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Der Koffer

jbk

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17.06.2003
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Der Koffer

Jim schloss den Koffer. Das war geschafft. Die Fracht war gesichert. Nun müsste er sie noch zum Schließfach bringen. Sicher ist sicher. Er schaute sich um und horchte. Noch war es ruhig. Sie hatten ihn noch nicht entdeckt. Aber sie suchten ihn- bestimmt!
Er nahm den Koffer in die Hand, und ging zur Tür seiner Zweizimmerwohnung, die im fünften Stock lag, und schaute angespannt durch den Spion. Niemand war zu sehen. Doch beruhigt war er dadurch nicht. Zu wichtig war sein Auftrag, als dass keiner seine Spur aufnehmen würde. Einer von ihnen würde ihn finden, über kurz oder lang. Das war klar.
Er zog seinen Mantel noch ein wenig enger um den Hals. Dann öffnete er schnell die Tür und schlich ins Treppenhaus. Alles ruhig.

Bevor er auf die Straße ging, beobachtete er, was dort passierte. Autos fuhren vorbei. Hatten sie ihn mittlerweile geortet? Er schaute auf den Koffer. Unter allen Umständen musste er seinen Auftrag erfüllen, koste es, was es wolle.
Als er das Haus verlies, drückte er sich eng an der Wand entlang. Nur nicht offen auf der Straße gehen, dann wäre es leicht, ihn zu finden. Er musste im Schatten bleiben, unauffällig und leise.
Da! Ein Mann mit seinem Hund kam dort um die Ecke. Verdammt! Jim drehte sich in eine kleine Seitengasse und versteckte sich hinter einem Müllcontainer. Die Schritte kamen näher, immer näher kamen sie. Er hörte sie deutlich in seinem Ohr hallen. Tap, tap, tap. Der Mann blieb stehen. Jim schaute vorsichtig an der Kante des Containers vorbei.
Der Hund schnüffelte.
Nahm er Witterung auf?
Hund und Mann gingen weiter.
Das war knapp. Sie waren unterwegs, überall waren sie. Das sollte schwierig werden.

