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Der kleine Held

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15.04.2010
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Der kleine Held

„Der kleine Held“

Bedrohlich wie die finsteren Mauern des Schlosses von Graf Dracula ragte die Fassade des Gebäudes vor ihm auf und verschlang ihn förmlich mit ihrem mächtigen Schatten. Angstvoll blickte er sich nach allen Seiten um, unschlüssig, ob er den nächsten Schritt in Richtung des nicht gerade einladenden Portals wagen sollte. Doch er hatte keine Wahl. Wenn er sein Ziel erreichen wollte, musste er seinen ganzen Mut zusammennehmen und sich in die dunkle Ungewissheit stürzen. Doch war der nächste Schritt erst getan, gab es keinen Weg mehr zurück.

Vorsichtig hob er den rechten Fuß und machte einen mehr zögerlichen als entschlossenen Schritt über die Schwelle, direkt unter dem riesigen, marmornen Steinblock hindurch, auf dem in gemeißeltem Schriftzug zu lesen war: „Sparkasse“.

Mit jedem zaghaften Schritt verstärkte sich jener Geruch in seiner Nase, den er so lange hatte entbehren müssen - Geld! Ja, hier musste es sein. Hier war die Quelle.

Eine Dame hinter der glatt polierten Marmortheke hatte ihn bereits bemerkt. Nur unmerklich zögernd, ob er nicht doch noch fliehen sollte, ging er dann entschlossenen Schrittes auf sie zu. Jede Berührung seiner Füße mit dem edlen Steinparkett prallte dreifach von den Wänden der schier endlos hohen Halle zurück.

„Guten Tag“, presste er hervor und senkte ergeben seinen Blick, als ihm die taxierenden Augen der Dame förmlich seine Haut verbrannten.
„Ja, was...?“ schnarrte es ihm wie das Geräusch von einer schlecht geölten Tresortüre entgegen.
„Ich......“...verlegen das Gewicht auf das andere Bein verlagernd, „...ich benötige einen Kredit“ flüsterte er und drehte sich gehetzt nach links und rechts.
„Aha! Einen Krediiiit!“ tönte es urgewaltig aus dem schnarrenden Lip-Gloss-Mund.
„Iiit...iiit...iit...it“ reflektierten die hohen Wände und er hatte das Gefühl, alle Geräusche der Erde wären mit einem Male verstummt und es gäbe nur noch dieses Echo.
„Ja. Wenn es ginge“ sagte er mit hochrotem Kopf. Mittlerweile starrten ihn von jenseits der polierten Marmortheke mindestens 10 Augenpaare ausdruckslos an. Er hätte schwören können, es seien Tausend.
„Herr Bergmann!!“, brüllte die Thekenverteidigerin in Richtung einer mahagonigetäfelten Tür im schummrigen Hintergrund, auf der in messingfarbenen Lettern „Direktor“ zu erkennen war.

Knarrend öffnete sich die Tür und heraus lugte eine riesige Nase, auf deren Rücken eine schwarze Hornbrille bei jedem Wort herauf und herunter tanzte. „Was ist denn nun schon wieder?“, grunzte angriffslustig der breite Mund unter der Nase und die Brille rutschte verdächtig nahe an die Nasenspitze heran. „Der da....“, mit dem Daumen auf unseren kleinen Helden deutend. „Der da will einen Krediiit!“
Und wieder hallte es mehrfach zurück: “Iiiit...iiit...iit...it!!“ Mittlerweile, voller panischer Angst und möglichst unauffällig die Schweißtropfen von der Stirn wischend, hatte sich der Held, nun gar nicht mehr so mutig, bereits rückwärts etwa drei Meter in Richtung des Ausgangsportals bewegt. Als ihn jedoch der Blick von Herrn Bergmann traf, blieb er wie gefesselt stehen und folgte nunmehr in Trance dem knappen, von einem unwiderstehlichen Kopfwinken begleiteten Befehl: “Reinkommen!!“
„Ich glaube, ich habe es mir überlegt. Ich möchte nun doch nicht...“ stammelte er vergeblich beim Betreten der Folterkammer, was Bergmann ihm mit einem herrischen: „Hinsetzen!“ abschnitt.

