Was ist neu

Der Knoten

MiK

Mitglied
Beitritt
12.03.2006
Beiträge
284
Zuletzt bearbeitet:

Der Knoten

„Mmm.“
Sie gibt der riesigen Dogge einen langen innigen Kuss.
„WUFF!“
„Tschüß Arnold“, sagt sie und knuddelt den braunen kalbartigen Hund ein letztes Mal, bevor sie sich auf den Weg macht.
Sie greift in ihre rechte Hosentasche fördert daraus ein Taschentuch zu Tage, in welches jemand einen Knoten gemacht hat.
„An was sollte mich dieser Knoten noch mal erinnern?“, fragt sie sich.
Die Tür? Hab ich zugeschlossen. Sicher? Ganz sicher. Arnold ... Warum gehe ich plötzlich so langsam? Keine Zeit zum Bummeln. Hat sich gefreut über sein Fresschen. ... Blöde Tasche drückt. Barbi Haare waschen? Nein, war's auch nicht. Hm, Vati? Wollten Fußball. Aber heute ist Donnerstag. Fanbrief an Herrn Calmund. Sieht aus wie Opi. ... Cindy! Streber. Nicht hersehen. Weitergehen. Puh, Glück gehabt. Knoten. Was war mit dem Knoten? Arnold knudd? Gemacht. ... Oh, Justin! Hallo Justin, guck her, guck her! Hier bin ich! Schneller laufen. Kann ihm noch den Weg absch ... Mist, diese Cindy.
Sie biegt in die Straße ein, welche genau bis zur Schule führt. Noch immer hält sie das Taschentuch mit dem Knoten in der Hand.
„Guten Morgen, Lena!“
Neiiin!, denkt sie und schaut auf das Taschentuch mit dem Knoten und kennt plötzlich seine Bedeutung. Langsam dreht sie sich um, schaut nach oben und grüßt zurück:
„Guten Morgen, Frau Schmidt!“
Lena lässt sich allmählich zurückfallen, damit Frau Schmidt sie überholen kann. Die Lehrerin ist an ihr vorbei und Lena schlägt die Hände vor das Gesicht.
Verdammt, verdammt, denkt sie. Wie konnte ich dieses blöde Gedicht vergessen? Nein, und die Schmidten sagte gestern noch: „Auf dein Gedicht bin ich besonders gespannt.“ Mist, ich kann mir nicht noch einen Sechser leisten. Mama wird ausflippen.
Frau Schmidt hat längst das Schulgebäude erreicht, aber Lenas Schritte widerstreben diesem Ziel.
Bis zur sechsten Stunde ist noch Zeit, denkt sie. Mir muss unbedingt noch was einfallen. Was wohl die anderen haben?
Sie steckt das Taschentuch wieder in die rechte Hosentasche und der Tag verstreicht Minute für Minute und Stunde für Stunde. Die sechste Stunde ist erreicht. Es hat bereits geklingelt, aber Frau Schmidt ist noch nicht in der Klasse. In Gedanken malt sich Lena aus, was der Lehrerin alles geschehen sein könnte.
Vielleicht krank geworden? Auf der Treppe ein Bein gebrochen? Vom Mann verlassen? Ärger mit den Kindern? Hamster gestorben? Das, das wäre ... meine Rettung!
Sie hält das Taschentuch in den Händen. Die Hände wie zum Gebet gefaltet, murmelt sie:
„Hoffentlich ist der Schmidt was passiert. Aber nichts Schlimmes, denn eigentlich kann ich sie doch ziemlich gut leiden.“
Doch dann öffnet sich die Tür und Frau Schmidt tritt in das Klassenzimmer.
„Mist!“
„Hallo Kinder, entschuldigt bitte mein Zu-spät-Kommen. Ich bin auf eure selbstgeschriebenen Gedichte sehr gespannt“, sagt sie lächelnd und öffnet das Klassenbuch.
Fang oben an. Fang oben an, bangt Lena.
„Da fangen wir am besten ganz oben an. Justin Anders, bitte komm nach vorn.“
Puh, Glück gehabt. Bin die Letzte. Zehn Minuten sind weg. Da komm ich heute bestimmt nicht mehr dran. Lasst euch alle nur recht viel Zeit ... ach Justin.
Noch immer hält sie die Hände gefaltet und presst die Daumen ganz fest auf das Taschentuch. Die Zeit ist auf ihrer Seite.
„Nur noch fünf Minuten und noch acht vor mir.“
„Cindy Meißner, du bist die nächste.“
Cindy geht nach vorn und stellt sich neben den Lehrertisch.
„Nun, wie heißt dein Gedicht?“
„Ich habe ein Gedicht über meine Katze geschrieben. Es heißt ‘Meine Katze’ von Cindy Meißner: Meine Katze, die heißt Leopold / Mein Vati hat sie nicht ... .“
Pah, Katzen ...
Lena ist schon bald in Gedanken auf dem Heimweg.
„Lena Zellenstein.“
„Was?“
„Dein Gedicht, bitte.“
„A... a... aber ich bin doch noch gar nicht dran.“
„Lena, ich habe dir gestern noch einmal gesagt, ich möchte heute von dir ein Gedicht hören. Und?“
„D d das hat mein Hund gefressen.“
Nein, das hat mein Hund gefressen, denkt sie, das ist das blödeste was ich sagen konnte.
Sie steht da, die Fäuste geballt. In der rechten das Taschentuch. Sie hat feuchte Hände und starrt auf ihren Platz.
„Das hat mein Hund gefressen?“, wiederholt Frau Schmidt. „Ist das der Titel deines Gedichtes?“
„Nein, äh ja.“
Dann schweigt Lena.
„Was ist nun mit dem Gedicht? Oder hast du wieder einmal vergessen deine Hausaufgaben zu machen?“
Lena starrt auf ihren Platz. Sie zerknüllt das Taschentuch mit der rechten Hand. Ein Zipfel des Taschentuches ragt allerdings noch aus ihrer kleinen Faust heraus. Er scheint auf Lena zu zeigen und ebenfalls auf eine Antwort zu warten. Die Gedanken schießen ihr wild durch den Kopf.
Das Taschentu ... nein, Gedicht vergessen ... riesiger Toffel ... muss Hausaufga ... nein, Arnold ... das Gedich ... lass es los ... mei ... jetzt nicht mit dir spie ... mein Taschentuch ... Frau Schmidt wird ... nein, du hast es kaputt ... Mama, hab wieder nich ... böser Hund ... was ist mit dem Kno ... will jetzt nicht spielen ... nein, kein Gedicht.
„Der Hund hat es gefressen“, sagt sie erneut.
„Ich hab die Hausaufgabe nicht vergessen. / Nein, der Hund hat sie gefressen. / Äh ... ich ... ich hatte extra einen Knoten im Taschentuch, / aber es ist wie ein Fluch. / Wieso ... also wieso, das weiß ich nicht, / doch Arnold hat das Gedicht / äh, einfach vernicht'. / Der ... die Hausaufgabe hab ich nicht vergessen. / Nein, der Arnold, ich meine mein Hund, äh, hat sie einfach aufgefressen. / Bekommen ist sie ihm wirklich gut, / denn ... denn er hat danach sehr gut geruht.“
„Gut Lena, ich hätte gern, dass auch du deine Verse abgibst.“
„Was? Das äh, geht leider nicht.“
„Was soll das wieder heißen?“
„Naja, ich sagte doch: Der Hund hat den Zettel gefressen.“

