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Der König der Knöpfe

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06.01.2019
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Der König der Knöpfe

Meine Finger streichen über die Härchen an seinem Unterarm, fahren sanft die Venen nach, verweilen schließlich auf der Innenseite seines Handgelenkes. Sein Puls schlägt ruhig und gleichmäßig. Meine Nase liegt in der Kuhle zwischen Hals und Schultern. Er riecht nach Whiskey und Seife.

My friend and me
Looking through her red box of memories
Faded I'm sure
But love seems to stick in her veins you know …”

Ich drücke auf repeat und laufe umher, wie Alice im Wunderland, berühre jedes Möbelstück, setze mir seine rote Mütze auf den Kopf und verschmelze mit der Flauschigkeit und der kribbelnden Wärme.
„Das fühlt sich so gut an!“
Meine Stimme ist heller als sonst, engelsgleich.
„Versuch mal die Vorhänge, der Samt ist unglaublich.“
Mit wackeligen Beinen, taste ich mich vor Richtung Fenster. Meinen Augen kann ich nicht mehr trauen, daher benutze ich meine Hände, um mir den Weg zu bahnen. Ich nippe an dem Glas mit Laphroaig, ein scharfes Brennen, dann rauchiger Seetang und Meer.
Ich wickel den Stoff um meinen nackten Körper, spüre wie die Fransen meine Unterschenkel kitzeln, die einzelnen Stofffasern, die mich sanft streicheln. Meine Augen schließen sich, helfen meinem Tastsinn, sich zu entfalten und die bunte Fantasiewelt um mich herum auszublenden.

Früher bei meinem Vater im Geschäft, da liebte ich die weichen Stoffe. Wenn keine Kunden da waren, streichelte ich über Seide, Futterstoffe und Samt. Sortierte sie nach Farben und legte die Enden wieder ordentlich über die Pappballen. Wie aus einer anderen Zeit wirkte dieser kleine Laden, mit der altmodischen Kasse, die nur Deko war, dem Bauchladen meines Opas in der Schaufensterauslage, mit dem er die Familie in der Nachkriegszeit über die Runden brachte. Hunderte von Knöpfen hingen in Kisten aufgereiht an der Wand. Die kleinen Röhrchen füllten wir oben auf dem Dachboden. Ein Knopf kam immer auf den Deckel, wurde mit Draht befestigt. Damit man sehen konnte, was drin ist. Zwanzig Pfennig pro Röhrchen. Das war unser Deal.
Die Lokalzeitung nannte ihn den König der Knöpfe. Der Artikel liegt immer noch in meinem Nachttisch.
Der kleine Tisch und der weißlackierte Holzstuhl, auf dem mein Vater immer saß, Krimis las und rauchte. Das Telefon mit der runden Drehscheibe, und die abgewetzten Zollstöcke, noch aus den harten Zeiten, als er auf dem Markt verkaufte.
Die Perlmuttknöpfe waren die teuersten und mit vier Jahren lernte ich, sie mit einem süßen Lächeln den gut betuchten älteren Damen zu verkaufen. „Kinderarbeit“, scherzte Mama und Papa und ich lachten, als ob wir ein Geheimnis hätten und bauten Türme aus den Fünfmarkstücken. Kurz vor dem Abräumen bekam ich einen frischen Möhrensaft. Er schmeckte furchtbar, aber war gesund, vor allem mit ein paar Tropfen Olivenöl auf die Papa immer bestand. Manchmal kaufte er mir auch ein T-Shirt oder ein Top beim Pakistani nebenan, aber dann schimpfte meistens meine Mutter, wegen der schlechten Qualität und der Kinderarbeit, die mit meiner Ausbeutung nicht vergleichbar war. Auf dem Weg zurück ins Lager, saß ich beim Gewürzhändler, hinten im alten Trabi, steckte meine Nase in die Beutel aus Jute und in die Gläser mit den Gewürzen und Früchtetees.

Der gleiche Geruch dringt jetzt in meine Nase. Die Räucherstäbchen, die getrockneten Früchte – vor allem die Mango – sie durchdringen den Raum, manipulieren meinen Geist und lassen mich in die Vergangenheit zurückfallen. Doch ich will hierbleiben. Im Jetzt und Hier. Ich gehe zu ihm. Setze mich vor ihn, greife seine Hände und betrachte seinen entrückten Blick, die dunklen Pupillen, die nichts mehr fixieren können, aber alles, was sie sehen mit bunten Farben versehen und zu kleinen Wundern verpacken. Genauso schaut er, wenn er Gitarre oder Klavier spielt und den Songs von U2 oder The Verve neues Leben einhaucht. Er summt den Songtext mit.

Yes, there's love if you want it
Don't sound like no sonnet, my lord
Yes, there's love if you want it
Don't sound like no sonnet, my lord …

„Was willst du tun? Was willst du tun mit deinem Leben?“
Er sagt es nicht in der Art eines Psychotherapeuten, oder eines Lehrers sondern so, als ob es ihn wirklich interessieren würde.
Ich kann nicht anders als lachen. Es sprudelt aus mir hinaus. Ich halte mir die Hand vor den Mund, damit meine Spuckfäden ihn nicht treffen, und versuche, das Karussell in meinem Kopf zu stoppen. Er kann das so viel besser kontrollieren als ich, seine Gedanken lenken, neue Welten erkunden, während ich einfach nur überrannt werde.

Mein Vater hatte mich das auch gefragt. Vor zwei Monaten, auf dem Weihnachtsmarkt. Wir standen in der kleinen Holzhütte und wärmten uns unter dem Heizstrahler. Er trank Veltins. Ich Glühwein. Wir blickten auf die heruntergekommene Altstadt, die Läden mit der neonfarbenen Werbung, den türkischen fünf Euro Friseur, den Netto und den Billy Back. Keine Spur mehr von den kleinen hübschen Designerläden, dem Goldschmied und dem Schuhgeschäft, in dem ich als Kind immer neue Schuhe bekam.
„Alles wech“, sagte er und deutete mit einem Nicken auf den Marktplatz.
„Selbst aufm Markt ist alles tot. Der Ludger hat auch dicht gemacht. Is jetzt ne Detektei in seinem Laden. Stehn da immer mit goldlackierten Karren. Musst du dir mal anschaun. Ehrlich arbeiten tut hier keiner mehr.“
Aus der Jackentasche zog er eine Packung Tabak und Blättchen.
„Haben wir doch auch nicht immer, Papa. Die rechte Seite von den Umsätzen, war auch am Amt vorbei.“
Er nickte. „Für deine Reitstunden. Und den Klavierlehrer, das dumme Arschloch.“
„Ja der war echt ein Arschloch. Du sollst nicht rauchen!“
„Is jetzt auch egal. Wird nix mehr ändern. Wie läufts mit der Uni?“
Wenn das Thema unangenehm wurde, einfach nichts mehr sagen. Oder Thema wechseln.
„Ich weiß nicht. Macht keinen Spaß. Ich quäl mich durch.“
Er trank sein Glas mit einem Zug leer. Zündete die Zigarette an.
„Noch n Pils, Helga!“
Er zeigte auf mein Glas. Ich schüttelte den Kopf. „Hab noch. Danke.“
„Welche Arbeit macht schon Spaß? Machs fertig. Besser als um drei Uhr morgens aufstehn und bei Wind und Wetter aufm Markt stehen.“
Ich nickte und legte meine Hand auf seine knochige Schulter.
„Wusstest du, dass ich mal im Knast war? Eine Nacht?"
Er sagte das ganz nüchtern, als ob er über das Wetter reden würde.
Ich stellte meinen Glühwein ab.
„Was hast du denn angestellt?"
„Ich war mit der Bundeswehr in Holland stationiert. Wir hattn paar Tage frei, also sind wir nach Amsterdam. Winny hat dann zwei Mädels kennengelernt, waren beide Stripperinnen. Eine Blondine und die andere, die hatte feuerrotes Haar. Mit denen haben wir dann was geraucht und Pilze genommen. Aufm Rückweg bin ich Motorrad gefahrn. Konnte sehen, wie der Boden unter mir aufging. Die Farben waren wie ein Feuerwerk. Dann kamen die Bullen, konnten mir nichts nachweisen, betrunken war ich ja nich. Aber bin wohl Schlangenlinien gefahrn. Ham mich ne Nacht eingesperrt. Morgens hab ich dann gesagt, dass ich zwei Spiegeleier, nen Kaffee und ne Dusche will. War ja Offizier, damals. Hab ich auch bekommen. Scheiß Bullen."


