Was ist neu

Der Kobold (eine Einschlafhilfe für trödelige Vorschulkinder)

Mitglied
Beitritt
02.12.2004
Beiträge
4

Der Kobold (eine Einschlafhilfe für trödelige Vorschulkinder)

Es war einmal ein kleines Mädchen, das bummelte und bummelte, vor allem abends, wenn es schlafen gehen sollte, wurde es immer langsamer. Beim Essen brauchte es manchmal eine halbe Stunde für eine kleine Schüssel Quark. Die Eltern waren schon ganz traurig, denn durch die Bummelei am Abend kam es immer später und später ins Bett und morgens, wenn das Mädchen aufstehen sollte, war es dann noch ganz müde und wollte weiter schlafen. Es wollte einfach nicht aufstehen und dadurch hatten alle morgens viel weniger Zeit. So musste dann kurz vor dem Losgehen zum Kindergarten immer alles ganz schnell gehen, weil das Mädchen die schöne Zeit verbummelt holte. Erst dauerte es ewig, bis es aus dem Bett heraus war, dann träumte es auf der Toilette vor sich hin und manchmal stand es 10 Minuten vor dem Waschbecken, ohne sich endlich die Zähne zu putzen oder es dauerte fast eine halbe Stunde. bis es sich endlich angezogen hatte. Dann wollte es meist nicht die Sachen anziehen, die welche die Mutter hingelegt hatte. Vor allem wenn es noch sehr müde war, wusste es oft gar nicht, was es eigentlich anziehen wollte, zickte herum, wollte dies nicht und jenes nicht. Früher, als es noch kleiner war, hatte es morgens immer angezogen, was die Mutter heraus gelegt hatte. Aber jetzt war es manchmal wirklich schlimm. Es stampfte sogar mit dem Fuß und meckerte und quengelte, wie eine Ziege.
Wenn es abends schneller bettfertig gewesen wäre, hätte es schon am Abend vorher zusammen mit der Mutter aussuchen können, was es am nächsten Tag anziehen wollte. Aber durch die Bummelei war dafür immer keine Zeit und morgens eigentlich auch nicht. Darüber waren die Eltern sehr, sehr traurig, vor allem, wenn sie morgens schon schimpfen mussten.

Eines Abends, als das Mädchen besonders lang gebummelt hatte und es schon sehr spät war, als es endlich ins Bett kam, schlief es gleich ein. Auf einmal erschien dem Mädchen ein kleiner, furchtbar hässlicher Kobold im Traum. Der Kobold war von oben bis unten grün und hatte einen ganz dicken Bauch und kurze dicke Beine. Der Kobold sagte zu dem Mädchen: "Wenn Du nicht aufhörst zu bummeln und abends immer so spät ins Bett kommst , verwandelst Du Dich eines Tages in so einen Kobold, wie ich es bin. Dann kommen nachts die Waldgeister und Du musst die ganze Nacht mit den Kobolden und Waldgeistern durch den Wald spuken. Dann wirst Du am nächsten Morgen so müde sein, dass Du gar nicht aufstehen kannst. Du wirst den ganzen Tag dadurch verschlafen. Die Waldgeister werden zu Dir kommen, um Dir die Zeit zu stehlen, die du verbummelt hast. Die ganze verbummelte Zeit wirst Du dann schlafen.

Aber das Mädchen lachte nur und sagte: "Das glaube ich dir nicht. Ich liege doch im Bett und träume und Geister gibt es nur im Märchen."

„Du wirst schon merken, was passiert, wenn du weiter bummelst“ flüsterte der Kobold und verschwand so plötzlich, als ob er sich in Luft aufgelöst hätte.

Am nächsten Morgen wunderte sich das Mädchen über den Traum. Bald aber hatte es ihn vergessen und bummelte wieder, wie bisher. An diesem Abend wurde es sogar noch später, als am Abend zuvor. Endlich lag es im Bett und schlief wieder sofort ein.

Plötzlich wurde es durch ein Rauschen geweckt. Es schaute sich um im Zimmer, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Nur der Wind wehte die Gardine ins Zimmer. Da sah das Mädchen auf seinen Bauch und merkte plötzlich, dass der Bauch ganz dick und grün war. Auch die Beine waren ganz kurz, dick und grün. Erschrocken schaute es in den Spiegel und wirklich, es sah genauso aus, wie der Kobold aus einem Traum.

Die Gardine bauschte sich auf, ein Windstoß brauste kam ins Zimmer und eine Menge Waldgeister schwebten herein; einer hatte Eichenlaub auf dem Kopf und einen Bauch, wie eine Eichel; ein anderer sah aus wie eine Kastanie und trug auf dem Kopf eine große Kastanienschale; ein Dritter sah wie ein Tannenzapfen aus; sogar ein Fliegenpilz war dabei.

