluss würde ich überlegen, ob du auf den einen oder anderen erklärenden Satz verzichten könntest. Sodass der Leser sich das selbst erschließen darf. Leser mögen das ganz gern und ich glaube, der Text würde dadurch gewinnen. Beispielsweise so:

In dem Augenblick, wo das Mädchen an mir vorbei fiel, lächelte sie mich an. Ich versuchte dieses Lächeln zu begreifen. Wahrscheinlich war der Sprung in den Tod die einzige Möglichkeit ihre Freiheit zu erreichen. Ich schrieb einen Artikel für die Zeitung über das Geschehen, aber die Resonanz darauf war gering. Ich betrachtete den Komplex und seine Bewohner seitdem mit anderen Augen. Ihr Versagen spiegelte mein Versagen. Und wie das Mädchen, wusste ich, das die Freiheit welche ich ersehnte, hier nicht zu finden war. Drei Monate später zog ich aus.

Das ist natürlich nur ein Vorschlag. Vielleicht streichst du auch nichts oder nicht alle vier Sätze, sondern weniger. Kannst ja mal in dich gehen. :)

Liebe Grüße und viel Spaß bei den Wortkriegern!
Anne

 

Gude Quersuppe,

deine Geschichte hat mich etwas ratlos zurückgelassen, aber erstmal der Reihe nach. Die Tipp- bzw. generell Grammatik- wie Rechtschreibfehler wurden bereits angemerkt, ich werde daher nicht anfangen, sie alle aufzulisten. Aber ein paar generelle Dinge:

„Chris, wir müssen reden.“ Ich setzte mich aufrecht in meinem Sessel, legte den Joint zur Seite und zog meine Schlafanzughose wieder an, um der Ernsthaftigkeit ihrer Stimme angemessen zu entgegnen. „ Ich finde nicht das wir noch zusammen passen. Vielleicht haben wir nie zusammen gepasst,“ sagte sie. „ Du versuchst gar nicht aus deinem Unglück herauszukommen, weil du nicht weißt, wie es ist glücklich zu sein.“ „Gibst du mir eine Woche um eine andere Wohnung zu finden?“ „ Natürlich.“
Nach dem ersten Anführungszeichen folgt keine Leerstelle. Und üblicherweise setzt man nach der wörtlichen Rede einen Zeilenumbruch, da man den Text dann deutlich flüssiger lesen kann. Auch im restlichen Text würde ich dir empfehlen, mehr mit Absätzen zu arbeiten. Gerade am Computer liest es sich dann viel einfacher.

Es geht um den Wasserfleck, der eigentlich schon repariert werden sollte.
Und wer hat das behauptet? Doch nicht jemand von der Firma, die das ganze hier ihren Besitz nennt.
Ja, schon.
Herr Thomsen, ich habe hier zwei Dutzend Anfragen von irgendwelchen Leuten die irgendwas repariert haben wollen. Aber auch das ist nicht drin, weil Pleitegeier und Co kein Geld für Handwerker locker machen können.
Die haben mir die Wohnung also vermietet, obwohl die genau wussten das der Wasserfleck für immer an der Decke bleiben wird.
So ähnlich bin ich an den Job gekommen. Hören sie, selbst die Firma die für die Wartung der Fahrstühle zuständig ist, hat schon seit Monaten kein Geld mehr gesehen. Ich verwalte hier nur noch das Chaos.
Und wenn der Fahrstuhl mal stecken bleibt?
-> Warum die Abneigung gegen direkte Rede? Diese Passage war ziemlich verwirrend zu lesen, da sich hier insbesondere indirekte Sprache und Beobachtungen mischten. Und das "Sie" muss großgeschrieben werden.

Meine Wohnsituation änderte sich, als meine Freundin mich aus ihrem Haus rauswarf.
-> Ich finde "Rauswurf" ist hier kein passender Begriff, weil er einseitig Schuld zuweist. Sie haben ihre Beziehung beendet und er ist ausgezogen. Ein "Rauswurf" ist, wenn jemand beim Fremdgehen erwischt wurde und seine Koffer vor der Tür findet, wenn er heimkommt.
Natürlich kann man den Begriff stehen lassen, aber dann kommt mir der Protagonist wie ein Schmarotzer vor.