Ich schaue in den Kamin. Die Holzscheite glühen orange, sprühen Funken, knistern.
Es soll noch nicht vorbei sein. Also greife ich in die Plastikschachtel und fische einen der Größeren heraus. Er schmeckt leicht bitter und hat die Konsistenz von Champignons aus dem Discounter. Im Bad betrachte ich mein eigenes Spiegelbild, schneide Grimassen, lache über mich selbst. Egal was ich fixiere, es verändert sich, fängt an zu schweben oder wird bunt. Meine Augen quellen hervor, werden noch größer, als sie sowieso schon sind und auf einmal bin ich verschwunden.

„Why can't you see
That nature has its way of warning me
Eyes open wide
Looking at the heavens with a tear in my eye …”


Ich kann mich nicht mehr sehen. Sondern sehe nur noch meinen Vater, sein vom Wetter zerfurchtes Gesicht, das meinem so ähnlich ist. Mit den Fingerspitzen streichel‘ ich über die einzelnen Falten, male seine Konturen nach. Ich rieche sogar seine Haut, die immer leicht nach Seife und Tabak roch. Betrachte die dünnen, dunklen Haare und den ausdruckslosen Blick, der nur, wenn er nach zwei Gläsern Pils lachte, lebendig wurde. Die buschigen Augenbrauen sind durchzogen von silbernen Härchen und der Dreitagebart ist dicht und struppig. Seine Hand, wie sie vor einigen Wochen noch in meiner lag, dünn und knochig, mit ein paar Altersflecken. Knochen, so nannten sie ihn immer, seine Freunde, mit denen wir im Sommer zum Campen an die Mecklenburgische Seenplatte gefahren sind. Drahtig und schlank, so war er immer gewesen. Mit mehr Kraft als man ihm zutraute. Vor allem, wenn es um mich ging. Da verstand er keinen Spaß.
Das Surren und Piepen, der Maschinen, die seine Lunge mit Sauerstoff versorgten, schwirrt jetzt in meinem Kopf. Ich spüre seine dünnen Finger, die mit jedem künstlichen Atemzug immer lebloser wurden, immer kälter. Mir wird schwindelig, schwarz vor Augen.
„Wir werden sterben.“
Er redet mit mir, erst langsam und bedächtig.
Doch dann ziehe ich ihn zu mir, in meinen Abgrund und zeige ihm die Einsamkeit des Todes. Er reitet mit, auf meiner Welle der Angst und wir legen uns hin, die Hände ineinander verhakt, bereit zum Sterben. Unsere Herzen rasen synchron, unser Atem ist flach und hastig. Raum und Zeit drehen sich in ihrem eigenen Wahnsinn. Der Stoppschalter ist gut versteckt.
„Wenn wir jetzt sterben, dann sterben wir wenigstens zusammen!“
Er sagt es. Und er meint es so. Denn er meint immer was er sagt. Ich verlasse mich auf seine Worte.
Ein Tunnel, strahlend weiß, wie in den Filmen. Aber das Weiß ist nicht freundlich, nicht beruhigend. Es ist spiegelglatt und brennt in den Augen.

„Sinking faster than a boat without a hull,
My lord
Dreaming about the day when I can see you there
My side
By my side …”

„Ich will nicht sterben.“
Ich lass‘ die kalte Hand los, krieche zum Telefon und drücke die Null.
„Wir brauchen einen Arzt! Wir sterben. Sofort!“
Die Rezeptionistin ist verwirrt. Ich wiederhole nur im Stakkato meine Worte. Immer wieder. Er steht im Bad und steckt sich den Finger in den Hals. Ich kann nicht kotzen. Konnte ich noch nie.

Vor der geöffneten Tür unserer Hütte, spüre ich kaltes Eis unter meinen Füßen und lege mich mit dem nackten Rücken in den Schnee. Die Kälte empfängt mich wie ein alter Freund und schneidet mir dennoch, wie ein scharfes Messer, von hinten durch die Rippen. Die Sterne über mir schießen wie Blitze auf mich nieder, die kahlen Äste der schwarzen Bäume werden zu Fratzen. Ich drehe mich um und drücke mein Gesicht in den Schnee, halte den Atmen an, hebe meinen Kopf, öffne die Augen. Immer noch keine Farben. Alles grau und düster. Gespenster, die umherirren. Ich atme gegen sie an. Atme lange aus.
Auf allen Vieren krieche ich Richtung Haupthaus. Unsere Hütte verfolgt mich, wie ein hungriger Straßenhund. Die Lichter der Weihnachtsbäume wirken wie eine Lasershow, aber freundlicher, als die Fratzen im Rücken.
Leise schallt die dritte Strophe aus der offenen Tür.

„Here we go again and my head is gone, my lord
I stop to say hello
'Cause I think you should know, by now
By now …”

Ich öffne die erste Tür, die ich finden kann und meine Füße spüren warmen, flauschigen Teppichboden. Die Wärme, die in meine Venen schießt, schmerzt. Geschmolzener Schnee tropft von meiner Brust, auf meine Oberschenkel. Meine Füße hinterlassen feuchte Abdrücke. Kellner mit schneeweißen Hemden und gebügelten Faltenhosen tragen Weingläser und Teller mit winzigen Gerichten durch den schummrig beleuchteten Festsaal.
Die Frauen in langen Kleidern, ihre Diamanten glitzern, die Herren im Smoking.
In einiger Entfernung steht ein riesiger Weihnachtsbaum, funkelnd, mit warmen Lichtern. Ich schwanke ihm langsam entgegen, setze mich neben die Geschenke, genau unter den Baum und schenke mir selber eine Umarmung.
Die Leute starren mich an, hören auf zu essen, und obwohl mein Gesicht versucht freundlich zu lächeln, wird mir kein Lächeln zurück geschenkt. Tannennadeln piksen in meine Haut. Ein Päckchen sticht schmerzhaft in meine oberen Rippen. Die Gesichter werden zu Masken, sind versteinert, meine Kehle verengt, mein Atem geht flach. Die Lichter und Gesichter verschwimmen zu einem großen bunten Bild, bis die Farben weichen und Dunkelheit mich umschlingt.

Eine Hand tastet nach meinem Puls. Zwei Sanitäter beobachten mich mit besorgtem Gesicht. Er sitzt neben mir und schreibt mit einem Bleistift wilde Zeilen. „The sensation of pure death“, sagt er und grinst mich an.

Yes, there's love if you want it
Don't sound like no sonnet, my lord
Yes, there's love if you want it
Don't sound like no sonnet, my lord
My lord …”

 

Hallo @JoanaMaria !

Was für eine Achterbahnfahrt! Ich bin mir immer noch nicht sicher, was gerade passiert ist, aber ich habe es genossen. Ich finde Deinen Stil sprachlich toll und angenehm zu lesen. Hat in meinem Kopf den richtigen Rhythmus! Es gab nur eine Stelle, wo ich ins Holpern geraten bin:

Kellner mit schneeweißen Hemden und ordentlich gebügelten Faltenhosen tragen Weingläser mit hohen Stielen und Teller mit winzigen Gerichten durch den schummrig beleuchteten Festsaal.
Das waren mir zuviel Adjektive, das konnte ich mir nicht mehr schnell genug vorstellen.

