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Der Kampfsportlehrer

Tom

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06.04.2005
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Der Kampfsportlehrer

Nach einigen gymnastischen Übungen, wurde es spannend. Der Kampfsportlehrer sagte, er wolle uns nun eine Technik zur Selbstverteidigung zeigen.
Mir fiel auf, wie rasend schnell sich seine Schüler bewegen konnten. Innerhalb eines Wimpernschlags hatten sie sich alle hingekniet. Nur ich stand noch träge herum - ich, der Neue, der sich von seinem Kollegen Tobias zu einem Probetraining hatte überreden lassen. Der Kampfsportlehrer winkte mich zu sich.
„Du kommst auf mich zu und gibst mir eine Ohrfeige“, sagte er.
Ich nickte.
„Wenn du Schmerzen verspürst, dann klopf zweimal mit der Hand auf den Boden. Alles klar?“
Wieder nickte ich. Dann holte ich aus und machte einen Schritt nach vorn. Weiter kam ich nicht.
Ich spürte einen dumpfen Schmerz, als der Kampfsportlehrer gegen meinen Knöchel trat, bevor ich den Fuß absetzen konnte. Mein Bein flog durch die Luft, ich verlor das Gleichgewicht und mein Rücken krachte auf den Boden, wodurch mir kurz die Luft wegblieb.

Dass ich drei Sekunden später noch immer nicht atmen konnte, war auf eine andere Ursache zurückzuführen: Blitzschnell hatte sich der Kampfsportlehrer auf mich gestürtzt und presste nun seine spitze Schulter in meine Rippen. Es überraschte mich, welches enorme Gewicht sein drahtiger Körper dabei entfaltete.
Ich stöhnte und hob die Hand, um abzuklopfen, doch der Kampfsportlehrer griff sofort meinen Arm und verdrehte ihn entgegengesetzt der vorbestimmten Richtung. Mir entfuhr ein schriller Schrei.
Jetzt löste er seinen Haltegriff und richtete sich wieder auf, wobei er mir allerdings noch einen Stoß mit dem Ellenbogen verpasste und das Knie in die Seite rammte.
Es gelang mir, die Tränen zurückzuhalten und – woran ich arg gezweifelt hatte - mich ohne fremde Hilfe aufzurappeln.
Der Kampfsportlehrer fordete mich auf, ihn erneut anzugreifen. Leider konnte ich aber den Arm nicht mehr heben, da die Schmerzen in der Schulter zu intensiv waren.
„Klopf rechtzeitig ab, wenn es weh tut. Du brauchst hier nicht den Helden spielen“, belehrte er mich.
Ich entschuldigte mich für mein unachtsames Verhalten, und ein anderer Schüler, der mir ein wenig bleich im Gesicht erschien, musste an meiner Stelle ran.
Tobias klopfte mir auf die Schulter und meinte, ich hätte mich gut gehalten. Dem stimmte ich zu, denn im Grunde hätte ich tod sein müssen.

Nach dem Unterricht fragte der Kampfsportlehrer, ob noch jemand Lust habe, etwas trinken zu gehen. Er stellte sich direkt vor mich und starrte mir in die Augen.
„Ja, schon. Doch. Warum nicht?“, antwortete ich.
Erst jetzt bemerkte ich, dass Tobias versuchte, mir unauffällig Zeichen zu geben.
„Gut“, sagte der Kampfsportlehrer: „Was ist mit dem Rest?“
Doch die übrigen Schüler hatten keine Zeit für ein Bier. Allesamt murmelten sie etwas von ihren Frauen, ihren Kindern, den Eltern, den Großeltern oder der Arbeit. Auch Tobias musste sich dringend um eine Sache kümmern, die keinen Aufschub duldete. Hektisch packte er seinen Kram zusammen und wünschte uns viel Spaß.

Als der Kampfsportlehrer und ich die Kneipe betraten, blieb er kurz im Eingang stehen, um die anwesenden Gäste zu mustern.
„Siehst du, was für einen Blick der Kerl mit der Lederjacke da an der Theke hat?“, meinte er und fügte hinzu: „Von so einem lasse ich mich aber nicht provozieren.“
Wir stellten uns also neben den Lederjackenkerl an den Tresen, und der Kampfsportlehrer erzählte mir von den Wettkämpfen, an denen er früher teilgenommen hatte. Bei diesen durften die Angriffe zum Kopf nur angedeutet werden, was seine Gegner regelmäßig dazu verleitet hatte, in seine Schläge und Tritte hineinzulaufen. Das war natürlich sehr unfair gewesen, da er stets disqualifiziert wurde, wenn sie ohnmächtig zusammensackten.
Gerade als sich der Kampfsportlehrer beim Erzählen der alten Geschichten zu entspannen begann, streifte der Lederjackenkerl seine Schulter. Sein Blick verdüsterte sich, und er schüttelte den Kopf.
Energisch rückte er ein Stück zur Seite, wobei er den Lederjackenkerl anstieß, dass dieser sein halbes Bier verschüttete.
Der Lederjackenkerl grinste ungläubig und sagte: „Vorsicht, mein Freund. Immer schön langsam.“
Dann beging er einen Riesenfehler: Er legte dem Kampfsportlehrer die Hand auf die Schulter. Ich ahnte, was nun folgen würde, doch meine Befürchtungen wurden sogar noch übertroffen.
Als ein Freund dem Lederjackenkerl zu Hilfe eilte, nahm sich der Kampfsportlehrer auch diesen vor. Ich versuchte dazwischenzugehen, wobei ich einen Fußtritt abbekam, der eigentlich für diesen Freund bestimmt war.
Draußen auf der Strasse kehrte mein Bewußtsein zurück. Ich lehnte gegen eine Hauswand, und der Kampfsportlehrer stützte mich.
„Manche Typen lassen dir einfach keine Wahl.“, sinnierte er.
Ich war nun überzeugt: Kampfsport konnte wirklich nicht schaden – bei all den gefährlichen Irren, die heutzutage unterwegs waren.

 

„Gut.“ sagte der Kampfsportlehrer: „Was ist mit dem Rest?“

Die emisten deienr INterpunktionsfehler hast du schon bereinigt, aber ein paar gibts noch:

„Gut“, sagte der Kampfsportlehrer: „Was ist mit dem Rest?“

Nach neiuer Rchtschreibung kommt auch nach ? ein Komma.
Auch draussen=draußen.

 

Hallo gagamehl,


danke für die Hinweise. Habe es korrigiert.

... und mich wieder einmal über diese hirnamputierte Rechtschreibereform aufgeregt.
Wieso können die nicht mal für eine Einheitlichkeit sorgen? Warum muss bei wörtlicher Rede der Punkt weggelassen werden? Was unterscheidet den von einem Frage- oder Ausrufezeichen, die ja da stehen dürfen.
Wo ist da der Sinn?

Bei der alten Form schien zu gelten: nicht mehr als zwei Sonderzeichen hintereinander. Das ist nun aber auch passe.


Viele Grüße
Tom

 

Hey Tom,

weil Deine Geschichte so weit von der Realität entfernt ist, wäre es schwierig und reizvoll, ihr eine message zu geben. Die Aussage: Es gibt Kampfsportlehrer, die gern Leute zusammenschlagen, finde ich etwas dünn, so als würde man sagen: Es gibt Ärzte, die gern Bäuche aufschlitzen. - Und weiter?????
Ich habe drei Semester Karate trainiert, und dabei ein wenig von der Philosophie mitbekommen, die dahinter steht. Was Du beschreibst, ist das genaue Gegenteil davon. Aber vielleicht gibt es solche Leute wirklich. Das nennt man dann Missstand :)

Schöne Grüße
vom Guten Fritz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo DerGuteFritz,


erstmal danke fürs Lesen der Geschichte und fürs Feedback.


Zu deiner Kritik:

das ist eine Satire, und als solche lebt sie von Übertreibungen.
Soll heißen, ich selbst kenne keinen Kampfsportlehrer, der so schlimm ist, wie der von mir beschriebene.
Aber: ich habe bei einigen Kampfsportlehrern (nicht bei allen aber auch nicht nur bei einem) durchaus Verhaltensmuster bemerkt, die in diese Richtung gehen.

Zum Background: Ich habe ein wenig mehr Erfahrung mit diversen Kampfsportarten (u.a. auch Karate) als 3 Semester und kann dir bestätigen: da gibt es zuweilen eine unglaubliche Diskrepanz zwischen der Philosophie und der Realität. Im Karate reicht es meiner Meinung nach, sich einmal einen Wettkampf (Kumite) anzuschauen; dann sollte diese Diskrepanz klar erkennbar sein.

Ein besonders schönes Beispiel für eine Diskrepanz ist in meinen Augen auch Steven Seagal, der einerseits hochrangiger Lehrer des Zen-Buddhismus ist, und andererseits Filme dreht, in denen er seine Gegner doch auch gerne mal ein wenig quält.

Mich persönlich stört das nicht. Menschen fasziniert eben kaum etwas sosehr wie Gewalt, das muss man einfach akzeptieren. Aber den von dir gemutmaßten Missstand erkenne ich da schon.

Doch diese Diskrepanz zwischen Philosophie und der Realität ist gar nicht das Thema meiner Satire (obwohl sie auch ein gutes Thema wäre).
Mein Thema ist die Art und Weise, wie der Kampfsportlehrer seine Umgebung wahr nimmt. Und das lässt sich evtl. auch auf andere Personenkreise (evtl. Manager oder Generäle) verallgemeinern - ist also gar nicht mal Kampfsportspezifisch.


Viele Grüße
Tom

 

Hi Tom,

wenn es solche Leute wirlich gibt, ist Deine Geschichte eine Satire, auch nach der Definition der orthodoxen Fanatiker in diesem Forum :thumbsup:
Wenn sie ein überraschendes Element hätte, wäre sie noch besser, etwa wenn der Kampfsportlehrer im Training von edlen Idealen spräche, und nachher in eine Bar ginge um Leute zusammenzuschlagen.

Ein besonders schönes Beispiel für eine Diskrepanz ist in meinen Augen auch Steven Seagal, der einerseits hochrangiger Lehrer des Zen-Buddhismus ist, und andererseits Filme dreht, in denen er seine Gegner doch auch gerne mal ein wenig quält.

Interessant, neh? :cool:

 

Hallo DerGuteFritz,


das mit den Idealen ist, wie gesagt, nicht mein Thema an dieser Stelle.

Allerdings habe ich die Geschichte ein wenig modifiziert, weil ich glaube, dass mein Thema vorher nicht korrekt rübergekommen ist.

Der Kampfsportlehrer geht eben nicht in die Kneipe, weil er eine Schlägerei sucht. Er reagiert nur übersensibel auf seine Umwelt, weil er sich selbst ständig in Selbstverteidigungssituationen wähnt, die so aber gar nicht existieren. Er hat sich diesbezüglich wohl ein wenig über- bzw. fehlkonditioniert.

Ich hoffe, das kommt jetzt besser rüber, wo er sagt: "Von so einem lasse ich mich aber nicht provozieren." und "Manche Typen lassen dir keine Wahl."


Viele Grüße
Tom

 

Hi Tom,

die Aussage aus dem letzten Absatz Deines letzten Postings finde ich originell. Sie kommt aber immer noch nicht so rüber dass auch der begriffstützigste Leser (i.d.F. ich :)) sie versteht.

lg Fritz

 

Hallo Fritz,


die Aussage aus dem letzten Absatz Deines letzten Postings finde ich originell.

Zitieren wäre da eine gute Alternative. Aber wenn man's halt gerne kompliziert hat ;)
So ganz klar ist mir aber tatsächlich nicht, was du da für eine Aussage meinst ...


Sie kommt aber immer noch nicht so rüber dass auch der begriffstützigste Leser (i.d.F. ich ) sie versteht.

Hmm. Eben dachte ich noch, du hast es gerne etwas weniger trivial.
Jedenfalls fällt diese Gefahr für mich in das Restrisiko, das ich als Autor einzugehen bereit bin.
Ansonsten kann ich ja auch einfach meine Botschaft posten. Dann ist es zwar keine Geschichte mehr, aber jeder weiß, was ich meine.
Wobei: für mich ist die Botschaft sowieso eher Nebensache. Ich will in erster Linie unterhalten. Für Botschaften ist wohl eher Benedikt XVI. zuständig.


Viele Grüße
Tom

 

Hi Tom,

finde die Geschichte gut :thumbsup:

Durch Deine, sicherlich klischeehafte, Darstellung des Lehrers bekommt sie die nötige, satirische Note.

Wie fast immer ist sie knuffig (sorry gnoebel) geschrieben und gut zu lesen.

Ich stöhnte und hob die Hand, um abzuklopfen, doch der Kampfsportlehrer griff sofort meinen Arm und verdrehte ihn entgegengesetzt der vorbestimmten Richtung.

erinnert mich ein wenig an Tackleberry von Police-Acadamy :D

weiter so

bis dann
Micha

 

orange

Ich stöhnte und hob die Hand, um abzuklopfen, doch der Kampfsportlehrer griff sofort meinen Arm und verdrehte ihn entgegengesetzt der vorbestimmten Richtung.

*gg

MICH erinnert das an Monty Python...


"Greifen Sie mich mit einer Orange an!"
(Falls es wer nicht kennt, werde ich es weiter ausführen.)

 

Hallo Micha, FlicFlac,


Wie immer: danke fürs Lesen und fürs Feedback.

An Police-Acadamy kann ich mich kaum noch erinnern, an Monty Python schon eher ("Können wir heute nicht mal etwas vernünftiges lernen? Wie man ein Messer abwehrt oder sowas?")

Genial finde ich auch "Für eine Handvoll Yen" aus Kentucky Fried Movie ("Nebenbei hätten Sie bei diesem Auftrag die Gelegenheit 50 oder 60 Leute umzubringen.")

Ein ausgesprochen genialer Roman über einen Amerikaner, der in Japan Karate lernt ist: "Einhandklatschen in Kioto" von Jay McInerney. Da wird sehr anschaulich beschrieben, wie die gottgleichen Senseis so drauf sind.


Viele Grüße
Tom

 

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