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Der Kalanikoff Effekt

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18.04.2002
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Der Kalanikoff Effekt

‚Das ist der Kalanikoff-Effekt.‘
„Der was?“
‚Juri Kalanikoff hat ihn schon 1947 nachgewiesen, doch der Westen nahm Forschungsergebnisse aus dem finsteren kommunistischen Osten nicht zur Kenntnis, schon gar nicht, wenn sie in Russisch geschrieben waren.‘

Schon wieder hatte mir irgendetwas den Schlaf geraubt. Warum um alles in der Welt fiel mir gerade jetzt der Name Kalanikoff ein? Hatte ich irgendwas von diesem Wissenschaftler gelesen, vielleicht im Zusammenhang mit dem ’Casimir-Effekt‘? Wie sollte die Sache weitergehen? Plötzlich hatte ich eine Eingebung.

‚Genau, eine Eingebung! Ich versorge euch Schlaflose mit Vorstellungen und Informationen, ihr seid dann stolz auf eure Fantasie und Kreativität, dabei wärt ihr ohne mich aufgeschmissen. Immerhin habe ich mich erst einmal durch diesen fachlichen Kram durchackern müssen.‘

„Jetzt tu mal nicht so, als ob ich von Nix keine Ahnung hätte!“

‚Und, was ist nun der Kalanikoff-Effekt, auf den du angeblich von selbst gekommen bist?‘
„Kalanikoff hat nachgewiesen, dass sich bei Leuten, die sich mit einer Regression ins Unendliche beschäftigen, ein Gefühl der Unzufriedenheit einstellt.“
‚Das ist doch idiotisch!‘
„Idiotisches, wem Idiotisches gebührt – du rückst doch nicht mit deinem so tollen Wissen raus!“
‚Okay, okay – also der Effekt besagt: ein Raum kann nur aus einem Universum und einem Anti-Universum bestehen, genauso wie nur Elektronen mit entgegengesetztem Spin ein Orbital besetzen. Daraus ergibt sich, wegen der immensen negativen Energie, auch die Verschachtelung der Universen-Räume: ein kleinerer ist von einem größeren umgeben und gleichzeitig umgekehrt.‘

„Und, was hat das mit meiner Schlaflosigkeit zu tun?“

‚Nun, da fiel uns doch dieser Name ein.‘

 

Hallo @Woltochinon,

schön mal wieder was von dir zu lesen!

Ich fragte mich am Ende deiner kleinen Geschichte, ob du nicht auch noch "Humor" als Tag hättest wählen sollen.
So ganz ist mir nicht gelungen, aufzudröseln, welche drei Figuren da miteinander in Aktion sind.
Die eine Person ist natürlich der Protagonist, der, der auch kurz etwas berichtet, also der, er sagt: "Schon wieder...", aber wer sind die anderen beiden, die sehr wahrscheinlich Abteilungen in dem Protagonisten innehaben.
Der Wissenschaftler und der Kreative? Das wäre so meine Erklärung. Mir fehlt aber ein wenig mehr Durchsichtigkeit der einzelnen Typen, es kommt mir so vor, dass sie nicht ganz in sich stimmig sind in ihrem Auftreten.
Ich glaube, dass es einfacher wäre, wenn du ihnen noch mehr Eigenleben gibst.
Sie also etwas mehr mit Eigenheiten ausstattest, weil man sich dann als Leser besser in den Dialog reinbegeben kann. Klar, du hast jeweils unterschiede zwischen Anführungszeichen und Gedankenzeichen, aber mir wäre lieber, ich könnte schon anhand der Art, also der Ausdrucksweise, wie der jeweilige Part spricht, erkennen, wer das ist.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo @Woltochinon

eine feine Miniatur. Die Verschachtelung des Universums hast Du auf die Geschichte übertragen, was die Leser ein wenig fordert. Da blitzt die Sorte Humor durch, die ich mag. Gibt es den berühmten Geistesblitz aus dem Nichts? Nun, die Ergebnisse der Hirnforschung legen es nahe. Aber in den meisten Fällen werden die kreativen Schübe zu sinnlosen Zergrübelungen führen.