Das war aber schon mein ganzes Geunke, ansonsten bin ich begeistert!
(Allerdings weiß ich immer noch nicht, was passiert ist? Ich tippe in meiner Naivität auf magic mushrooms...)

Liebe Grüße, Oliver

 
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Hallo JoanaMaria

Der Text hat mir ganz gut gefallen. Ich beginne mit ein paar Kleinigkeiten:

Zeigefinder
Zeigefinger
Zeigefinder über die Härchen an seinem Unterarm, male die Venen und die breiten Adern nach. Mein Zeigefinger ruht auf der Innenseite seines Handgelenkes.
unglückliche Wortwiederholung
Mit wackeligen Beinen, taste ich mich vor Richtung Fenster.
Kein Komma nach Beinen
Meine Augen schließen sich, helfen meinem Tastsinn sich zu entfalten und die bunte Fantasiewelt um mich herum auszublenden.
Ich würde nach Tastsinn ein Komma setzen
Dass war unser Deal.
Das
Die Perlmuttknöpfe waren die teuersten und mit vier Jahren lernte ich, sie mit einem süßen Lächeln, den gut betuchten älteren Damen zu verkaufen.
Kein Komma nach Lächeln
„Kinderarbeit“, scherzte Mama so oft und Papa
Kann weg
Kurz vor dem Abräumen, bekam ich immer einen frischen Möhrensaft.
Kein Komma
Im Jetzt und Hier.Ich gehe zu ihm
Leerzeichen nach Hier.
und betrachte seinen entrückten Blick, die dunklen Pupillen, die nichts mehr fixieren können, aber alles was sie sehen, mit bunten Farben versehen und zu kleinen Wundern verpacken.
Komma nach alles
Ich kann nicht anders als Lachen.
lachen (klein geschrieben)
und versuche, dass Karussell in meinem Kopf zu stoppen.
das
sein vom Wetter zerfurchtes Gesicht, dass meinem so ähnlich ist.
das
Aber das weiß ist nicht freundlich
das Weiß
Gespenster die umherirren.
Komma vor die
tragen Weingläser mit hohen Stielen und Teller mit winzigen Gerichten durch den schummrig beleuchteten Festsaal.
Die Frauen tragen lange Kleider
Wortwiederholung. Auch mir hat es zu viele Adjektive
In einiger Entfernung, steht ein riesiger Weihnachtsbaum,
Kein Komma
Die Leute starren mich an, hören auf zu Essen
essen (klein geschrieben)
obwohl mein Gesicht versucht freundlich zu Lächeln,
lächeln (klein geschrieben)

Was ich am Text mag, ist die dichte Beschreibung dessen, was geschieht, auch die Erinnerungen. Die sind gesättigt, das fühlt sich nach etwas an. Ja, das liest sich wirklich als literarischer Text. Mir gefällt, wie du mit Sprache umgehst.

Die Funktion der Rückblenden hat sich mir erst nach einer Weile erschlossen. Ich bin da etwas hin- und hergerissen. Einerseits ist ja gut, dass du da nicht mit der Tür ins Haus fällst, Vater ist tot und so weiter. Aber bei all diesen Knöpfen und Stoffen in der ersten Rückblende habe ich mich gefragt, wo ist da der emotionale Fokus? Aber wenn ich das so schreibe, verstehe ich auch: Der ist ja verschüttet, das wird jetzt im Rausch, der eigentlich ablenken soll, erst langsam freigelegt und das vollzieht sich zunächst mal über die Materialität der Dinge.

Die Szene, wo sie dann vor dem Spiegel steht und das eigene Gesicht, das Gesicht des Vaters ertastet, fand ich sehr stark, das war für mich das emotionale Zentrum des Textes. Dass du danach gleich zum Gedanken, selbst zu sterben, wechselst, so in die Richtung Überdosis gehst, hat mich ein Stück weit von diesem emotionalen Zentrum entfernt, da kommt so eine Dramatik rein, und ich hatte für einen Moment den Eindruck, die Geschichte verliere ihren Fokus.
Ja, schwerig, weil das Achterbahnmässige, das Herr Wunderlich bereits angesprochen hat, ja zum Trip und zum Erleben der Prota gehört. Ist halt immer die Frage, ob man diese Achterbahn auch dem Leser zumutet. Hätte der Text einen ruhigeren Ton und einen klareren Fokus, käme vielleicht der Vorwurf: Ja, aber so verläuft ein Trip nun aber gar nicht, da kann man als Leser nicht mitgehen.
Schwierig. So ganz abholen konnte mich der Text aus den genannten Gründen nicht, der ist mir irgendwie zu hibbelig. Aber ich verstehe, weshalb er so sein soll. Interessant war's auf alle Fälle!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo!


Dein Schreibstil gefällt mir außerordentlich gut, ich bin in einem Zug durchgekommen, sanft über die Worte hinweggeglitten sozusagen. Daher werde ich inhaltlich nur ein wenig kratzen, meine persönlichen Eindrücke schildern.

Ich bin ein Fan von kryptischen Texten bzw. einem Setting, das dem Leser nicht sofort einen Überblick über die Gesamtsituation verschafft. Das ist Dir auch gut gelungen, nur so richtig dahintergestiegen bin ich glaube ich nicht. Letztendlich eröffnen sich mir mehrere Szenarien, die passiert sein könnten.
1) Sie (die Prota) hat sich betrunken/Drogen genommen, um sich das Leben zu nehmen, weil ihr Vater gestorben ist.
2) Sie ist im erzählten Moment bei ihrem Vater (das wird m.E. widerlegt, aber dahingehend ist es wirklich schwer, zu erahnen, ob die Prota sich erinnert/halluziniert/erlebt
3) Sie und ein Dritter (ein Mann) wollen sich das Leben nehmen. (weil deren Vater gestorben ist?)

Also ich tendiere stark richtung Solo-Suizid-Versuch, den die Prota dann selbst widerruft. Es ist wirklich ein Gewirr von Halluzinationen, Erlebnissen und Gedanken in dem Text, der ein eindeutiges Verständnis erschwert. Was nicht zwangsläufig schlecht oder falsch ist, verstehe mich nicht falsch, ich möchte hier lediglich den kleinen Wink dalassen: ist schon ein heftiges Puzzle das ganze.

Noch ein paar Dinge. Sehe gerade, dass jemand mir geradezuvorgekommen ist, daher sind Dopplungen nicht ausgeschlossen.

Dass war unser Deal.
Ein S muss weg
Qualität und der Kinderarbeit, die mit meiner Ausbeutung nicht vergleichbar war.
Eine Stelle, an der ich ein wenig gestutzt habe, da die Wortwahl etwas zu grob ist. Die Prota übertreibt natürlich die Beschreibung der Behandlung, die ihr zuteil geworden ist, halb zum Scherz vermutlich, aber insgesamt ist die Wortwahl zu kräftig, wirft den Satz aus dem Gleichgewicht, gibt ihm eine Bedeutung, die er gar nicht haben soll.
sein vom Wetter zerfurchtes Gesicht, dass meinem so ähnlich ist.
Ein S muss weg
mein Atem braucht Hilfe, um noch zu funktionieren.
Also ich bin ja Fan von Personifizierungen, aber die hier ist wirklich arg seltsam. Funktioniert denn der Atem? Das Atmen oder die Atmung vielleicht, dennoch bliebe es komisch, denn braucht denn meine Atmung wirklich Hilfe oder brauche ich Hilfe bei der Atmung? Das ist glaube ich so eine Werkzeug-Geschichte: Benutzt meine Hand ein Werkzeug oder benutze ich es?
Also funktionieren kann der Atem auf jeden Fall nicht, höchstens die Atmung.
bereit zum Sterben
"Bereit zu sterben" klingt mMn sauberer, aber falsch ist es ja im Grunde nicht
Der Stopp - Schalter ist gut versteckt
Stopp-Schalter oder Stoppschalter? zuviele Leerzeichen;)


Also dann, hoffe da ist etwas Helfendes dabei, gerne gelesen, ich schaue mir auch die Entwicklung gerne einmal an.

