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Der kleine Engel

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24.01.2014
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Der kleine Engel

Sie war ja noch klein. Sie verstand es ja noch nicht sagten alle. Aber sie verstand es, sehr gut sogar.
Sie wusste was passieren würde. Sie wusste warum Mama und Papa traurig waren, aber sie konnte nicht helfen, so sehr sie auch wollte. Also saß sie still da, mit den Augen auf die Bilder im Buch gerichtet, die langsam vor ihren Augen verschwammen.
Mama und Papa redeten aufgeregt mit einem Mann im weißen Kittel. Papa redete wild auf ihn ein und fragte, ob man ihm nicht helfen konnte. Der Mann im weißen Kittel schüttelte den Kopf. Mama brach in Tränen aus und fiel Papa in die Arme. Papa sagte nichts und starrte nur an Mama vorbei.
Sie stand auf und ging auf ihre Eltern zu. Mama wischte sich die Tränen weg und gab der Kleinen einen Kuss auf die Stirn. Papa machte immer noch nichts. Er starrte blass gerade aus.
Das machte ihr Angst, aber sie nahm trotzdem seine Hand, weil sie wusste, dass sie jetzt für Papa da sein musste. Er guckte auf die Kleine runter und zwang sich zu lächeln. Mama und Papa würden sie jetzt brauchen. Das wusste sie. Sie brauchten die Kleine mehr als je zuvor. Mama erklärte ihr, dass er in den Himmel zu den Sternen gehen würde. Er würde ein Engel werden. Dort würde es ihm wieder besser gehen. Er wird keine Schmerzen und Leiden mehr spüren.
Das machte auch sie traurig und so fing sie an zu weinen.
Mama nahm sie in den Arm und so verharrten sie eine ganze kleine Ewigkeit.
Papa war weg. Er war wieder zu ihm gegangen. Er würde auf ihn aufpassen.
Mama erklärte ihr, dass sie auch wieder zu dem Kleinen müsste.
Eine Schwester kam, nahm sie an die Hand und führte sie zurück zu den Büchern von denen die Bilder vor Augen verschwammen.

 

Hallo maren1998,

Das gehört nicht zu Deiner Geschichte, das solltest Du extra posten.

Ich würde mich freuen, wenn ich eine Rückmeldung zu meiner Kurzgeschichte bekommen würde:-)

LG
Ane

 

Hallo maren1998

Herzlich willkommen bei uns im Forum!

Ich hoffe, es ist nicht vermessen, wenn ich von deinem Nick auf dein Alter schließe - also höchstens sechzehn, eher fünfzehn. Ich finde das eine emotionale kleine Szene, und ich finde, für dein Alter machst du bestimmte Dinge auch schon ziemlich gut. So schreibst du bpsw. nicht: "Ihre Augen füllten sich mit Tränen", sondern "die Bilder verschwammen vor ihren Augen". Das ist deshalb besser, weil es deiner gewählten Erzählperspektive - aus Sicht des Mädchens - besser gerecht wird. Du schreibst nicht, was passiert, sondern wie es sich auf deine Figur auswirkt - das ist gut, man kann sich als Leser besser in die Figur hineinversetzen und bekommt einen einfacheren Zugang zu ihr. Dabei solltest du unbedingt bleiben.

Auf der anderen Seite aber brichst du an ein oder zwei Stellen aus dieser Perspektive aus. Schau mal hier:

Mama wischte sich die Tränen weg und gab der Kleinen einen Kuss auf die Stirn.

Aus Sicht des Mädchens passt es nicht, wenn du sie als "die Kleine" bezeichnest, weil sie sich selbst nicht so nennen würde. So würde eher ein Erzähler reden, der die Szene von außen betrachtet. Besser wäre es, du würdest es so schreiben:

"Mama wischte sich die Tränen weg und gab ihr einen Kuss auf die Stirn."

Dann stößt du auf ein zweites Problem, was aus deiner Entscheidung resultiert, den Figuren keine Namen zu geben:

Mama und Papa redeten aufgeregt mit einem Mann im weißen Kittel. Papa redete wild auf ihn ein und fragte, ob man ihm nicht helfen konnte.

Das klingt verwirrend, weil sich das "ihn" und "ihm" im zweiten Satz auf verschiedene Personen beziehen. Normalerweise würde man denken, das "ihm" bezieht sich auf den Mann im weißen Kittel oder den Papa (beide werden im Satz zuvor erwähnt), aber es sind beide nicht. Das musst du irgendwie anders lösen, solch zweideutige oder unklare Bezüge solltest du versuchen zu vermeiden - die sorgen für Verwirrung beim Leser, was dazu führt, dass er die Stelle mehrmals lesen muss, und das unterbricht den Fluss.

Dann noch ein Hinweis: Die Szene ist ja sehr kurz, und du willst dabei viele Emotionen rüberbringen. In der Regel gelingt das bei längeren Texten besser, wenn du eine solche Szene in den Kontext einer Geschichte einbettest. Wenn eine solche Szene für sich alleine steht, ist es viel schwieriger, die entsprechenden Gefühle auch beim Leser auszulösen, weil man schon von Grund auf weniger über die beteiligten Personen und ihren Hintergrund kennt.

Also, zusammengefasst, für dein (von mir vermutetes) Alter finde ich das einen guten Text, da sind wie gesagt einige gute Dinge dabei (auch den Satz mit der Ewigkeit fand ich gut), an anderen musst du noch ein wenig arbeiten. Weil es auch beim Schreiben verschiedene Techniken gibt, kann man das alles lernen und sich aneignen, wichtig am Anfang ist erstmal der Spaß am Schreiben und am Erzählen, das ist die Basis. Ohne das geht es nicht, und das lese ich bei dir heraus, alles andere kommt mit der Zeit. Ich finde es jedenfalls gut, dass du dich traust, mit deinen Texten auch mal an die Öffentlichkeit zu gehen und sie einem anonymen Publikum zu zeigen.

Ich wünsche dir viel Spaß hier im Forum beim lesen, schreiben, kommentieren.

Viele Grüße,
Schwups

 

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