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Der Kaviar der Götter

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31.05.2002
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Der Kaviar der Götter

Berzebo saß weit zurückgelehnt auf dem Hügel, unter ihm knickten ein paar Bäume und er räkelte seinen schuppigen grünen Körper in den Blättern, kratzte sich an den krachenden Ästen und stöhnte dabei wohlig. Seine Beine waren ausgestreckt und die Füße lagen in einem kleinen Fluß, dessen klares und kaltes Wasser sprudelnd über ein Meer von Kieselsteinen lief. Sein Blick schweifte über die Landschaft. Am Horizont standen die Trümmer einer Stadt wie die skelettierten Finger eines Toten mahnend gegen den Himmel. Zerrissene und halb liegende Gebäude zwischen stolz erhobenen Türmen, die einsam und ihrer architektonischen Begleitung beraubt in der Gegend standen. Niedergewälzte Wälder und verwüstete Flächen mit metertiefen Kratern und Löchern umgaben die Stadt. Vereinzelt stiegen Rauchwolken auf und wurden wie mahnende Fahnen auf Halbmast mit dem Wind verweht.
Berzebo kratze sich mit einer seiner drei Klauen des rechten Armes am Rücken, drückte einen Baum unter sich zurecht und lehnte sich ganz zurück. Das Panorama interessierte ihn nicht, für ihn war alles normal, ruhig, gewöhnlich. Er war sehr zufrieden mit sich und seiner Arbeit. So schnell und reibungslos ging es nicht immer und solch eine Spezialität hatte er in den Weiten des Weltraumes selten gefunden.

Er griff neben sich nach einem der vier blauen Kroni-Fässer, drehte den Deckel ab und warf ihn beiseite. Mit einem kurzen Metallspieß spießte er einen der kleinen Embryos auf und steckte in genüßlich in das krokodilförmige Maul. Seine messerscharfen Reißzähne trennten den Embryo in der Mitte durch und Berzebo schluckte die Teile genüßlich in den ersten seiner zwei Mägen hinunter.
Es war so einfach gewesen. Nach der Landung vor einigen Äons hatte diese primitive Vorstufe einer Zivilisation versucht, gegen sie zu kämpfen, aber der Kampf war mehr wie das Stuöngi-Spiel der jungen Transkongisen bei den Initiationsriten : Viel Lärm, viel Rauch und nur kleine Verletzungen. Nach wenigen Microns war die Sache erledigt und sie hatten die Weibchen und die Männchen dieser Tiere zusammengetrieben.
Zunächst hatten sie die Weibchen gefressen, aber als sie untersuchten, stellten sie fest, das die Embryos wesentlich zarter und schmackhafter waren, vor allem die Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente waren ein Labsal für Transkongisische Körper.
Dann haben sie den Männchen den Samen entnommen und alle Weibchen damit befruchtet. Das vollautomatische Labor hat beste Arbeit geleistet. Vor allem die genetische Reproduktion des Samens aus dem Replikator verlief ohne Schwierigkeiten und so konnten sie die Männchen dieser Rasse alle töten, denn diese waren aggressiv und trotz ihrer Rückständigkeit und Kleinwüchsigkeit wollte Berzebo kein Risiko eingehen.
Das Wasser zu seinen Füßen trat über die Ufer und spülte einige verlassene Häuser und einige Brücken weg. Er kratzte sich den linken Fuß mit dem rechten, was zur Folge hatte, das eine Flutwelle nach oben schwappte und einen Felsen über den Häusern mit seinem auf ihm trohnenden Schloß mit einem Schlag wie von einem Handrücken getroffen wegwischte.
Er war mit sich und seinen Mitarbeitern sehr zufrieden. Er hatte die Versorgung der Truppe unter sich und war froh, ihnen so schnell eine solche Delikatesse auftischen zu können. Die halbe Galaxis würde sich die Finger nach seiner Delikatesse lecken und Berzebo sah sich schon als reicher Mann. Vielleicht reichte der Umsatz ja, diesen kleinen Planeten am Rande der bekannten Galaxie zu kaufen. Hier gab es viel Wasser, die Atmosphäre enthielt ausreichend Schwermetalle und Stickstoffe um gesund und erholsam zu wirken und das Nahrungsangebot war exzellent.
Zwar waren die einheimischen Tiere schon nach kurzer Zeit verbraucht, aber dank des Replikators konnten sie die leckersten Appetithappen wie den großen grauen Fünfbeiner mit den praktischen Seitenlappen zum festhalten oder dieses gefleckte Tier mit dem langen Hals, welchen man mit den Klauen so gut greifen konnte, reproduzieren. Allerdings reichte keine der Nahrungsmittel an seine Spezialität, die Embryos heran.
Berzebo hatte bereits das zweite Faß geöffnet. Nicht alle Embryos waren gleich, einige weiße und gelbe mischten sich mit rosafarbenen und rötlichen. Im Geschmack schienen sie ähnlich, obwohl er die gelben nicht so mochte, aber das konnte auch Einbildung sein. Vielleicht sollte man weggehen von der Mischung und die Sorten einzeln verkaufen. Schließlich kann sich jeder Kunde seine eigene Mischung zusammenstellen. Dann müßte er auch mehrere Fässer kaufen.