Jim nahm allen Mut zusammen und verließ sein Versteck. Er ging schnellen Schrittes die Straße entlang, bis er auf eine größere kam. Hier war er schutzlos den Blicken ausgeliefert. Wahrscheinlich setzten sie schon Kameras ein, um ihn zu suchen. Menschen und Kameras.
Er musste sie verwirren, irgendwie musste er verhindern, dass sie ihn finden. Das wäre fatal!
Er winkte aufgeregt nach einer Taxe und stieg, als eine hielt, sich umblickend, schnell ein.
Er musterte den Taxifahrer.
Ein junger Mann, unrasiert - Er musste es trotzdem riskieren.
„Fahren sie mich zum Bahnhof!“, sagte er. „Schnell!“
„Nur die Ruhe, ich tue, was ich kann“, antwortete der Mann.
Hatte Jim da gerade einen seltsamen Unterton in der Stimme wahrgenommen? Warum sollte er ruhig sein? Sollte er sich beruhigen, damit er schneller überwältigt werden konnte?
Nervös saß er im Taxi.
Der Name des Fahrers stand auf seinem Ausweis, der auf den Armaturen klebte. Guiseppe Delias. Seine Initialen waren GD. „Geheimdienst!“, wisperte Jim.
Ihm lief der Schweiß über den Rücken, während das Taxi auf eine Ringstraße einbog. Sie hatten ihn! Oh nein, was sollte er tun? Jetzt würde er ihn in ihr Hauptquartier bringen, sie würden ihn und seinen Koffer in der Gewalt haben.
Das Taxi hielt an einer Ampel.
Jim schaute zum Fahrer und fühlte sich im Rückspiegel beobachtet.
„Geht es Ihnen gut, Sir?“, fragte der Mann.
Jim war angespannt, und seine Augen fixierten das Gesicht des Mannes, der ihn unentwegt anzustarren schien.
Er musste etwas tun, musste fliehen!
Die Ampel schaltete auf Grün, die Wagen vor dem Taxi setzten sich langsam in Bewegung.
Plötzlich sprang Jim auf die Straße und rannte so schnell er konnte.
Gerade noch mal gut gegangen, dachte er!
„Hey!“, rief der Taxifahrer, doch Jim war auf und davon.
Er lief und lief, bis er in einen Park kam. Dort versteckte er sich hinter einigen Bäumen. Das war knapp.
Sein Atem raste!
GD- das war eindeutig ein Code. Immer benutzten sie Codes, um sich zu verständigen. Zum Glück war er aufmerksam, hatte ihr Spiel durchschaut. Doch nun waren sie gewarnt, waren auf seiner Spur.
Jim blickte nervös hinter einem Baum hervor und lauschte. Vereinzelt gingen Leute über die Parkwege. Es war später Nachmittag. Bald sollte es dunkel werden. Bis dahin musste der Koffer am Bahnhof sein. Jetzt oder nie, sagte er sich, stand auf und rannte los.
Am besten Haken schlagen, dann verlieren sie meine Spur.
Jim kam zum Rand des Parks, an den sich ein Fußgängerweg anschloss. Frauen und Männer in Dienstkleidung passierten ihn. Hinter jedem von ihnen konnte sich ein Agent verbergen. Und auch das noch! Er schaute nach oben. Ein Flugzeug war am Himmel zu sehen. Jetzt setzen sie Ortungsflugzeuge ein! Sie würden ihn per GPS aufspüren!
Jim wurde panisch.
Er wusste nicht, was er tun sollte, also rannte er wieder. Durch die Fußgängerzone, an den Menschen vorbei.
Überall waren Reklametafeln aufgestellt. Die Menschen, die darauf zu sehen waren, schienen ihn zu fixieren und mit ihren Fingern auf ihn zu zeigen. Schon wieder ein Kniff des Geheimdienstes. Sie waren ihm immer und immer wieder überlegen, permanent einen Schritt voraus.
Da!
Ein vereinzelter Lieferwagen, Kennzeichen: K- DE 876.
K ist Köln, der Ort. Auf D folgt E im Alphabet, also direkte Folge der Ereignisse. 876- oh nein! Der Countdown läuft!
Jim spurtete!
Dort hinten war der Hauptbahnhof zu sehen, er musste nur noch die Domplatte überqueren. Er sah Männer mit langen Bärten: da waren sie- Talibanagenten. Sie hatten ihn gefunden. Jetzt wurde es knapp.
Er stürmte durch den Eingang des Bahnhofes, riss dabei zwei Männer um, die im Weg standen. Alles oder nichts, sonst ist es zu spät! Er kam japsend bei den Schließfächern an. Gerade wollte er den Koffer einschließen, da rief eine eindringliche Stimme hinter ihm: „Hände hoch, keine Bewegung! Drehen sie sich langsam um!“ Die Beamten vermuteten, dass sich eine Bombe oder etwas ähnlich Gefährliches in dem Koffer befände.
Jim indes erstarrte.
Was sollte er tun?
Jetzt hatten sie ihn, alles war verloren! Die geheimen Informationen waren in die Hände der Gegner gefallen. Er hob die Hände und drehte sich um. Die Männer, die er umgerannt hatte, waren Polizisten. Sie nahmen den Koffer und öffneten ihn. Nun war er des Todes!
„Nein! Nicht öffnen!“, schrie er.
„Zeitungen. Zeitungen und ein wildes Gekritzel darauf.“, sagte einer der Beamten.
Jim währenddessen war wie gelähmt. Der Code war in falsche Hände gefallen.
„Mitnehmen!“, sagte der Beamte.

Man brachte Jim auf die Wache. Ein Arzt stellte nach ausführlichen Untersuchungen eine paranoide Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis fest: Verfolgungswahn.
Zwei Tage später wurde er der Richterin vorgeführt und eingewiesen in die geschlossene Anstalt.
Nun haben sie mich, dachte er, die Wirkung der Neuroleptika spürend, und sank auf seinem Bett zusammen.

(c) bei Jan B. K.

 

Da ich es in meiner unendlichen Weisheit vertiggebracht habe, das Ende zu lesen, bevor ich mit der Geschichte angefangen habe (frag nicht...), hat sie ihre Wirkung auf mich verfehlt. Meine Dummheit, mea maxima culpa.