Kleiner Mangel:

Warum auch immer fiel mir der Name Kalanikoff ein?
Das funktioniert nicht richtig. Entweder als Aussage formuliert: Warum auch immer mir der Name einfiel ..., oder: warum fiel mir bloß der Name ein?

Die Trennung von Ich und Meta-Ich (?) ist zwar durch die Anführungszeichungen nachvollziehbar, aber ein bisschen mehr Charakterdifferenzierung würde die Geschichte noch würzen.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Liebe Lakita,

„Ich fragte mich am Ende deiner kleinen Geschichte, ob du nicht auch noch "Humor" als Tag hättest wählen sollen.“

Eigentlich hatte ich noch ‚Philosophisches‘ in Betracht gezogen, aber doch verworfen. Interessanterweise hat Kellerkind auch etwas Humor entdeckt.

„So ganz ist mir nicht gelungen, aufzudröseln, welche drei Figuren da miteinander in Aktion sind.“

Es sind nur zwei.

„die sehr wahrscheinlich Abteilungen in dem Protagonisten innehaben.“

Genau – es ist offen, ob linke/rechte Gehirnhälfte oder Bewusstsein/Unterbewusstsein …

„Mir fehlt aber ein wenig mehr Durchsichtigkeit der einzelnen Typen, es kommt mir so vor, dass sie nicht ganz in sich stimmig sind in ihrem Auftreten.
Ich glaube, dass es einfacher wäre, wenn du ihnen noch mehr Eigenleben gibst.“

Da habe ich ein grundsätzliches Problem – ich wollte die beiden nicht so verschieden machen (nur den Geber und Empfänger) weil es um eine, die Beiden beherbergende, Person geht.

Vielen Dank für deine Gedanken!

Liebe Grüße,

Woltochinon

Hallo Kellerkind,

„eine feine Miniatur“

Vielen Dank dafür!

„Die Verschachtelung des Universums hast Du auf die Geschichte übertragen“

Ich hoffe es – das Universum ist nur ein wenig universeller …

„Gibt es den berühmten Geistesblitz aus dem Nichts? Nun, die Ergebnisse der Hirnforschung legen es nahe.“

Genau dieser Aspekt hätte mich beinahe veranlasst, den Text unter „Philosophisches“ zu posten.

Ich finde diese ‚Geistesblitzfrage‘ sehr interessant, durch die Diskussion über KI hat das Thema wieder an Aufmerksamkeit gewonnen.

„Das funktioniert nicht richtig. Entweder als Aussage formuliert: Warum auch immer mir der Name einfiel ..., oder: warum fiel mir bloß der Name ein?“

Ja, das ist etwas holprig. Eine Frage soll es aber sein. Ich ändere es:

Warum um alles in der Welt fiel mir gerade jetzt der Name Kalanikoff ein?


„Die Trennung von Ich und Meta-Ich (?) ist zwar durch die Anführungszeichungen nachvollziehbar, aber ein bisschen mehr Charakterdifferenzierung würde die Geschichte noch würzen.“

Auch Lakita hat das schon bemängelt. Aber wie gesagt, das ging mir zu weit. Ich wollte auch nicht auf das Klischee des schizophrenen Wissenschaftlers ausweichen. Gäbe zwar mehr Effekt, aber nicht mehr Substanz.

Liebe Grüße,

Woltochinon

 

Lieber Woltochinon,

zweimal habe ich deinen Text gelesen und bin nicht daraus schlau geworden. Vor allem in der Passage "ein Raum kann nur" habe ich beide Male abgeschaltet. Ich weiß nicht, wer mit wem spricht, und diese Unverständlichkeit macht mich deinem Text gegenüber indifferent. In einem der Kommentare lese ich gerade, dass zwei Gehirnhälften (oder so) miteinander kommunizieren. Grundsätzlich keine böde Idee, aber dann solltest du dem geneigten Leser einen Hinweis geben. Ich fürchte nämlich, dass viele Leser nicht die Geduld aufbringen und deinen Text mehrmals lesen.

Wer in Rätseln spricht, wird in Rätseln losgesprochen (Shakespeare, glaube ich)

LG,

Herr Lehrer

 

Lieber Herr Lehrer,

also erst einmal vielen Dank dafür, dass du der Geschichte zwei Chancen gegeben hast. Ich möchte den Text nicht auf zwei Gehirnhälften festnageln, vielleicht kommt Erkenntnis auch aus dem Unbewussten oder sonst ein Mechanismus steckt dahinter.

„bin nicht daraus schlau geworden“

Das Seltsame ist rätselhaft durch Verborgenes – ein gewisses Unverständnis gehört dazu. Ich hoffe ja auch nur, dass ein Wissenschaftler den Text in irgendeiner Zukunft liest und sich fragt: ‚Woher hat er das gewusst?‘

Vielen Dank für deine Einschätzung!

Liebe Grüße,

Woltochinon

 

Hej Woltochinon,

schön, Dich mal wieder zu lesen. :)

Ich verstehe die doppelte Überschrift wie das comicmäßige Herumschwirren dieses Begriffes, der sich dann mit dem ersten Aussprechen im Kopf des Denkers festsetzt und die Schlaflosigkeit weiter fördert.
Wenn ich mir das nicht so erkläre, würde ich diese dreifache Wiederholung unschön finden.

Wie sollte die Sache weitergehen?
Das ist mir zu selbsterklärend. Wenn einem eine Sache den Schlaf raubt, dann genau aus dem Grund, dass man sie weiterverfolgt.
Und der Satz schwächt irgendwie den Auftritt der Eingebung.

Jetzt tu mal nicht so, als ob ich von Nix keine Ahnung hätte!“
Ein dezenter Hinweis auf seinen Beruf? Verfahrenstechniker oder so?

In dem folgendem Dialog beweist die Eingebung Geduld. Obwohl sie sich durch den "fachlichen Kram" ackern musste, lässt sie ihrem ... äh, Besitzer den Vortritt. Ich fand das dramaturgisch etwas verwirrend. Ich habe wohl erwartet, dass sie nun als erste heraus platzt, mit ihrer Idee.

Idiotisch finde ich ein Gefühl der Unzufriedenheit nicht, aber vielleicht etwas vage. Die Verschachtelung der Universen-Räume eignet sich bestimmt besser zum darüber Einschlafen. Oder eben auch nicht.

Gerne gelesen.
Ane

 

Hallo Ane!

Immer wieder bin ich erstaunt, was mir so entgeht: Natürlich wollte ich die Häufung der Überschrift nicht, habe es geändert.


„Das ist mir zu selbsterklärend. Wenn einem eine Sache den Schlaf raubt, dann genau aus dem Grund, dass man sie weiterverfolgt.“

Vielleicht verstehe ich deinen Einwand falsch, mit „Wie sollte die Sache weitergehen?“ meine ich ‚wie soll man eine Antwort auf die Frage „Warum auch immer fiel mir der Name Kalanikoff ein?“ finden?‘


„Ein dezenter Hinweis auf seinen Beruf“

Nein, die Eingebung ist Teil seines Selbst (auch wenn man die Interpretation einer Eingebung von außen vorzieht, gilt das Gesagte). Die Eingebung argumentiert mit Chemie/Physik, der Prot. kommt also aus dieser Ecke.

„In dem folgendem Dialog beweist die Eingebung Geduld. Obwohl sie sich durch den "fachlichen Kram" ackern musste, lässt sie ihrem ... äh, Besitzer den Vortritt. Ich fand das dramaturgisch etwas verwirrend. Ich habe wohl erwartet, dass sie nun als erste heraus platzt, mit ihrer Idee.“


Die Eingebung soll zuerst etwas ungehalten wirken (sie „versorgt“ schließlich die Empfänger, die dann „stolz“ auf sich sind). An dieser Stelle tritt die Eingebung als universales Element auf: „Ich versorge euch“, „ihr seid dann …“


Weil die Eingebung sich etwas missachtet fühlt, provoziert sie den Schlaflosen: „Und, was ist nun der Kalanikoff-Effekt, auf den du angeblich von selbst gekommen bist?‘“

Ich denke, dies entspricht weitgehend der Realität – wer sagt schon ‚ich weiß nicht, woher ich das weiß!‘

„Idiotisch finde ich ein Gefühl der Unzufriedenheit nicht, aber vielleicht etwas vage. Die Verschachtelung der Universen-Räume eignet sich bestimmt besser zum darüber Einschlafen. Oder eben auch nicht.“

Ja vage, er hat (noch) keine richtige Antwort. Der Gedanke des Protagonisten ist intuitiv, muss er auch sein, schließlich hatte er keine Zeit über Kalanikoff nachzudenken und die Eingebung hat noch nicht gezündet – der verborgen in ihm schlummernde Wunsch, eigentlich schlafen zu wollen, bricht sich Bahn: Regression ins Unendliche ist wie endlos Schäfchenzählen und wer kennt nicht die Unruhe oder Unzufriedenheit, wenn es nicht wirkt … irgendwie schimmert auch schon ein wenig die Ahnung durch, dass es hier um etwas Vertracktes geht, schließlich ist das Unendliche ähnlich unfassbar wie verschachtelte Räume.

Und dann kommt für mich die Erleichterung:

„Gerne gelesen.“

Trotzdem?

Super, danke.

Liebe Grüße,

Wolto

 
Zuletzt bearbeitet:

@lakita schrieb:

„So ganz ist mir nicht gelungen, aufzudröseln, welche drei Figuren da miteinander in Aktion sind.“
Du, @Woltochinon, antwortest:
Es sind nur zwei.

Moin, Ihr zwo!,

ein dem Text ebenbürtiger Dialog, der mich an Mathematiker erinnert,von denen es bekanntermaßen drei Sorten gibt, die einen können bis drei zählen, andre weniger.

Auf die Idee kam Juri Kalanikoff übrigens, als seine Kalanikoffa (nicht zu verwechseln mit dem „Kalanikoffer“, der auf dem Weg zur Challenge verloren ging) ihre Lebensaufgabe fand in Matrijoschken bis ins schier Unendliche zusammenzuschieben, bis kein Lüftchen mehr darinnen Platz fand.

Es gibt ein bestimmtes Wort, einen Begriff dazu, den ich im Kopf hab, aber im Augenblick nicht parat hab und weder über die Zunge, geschweige in die Tastatur kommen will.

So was wie den Casimir-Effekt erlebt halt jeder, der sich stummköpfig in die Matrijoschkenproblematik einmischt und seinen Kopf nicht mehr freibekommt.

Euer

Dante Friedchen

 

Lieber Friedrichard,

„Kalanikoffer“

werden, zugegebenermaßen despektierlich, die Anhänger des Herrn Kalanikoff genannt. Und der Koffer ging auf dem Weg zur Challenger verloren, fiel, aus einem Zeug, welches fliegt, landete in einem Fluss. Dort befand sich eine Dammbaustelle: Deshalb spricht man von einem Kofferdamm (bzw. Koffemm, woraus sich ein selbstbezügliches Kofferwort ergibt und wir dank dieser Bezüglichkeit wieder bei der Mathematik wären.

Weiter so!

Liebe Grüße,

Woltochinon

 

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