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Der kleine Prinz - Eine Gute-Nacht-Geschichte
Es lebt eine Mutter mit ihrem Jungen in einem fernen Königreich. Die Mutter ist recht arm und nennt ihren Kleinen - "ihren kleinen Prinzen".
Eines nachts, als der kleine Prinz tief und fest schlief, schlich sich seine Mutter in sein Zimmer. Es war ein karges Zimmer, recht leer und einfach gehalten. Nur ein Bett, ein dunkler, uralter Wandschrank, ein kleiner Schreibtisch am Fenster und ein kleines, hellbraunes Schränkchen. Auf diesem Schränkchen stand ein Stofftier, ein kleines Bärchen,
auf den ersten Blick eigentlich recht grässlich, aus verschiedenen Stofffetzen zusammengesetzt, mühsam zusammengenäht, die Knopfaugen in unterschiedlichen Farben, blau und grün, eines davon halb herausgerissen -
auf den zweiten Blick jedoch recht liebenswert, von seiner Mutter genäht, einzigartig, ein bunter Bär, ja liebenswert...
Der kleine Prinz schlief tief und fest, atmete ruhig und zufrieden. Die Mutter strich ihm über den Kopf und tatschte seine Wangen.
„Wach auf mein kleiner Prinz. Ich will dir etwas zeigen.“
Im Halbschlaf reckte sich der kleine Prinz und als er seine Mutter erkannte, grinste er glücklich. Sie strich ihm weiter über den Kopf und ging Richtung Balkon. Der kleine Prinz tapste aus dem Bett und watschelte ihr müde hinterher. Seine sonst so großen Augen waren noch klein und verschlafen, als er mit einem Kuscheltier fest in den Armen auf den Balkon kam. Er gähnte herzhaft und rieb sich den Sand aus den Augen, während seine Mutter sich hinter ihn stellte und die Arme über ihn legte.
„Sieh nach oben, mein Kleiner“, und sein Kopf reckte sich fragend nach oben, was denn zu sehen sei. Auf einen Schlag waren seine hübschen Augen riesig groß - Kinderaugen, die etwas entdeckt haben.
Der Sternenhimmel strahlte – ein Stern heller als der nächste – ein leichter Blaustich am östlichen Himmel, sonst ganz in schwarz, nur aufgehellt durch die funkelnden Sterne und den hell scheinenden Mond. Man konnte sich fragen, ob der Mond in dieser Nacht nicht von der Sonne angestrahlt wurde, sondern selbst leuchtete, so hell schien der Vollmond in dieser Nacht. Beide konnten sich kaum satt sehen an diesem unendlichen Nachthimmel, den man bis zum Horizont über dem Meer verfolgen konnte.
„Psst“, flüstert die Mama des kleinen Prinzen.
„Ich will dir den Nachthimmel schenken - den Mond, die Sternschnuppen und alle Sterne, die du sehen kannst, bis zum Horizont.“
„Auch den Mann im Mond?“, fragte der kleine Prinz und runzelte die Stirn.
„Auch den Mann im Mond“, antwortete die Mutter und musste grinsen, was er jedoch nicht verstand. Der kleine Prinz dachte nach.
„Die Sterne gehören ihr doch gar nicht, darf sie mir die Sterne dann schenken? Gehören die Sterne nicht allen? Wie kann sie mir den Nachthimmel schenken, den Mond, sogar den Mann im Mond, die Sternschnuppen und alle Sterne?“Die Antworten wusste er: natürlich konnte sie ihm den Nachthimmel nicht schenken. Doch nach einiger Zeit wurde ihm klar:
Darum geht es gar nicht. –
Und er fand Gefallen an der Vorstellung. All die schönen Sterne, einer heller als der nächste, der hell scheinende Mond, die funkelnden Sterne...
Sie standen noch einige Sternschnuppen lang unter dem Sternenmeer und dem leuchtenden Mond, in dem unser kleiner Prinz versuchte, den Mann im Mond zu entdecken.
„Er ist wohl schon im Bett“, dachte der kleine Prinz und entschied, auch wieder schlafen zu gehen.
Am nächsten Morgen ging der kleine Prinz wie gewohnt zur Schule.
Er hatte wie so oft sein altes, braunes Jackett an, was so gut zu seiner
Haarfarbe passte. Dazu eine ebenfalls bräunliche Hosenfarbe, sodass
seine Augen sehr hervorstachen. Denn diese hatten etwas
Besonderes:
er hatte ein blaues und ein grünes Auge - beide in kräftigen Tönen,
sodass es sofort auffiel, jedoch irgendwie süß aussah.
Weiter auf dem Weg zur Schule lief er wieder dem einen Mädchen über den Weg. Sie hatte braune Augen, lange braune Haare und kirschrote Lippen. Manchmal grinste sie verlegen, wenn ihre Blicke sich trafen, das heißt ihre Blicke trafen sich immer dann, wenn sie unseren Prinzen anschaute, denn er starrte sie die ganze Zeit an! Dabei glitzerten die bunten Augen wie Sterne, dass man fragen konnte, ob sein Vater Dieb war, alle Sterne gestohlen hat und sie ihm in die Augen gelegt hatte...