„Termin, wie viel Uhr?!“
„Termin? Ja...äh...nein...ich wollte doch......“ Ungläubig blickte ihn Bergmann über den Rand des Kassengestells hinweg an: “Waas? Keinen Termin ???? Wissen Sie eigentlich, wie beschäftigt der Herr Direktor ist??“ brüllte er und seine Brille hüpfte dabei wie ein Känguru auf der Flucht vor einem Buschbrand. Den Kopf zwischen den Schultern und sich verstohlen Bergmanns Spucke von der Krawatte wischend, vernahm unser Held ein eigenartiges „Plöng!!“, welches aus einem benachbarten Raum zu kommen schien. „Wie stellen Sie sich das denn eigentlich vor?“ bellte Bergmann, das Geräusch geflissentlich überhörend. „Ja, also ich wusste ja nicht.....“ „Ach, Sie wussten ja nicht!“
„Und da dachten Sie, Sie könnten hier so einfach..“ „Plöng!!“ machte es wieder aus dem Nebenraum.
„...reinplatzen?! Ohne Termin ??!!“
Der Held spürte instinktiv, dass er nun nicht aufgeben durfte, wollte er nicht seine letzte Chance verspielen. Er musste jetzt überzeugend und unwiderstehlich auftreten, sonst war ihm der Weg an dem gefährlichen Wachhund vorbei für immer versperrt.
„...Plöng!“
„Also, schließlich bin ich Ihr Kunde und Sie sind doch dazu da, mir zu helfen, oder?“ sprach er mit selbstsicherem Blick in des Wachhunds funkelnde Augen und hätte sich im nächsten Moment für diese unvorsichtige Entgleisung bereits ohrfeigen mögen.
„Ach, Sie sind ein Kunde“ drang es gefährlich leise aus Bergmanns Mund. „Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt?“ Wie ein Tiger um die Beute lauernd bewegte er sich langsam um seinen Schreibtisch herum. Der Held, starr, wie das Kaninchen vor der Schlange, spürte, wie sich seine Fingernägel immer tiefer in die Armlehne gruben, und verschluckte einen mindestens 2 Zentner schweren Kloß.
„...Plöng!“
„Nein!!“ schrie er voller Panik und seine Knie zogen sich zum Schutz fast bis zu den Ohren hinauf. „Was wollen Sie...?“
Doch Bergmann kam unbeeindruckt immer näher, und es war keine Spur von Mitleid in seinem Blick zu erkennen. Der Held spürte schon den heißen Atem der Bestie in seinem Gesicht, als sich plötzlich hinter dem sprungbereiten Jäger eine Tür öffnete. Von Bergmann verdeckt, war nicht zu erkennen, wer sie geöffnet hatte. Es schien allerdings ein Engel gewesen zu sein. Denn unvermittelt hielt der Tiger in seiner Bewegung inne und drehte sich abrupt zu der Stimme um.
„Bergmann.“ klang es gequält wie aus dem Mund eines Dreijährigen, dem sein Lieblingsspielzeug zerbrochen war. „Bergmann, ich brauche sofort Ihre Hilfe. Jetzt gleich!“ Wie zur Bekräftigung seiner Worte stampfte der Sprecher, den der Held nunmehr als weißhaarigen, etwas untersetzten, älteren Herrn im dunkelblauen Anzug erkennen konnte, mit dem Fuß auf.
In der Rechten hielt er einen Golfschläger und die Finger seiner linken Hand, deren Knöchel sich weiß abzeichneten, umklammerten ein kleines Glas.
„Ja, bitte, Herr Direktor. Sofort. Selbstverständlich, Herr Direktor. Zu Diensten, Herr Direktor.“
Der Held, von seiner panischen Angst zunächst einmal befreit, fragte sich durchatmender Weise, wann denn nun der Bergmann bei seinen vielen Verbeugungen endlich mit der Stirn gegen die Tischkante schlagen würde, die er schon dreimal nur um Millimeter verfehlt hatte. Während er also gebannt auf den vor und zurück pendelnden Rücken des schleimenden Aerobickünstlers starrte, fiel der Blick des Direktors auf sein Gesicht, das abwartend zwischen den immer noch hochgezogenen Knien zu erkennen war.
„Wer ist denn das?“ deutete der Direktor, zu Bergmann gewandt, mit dem Golfschläger auf den Helden.
Bergmanns Haltung versteifte sich. „Ähm...“. Seine Augen wanderten zwischen dem Direktor und dem Helden hin und her „Dies ist....“. Sein beschwörender, ja fast flehender Blick traf den Helden, als dieser ihm ins Wort fiel und eifrig aufsprang: “ Ich bin ein Kunde!“
Totenstille im Raum. Nur das rhythmische Ticken einer alten Kuckucksuhr war noch zu hören.
Der Held, etwas irritiert über die plötzlich eingetretene Stille, folgte dem sich in Zeitlupentempo drehenden und vor Entsetzen verzerrten Gesicht Bergmanns bis hin zum Direktor. Der stand völlig regungslos in der Tür.
Etwas fiel polternd zu Boden. Die Hand, die gerade noch den Golfschläger gehalten hatte, fuhr zitternd an den Hals des weißhaarigen Blaumännchens, fingerte dort am Krawattenknoten herum und bewegte sich dann langsam unter das Jackett in Richtung der Herzgegend. „Ein Kun......“ röchelte er. Sein Gesicht wurde plötzlich schneeweiß und wechselte schon in der nächsten Sekunde über in ein tiefes Rot. „Herr Direktor!!“ stürzte Bergmann heran und wurde im gleichen Augenblick von den Splittern des zerberstenden Glases getroffen, welches dem Druck von Direktors Hand nicht mehr standhalten konnte.
„Meine Tropfen...meine Tro......“ war das letzte, was der Herr Direktor vernehmen ließ, bevor er die Augen verdrehte und in Bergmanns auffangbereite Arme sank. „Oh, nein. Was haben Sie angerichtet, Sie verdammter Narr“ jammerte dieser. „Herr Direktor, Herr Direktor !!“

