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Der Kammerjäger, die Studentin und der Revoluzzer

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05.03.2002
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Der Kammerjäger, die Studentin und der Revoluzzer

Die Siebziger waren schon eine nette Zeit. Es waren Jahre in denen die freie Liebe propagiert und praktiziert wurde. Man konnte mit jedem vögeln, der gerade Lust hatte, ohne Angst haben zu müssen, sich irgendeine fiese Krankheit einzufangen, die einen umbrachte
Es waren auch Jahre der politischen Unruhen, in dem jeder Arsch zwischen zwanzig und fünfunddreißig meinte, durch das Werfen von Steinen auf die Polizei, was ich prinzipiell nicht verkehrt finde, und das laute Grölen von marxistischen Weisheiten, die Welt verändern zu können. Das war irgendwie nicht mein Ding. Mir ging dieser Quatsch, vom bösen korrupten Staat und den machthungrigen Kapitalistenschweinen, die gnadenlos die Bürger unseres schönen Landes ausnutzen, eigentlich ziemlich auf dem Sack. Hey was soll’s, das war doch schon immer so, und im Endeffekt, hat es sich und wird es sich niemals ändern. Schlimmer noch fand ich diese langhaarigen Idioten, die mit ihrer Taschenbuch Ausgabe von Karl Marxs „Das Kapital“ in der Hosentasche, versuchten mit ihrer verdrehten Weltanschauung, bei den Weibern Eindruck zu schinden. Damals kam es halt weniger auf das Aussehen an, wie es heute der Fall ist, sondern darauf, wer am politisch engagiertesten war und seine Meinung auf der eindrucksvollsten Weise, darbieten konnte.
Na ja, wie gesagt, die Politik war für mich schon immer ein rotes Tuch.
Anfang der Siebziger war ich Mitte zwanzig. Ich hatte weder studiert, denn dazu fehlte mir der nötige Schulabschluss, noch hatte ich reiche Eltern, so dass ich mich mit fiesen Jobs über Wasser halten musste. Ich hatte schon auf dem Bau gejobbt, schwere Sachen von A nach B getragen und manchmal auch zurück von B nach A, ich hatte mich eine Woche lang als Leichenwäscher probiert, eine Arbeit die einem den Schlaf raubt, und als Fahrer für die Müllabfuhr, wo ich nachdem ich meinem Vorgesetzten die Nase platt schlug, gefeuert und um eine Woche Lohn geprellt wurde. Eines schönen Sommertages, ich lag betrunken auf der Veranda eines Freundes, fragte dieser mich, ob ich Lust hätte ihn für zwei Wochen zu vertreten. Er war Krank geworden, irgendetwas mit den Atemwegen, und sein Arzt hatte ihm empfohlen sich einige Wochen Urlaub zu genehmigen. Ich überlegte nicht lange und sagte zu. Ich wollte mich schon immer mal als Kammerjäger versuchen. In den nächsten Tagen erhielt ich von meinem Freund, Klaus-Uwe, eine Grundausbildung in der Parasitenvertilgung. Ich muss schon sagen, dass mir die Arbeit ziemlich viel spaß gemacht hatte. Ich fuhr mit einem Bus durch die Gegend, der vollbeladen war mit genug Chemikalien um die gesamte Bevölkerung von Luxemburg auszuradieren, hörte laut Musik, und befreite die Menschheit von diversen Plagen. Ich kam mir vor wie ein Großwildjäger, wie einer dieser Amerikanischen Filmhelden, die mit Hut und Machete durch den Urwald schleichen um einen Tiger zu erlegen. Gut, es gab nicht nur angenehme Arbeit; einmal musste ich, in einem engen Schutzanzug und in der sengenden Sommerhitze, ein Dach von Taubenscheiße befreien, aber es überwogen eigentlich die interessanten Aufträge.
Zu der damaligen Zeit hatte ich eine feste Freundin; Sabine hieß sie, war Medizin Studentin, und ziemlich easy, wie man zu sagen pflegte. Sie hatte eine kleine Studentenbude in Uni nähe, und ich hatte mich bei ihr, in dem fünfundzwanzig Quadratmeter großen Zimmer, eingenistet. Wir hörten Pink Floyd Platten, rauchten Gras und rammelten wie Kaninchen auf Koks. Als ich eines Abends nach der Arbeit in unsere Bude kam - ich war den ganzen Tag durch eine Jauchegrube gewatet um dort Ratten zu vertreiben und stank dementsprechend abscheulich nach Scheiße – saß ein hochgewachsener Kerl neben Sabine auf unserem Bett. Er hatte lange verfilztes Haar, und der Versuch eines Bartes zeichnete sein Gesicht. Wie sich später rausstellen sollte, war sein Name Rüdiger Bauerbach, Jura- und Politikstudent, überzeugter Anhänger der Roten Welle, eine Gruppierung junger Kommunisten. Eine Stunde später - ich hatte mich zwischenzeitlich geduscht, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass der Geruch noch immer an mir haftete, wie ein durstiger Blutegel – saßen wir im Picolo, eine Studi-Bar, und lauschten dem Schwall an rotem Mist, den Rüdiger von sich gab. Er sprach von der Unterdrückung der Arbeiterklasse, von Befreiung und Revolution. Sabine war sichtlich beeindruckt und lauschte fasziniert den Ausführungen des selbsternannten Revoluzzers. Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, wurmte mich das augenfällige Interesse meiner Freundin, und ich wurde, auch durch das Bier, dass ich verstärkt in mich hinein schüttete, immer aggressiver. Als mir dann auffiel, das Rüdiger unterm Tisch mit meiner Freundin füsselte, rastete ich aus. Ich stand auf, ging um dem Tisch, auf Rüdiger zu, der mich fragend anblickte, packte ihm an seinem fettigen Schopf und knallte seinen Kopf mehrmals gegen die Tischkante. Ich hörte ein lautes knacken, als seine Nase brach, und sah Blut auf dem Boden tropfen. Um mich herum wurde plötzlich geschrieen, ich erkannte unter anderem Sabines Stimme, achtete aber nicht weiter darauf. Als ich erneut Rüdigers Kopf auf dem harten Eichenholz des Tisches schlagen wollte, wurde ich heftigst zurückgerissen. Mehrere Jungs packten mich unsanft und schmissen mich, nicht ohne mir vorher einige wuchtige Schläge zu verpassen, aus dem Lokal. Die nächsten Stunden stampfte ich wutentbrannt durch die Nacht und trat Straßenlaternen aus. Ich übernachtete im Bus, inmitten der Säcke mit Rattengift und verschiedener Insektenvertilgungsmittel. Als ich am nächsten Morgen, zu Sabine wollte um mich zu entschuldigen, lagen meine Sachen bereits auf dem Flur. Ich verstand es als eindeutiges Zeichen ihrerseits, mir meine Entschuldigungen in den Arsch zu schieben, packte meine Klamotten und zischte ab. Was soll’s, das Leben ging weiter.
Ach ja, eine kleine Sache noch. Vor einigen Tagen, ist mir ein Zeitungsartikel über Rüdiger Bauerbach in die Finger gefallen. Es war auch ein Foto von ihm zu sehen. Also von den Haaren ist nicht viel übrig geblieben, weniger aber noch von Revolution. Der Pisser ist jetzt Staatsanwalt. Soviel zu Thema: Befreiung der Arbeiterklasse.

[Beitrag editiert von: Querschläger am 04.04.2002 um 20:16]

 

Hey.

Schwierig...einerseits gefällt mir der Text, seine Intention, teilweise auch der Sprachstil... andererseits wird dieser neben vielen kleinen Fehlern im Verlauf auch etwas fade, einige Textpassagen sind in Bezug auf die Intention teilweise sehr irrelevant, überhaupt ist die Message des Texts zu inkonsequent aufgebaut.

'Große Klappe, nichts dahinter', diese oder eine ähnliche Aussage laut Text auf viele Anhänger der 70erBewegung zu, wannabe-Revoluzzer, die ihr Ansehen zudem bei Frauen ausnutzten und ihr Leben deutlich inkonsequenter lebten, als anfangs propagiert. Ok, nett. Ne besonders neue Erkenntnis ist das allerdings nicht. Zumal du diese Aussage am Anfang des Texts quasi schon vorwegnimmst, dann den Text neu aufrollst und mit der gleichen Aussage zum Ende kommst.
Mein Vorschlag: Text straffen, prägnantere Formulierungen finden (nicht so viel bla, bla) und gezielter auf die Intention hinarbeiten, Pointe schärfer ausfeilen.

Ich lese Texte dieser Art gerne, dieser ist mir aber noch zu inkonsequent und etwas zu oberflächlich.

San

[Beitrag editiert von: Rabenschwarz am 04.04.2002 um 20:42]

 

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