Deshalb auch von mir nur stillistische Anmerkungen:

Ich glaube, es heisst AWACS. Ja, Google bestätigt.

Das passiv in der ersten Zeile des letzten Absatzes föllt mir irgendwie unangenehm auf, würde vorschlagen; Man nahm Jim etc.

Interpunktion beio wörtlicher Rede musst du nochmal überprüfen:
-"Nur die Ruhe, ich tue, was ich kann"(KOMMA) antwortete der Mann.-
-"Zeitungen. Zeitungen und ein wildes Gekritzel darauf", sagte einer der Beamten.-
usw

"Die Männer, die er umgerannt hatte, hatten Waffen in der Hand."
In den Händen, oder? Ausserdem haben sie das hoffentlich nur in der Phantasie des Prot, ich möchte nicht, dass meine Freunde und helfer mit gezogener Knarre durch die Gegend laufen.

- Sie hatten ihn! Oh nein, was sollte er tun? Jetzt würde er ihn in ihr Hauptquartier bringen, sie würden ihn und seinen Koffer in der Gewalt haben.-
Pronomina überprüfen. Jetzt würden sie ihn in ihr Hauptquartier bringen oder so.

-Das sollte schwierig werden.-
Sollte? Klar. Aber das weiß doch der Prot nicht, dass er sich das selbst schwierig machen möchte, falls du verstehst, was ich meine?

Einige der Paranoia - Situationen kamen mir ein bisschen an den Haaren herbeigezogen vor, das klang fpr mich dann eher wie eine Satire. Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich wie gesagt das Ende schon gelesen hatte usw.

 

Thnx,
werde deine Vorschläge einbringen.
Aber erst Morgen:D

 

Für den Kritikerkreis geschrieben von Woltochinon (14)

Hallo jbk,

grundsätzlich finde ich Deine Ausgangsidee für einen Text in der Spannungsrubrik gut. Aber man merkt zu früh (spätestens bei `GD´), um was es geht. (Die `Interpretation´ des Nummernschilds ist eine gelungene Idee).
Zitat:
„Ein Arzt stellte eine paranoide Schizophrenie bei ihm fest. Verfolgungswahn.“

Diese Aussage sollte gar nicht nötig sein, sondern der Text so darauf abzielen, dass man die Intension entweder als Überraschung oder innerhalb einer Steigerung erkennt. Der zweite Fall entspricht Deiner Geschichte eher, aber es wird nicht deutlich ob es um etwas Satirisches geht oder um das Aufzeigen der Konsequenzen der Paranoia.


Zitat
„… drückte er sich eng an der Wand entlang. Nur nicht offen auf der Straße gehen, dann wäre es leicht, ihn zu finden. Er musste im Schatten bleiben, unauffällig und leise …“

Bei dieser Aussage wird nicht deutlich, ob der Mann aufgrund seiner psychischen Lage so unauffällig auffällig handelt oder ob es sich um eine Ungenauigkeit des Autors handelt.
Um eine Ungenauigkeit handelt es sich auf alle Fälle hier:
Zitat:
„Er musste sie verwirren, irgendwie musste er verhindern, dass sie ihn finden. Das wäre fatal.“

Das Verhindern des Findens wäre eben nicht fatal.


An den beiden letzten Zitaten zeigt sich ein prinzipielles Problem von Kritik, bzw. der für Kritik benötigten Interpretation: Im letzten Fall ist der Fehler objektiv, im ersten Beispiel abhängig von der (dem Kritiker) unbekannten Intension des Autors. Das Vorhaben des Autors ist auch nur bedingt aus dem Text ableitbar. Im Sinne einer Textkohärenz würde ich das diskutierbare Zitat eher als ein Element ansehen, das als satirisch missverstanden werden kann. Wahrscheinlich handelt es sich aber um einen ersten (nur im Rückblick erkennbaren) Hinweis auf die Paranoia. Aber auch bei dieser Betrachtungsweise stellt sich die Frage, ob der Protagonist nicht gerade wegen seines Verfolgungswahns das „eng an die Wand“ Drücken aufgrund der Auffälligkeit vermeiden würde.