MfG Putrid Palace

 

Hallo ihr Lieben:-)

@Herr Wunderlich

Das waren mir zuviel Adjektive, das konnte ich mir nicht mehr schnell genug vorstellen.

Hast recht. Hab es etwas abgeschwächt, aber so ganz kann ich mich noch nicht davon trennen. Ist ja manchmal so.

(Allerdings weiß ich immer noch nicht, was passiert ist? Ich tippe in meiner Naivität auf magic mushrooms...)
100 Punkte. Die magischen Pilze waren es. Daher auch das achterbahnartige Springen, das Hibbelige in den Szenen.
Vielen Dank fürs Lesen!

Hi @Peeperkorn,

danke fürs Fehler finden. Da hat sich doch Einiges angesammelt, trotz mehrmaligem Lesen. Wird ausgebessert!


wo ist da der emotionale Fokus? Aber wenn ich das so schreibe, verstehe ich auch: Der ist ja verschüttet, das wird jetzt im Rausch, der eigentlich ablenken soll, erst langsam freigelegt und das vollzieht sich zunächst mal über die Materialität der Dinge.
Also die Prot verkiecht sich in einer kleinen Hütte mit ihrem Freund, um sich von dem Tod ihres Vaters abzulenken. Sie nehmen psychodelische Drogen und das Ganze geht nach Hinten los. Sie wird von ihren Emotionen überrannt. Zu viele Dinge erinnern sie an ihren Vater. Sie hat aber keine suiziden Gedanken. Die Drogen lösen lediglich eine Panikattacke und Hyperventilation aus.
Sie schwebt auch nicht in Todesgefahr, sondern bildet sich das alles nur ein. Ihren Freund zieht sie dann mir runter. Kann passieren, bei so nem Trip.
In ihrem Wahnsinn rennt sie dann nackt Richtung Hotel Restaurant und setzt sich unter den Weihnachtsbaum. Dort wird sie dann ohnmächtig. Aber sie tut das, weil sie aus der Hütte raus will um Hilfe zu holen. Funktioniert ja auch. Ihr Druffi Freund kriegt das alles besser verarbeitet :-)

da kommt so eine Dramatik rein, und ich hatte für einen Moment den Eindruck, die Geschichte verliere ihren Fokus.
Ja, ich war mir auch nicht sicher ob ich das so will. Aber am Ende passte es dann für mich zu diesem Rauschzustand. Aber ich denke nochmal drüber nach.
Die Panik lenkt von dem emotionalen Fokus sicherlich ab, aber letzendlich ist sowas ja genau das, was psychodelische Drogen machen. Sie lassen einen von A nach B springen. Ich wollte es vor allem realitätnah haben, aber mit einem emotionalen Fokus.

Vielen Dank für die konstruktive Kritik.


Hey @Putrid Palace,

erstmal danke fürs Lesen und Fehler korrigieren! :-)

1) Sie (die Prota) hat sich betrunken/Drogen genommen, um sich das Leben zu nehmen, weil ihr Vater gestorben ist.
2) Sie ist im erzählten Moment bei ihrem Vater (das wird m.E. widerlegt, aber dahingehend ist es wirklich schwer, zu erahnen, ob die Prota sich erinnert/halluziniert/erlebt
3) Sie und ein Dritter (ein Mann) wollen sich das Leben nehmen. (weil deren Vater gestorben ist?)

1) Sie hat Drogen genommen, aber möchte sich nicht das Leben nehmen. Sondern über den Tod ihres Vaters hinwegkommen.
2) Sie schwelgt in Erinnerungen, die durch die Reize in der Hütte getriggert werden. Samt, Stoff, Gerüche etc.
3) Nein, er ist der super Druffi, der weiß, wie man ein Setting etc schafft. Sie kann den Rausch nur nicht gut verarbeiten und bekommt nen Horror Trip inklusive Nahtod Erfahrung.

ist schon ein heftiges Puzzle das ganze.
So war es gedacht. :-)

Also ich bin ja Fan von Personifizierungen, aber die hier ist wirklich arg seltsam. Funktioniert denn der Atem? Das Atmen oder die Atmung vielleicht, dennoch bliebe es komisch, denn braucht denn meine Atmung wirklich Hilfe oder brauche ich Hilfe bei der Atmung? Das ist glaube ich so eine Werkzeug-Geschichte: Benutzt meine Hand ein Werkzeug oder benutze ich es?
Also funktionieren kann der Atem auf jeden Fall nicht, höchstens die Atmung.
Unser Atem funktioniert ja generell autonom. Wenn er es nicht mehr tut, oder sich selbstständig macht, wird das meistens gefährlich. Aber ich werde über die Formulierung nachdenken. Wollte eigentlich nur ausdrücken, dass das autonome Atmen nicht mehr richtig funktioniert.
Etwas unglücklich anscheinend :-)

Liebe Grüße & vielen Dank an euch!

 

Hola @JoanaMaria,

tolle Sache, Dein neuer Text! Positivst beeindruckt. Muss knapp formulieren, sonst nicht genug Platz für so viel Lob.

Das hab ich so schon beim anfänglichen Lesen im Kopf vorformuliert. Und das soll auch so bleiben, denn Schreiben kannst Du – das muss der Neid Dir lassen. Allerdings wich meine Bereitschaft, das komplizierter werdende Rätsel zu lösen, ab ungefähr der Hälfte des Textes einem aufkommenden Unmut. ‚Muss das denn so verklausuliert sein, verdammt noch mal?!, fragte ich mich, obwohl ja bisschen Geheimniskrämerei und paar Rückblenden den Text interessanter machen könn(t)en. Und es ist ja leider so, dass ich, der Leser, weniger Spaß an der Lektüre habe, wenn das Gefühl stärker wird, den Überblick zu verlieren.

Zwischendurch ein paar Nano-Partikel, denn für Flusen sind sie zu klein:

Ich streiche sanft mit dem Zeigefinder über die Härchen an seinem Unterarm, male die Venen und die breiten Adern nach. Mein Zeigefinger ...

Mit wackeligen Beinen (,) taste ich mich ...

Auf dem Weg nippe ich an dem Glas mit Laphroaig, ...

... nippe ich am Whisky ... weil ‚auf dem Weg’ + ‚an dem Glas’ umständlich wirkt (mMn).

... dann rauchiger Seetang und Meer.
Rauch ist eine separate Wahrnehmung, entsteht durch Darren bei der Whisk(e)ybereitung.
Seetang hat Meerescharakter (Salz, Jod).

... Möhrensaft. Er schmeckte furchtbar, aber war gesund, vor allem mit ein paar Tropfen Olivenöl, auf die Papa immer bestand. Manchmal kaufte er mir auch ein T-Shirt oder ein Top beim Pakistaner nebenan, ...

Kluger Mann, der Papa. Die ‚Möhrenvitamine’ benötigen Fett, damit sie der Körper verwerten kann. Olivenöl:thumbsup:!
Aber dass er als Fachmann Plünnen beim Pakistani kauft, ist schlecht vorstellbar – da müsste es ihn doch grausen?

Der ‚Pakistani’ sitzt für mich in London, der ‚Trabi’ im Osten. Überhaupt prasseln in diesem Abschnitt Mengen an Informationen auf den Leser.

Ich kann nicht anders als Lachen.

... und dem teuren Schuhgeschäft, in dem ich als Kind immer neue Schuhe bekam.
Ich habe beim Lesen nicht den Eindruck, dass die Familie in Wohlstand lebt. Billige Klamotten, aber sauteure Schuhe?

