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Der Kater im Sack

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06.05.2016
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Der Kater im Sack

„Also wenn ich du wäre, hätte ich mich wahrscheinlich schon längst erhängt!“ feixt Anne mit einer Mischung aus Anerkennung und selbstgefälligem Grinsen. Wir treffen uns nur noch selten, aber nun sitze ich seit Langem mal wieder auf ihrer Couch und präsentiere ihr die Highlights des vergangenen Jahres wie im Zeitraffer: Ja, die Arbeit läuft mäßig und der Familie geht es gut. Wir sind bereits bei den wirklich interessanten Dingen, nämlich sämtlichen schmutzigen Details meines Liebeslebens.
„Scheiße, Jule, du glaubst gar nicht wie sehr mir deine Eskapaden gefehlt haben.“
Anne blickt mich verschmitzt und mit geröteten Wangen an. Ich blicke skeptisch zurück.
„Anne, korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber bist du nicht gerade frisch verlobt? Solltet ihr nicht gerade eure eigenen Eskapaden erleben?“
„Sollten wir, ja. Und weißt du noch was? Kauf' niemals den Kater im Sack!“
„Oh!“, sage ich.
„Genau!“, sagt Anne.
Die Beiden kennen sich ganze 4 Monate und werden vermutlich genauso schnell Teil der steigenden Scheidungsrate sein.
Natürlich bin ich zu der Hochzeit eingeladen, aber wir fanden es doch ganz sinnvoll, dass ich den Bräutigam vorher mal kennen lerne. Im Moment kenne ich nämlich ausschließlich den fetten Klunker an ihrer Hand mit dem er um selbige angehalten hat. Wenn er so schmalzig ist wie der Ring, kann ich ihn schon jetzt nicht leiden.
„Ach, ich bin sicher ihr kriegt das noch hin. Ich freu' mich jedenfalls riesig ihn endlich mal zu treffen!“, lüge ich und lächle. Meine Einstellung zu Monogamie und schlechtem Sex – und das auch noch in Kombination – behalte ich an dieser Stelle lieber für mich.
„Ja, na klar“ lächelt auch Anne ihre Unsicherheit weg. „Erzähl' mir lieber mal, was es mit dem mysteriösen Bild auf sich hat, das du mir geschickt hast. Ich will ALLES wissen!“, fordert sie.
Bei der Erinnerung daran muss ich unwillkürlich schmunzeln. Alle damit verbundenen Gefühle, Gerüche und Geschmäcker werden sofort wieder wach und ich befinde mich in einem wohligen Rausch dank meines körpereigenen Chemielabors.
„Ok, jetzt will ich es erst recht wissen! Wer ist das auf diesem Bild und was zum Teufel hat er mit dir gemacht?“
„Eindruck! Das hat er gemacht.“, antworte ich geheimnisvoll.
„Und offensichtlich ist er ein guter Ego-Push nach deinem ganzen Liebeschaos.“
„Ja, schien mir auch die bessere Alternative zum Erhängen gewesen zu sein.“, frotzele ich.
„Na schön, offensichtlich willst du mir nicht mehr darüber erzählen. Aber dann zeig' mir wenigstens wie Mr. X weiter oben aussieht. Du weißt schon, da wo man einem Menschen normalerweise zuerst hinsieht.“
„Auf die Bauchmuskeln?“, frage ich scheinheilig.
Anne sieht mich mit ihrem typischen Blick an. Eigentlich möchte sie streng wirken und mich für meine doofen Kommentare wortlos strafen, aber das gelingt ihr nie, weil sie meine doofen Kommentare liebt und sie insgeheim lustig findet. Ich muss lachen.
„Ok, ok! Irgendwo hier hab' ich ein Schnappschuss von uns Beiden.“
Als ich das Bild endlich finde und es Anne erwartungsvoll unter die Nase halte, verschwindet ihr 'Anne-Blick' ganz plötzlich und weicht einem Gesichtsausdruck, den ich an ihr vorher noch nie gesehen habe. Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer ihn zu deuten. Ich bin mir nicht sicher, ob sie so hingerissen ist, dass es ihr die Sprache verschlägt oder ob ich versehentlich ein verstörendes Nacktbild angeklickt habe.
Ich frage vorsichtshalber mal nach: „Anne?“
Doch bevor ich noch was sagen kann, ist sie schon in Tränen ausgebrochen und wirft mit dem Klunker und Flüchen nur so um sich.
Und plötzlich war der Kater aus dem Sack.

 

Hey :3

Das ist der erste Kommentar, denn ich hier im Forum schreibe, deswegen weiss ich auch nicht, wie zufrieden du mit meinen Kritikfähigkeiten sein wirst ...

Deinen Schreibstil mag ich unglaublich gerne. Der Lesefluss ist gut, die Formulierungen haben eine angenehme Mischung aus Originalität und äh ... Verständlichkeit, also man versteht alles, und vor allem werden mir als Leser die Geschehnisse und Erklärungen nicht ins Gesicht gedrückt. Dein Stil gibt also gerade genug Hilfestellung, damit ich mir zusammenreimen kann, was gerade abläuft.
Negativ ist, dass mich dein Ende nicht überrascht hat. Schon relativ zu Beginn, ich denke, als klar wird, dass die beiden den Mann der jeweils anderen nicht "kennen" *hust*, konnte ich die Pointe erahnen.
Das könnte daran liegen, dass ich solche Gesichten schon oft gelesen und gesehen habe.
Aber vom Schreibstil ist deine Geschichte top!

Tja ... das war's, was ich sagen wollte. Hoffe, mein Kommentar enttäuscht nicht ...

Ganz liebe Grüsse
Noa ♥

 

Hey Noa!
Ich freu' mich sehr über deinen allerersten Kommentar! Witzigerweise habe ich gestern deine erste Geschichte hier gelesen. :)
Dass das Ende sehr vorhersehbar ist, war mir schon fast klar. Aber mir ging es auch tatsächlich eher darum, mich mal im Schreiben generell zu üben und zu sehen wie Andere es finden. Von daher danke ich dir vielmals für deine Kritik! :thumbsup:

 

Hallo Vulganisatrice,

was für ein Name! Willkommen hier im Forum und dein Einstieg hat mir gut gefallen, auch wenn die Pointe wirklich nicht so überraschend kommt. Du hast einen schönen Schreibstil, schreibst fast ohne Fehler und scheinst schon Übung im Schreiben zu haben. Gefällt mir.

Aber zum Lob kommt die Kritik.

„Scheiße, Jule, du glaubst gar nicht, wie sehr mir deine Eskapaden gefehlt haben.“

Komma fehlt

„Ja, na klar“, lächelt auch Anne ihre Unsicherheit weg.

Der Satz ist nach dem Ausführungszeichen nicht zu Ende, darum muss dort ein Komma hin.

Ach, ich bin sicher, ihr kriegt das noch hin.

Komma fehlt

„Eindruck! Das hat er gemacht.“, antworte ich geheimnisvoll.

Hier hast du das mit dem Komma zwar richtig gemacht, aber hier ist der Punkt zu viel. Das liegt ebenfalls daran, dass der Satz weitergeht. Nur Frage- und Ausrufzeichen werden geschrieben am Ende der wörtlichen Rede.

„Ok, ok! Irgendwo hier hab‹ ich einen Schnappschuss von uns Beiden.“

Ich würde Okay schon ausschreiben.
Dann heißt es: einen Schnappschuss hat sie.

vielleicht fällt es mir deshalb so schwer, ihn zu deuten.

Komma fehlt, hier der Infinitiv mit zu.

Hab ich gerne gelesen. Viel Spaß noch hier!

Schönen Gruß
khnebel

 

Hallo khnebel!
Vielen vielen Dank erst mal! Ich hab' mich sehr über deinen Kommentar gefreut.
Und auch über deine Kritik. Meine große Schwäche ist nämlich tatsächlich die Zeichensetzung. Ein Text ohne Kommafehler kann nicht von mir sein! :D
Ich werd' da mal in Zukunft mehr drauf achten.

Lieben Gruß zurück
Vulgarisatrice

 

Hallo Vulgarisatrice,
auch ich fand deinen Text angenehm zu lesen. Das Thema - nicht so sehr meins, daher kann ich dazu nicht viel sagen.
Was mich allerdings etwas gestört hat beim Lesen waren die Apostrophe beim weggelassenen e (z.B. Kauf'). Ich lass mich gerne korrigieren, aber ich denke doch, dass man das Apostroph in diesen Fällen weglassen kann, oder? Mich persönlich stören solche nicht zwingend notwendigen Zeichen immer etwas im Lesefluss.

Gruß,
Rotmeise

 

Hey Rotmeise!
Auch dir vielen Dank für's Lesen!
Ich kann deinen Einwand total nachvollziehen, weil es mir beim Lesen genauso ging.
Allerdings schwanke ich zwischen korrekter Schreibweise und gutem Lesefluss. Meines Wissens kann man den Apostroph nämlich nicht einfach weglassen. :-/
Ich versuche das mal in Erfahrung zu bringen. ;)

 

Hallo,

ich bin ein wenig am Schleudern. Einerseits möchte ich was schreiben, andererseits weiß ich gar nicht so recht was genau ich zu dieser tragischen Story sagen soll.

Hm, vielleicht mal so: Das Dingen liest sich gut, weil schön fluffig und flutschig, hier und da fehlt zwar ein Kommalein, die "4" würde ich als "vier" ausschreiben und gegen Ende der Storia gefällt mir die ein oder andere zu frühe Wortwiederholung nicht (aber das sind Kleinigkeiten).

Der Schlusspunkt, in dem sich die Betrogene die Klunker vom Korpus reißt und damit herumwirft, kommt mir doch etwas überzogen vor. Erst checkt die Ewigkeiten nichts und dann bricht sie plötzlich so aus? Hm. Aber gut: So etwas soll es geben.

Ich stell mir das Ganze jedenfalls als sehr lebendige Filmszene aus so'nem modernen Comedy-Drama vor. Kommt gut.

LG

 
Zuletzt bearbeitet:

Vulgarisatrice schrieb:
Meines Wissens kann man den Apostroph nämlich nicht einfach weglassen. :-/
Ich versuche das mal in Erfahrung zu bringen.

Für das weggefallene Endungs-e beim Imperativ der zweiten Person Singular wird der Apostroph nicht verwendet, Vulgarisatrice. (Wie in allen Fällen, in denen eine verkürzte Wortform allgemein üblich und/oder unmissverständlich ist.)

Mehr dazu hier.

Gern geschehen. :)

 

Hej Vulgarisatrice,

hatte gar nicht registriert, dass deine Geschichte so kurz ist.

Das hast gut hinbekommen. Ratzfatz geballte Story, flott geschrieben, Titel und Schlusssatz kombiniert und gut.

Unterhaltsam. ;)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

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