Erschrocken versteckte sich das Mädchen unter der Bettdecke und murmelte vor sich hin: „Ich will aufwachen, aufwachen, ich schlafe und träume doch nur.“ „Nein!“ donnerte der Kastaniengeist. "Du schläfst nicht. Wir sind gekommen, um Dir die verbummelte Zeit zu stehlen. Jede einzelne Minute, die Du verbummelt hast, musst Du mit uns durch die Nacht jagen und im Wald herumgeistern." Die Geister kicherten und zogen dem Mädchen die Bettdecke weg. Dann nahmen sie das Madchen in die Mitte und flogen zum Fenster hinaus.

Es war eine wilde Jagd, zuerst über die Dächer der Häuser. Die Katzen, die bei Nacht unterwegs waren. miauten angstvoll und versteckten sich. Dann kamen sie in den Wald. Ein Käuzchen flog durch die Luft und wäre vor Schreck beinahe abgestürzt. Selbst Fledermäuse und Eulen hatten Angst vor den Geistern. Die ganze Nacht dauerte der Spuk, viele Tiere haben sie erschreckt und weite Strecken waren sie geflogen. In vielen Wäldern hatten sie gespukt und auch in einigen Dörfern und Städten.

In der Morgendämmerung aber flogen sie zurück und brachten das Mädchen wieder durchs Fenster in sein Zimmer nach Hause. Müde und ganz erschöpft fiel es ins Bett und schlief sofort ein. In diesem Augenblick ging draußen die Sonne auf, schien durchs Fenster, es wurde hell im Zimmer und das Mädchen sah wieder wie ein richtiges Mädchen aus. Es schlief tief und fest und von dem ganzen Spuk war nichts mehr zu sehen.

Die Mutter kam und wollte es wecken. aber es schlief zu fest. Der Vater und der Bruder versuchten, das Mädchen wach zu bekommen, aber es schlief und schlief. Zum Glück war es ein Sonnabend, so dass die Eltern nicht zur Arbeit und die Kinder nicht zur Schule oder zum Kindergarten mussten. Also ließen sie das Mädchen schlafen. Bis zum nächsten Morgen schlief es ohne Pause.

Als das Mädchen endlich ausgeschlafen hatte, wunderte es sich sehr über den Traum. Es wusste wirklich nicht, ob es nun ein Traum oder war es Wirklichkeit gewesen war. Es sprang aus dem Bett und stürmte ins Wohnzimmer. Da saßen schon sein Bruder und die Eltern beim Frühstück. Das Mädchen erzählte seinen Traum.

Wie es als Kobold mit den Geistern durch den Wald fliegen musste und dass die Geister gesagt hatten, jede verbummelte Minute müsste es spuken und danach würde es ganz lange schlafen.


Die Eltern und der Bruder staunten über die Geschichte. Der Vater sagte: „Du hast wirklich zwei Nächte und einen ganzen Tag geschlafen. Da werden dich wohl die Geister wirklich geholt haben." und lachte. Auch der Bruder musste kichern. Aber dem Mädchen wurde jetzt richtig unheimlich zumute, als es daran dachte, dass es vielleicht doch kein Traum gewesen war. Es bekam Angst, dass die Geister wieder kommen würden.

Die Eltern meinten beruhigend: „Bestimmt war es doch ein Traum, denn eigentlich gibt es keine Geister. oder?“

Aber alle schauten neugierig in das Zimmer des Mädchens, ob vielleicht noch Geister dort waren? Und siehe da, es lagen auf dem Fußboden eine Eichel, eine Kastanie, ein Tannenzapfen und jede Menge abgerissene Blätter. "Was soll das bedeuten, war es doch kein Traum?“ fragte die Mutter, aber der Vater meinte: „Das war sicher nur eine kleine Warnung für unser Bummellieschen. Die Geister haben ihr ja nicht weh getan, sie haben ihr doch nur ein kleines bisschen Angst gemacht. Ich bin ganz sicher, wenn sie nicht mehr so bummelt und sich auch immer schön anzieht, ohne herum zu zicken, dann wird sie auch nie wieder von den Geistern träumen."

Als das Mädchen das hörte, sprang es flott ins Bad, wusch sich ganz schnell und zog sich an. Und danach hat es nie mehr so gebummelt. Abends war es schneller im Bett und hatte dadurch morgens immer ausgeschlafen. Es blieb immer morgens oder abends genug Zeit, um gemeinsam mit der Mutter die Sachen zum Anziehen heraus zu suchen. Auch wenn es manchmal nicht das anziehen konnte, was es wollte, weil vielleicht das Wetter nicht so schön war, zickte es nicht mehr herum, sondern zog die Sachen an, welche die Mutter dann herauslegte.