... der Dreitagebart ist dicht und struppig.
Wenn er dicht und struppig ist, handelt es sich vermutlich um einen drei-Wochen –Bart:sconf:.

Die Kälte umarmt mich wie ein alter Freund ...
Freund / Feind? Aber dann ohne Umarmen ...

halte den Atmen an

Ich drehe mich um und drücke mein Gesicht in den Schnee, ... ..., öffne die Augen. Immer noch keine Farben. Alles grau und düster.
Was erwartet sie denn zu sehen – mit dem Gesicht im Schnee?

Hier musste auch ich erst einmal den Atem anhalten, doch es geht atemlos weiter:

Auf allen Vieren krieche ich Richtung Haupthaus. Unsere Hütte verfolgt mich, wie ein hungriger Straßenhund. Die Lichter der Weihnachtsbäume wirken wie eine Lasershow, aber freundlicher, als die Fratzen im Rücken.

Irgendwie schafft mich der Text – ich habe non-stop in ein Kaleidoskop geschaut, Perspektiven verändern sich, Bilder entstehen, und bevor ich sie aufnehme, verwackeln sie.
Ja, ja – die magischen Pilze. Bei solchen Sequenzen hab ich immer ein ungutes Gefühl, ähnlich wie bei Traum-Szenen. Trotzdem spannendes Lesen, Abenteuer-Trail.

spüre ich kaltes Eis unter meinen Füßen
meine Füße spüren warmen, flauschigen Teppichboden.
Demnach ist sie barfuß?
... und schenke mir selber eine Umarmung.
Staun.

... hören auf zu Essen (K) und obwohl mein Gesicht versucht (K) freundlich zu Lächeln, ...

zu einem großen bunten Bild im Stil des Kubismus, ...
Für meinen Geschmack ‚fremdelt’ der Kubismus ein wenig. Ganz wenig.

Oh, JoanaMaria:herz:(ich finde diesen schönen Smiley vom letzten Mal nicht mehr), wenn Du ein bisschen Abstand zur Sache gewinnst, könnte ich mir vorstellen, dass Du den Text weniger verwirrend gestalten wirst. Denn trotz gelegentlicher Orientierungslosigkeit hat mir das Lesen Spaß gemacht.

Sicherlich hattest Du den Vorsatz, ein großes Ding zu schaukeln, und es ist Dir teilweise auch gelungen. Du ziehst beim Schreiben alle Register, schaffst einen Kosmos beinahe mit eigenen Regeln, und auch der Titel ist wunderbar.

Vermutlich gehörst Du wie die meisten von uns zur Gruppe derer, die ihren neuen Text lieber heute als morgen raushauen, um endlich die innere Hippeligkeit loszuwerden.

Mit äußerst verständnisvollen und kollegialen Grüßen
José

 

1) Sie hat Drogen genommen, aber möchte sich nicht das Leben nehmen. Sondern über den Tod ihres Vaters hinwegkommen.
2) Sie schwelgt in Erinnerungen, die durch die Reize in der Hütte getriggert werden. Samt, Stoff, Gerüche etc.
3) Nein, er ist der super Druffi, der weiß, wie man ein Setting etc schafft. Sie kann den Rausch nur nicht gut verarbeiten und bekommt nen Horror Trip inklusive Nahtod Erfahrung.
Oh wow die Geschichte ist ja ein ganzschöner Trip. Mit dieser Erklärung leicht erkennbar, aber ohne war es echt schwer für mich, ich wäre auch nach dem zehnten Durchgang vielleicht nicht hinter diesen Ablauf der Dinge gekommen, aber das muss ja bei mir auch nichts bedeuten.
Wollte eigentlich nur ausdrücken, dass das autonome Atmen nicht mehr richtig funktioniert.
Etwas unglücklich anscheinend :-)
Das Atmen bzw. die Atmung und der Atem sind ja zwei verschiedene Dinge. Darauf wollte ich Hindeuten. Und während 'das Atmen' den Vorgang innerhalb des Körpers beschreibt, ist 'der Atem' ja lediglich der Lufthauch, der dabei entsteht. Und letzterer kann mE nicht 'funktionieren'.


P.S. Sag der Prota, sie soll die Finger von den Drogen lassen ;)

 

„...

It is the evening of the day,
I sit and watch the children play.
Doin' things I used to do
they think are new.
I sit and watch as tears go by.“
Jagger(/Richards): As Tears Go By, 1965​


Alles wech“, sagte er und deutete mit einem Nicken auf den Marktplatz.
„Selbst aufm Markt ist alles tot. Der Ludger hat auch dicht gemacht. Is jetzt ne Detektei in seinem Laden. Stehn da immer mit goldlackierten Karren. Musst du dir mal anschaun. Ehrlich arbeiten tut hier keiner mehr.“

Zur Tag und Nachtgleiche des Frühljahrs 2019 eine gelungene kleine, melancholische Erzählung über Vergänglichkeit des Marktes (als öffentlichem Platz) bis hin zum Sterben, eingebettet in eine Rahmenhandlung um die Sehnsucht nach dem eigenen Ende, wo der eigene Wille erloschen erscheint, aber die Sinne „sich“ verselbständigen, wenn es ganz zu Anfang nicht die Icherzählerin die Augen schließt, sondern bereits heißt
Meine Augen schließen sich, helfen meinem Tastsinn sich zu entfalten und die bunte Fantasiewelt um mich herum auszublenden

liebe Maria,

Aber es sind noch einige Flusen aufzulesen, wie gleich hier zu Anfang

But love seems to stick in her veins you know…”
Hab jetzt gar nicht parat, wie der Brite es mit den Auslassungspunkten hält, aber wie sie da stehen, behaupten sie im nhd., dass wenigstens ein Buchstabe am vorhergehenden Wort fehlte, wasnicht der Fall ist (und da wäre ja auch die Ästhetik des Apostrophs rationeller; besser also mit einem Leerzeichen zwischen letztem Buchstaben und erstem Punkt
(musstu gucken, kommt öfters vor)

Wie aus einer anderen Zeit war dieser kleine Laden[…] mit der altmodischen Kasse, die nur Deko war, dem Bauchladen meines Opas in der Schaufensterauslage, mit dem er die Familie in der Nachkriegszeit über die Runden gebracht hatte.
Außer dem entbehrlichen Komma ist da nix falsch, aber wäre es nicht eleganter, statt des gedoppelten „sein“ das erste durch ein wirkungsvolleres Verb wie „wirken“ zu ersetzen?, also „ Wie aus einer anderen Zeit wirkte dieser kleine Laden ...“ und die zusammengesetzte Zeit könnte aufgrund der Verweisung auf die Nachkriegszeit aufs Hilfsverb verzichten „mit dem er die Familie in der Nachkriegszeit über die Runden brachte.“

Die Konjunktion vertritt das Komma ganz gut hier

Das Telefon mit der runden Drehscheibe[…] und die abgewetzten Zollstöcke[…] noch aus den harten Zeiten, als er auf dem Markt verkaufte.
Und mal ehrlich: Ist das Füllsel „noch“ nicht auch entbehrlich?

Aber Du hast es diemal mit der Zeichensetzung

Die Perlmuttknöpfe waren die teuersten und mit vier Jahren lernte ich, sie mit einem süßen Lächeln[…] den gut betuchten älteren Damen zu verkaufen.
Das Komma können wir hier einsetzen
„Kinderarbeit“, scherzte Mama so oft und Papa und ich lachten, als ob wir ein Geheimnis hätten[,] und bauten Türme aus den Fünfmarkstücken.
- wo der konjunktivistische Vergleich zu Ende ist und das „und“ den Hauptsatz fortsetzt

Manchmal kaufte er mir auch ein T-Shirt oder ein Top beim Pakistaner nebenan, …
Der Pakistaner ist keineswegs falsch, aber wenn es eine „Pakistanerin“ wäre, erübrigte sich der Genderquatsch in dem/der "Pakistani".