Berzebo war schon fast satt aber sein Appetit war ungezügelt. Er öffnete das dritte Faß und stach mit seinem Metallspieß hinein.
Die Weibchen wurden sehr schnell trächtig und man mußte den richtigen Moment abpassen, ihnen den Embryo zu entnehmen, denn die Schwangerschaft dauerte bei ihnen nur wenige Microns. Die Weibchen starben nach der Entnahme und Berzebo dachte darüber nach, wie er die Produktion steigern könnte. Vielleicht sollte er versuchen, die Leben der Weibchen zu retten, damit sie mehr Embryos produzieren können, aber der Aufwand stünde derzeit in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Da mußten die Embryos erst knapp werden oder die Preise steigen, bis sich das lohnen würde. Bisher gab es 4 Milliarden Weibchen und durch eine einfache Genmanipulation trug jedes zwei Embryos in sich. Nur eines kam in die Pökelei, das andere in den Brutkasten und dank der überlegenen Technik war es ebenfalls nach wenigen Äons fruchtbar und konnte produzieren.
Berzebo öffnete das letzte Faß. Er hatte es extra bis zum Schluß aufgehoben. Seine Mitarbeiter hatten ihm zur Feier des Tages das erste Faß mit der neuen Produktion mitgegeben. In dem Faß schwammen schwarze Embryos. Er stach wieder in das Faß, die Embryos schwammen in der salzigen Flüssigkeit und waren glitschig, was es für Berzebo schwieriger machte, sie mit dem Spieß zu erwischen. Seine Untergebenen hatte schon ein Spiel erfunden, bei dem es darum ging, die meisten Embryos mit einem dünnen Spieß in kürzester Zeit zu essen. Man brauchte viel Geschick, ruhige Klauen und ein gutes, geschultes transkongisisches Auge dafür. Er nahm etwas Klinzitsch aus dem Beutel, den er mitgebracht hatte und träufelte einige Tropfen in das Faß.
Er steckte sich einen in das Maul und grün-gelber Speichel, vermischt mit etwas Blut lief ihm aus dem Mundwinkel als er genüßlich zubiss. Etwas herber als die weißen, nussiger und kräftiger. Bezerbo liebte diesen neuen Geschmack.
Er hoffte, die Produktion demnächst erhöhen zu können, weil er feststellte, das einige der Weibchen Drillinge, Vierlinge und Fünflinge gebaren, was ungeahnte Möglichkeiten in der weiteren Produktion eröffnete. Derzeit brauchten die Tiere noch zuviel Platz in ihren Käfigen, zuviele wurden krank und das Futter kostete auch ein immenses Geld. Zwar war es ein leichtes gewesen, die richtige Kost zusammenzustellen und über den Replikator herzustellen, aber der Strom für den Replikator, die Anschaffungskosten, der laufende Betrieb waren einfach noch nicht ausgereizt. Da konnte er noch etwas einsparen, um den Gewinn hochzutreiben.
Berzebo dachte auch darüber nach, die Embryos als Medikament zur Verbesserung des Allgemeinen Wohlbefindens zu verkaufen, das würde seine Handelsspanne noch einmal um 300 Kredits vergrößern.

Er tauchte seinen Spieß wieder in die Tonne und erwischte den letzten, besonders Fetten mit Nabelschnur und Mutterkuchen. Genießerisch zog er ihn mit den Zähnen vom Spieß, rollte ihn auf der schweren Zunge und drückte ihn dann am Gaumen platt um den vollen und runden Geschmack auskosten zu können.
Nie hatte er ähnliches genossen und in dem sicheren Gefühl, das seine Existenz für die Zukunft gesichert war, stellte er das letzte Faß aus den Greifern, schloß die schuppigen Augenlider, legte die schweren Arme auf seinen Bauch und dämmerte langsam hinüber in einen tiefen und zufriedenen Schlaf.

Er hatte in der nächsten Zeit noch über einiges nachzudenken.

 

Hallo,

ich bin mir nicht sicher... der graue Fünfbeiner ist ein Elefant? Also spielt das ganze auf der Erde.
Nun, ich habe die Geschichte gern gelesen, aber es ist doch eher eine Zukunftsvision, die aus der Sicht von Außerirdischen geschrieben ist, oder.
Vielleicht habe ich die surrealen Stilmittel übersehen?
Geht es Dir darum die Menschen aus einem anderen Blickwinkel zu zeigen, sie in einer Reihe neben die Tiere zu stellen?
Die Außerirdischen machen mit den Menschen nichts anderes als das was die Menschen mit den Tieren machen?
Kalbfleisch, Eier. Die Menschen stehlen den Hühnern die Eier, die Außerirdischen stehlen den Menschen die Embryos?
Steh ich auf der Leitung?
---verwirrt---

lunaluna

 

Hi !
Danke für die Kritik !
Alles richtig erkannt bis auf die Hühner. Bei Kaviar denke ich eher an den Stör.
Keno

 

Hi Keno

ich bin ja blind... Den Titel hab ich überlesen :stoned: . Jetzt ist alles klar ;-)

Ich fand die Geschichte übrigens beim zweiten lesen noch besser als beim ersten Mal, wo ich ja jetzt den Titel im Hinterkopf hatte und wusste worum's geht.

MFG lunaluna

 

Hi Keno,

mir geht es wie lunaluna, habe wohl die surrealistischen Stilmittel, wie sie so schön sagt, auch übersehen. Oder sind sie gar nicht vorhanden?
Leider tendiere ich genau dazu. Die Geschichte wäre gut für SciFi, glaube ich. Das surreale Element sollte nicht ein außerirdisches Monster sein (hier besteht immer noch die Möglichkeit, dass es sowas wirklich gibt), sondern etwas dem Leser bekanntes, nur in einem völlig falschen, unlogischen Zusammenhang. Etwas wird dadurch surreal, dass es gegen das eigene Verständnis verstößt, den eigenen Erfahrungen widerspricht, sie ad absurdum führt. Bei Außerirdischen hat man keine Erfahrungen, ergo kann da nichts den Erfahrungen widersprechen, ergo nichts Surreales.

Trotzdem ist die Geschichte gut zu lesen, die Voraussetzungen des Challenge erfüllt sie in meinen Augen leider nicht.

Gruß vom querkopp

 
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O.k. Danke ! Werde die GEschichte aus dem Challenge nehmen und an die passende Stelle (Sci-Fi) schieben.
KEno

Anm. des Mod.: Nur weil ein Text die vorgegebene Aufgabe vielleicht nicht erfüllt, wird er nicht verschoben. Dir bleibt jedoch weiterhin die Möglichkeit, an Deinem Text zu arbeiten. Allerdings wäre es nett, wenn Du meine PM mal beantworten würdest.

Danke.
Rabenschwarz

 

Hallo keno,

das war nun absolut nicht meine Absicht. Zum Einen ist meine Meinung nicht repräsentativ, zum anderen solltest du nicht derart schnell aufgeben. Mach die Geschichte surreal, du hast noch sehr viel Zeit. Das ist doch das Schöne hier, es ist nicht ein einfacher, toter Wettbewerb, es lebt.

 

Don´t Panic, ist schon richtig, die Sachen da unterzubringen, wo sie hingehören. Schicke mal noch ´ne GEschichte unter Science Fiction
Bis dann
KEno

 

Tja, ich kann der Story leider nur wenig abgewinnen.
Zum einen erschien sie mir auch nicht surreal - eine Invasion Außerirdischer ist SF. Ich weiß das. :D

Zum anderen: Du hast lediglich die Prämissen umgedreht - hier ist es nicht der Mensch, der die Tiere nach Gutdünken ausnutzt sondern es sind gewaltige Aliens.
Dann hätten wir da diesen einen Typen, der die Produktivität steigern und sogar den ganzen Planeten kaufen möchte. Meines Erachtens nach reicht dies einfach nicht für eine gute Story, zumal du die "Pointe" der Geschichte wieder und wieder aufwühlst und endlos verarbeitest. Mit so was kann ich einfach nix anfangen, sorry.

 

Anm. des Mod.: Nur weil ein Text die vorgegebene Aufgabe vielleicht nicht erfüllt, wird er nicht verschoben.
Vielleicht aber, weil Keno noch eine Geschichte im Challenge hat?

 

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