Manchmal hatte es sogar soviel Zeit morgens, dass es noch eine Weile mit dem Kätzchen spielen konnte, bevor es aus dem Haus gehen musste. Das gefiel dem Mädchen nach einer Weile immer besser und so kam es, dass alle viel zufriedener und glücklicher waren, weil sie viel mehr Zeit füreinander hatten und die Eltern nicht mehr schimpfen mussten.

Abends war nun auch öfter Zeit, um aus dem dicken Märchenbuch vorzulesen und manchmal erzählte auch die Mutter eine Geschichte. Die Geister sind jedenfalls nie wieder gekommen und bis heute weiß keiner, ob sie wirklich da waren oder ob das Mädchen nur geträumt hatte und der Wind die Blätter, die Kastanie, die Eichel und den Tannenzapfen ins Zimmer geweht hat.

 

Hallo Bradley!

Vielleicht setze ich mich jetzt mit meiner Kritik in die Nesseln, aber mir hat deine Geschichte nicht so gut gefallen.

Die Märchenform fand ich allerdings gelungen, in einem Märchen lässt sich etwas Lehrreiches oft besser verpacken als in einer "einfachen Kurzgeschichte".

Trotzdem: ich finde, dass das Mädchen in deiner Geschichte zu sehr als die "Böse" rüberkommt und die Eltern zu sehr als die "Guten". Die Geschichte soll aber für Kinder sein (sonst würde sie nicht in dieser Rubrik stehen) und diesen zu erzählen, sie wären schlecht, halte ich für bedenklich (und vom Erziehungsstandpunkt her gesehen für überholt).

Zudem gefällt mir die Sache mit den Kobolden zur Warnung nicht; dieser Teil könnte gerade kleinen Kindern Angst machen - das hat so einen Touch vom Struwelpeter, finde ich, so nach dem Motto: "Wenn du nicht brav bist, wirst du vom Schwarzen Mann geholt."

Sprachlich gefällt mir die Geschichte gut, einige Anmerkungen habe ich aber auch da zu machen:

zickte herum,

diesen Einschub würde ich weglassen, zumal das ziemlich moderne Verb (zumindest in dieser Verwendung) "zicken" nicht zur Märchenstruktur

dasselbe gilt für:

meckerte und quengelte, wie eine Ziege.

Wenn du das stehen lassen möchtest, müsste auf jeden Fall das Komma vor Ziege weg; es handelt sich hier um einen Vergleich.

"Bestimmt war es doch ein Traum, denn eigentlich gibt es keine Geister. oder?“

Dieser Satz würde meiner Meinung nach mehr zu einem Kind passen als zu Eltern, ich denke nicht, dass Eltern so eine Aussage als Frage formulieren würden. Entweder würden sie etwas sagen wie: "Es muss ein Traum gewesen sein, weil es keine Geister gibt." oder (wenn sie damit bezwecken wollen, dass das Mädchen an die Geister glaubt, damit es demnächst nicht mehr bummelt) vielleicht "Ich glaube kaum, dass es Geister gibt, aber wissen kann man es natürlich nicht..."

Und danach hat es nie mehr so gebummelt.

Hier gefällt mir die Zeit nicht - wieso steht dieser Satz im Perfekt?

(...) zickte es nicht mehr herum, sondern zog die Sachen an, welche die Mutter dann herauslegte.

Erstens: "die" klingt (für mein Sprachgefühl) besser als "welche"
Zweitens: Ist es wünschenswert, dass ein Kind sich dem Willen der Eltern (wenn auch nur in so kleinen Dingen wie ohne etwas zu sagen, die Kleidung anzuziehen, die die Mutter bestimmt) unterwirft ohne eine eigene Meinung dazu zu haben?
Drittens: das "zicken" gefällt mir immer noch nicht!

Okay, das war's fürs Erste - ich hoffe, meine Kritik ist nicht zu hart...

Gruß, Meike

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo R. M. Bradley,

keinem Kind auf der Welt wird diese Geschichte gefallen! Oder allerhöchstens nur denen, an die deine Geschichte sowieso nicht gerichtet ist.
Ich würde mich wundern, wenn ich mich irre.

Der Text verpackt das altbekannte, faulige Gequatsche miserabler Eltern in einer Art Grimm-Sprache. Der darin enthaltene gehobene Zeigefinger ist so lang und hölzern, dass man "Kindesinhaber", die es wagen, dies ihren Sprösslingen vorzulesen, damit windelweich prügeln könnte, sie hätten es verdient (in ihren Schemata gedacht, jedenfalls).

