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Der kleine schwarze Käfer

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28.01.2006
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Der kleine schwarze Käfer

Das ist die Geschichte des kleinen schwarzen Käfers, der seinen dunklen Wald verließ, um die Welt zu erkunden. Dabei gefiel es ihm im Wald. Er hatte viele Freunde dort, die ihn nicht missen wollten und denen er versprechen musste, bald wieder nach Hause zu kommen, um zu erzählen, was er fernab der vertrauten Bäume alles erleben werde. Als er schließlich davon flog, folgten ihm die Tiere bis an den Waldrand und winkten ihm hinterher und er winkte mit seinen schwarzen Flügelchen zurück. Nicht nur seine Flügel waren schwarz, sein ganzer Körper war es, seine Beine und seine Augen, obwohl er kein trauriger Käfer war, ganz im Gegenteil: Er war voller Lebensfreude und neugierig, was ihn jenseits des Waldes alles erwartet.

Schon bald führte ihn seine Reise an eine große Wiese, auf der inmitten hohen, grünen Grases Butterblumen wuchsen. Um ihre leuchtend gelben Blüten schwirrten bunte Schmetterlinge, fleißige Bienen und eine dicke Hummel. „Welch herrliche Blumen seid denn ihr?“, rief der kleine Käfer, der in seinem Wald nie solch farbenfrohem Treiben begegnet war. „Darf ich mich ein wenig auf dir ausruhen?“, fragte er eine besonders schöne Blüte. „Ich bin müde von meiner langen Reise.“
Doch die Butterblume schreckte auf und schloss sofort ihre Blüte, dass der Käfer nichts von ihrem Nektar trinken konnte. „Hau ab, du hässliches schwarzes Ding!“, herrschten ihn die anderen Blumen an und die Bienen vertrieben ihn von der Wiese.

An einem Garten traf der schwarze Käfer auf ein Beet, in dem eine Reihe herrlicher lila Glockenblumen standen. Er war noch immer traurig darüber, dass die Butterblumen ihn verstoßen hatten, weil er nicht so bunt war wie die anderen Insekten, die um sie herumschwirrten. Bei den Glockenblumen hoffte er, sich ein wenig ausruhen zu dürfen. Doch mit ihren Glocken schlugen die Alarm, als er sich setzen wollte, Bimm-Bamm, und wieder kamen die Bienen angeflogen, die den Käfer verjagten. „Hau ab, du hässliches schwarzes Ding!“, rief man ihm wieder hinterher.

Bei den Gänseblümchen erging es dem Käfer nicht besser, auch der Klee und der Löwenzahn verweigerten ihm die Rast. Er wurde immer trauriger und wollte schon umkehren, zurück in seinen Wald, wo die Tiere ihn sicherlich vermissten, als er ein kleines, einsames Vergissmeinnicht am Rande des Gartens entdeckte. Um das blaue Blümchen herum schwirrten keine Insekten und als er näher heranflog, sah er, dass das Vergissmeinnicht weinte. „Was hast du denn?“, fragte er es und es schluchzte. „Ich bin so klein, die Bienen und Schmetterlinge sehen mich gar nicht und wenn sie mich sehen, fliegen sie trotzdem vorbei. Sie wollen lieber zu den großen Blumen und niemand möchte sich auf mir ausruhen und von meinem Nektar trinken.“ Es funkelte den kleinen schwarzen Käfer an: „Möchtest du dich nicht setzen?“ „Ich?“, strahlte der Käfer zurück, setzte sich flink und erzählte, wie die anderen Blumen ihn verjagt hatten. Dann labte er sich am Nektar des kleinen Vergissmeinnichts.

„Oh, schau nur“, rief das Blümchen und der Käfer sah, dass seine Flügel plötzlich nicht mehr schwarz waren. Bunte Tupfen waren plötzlich auf seinem ganzen Körper, rote, grüne, gelbe, blaue, der kleine Käfer konnte sein Glück kaum fassen. Er bedankte sich rasch bei dem Vergissmeinnicht und flog freudestrahlend in seinen Wald zurück, vorbei an den Gänseblümchen, dem Klee, dem Löwenzahn, den Butter- und Glockenblumen, die ihn alle verstoßen hatten. Jetzt aber riefen sie: „Halt du bunter Käfer. Komm' zu uns, so ein buntes Exemplar haben wir noch nie gesehen!“ Doch der kleine Käfer ignorierte es, sie haben ihn als schwarzen Käfer nicht bei sich ruhen lassen, jetzt, nach seiner wundersamen Verwandlung, wollte er mit ihnen auch nichts mehr zu tun haben.