„Wasser!! Ein Glas Wasser!! schrie Bergmann. „Für den Herrn Direktor!! Schnell!!“
„Nun fassen Sie doch um Himmelswillen mit an. Nehmen Sie seine Beine!“ bedeutete er, den Tränen nahe, unserem Helden.
Gemeinsam schafften sie es, den Direktor auf ein großes englisches Ledersofa zu transportieren, welches augenscheinlich das Prunkstück in dessen Büro zu sein schien. Das Wasser war mittlerweile eingetroffen und Bergmann flößte dem bewusstlosen Schwerstopfer das mit den Herztropfen versehene Nass langsam in den schlaff herabhängenden Mund. „Herr Direktor“ tätschelte er ihm hingebungsvoll die Wange.
„Herr Direktor. Wachen Sie bitte auf. Herr Direktor!“ Der Held rüttelte gleichzeitig kräftig an den Füßen des Opfers. „He, Sie! Ich wollte Sie doch nicht erschrecken. Hallo. Hey!!“
Und tatsächlich kehrte nach einigen Minuten wieder eine mehr oder weniger gesund aussehende Farbe in das Gesicht des Sterbenden zurück. „Was.....?“ drang es kaum hörbar aus seinem Mund und die Augenlider begannen zu blinzeln. Verschwommen registrierte er die sich am Fußende des Sofas abzeichnende Silhouette des Helden. „Bergmann?“ flüsterte er schwach und hob leicht den Arm. „Nein. Ich bin es. Der Ku….!“
Noch bevor unser Held, selbst erschrocken über seine neuerliche Unvorsichtigkeit, sich strafend die Hand auf den Mund pressen konnte, entriss sich der Kehle des Direktors ein markerschütternder Schrei. Gleichzeitig begann er wie tollwütig mit den Beinen zu strampeln und seine Arme zuckten plötzlich so unkontrolliert und unerwartet, dass dem vor dem Sofa knienden Bergmann unvermittelt die Brille in hohem Bogen von der Nase flog. „Nein!!!! Hilfe!!!! Aaaaahhhhhhhh!!! Weg!! Gehen Sie weg!!!!“ kreischte der wild um sich schlagende Banker. „Herr Direktor!“ näselte Bergmann flehentlich und hielt sich seine schmerzhaft blutende Nase. Mit der freien Hand versuchte er einen Arm des Direktors zu erwischen, was bei der rasenden Geschwindigkeit, mit der dessen Arme rotierten, gar nicht so einfach war. Und während er noch, wie ein Kuhschwanz nach der Fliege, versuchte, sein Ziel zu erhaschen, ging ein plötzliches Zittern durch den Todgeweihten und sein Körper bäumte sich ruckartig und kurz auf. Dann fielen die Arme kraftlos herunter und die Bewegungen der Beine erlahmten.
Stumm starrte der schockierte Held auf den eingeschlafenen und nunmehr ruhig atmenden Direktor und sein zu Bergmann gewandter, teils fragender, teils schuldhafter Blick, war voller Ratlosigkeit.
„Ähm... Was? Wieso? Also...es tut mir...“ „Ach. Lassen Sie nur“ meinte schnaufend der Gefragte und seine Miene drückte resignierende Erschöpfung aus. „Das passiert immer, wenn er einen Kunden sieht. Er wird jetzt zwei Stunden schlafen und sich danach an nichts mehr erinnern.“
„Ach“ murmelte der Held und in seinen auf den Schlafenden gerichteten Augen war plötzlich tiefes und echtes Mitleid zu erkennen. „Das wusste ich ja nicht. Leidet er schon lange daran?“
„Ja. Seit einigen Jahren. Er hatte einmal ein.... Aber was geht Sie das überhaupt an?“ protestierte Bergmann empört, sich wohl gerade bewusst werdend, dass der Kunde einen Anflug von Vertrautheit zu seinem Vorteil verwenden könne. Schließlich galt es hier, den nun mal nicht zu verleugnenden Klassenunterschied peinlichst genau zu einzuhalten.

Der Held, seine Felle davon schwimmen sehend, startete einen letzten vorsichtigen Versuch: „Ja, aber, was wird denn jetzt aus meinem Kredit?“
Bergmann schien augenblicklich zur doppelten Größe anzuwachsen und der grimmig funkelnde Ausdruck in seinem Gesicht bedeutete nichts Gutes. „Sie wagen es...!!“ schrie er. „..in Gegenwart eines todkranken Mannes, dessen Leben Sie um ein Haar auf dem Gewissen hätten, mir Ihre billigen Betteleien vorzutragen!? Haben Sie denn überhaupt kein Gefühl für Pietät und Ethik, Sie...Sie..Sie KUNDE !!??“
Bei den letzten Worten blickte er sich gehetzt suchend auf dem Boden um und fand in der Tür zu Direktors Büro dessen Golfschläger. Die Hand mit der gefährlichen Waffe drohend erhoben machte er einen Schritt auf unseren Helden zu, der nur noch durch einen gewagten Sprung über das englische Ledersofa und den schlummernden Direktor hinweg dem mächtigen Hieb auszuweichen vermochte.
Im Augenwinkel konnte er gerade noch erkennen, wie das zweckentfremdete Sportgerät mit einem heulenden Singen in Richtung von Herrn Direktors Bauch nieder raste.
Während der Held seine drohende Bauchlandung mit den Händen abzufangen versuchte, konnte er das zischende Geräusch hören, mit dem die Luft aus Direktors Lungen entwich. Scheinbar gar nicht mehr so bedacht um das Wohlergehen seines Chefs, stieg Bergmann diesem kurzerhand auf die Rippen und setzte an zum alles entscheidenden Sprung auf des Helden wehrlosen Rücken. Mit lautem Angriffsgebrüll stürzte Bergmann über die Rückenlehne des englischen Ledersofas, den Golfschläger zum finalen Schlag erhoben. „Jetzt erwisch’ ich Sie, Sie Monster !! Sie Unhold !! Aaahhhhhhhhh !!!!“ Noch einmal gelang es dem Helden, diesmal denkbar knapp und auf allen Vieren, sich vor dem herabsausenden Hieb zu retten. „Was wollen Sie denn von mir!? Ich bin doch nur ein Kunde, Mann!!“ jammerte der Held und robbte so schnell er konnte um das Sofa. „Kunde!! Kunde!!“ sabberte Bergmann mit mittlerweile schäumendem Mund. „Ich kriege Sie!! Ich will Sie haben!! Ich muss Sie haben !! Grrrr...!!“
„Hilfe !! Mörder !!“ Verzweifelt und so schnell er konnte, versuchte der Held die Ausgangstür zu erreichen, was krabbelnder Weise gar nicht so einfach war. Aber mit dem Gefühl des sicheren Todes im Genick, verlieh im seine Panik wahrhaft Flügel. Mit letzter Kraft die Schwelle überwindend, gelang es ihm gerade noch rechtzeitig, die Tür vor dem heranstürmenden, mittlerweile völlig durchgedrehten Bergmann, mit einem lauten Krachen zu schließen und einen Gott sei Dank in greifbarer Nähe befindlichen Stuhl unter die Klinke zu schieben. Völlig außer Atem, aber überglücklich über die Rettung in letzter Sekunde, gönnte er sich einen kurzen Moment Ruhe und sank erschöpft zu Boden. „Oh, mein Gott! Geschafft!! Das war denkbar knapp“ wischte er sich mit dem Ärmel über das schweißnasse Gesicht. „Jetzt aber nichts wie raus aus diesem Irrenhaus.“ dachte er und kämpfte sich mühsam auf seine schlotternden Beine.

Als er sich umdrehte, wäre ihm fast das Herz in die Hose gerutscht. Die mindestens 10 Augenpaare standen mit reißbereiten Klauen in einem Halbkreis um ihn herum und machten einen sehr entschlossenen und eindeutigen Eindruck. Ihr hungriges Knurren und Zähnefletschen jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken. Sich der Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst, senkte der Held resignierend den Kopf, bereit, sich seinem Schicksal kampflos zu ergeben.
In diesem Augenblick wachte der Held schweißnass gebadet in seinem Bett auf und griff sich schaudernd an den Hals. Er atmete tief ein und blies die Luft mit einem lauten Pusten aus. Alles nur geträumt. Heute wollte er doch den Termin bei der Bank wegen der Finanzierung vereinbaren. Er ging zum Telefon und rief bei seinem Institut an. Nach dreimal Klingeln kam die Verbindung zustande. Es knackte einmal im Hörer und dann…„Plöng!“

 

Salve Rheinlaender und herzlich willkommen auf KG.de,

Dein Einstand würde wahrscheinlich als Zeichentrickfilm mit überzogenen Bewegungen, ein paar Tanzeinlagen und Tierfiguren als Protagonisten ganz gut funktionieren. Als Geschichte sagt er mir leider gar nicht zu.

Zum einen liegt das an dem comichaften Umgang mit Sprache. Inflationäre Verdoppelung von Satzzeichen ist da überflüssig, wo die Formulierung der wörtlichen Rede oder des erzählenden Textes den Nachdruck transportiert. Das gleiche gilt für Onomatopoetika. Ausrufe wie "Aaarghh!!!" erwarte ich in Kindercomics, in einem literarischen Text haben sie nichts verloren (wobei Literatur nichts über das Niveau aussagt, oder ob es sich um U- oder E-Literatur handelt, sondern nur als Abgrenzung zu anderen Medien und Texten dienen soll).

Außerdem versuchst Du mit genannten Mitteln, den Nachdruck fast durch den ganzen Text aufrecht zu erhalten. Spannungsaufbau braucht aber auch Spannungsreduktion, Wechsel der Mittel, Überraschungen, dass der neue Gag wirken kann. Sonst werden die Prots nur von einer Szene zu nächsten gescheucht, ohne das Potential der vorherigen auszuschöpfen.

Ansonsten noch ein wenig Nittelkram:
vor und nach Auslassungspunkten (immer nur drei) kommt ein Leerzeichen,
nach eingebetteter wörtlicher Rede ein Komma,
Zeilenumbrüche nach Sprecherwechsel fördern die Lesbarkeit.

Die Sprache wirkt an vielen Stellen gespreizt (viele Adjektive, z.T. gestelzter Satzbau), was nicht komisch wirkt, nur sperrig.

Mit einiger Investition an Überarbeitung und Feinschliff wird das sicher noch eine nette Geschichte. :)
Aber das macht nichts, das Überarbeiten macht meist eh den Hauptanteil am Schreiben aus.

LG, Pardus

 

Hallo Pardus,
vielen Dank für deine Hinweise. Komme zeitlich nicht zur Überarbeitung. Werde mich aber mit den Tipps beschäftigen. Kurzer Hinweis: Die etwas gestelzte Sprache war beabsichtigt. Interessant, wie unterschiedlich so etwas wirkt. Also, nochmals danke und bis demnäx. Mach et joot.
Der Rheinlaender

 

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