Der kleine Sternenputzer
Der kleine Sternenputzer
Dort oben am Himmelszelt, wo der Mond scheint und die Sterne leuchten, wohnt er – der kleine Sternenputzer. Die halbe Nacht schrubbt, putzt, wischt und poliert der kleine Sternenputzer die Sterne, damit sie schön, hell und glänzend auf die Erde scheinen. Er hüllt sich dabei immer von Kopf bis Fuß in feinen, silbernen Sternenstaub. Der glitzernde Sternenstaub ist überall – auf seinem weißen Gewand, zwischen seinen Fingern und Zehen, in seinen lockigen Haaren, in seinen kleinen Ohren, in seiner Nase und sogar in seinem Mund.
Sobald er alle Sterne geputzt hat, fegt der kleine Sternenputzer den feinen Sternenstaub zusammen und füllt ihn in seinen Beutel. Dann setzt er sich zufrieden auf einen frisch geputzten Stern und lässt die Beine nach unten in die Dunkelheit baumeln. „Huch, nun fängt mein Magen an zu knurren!“ Er holt eine Prise Sternenstaub aus seinem Beutel und wirft ihn in die Luft. Sofort verwandeln sich die funkelnden Staubkörner in ein leckeres Abendessen: Brot, Käse, Wurst und ein Glas warme Milch mit Honig. Genüsslich isst der kleine Sternenputzer sein Brot und trinkt seine warme Milch. Da er immer auch ein wenig Sternenstaub zwischen den Zähnen hat, knirscht es natürlich ein wenig beim Essen. Aber das macht dem kleinen Sternenputzer nichts aus. Er liebt seinen Sternenstaub.
„Wie die Menschen in dieser Nacht schlafen?“, fragt sich der kleine Sternenputzer. Da er heute besonders früh mit seiner Arbeit fertig ist, wirft er erneut ein wenig Sternenstaub in die Luft und schon baumelt ein langes dickes Seil in die Tiefe zu den Menschen. Der kleine Sternenputzer klettert geschwind das Seil hinunter und landet auf dem Dach eines kleinen Häuschens. Neugierig schaut er durch die Fenster.
Im ersten Zimmer schlafen die Tiere des Hauses, ein brauner Hund auf dem Boden in seinem Körbchen und eine schwarz-weiße Katze auf dem Sofa. Im zweiten Zimmer schlafen tief und fest die Eltern. Sogar die Mutter schläft, obwohl der Vater so laut schnarcht, dass der kleine Sternenputzer das Schnarchen durch das geschlossene Fenster hören kann. Im dritten Zimmer hat sich ein Junge gemütlich in seine Bettdecke gewickelt und scheint zu träumen. In einem Bett neben ihm liegt ein Mädchen – allerdings hellwach und gar nicht müde.
„Ob sie nicht einschlafen kann? Vielleicht kann ich dem Mädchen helfen?“, denkt sich der kleine Sternenputzer. Mit dem Sternenstaub an den Händen öffnet er das Fenster, klettert leise hinein und schleicht auf Zehenspitzen zum Bett des Mädchens, um den Jungen nicht zu wecken. Das Mädchen reibt sich die Augen. „Träume ich? Wer bist Du denn?“, fragt sie erstaunt. „Ich bin der kleine Sternenputzer. Heute Abend schaue ich, wie die Menschen schlafen.“ „Der kleine Sternenputzer? Putzt du etwa wirklich die Sterne?“ „Jeden Abend und jede Nacht. Ohne mich wären die Sterne blass und stumpf. Aber sag, Mädchen. Alle im Haus schlafen: der Hund, die Katze, deine Mutter, dein Vater und auch dein Bruder. Warum schläfst Du noch nicht? Es ist schon spät und die Nacht ist schon bald vorüber.“ „Ach, lieber Sternenputzer. Ich bin viel zu aufgeregt zum Schlafen. Morgen ist nämlich mein Geburtstag und alle meine Freunde kommen mich besuchen.“ „Dann musst Du besonders gut ausgeschlafen sein. Warte, ich helfe Dir!“ Schon rieselt eine Prise Sternenstaub über das Gesicht des Mädchens. „Ich bin plötzlich so müde!“ Das Mädchen reibt sich die Augen, gähnt noch ein wenig und schläft von jetzt auf gleich tief und fest. „Schöne Träume wünsch ich Dir, kleines Mädchen.“
Der kleine Sternenputzer steigt wieder durch das Fenster auf das Dach und klettert das Seil hoch hinauf zu den leuchtenden Sternen. Er bettet sich müde in sein weiches Sternenbett, kuschelt sich in seine warme Sternendecke und schließt die Augen. „Das war ein schöner Ausflug“, dachte sich der kleine Sternenputzer. „Morgen besuche ich wieder die Menschen und schaue, wie sie schlafen.“