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Der kleine Taucher

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31.01.2002
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Der kleine Taucher

Es war einmal ein kleiner Taucher, der liebte das Meer über alles. Er liebte das Salz auf seiner Haut und den weichen, weißen Sand an seinen Füßen. Und natürlich die Fische. Ob groß oder klein, ob bunt oder nichtssagend, sie waren seine besonderen Freunde. Sich von Delfinen durch die Wellen ziehen zu lassen, durch Riesenschwärme türkisfarbener Korallenfische zu treiben, die liebevoll an seinen Fingern zupften – ach, wie war das herrlich. Habt ihr auch schon festgestellt, dass das Meer tolle Geschichte erzählen kann? Ihr müsst mal ganz genau hinhören, wenn sich die Wellen brechen und das Meer rauscht. Nein? Dann fragt am besten den kleinen Taucher, der kennt sie alle.
Er wohnte in einer sehr einfachen aber ungeheuer gemütlichen Bambushütte direkt am Strand, auf einem sehr schönen und friedlichen Inselchen namens Merrifischi. Die Menschen die dort lebten, mochten ihn eigentlich sehr gerne, hielten ihn aber für sonderbar, für einen Träumer und nahmen ihn nicht ernst. Das machte ihn schon ein wenig traurig, aber er wusste, irgendwann werden sie ihre Meinung ändern.
Vor seiner Hütte baumelte eine kuschelige Hängematte, befestigt an zwei prachtvollen Kokospalmen, die ihm Schatten spendeten. Und da er viel besser einschlafen konnte, wenn er das Meer roch und die Wellen rauschen hörte, kam es immer wieder vor, dass er in seiner Hängematte lag und solange die Sternschnuppen zählte, bis er einschlief.
Der kleine Taucher träumte oft den gleichen Traum, von einem versunkenen Schiff und einem unsagbar kostbaren Schatz. Er war eben nicht nur ein kleiner Taucher, sondern auch ein großer Abenteurer.
Sein Herz schlug schneller bei dem Gedanken, einmal los zuziehen und als Held zurückzukehren. Dann würden die anderen Inselbewohner sich bestimmt nicht mehr über ihn lustig machen.
Eines Morgens, als er sich seufzend von seinem Traum losriss, merkte er, dass an diesem Tag etwas ganz besonderes passieren würde. Er beschloss, sich ein wenig abzulenken und sprang wohlgefällig in sein geliebtes Meer, um eine Runde zu tauchen.
Kaum hatte er seine Fischfreunde am Hausriff begrüßt, kam ein riesengroßer Schatten auf ihn zu. Er spürte sofort, dass ihm keine Gefahr drohte, aber er verharrte dennoch. Ein unglaublich riesenhafter weißer Manta. Der geheimnisvoll silbrig schimmernde Fisch schwebte federleicht durchs Wasser, erhaben und elegant, als würde er fliegen. Der kleine Taucher meinte zu träumen, bis ihn der fabelhafte Manta anstubste und ihn mit seinem rechten Flügel sanft über seinen Körper strich. Wie hypnotisiert kletterte der kleine Taucher auf seinen flachen, glatten Rücken und der große, geheimnisvolle Fisch schwebte mit ihm davon.
Sie flogen durch eine bizarre Unterwasserwelt mit unglaublichen Korallenformationen in Rot, Blau, Gelb und Grün und riesigen Seeanemonen die in der Strömung tanzten. Er konnte sich nicht satt sehen. Es war wie im Paradies. Immer wieder musste er sich in den Arm zwicken, und sich sagen „Nein, nein es ist kein Traum“.
Doch plötzlich wurde der Manta langsamer und steuerte ein ziemlich steiles Riff an. Da konnte er sie sehen, die Segelmasten eines Schiffes. Es war wohl gegen das Riff gelaufen und gesunken. Sehr verwundert bemerkte er die Ähnlichkeit mit dem Segler aus seinen Träumen...
Sein Herz schlug rasend schnell als er vom Rücken des Mantas glitt. Er wollte das alte Wrack inspizieren und tauchte um das gesunkene Schiff herum. „Komisch“ dachte er “ In meinen Träumen war ich doch gar nicht so aufgeregt und das Schiff war kleiner“. Auch Abenteurer haben eben manchmal Angst, zumindest ein bißchen.
Er fasste all seinen Mut zusammen und schwamm durch einen schmalen Spalt in das Innere der alten Segelyacht. Er tauchte immer tiefer hinein, vorbei an den Kajüten Richtung Kapitänsbrücke. Plötzlich schoss ein riesiger Hai an ihm vorbei und erschreckte den kleinen Taucher fast zu Tode.
Er versteckte sich sofort, sodass der Hai ziemlich schnell das Interesse an ihm verlor. Er wollte gerade sein Versteck verlassen, als er aus den Augenwinkeln heraus etwas blitzen sah. Goldstücke! „Gold, Gold„ ich hab‘ einen Schatz gefunden, juhu....“. Er war ganz außer sich vor Freude und umarmte einen doch sehr verdutzten Papageienfisch. Die Truhe fand er ganz in der Nähe der Goldstücke. Ganz unscheinbar stand sie hinter einem Gerümpelhaufen. Die Zeit und das Meer hatten bereits an dem riesigen Vorhängeschloss genagt und es geöffnet. Tausende von Goldstücken, rubinrote Diamanten und Perlen funkelten ihm entgegen. Er hatte seinen Schatz wirklich gefunden. Für den kleinen Taucher war es der schönste Tag in seinem Leben. Nicht weil er jetzt reich war, nein, ein großer Traum ging für ihn in Erfüllung, er hatte seinen Schatz gefunden und er war mächtig stolz auf sich.
Zusammen mit seinem neu gewonnen Freund, dem Manta, barg er den Schatz und auf seinem breiten Rücken brachten sie ihn nach Hause, an seinen Strand.
Mit letzter Kraft schleppte er die Truhe in seinen weißen, weichen Sand und schlief, den Kopf auf seinen Schatz gestützt, selig ein. Der Manta schaute sich noch einmal um und schwamm zufrieden in die Tiefe des Meeres zurück.

Die anderen Inselbewohner hatten ganz schön „blöd aus der Wäsche geschaut“ als sie vom Schatz des kleinen Tauchers erfahren haben. Und tatsächlich, keiner machte sich mehr über ihn lustig. Nicht weil er jetzt ein reicher und mächtiger Mann war, nein weil er sein Gold dazu benutzte, anderen zu helfen. Er ließ ein Krankenhaus bauen, eine Schule, eine Tierpflegestation, eine neuen Brunnen und vieles mehr.
Ihr fragt euch bestimmt „Ja, und der kleine Taucher? Was hat er sich für Wünsche erfüllt?“
Er hat nicht lange nachdenken müssen, bis ihm klar wurde, dass er sein altes Leben weiterführen will, seine Hängematte, seine Bambushütte, alles sollte so bleiben wie es war. Das einzige was er sich gönnte war eine neue Taucherbrille und ganz neue, besonders schnelle Flossen.


Copyright ms 2001

 

Sehr schön geschrieben, farbenfroh und voller Bilder. Gefällt mir sehr und erinnert mich an die Träume meiner Kindheit, wo ich mir immer gewünscht habe, irgendwann Tiefseetaucherin zu werden...
Ich freue mich auf weitere Geschichten von Dir!
Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Salut! :)

Eine schöne, verträumte Geschichte. Hast du sie schon Kindern vorgelesen? Ich würde dir empfehlen, einige Bilder hinzuzufügen, damit die Kleinen wissen, wie Mantas und Papageienfische aussehen.
Zum Stil und Aufbau hätte ich zwei Anmerkungen: Im ersten Teil solltest du einen Absatz machen, bevor du die Fragen an die Leser richtest. Und das Wort ziemlich finde ich ziemlich überflüssig. Aber sonst gefielen mir deine Beschreibungen. Für ein Bilderbuch wäre das toll.
:) c.u. delphi

 

Hi Luna,
am liebsten hätte ich deine Geschichte gezeichnet und mit ihr ein wunderschönes Bilderbuch gestaltet. Eine Geschichte die kleine Kinder verstehen, die aber auch für ältere spannend ist. Du beschreibst die Umgebung genau aber nicht zu langwierig...super!
äs liäbs grüässli no
momoo

 

Hallo Luna

Er war ganz außer sich vor Freude und umarmte einen doch sehr verdutzten Papageienfisch.
Bei der Vorstellung, ein Taucher umarme einen :sconf: Fisch, hab ich stumm vor mich hingegrinst...aber dennoch, oder grad deswegen, dieses Bild gefällt mir sehr gut!
Auch der Rest der Geschichte ist gespickt mit schönen Stellen. Dass der Taucher am Ende so uneigentnützig mit seinem Schatz umgeht und sich nur eine neue Ausrüstung wünscht, imponiert Kindern sicher auch unheimlich ;)
Grüsse Zauberli

 

Hallo Luna,
deine Geschichte hat mir gut gefallen. Vor allem die Beschreibung der Fische und der Unterwasserlandschaft. Da ich selbst tauche kamen mir beim Lesen gleich Erinnerungen an meine Tauchgänge. Weiter so und wie man unter Tauchern sagt: Gut Luft!

Gruß
Jürgen

 

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