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Der Kaffee

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25.02.2013
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Der Kaffee

Ich nahm die Tasse Kaffee zur Hand, setzte zum Schluck an, zögerte jedoch, die Tasse war viel zu heiß um aus ihr zu trinken. Der Zeiger der Uhr bewegte sich langsam in Richtung elf Uhr. Die einzigen gesprochenen Worte waren die des Kellners:"Darf es noch etwas sein?" Das Pärchen gegenüber von mir war in ein Schweigen verfallen, das selbst ein Erdbeben nicht hätte brechen können. Sie sahen einander nicht an, sie zwangen sich förmlich dazu, nur die Tassen vor sich oder den Zeiger der Uhr zu betrachten. So spät am Abend schien die ganze Stadt zu schlafen, die Straßen leer, die Fußwege verlassen, man sah noch nicht einmal einen streunenden Hund.

Ich nahm einen großen Schluck Kaffee zu mir, die Wärme durchströmte meinen Körper; wahrhaft belebend. Das Pärchen hatte sich noch immer keines Blickes gewürdigt, und ein Wort war auch nicht über ihre Lippen gekommen. Im Raum schien keine Wärme mehr vorhanden; zumindest keine menschliche. Auch wenn das kleine Thermometer an der Wand 22°C anzeigte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ein fürchterliches Gefühl; der Raum war trotz der vier Personen, die sich in ihm befanden,tot, selbst die Uhr schien sich nicht mehr zu bewegen, alles stand wie eingefroren da. Die Zeit verging in dieser Stille einfach nicht. Die nächste Regung lies auf sich warten, um fünf nach elf warf die Frau ein Paar Münzen auf den Tresen, stand auf:"Stimmt so.", waren ihre Worte zum Abschied, und dann verschwand sie in der Nacht. Äußerlich schien es den Mann nicht zu regen, doch ich wusste genau, dass er innerlich bebte. "Sollte ich ihn ansprechen?- Lieber nicht."

Ein Knall riss mich aus meinen Gedanken, dem Kellner war ein Teller auf den Boden gefallen und in einem Scherbenmeer aufgegangen. Viertel nach elf, der Kaffee leer, ein kaputter Teller, ein verlassener Mann und erneute Totenstille; es war zeit zu gehen. Ich legte fünf Euro auf den Tresen, stand auf und schritt ins Dunkel der Nacht.

 

Hallo Feivil !

Ich nahm die Tasse Kaffee zur Hand, setzte zum Schluck an, zögerte jedoch, die Tasse war viel zu heiß um aus ihr zu trinken
Wahrscheinlich war eher der kaffee heiß, oder?

Der Zeiger der Uhr bewegte sich langsam in Richtung elf Uhr.
zwei Mal Uhr. Das ist für mich zu viel: Der Zeiger bewegte sich langsam in Richtung elf. Das klingt besser, jeder weiß, was gemeint ist.

Das Pärchen gegenüber von mir war in ein Schweigen verfallen, das selbst ein Erdbeben nicht hätte brechen können
Find ich gar nicht mal schlecht.

So spät am Abend schien die ganze Stadt zu schlafen, die Straßen leer, die Fußwege verlassen, man sah noch nicht einmal einen streunenden Hund.
Ist für mich ein seltsamer Ausdruck dafür, dass es schon spät ist. Wie oft sieht man den tagsüber streunende Hunde in einer Stadt?

Auch wenn das kleine Thermometer an der Wand 22°C anzeigte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ein fürchterliches Gefühl; der Raum war trotz der vier Personen, die sich in ihm befanden,tot, selbst die Uhr schien sich nicht mehr zu bewegen, alles stand wie eingefroren da.
Lass dich von mir nicht entmutigen! Es ist ja richtig, dieses Motiv der Kälte zu verfolgen. Aber du erzählst mir nichts Spannendes.

Ein Knall riss mich aus meinen Gedanken, dem Kellner war ein Teller auf den Boden gefallen und in einem Scherbenmeer aufgegangen. Viertel nach elf, der Kaffee leer, ein kaputter Teller, ein verlassener Mann und erneute Totenstille; es war zeit zu gehen. Ich legte fünf Euro auf den Tresen, stand auf und schritt ins Dunkel der Nacht.
Ganz ehrlich: Bleib hier, lerne von anderen. Weil: ich vermute eine echte Begeisterung für literarische texte bei dir (ist nur so ein Gefühl). Du schreibst in leisen Tönen. das ist eine gute Vorraussetzung, ganz ehrlich. Ich finde die Ansätze gar nicht mal schlecht, und ich denke, wenn du dir zutraust, eine richtige Geschichte zu erzählen, könnte das interessant werden. Das war mir aber zu wenig Handlung.

