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Der kleine Bruder

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13.01.2013
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Der kleine Bruder

In dem provisorisch hergerichteten Raum war es beinahe unerträglich heiß. Der aufgestellte Heizlüfter war auf der höchsten Stufe eingestellt und erhitzte laut brummend die Luft in dem engen Zimmer im Baucontainer gegenüber der größten Bankfiliale der Stadt. Dir Deckenlampe flackerte in unregelmäßigen Abständen und ließ die Konturen des in der Mitte des Raumes platzierten Tisches und der zwei Stühle in den Momenten des Aufflackerns für kurze Zeit surreal erscheinen. Trotz der Hitze im Raum war der Stuhl auf dem Ullmann saß so kalt wie er aussah. Die Hände ineinander verschränkt und in Gedanken versunken rieb er die Kuppen seiner Daumen aneinander. Er hätte nicht sagen können, ob eine Minute oder eine halbe Stunde vergangen war, seit er den Raum betreten hatte und darauf wartete, dass Hauptkommissarin Ina Carlsen den ebenso kalt aussehenden Stuhl auf der anderen Seite des mit Putz und Farbe beschmierten Tisches besetzte. Plötzlich, im Augenwinkel, nah am Rande seines Sichtfeldes, glaubte Ullmann, seine weiße Schlafzimmerkommode stehen zu sehen. Er blickte auf und sah in die rechte Ecke des Raumes. Die Ecke war leer, dafür hatte nun Ina Carlsen auf dem bis dahin leeren Stuhl Platz genommen. Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug, darunter eine weiße Bluse, was für das kühle, nasse Wetter draußen weit besser geeignet war als für die im Raum herrschende Hitze. Ohne Erklärung schaltete die Hauptkommissarin das Aufnahmegerät an.

