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Der Klavierspieler
Sonntag.
Spät Abends, es ist dunkel. Die rotorangenen Laternen erhellen schwach das Pflaster.
Der Nachbar hat zum Essen eingeladen. Ein Witwer, Mitte 40, Pianist von Beruf, ein ausgesprochen Guter dazu.
Die Eingeladene, Frau Amenroth, setzt einen Fuß auf die Türschwelle, die linke Hand an den Knopf der Türglocke.
Sie hält inne.
Der Nachbar musste es sein, der...
Sie drückt, es läutet.
...Spielt?
Plötzlich, Stille. Dann, schwere Schritte.
Die Tür klickt leise und öffnet sich langsam. Vor ihr steht er.
Das fahle, kalte, ledrige Gesicht des Herrn, der tiefschwarze Nachthimmel und die rotorangenen Laternen.
Er schaut an ihr vorbei, keine Miene verzogen. Regungslos steht er da.
Sie schaut an ihm vorbei, auf die orangenen Quadrate des Laternenlichtes auf dem sonst dunklen, hölzernen Flurboden.
Noch immer, Stille.
Sie blickt auf die orangenen Quadrate auf dem dunklen Flurboden. Sie tritt ein, den Blick vom Boden nicht abgewandt. Es ist Ruhig, eine abartige Stille. Dieses befremdliche, kalte Gesicht, leere, starre, ledrige Gesicht, dass an ihr vorbeistarrte, sie nicht anschauen wollte. Den ganzen Abend schon scheint ein dunkelroter Filter über der Welt zu liegen. dann schließt sich die Tür mit einem leise Klacken. Sie starrt nur auf die orangen Quadrate, der Herr hinter ihr. Warum schaut sie nicht auf? Der Herr steht noch in der Tür.
Sie geht, vorsichtig, auf die Wohnstube zu, der hölzerne Boden knartzt es hörte sich an, als wolle er sie auslachen.
Sie bleibt stehen, ihr Augen weiten sich.
Das Klavier erklingt wieder.