Lollek

 

Danke für die Meinung - ich freu mich über Kritik
man kann nur daraus lernen

 

N'Abend Feivil,

was den Einstiegskaffee angeht, kann ich mich Herrn Lollek anschließen und ergänzen, dass so ein Stilleben (naja, darum handelt es sich natürlich nicht dem Wortsinn nach, aber tendenziell) zu Beginn eines Textes dann und wann funktionieren kann - man muss nicht mit Atombomben oder Ähnlichem anfangen -, hier verlierst du aber viele Worte, um wenig mitzuteilen. Da sitzt jemand im Café, alle starren ihre Tassen an, die Uhr tickt: Das sind Beobachtungen, die blendet man im Alltag aus, ohne sich davon im Rahmen eines literarischen Textes beeindrucken zu lassen. Und wenn die Wahrnehmung des Erzählers so beschaffen ist, solche Beobachtungen erzählenswert zu finden, verliere ich als Leser das Vertrauen in die Beobachtungsgabe dieser Figur. Und Sätze wie dieser:

Ich nahm einen großen Schluck Kaffee zu mir, die Wärme durchströmte meinen Körper; wahrhaft belebend.
haben meiner Ansicht nach in einem Eduscho-Werbespot mehr verloren als in einem Text, der unterhalten soll. Mit diesem Vergleich will ich dich nicht ärgern, sondern motivieren, an deinem Handwerk zu arbeiten, deine Beobachtungsgabe zu schärfen und zu lernen, das Unwesentliche vom Wesentlichen zu trennen. Hier im Forum gibt es eine Menge guter Geschichten und dazu Kritiken, in denen Stärken und Schwächen der Stories analysiert werden.

Viel Spaß!

Sam :)

 

Hallo Feivil,
kennst du das Gedicht "Sachliche Romanze"? Also eigentlich kennts ja jeder. Ich kann es auswendig. Lies mal die vierte Strophe:

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend sassen sie immer noch dort.
Sie sassen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

Deine Kleinstgeschichte liest sich für mich, als hättest du sie aus der Sicht eines Menschen geschrieben, der auch in dem Cafe saß, und die beiden beobachtet hat. Und: der auch gerade eine Liebe verloren hat bzw. dem das Gefühl des Verlustes noch sehr sehr nah ist.

Ich persönlich habe weniger Probleme mit dem handlungslosen Beginn deiner Geschichte als die beiden Vorkommentatoren. Es gibt nur ein paar Formulierungen drin, die man überlegen sollte und für meinen Geschmack sollte es kürzer sein und dann der Auftakt einer Geschichte werden.
Hier ist es eigentlich eher eine Stimmungsschilderung mit einer Miniaturhandlung als eine Geschichte. Ok, am Ende machst du den Dreh, dem Leser zu sagen, dass auch der Beobachter verlassen ist. Naja, aber das bleibt für mich übrig als Fazit: Ein Mann beobachtet ein Paar, das sich gerade trennt. Da weiß ich als Leserin, dass es das gibt, aber ich werde mich an deine Geschichte sehr schnell nicht mehr erinnern.
Das ist extrem schwierig, aus einer derart kargen Sache dann etwas zu machen, was den Leser wirklich mitnimmt.

Aber: Ich mag es im Prinzip, wie du schreibst, ich habe das Gefühl, du lässt dich auf eine Szene ein, und willst ihr ein Gesicht geben, und das ist finde ich sehr wichtig, wenn man schreiben will.
Zu den Beispielen, da kann ich Lollek und Sam im Großen und Ganzen zustimmen.
Ich finde es gut, dass du dich traust, einfach mal zu beschreiben, was ein Mann in einem Cafe sieht.
Müsste halt dann nur noch mehr folgen an Handlung. Aber die kleinen Beobachtungen, die leisen Töne (so hat lollek) das genannt, das finde ich gut.
Viele Grüße
Novak

 

Hallo Feivil!

Deine Erzählung ist auch für eine Kurzgeschichte sehr kurz und sie ist handlungsarm - das finde ich interessant. Handlung im Sinne von action, also Mord-und Totschlag, Intrigen, Vergewaltigungen müssen ja nicht immer sein. Wärest du einverstanden, wenn man deinen Text als "Kürzestgeschichte" klassifizieren würde?

Trotz Armut an action ist deine Geschichte gehaltvoll, weil sie parabelhaft ist. Sie erinnert mich an Kafkas Kürzestgeschichte "Zerstreutes Hinausschaun", die auch handlungsarm ist, deren innerer Reichtum sich aber erschießt, wenn man sie als Metapher, als Gleichnis für etwas anderes liest.

Dieses andere, für das dein Text Gleichnis ist, versuche ich mal zu erschließen:

Die Frau verschwindet in der Nacht. Dein Ich-Erzähler bricht auf ins Dunkel der Nacht - die beiden haben also ein gemeinsames Ziel. Um sich dort zu treffen? Die Nacht steht oft für etwas Unheimliches, Unvorhersehbares, Gefährliches, in das der Ich-Erzähler der Frau folgt. Davor könnte man Angst haben und mit dem Aufbruch zögern.

Und das Zögern prägt ja auch zu Anfang das Verhalten des Ich-Erzählers, als er mit dem Genuss des Kaffees zögert, weil er zu heiß ist. Er will sich nicht daran verbrennen. Ist das, zu dem er ins Finstere aufbricht, auch etwas, woran er sich verbrennen könnte, ein gefährliches Abenteuer?

Dann der Mann, der verlassen wird. Bevor der Ich-Erzähler der Frau in die Nacht folgt, beschäftigt ihn dieser Mann, sein Leid lässt ihn nicht kalt - hat er ihm gegenüber Schuldgefühle?

Du musst mir nicht mit Ja oder nein antworten, ob du meine Deutungen richtig findest oder nicht. Ich wollte zeigen, dass der Wert deiner Geschichte in dem Angedeuteten, nicht in vordergründiger Handlung liegt.

gerne gelesen
gerthans

 

Hallo Feivil,

wär’s mit „e“ würde ich an den Zeichentrickfilm Mäusewanderer denken. So tue ich es natürlich nicht. :)

Eine nette Miniatur, die du da geschildert hast. Ich mag detailliert beschriebene Vorgänge recht gerne. Denn die zeigen mir, dass der Autor Zeit gefunden hat, eine Alltagsszene in Muße zu beobachten.

Der Kaffee
Ist natürlich ein recht langweiliger Titel. Zu einem Stillleben passt er gerade noch.

Ich nahm die Tasse Kaffee zur Hand, setzte zum Schluck an, zögerte jedoch, die Tasse war viel zu heiß um aus ihr zu trinken. Der Zeiger der Uhr bewegte sich langsam in Richtung elf Uhr. Die einzigen gesprochenen Worte waren die des Kellners:"Darf es noch etwas sein?" Das Pärchen gegenüber von mir war in ein Schweigen verfallen, das selbst ein Erdbeben nicht hätte brechen können.
- Die Sequenz im Anfangssatz funktioniert mMn nicht so richtig. Du solltest ein denn vor die Tasse setzen und ein Komma nach heiß machen.
- 2x Tasse in einem Satz ist nicht schön
- wie der Vorkommentator bereits angemerkt hatte: nicht die Tasse ist heiß (gibt es ebenfalls, wenn die gerade aus der Spülmaschine herausgeholt wurde), sondern die darin befindliche Flüssigkeit.
- 2x Uhr
- nach dem Doppelpunkt fehlt ein LZ
- gegenüber reicht (von mir kann weg)
- bricht ein Erdbeben ein Schweigen (?) So noch nie gelesen; aber von mir aus.

Sie sahen einander nicht an, sie zwangen sich förmlich dazu, nur die Tassen vor sich oder den Zeiger der Uhr zu betrachten. So spät am Abend schien die ganze Stadt zu schlafen, die Straßen leer, die Fußwege verlassen, man sah noch nicht einmal einen streunenden Hund.
- 2x sah (en)
- 2x sie (würde das zweite auswechseln)
- 2x sich
- schien hört sich immer so an, als ob der Erzähler nicht so genau weiß, wovon er berichtet
- noch kann weg
- streunende Hunde kennt man in Südeuropa. Bei uns eher selten zu finden

Ich nahm einen großen Schluck Kaffee zu mir, die Wärme durchströmte meinen Körper; wahrhaft belebend. Das Pärchen hatte sich noch immer keines Blickes gewürdigt, und ein Wort war auch nicht über ihre Lippen gekommen. Im Raum schien keine Wärme mehr vorhanden; zumindest keine menschliche. Auch wenn das kleine Thermometer an der Wand 22°C anzeigte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ein fürchterliches Gefühl; der Raum war trotz der vier Personen, die sich in ihm befanden,tot, selbst die Uhr schien sich nicht mehr zu bewegen, alles stand wie eingefroren da.
- zum zweiten Mal beginnst du mit Ich nahm. Da solltest du variieren.
- wahrhaft ist ein komisches Adjektiv. Wirklich würde mir persönlich besser gefallen
- viel Reflexivpronomen auf knappem Raum bei dir versammelt
- wer ist ihre? Falls du dich auf das Pärchen (das Wort benutzt du hier zum 2-ten Mal) beziehst, dann müsste es korrekterweise seine heißen. Wie stelle ich mir die Lippen eines Liebespaars vor? Aneinandergeklebt?
- auch = ebenfalls o. bisher
- weitere 2x schien. Das sind 3 zu viel
2- x Raum
- zum 3-ten Mal Uhr
- … vorhanden zu (sein)?
- Auch wenn = obwohl
- vor tot fehlt ein LZ

Die Zeit verging in dieser Stille einfach nicht. Die nächste Regung lies auf sich warten, um fünf nach elf warf die Frau ein Paar Münzen auf den Tresen, stand auf:"Stimmt so.", waren ihre Worte zum Abschied, und dann verschwand sie in der Nacht. Äußerlich schien es den Mann nicht zu regen, doch ich wusste genau, dass er innerlich bebte. "Sollte ich ihn ansprechen?- Lieber nicht."
- vergeht Zeit in der Stille (?)
- was bedeutet die nächste Regung? Bisher hast du ja noch gar keine (erste) Regung/ Bewegung geschildert
- … warten. (Punkt o. zumindest ein Semikolon)
.. ein Paar = zwei. Du meinst vermutlich: ein paar
- ich dachte bis hierher, das Paar sitzt an einem Tisch (gegenüber vom Erzähler). Anscheinend jedoch an der Theke, ansonsten könnte die Frau das Geld nicht auf den Tresen werfen
- nach dem Doppelpunkt fehlt ein LZ
- waren = lauteten
- nicht zu regen = nicht zu berühren
- so, wie du den Gedanken formulierst, brauchst du ihn nicht in Anführungszeichen zu setzen. Es handelt sich nicht um eine direkte Rede bzw. es ist kein direkter Gedanke..

Ein Knall riss mich aus meinen Gedanken, dem Kellner war ein Teller auf den Boden gefallen und in einem Scherbenmeer aufgegangen. Viertel nach elf, der Kaffee leer, ein kaputter Teller, ein verlassener Mann und erneute Totenstille; es war zeit zu gehen. Ich legte fünf Euro auf den Tresen, stand auf und schritt ins Dunkel der Nacht.
- .. in einem Scherbenmeer aufgegangen = sehr gut!!
- 2x Teller
- .. es war = es wurde
- Zeit
- zum 2-ten Mal Tresen (jetzt könntest du alternativ Theke benutzen)
- schreitet man ins Dunkel der Nacht? Warum bricht der Erzähler nicht einfach dorthin auf?

Das waren die Korinthen. Nun zum Eindruck der Geschichte auf mich: Gefällt mir!

Wäre vermutlich in Alltag besser aufgehoben als in Gesellschaft. Aber das ist nicht so wichtig.

Ich will jetzt gar keine Dinge in die Story hineindeuten, die darin evtl versteckt sein könnten. Ich lasse die Sätze so auf mich wirken, wie sie da stehen.

Mein Tipp:
( ) entweder eine unvermutete Wendung einbauen. Die Frau erschießt schweigend den Mann; what ever. Die Geschichte muss dadurch nicht unbedingt länger werden
( ) oder (Toten-) Stille, Frost trotz 22°, unwirkliche Atmosphäre, den Genuss des Kaffeetrinkens intensiver darstellen. In diesem Fall würdest du mehr Text benötigen.

Noch erweckt der Splitter auf mich eher den Eindruck der ersten grobe Skizze eines Stilllebens. Bevor der Maler einen feineren Strich ansetzt und Farbe verwendet.

Trotzdem gerne gelesen.

Vg sinuhe

 

ich finde deine Interpretation sehr interessant. Die Offenheit meiner Kürzestgeschichte (mir gefällt diese Bezeichnung) war gewollt- Ich versuchte zum Einen die innere Leere darzustellen und zum Andern das gestörte Verhältnis des Ich-Erzählers zur Außenwelt für den Leser zugänglich zu gestalten.
Jedoch ist mir nun auch selbst aufgefallen, dass ich mich doch zu offen gehalten habe und mehr Inhalt geben hätte sollen.

 

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