Im Wald empfingen ihn die Tiere herzlich. Sie staunten ob der vielen Farben auf seinen Flügeln, denn auch sie hatten noch nie so einen schönen bunten Käfer gesehen. Doch viel mehr freuten sie sich, dass ihr Freund wieder wohlbehalten bei ihnen war, ganz gleich welche Farbe sein Körper hatte.


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Zum Anhören: Der kleine schwarze Käfer

 

Hallo Sebastian,

neuer Name?
Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Sie ist wieder im Märchenstil geschrieben. Nur eines habe ich vermisst: Was war das für ein Käfer? Ich tippe auf Fantasy?

Hier noch ein paar Anmerkungen:

„Darf ich mich ein wenig auf dir ausruhen?“, fragte er eine besonders schöne Blüte,
ein Punkt am Ende

An einem Garten traf der schwarze Käfer auf ein Beet, in dem eine Reihe herrliche lila Glockenblumen standen.
herrlicher

„Was hast du denn?“, fragte er es und es schluchzte.

... und erzählte, wie die anderen Blumen ihn verjagt haben.
müsste hier "hatten" heißen, da du in der Vergangenheit schreibst

Dann naschte er sich satt am Nektar des kleinen Vergissmeinnichts.
satt naschen, den Ausdruck gibt es doch nicht, oder?
vielleicht: Dann labte er sich am Nektar...
Dann stärkte er sich am Nektar ....

"Halt du schöner bunter Käfer. Komm' zu uns, so einen schönen Käfer haben wir noch nie gesehen!“
"Halt, du bunter Käfer. Komm' zu uns, so ein schönes Exemplar haben...

jetzt, da er ganz bunt war,
jetzt, nach seiner wundersamen Verwandlung, ..

Die Geschichte habe ich gern gelesen.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

schön, dass dir die Geschichte gefallen hat :) :) :)
Mir persönlich hat sie auch immer gut gefallen, eigentlich stammt die Idee der Geschichte nämlich nicht von mir, sondern von meinem Papa, der sie mir oftmals zum Einschlafen erzählt hat. Sie ist aber nie aufgeschrieben worden und jetzt in den Osterferien habe ich mich mal darum gekümmert und hab sie auch ein bißchen umgeschrieben ;)
(Im "Original" kommt bspw. der Osterhase und malt den Käfer bunt, das fand ich dann etwas übertrieben und dachte mir, dass eine wundersame Verwandlung auf dem Vergissmeinnicht schöner ist)

Danke auch für deine Anmerkungen, werde die Geschichte später korrigierien ;)

Neuer Name?
Ja, ich fand es irgendwie die ganze Zeit schon irgendwie seltsam, mit meinem richtigen Namen zu schreiben, während alle anderen sich hinter nem Kosenamen verstecken ;)

Nur eines habe ich vermisst: Was war das für ein Käfer? Ich tippe auf Fantasy?
Ich glaube, das liegt ganz in der Phantasie des Kindes oder des Vorlesers, was das für ein Käfer sein soll. Ich hab mir damals irgendwie immer so nen kleinen Winzling wie nen Marienkäfer vorgestellt, nur ganz in schwarz und später eben bunt ;)

Viele liebe Grüße,
Sebastian

 
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Hallo Smilodon!

Ich habe gerade Deine Kindergeschichte gelesen. Ich fand sie ganz nett. :)
Mit einfühlsamen Worten beschreibst du die Wanderung eines kleinen, schwarzen Käfers und seine wundersame Verwandlung. Ein wenig hat sie mich an das hässliche, kleine Entlein erinnert. Leider erfahren wir nicht, wodurch sich der unscheinbare, schwarze Käfer in einen hübschen, bunten Käfer verwandelt hat. Das wäre bestimmt interessant gewesen. Nur der Nektar des Vergissmeinnicht wird es nicht gewesen sein, denke ich. - Oder doch? Wenn dir dazu noch etwas einfällt, würde das deine Geschichte bestimmt aufwerten. Immerhin ist diese Verwandlung die Hauptaussage deiner Erzählung. (Zuerst geschmäht, dann begehrt.)

Ein wenig Textkram ist mir aufgefallen, den ich nochmals überdenken würde:

Er hatte viele Freunde dort, die ihn nicht missen wollten und denen er versprechen musste, bald wieder nach Hause zu kommen, um zu erzählen, was er fernab der vertrauten Bäume alles erleben werde.
Tempus: ... erlebt hatte.