„Sagen sie uns bitte ihren Namen und ihr Alter“, fing Carlsen die Befragung an.
„Robert Ullman, 39 Jahre.“
„In welchem Verhältnis stehen sie zu Rüdiger Ullmann?“
„Wir sind Brüder. Rüdiger ist acht Jahre jünger als ich.“
„Können sie uns eine Beschreibung seines Äußeren geben?“
„Warum? Sie müssen doch wissen, wie er aussieht.“
„Das tun wir, wir müssen nur sicher gehen, dass ihre Aussage stimmt und sie tatsächlich in dem angegeben verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen.“
Ullman hatte das Gesicht seines Bruders klar vor Augen, doch zu beschreiben was er sah, würde Ina Carlsen, die seiner Mutter in ihren jungen Jahren wie aus dem Gesicht geschnitten war, nicht weiterhelfen.
„Leider kann ich ihnen keine Beschreibung anbieten“, antwortete er. „Ich habe Rüdiger das letzte Mal vor etwa 15 Jahren gesehen.“ Ullmann überlegte, ob er hinzufügen sollte, dass sein Bruder wohl kaum noch aussah wie ein Sechzehnjähriger, verkniff sich die zynische Bemerkung aber noch rechtzeitig. Obwohl er aus eigenem Antrieb hierher gekommen war, fühlte er sich unwohl und gereizt. Doch vor seiner Mutter wollte er so gelassen wie möglich wirken.
„Seit 15 Jahren sagen sie“, fuhr Carlsen fort. „Hatten sie seitdem anderweitigen Kontakt?“
„Nein, keinen Kontakt. Trotzdem glaube ich, dass ich ihnen helfen kann.“
Um das Frage-Antwort-Spiel abzukürzen, beschloss Ullmann, das Heft nun selber in die Hand zu nehmen. Er wusste, dass ihm womöglich nicht viel Zeit blieb, Carlsen von seinem Vorhaben zu überzeugen. Außerdem machte ihn das Flackern der Lampe zunehmend nervös.
Auf dem Rücken liegend griff er mit der rechten Hand über sich und tastete nach der Lampe. Er schaltete sie aus und war sofort wieder in dem Baucontainer. Ina Carlsen trug jetzt eine weinrotes Top mit dünnen Trägern. Es ähnelte dem, das seine Mutter meist getragen hatte, wenn sie ihre Hausarbeit verrichtete. Oder war es gar dasselbe? Ullmann schenkte dieser Beobachtung allerdings keine weitere Aufmerksamkeit. Zu sehr freute er sich, dass das Licht von der Decke jetzt beruhigend gleichmäßig den Raum erhellte.
„Ich möchte, dass sie mich mit meinem Bruder sprechen lassen. Ich denke, dass ich ihn überzeugen kann, aufzugeben.“ Ullmann hatte keine Ahnung, wie genau er das anstellen wollte, was er Carlsen gegenüber natürlich verschwieg. Wenn es so weit war, würde er improvisieren müssen. Doch er war sich sicher, eine bessere Chance zu haben um Rüdiger zu beeinflussen, als Polizisten oder Psychologen, die überhaupt nichts über ihn wussten und die Vergangenheit seines Bruders nicht kannten.
Ina Carlsen schaute ihn mit dem durchdringenden Blick seiner Mutter durch ihre kristallblauen Augen an. Er fühlte, wie sie in ihn hineinsehen konnte und war fast sicher, dass sie wusste, dass sein Plan eigentlich gar keiner war. Dennoch lies sie ihn gewähren.
„Dann erzählen sie. Warum sind sie hier und warum sollten wir sie mit Rüdiger Ullmann sprechen lassen?“
Ullmann senkte den Blick und begann zu erzählen.
Am Morgen seines 18. Geburtstages war Ullmann schon vor 8:00 Uhr aufgewacht. Direkt hatte ihn die Vorfreude gepackt, denn heute würde er seinen Führerschein abholen dürfen. Seine Eltern waren an diesem Freitag in den Sommerferien noch dabei, sich anzukleiden, als Ullmann schon fertig in der Küche saß und nervös auf seinem Toast kaute, wartend, dass seine Eltern ihn endlich zum TÜV fahren würden. Die Rücktour nach Hause würde seine erste Autofahrt ohne Fahrlehrer sein. Gegen 9:30 Uhr hielt Ullmann endlich das Papier in der Hand, das für ihn den ersten großen Schritt in die Freiheit bedeutete. Nach zweimaligem Abwürgen des Motors bei den ersten Anfahrversuchen im Auto der Eltern verlief Ullmanns erste selbstständige Autofahrt zunächst ruhig. Sein Vater gab auf dem Beifahrersitz zwar immer wieder Anweisungen und hob mahnend den Finger, sobald der Tachometer die vorgegebene Geschwindigkeit auch nur um einen Strich überstieg. Seiner Mutter, die hinter dem nörgelnden Vater Platz genommen hatte, konnte Ullmann im Rückspiegel jedoch Stolz und Freude aus dem Gesicht ablesen.
An der großen Kreuzung, dort wo er während der Fahrstunden das ein oder andere Mal etwas die Übersicht verloren hatte, missachtete der nach links abbiegende Ullmann die Vorfahrt. Ein aus der Gegenrichtung in hohem Tempo kommender LkW hatte keine Chance mehr, rechtzeitig zu bremsen.
Zwei Tage später wachte Ullmann im Krankenhaus auf. Nach kurzer Orientierung stellte er fest, dass seine Beine in Gips lagen. Das Bewegen seiner Arme bereitete ihm höllische Schmerzen. Kurze Zeit später betrat ein Arzt das Zimmer und prüfte Ullmanns Aufnahmefähigkeit. Auf die Frage, wo seine Eltern seien, antwortete der Arzt, dass sich zwei Polizeibeamte auf dem Weg zu ihm befänden und alles erklären würden. An das, was danach passierte, kann sich Ullmann bis heute nur in Teilen erinnern. Seine Eltern waren tot.
Ullmann blickte hoch. Während er die Geschichte aus seiner Vergangenheit erzählt hatte, hatte er stark zu schwitzen begonnen. Warum dreht sie nicht endlich den verdammten Heizkörper herunter, fragte er sich. Er sah Ina Carlsen in die Augen. Sie trug jetzt ein weißes T-Shirt. Ihre Haare waren kurz und viel dunkler und mit etwas Gel in Form gebracht. Sie erinnerte ihn stark an seine Physiotherapeutin, die ihm nach dem Unfall in monatelanger harter Arbeit geholfen hatte, das Gehen neu zu erlernen. Im Gegensatz zu Ullmann schien sie ihre Veränderung nicht zu bemerken und fuhr mit der Befragung fort.
„Wo war ihr Bruder, als sie und ihre Eltern den Unfall hatten? Was passierte danach mit ihm?“