 

Hallo MiK,

tja, was soll ich sagen. Nette kleine Geschichte, schnell und flüssif zu lesen (also sprachlich okay), aber ich fand sie nicht lustig. Mir fehlen da irgendwie die Höhepunkte und Überraschungen. Es passiert genau das, was spätestens dann klar ist, wenn man weiß, dass es um ein Gedichte und eine Hausaufgabe geht.

Nein, und die Schmidten sagte
Da habe ich ein wenig gestutzt. Wie die Schmidten? Sagt man das bei euch so? Bei "uns" würde es einfach bei Schmidt bleiben in dem Fall

In Gedanken malt sich Lena aus, was alles mit ihr geschehen sein könnte.
Vielleicht krank geworden? Auf der Treppe ein Bein gebrochen? Vom Mann verlassen? Ärger mit den Kindern?
Auch hier mußte ich stutzen, weil ich erst dachte, dass du mit dem "was mit ihr geschehen sein könnte" Lena meintest. Das finde ich persönlich ein wenig unglücklich, weil du ja offensichtlich die Lehrerin meintest.

Gruß
Lemmi

 

Hallo MiK!

Schließe mich Lemmi an. Nett zu lesen, leider nicht lustig.
Ich bin einige Male durcheinander gekommen, denn es ist kein klarer Unterschied zwischem Erzähler und den Gedanken von Lena erkennbar. Hier könntest Du Absätze einbauen oder die Gedanken in Kursivschrift setzen.

Die Geschichte passt vielleicht besser nach Kinder.


LG
flash

 

Hallo Lemmi und flash,

danke erstmal für's Lesen und Kommentieren.
@Lemmi: Wenn man abwertend über dritte redet, ist es in meinem Sprachraum tatsächlich üblich aus "Frau Schmidt" "die Schmidten" oder aus "Frau Müller" "die Müllern" zu machen. Allerdings habe ich bei uns auch schon "die Schmidt" oder "die Müller" gehört. Ich denke, in der Umgangssprache wird beides verwendet.
Die Kritik in dem zweiten Zitat kann ich leider nicht so richtig nachvollziehen. Vielleicht könntest du etwas genauer beschreiben, was du meinst.
@flash: Ich hab die Gedanken jetzt, so wie du es vorgeschlagen hast, in kursiv vom restlichen Text abgehoben. So wird wirklich deutlicher was Erzähler und was Prot ist.
Deinen Vorschlag mit der anderen Rubrik würde ich gern aufgreifen, aber wie bekomme ich jetzt die KG von Humor zu Kinder? Kannst du mir vielleicht helfen?