Zitat:
„Immer lauter, immer stampfender.“

Die Schritte können auch als Wahnvorstellung gedeutet werden - ein einen Hund ausführender Passant wird wohl nicht immer lauter `stampfend´ daher kommen, aber es kann auch sein, dass diese Formulierung einfach ungünstig gewählt wurde, ähnlich wie

Zitat:
„Jim drehte sich in eine kleine Seitengasse …“

Jim hastete (huschte) wäre wohl anschaulicher, sich selbst „in“ einen anderen Ort zu `drehen´ klingt doch ungewohnt.


Da die Krankheit die Grundlage für das spannungsgebende Element der Geschichte sein soll, wäre es günstig, den Aspekt der Wahnvorstellung und der inneren (schizoiden) Zerrissenheit dramatischer darzustellen. Die Verfolger könnten lebendiger, persönlicher und direkt mit dem Protagonisten agierend beschrieben werden. Dann wird der Wahn zur Wirklichkeit, natürlich einer `fiktiven Wirklichkeit´, aber das ist ja in einer Kurzgeschichte erwünscht, man hätte dann sogar eine Verschachtelung von zwei nur in der Vorstellung existierenden Realitäten.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Schreiben,

tschüß… Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Wolto,

hier, wie versprochen, die überarbeitete Version.
Sie hat ein neues Ende.

Gruß Jan

Der Koffer (überarbeitete Version)

Jim schloss den Koffer. Das war geschafft. Die Fracht war gesichert. Nun müsste er sie noch zum Schließfach bringen. Sicher ist sicher. Er schaute sich um und horchte. Noch war es ruhig. Sie hatten ihn noch nicht entdeckt. Aber sie suchten ihn- bestimmt!
Er nahm den Koffer in die Hand, und ging zur Tür seiner Zweizimmerwohnung, die im fünften Stock lag, und schaute angespannt durch den Spion. Niemand war zu sehen. Doch beruhigt war er dadurch nicht. Zu wichtig war sein Auftrag, als dass keiner seine Spur aufnehmen würde. Einer von ihnen würde ihn finden, über kurz oder lang. Das war klar.
Er zog seinen Mantel noch ein wenig enger um den Hals. Dann öffnete er schnell die Tür und schlich ins Treppenhaus. Alles ruhig.

Bevor er auf die Straße ging, beobachtete er, was dort passierte. Autos fuhren vorbei. Hatten sie ihn mittlerweile geortet? Er schaute auf den Koffer. Unter allen Umständen musste er seinen Auftrag erfüllen, koste es, was es wolle.
Als er das Haus verlies, drückte er sich eng an der Wand entlang. Nur nicht offen auf der Straße gehen, dann wäre es leicht, ihn zu finden. Er musste im Schatten bleiben, unauffällig und leise.
Da! Ein Mann mit seinem Hund kam dort um die Ecke. Verdammt! Jim drehte sich in eine kleine Seitengasse und versteckte sich hinter einem Müllcontainer. Die Schritte kamen näher, immer näher kamen sie. Er hörte sie deutlich in seinem Ohr hallen. Tap, tap, tap. Der Mann blieb stehen. Jim schaute vorsichtig an der Kante des Containers vorbei.
Der Hund schnüffelte.
Nahm er Witterung auf?
Hund und Mann gingen weiter.
Das war knapp. Sie waren unterwegs, überall waren sie. Das sollte schwierig werden.

Jim nahm allen Mut zusammen und verließ sein Versteck. Er ging schnellen Schrittes die Straße entlang, bis er auf eine größere kam. Hier war er schutzlos den Blicken ausgeliefert. Wahrscheinlich setzten sie schon Kameras ein, um ihn zu suchen. Menschen und Kameras.
Er musste sie verwirren, irgendwie musste er verhindern, dass sie ihn finden. Das wäre fatal!
Er winkte aufgeregt nach einer Taxe und stieg, als eine hielt, sich umblickend, schnell ein.
Er musterte den Taxifahrer.
Ein junger Mann, unrasiert - Er musste es trotzdem riskieren.
„Fahren sie mich zum Bahnhof!“, sagte er. „Schnell!“
„Nur die Ruhe, ich tue, was ich kann“, antwortete der Mann.
Hatte Jim da gerade einen seltsamen Unterton in der Stimme wahrgenommen? Warum sollte er ruhig sein? Sollte er sich beruhigen, damit er schneller überwältigt werden konnte?
Nervös saß er im Taxi.
Der Name des Fahrers stand auf seinem Ausweis, der auf den Armaturen klebte. Guiseppe Delias. Seine Initialen waren GD. „Geheimdienst!“, wisperte Jim.
Ihm lief der Schweiß über den Rücken, während das Taxi auf eine Ringstraße einbog. Sie hatten ihn! Oh nein, was sollte er tun? Jetzt würde er ihn in ihr Hauptquartier bringen, sie würden ihn und seinen Koffer in der Gewalt haben.
Das Taxi hielt an einer Ampel.
Jim schaute zum Fahrer und fühlte sich im Rückspiegel beobachtet.
„Geht es Ihnen gut, Sir?“, fragte der Mann.
Jim war angespannt, und seine Augen fixierten das Gesicht des Mannes, der ihn unentwegt anzustarren schien.
Er musste etwas tun, musste fliehen!
Die Ampel schaltete auf Grün, die Wagen vor dem Taxi setzten sich langsam in Bewegung.
Plötzlich sprang Jim auf die Straße und rannte so schnell er konnte.
Gerade noch mal gut gegangen, dachte er!
„Hey!“, rief der Taxifahrer, doch Jim war auf und davon.
Er lief und lief, bis er in einen Park kam. Dort versteckte er sich hinter einigen Bäumen. Das war knapp.
Sein Atem raste!
GD- das war eindeutig ein Code. Immer benutzten sie Codes, um sich zu verständigen. Zum Glück war er aufmerksam, hatte ihr Spiel durchschaut. Doch nun waren sie gewarnt, waren auf seiner Spur.
Jim blickte nervös hinter einem Baum hervor und lauschte. Vereinzelt gingen Leute über die Parkwege. Es war später Nachmittag. Bald sollte es dunkel werden. Bis dahin musste der Koffer am Bahnhof sein. Jetzt oder nie, sagte er sich, stand auf und rannte los.
Am besten Haken schlagen, dann verlieren sie meine Spur.
Jim kam zum Rand des Parks, an den sich ein Fußgängerweg anschloss. Frauen und Männer in Dienstkleidung passierten ihn. Hinter jedem von ihnen konnte sich ein Agent verbergen. Und auch das noch! Er schaute nach oben. Ein Flugzeug war am Himmel zu sehen. Jetzt setzen sie Ortungsflugzeuge ein! Sie würden ihn per GPS aufspüren!
Sein Atem raste!
"Schnell", dachte er, "durch die Fußgängerzone, an den Menschen vorbei."
Da!
Ein vereinzelter Lieferwagen, Kennzeichen: K- DE 876.
K ist Köln, der Ort. Auf D folgt E im Alphabet, also direkte Folge der Ereignisse. 876- oh nein! Der Countdown läuft!
Jim spurtete!
Dort hinten war der Hauptbahnhof zu sehen, er musste nur noch die Domplatte überqueren. Er sah Männer mit langen Bärten: da waren sie- Talibanagenten. Sie hatten ihn gefunden. Jetzt wurde es knapp.
Er stürmte durch den Eingang des Bahnhofes, riss dabei zwei Männer um, die im Weg standen. Alles oder nichts, sonst ist es zu spät! Er kam japsend bei den Schließfächern an. Gerade wollte er den Koffer einschließen, da rief eine eindringliche Stimme hinter ihm: „Hände hoch, keine Bewegung! Drehen sie sich langsam um!“ Die Beamten vermuteten, dass sich eine Bombe oder etwas ähnlich Gefährliches in dem Koffer befände.
Jim indes erstarrte.
Was sollte er tun?
Jetzt hatten sie ihn, alles war verloren! Die Ware war in die falschen Hände gefallen. Er hob die Hände und drehte sich um. Die Männer, die er umgerannt hatte, waren Polizisten. Sie nahmen den Koffer und öffneten ihn.
„Nein! Nicht öffnen!“, schrie er.
Doch es war zu spät.
Der Polizist legte den Koffer, nachdem er hineingeschaut hatte, schnell und sehr behutsam auf den Boden, bevor er umso schneller zu seinem Funkgerät griff.
Sein Kollege, der inzwischen ebenfalls einen Blick in den Koffer gewagt hatte, wurde bleich.
„Ist es das, was ich denke, Piet?“
„Beten wir, dass nicht…“
„Wir müssen die Menschen vom Koffer fernhalten.“
Die Polizisten schafften Platz.
In der Aufregung konnte Jim entkommen.
„Wo ist er hin? Verdammt! Er ist entkommen!“
„Das ist jetzt Nebensache! Pass auf den Jungen da auf!“