Wieder blickte er nach unten und fuhr in seiner Erzählung fort.
Ullmanns zehnjähriger Bruder Rüdiger hatte die Nacht vor dem tödlichen Unfall bei einem Schulfreund verbracht. Als dessen Eltern noch Stunden nach dem vereinbarten Abholtermin kein Familienmitglied der Ullmanns erreichen konnten, meldeten sie sich bei der Polizei. Die schickte neben einem Beamten und einer Polizeipsychologin auch eine Mitarbeiterin des Jugendamtes in das Haus. Es war die Psychologin, die das Gespräch führte und Rüdiger und den Eltern seines Schulfreundes die Nachricht des Todes von Rüdigers Eltern und der schweren Verletzung seines Bruders überbrachte.
Die emotionale Bindung des Nachzüglers Rüdiger zu seinen Eltern war schon immer lose gewesen, viel loser als die zwischen seinen Eltern und Robert. Ullmanns Mutter hatte ihm einst in einer ruhigen Minute anvertraut, dass Rüdigers Geburt keineswegs geplant gewesen sei und hatte sogar das Wort „Unfall“ in den Mund genommen, sich danach aber wortwörtlich feste auf die Zunge gebissen. Sie liebte Rüdiger, doch Wunschkind Robert war ohne Frage das größte Glück im Leben der Mutter. So war Rüdigers Leben von Beginn an gekennzeichnet durch Konkurrenzkampf zu seinem Bruder. Aus Protest hatte er Robert fast nie beim Vornamen genannt und seit seinem fünften Lebensjahr nur 'Ullmann' gerufen. Ullmanns Freunden, die im Elternhaus des beliebten Jungen häufig zu Besuch waren, war das nicht entgangen und so hatte sich 'Ullmann' als Rufname auch in seinem Freundeskreis schnell durchgesetzt – und bis heute erhalten.
In den Tagen nach dem Unfall hatte sich in rasender Geschwindigkeit das Leben Rüdigers auf den Kopf gestellt. Die Frau vom Jugendamt hatte ihm erklärt, dass sie für ihn nun eine neue Familie suchen würde. Bis dahin würde er zu vielen anderen Kindern in ein Heim kommen. Zur endgültigen Vermittlung in eine Pflegefamilie war es allerdings nie gekommen. Rüdiger wurde von drei Familien als nicht erziehbar bezeichnet und innerhalb weniger Wochen wieder in das Heim zurückgegeben. So blieb Rüdiger Ullmann bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr im Kinderheim. Die liebevolle Betreuung durch die dort arbeitenden Ordensschwestern, Erzieherinnen und Erzieher konnte nicht verhindern, dass Rüdiger schnell die Karriere eines Kleinkriminellen startete. Im Kampf um Aufmerksamkeit hatte er schnell die List als seine große Stärke entdeckt. Bis er das erste Mal beim Klau des Taschengeldes eines älteren Jungen in seiner Gruppe im Kinderheim erwischt wurde, dauerte es über drei Jahre. Verhängte Strafen und Sanktionen brachten Rüdiger nicht auf den rechten Weg zurück und so war der erste Aufenthalt in einem Jugendgefängnis nur eine Frage der Zeit – er fiel auf den Tag seines 16. Geburtstages. Drei Monate später, an einem verregneten Dienstag im Oktober 1997, holte Ullmann seinen Bruder gemeinsam mit einer Ordensschwester aus dem Gefängnis ab. Es war der Tag, an dem sich die Brüder Robert und Rüdiger Ullmann zum letzten Mal gesehen hatten. Als sie, im Heim angekommen, aus dem Auto stiegen, verkündete Rüdiger, er wolle seinen Bruder nie wieder sehen. Er, Ullmann, sei Schuld daran, dass seine Eltern gestorben seien. Wegen ihm, Ullmann, habe er nie die Chance gehabt, seine Eltern davon zu überzeugen, dass eigentlich er der bessere Sohn gewesen sei. Und ohne ihn, Ullmann, hätte er jetzt auch nicht aus dem Gefängnis abgeholt werden müssen. Der verregnete Dienstag im Oktober 1997 war der Tag, als in ihm, Ullmann, ein Teil starb.
Während seiner Erzählung hatte Ullmann die Augen geschlossen. Jetzt öffnete er sie und schaute nach oben, Ina Carlsen in die Augen. Carlsen hatte deutlich an Gewicht zugelegt, eine große Warze auf der rechten Wange und trug die Kleidung einer Nonne. Wieder setzte sie ohne eine Regung an.
„Und warum sollten wir sie jetzt mit ihrem Bruder sprechen lassen? Ich habe mehr denn je die Befürchtung, dass das verheerende Auswirkungen auf ihn haben könnte. Er hat in der Bank zwölf Geiseln in seiner Gewalt.“
„Ich weiß, dass es für sie ein großes Risiko bedeutet“ antwortete Ullmann, „aber ich bin sicher, wenn er meine Stimme hört, wenn ich mich entschuldige für Alles, was ich ihm angetan habe, dann kann ich ihn zur Vernunft bringen.“
Ullmann bemerkte, wie sich hinter Ina Carlsen die Tür öffnete. Ein Mann steckte seinen Kopf in den Raum hinein und bat die Hauptkommissarin hinaus. Kurze Zeit später betrat Carlsen wieder den Raum. Sie trug nun wieder den dunkelblauen Hosenanzug und wie am Anfang des Gesprächs blickte Ullmann in das Gesicht seiner jungen Mutter. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen und richtete seinen Blick wieder nach unten.
„Mein lieber Robert“, begann sie. „Du musst jetzt stark sein. Der Einsatzleiter hat mir soeben mitgeteilt, dass das Sondereinsatzkommando die Bank stürmen wird. Rüdiger zeigt sich in den Verhandlungen nicht kooperativ und sie sehen keine andere Lösung.“
Die letzten Worte vernahm Ullmann kaum noch. Schließlich blickte er auf. Der Raum war verlassen. Es folgten Sekunden der Dunkelheit und Stille.
Mit einem Ruck fuhr Ullmann aus dem Bett. Sein Bettlaken und die Matratze waren durch und durch nass. Es hoffte, dass diesmal nur sein Schweiß dafür verantwortlich war. Sofort stand er auf und drehte den laut brummenden Heizkörper herunter. Wieder war eine Nacht vorbei und wieder war derselbe Teil in ihm gestorben, der seit 15 Jahren jede Nacht starb. Im Schlaf, dem kleinen Bruder des Todes, der für ihn eine so grauenvolle zweite Bedeutung hatte.

 

Hallo lebecks

Herzlich Willkommen bei kurzgeschichten.de.

Deine Geschichte enthält interessante Elemente - zum einen finde ich den Auftakt gut, mit dem Verhör und der Information, dass Robert der Polizei beistehen soll, um seinen Bruder Rüdiger bei einer Geiselnahme zur Aufgabe zu bewegen. Das finde ich einen spannenden Einstieg. Dann gefällt mir auch die Geschichte der beiden Brüder - der tragische Unfall bei der ersten Autfahrt von Robert, die Trennung der beiden, Rüdigers Schuldzuweisungen. Aus diesen Inhalten wäre schon etwas herauszuholen.

Du musst am erzählerischen noch arbeiten - das heisst, wie präsentiert du dem Leser die Geschichte. In der jetzigen Form erkenne ich keine richtige Struktur in dem Text. Vor allem die Geschichte der beiden Brüder ist mir zu berichtend. Schau mal diesen Abschnitt an bspw:

In den Tagen nach dem Unfall hatte sich in rasender Geschwindigkeit das Leben Rüdigers auf den Kopf gestellt. Die Frau vom Jugendamt hatte ihm erklärt, dass sie für ihn nun eine neue Familie suchen würde. Bis dahin würde er zu vielen anderen Kindern in ein Heim kommen. Zur endgültigen Vermittlung in eine Pflegefamilie war es allerdings nie gekommen. Rüdiger wurde von drei Familien als nicht erziehbar bezeichnet und innerhalb weniger Wochen wieder in das Heim zurückgegeben. So blieb Rüdiger Ullmann bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr im Kinderheim. Die liebevolle Betreuung durch die dort arbeitenden Ordensschwestern, Erzieherinnen und Erzieher konnte nicht verhindern, dass Rüdiger schnell die Karriere eines Kleinkriminellen startete. Im Kampf um Aufmerksamkeit hatte er schnell die List als seine große Stärke entdeckt. Bis er das erste Mal beim Klau des Taschengeldes eines älteren Jungen in seiner Gruppe im Kinderheim erwischt wurde, dauerte es über drei Jahre. Verhängte Strafen und Sanktionen brachten Rüdiger nicht auf den rechten Weg zurück und so war der erste Aufenthalt in einem Jugendgefängnis nur eine Frage der Zeit – er fiel auf den Tag seines 16. Geburtstages. Drei Monate später, an einem verregneten Dienstag im Oktober 1997, holte Ullmann seinen Bruder gemeinsam mit einer Ordensschwester aus dem Gefängnis ab. Es war der Tag, an dem sich die Brüder Robert und Rüdiger Ullmann zum letzten Mal gesehen hatten. Als sie, im Heim angekommen, aus dem Auto stiegen, verkündete Rüdiger, er wolle seinen Bruder nie wieder sehen. Er, Ullmann, sei Schuld daran, dass seine Eltern gestorben seien. Wegen ihm, Ullmann, habe er nie die Chance gehabt, seine Eltern davon zu überzeugen, dass eigentlich er der bessere Sohn gewesen sei. Und ohne ihn, Ullmann, hätte er jetzt auch nicht aus dem Gefängnis abgeholt werden müssen. Der verregnete Dienstag im Oktober 1997 war der Tag, als in ihm, Ullmann, ein Teil starb.

Da haust du dem Leser eine Menge Informationen an den Kopf, und das sehr stark verkürzt und in Zeitraffer. Dabei steckt da eigentlich viel Potential drin, ich fände es besser, du würdest das mehr herausarbeiten - vielleicht nicht alles, aber doch zumindest einzelne Szenen davon (das heisst dann, dass du dies bspw. in einem eigenen Absatz darstellst, wie es sich zugetragen hat, anstatt in einer Rückblende). Gerade der Konflikt zwischen den Brüdern aufgrund des Unfalls bietet einige schöne Möglichkeiten.

Verwirrt hat mich dann, dass sich die Frau von der Polizei ständig verändert. Oder auch sowas hier:

Auf dem Rücken liegend griff er mit der rechten Hand über sich und tastete nach der Lampe. Er schaltete sie aus und war sofort wieder in dem Baucontainer.

Das ist extrem verwirrend, und selbst mit dem Ende, dass alles nur ein Traum ist - wenngleich eine Erinnerung - wird mir das nicht klar. Wacht er auf, macht eine Lampe aus und schläft wieder ein, oder wie ist das zu verstehen?

Schöner fände ich es, wenn du die Szene dann beschreibst, wenn sie wirklich geschieht - nicht als Rückblick innerhalb eines Traumes. Dann wären auch die verwirrenden Stellen verschwunden, und dass Robert Schuldgefühle hat und über den Tod vor allem der Mutter noch nicht hinweggekommen ist, kannst du auch anders beschreiben.

Vom Stil her könntest du dich an manchen Stellen knapper fassen. Schau mal hier zum Beispiel:

Er hätte nicht sagen können, ob eine Minute oder eine halbe Stunde vergangen war, seit er den Raum betreten hatte und darauf wartete, dass Hauptkommissarin Ina Carlsen den ebenso kalt aussehenden Stuhl auf der anderen Seite des mit Putz und Farbe beschmierten Tisches besetzte.

Das sind eigentlich unnötige Informationen, davon hast du vor allem im ersten Abschnitt ziemlich viele drin.

Dir Deckenlampe flackerte in unregelmäßigen Abständen

Die Deckenlampe

Trotz der Hitze im Raum war der Stuhl KOMMA auf dem Ullmann saß KOMMA so kalt wie er aussah.

Plötzlich, im Augenwinkel, nah am Rande seines Sichtfeldes, glaubte Ullmann, seine weiße Schlafzimmerkommode stehen zu sehen.

Da wird man eigentlich auch erst dann schlau draus, wenn man das Ende kennt, aber selbst dann - kann man in einem Traum etwas aus den Augenwinkeln sehen? Oder ist er da schon halbwach? Aber selbst dann nimmt man ja keine solchen Details wahr.

„In welchem Verhältnis stehen sie zu Rüdiger Ullmann?“

Sie / Ihnen in der Anrede immer gross.

Doch vor seiner Mutter wollte er so gelassen wie möglich wirken.

Auch das hat mich beim Lesen rausgekickt. Es ist ja nicht klar, dass hier ein Traum beschrieben wird, da frage ich mich, warum er plötzlich vor seiner Mutter sitzt?

Also ingesamt finde ich die Idee gut, habe auch den Text mit Interesse gelesen. Ich hoffe, ich konnte dir aufzeigen, woran du meiner Meinung nach noch arbeiten kannst.

Grüsse und noch viel Spass hier,
Schwups

 

Hallo Schwups,

danke für deine ausführliche Rezension. Möchte nicht zu sehr auf Details eingehen und Erklärungen liefern. Neue Leser sollen unvoreingenommen an die Lektüre gehen. Dennoch waren einige deiner Anmerkungen hilfreich für mich, vielen Dank nochmal!

LG lebecks

 

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