Grüße

MiK

 

Hi MiK,

In Gedanken malt sich Lena aus, was alles mit ihr geschehen sein könnte.
Dieser Satz klingt nach: In Gedanken malt sich Lena aus, was alles mit ihr (Lena) geschehen sein könnte.
und denn kommt die Aufzählung
Vielleicht krank geworden? Auf der Treppe ein Bein gebrochen? Vom Mann verlassen? Ärger mit den Kindern?
mit der du aber, so habe ich es verstanden, die Lehrerin meintest. Und das fand ich eben etwas missverständlich.

Jetzt klarer?

Gruß
Lemmi

 

Hallo Lemmi und flash,

@Lemmi: Ich hab den Satz ein wenig verändert. Ist es jetzt besser?
@flash: Danke für's Beamen.

See you soon

MiK

 

Hi MiK,

ja, so finde ich es wesentlich klarer. Auch dass die Gedanken jetzt kursiv sind macht die Geschichte viel besser lesbar.

Gruß
Lemmi

 

Hallo MiK,

mir hat deine Geschichte gut gefallen, sie enthält Elemente, mit der Kinder etwas anfangen können (Schule, vergessene Hausaufgabe, das Bangen, nicht drangenommen zu werden). Außerdem ist der Text flüssig geschrieben, höchstens die Gedankenfetzen, vor allem an Anfang, könnten (kleinere) Kinder stören.
Am Schluss wäre eine über `hat der Hund gefressen´ hinausgehende Pointe angebracht, so zieht sich dieser Aspekt etwas. (Ich hatte vermutet, dass es auf Rap hinausläuft).


„Fanbrief an Herr Calmund“

- Herrn

A a aber ich bin doch noch gar nicht dran.“

- Vielleicht müsste man das mit Pünktchen schreiben: A… a… aber (bin nicht 100% sicher).

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

erst einmal danke für's Lesen und Kommentieren. Die Fehlerchen sind ausgemerzt. Wegen der Sache mit dem Schluss stimme ich dir zu, aber mir will im Moment nichts vernünftiges einfallen. Ich grüble weiter darüber nach.

A bientot

MiK

 

Hallo Mik,

mir hat die Geschichte gut gefallen. Auch das mit den Gedankenfetzen fand ich eine gute Idee. Wenn Lena auch etwas schusselig in der Schule ist, aber das Gedicht hat sie am Ende doch perfekt aus dem Stehgreif hingekommen.

Eine Sache ist mir noch aufgefallen.

Frau Schmidt hat längst das Schulgebäude erreicht, aber Lenas Schritte widerstreben diesem Ziel.
Muss dieser Satz nicht in normaler Schrift geschrieben werden, denn das denkt sie doch nicht, oder? Auch das anschließende ..., denkt sie. würde ich auch nicht kursiv schreiben.

Ich habe die Geschichte gerne gelesen und konnte mir richtig vorstellen, wie Lena über ihren Knoten im Taschentuch nachgrübelt, was er zu bedeuten hat.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

ich danke dir vielmals. Da ist tatsächlich die Kursivität mit mir durchgegangen. Ich hab es wieder in Ordnung gebracht.
Es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt. Irgendwie war ich wohl früher selbst ein wenig wie Lena, aber längst nicht so kreativ wie die Kleine. :lol:

Cheerio!

MiK

 

Hallo MiK,

eine ganz nette Idee für eine Kindergeschichte hast Du hier verbraten. Ich kenne etliche Kinder, die sich mit Sicherheit sehr gut in Lena hineinversetzen können - aber ob sie alle so plietsch wären, aus dem Stegreif ein einigermaßen plausibles Gedicht zu erfinden? Die kleine Pointe Deiner Geschichte allerdings würde ihnen bestimmt Spaß machen. :)

Ganz wenig Textkram:

Die Hände wie zum Gebet gefalltet
gefaltet

„Lena Zellenstein“
„Was?“
„Dein Gedicht, bitte“
Zellenstein Punkt, bitte Punkt

„Das hat mein Hund gefressen?“ wiederholt Frau Schmidt.
gefressen?", wiederholt ...

Das Taschentuch noch immer in den Händen haltend.
"in den Händen haltend" klingt ziemlich umständlich - warum schreibst Du nicht etwas wie "sie zerknüllt das Taschentuch in den Händen" oder etwas in der Art?

Herzlichen Gruß
al-dente

 

Hallo al-dente,

vielen Dank für's Lesen. Den Textkram hab ich sofort erledigt.
Auch für "in den Händen haltend" habe ich eine Alternative gefunden und dabei versucht das ganze etwas bildlicher darzustellen. Hattest vielleicht an etwas in dieser Richtung gedacht?

Ciao

MiK

 

Hallo al-dente,

dann danke ich dir und wünsche dir noch ein paar schöne Osterfeiertage.

MiK :)

 

hi MiK,

auch von mir ein Lob - nett und unterhaltsam geschrieben. Man kann gut mitfühlen, was war das nur, warum verflixt der Knoten?! Wenn ich fürher so gtu aus dem Stand hätte dichten können ... ;) Auch die Dialoge sind Dir mE gut gelungen - kurzum, eine kurzweilige Sache.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Maus,

ich danke dir fürs Lesen und Kommentieren. Vielen Dank auch für das Lob.

LG MiK

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom