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Der Künstler
Am Morgen nach seinem Tod drehte sich die Welt weiter als ob nichts geschehen sei. Warum sollte er auch jemandem aufgefallen sein.
Man hatte nachts Schüsse gehört. Die Polizei durchsuchte seine Wohnung, konnte aber keine Anzeichen eines Verbrechens erkennen. Der Gerichtsmediziner stellte fest, dass er sich vermutlich am späten Abend mit zwei Schüssen in den Kopf getötet hatte, wobei der erste wohl nicht richtig getroffen hatte.
Nein, mit dem hätten sie nichts zu tun gehabt, sagten die Nachbarn aus. Keine Ahnung wo er herkam, was er so gemacht hatte, so war das halt in einem Hochhaus. Nur das Geklimper auf dem Klavier habe manchmal genervt. Die ehemaligen Kollegen zuckten ebenfalls mit den Schultern. Er sei vor Monaten entlassen worden, da er ständig zu spät zur Arbeit erschienen war. Weshalb, wusste niemand. Angehörige fanden sich nicht.
Da er keinerlei Vermögen hinterließ, wurde er anonym in einer Ecke des Friedhofs neben den anderen unbekannten Schicksalen verscharrt.
Einige Tage später kamen die Arbeiter und räumten die Wohnung aus. Sein Klavier verschwand im Keller des Hausmeisters, und die Mappen mit seinen Gedichten warfen sie zusammen mit seinen Bildern in den Container im Hof.
[ 29.06.2002, 22:47: Beitrag editiert von: Edward Humm ]