Zehn Minuten später kamen Männer in Overalls in den Bahnhof. Sie hatten kleine Geräte in der Hand und bewegten sie über den Koffer.
Die Sache war schnell klar.
„Evakuieren! Schnell! Der Grenzwert ist bei weitem überschritten! Die Zylinder haben ein Leck!“

Am nächsten Tag stand das Unfassbare in den Zeitungen. PLUTONIUMSCHMUGGEL MISSGLÜCKT – BAHNHOF HERMETISCH ABGERIEGELT!
Jim faltete die Zeitung zusammen und strich sich durch die Haare.
Sie hatten ihn nicht gefangen.
Doch was nutzte das jetzt noch?
Er schaute auf seine Hand.
Zwischen den Fingern klebten dicke Haarbüschel.

 

Hallo jbk,

´mal ganz kurz: Fette Buchstaben gelten - genau so wie Großbuchstaben - als schlechtes Stilelement für dramatisierenden Ausdruck. (Es wirkt, als wenn der Autor sich nicht sicher ist, sein Vorhaben durch Sprache zu verwirklichen).
Den Satz mit dem „fatal“ mußt Du ändern, es ist halt ein Widerspruch.
Durch das neue Ende bringst Du mehr Ernst in die Geschichte, willst Du trotzdem das satirische Element (Paranoia) erhalten? (Siehe auch meinen ersten Beitrag).

Alles Gute,

tschüß… Woltochinon

 

Die Großbuchstaben sollen nur das neue Ende herausstellen, nicht als Stilelement fungieren.
Ich meine, dass dieses Ende eine überraschende Wendung bringt, was nicht nur die Spannung unterstützt, sondern auch überraschend wirkt, oder nicht?
Das "fatal" überdenke ich noch...
Lg
Jan

 

Hallo jbk,

als Unterscheidungsmerkmal ist es in Ordnung, Du kannst das ja später noch editieren.
Ich finde die Überraschung in der neuen Version größer, weil man aufgrund des Verhaltens des Protagonisten eher annimmt, dass es sich nicht um einen `echten´ Verbrecher handelt. Wahn und Kriminalität gehen oft Hand in Hand, dies ist also kein Widerspruch. Inwieweit hier ein Leser einen Stilbruch empfindet, wenn es plötzlich ernst wird (anstelle eines z.B. satirischen Schlusspunkts), vermag ich nicht (mehr) zu sagen - ich habe die Geschichte nun zu oft gelesen, um überrascht oder in Spannung versetzt zu werden. Kritiken lassen sich halt nur bedingt rein analytisch verfassen.
Ich sehe Deine Geschichte auch eher als Anfang auf dem Weg hin zu einer vor Spannung knisternden Handlung. Elemente wie `was geschieht warum?, `wie würde ich (der Leser) in dieser Situation handeln´ kommen zu kurz. Ein Spannungsbogen lässt sich auch durch eine Parallelhandlung erzeugen, bei einem linearen Aktionsverlauf muss das Geheimnisvolle natürlich auch geschickt gesteigert werden, was sicher nicht einfach ist.


Liebe Grüße,

tschüß… Woltochinon

 

Danke für die Tipps. Paralellaktion: hört sich nach einer Herausforderung an :)

 

Diese Geschichte wurde im Kritikerkreis besprochen.
Wir würden uns über weitere Anmerkungen zu diesem Text freuen.

Das Kritikerteam.

 

Ich finde die erste Version der Story besser, weil die Idee mit der Schizophrenie doch recht orginell ist, während Plutonium-Schmuggel eher ein recht alter Hut ist, der zudem noch uninspiriert dahingeklatscht wirkt. Zudem passt auch das ziemlich wirre Verhalten der Figur nicht wirklich zum neuen Ende, finde ich, was aber auch daran liegen kann, dass ich vorher schon das neue Ende gelesen habe.
Vielmehr solltest du versuchen, den Text (Version 1) in der Form zu überarbeiten, dass nicht bereits nach wenigen Zeilen am Verhalten der Figur zu erkennen ist, dass sie geistig verwirrt ist. Es würde sich besser wirken, wenn du nur kleine Ungereimheiten in sein Tun einbaust und ihn sich sonst professionell verhalten lässt. Das würde das Überraschungsmoment am Ende (Verfolgungswahn) verstärken.

Juri

 

hi jbk,
ich bin neu hier und hab noch nicht so viel erfahrung im kommentieren, deshalb fass ich mich kurz.
den anfang fand ich schön spannend. man merkte echt das der kerl ne macke hat.
eins fand ich jedoch komisch und zwar, dass die polizisten den koffer einfach aufmachten, obwohl sie eine bombe drin vermuteten! ich meine, würdest du einfach so, nen vermeintlichen bombenkoffer öffnen?
das mit dem plutonium hätte ich nich geschrieben. wie sollte denn so ein irrer feigling an plutonium kommen? so wie man die person in deiner story sieht, würde der sich noch nicht mal so auf die straße trauen, geschweige denn, sich mit gefährlichen verbrechern einlassen. aber die frage ist ob die verbrecher sich mit ihm einlassen würden, da könnten die sich ja gleich der polizei stellen.
des wars,
cu
beeljata

 

Hallo euch beiden und danke für die Kritik.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto nachdenklicher werde ich *hehe*
Der Versuch, meinen Prot zu verteidigen, etwa, dass er erst durch die ganze Anspannung und den STres schizophren wurde, kommt etwas dürftig daher.
Zu der Frage, warum die Polizisten den Koffer dann öffnen, fällt mir im Nachhinein auch nichts Griffiges ein.

Ergo wird es wohl eine dritte Version des "Koffers" geben, die subtiler aufgebaut und ein ähnliches Ende wie die erste Version haben wird.

Gruß Jan

 

Hallo jbk

Ich finde die Idee der Geschichte sehr gut. Anfangs verwunderte mich das übertriebene Verhalten deines Prot, bis ich im Verlauf der Geschichte seine Psychose erkannte. Anbei ein paar Anmerkungen:

Er zog seinen Mantel noch ein wenig enger um den Hals
- wie geht das?
- ich würde den Kragen hochstellen, das verdeckt das Gesicht auch besser
Da! Ein Mann mit seinem Hund kam dort um die Ecke
- ich würde das dort weglassen.
Er winkte aufgeregt nach einer Taxe und stieg, als eine hielt, sich umblickend, schnell ein.
- unglückliche Satzstellung.

Ein junger Mann, unrasiert - Er musste es trotzdem riskieren.
- was muss er riskieren?
- wenn er nichts sagt, fragt ihn der Taxifahrer ja nach dem Weg :)
Plötzlich sprang Jim auf die Straße und rannte so schnell er konnte.
- na, ein Taxi ohne Türen ?
- Jim stiess die Tür auf und flüchtete auf die Strasse. Er rannte so schnell er konnte.
Die Beamten vermuteten, dass sich eine Bombe oder etwas ähnlich Gefährliches in dem Koffer befände.
- ich würde hier die Erklärung für das Einschreiten der Beamten weglassen und später bringen.
Das erhöht die Spannung.

Für den Schluss würde ich mir auch eine Anlehnung an die erste Version wünschen.
Aber das ist deine Geschichte und du schreibst deinen Schluss. Bin gespannt.
:cool:
Lieben Gruss .\robi

 

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