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Serie Der Kartenspieler - Traum

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25.10.2006
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Der Kartenspieler - Traum

Traum


Before you know I´ll be waiting all awake
Dreams are made winding through her hair
(System Of A Down – Spiders)


Was würden Sie tun, um ein erfolgreiches Leben führen zu können? Wie viel würden Sie auf´s Spiel setzen, wie viel würden Sie geben, um beruflichen Erfolg und Reichtum zu erlangen?
Manche Menschen existieren, nur um auf diese Weise leben zu können. Sie investieren ihre gesamte Freizeit, nur damit ein paar Cent mehr auf der Lohnabrechnung verzeichnet werden. Viele davon treibt es sogar in den Wahnsinn.
Ich weiß nicht, ob Sie zu diesen Menschen gehören. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich mich dagegen entschieden habe. Meine Karriere und meinen mit Reichtum gefüllten Lohnzettel habe ich aufgegeben. Ich habe mich losgesagt von den Zwängen und Pflichten, die ich mir einst selber auferlegt hatte. Die Chance, ein erfolgreiches Leben führen zu können: Ich habe sie verschenkt. Weggeworfen.
Warum?
Weil ich kurz davor stand, wahnsinnig zu werden.

Früher war ich einmal ein, bei Kollegen und Vorgesetzten, angesehener Polizist. Ich machte meine Arbeit und gab alles, um noch besser werden zu können. Ich wollte die Karriereleiter ganz nach oben klettern.
Doch der Stress und die zunehmenden privaten Probleme mit meiner Frau Andrea ließen mich allmählich verrückt werden. Ich bekam Alpträume, konnte nicht mehr schlafen und habe irgendwann sogar angefangen, Dinge zu sehen...
Dinge, die einfach nicht da sein konnten. Halluzinationen, wenn Sie es so nennen wollen.
Ich habe Menschen gesehen, die zu mir sprachen.
Menschen, die eigentlich tot waren oder gar nicht existiert haben.
Denken Sie, ich bin verrückt?

Einen Psychologen wollte ich nie aufsuchen. Ich hatte einfach Angst davor, dass er mir irgendwelche Medikamente verschreiben oder mich gar in die Anstalt stecken würde. Angst vor dem Entzug meiner Freiheit, die ich gerade neu gewonnen hatte. Angst davor, für diese Gesellschaft nicht mehr zulässig zu sein.
Doch vielleicht redete ich mir diese Ängste auch nur ein.
Vielleicht hatte ich in Wahrheit einfach nur Angst vor der Diagnose. Angst davor, dass der Doktor mir sagen würde, ich sei gar nicht verrückt.
Was, wenn dem so wäre?
Was, wenn die ganzen Einbildungen Realität waren?

Die Ängste drohten, mich seelisch fertig zu machen. Ich hatte geglaubt, nachdem ich meinen Job und den damit verbundenen Stress gekündigt hatte, würde es mir besser gehen.
Das Gegenteil war der Fall.
Die Wahnvorstellungen verschwanden zwar, doch die Ängste, die mit ihrem Verschwinden gekommen waren, wollten mich innerlich auffressen.
Und die Ängste nahmen zu.

Zwei Jahre nachdem ich meinen Job als Polizist gekündigt hatte; zwei Jahre nach diesen unerklärlichen Ereignissen, fingen die Träume wieder an.
Es waren die gleichen Träume, wie damals. Genauso realistisch und echt und...
... furchterregend.

In diesen Träumen sitze ich nackt und gefesselt auf einem Stuhl. Nur die Seile, die mich festbinden sind unsichtbar. Ich kann sie nicht sehen und nicht spüren. Ich bin einfach nur unfähig, mich zu bewegen oder zu befreien.
Vor mir steht eine Frau, Astrid Kaiser ist ihr Name. Ich erinnere mich gut an sie, sehr gut sogar. Sie war vor zwei Jahren eine Zeugin, die ich verhört hatte, als ich noch Polizist war.
Sie beginnt, mit verführerischen Bewegungen, sich zu entkleiden. Ihre Hände streicheln über ihren eigenen Körper, begleitet von einer eleganten Hüfte, die sich vor mir räkelt. Sie legt ihre Bluse und ihren BH zur Seite und streift ihre Hose ab, wobei sie sich zu mir herunter beugt und mir mit heißem und feuchtem Atem ins Ohr haucht. Ich kann ihn spüren. So deutlich, dass ich felsenfest überzeugt bin, nicht zu träumen.
Meine Vernunft versiegt immer mehr. Ich will mich nicht mehr wehren und lasse es geschehen.
Frau Kaiser küsst sanft meine Lippen. Die Erregung in mir lässt sich nicht vermeiden. Es ist, als könne sie durch ihre Lippen meinen Kreislauf anregen und mit Lust infizieren. Sie liebkost meinen Hals und meinen Nacken, während sie mit ihren Händen beginnt, Penis und Hoden zu streicheln.
Ich schließe meine Augen und gebe mich ihr hin. Mein Puls scheint jetzt schon auf 140 oder noch mehr. Frau Kaiser fährt mit ihrem Mund weiter an mir herunter, küsst meinen Körper, erreicht meinen Schambereich. Ihre Zunge spielt und ihre Lippen streicheln...
Ich stöhne vor Lust und Erregung.
„Wie ich sehe, tut es gut“, höre ich eine Stimme hinter mir. Die Stimme eines Mannes, leise, tief und berauschend. Der Klang verursacht eine Gänsehaut bei mir.
Ein Schatten legt sich über mich. Ich spüre, wie der Mann hinter mir steht.
„Genieße es“, sagt er. Seine Hände legen sich auf meine Wangen, während Frau Kaiser damit beschäftigt ist, mir einen zu blasen.
Es braucht keine drei Minuten bis zu meinem Orgasmus. Er ist so intensiv, das all meine Muskeln mindestens eine halbe Minute lang völlig angespannt sind. Mein Glied zuckt in Frau Kaisers Mund. Ich stöhne laut auf.
Sie lässt von mir ab und stellt sich wieder aufrecht vor mir hin. Ein vergnügtes Lächeln umspielt ihre Lippen. Dann öffnet sie ihren Mund und legt ihre Finger auf die Zunge. Doch von Samenflüssigkeit ist da keine Spur zu sehen. Das was sie aus ihrem Mund herausnimmt ist ein Stück Pappe. Rechteckig, mit abgerundeten Ecken und einem roten Muster auf der einen Seite.
Ein Pik-Ass auf der anderen.
„Na sieh mal einer an“, sagt der Mann, der immer noch seine Hände an meine Wangen hält, hinter mir. „Wir sind alle sehr stolz auf dich, Alex. Du nimmst in unserem Spiel eine sehr hohe Rolle ein.“
Die Bedeutung dieser Sätze ist mir nicht bewusst. Und allmählich bekomme ich wieder Angst. Angst vor dem, was mir noch bevorsteht.
„Lass dich nur nicht erwischen“, sagt der Mann und dreht meinen Kopf in eine andere Richtung.
Ich sehe eine dritte Person im Raum stehen. Es ist eine Frau.
„Sonst wird hier jemand sauer sein.“
Ich kenne diese Frau.
„Sehr sauer!“
Es ist Andrea.

Sie schlief neben mir. So wie sie es immer tat. Und ich empfand große Dankbarkeit dabei. Ich war dankbar dafür, dass ich tatsächlich nur geträumt hatte. Es war nichts weiter, als ein beschissen realistischer Traum. Verblüffend echt.
Die Angst, dass diese Träume etwas mit sich bringen, hatte mich befallen. Etwas, das auch mein wahres Leben terrorisieren könnte. Sind diese Träume Vorboten von etwas viel Schrecklicherem? Verliere ich schon wieder den Verstand?
„Alles in Ordnung?“, murmelte Andrea im Halbschlaf.
Ich schmiegte mich an sie und nahm sie in die Arme. Die Gewissheit, dass sie noch da war und wirklich existierte, beruhigte mich.
„Es ist alles in Ordnung.“ Ich wusste nicht warum, ich sie anlog. Denn in Wahrheit war nichts in Ordnung. Versuchte ich der Realität zu entfliehen? War ich wirklich verrückt oder tatsächlich Teil eines übernatürlichen Spiels?
„Du wolltest zum Arzt gehen.“
Wollte ich das?
„Ich mache mir Sorgen. Das geht schon seit Nächten so mit dir.“
Wie gerne hätte ich ihr gesagt, dass ich Angst davor hatte. Doch da war etwas, das ich nicht erklären konnte und das mich davon abhielt.
„Ich weiß“, beruhigte ich sie und streichelte ihren Kopf. „Ich weiß.“

Wie würden Sie Wahnsinn definieren? Realitätsverlust? Unfähigkeit Fiktion von Wahrheit zu unterscheiden? Glauben, dass das, was man sieht und sich einbildet, real ist? Auch wenn es noch so unnatürlich und nicht zu erklären ist?
Unser Gehirn spielt uns manchmal einen Streich, ohne dass wir es mitbekommen.
Viele glauben, dass ihre Wahnvorstellungen ein Zeichen von diabolischer Besessenheit sind. Sie weigern sich deswegen, sich rationalen Heilmethoden auszuliefern und geben sich den Spirituellen hin. Wir stempeln sie als durchgeknallt und bescheuert ab und formen uns somit ein Urteil.
Doch was ist, wenn diese Menschen gar nicht mal so falsch liegen? Was, wenn es tatsächlich diese übernatürlichen Mächte gibt, die von uns Besitz ergreifen und uns terrorisieren?
Glauben Sie an Gott? Wenn, dann müssten Sie auch an einen Teufel glauben. Die Sinnbilder für Gut und Böse.
Ich hatte nie an so etwas geglaubt.
Doch allmählich begann ich zu zweifeln. Ich wollte es nicht zugeben, weil ich Angst davor hatte und versuchte mir weiterhin einzureden, verrückt zu sein.

Der Traum kam wieder. Und dieses Mal war es am Schlimmsten.
Alles begann wieder, wie es auch in allen anderen Träumen begonnen hatte. Ich saß nackt und gefesselt auf einem Stuhl. Astrid Kaiser kniete vor mir, streichelte und liebkoste mich.
Und auch der Mann, der nur als ein Schatten über mir lag, war wieder da.
Ich wusste, dass es ein Traum war, doch es wirkte alles so echt. Wieder einmal.
„Ich habe eine Aufgabe für dich, Alex“, sagte der Mann. Seine Stimme war wieder genauso berauschend, wie immer. Die Haare stellten sich mir zu Berge. „Dein erster Spielzug, sozusagen.“
Ich versuchte, etwas zu sagen, doch aus meiner Kehle drang nur ein Krächzen. Aber es war auch gar nicht nötig, etwas zu sagen. Der Mann konnte anscheinend meine Gedanken lesen.
„Ist das so wichtig, wer ich bin?“ Der Klang ging unter die Haut. „Wichtig ist nur, was du tun musst, Alex.“
Ich bekam es wieder mit der Angst zu tun. Wer weiß, zu was mich diese Einbildung zwingen wollte. Ich musste vernünftig bleiben. Das hier war nur ein Traum. Nur ein...
„Finde ihn!“, sagte der Mann.
Ich wartete einen Moment darauf, ob er mir auch einen Namen nennen würde. Doch als ich in meinem Kopf die Frage Wen? Formulierte, gab er mir nur ein Rätsel als Antwort:
Er ist alles.“
Ich war verwirrt. Es gab keine andere Erklärung, als dass ich den Verstand verloren hatte. Was sollte das heißen? Er ist alles? Was ist überhaupt alles?
„Solltest du dich vor deiner Aufgabe drücken oder sie nicht erfüllen“, fuhr der Mann fort. Und seine Stimme wurde bedrohlich. „So werde ich sehr verärgert sein.“
Allein der Gedanke daran, dass dieser Mann in der Lage war verärgert zu sein, bereitete mir Panik.
„Und dann wird es nicht mehr gut tun.“
Frau Kaiser ergriff meinen Penis und schloss ihre Finger um ihn herum.
„Es wird schmerzen.“
Ein Stück meiner Eichel schaute noch aus ihrer Faust heraus.
„Und zwar auf diese Weise.“
Sie schlug mit der anderen, flachen Hand drauf, so fest sie konnte.

Es musste ein Traum sein, es konnte gar nicht anders sein.
Doch warum wurde ich an dieser Stelle nicht wach?
Und warum konnte ich den Schmerz fühlen? Denn ich kann Ihnen eines verraten: Es schmerzte höllisch, so bestialisch, dass ich keinen Ausdruck dafür finde. Ich nutzte mein gesamtes Lungenvolumen, um aus Leibeskräften zu brüllen. Ich schrie, als würde man mich verbrennen. Der Schmerz zog sich durch meinen gesamten Körper. Ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben so laut gebrüllt und so große Schmerzen erlitten. Wenn ich auch sonst nie eine Vorstellung von der Hölle hatte, so konnte ich es mir nun zumindest im Ansatz ausmalen.
Ich schrie eine halbe Ewigkeit, wie es mir schien. Und der Schmerz wollte nicht aufhören.
„Tröste dich mit dem Gedanken, dass das hier vorübergehen wird“, sagte der Mann. „Dies war nur eine Kostprobe für dich.“
Frau Kaiser lächelte. Jeder andere Mann hätte dieses Lächeln wahrscheinlich als erotisch oder verführerisch empfunden. Doch in meinen Augen war es von nun an mit Schmerzen und Angst verbunden. Ein Lächeln des Teufels.
„Solltest du deine Aufgabe nicht zu Ende bringen“, ergänzte der Mann. „Wird der Schmerz Ewigkeiten dauern.“

Und plötzlich waren beide verschwunden. Wie in Luft aufgelöst und in den Weiten meiner Träume verschwunden. Genau wie der gesamte Ort.
Doch ich träumte noch immer. Ich musste träumen, denn sonst wäre ich in meinem Bett aufgewacht. Andrea hätte neben mir gelegen und mir gesagt, ich solle endlich zum Arzt gehen. Ich musste einfach nur aufwachen.
Ich sah Licht, hell und blendend. Meine Augen fingen an zu brennen.
Ich musste aufwachen. Ich musste...
Ich sah die Wüste. Weißer, glühender Sand, überall um mich herum. Der Horizont war eine gerade Linie, egal wohin ich blickte.
Ich war gefangen in meinem Traum. Doch so allmählich glaubte ich nicht mehr, dass dies einfach nur ein Traum war. Womöglich wurde ich in eine fremde Welt entführt.
Was für eine Welt? Hinter den Grenzen des uns Vorstellbaren? Gottes Welt?
Oder war ich einfach nur verrückt geworden? Hatte ich lediglich den Verstand verloren?
Warum bin ich nicht zu einem Arzt gegangen? Warum hatte ich nicht auf Andreas Vorschlag gehört?
Können Sie mir vielleicht sagen, ob ich verrückt bin? Bin ich das? Habe ich nicht mehr alle Tassen im Schrank?
Können Sie mir bitte sagen, dass ich einen Schuss in der Birne habe?
Hehe, ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür, hehe! Haha!
Muhahahahahaaaaaaaa...
Wüste... haha...
Heiß!
Brennend heiß!

 

Dies ist also der dritte Teil unserer tollen Kartenspieler-Soap. Ich gebe verweise hier noch einmal auf die anderen beiden Teile:

Teil 1 - Alex
Teil 2 - Daniel

Ich weise übrigens daraufhin, dass es sich nicht um eine ganze Geschichte handelt, die ich nur aufgestückelt habe, sondern um Episoden, die alle für sich gelesen werden können, ohne dass man eine der vorherigen gelesen haben muss.

Viel Spaß beim Lesen.

Gruß
Bantam

 

Hallo Bantam!

Du weißt ja, dass ich deine Serie mag, und Alex besonders. Ich glaube, ich weiß jetzt auch, warum er mir besser gefällt: Die Ich-Perspektive lässt einen irgendwie mehr am Geschehen teilhaben. Bei Daniel hast du in der dritten Person geschrieben, und dadurch bekommt es irgendwie mehr Distanz. Ich sage jetzt nicht, du sollst den zweiten Teil in die Ich-Form umschreiben, denn erstens ist das ja mein subjektives Empfinden und zweitens wäre man dann vielleicht irritiert, wenn man merkt, dass es im zweiten Teil um einen anderen Protagonisten geht als im ersten.
Ja, an diesem Teil finde ich nichts zu meckern (ich habe allerdings diesmal nicht so gründlich gelesen, was Rechtschreibung und so angeht). Es passiert vielleicht ein bisschen wenig... Aber es kündigen sich ja größere Ereignisse an :) Ich hoffe, er übersteht das Ganze, ohne zu sterben oder durchzudrehen! :)
Die Astrid Kaiser ist aber vorher noch nie aufgetaucht, oder habe ich da was vergessen?

Eine Anmerkung noch:

Meine Karriere und meinen mit Reichtum gefüllten Lohnzettel habe ich aufgegeben.

Na ja, ich glaube, man wird als Polizist nicht direkt reich...

Das war's erst mal. Wie ich sehe, hast du auch etwas Neues in Science-Fiction - aber ich glaube, dafür werde ich mit dem Lesen länger brauchen.

Grüße von Perdita

 

Juhu, meine Stammleserin. Das erfreut das Gemüt, denn ich dachte schon, dass das hier keine Sau mehr interessieren würde und bin schon am Überlegen, die Serie einzustellen.

Also erstmal Danke für´s Lesen, Kommentieren, Kritisieren etc. Wegen der Ich-Perspektive muss ich hinzufügen, dass das nicht unbedingt dazu beiträgt, warum man den Prot. sympathischer findet. Ich habe bei der Kreation meiner beiden Helden (Alex und Daniel) auch sehr darauf geachtet, dass sie sehr kontrastreich sind. Also sie sollten so viel gemeinsam haben, wie Katze und Hund. Und dass Hundeliebhaber selten auch Katzenliebhaber sind, das erweist sich immer wieder. Vielleicht ist Alex ein Hund und Daniel eine Katze (symbolisch gesehen) und du bist halt ein Hundeliebhaber. Die Ich-Perspektive trägt dazu sehr wenig bei, wie gut man sich mit einem Protagonisten identifiziert.

Gut, das also meine Stellungnahme. Danke nochmals für´s Lesen. ;)

Gruß
Bantam

 

Hallo Bantam,

Was würden Sie tun, um ein erfolgreiches Leben führen zu können? Wie viel würden Sie auf´s Spiel setzen, wie viel würden Sie geben, um beruflichen Erfolg und Reichtum zu erlangen?
Manche Menschen existieren, nur um auf diese Weise leben zu können. Sie investieren ihre gesamte Freizeit, nur damit ein paar Cent mehr auf der Lohnabrechnung verzeichnet werden. Viele davon treibt es sogar in den Wahnsinn.
„Aufs“ ist schon die Zusammenziehung von „auf das“, bei denen (Ins, ums, ans, aufs, usw. usf.)ist ein Apostroph verboten.
Ich mag solche Einstiege nicht, sie müssen sehr gut gemacht sein, damit sie ziehen. Das hier ist so plump, erinnert mich irgendwie an einen obszönen Telefonanruf („Welches ist dein Lieblingshorror-Film?“).
Bei einer Geschichte besteht zu Anfang eine gesunde Distanz zwischen ihr und dem Leser, man ist sich noch nicht sicher, wie nahe man die Geschichte „an sich heran lassen will“. Die Geschichte muss erst um den Leser werben, sich vorstellen, sich präsentieren, sich von der besten Seite zeigen. Das lassen diese plumpen Fragen nicht zu.
Ich mag es einfach nicht. Ich mag auch nicht „direkt“ von einem fremden Erzähler angesprochen werden, nach 100 Seiten, wenn ich ihn liebgewonnen habe, ist das was anderes, am Anfang nicht.

Meine Karriere und meinen mit Reichtum gefüllten Lohnzettel habe ich aufgegeben.
„mein mit Reichttum gefüllter Lohnzettel“? Was soll das denn sein? Meine mit Genuss gefüllte Speisekammer? Ich finde das Bild hängt einfach schief und einer Banalität (ein Lohnzettel steht für Geld) wird zu viel Gewicht beigemessen. Auch sprachlich ist es einfach nicht schön, erst das kurze „karriere“ und dann der „Lohnzettel“, an dem so viel dranhängt.

Früher war ich einmal ein, bei Kollegen und Vorgesetzten, angesehener Polizist.
Bei wem sollte er sonst „angesehen“ sein? Und wozu stehen da Kommas?

Ich machte meine Arbeit und gab alles, um noch besser werden zu können. Ich wollte die Karriereleiter ganz nach oben klettern.
Das sind so formelhafte Floskeln. Alles geben, besser werden, Karriereleiter nach oben klettern. Da fängt man fast sofort an, den Text nur noch zu überfliegen, weil man glaubt, ihn eh schon zu kennen.

Angst vor dem Entzug meiner Freiheit, die ich gerade neu gewonnen hatte.
Das ist interessant. Weil es ein Widerspruch ist, den Satz würde ich unbedingt vorziehen, wenn er beabsichtigt ist. Er deutet auf einen unzuverlässigen Erzähler hin, der etwas verschweigt.

Die Ängste drohten, mich seelisch fertig zu machen.
Was leistet denn das „seelisch“ in diesem Satz? Nichts, es schadet sogar, denn es nimmt das Tempo aus dem Satz, genau wie das „Drohten“ und der Plural.
Die Angst machte mich fertig!
Das ist ein Satz. Stark, schlank, kraftvoll Punkt. Und kein „drohten Nebensatz Infintivikonstruktion“, so alles relativierend, mit Komma und Semikolon und wenn und aber.
Die Angst machte mich fertig und Punkt.

In diesen Träumen sitze ich nackt und gefesselt auf einem Stuhl. Nur die Seile, die mich festbinden sind unsichtbar.
Das „Nur“ ist falsch gebraucht, in diesem Zusammenhang. Du willst es gerne als „Bekräftigendes“ „Nur“. Im Sinne von „Aber stellt euch vor:“. Hier steht es aber anders, so wie es dasteht bedeutet es „Nur sie, alle anderen nicht.“, also: Nur die Seile sind unsichtbar, alles andere ist sichtbar. (Hinter festbinden fehlt ein Komma).

Seine Hände legen sich auf meine Wangen, während Frau Kaiser damit beschäftigt ist, mir einen zu blasen.
Vorher: Hoden, Penis, Schambereich, jetzt: mir einen zu blasen – passt nicht, falsche Sprachebene. Dadurch entsteht zwar ein wenig Komik, aber es passt trotzdem nicht.

Wie würden Sie Wahnsinn definieren? Realitätsverlust? Unfähigkeit Fiktion von Wahrheit zu unterscheiden? Glauben, dass das, was man sieht und sich einbildet, real ist? Auch wenn es noch so unnatürlich und nicht zu erklären ist?
Mein Name ist Jonathan Frakes!

Na ja, die Idee mit der Frau, die ihm erst einen bläst und dann draufhaut, ist gut. Schmerzhaft. Aber das ist auch alles. Der „Unzuverlässige Erzähler“, auf den ich gehofft hatte, war einfach nur ein text-interner Logikfehler (wenn er Polizist ist, kann er nie hinter Gittern gewesen sein und somit ist die „neugewonnene Freiheit“ zumindest unklar, es wird aber nicht mehr aufgegriffen). Und das „Abrutschen in den Wahnsinn am Ende“ ist lustlos mit irrem Kichern sehr trashig aufgelöst.
Also ich fand die Geschichte nicht sehr stark. Wenig Ideen, ein oft schludriger Stil, unangenehmes „direktes“ Ansprechen, zwei, drei gute Bilder in den Traumsequenzen, das reicht nicht. Hinten und vorne nicht.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

erstmal vielen lieben Dank für´s Lesen und für deine konstruktive Kritik.
Ich darf natürlich auch was zur Verteidigung sagen: Der Käse ist, dass jede Folge einer Serie in diesem Forum eine halbwegs abgeschlossene Geschichte sein muss, so steht es in den Regeln. Natürlich will ich mich nicht dagegen widersetzen, aber es ist schon etwas schwierig, einen Prot., der schon einmal dagewesen ist, wieder auf´s Neue vorstellen zu müssen. Und diese Serie beinhaltet auch eine große übergeordnete Geschichte, und manchmal braucht es dann auch Zwischenkapitel, in denen ausnahmsweise mal nichts passiert, die aber inhaltlich trotzdem notwendig sind.
Ich finde es trotzdem interessant, mal eine Kritik zu lesen, von jemandem, der die ersten Folgen nicht gelesen hat.
Allein eine Serie zu schreiben, die sich an die Regeln des Forums hält, ist eine ganz schöne Herausforderung, was mAn viele davon abschreckt, so etwas zu schreiben.

Gehen wir mal ins Detail:

Ich mag solche Einstiege nicht...
Persönliche Einstellung. Ich habe auch schon das Gegenteil gehört.

„mein mit Reichttum gefüllter Lohnzettel“? Was soll das denn sein?
Eine Metapher.

Zitat:
Früher war ich einmal ein, bei Kollegen und Vorgesetzten, angesehener Polizist.

Bei wem sollte er sonst „angesehen“ sein?

Polizisten können auch von Bürgern angesehen werden oder ihren eigenen Bekannten, Verwandten etc.

Zitat:
Die Ängste drohten, mich seelisch fertig zu machen.

Was leistet denn das „seelisch“ in diesem Satz? Nichts, es schadet sogar, denn es nimmt das Tempo aus dem Satz, genau wie das „Drohten“ und der Plural.
Die Angst machte mich fertig!

Persönliche einstellung. Die Angst macht ihn nicht fertig, sondern sie droht nur, ihn fertig zu machen.
In der Sache mit dem Plural könnte ich dir Recht geben, aber das ist kein Weltuntergang, aus einer Angst mehrere zu machen.

Das „Nur“ ist falsch gebraucht, in diesem Zusammenhang.
In dem Punkt geb ich dir Recht.

Mein Name ist Jonathan Frakes!
Ich glaube, an den hab ich auch gedacht, als ich das geschrieben habe. Aber hey, warum denn nicht? Der Typ ist ein guter Rethoriker. ;)

wenn er Polizist ist, kann er nie hinter Gittern gewesen sein und somit ist die „neugewonnene Freiheit“ zumindest unklar, es wird aber nicht mehr aufgegriffen
Die philosophische Frage an der Stelle ist: Was ist eigentlich Freiheit? Wieder eine Ansichtssache.

Wenig Ideen
Oh ja, da muss ich dir (leider) wieder Recht geben. Aber das Problem mit den Regeln, die mich etwas einschränken, habe ich bereits erwähnt.

Trotzdem noch mal vielen lieben Dank für deine Mühe. Ich werd´ sie mir mal zu Herzen nehmen.

Gruß
Bantam

 

Hallo Bantam,
nachdem ich längere Zeit nicht mehr hier war, habe ich gleich den neuen Teil entdeckt und erfreut gelesen.
Das er sich sehr von den anderen Teilen unterscheidet, merkt man sofort. Wenn man die Anderen nicht gelesen hat kann ich verstehen, dass Dieser etwas mau wirkt, aber als Zwischenkapitel ist er zugelassen.;)
Würde jetzt raten der Mann hinter ihm war der Kartenspieler (logisch) und Alex soll Daniel finden, den Grund hab ich mir noch nicht überlegt.
Oder soll er den Kartenspieler finden, weil es heißt er ist alles und der Mann hinter ihm ist ein übersinnlicher Gegenspieler und Daniel muss ihm im Verlauf der Geschichte noch helfen?
Oder Daniel war stinksauer wegen der Aktion mit dem Wehrwolf, hat Freddy Krüger gefoltert, bis der ihm gesagt hat wie man in Träume reinkommt und Alex befohlen den Kartenspieler zu finden?
Oder... ist auch egal. Ich bin jedenfalls gespannt wies weitergeht.
LG
pina colada

 

Hallo Pina,
das freut mich, dass du´s noch gefunden hast und dir die Folge gefallen hat. Deine Fragen, was wer ist und warum werde ich natürlich wie immer NICHT beantworten... ;)
Aber ich freue mich darauf, dass es noch Leute gibt, die weitere Folgen verlangen.
Und erste Rätsel werden dann bestimmt schon mal gelöst, also haltet den Atem an. :D
Danke für´s Lesen und deinen Kommentar.

Gruß
Bantam

 

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