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Der Kobold (eine Einschlafhilfe für trödelige Vorschulkinder)
Es war einmal ein kleines Mädchen, das bummelte und bummelte, vor allem abends, wenn es schlafen gehen sollte, wurde es immer langsamer. Beim Essen brauchte es manchmal eine halbe Stunde für eine kleine Schüssel Quark. Die Eltern waren schon ganz traurig, denn durch die Bummelei am Abend kam es immer später und später ins Bett und morgens, wenn das Mädchen aufstehen sollte, war es dann noch ganz müde und wollte weiter schlafen. Es wollte einfach nicht aufstehen und dadurch hatten alle morgens viel weniger Zeit. So musste dann kurz vor dem Losgehen zum Kindergarten immer alles ganz schnell gehen, weil das Mädchen die schöne Zeit verbummelt holte. Erst dauerte es ewig, bis es aus dem Bett heraus war, dann träumte es auf der Toilette vor sich hin und manchmal stand es 10 Minuten vor dem Waschbecken, ohne sich endlich die Zähne zu putzen oder es dauerte fast eine halbe Stunde. bis es sich endlich angezogen hatte. Dann wollte es meist nicht die Sachen anziehen, die welche die Mutter hingelegt hatte. Vor allem wenn es noch sehr müde war, wusste es oft gar nicht, was es eigentlich anziehen wollte, zickte herum, wollte dies nicht und jenes nicht. Früher, als es noch kleiner war, hatte es morgens immer angezogen, was die Mutter heraus gelegt hatte. Aber jetzt war es manchmal wirklich schlimm. Es stampfte sogar mit dem Fuß und meckerte und quengelte, wie eine Ziege.
Wenn es abends schneller bettfertig gewesen wäre, hätte es schon am Abend vorher zusammen mit der Mutter aussuchen können, was es am nächsten Tag anziehen wollte. Aber durch die Bummelei war dafür immer keine Zeit und morgens eigentlich auch nicht. Darüber waren die Eltern sehr, sehr traurig, vor allem, wenn sie morgens schon schimpfen mussten.
Eines Abends, als das Mädchen besonders lang gebummelt hatte und es schon sehr spät war, als es endlich ins Bett kam, schlief es gleich ein. Auf einmal erschien dem Mädchen ein kleiner, furchtbar hässlicher Kobold im Traum. Der Kobold war von oben bis unten grün und hatte einen ganz dicken Bauch und kurze dicke Beine. Der Kobold sagte zu dem Mädchen: "Wenn Du nicht aufhörst zu bummeln und abends immer so spät ins Bett kommst , verwandelst Du Dich eines Tages in so einen Kobold, wie ich es bin. Dann kommen nachts die Waldgeister und Du musst die ganze Nacht mit den Kobolden und Waldgeistern durch den Wald spuken. Dann wirst Du am nächsten Morgen so müde sein, dass Du gar nicht aufstehen kannst. Du wirst den ganzen Tag dadurch verschlafen. Die Waldgeister werden zu Dir kommen, um Dir die Zeit zu stehlen, die du verbummelt hast. Die ganze verbummelte Zeit wirst Du dann schlafen.
Aber das Mädchen lachte nur und sagte: "Das glaube ich dir nicht. Ich liege doch im Bett und träume und Geister gibt es nur im Märchen."
„Du wirst schon merken, was passiert, wenn du weiter bummelst“ flüsterte der Kobold und verschwand so plötzlich, als ob er sich in Luft aufgelöst hätte.
Am nächsten Morgen wunderte sich das Mädchen über den Traum. Bald aber hatte es ihn vergessen und bummelte wieder, wie bisher. An diesem Abend wurde es sogar noch später, als am Abend zuvor. Endlich lag es im Bett und schlief wieder sofort ein.
Plötzlich wurde es durch ein Rauschen geweckt. Es schaute sich um im Zimmer, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Nur der Wind wehte die Gardine ins Zimmer. Da sah das Mädchen auf seinen Bauch und merkte plötzlich, dass der Bauch ganz dick und grün war. Auch die Beine waren ganz kurz, dick und grün. Erschrocken schaute es in den Spiegel und wirklich, es sah genauso aus, wie der Kobold aus einem Traum.
Die Gardine bauschte sich auf, ein Windstoß brauste kam ins Zimmer und eine Menge Waldgeister schwebten herein; einer hatte Eichenlaub auf dem Kopf und einen Bauch, wie eine Eichel; ein anderer sah aus wie eine Kastanie und trug auf dem Kopf eine große Kastanienschale; ein Dritter sah wie ein Tannenzapfen aus; sogar ein Fliegenpilz war dabei.
Erschrocken versteckte sich das Mädchen unter der Bettdecke und murmelte vor sich hin: „Ich will aufwachen, aufwachen, ich schlafe und träume doch nur.“ „Nein!“ donnerte der Kastaniengeist. "Du schläfst nicht. Wir sind gekommen, um Dir die verbummelte Zeit zu stehlen. Jede einzelne Minute, die Du verbummelt hast, musst Du mit uns durch die Nacht jagen und im Wald herumgeistern." Die Geister kicherten und zogen dem Mädchen die Bettdecke weg. Dann nahmen sie das Madchen in die Mitte und flogen zum Fenster hinaus.