Ohne Komm

Im Jetzt und Hier.[…]Ich gehe zu ihm.

Setze mich vor ihn, greife seine Hände und betrachte seinen entrückten Blick, die dunklen Pupillen, die nichts mehr fixieren können, aber alles[,] was sie sehen, mit bunten Farben versehen und …
der eingeschobene Relativsatz („was sie ...“) beginnt

Hier müssen wir das Komma verschieben

Er sagt es nicht in der Art eines Psychotherapeuten[…] oder eines Lehrers[,] sondern so, als ob es ihn wirklich interessieren würde.

Ich kann nicht anders als [l]achen.
Infinitiv ohne „zu“
„Ja[,] der war echt ein Arschloch. Du sollst nicht rauchen!“

„Iss jetzt auch egal.
Warum doppel s und vor allem das imperativr Verb "essen", wenn‘s im Eingangszitat korrekt heißt
jetzt ne Detektei in seinem Laden.

Konnte sehen[,] wie der Boden unter mir aufging.
Die vergleichende Konjunktion leitet einen vollständigen Satz ein, darum Komma!

Scheiss Bullen."
Du hast doch „ß“ auf der Tastatur

Denn er meint immer
[,] was er sagt.
Aber das [W]eiß ist nicht freundlich, nicht beruhigend.
Vor der geöffneten Tür unserer Hütte[...] spüre ich kaltes Eis unter meinen Füßen und …

Die Lichter der Weihnachtsbäume wirken wie eine Lasershow, aber freundlicher[...] als die Fratzen im Rücken.
(bloßer Vergleich, kein vollständiger Satz, darum trotz vergleichender Konjunktion kein Komma!

Die Leute starren mich an, hören auf zu Essen und obwohl mein Gesicht versucht freundlich zu Lächeln, …
bloße Infinitive

So, genug der Flusen,

gern gelesen vom

Friedel

 

Wow @JoanaMaria

wasn Ding. :bounce: Also wenn ich das zum Beispiel mit deinem Burning Man-Text vergleiche, dann hast du dich jetzt aber ganz schön wuchtig nach vorn katapultiert! Da hattest du ja schon viele tolle Momente im Text, aber jetzt hast du ein richtig ausgereiftes, feines Ding präsentiert.

Wie bereits die anderen sagen gefällt auch mir die Sprache sehr gut. Es liest sich tatsächlich weich und angenehm. Ich mag, wie real sich alles anfühlt, diesmal hast du es sehr gut verstanden, die Details in die Geschichte einzuweben.

Hier ein paar meiner Lieblingsstellen:

Ich drücke auf repeat und laufe umher, wie Alice im Wunderland,
Auf dem Weg nippe ich an dem Glas mit Laphroaig, ein scharfes Brennen, dann rauchiger Seetang und Meer.
Manchmal kaufte er mir auch ein T-Shirt oder ein Top beim Pakistaner nebenan, aber dann schimpfte meistens meine Mutter, wegen der schlechten Qualität und der Kinderarbeit, die mit meiner Ausbeutung nicht vergleichbar war.

Ich weiß, das wurde bereits als mangelhafz angemerkt, aber mir gefällt die Stelle. :D Ist wohl Geschmackssache.

Die Räucherstäbchen, die getrockneten Früchte – vor allem die Mango – sie durchdringen den Raum, manipulieren meinen Geist und lassen mich in die Vergangenheit zurückfallen.
Genauso schaut er, wenn er Gitarre oder Klavier spielt und den Songs von U2 oder The Verve neues Leben einhaucht.

Mega. :thumbsup:

Meine Augen quellen hervor, werden noch größer, als sie sowieso schon sind und auf einmal bin ich verschwunden

The sensation of pure death“, sagt er und grinst mich an.

Yes, there's love if you want it
Don't sound like no sonnet, my lord
Yes, there's love if you want it
Don't sound like no sonnet, my lord
My lord…”


Das Ende ist großartig, auch wenn ich nicht genau weiß, ob das real ist. :D Fantasiert sie, das er das sagt? Wie dem auch sei, suuuuper! Ich hab deine Geschichte zügig in einem Rutsch gelesen und war ganz eingewickelt von deinem Pilz-Trip. Die Protagonistin war mir auf Anhieb sogar sympatisch, ich denke, weil sie durch den Trip so kindlich wirkt und so aufgeregt ist. Dazu ihre schönen Erinnerungen von früher ... was will man mehr? :) Das sie am Ende in diesen weihnachtlichen Festsaal läuft, passt auch, gefällt mir sehr, der Kontrast zwischen ihr und den Gästen. Alles in allem hab ich diesmal echt viel Lob für dich, Joana! Freut mich sehr sehr sehr! :rotfl:Vor allem bist du ganz schön fleissig, ich arbeite gefühlt im Schneckentempo. :bib:

Hier ein, zwei Anmerkungen, die nicht direkt eine Kritik sind, sondern vielmehr vielleicht Hinweise, die du beachten kannst ... oder auch nicht. ;)

Doch dann ziehe ich ihn zu mir, in meinen Abgrund und zeige ihm die Einsamkeit des Todes. Er reitet mit, auf meiner Welle der Angst und wir legen uns hin, die Hände ineinander verhakt, bereit zum Sterben. Unsere Herzen rasen synchron, unser Atem ist flach und hastig. Raum und Zeit drehen sich in ihrem eigenen Wahnsinn. Der Stoppschalter ist gut versteckt.

Ich mag den Teil, aber er wirkt für mich etwas abstrakt und steht ein wenig hervor, passt nicht so recht zum Rest der Geschichte. Wie gesagt, ich finde ihn gut, aber ich habe das Gefühl, das er etwas arg metaphorisch ist, grade das mit der Stoppuhr.

Die Kälte umarmt mich wie ein alter Freund und schneidet mir dennoch, wie ein scharfes Messer, von hinten durch die Rippen. Die Sterne über mir schießen wie Blitze auf mich nieder, die kahlen Äste der schwarzen Bäume werden zu Fratzen.

Hier sind viele Vergleiche auf einen Haufen, vielleicht wäre es stärker, wenn du sie in ihrem Wahn einfach Gespenster sehen lässt. Denn da der Text ja aus ihrer Perspektive geschrieben ist, sieht sie einfach Fratzen und kann ja nicht unbedingt bei jeder Erscheinung nennen, welche rationale Erklärung dahinter liegt. Vielleicht so in die Art:

»Die Kälte umarmt mich und schmerzt zugleich, wie ein alter Freund, der eine Rechnung mit mir offen hat. Blitze schießen auf mich herab, ich sehe Fratzen in den Bäumen.«

Ist relativ ähnlich, nur dann nicht mehr so viel »wie«. :)

Kellner mit schneeweißen Hemden und ordentlich gebügelten Faltenhosen tragen bauchige Weingläser und Teller mit winzigen Gerichten durch den schummrig beleuchteten Festsaal.

Hier sind's mir dann auch zu viele Adjektive, aber das wurde ja bereits gesagt. :)

n einiger Entfernung steht ein riesiger Weihnachtsbaum, funkelnd, mit warmen Lichtern und ich schreite langsam und bedächtig in seine Richtung,

Weiß nicht, ob sie aufm Shrooms-Trip tatsächlich langsam und bedächtig schreiten würde, das klingt sehr nach eleganter Fashion Show. Sie würde schwanken, wie eine Betrunkene, oder? Also, ist nur ne Frage, kann auch sein, das man sich bei Pilzen einigermaßen unter Kontrolle hat, ich kenn mich da glücklicherweise Null aus. :D

Baum und schenke mir selber eine Umarmung.
Die Leute starren mich an, hören auf zu essen und obwohl mein Gesicht versucht freundlich zu lächeln, wird mir kein Lächeln zurück geschenkt.

Hier ist zweimal »schenken« auf engerem Raum, da kannst du ja vielleicht noch ne Alternative finden.

Ansonsten: Großes Lob für diese tolle, fein ausgedachte und mit viel Liebe geschriebene Geschichte! Das merkt man, das da Arbeit und Herzblut drinsteckt.:herz:

Viele liebe Grüße, PP

 

Was mir gleich am Anfang aufgefallen ist:

Ich streiche sanft mit dem Zeigefinger über die Härchen an seinem Unterarm, male die Venen und die breiten Adern nach. Meine Handfläche ruht auf der Innenseite seines Handgelenkes.
Genauso, wie alle Forellen Fische sind, aber nicht alle Fische Forellen, sind alle Venen Adern, aber nicht alle Adern Venen. (Oder mathematisch ausgedrückt: Venen sind eine Teilmenge der Gesamtmenge Adern.)
Will sagen: So wie du es hier formulierst, klingt es, als wären Adern und Venen zwei verschiedene Dinge. (So wie Venen und Arterien zum Beispiel.)
Und auch das Adjektiv „breit“ finde ich nicht gut gewählt, weil es eigentlich nur eine zweidimensionale Ausdehnung beschreibt. Und dass der Finger die Venen nachmalt, also ich weiß nicht … da denkt man doch sofort an Fingerfarben auf einem Kindergeburtstag.
Außerdem stellt sich mir die Frage, welche ihrer Hände nun auf seinem Handgelenk ruht. Die mit dem Zeigefinger von vorher, oder die andere? (Oder filmtechnisch ausgedrückt: „Der Zeigefinger streicht. Meine Hand ruht.“ ist mir ein viel zu abrupter Schnitt.)
Eine (zugegeben unausgegorene) Variante:
Meine Finger streichen über die Härchen an seinem Unterarm, fahren sanft die Venen nach, verweilen schließlich auf der Innenseite seines Handgelenkes.

Ich wickel‘ den Stoff
Sollte das kein Fliegenschiss auf meinem Bildschirm, sondern tatsächlich ein Apostroph sein, solltest du ihn schleunigst entfernen. (Ich wickle, ich wickel, ich wickele – alle drei Flexionsformen sind dudenkonform, wobei ich persönlich die erste vorziehe.)

Verdammt, schon neun vorbei. Ich muss los. Aber ich komme wieder, JoanaMaria, versprochen.

offshore

 

Hi @ernst offshore

Meine Finger streichen über die Härchen an seinem Unterarm, fahren sanft die Venen nach, verweilen schließlich auf der Innenseite seines Handgelenkes.
Ich klau das jetzt mal so :-) Anatomisch dachte ich an Venen und Arterien. Sauerstoffarmes und sauerstoffreiches Blut. Aber mit den Adern, dass war natürlich Quatsch.
Schon 21:25, deswegen muss ich jetzt ins Bett.
@PlaceboParadise & @Friedrichard: ihr seid morgen dran. Bin grad zu müde:-)

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich wickel‘ den Stoff
@ernst offshore schreibt zu dem Zitat
Sollte das kein Fliegenschiss auf meinem Bildschirm, sondern tatsächlich ein Apostroph sein, solltest du ihn schleunigst entfernen. (Ich wickle, ich wickel, ich wickele – alle drei Flexionsformen sind dudenkonform, wobei ich persönlich die erste vorziehe.)

Zu diesem "Fliegenschiss" von Apostroph fällt mir Karl Kraus' Schändung der Pandora ein, wo es immer noch aktuell zum Apostroph heißt:"Es ist vielleicht noch auszurechnen, wie viel Zeit und Blei in der großen Zeit und im neuen Deutschland durch die Ausrottung der meisten Apostrophe in den Druckereien schon für Munitionsbeschaffung und sonstige Kriegsdienstleistung gewonnen wurde. In der Insel-Ausgabe der »Pandora« hat das Verfahren – bei allerlei kunstgewerblicher Entschädigung – die volle Anschaulichkeit einer Tempelschändung. Dieses Sprachheiligtum dürfte auf Goethes Volk ohnedies durch die Weisung des Prometheus Eindruck gemacht haben: »Nur Waffen schafft! Geschaffen habt ihr alles dann«, wobei freilich bereits der Nachsatz: »auch derbster Söhne übermäß'gen Vollgenuß« auf immer stärkere Zweifel stößt. Der deutsche Apostrophenraub, der den Indikativ »ich raub'« nicht mehr vom Imperativ »raub« unterscheiden läßt und gar den Konjunktiv des Imperfekts »ich schrieb'« nicht mehr vom Indikativ »ich schrieb«, macht jede moderne Ausgabe eines Klassikerwerkes schon zur Augenqual, wenn nicht zur vorgestellten Ohrenpein. Abgesehen von der Verwechslungsgefahr, welche manchmal durch den Sinn paralysiert wird, ist das eindeutige Monstrum eines »ich bänd« unerträglich. Diese Zeitsparmaschinen ahnen nicht die Bedeutung eines im Apostroph nachschwingenden Vokals und setzen auch getrost ein raumhaftes »lang« für das zeithafte »lang'«, ohne daß doch in beiden Fällen »lank« zu sprechen wäre."
Warum sollte da nicht das Endungs-e nachschwingen dürfen/können, wenn doch 'ich wick(e)le' amtlich beglaubigt erwähnt wird und zudem von Dir, lieber ernst vorgezogen wird. Ich selbst - das lässt sich an meinen Äußerungen sicherlich nachvollziehen und belegen - "wickel" bevorzugen. Aber niemand muss so sprechen oder schreiben wie ich, obwohl ich nix gegen Parodien hab.

So, genuch vom Fried'l für heut'!

Träumet süß von sauren Gurken!

 

Hallo @JoanaMaria

Der Einstieg ging mir schnell auf die Nerven. Ist ja nicht so lang, dachte ich und hielt durch. Danach wird es interessant. Die Erinnerungen erhalten eine stark sinnliche Note. Manchmal zu stark. Der Freiraum der eigenen Bildgestaltung wird mir etwas zu sehr eingeschränkt. Und am Ende des Absatzes spüre ich, wie ich die Orientierung verliere.

Auf dem Weg zurück ins Lager, saß ich beim Gewürzhändler, hinten im alten Trabi, steckte meine Nase in die Beutel aus Jute und in die Gläser mit den Gewürzen und Früchtetees.
Kurz denke ich, ach, wir sind im Osten! Aber das passt ja nicht zum Setting. Später wird ja dann auch von der Bundeswehr-Zeit des Vaters erzählt. Also ein verwirrendes Detail - der Trabi. Da die Verwirrung ohnehin ein grundlegendes Element dieser Geschichte ist, fällt es sowieso nicht mehr ins Gewicht.

Weiter geht's!

„Was willst du tun? Was willst du tun mit deinem Leben?“
Er sagt es nicht in der Art eines Psychotherapeuten, oder eines Lehrers sondern so, als ob es ihn wirklich interessieren würde.
Spätestens an dieser Stelle hat mich der wiederholte Ortswechsel entschärft. Sagt das jetzt der Vater oder der Hippie-Freund? Im nächsten Absatz wird es klar, aber bis dahin ist mein Interesse dem Frust zum Opfer gefallen.

Ich schaue in den Kamin. Die Holzscheite glühen orange, sprühen Funken, knistern.
Es soll noch nicht vorbei sein.
Oha! Wir sind also auf Pilzen. Wow! Crazy! Voll ... langweilig.
Und warum erfährt der Leser das bei 2/3 der Story?
Um mal ein unter Autoren verbreitetes Missverständnis zu klären: Beim Lesen nicht zu verstehen, was in einer Story abgeht, ist nicht spannend, sondern ätzend.
Die Enttäuschung trifft mich umso tiefer, weil mir die Erinnerungssequenzen sehr gut gefallen. Da wird der Vater gekonnt charakterisiert und die Beziehung zwischen Tochter und Vater ist tausendmal interessanter und spannender als die pubertäre Pilz-Party.
Der letzte Absatz: Wieso ist sie plötzlich in einem Restaurant? Ich werde es wohl nicht erfahren. Okay, sie ist auf Drogen, supi! Und sonst?
Was sollen mir diese sinnlos verbastelten Sequenzen sagen? Ich meine: die Szenen der Gegenwart, die in keinem inhaltlichen Zusammenhang mit der geschilderten Vergangenheit stehen.