Er hatte sich schon so oft vorgenommen, das Mädchen mit den kirschroten Lippen und den braunen Augen anzusprechen, doch hatte er sich das nie getraut. Doch das sollte heute anders werden! Heute, genau heute! Sie kam ihm entgegen, noch gut zehn Meter.
Langsam müsste er Blickkontakt herstellen. Gleich ist sie da.
Er könnte sie ja auch noch morgen ansprechen, dachte er sich. „Nein heute, genau heute!“, sagte eine Stimme in ihm.
„Hey“...
Okay, so richtig getraut hat er sich nicht. Immerhin hat er ihr einen Zettel gegeben, auf welchem steht, dass er sie treffen möchte.
„Redest Du dann auch mit mir?“, fragte sie kess und lächelte. Ihre Lippen...
Er lief rot an und stammelte „Ehm - ja – klar!“ und starrte ihr nur auf ihre Lippen.
„[I]Wie heißt du eigentlich?“
„Nala“.
„Ich hab sogar ein Geschenk für dich!“[/I]„Wow, ich bin gespannt“, grinste sie. „Dann bis heute Abend.“
Am späten Abend saß der kleine Prinz an den Klippen, die Beine baumelten frei nach unten, Blick auf das endlose Meer, ein leichter warmer Wind - ein Gefühl der Freiheit. Der kleine Prinz freute sich auf Nala, zumal er ja sogar ein Geschenk vorbereitet hatte. Und er hatte nicht irgendein Geschenk, nein, es war etwas Besonderes! Und er freute sich auf ihr Gesicht, ihr Lächeln, ihre Freude. Er träumte von Nala vor sich hin - knallrote Lippen, süßes Stupsnäschen, verträumte Augen... - als sie plötzlich hinter ihm stand.
Sie unterhielten sich, er war sogar recht witzig und sein kleines Herz hüpfte jedes Mal, wenn er sie zum Lachen brachte.
„Und was ist mit meinem Geschenk?“, fragte Nala erwartungsvoll.
Unser kleiner Prinz nahm ihre Hand und zeigte auf den Sternenhimmel. Dieser war ihr noch gar nicht aufgefallen.
Und wie den Tag zuvor: es war unglaublich. Die Polsterne funkelten, der Vollmond schien genauso hell wie am Tag zuvor, unzählige Sterne blinkten und blitzten, als wollten sie den beiden zuzwinkern.
„Ich will dir den Himmel schenken, mit dem Mond, und den hellen Sternen, bis zum Horizont da hinten, über dem Meer, auch das Meer, am liebsten alles.“
Er strahlte über beide Ohren voller Herzensfreude und seine Funkelperlenaugen wurden immer heller und es schien, als strahlten sie mit den Sternen um die Wette...
Sie lächelt.
„Danke!“
Das Herz unseres kleinen Prinzen hüpfte hin und her, tanzte Jive, und er könnte gleich mittanzen...
„Aber was ist jetzt mit meinem Geschenk?“
Das Grinsen unseres kleinen Prinzen war auf einen Schlag verflogen –
Schweigen. Unser Prinz geschockt. Sie begreift nicht.
Jetzt fiel der Groschen bei ihr: das war das Geschenk: er wollte ihr diese kleinen Lampen da schenken, die jeden Abend am Himmel sind und dieses runde Dingen, was manchmal nicht rund ist, gleich dazu?! Die gehören ihm doch noch nicht mal!
Sie grinste, lächelte, lachte schallend - so laut, dass sogar der am weitesten entfernte Stern dieses Lachen hörte, gehässig, verletzend.
Es gibt nichts Schmerzhafteres. Kein Hass der Welt ist schlimmer als dieses Lachen.
Er springt auf und rennt weg. Ihm kullert eine Träne über die Wange.
Wie kann sie so gemein sein? Er hört das Lachen immer wieder in seinem Kopf, wie ein Echo, ein Ohrwurm, es tut weh. Sein kleines Herz schmerzt, die Tränen kullern aus seinen bunten Augen und er rennt schneller, immer schneller.
Nie wieder wird er sie anlächeln auf dem Schulweg! Geschweige denn ein Wort mit ihr wechseln! Nie wieder würde er einem Mädchen sein Herz schenken! Nie wieder könnte er sie wirklich lieb haben!
Denn darum geht es. –
Aufgelöst kommt er zuhause an, seine Mutter steht auf dem Balkon und sieht hoch zu den Sternen – und hält den Bären mit den bunten Augen in der Hand. Hatte sie Tränen in den Augen? Sie umklammerte den Bären fest und streicht ihm über den Kopf.
Jetzt sieht sie ihren kleinen Prinzen, immer noch weinend. Sie wischt sich etwas aus den Augen - waren es Tränen gewesen? – und lächelt. Sie nimmt ihn in den Arm und drückt ihn an sich.
„Mein kleiner Prinz...“Sie wischt ihm eine Träne von der Wange und bringt ihn ins Bett. Fürsorglich deckt sie ihn zu und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn.
“Ich hab dich lieb, mein kleiner Prinz.“
“Ich hab dich auch lieb, Mama!“, grinst er, wischt sich die Tränen aus den Augen und schläft langsam ein...