Es war eine wilde Jagd, zuerst über die Dächer der Häuser. Die Katzen, die bei Nacht unterwegs waren. miauten angstvoll und versteckten sich. Dann kamen sie in den Wald. Ein Käuzchen flog durch die Luft und wäre vor Schreck beinahe abgestürzt. Selbst Fledermäuse und Eulen hatten Angst vor den Geistern. Die ganze Nacht dauerte der Spuk, viele Tiere haben sie erschreckt und weite Strecken waren sie geflogen. In vielen Wäldern hatten sie gespukt und auch in einigen Dörfern und Städten.
In der Morgendämmerung aber flogen sie zurück und brachten das Mädchen wieder durchs Fenster in sein Zimmer nach Hause. Müde und ganz erschöpft fiel es ins Bett und schlief sofort ein. In diesem Augenblick ging draußen die Sonne auf, schien durchs Fenster, es wurde hell im Zimmer und das Mädchen sah wieder wie ein richtiges Mädchen aus. Es schlief tief und fest und von dem ganzen Spuk war nichts mehr zu sehen.
Die Mutter kam und wollte es wecken. aber es schlief zu fest. Der Vater und der Bruder versuchten, das Mädchen wach zu bekommen, aber es schlief und schlief. Zum Glück war es ein Sonnabend, so dass die Eltern nicht zur Arbeit und die Kinder nicht zur Schule oder zum Kindergarten mussten. Also ließen sie das Mädchen schlafen. Bis zum nächsten Morgen schlief es ohne Pause.
Als das Mädchen endlich ausgeschlafen hatte, wunderte es sich sehr über den Traum. Es wusste wirklich nicht, ob es nun ein Traum oder war es Wirklichkeit gewesen war. Es sprang aus dem Bett und stürmte ins Wohnzimmer. Da saßen schon sein Bruder und die Eltern beim Frühstück. Das Mädchen erzählte seinen Traum.
Wie es als Kobold mit den Geistern durch den Wald fliegen musste und dass die Geister gesagt hatten, jede verbummelte Minute müsste es spuken und danach würde es ganz lange schlafen.
Die Eltern und der Bruder staunten über die Geschichte. Der Vater sagte: „Du hast wirklich zwei Nächte und einen ganzen Tag geschlafen. Da werden dich wohl die Geister wirklich geholt haben." und lachte. Auch der Bruder musste kichern. Aber dem Mädchen wurde jetzt richtig unheimlich zumute, als es daran dachte, dass es vielleicht doch kein Traum gewesen war. Es bekam Angst, dass die Geister wieder kommen würden.
Die Eltern meinten beruhigend: „Bestimmt war es doch ein Traum, denn eigentlich gibt es keine Geister. oder?“
Aber alle schauten neugierig in das Zimmer des Mädchens, ob vielleicht noch Geister dort waren? Und siehe da, es lagen auf dem Fußboden eine Eichel, eine Kastanie, ein Tannenzapfen und jede Menge abgerissene Blätter. "Was soll das bedeuten, war es doch kein Traum?“ fragte die Mutter, aber der Vater meinte: „Das war sicher nur eine kleine Warnung für unser Bummellieschen. Die Geister haben ihr ja nicht weh getan, sie haben ihr doch nur ein kleines bisschen Angst gemacht. Ich bin ganz sicher, wenn sie nicht mehr so bummelt und sich auch immer schön anzieht, ohne herum zu zicken, dann wird sie auch nie wieder von den Geistern träumen."
Als das Mädchen das hörte, sprang es flott ins Bad, wusch sich ganz schnell und zog sich an. Und danach hat es nie mehr so gebummelt. Abends war es schneller im Bett und hatte dadurch morgens immer ausgeschlafen. Es blieb immer morgens oder abends genug Zeit, um gemeinsam mit der Mutter die Sachen zum Anziehen heraus zu suchen. Auch wenn es manchmal nicht das anziehen konnte, was es wollte, weil vielleicht das Wetter nicht so schön war, zickte es nicht mehr herum, sondern zog die Sachen an, welche die Mutter dann herauslegte.
Manchmal hatte es sogar soviel Zeit morgens, dass es noch eine Weile mit dem Kätzchen spielen konnte, bevor es aus dem Haus gehen musste. Das gefiel dem Mädchen nach einer Weile immer besser und so kam es, dass alle viel zufriedener und glücklicher waren, weil sie viel mehr Zeit füreinander hatten und die Eltern nicht mehr schimpfen mussten.
Abends war nun auch öfter Zeit, um aus dem dicken Märchenbuch vorzulesen und manchmal erzählte auch die Mutter eine Geschichte. Die Geister sind jedenfalls nie wieder gekommen und bis heute weiß keiner, ob sie wirklich da waren oder ob das Mädchen nur geträumt hatte und der Wind die Blätter, die Kastanie, die Eichel und den Tannenzapfen ins Zimmer geweht hat.