Er war voller Lebensfreude und neugierig, was ihn jenseits des Waldes alles erwartet.
... erwarten würde.

Doch die Butterblume schreckte auf und schloss sofort ihre Blüte, dass der Käfer nichts von ihrem Nektar trinken konnte.
Würde hier "sodass" sagen.

Doch mit ihren Glocken schlugen die Alarm, als er sich setzen wollte, Bimm-Bamm, und wieder kamen die Bienen angeflogen, die den Käfer verjagten. „Hau ab, du hässliches schwarzes Ding!“, rief man ihm wieder hinterher.
Diesen Satz würde ich etwas umstellen und teilen.
Vorschlag: Doch als er sich setzen wollte, schlugen sie mit ihren Glocken Alarm. "Bimm-Bamm!" Wieder kamen die Bienen angeflogen und verjagten den Käfer. "Hau ab, du hässliches, schwarzes Ding!", riefen sie ihm hinterher.


„Was hast du denn?“, fragte er es und es schluchzte.
Vorschlag: ... fragte er. Das Blümlein schluchzte ...

„Oh, schau nur“, rief das Blümchen und der Käfer sah, dass seine Flügel plötzlich nicht mehr schwarz waren. Bunte Tupfen waren plötzlich auf seinem ganzen Körper, rote, grüne, gelbe, blaue, der kleine Käfer konnte sein Glück kaum fassen.
WW
Würde den zweiten Satz teilen. ... ganzen Körper. Rote, grüne, ...
Eines der "plötzlich" kannst du ersatzlos wegfallen lassen. Am besten beide.


Doch der kleine Käfer ignorierte es, sie haben ihn als schwarzen Käfer nicht bei sich ruhen lassen, jetzt, nach seiner wundersamen Verwandlung, wollte er mit ihnen auch nichts mehr zu tun haben.
Tempus: ... sie hatten ihn als ...

Hoffentlich findest du etwas unter meinen Vorschlägen.

Liebe Grüße,
Manuela :)

 

Hallo Manuela,

vielen lieben Dank auch dir für deine zahlreichen Hinweise und natürlich auch fürs "Nett-Finden" :)

Ein wenig hat sie mich an das hässliche, kleine Entlein erinnert.
Stimmt. Daran habe ich früher auch immer denken müssen, als ich die Geschichte erzählt bekommen habe ;)

Leider erfahren wir nicht, wodurch sich der unscheinbare, schwarze Käfer in einen hübschen, bunten Käfer verwandelt hat. Das wäre bestimmt interessant gewesen. Nur der Nektar des Vergissmeinnicht wird es nicht gewesen sein, denke ich. - Oder doch?
Hmm, ich finde es irgendwie schöner, es offen zu lassen bzw. auch die Phantasie der Kinder ein wenig anzusprechen... Ob es der Nektar des Vergissmeinnichts war oder die bunten Flecken einfach so gewachsen sind, - da sind deiner und der Phantasie der Kinder keine Grenzen gesetzt ;)

Deine Anmerkungen werde ich dann später in die Geschichte aufnehmen, vielen Dank nochmal dafür.

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hi Sebastian,

was ihn jenseits des Waldes alles erwartet
erwarten würde

herrlicher lila Glockenblumen
drei Sätze vorher waren die anderen Blumen auch schon herrlich. Schreib doch schön oder so

Kurz, prägnant und schön geschrieben. Du schaffst es mit wenigen Sätzen eine dichte Atmosphäre aufzubauen. Die Grundidee ist sicher nicht neu und auch mich hat es an das hässliche Entlein erinnert.

Nichtsdestotrotz hat diese Geschichte eine wichtige Aussage, die du auch schön transportierst. Obwohl nicht sehr innovativ, also von dem zugrundeliegenden Plot (gib was, dann wirst du auch etwas bekommen) hats mir gut gefallen. Man muss das Rad ja nicht ständig neu erfinden.

lg Daniel

 

Hallo Sebastian,

mir gefällt Deine Geschichte recht gut. Sie ist flüssig und lebendig geschrieben. Auch wenn nicht neu, eine gut geschriebene Geschichte über Vorurteile und dumme Äußerlichkeiten, Ausgrenzung mehr kann nie schaden.