Die Kernaussage des Textes ist schlicht und ergreifend:

Bummel nicht, du machst deine Eltern soooooooooooo traurig damit und verschwendest ihre Zeit :(
Ach, die armen, armen Eltern... :schnief:

Vielleicht denkst du mal darüber nach, warum Kinder möglicherweise an der realen Welt kein Interesse haben und daher sich in die eigene flüchten. Etwa nur um die Eltern zu ärgern? Aber, vielleicht ist bei ihm ja nur eine Schraube locker, "so wollen wir dich nicht haben", und die muss man einfach festziehen mit solchen Geschichten... :rolleyes:

Der Titel ist schon großer Quatsch. Einschlafhilfe? Ist das ironisch gemeint? Würde ich als "trödeliges Vorschulkind" (Ich war wirklich eines. Da kannst du es dir natürlich sehr einfach machen, und meine Kritik als verspätete Rache abtun, wenn du glaubst das hilft dir...) diese Geschichte von meiner Mutter hören oder wem auch immer, ich würde mich gar nicht erst trauen, einzuschlafen, aus Angst vor einem kleinen, grünen Kobold und bösen Geistern.
Solche Zweck-Bemerkungen gehören sowieso nicht in einen Geschichtentitel.

Details:

  • bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln
    bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln bummeln...
  • rumzicken, zicken, Ziege, quengeln... und das Kind weiß gar nicht, was es falsch macht :rolleyes:
  • Hat das Mädchen keinen Namen?
  • Es, das Mädchen, es, es, jaja es du ma', Perspektive ist zu distanziert für eine Kindergeschichte, und auch der Satzbau wirkt stellenweise zu erwachsen:
    Erst dauerte es ewig, bis es aus dem Bett heraus war, dann träumte es auf der Toilette vor sich hin und manchmal stand es 10 Minuten vor dem Waschbecken, ohne sich endlich die Zähne zu putzen, oder es dauerte fast eine halbe Stunde, bis es sich endlich angezogen hatte.
    (Erinnert mich an das typische olle Hausweib, das, von Langeweile und Grimm geplagt, die Leute im Treppenhaus abpasst, um sie vollzujammern...)
  • die Kehrtwende der Geschichte ist irgendwie mächtig an den Haaren herbeigezogen. Die Kobolde scheinen ausschließlich zu diesem Zweck der Belehrung, Züchtigung des Mädchens - innen sind sie daher hohl und nichtig. Wenn du wenigstens einen fiktiven, stichhaltigeren und weniger trivialen Grund liefern würdest, den man alternativ mit einem Augenzwinkern verstehen könnte, die schwarze Pädagogik in deinem Text wäre vielleicht verbannt und die Geschichte im ganzen akzeptabler.
  • Wie kann einem jemand etwas stehlen, was man verbummelt hat? :confused:
  • Am Ende sieht das Mädchen natürlich ein (es bleibt ihm ja auch gar nichts anderes übrig), bummelt nie mehr, ist geläutert, und alles ist F-F-Ek. Das auszuführen verwendest du sage und schreibe drei Absätze! Toll, kann ich ja gut schlafen heute...
  • Mit den Leerräumen übertreibst du, so große Schwenker sind das nicht. Dann schon lieber [Leerzeile] + *** + [Leerzeile]

Diese Kritik ist bewusst so hart gehalten, weil ich es persönlich nicht begrüßen kann, wenn deine Geschichte in dieser Fassung Leser findet. Ich fände es toll, wenn du sie gehörig entdogmatisierst.


:( FLoH.

 

Hallo Bradley,

leider muss ich mich der harten Kritik von kaj und floh anschliessen: zum einen finde ich Geschichten, in denen der belehrende Zeigefinger erhoben wird, ungeschickt und nicht kindgerecht. Natürlich sollte man Kindern über Geschichten auch Werte und Moralvorstellungen vermitteln können, aber bitte nicht so "holzhammermäßig" und "schwarz-weiß" wie in deiner kg. Zum anderen habe ich Probleme mit deiner pädagogischen Methode. Ich denke, dass es Kindern eher Angst macht, sich vorzustellen, wenn sie nicht "funktionieren", wie es die Eltern gern hätten, dass sie dann in einen häßlichen Kobold verwandelt werden und mit den Waldgeistern herumspuken müssen.

Bitte versteh meine Kririk nicht als "Runtermachen", sondern als Anstoß über den Inhalt und die Intention deiner kg nachzudenken.

Gruß

Andrea

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom