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Der Kaufhaus-Horrortrip

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05.09.2001
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Der Kaufhaus-Horrortrip

Ich habe da gleich mal eine Frage an die männlichen Leser dieser Kurzgeschichte: Waren Sie schon mal mit Ihrer Frau oder Freundin einkaufen ? Ja ? Na, dann brauchen Sie eigentlich nicht mehr weiterlesen, denn sicher kennen Sie ihn dann auch: Den Kaufhaus-Horrortrip.

Ich war so froh, daß ich endlich Urlaub hatte. Ruhe, Entspannung. Das war mein erklärtes Ziel. Welches Ziel meine Freundin hatte, weiß ich nicht. Ging es wirklich darum, neue Klamotten zu kaufen oder wollte sie mich in den Wahnsinn treiben ?

Ich hatte drei Wochen Urlaub und in dieser Zeit waren wir an fünf Tagen einkaufen. Vor allem neue Schuhe und ein Portemonnaie mußten her. Gut, also am Dienstag der ersten Woche nach Hannover. Dort haben wir in 23 Geschäften nach einer Geldbörse gesucht. Ich habe meiner süßen Maus natürlich auch welche gezeigt, die ich gut fand. Aber nein. Irgendwas war immer: Zu teuer, zu billig, zu groß, zu klein, zu grün, zu blöd, usw. Mit anderen Worten: In Hannover haben wir keine gefunden. Und genauso verhielt es sich in den 34 Schuhgeschäften an diesem Tag. Vielleicht hatten wir ja in Minden am folgenden Tag mehr Glück.

Nein, nicht wirklich. Zwar hatte die Frau bei JPC eine CD bestellt, aber keine Schuhe und kein Portemonnaie hatten den Besitzer gewechselt. Nach einer Vielzahl von Läden und ein paar Nerven weniger kehrten wir wieder nach Hause zurück. Machte aber nichts, denn schließlich würden wir in ein paar Tagen ja Freunde in Osnabrück besuchen.

Aha ! Osnabrück. Ich hoffte, daß wir dort was passendes finden würden. Hoffnung ist was schönes. Aber leider erfüllen sich ja bekanntlich nicht alle Hoffnungen. Nach vier Stunden und 231 Geschäften war der Rucksack von Masha immer noch leer.

Auf dem Weg zurück in die Heimat am nächsten Tag wollten wir nur eben die CD aus Minden abholen. Sicher !! Ich bin aber auch naiv. Wie konnte ich glauben, daß man (oder vielmehr frau) nur mal eben in die Stadt geht, um eine CD abzuholen !!! Ich Dussel !! Also ging sie wieder los, die Suche nach Schuhen und einem Portemonnaie. Daß wir eine Woche vorher in den gleichen Geschäften waren, störte Masha dabei wenig. Und tatsächlich waren wir eine Sorge los. Denn ein wunderschönes, braunes Portemonnaie (mit der richtigen Größe, Farbe und einem angemessenen Preis), das sie vor Tagen aber auch schon in der Hand gehalten hatte, fand die königliche Zustimmung.

Und da kam wohl der größte Unterschied zwischen Mann und Frau deutlich zum Vorschein: Ein Mann wäre - schon am ersten Tag - mit dem Portemonnaie geradewegs zur Kasse gegangen. Eine Frau aber steuert zielstrebig die Kasse an, um dann blitzartig nach links zu den Halstüchern abzubiegen und dort die nächsten 23 Minuten zu verbringen. Endlich bewegte sich die Frau wieder in Richtung Kasse. Ja, so ist es gut. Ein Schritt nach dem anderen. Aber was ist das denn da auf der rechten Seite ? Taschen ??? Also wieder 12 Minuten meines Lebens mit ein paar lackierten Schweinehäuten vertan, bevor die Ware endlich bezahlt wurde und wir das Geschäft verlassen konnten.

Aber irgendwo mußte es doch Schuhe geben, die dem einfachen und weit umfassenden Geschmack einer Frau entsprechen. Vielleicht am nächsten Tag in Hameln ?? Ja, vielleicht. Es mußte so sein, denn mein Urlaub war ja fast schon wieder vorbei und meine Nerven verlangten dennoch nach einem Sanatorium.

Im fünften Schuhgeschäft kam ein Paar in die nähere Auswahl. Aber erst mußten wir natürlich in die restlichen 46 Läden. Natürlich. Auf dem Weg dahin wurde noch kurz ein Top in einem kleinem Laden ausgesucht. „Wie findest Du das, Schatzi ?“ Ich sammelte noch einmal meine ganze Energie und sagte mit einem Lächeln: "Yo ! Das sieht klasse aus. Kauf das !" - "O.K.... .Aber jetzt brauche ich dazu noch einen passenden Rock."

Nachdem ich wieder aus meiner Ohnmacht erwacht und vom Boden aufgestanden war, ging es also auf Rocksuche. In einem Geschäft durchstöberten wir die Ständer. Ich fand einen phantastischen Rock, zeigte ihn Masha und erntete nur ein abfälliges "Der ist aus Polyester. Das ist zu warm im Sommer !" Bei der Kürze des Rockes war mir spontan unklar, wie dieser Fetzen Stoff zu warm sein konnte. Aber gut. Wenige Minuten später zog sie einen roten Rock aus dem Ständer und sagte: "Oh, der ist ja toll !" Verzweifelt erwiderte ich: "Aber der ist auch aus Polyester !" - "Ja, schon. Aber der ist nicht so warm." Verstehe !!!!???

Auf dem Weg zurück durch die Fußgängerzone gingen wir noch einmal in dieses besondere Schuhgeschäft, in dem dieser besondere Schuh noch in der Auswahl war. Masha sagte: "O.K., die nehme ich." - "Du darfst nicht mit mir spielen", antwortete ich. Aber es ist wirklich passiert. Masha kaufte die Schuhe. Völlig erschöpft aber glücklich fuhren wir nach Hause. Und zur Belohnung durfte ich noch ein paar Burger bei McDonald’s essen. Ich hatte den Horrortrip überstanden. Aber für welchen Preis ?!

(Aus dem Buch "Phrasenmäher" von Frank Geers)

Spätestens seit der TV-Show 'Big Brother' ist klar, daß der Einblick in das ganz normale Leben anderer Menschen unterhaltsam sein kann. Oder auch nicht. Die 20 Kurzgeschichten spiegeln mehr oder weniger die persönlichen Erlebnisse des Autors wieder. Es steckt also sehr viel Wahrheit in ihnen. Wenn zum Beispiel in der ersten Erzählung von den Ereignissen nach der Beantragung eines Telefonanschlusses bei der TELEKOM berichtet wird, so hat sich alles genau so zugetragen. Durch eine Verwechslung erhält Frank Geers die alte Telefonnummer einer Fleicherei. Und damit fängt das ganze Drama und die Ruhestörung durch telefonische Buffet-Bestellungen an. Sogar den Vorwerk-Vertreter, der früh morgens an der Tür geklingelt hat, um seine Gerätschaften zur Großküchenreinigung zu verkaufen, gab es wirklich. Das ist nur ein Beispiel dafür, welche kleinen Geschichten das Leben (und das Buch) für einen bereit hält. Natürlich sind einige Sachverhalte und Darstellungen überzogen beschrieben. Trotzdem haben sie einen reellen Aufhänger. Da reicht es manchmal schon aus, zum Briefkasten zu fahren oder bei seiner Krankenkasse anzurufen. Und schon entsteht fast automatisch eine Geschichte. Denn auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft wird leider oft vergessen, wer nun eigentlich der König ist. Die Normalität der Ereignisse ist aber nicht so langweilig, wie es zunächst den Anschein hat. Jeder Mann zum Beispiel war schon einmal mit seiner Lebenspartnerin einkaufen und kennt diese Tortur zur genüge. Auch der Autor ist davon nicht verschont geblieben. Er findet genau die richtigen Worte, um den verzweifelten und hilflosen Gefühlszustand, den Männer beim Shoppen durchleben, transparent zu machen. Das Buch beschreibt Fernsehen, Einkaufen, Essen und vieles mehr auf eine bizarre und satirische Weise, in der sich jeder Leser wiedererkennt.

Mehr Infos sowie Buchbestellungen unter Phrasenmäher- Bücher von Frank Geers

 

Lieber Frank!

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich meine Gefühle und Gedanken ordnen und hier darlegen soll, bin ich doch zutiefst erschüttert und nur der Genuss vom neuen Beatles-Album "One" hält mich davon ab, mich und dich mit einer gepfefferten Kritik unglücklich zu machen.

Schon als ich den Titel las, fühlte ich so ein Kribbeln im Magen, das sich immer schneller die Speiseröhre hocharbeitete.
Und nach der Lektüre deiner Kurzgeschichte sowie deiner - durchaus erlaubten - Eigenwerbung für dein Büchlein fein manifestierte sich dieses Gefühl in heftigem Kopfschütteln.

Ich bin wohl der einzige Mensch der Welt, der sich ein Schleudertrauma vor dem Computer holte.

Versteh mich nicht falsch, deine Kurzgeschichte ist flott geschrieben, grammatikalisch auf anbetungswürdige Weise korrekt und stilistisch sehr okay, aber... ABER: Kennst du den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier"?
Wenn ich Texte wie den hier vorliegenden lese, habe ich ein dermaßen überwältigendes Déjà-vu-Gefühl, dass ich zu meiner Beruhigung das Forum "Alltag" durchkrame um festzustellen, ob ich spinne, oder ob es sich nur um die hundertste Variante des gleichen Themas handelt.

Zum Glück (?) erweist sich meist zweiteres als zutreffend.

Ich habe nichts gegen lustige Kaufhausgeschichten, Geschichten über technisch unbegabte Männer, über Frauen, die zwar äußerlich schön, aber innerlich hässlich sind, über süße kleine Kinderchen, denen man sogar verzeiht, wenn sie versehentlich den dritten Weltkrieg auslösen, Opas Dritte, die ihm beim Essen rausfallen, was haha-lustig ist, usw.

Ich habe jedoch was dagegen, dass dieses Thema stets auf die gleiche Art und Weise behandelt wird und außer dem Inhalt und den Stereotypen noch etwas gemeinsam hat:
Allesamt sind sie auf magische Weise so humorfrei wie der Musikantenstadl.

Nachdem ich wieder aus meiner Ohnmacht erwacht und vom Boden aufgestanden war, ging es also auf Rocksuche.

Auf dieser Humorebene bewegt sich nicht nur deine Geschichte, das sei vorangestellt.
Doch sei mal ehrlich: Findest du das satirisch, witzig, komisch?
Rainer kann darüber leider nicht lachen.

Übrigens, weil wir gerade von Rainer sprechen: Dieser Unhold, der menschgewordene Werwolf der Kritiker, zahm wie ein Lämmchen, reißend wie ein Wolf, alsbald das Flimmern des Monitors ihm übel aufstoßende Geschichten zeigt, frägt sich, warum nicht auch er, wie anscheinend tausende vor ihm, ein Büchlein herausbringt zu den oben angeführten Themenbereichen.

Vielleicht hat es etwas mit Selbstachtung zu tun, mit dem Wunsche, ernst genommen zu werden und sich nicht zwangsläufig Kritiken wie diese hier einzufangen.

Ich mache jetzt besser Schluss, denn was ich bislang sagte, wird mir wohl heftigste Angriffe einbringen, weil ich mal wieder so abartig gemein und doch nur neidisch bin, weil ich im Gegensatz zu manchen anderen hier niemals etwas veröffentlichen werde.

Bitte nimm mir diesen Beitrag nicht krumm, sieh ihn einfach als Aufschrei einer frustrierten Seele - gewiss wirst du auch positive Kritiken bekommen, die dich wieder versöhnen werden mit der Welt, dem Kosmos, Gott.

Salute,
Rainer

 

[Insider]Jaja, Rainer ist eifersüchtig, weil er vielleicht seine Schlüssel verlegt, aber kein Buch :D [/Insider]

Das Thema hat durchaus Potential, was aber nicht ausgenutzt wurde. Spätestens ab dem 4ten Absatz fängt sich alles an zu wiederholen. Es gibt keine Pointe oder irgendetwas, das aus der Geschichte inhaltlich herausragt. Eine Geschichte aus dem Alltag, die von ihrer Beobachtungsweise gar zu alltäglich ist.

 

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