Neben diesen Anmerkungen muss ich auch sagen, dass ich den Protagonisten ohnehin nicht einschätzen kann:

Ein junges Mädchen hatte anscheinend Krach mit ihren Eltern. Den Drang nachzusehen, sich zu kümmern, folgte die Erkenntnis das ich nicht genau bestimmen konnte woher der Lärm kam.
-> Ist er nicht apathisch? Warum will er sich kümmern, wo er sich vorher kaum um seine Freundin gekümmert hatte, wenn ich es recht lese?
Ein außen Stehender hätte das wohl als Apathie bezeichnet, aber für mich war es der Inbegriff von Freiheit.
-> Er ist doch apathisch. Was nun? Ich habe die Vermutung, dass du darstellen wolltest, wie der Charakter sich ändert, aber das kommt zu oft und von zu wenig Reflexion begleitet.

Eine Sekunde später fiel ein junges Mädchen an mir vorbei, mitten auf dem Gehweg. Aufgeschreckt von den ungewöhnlichen Geräuschen, schauten einige Bewohner neugierig auf den leblosen Körper. Auf dem Balkon über mir war nur noch ein flehendes und verzweifeltes Weinen zu vernehmen. Offensichtlich kam es von einem Mann und einer Frau.. In dem Augenblick, wo das Mädchen an mir vorbei fiel, lächelte sie mich an. Ich versuchte dieses Lächeln zu begreifen. Wahrscheinlich war der Sprung in den Tod die einzige Möglichkeit ihre Freiheit zu erreichen. Ich schrieb einen Artikel für die Zeitung über das Geschehen, aber die Resonanz darauf war gering. Ich betrachtete den Komplex und seine Bewohner seitdem mit anderen Augen. Ihr Versagen spiegelte mein Versagen. Und wie das Mädchen, wusste ich, das die Freiheit welche ich ersehnte, hier nicht zu finden war. Drei Monate später zog ich aus.
-> Tut mir leid, aber den Absatz finde ich grauenhaft. Die letzten Sätze sind zusammenhanglos aneinandergereihte, langweilige Konstruktionen. Selbst die inhaltlichen Verknüpfungen fehlen: Sie stirbt - er schreibt einen Artikel. Als Versuch, das Trauma zu bewältigen oder weil er einfach der nächste Journalist gewesen war?
Auch die Auflösung überzeugt mich nicht: der Protagonist überwindet seine Apathie, weil er Zeuge eines Selbstmordes wurde. Als Ergebnis zieht er aus. Für mich passt die Gewichtung überhaupt nicht: es muss erst jemand sterben, damit der Charakter etwas mehr Schwung kriegt? Und was ist mit dem Trauma, einen aufgeplatzten Körper zu sehen? Auch das bleibt unerwähnt.

Also: ich sehe viele Baustellen in deinem Text. Dass der eigentliche Konflikt darin besteht, dass der Mann in einem anonymen Komplex wohnt, ist mir zu wenig. Das kann aber stärker werden, wenn er sich darüber hinaus generell mit seinem Charakter auseinandersetzt. Du machst bereits Andeutungen, dass er mit seinem Job unzufrieden ist, ja vielleicht sogar mit seinem Leben generell. Lass den Leser mehr eintauchen in die Gedanken- und Gefühlswelt und dann könnte das Ganze etwas ansprechender werden.
Abschließend möchte ich dir noch einen Text empfehlen: Begehbares Meer von Anselmi. Dort geht es auch um Selbstmord und einen trügerischen Komplex. Die Handlung entwickelt sich anders, als in deiner Geschichte, aber Anselmi ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, die Gefühle des Protagonisten darzustellen, insbesondere Selbstzweifel. Das könnte eine hilfreiche Inspirationsquelle für dich sein.


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

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