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Der König des Wohnzimmers

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09.01.2002
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Der König des Wohnzimmers

Paule

Er ist der ungekrönte König des Wohnzimmers. Der Herrscher über Schränke, Fensterbänke, Sessel und Sofas. Anmutig wie eine Elfe, stolziert er durch sein Reich. Den Schwanz die Luft zerschneidend wie ein mahnender Zepter, würdigt er uns keines Blickes und gibt uns so das Gefühl, nur Diener und nicht Herr zu sein. Als meine Freundin und ich, uns seinerzeit diese Handvoll Katze ausgesucht hatten, konnten wir nicht ahnen, daß wir uns für einen felidaeschen Napoleon entschieden hatten.
Wir haben Ihn von einem Schwulen Pärchen gekauft, auf dessen Anzeige wir in einer Regionalen Zeitung aufmerksam wurden. Als wir die Wohnung des Paares betraten, mußte ich mich erst mal zusammenreißen um nicht nach einer Atemmaske zu fragen. Ich bin bei weitem kein Ordentlicher Mensch, aber was die beiden Süßen auf schätzungsweise Fünfzig Quadratmeter, an Kram, um nicht zu sagen Müll, verteilt hatten, war schon eine logistische Wunderleistung.
Der Hausherr, er war eindeutig der Herr, den er hatte im Gegensatz zu seinem Partner kurze Haare und männliche Bewegungsabläufe, bat mich, ihm in die Küche zu folgen. Der Geruch von Essensresten, kaltem Zigarettenrauch und Katzenpisse traf mich wie ein olfaktorischer Hammer. Ich blieb erst stehen und suchte den Blickkontakt zu meiner Freundin. Sie rollte die Auge und ich wußte, daß sie trotz Ihrer Erkältung, den Gestank wahrnehmen konnte. Sie stieß mich mit dem Ellbogen an und ich betrat den Tempel des Todes. Es war liebe auf den ersten Blick. In einer Ecke der Küche, wo das Gerümpel zur Seite geräumt worden war, lag in einem zerfetztem Karton, ein kleines zitterndes Bündel Fell. Als ich mich näherte, bewegte sich der Knäuel, und schaute mich mit einem mitleiderregenden Blick an. Es war um mich geschehen.
Der Kater war erst fünf Wochen alt, eigentlich zu früh um ihn von seiner Mutter zu trennen, aber wir wollten dem armen Tier nicht zumuten, noch länger in dieser Umgebung aufzuwachsen. Einige Geldscheine wechselten Ihren Besitzer und Paule wurde vom Bettler zum König. Die ersten Tage waren nicht einfach, wir versuchten Ihn mit der Flasche zu Füttern, doch er verweigerte die Ersatzmilch. Meine Freundin bekam stündlich Heulkrämpfe und sah sich schon mit einer toten Katze auf dem Schoß. Es blieb uns also nicht anderes übrig als Zwangsfütterung. Ich fuhr zur nächsten Apotheke, lächelte Freundlich und kaufte drei Spritzen. Die Apothekerin hatte nur einen abschätzigen Blick für mich übrig, als könnte sie sich ausmalen wie ich die Spritzen, auf einer Dunklen Bahnhofstoilette, in meine Venen steche. Aus dem kleinen zerbrechlichen Kater wurde ein agiler, intelligenter Hauspanther. Durch die frühe Trennung von seiner Mutter, ist er dermaßen auf uns bezogen, daß er kaum von unserer Seite weicht. Zum Glück, konnten wir Ihm die Angewohnheit, an den Hosenbeinen hoch zu klettern abgewöhnen. Dies führte, vor allem morgens im Badezimmer nur in einer Boxershorts bekleidet, zu ziemlich schmerzhaften Erlebnissen.
Wenn er mit Ablehnung konfrontiert wird, und keiner Ihn auf den Schoß nehmen und streicheln möchte, kann er je nach Situation überaus penetrant oder außergewöhnlich gerissen werden. Wenn er merkt, daß alle seine Versuche, einen menschlichen Liegeplatz zu erreichen, vereitelt worden sind, setzt er sich hin und schaut gleichgültig in eine Richtung. Aber sobald man die Deckung nur eine Sekunden sinken läßt, reagiert er blitzschnell, springt auf ein Bein und fährt die Krallen aus, so daß jeder Versuch ihn zu bewegen, zur Selbstverstümmelung wird. Dort sitzt er dann nun, schnurrend und sich anschmiegend, aber immer bereit zu reagieren sobald er merkt, daß jemand ihn vertreiben möchte.
Er ist halt der König des Wohnzimmers.

[Beitrag editiert von: grasi am 01.02.2002 um 18:27]

 

Wäre nett, wenn du erstmal die unsinnigen Absätze rausnimmst, dann kann man die Geschichte besser lesen.

 

:thumbsup: ok, das schaut doch gleich viel besser aus.

Nun zu deiner Geschichte. Du erzählst also von einem (deinem?) Kater, dem Imperator der Sessel und Sofas. Eine direkte Aussage sehe ich daneben nicht, ist aber auch nicht nötig, halt eine Beschreibung.
Was mich etwas gestört hat war das

Schwulen Pärchen
(muss es nicht von einem "schwulen Pärchen" heißen, na egal)

Auch wenn das überinterpretiert klingt, aber ich finde, dass hier ein wenig auf dem Schwulen Klischee herumgetreten wird. Da hängen ziemlich viele negative Intentionen im Text herum. Aber hätte natürlich auch ein anderes unordentliches Pärchen sein können.

Dann fiel mir jedoch noch ein mE etwas unpassender Vergleich auf:

ich betrat den Tempel des Todes

Naja, so drastisch ist es doch wohl nicht, oder? Vielleicht eher "die Höhle des/der Löwen".

Einige Rechtschreib- und Gramatikfehler sind mir aufgefallen. Hier ist nur ein herausgegriffenes Satzbeispiel:

Es war liebe auf den ersten Blick.

Einfach die Geschichte noch mal fehlerlesen und korrigieren, dann ist das gegessen.

Die Apothekerin hatte nur einen abschätzigen Blick für mich übrig, als könnte sie sich ausmalen wie ich die Spritzen, auf einer Dunklen Bahnhofstoilette, in meine Venen steche. Aus dem kleinen zerbrechlichen Kater wurde ein agiler, intelligenter Hauspanther.

Zwischen den beiden Sätzen könnte noch ein Absatz rein.

Letztlich finde ich die Geschichte ganz gut. Zum Beispiel Einleitung und Schlussteil halte ich für gut gelungen.

Er ist der ungekrönte König des Wohnzimmers. Der Herrscher über Schränke, Fensterbänke, Sessel und Sofas.
(...)
Er ist halt der König des Wohnzimmers.

Eine nette Umrahmung des Erzählten.

Gut, ich glaub das war alles, was mir so spontan aufgefallen ist. Dein Erzählstil finde ich korrekt. Das Geschriebene lässt sich ohne Probleme lesen. Dennoch bin ich mir sicher, dass du da noch einiges mehr herausholen kannst.

Grüße, Frederik

[Beitrag editiert von: Frederik am 02.02.2002 um 00:24]

 

Hallo Frederik !


Danke für die konstruktive Kritik.
Ich werde den Text überarbeiten, sobald ich etwas mehr Zeit habe.
Ich wollte nur mal berichten, daß es sich wirklich um ein schwules Pärchen gehandelt hat, und zu sagen sie wären unordentlich, wäre noch untertrieben. Ich habe nichts gegen Schwule, aber er es ist halt so passiert...


Gruss / David

[Beitrag editiert von: grasi am 02.02.2002 um 17:38]

 

Lieber David!

Jetzt geht mir ein Licht auf! Das ist also die Katze aus dem Geburtstagsmail - da habe ich jetzt sozusagen eine Bild-Geschichte, hehe!

Ganz fein geschrieben!
Aber an der Kritik bezüglich der Erwähnung des Schwulseins des Paares möchte ich mich anschließen.
Zum einen, weil es keine speziell schwule Eigenschaft ist, in einem Sauhaufen zu leben, ich kenne da ein sehr ordentliches Pärchen, der eine ist pedanter als jede Großmutter....
Zum anderen erwähnst Du ja sonst auch nicht die sexuellen Vorlieben der Protagonisten. Das sollte man glaub ich nur tun, wenn es auch etwas mit der Geschichte zu tun hat. - Vielleicht waren es ja auch nur Brüder, die da zusammen wohnten?

Stattdessen könntest Du noch Szenen mit Deiner Katze einfügen, so zum Mitfreuen. ;)

Alles liebe
Susi

 

David, ist schon klar, dass es Schwule gibt, die unordentlich sind, daran zweifle ich nicht. Wir sind halt alle nur Menschen.
War halt nur mein Eindruck, dass es etwas klischeehaft rüberkommt. Aber wie gesagt, ist halt nur meine Meinung.

;) Frederik

 

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