Leider erfahren wir nicht, wodurch sich der unscheinbare, schwarze Käfer in einen hübschen, bunten Käfer verwandelt hat. Das wäre bestimmt interessant gewesen. Nur der Nektar des Vergissmeinnicht wird es nicht gewesen sein, denke ich. - Oder doch?
das ist auch mir aufgefallen, auch ich hätte mir einen Wink gewünscht. Nur der Nektar? Oder die gegenseitige Liebe/Achtung/Freundschaft? Aber offenbar hast Du Dich ja schon entschieden, das offen zu lassen. ;)

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Daniel und Anne,

danke für Eure beiden Kommentare :)
Freut mich, dass der kleine Käfer auch bei Euch Anklang gefunden hat.

Vielleicht gebe ich in einer Überarbeitung wirklich noch einen kleinen Wink dazu, aber wenn nur einen kleinen... Mal schauen :)

Liebe Grüße,

Sebastian

 

Hallo Smilodon,

gerne habe ich von der letztendlich doch noch erfolgreichen Reise des kleinen, schwarzen Käfers in die große, weite Welt gelesen.

Eine feine Idee hast du sehr kindgerecht und ein wenig märchenhaft hier verarbeitet.

Beim Lesen bin ich über ein paar Formulierungen und Zeitenfehler gestolpert, aber da etliche meiner VorkritikerInnen bereits darauf hingewiesen haben, liste ich sie jetzt nicht noch mal auf.

Es würde sich aber sicher lohnen, diese Anmerkungen noch zu verarbeiten.

Mir persönlich gefällt es übrigens sehr gut, wenn es offen bleibt, wieso der kleine Käfer plötzlich bunt wird - das gibt einen wunderbaren Gesprächsanlass für Eltern und Kinder ... :D

Lieben Gruß
al-dente

 

Hallo al-dente,
ich fass mich kurz: Danke für den Kommentar und fürs Gutfinden.

Die Anmerkungen hier werde ich bei Gelegenheit nochmal alle verarbeiten, aber ich warte mal: vielleicht kommen ja noch ein paar dazu ;)

Schön, dass du auf meiner Seite stehst, wenn es um den Gesprächsanlass für Kinder geht :D

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Servus Smilodon!

Eine sehr schöne Geschichte ist Dir da gelungen! Sie hat mich, wie auch Manuela Korn, an das hässliche, kleine Entlein erinnert, was jedoch keineswegs negativ gelten soll. Texte, die Andersartigkeit und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft zum Inhalt haben, kann es nicht genug geben. Gerade Kindern sollte Toleranz schon frühzeitig vermittelt werden - intolerant und spießig werden sie später eh von selbst. Leider. :D

Gut finde ich auch gleich den Anfang:

Er hatte viele Freunde dort, die ihn nicht missen wollten und denen er versprechen musste, bald wieder nach Hause zu kommen, um zu erzählen, was er fernab der vertrauten Bäume alles erleben werde.
Der kleine schwarze Käfer wird innerhalb seines gewohnten Umfeldes nicht als Außenseiter angesehen, sondern als liebenswertes Mitglied desselben empfunden. Erst in der Fremde muss er Ablehnung kennen lernen ...

Gerne gelesen!


Ciao
Antonia

 

Hallo Antonia,

bei dir fass ich mich noch kürzer und sag einfach: Danke :)

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hi Smilodon,

Eine sehr nette kleine Geschichte die mir durchwegs gefallen hat, besonders der Anfang. Als er von den Blumen verstoßen wird, hätte ich mir noch detailierter gewünscht. Da gehts für mich etwas zu schnell. Auch ich hätte mir erwartet, am Ende zu erfahren, welcher Käfer es den nun ist, aber vielleich sehen Kinder das ja anders. Wie er genau zu den Punkten kam ist für mich nicht wichtig.

L.G.
Bernhard

 

Da die Geschichte hier so tollen Anklang gefunden hat und sich wer gefunden hat, der sie einsprechen und mit Musik untermalt wollte, möchte ich euch das Ergebnis nicht vorenthalten:

Der kleine schwarze Käfer

Das Ergebnis hat mich selbst ziemlich beeindruckt, ich finde die Musik und die Erzählerstimme einfach wunderschön und passend zur Geschichte.
(Nein, das ist kein Eigenlob - ich hab sie ja nicht eingesprochen! ;) )

Viele liebe Grüße,
Sebastian

PS: Bernhard, dir auch nochmal ein Dankeschön, auch wenn das jetzt reichlich spät kommt. ;)

 

Die Umsetzung ist super gelungen! Großes Kompliment an Tobias Diakow!

 

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