Zusammengefasst: Wenn ich nur die Absätze über die Vergangenheit herauskopiere und lese, eröffnet sich mir ein sehr feiner Text, der zwar noch etwas Entschlackung vertragen würde, aber nichtsdestotrotz von Gestaltungskraft zeugt und mich sowohl inhaltlich, als auch sprachlich anspricht. Das will ich lesen. Darf auch ein bisschen mehr sein.
Die Ebene mit dem Pilze-fressenden Musikanten und der hunderte Male gelesenen Drogen-Erfahrung kannste knicken. Langweilig, unoriginell und führt nirgendwo hin.
Die englischen Streusel können von mir aus auch weg. Ich lese solche Stellen eh nie. Wenn Du einen Sound erzeugen willst, beschreibe den Sound. Mit irgendwelchen Songs, die ich nicht kenne, entsteht gar nichts bei mir.

Das würde ich auch entfernen:

Die Kälte empfängt mich wie ein alter Freund
Der Tod/ Schlaf/ Schmerz empfing mich wie ein alter Freund.
Gerade bei guten Bildern besteht die Gefahr, dass sie schnell abgedroschen wirken.

Mit freundlichen Grüßen
Kellerkind

 

Hallo @JoanaMaria,
ich muss zugeben, dass ich zunächst Schwierigkeiten mit dem Text hatte. Beim zweiten Lesen hat alles Sinn gemacht, sie ist auf Pilzen, okay, keine gute Idee so kurz nach dem Tod des Vaters, aber wem sage ich das ... Ist ja dann auch ziemlich nach hinten losgegangen.
Ich finde, du schreibst toll, auf einem sehr hohen Niveau, aber ich denke, am Aufbau könntest du noch feilen. Ich wusste nämlich lange nicht, was los war, und dachte, ich hätte es hier mit einem dieser literarisch klingen wollenden Texte zu tun, in denen sich verschärft auf Sinneswahrnehmungen konzentriert wird, aber die Handlung nicht aus'm Knick kommt.
Jetzt verstehe ich es so, dass die Erinnerungen an den Vater praktisch Erlebnisse sind, die die Prota ihrem Freund erzählt und sich dadurch in eine Abwärtspirale begibt. Das finde ich an sich gut gemacht, nur schließe ich mich einigen meiner Vorredner an, dass der Text ein wenig den Fokus verliert. Ja klar, sie sind auf Drogen, da denkt man nicht mehr gradlinig, aber ich finde zB das Gespräch mit dem Vater etwas willkürlich, also vom Thema her. Ich hätte es besser gefunden, wenn es sich mehr auf das restliche Geschehen bezogen hätte, denn so ist die Geschichte mit den Knöpfen und auch den Bullen eine vollkommen andere für mich. Da zerfasert der Text zu sehr mMn.
Ansonsten fand ich diesen Drogentrip sehr authentisch beschrieben, obwohl ich teilweise gedacht hab, da ist was Stärkeres als Pilze im Spiel.


Dann kamen die Bullen, konnten mir nichts nachweisen, betrunken war ich ja nicht.
Urinprobe?

Im Bad betrachtete ich mein eigenes Spiegelbild
Böser Fehler auf Pilzen. Aber eine tolle Schlüsselszene!

Mit den Fingerspitzen streichel ich über die einzelnen Falten, male die Konturen nach ...
Schön!

Unsere Hütte verfolgt mich wie ein hungriger Straßenhund
Gefällt mir sehr.

Kellner mit schneeweißen Hemden und gebügelten Faltenhosen
Diese Szene finde ich sehr stark, weil ich mich da frag, was da real ist. Auf was für einer Gesellschaft sind die da? Das alles "nur" auf Pilzen zu halluzinieren, kommt mir fast etwas too much vor. Klingt eher nach LSD.

Stil des Kubismus
Das hat mich total rausgehauen. Passt so gar nicht zu ihrer Wahrnehmung in dem Moment. Wenn du es drin behalten willst, vielleicht etwas anders formulieren? Sowas wie:" ... erinnerte mich an den Kunstunterricht mit diesen kubistischen ..." Dann bin ich eher bei ihr. Allerdings war das jetzt auch kein treffendes Beispiel, denn sie ist ja paranoid, da denkt man ja nicht mehr so. Na ja, vielleicht verstehst du trotzdem, was ich meine.

Beim zweiten Mal gerne gelesen.

Liebe Grüße,
Chai

 

Guten Morgen!!!
@josefelipe

tolle Sache, Dein neuer Text! Positivst beeindruckt. Muss knapp formulieren, sonst nicht genug Platz für so viel Lob.
Vielen Dank. das freut mich wirklich sehr.
.. nippe ich am Whisky ... weil ‚auf dem Weg’ + ‚an dem Glas’ umständlich wirkt (mMn).
Ja hast recht. Habs umformuliert.
Rauch ist eine separate Wahrnehmung, entsteht durch Darren bei der Whisk(e)ybereitung.
Seetang hat Meerescharakter (Salz, Jod).
Ich trinke zwar Whiskey. Aber einzelne Noten rauszuschmecken... schwierig. Habe dann einfach mal so gegoogelt, wie die Noten sind:-)
Kluger Mann, der Papa. Die ‚Möhrenvitamine’ benötigen Fett, damit sie der Körper verwerten kann. Olivenöl:thumbsup:!
In der Tat. Sonst ist die Möhrenqual für die Katz :-)
sauteure Schuhe?
Ja habs weggelassen. Wollte gar nicht teuer sagen, sondenn eher auf einen kleinen aber guten Einzelhänder hinweisen.
Wenn er dicht und struppig ist, handelt es sich vermutlich um einen drei-Wochen –Bart:sconf:.
Ja hast recht, habe es mal auf Bart gekürzt:-)
ohne Umarmen ...
ja, hast recht:-)
Der Schnee empfängt jetzt dafür, wie die Jungfrau Maria :-)
Was erwartet sie denn zu sehen – mit dem Gesicht im Schnee?
Da musste ich lachen :-) Ich hab sie dann mal das Gesicht vorher anheben lassen :-)
Irgendwie schafft mich der Text
Oh nein, ich wollte doch nur über einen lustig/traurigen Pilztrip schreiben und niemanden "schaffen" :-)
Demnach ist sie barfuß?
Ja klar, die Prot ist druff wie sonst was. Die legt sich gleich auch noch nackt in den Schnee :-)
‚fremdelt’ der Kubismus ein wenig.
Ja, dachte ich schon beim Schreiben und konnte es nicht lassen. Nach langem hin und her ist er gelöscht :-)
Sicherlich hattest Du den Vorsatz, ein großes Ding zu schaukeln,
WHAT?! Niemals... ich hatte den Vorsatz, vor Drogen zu warnen :-)
Nein erstnhaft, ich hab den Text, wie du schon vermutet hast, sehr schnell geschrieben, dann lange liegen gelassen. Für ein großes Ding ist das definitiv noch nicht so, wie es sein könnte. Aber ich schreibe auch erst seit Januar ein wenig ernsthafter.
Vermutlich gehörst Du wie die meisten von uns zur Gruppe derer, die ihren neuen Text lieber heute als morgen raushauen, um endlich die innere Hippeligkeit loszuwerden.
Ich unterrichte Yoga, da lernt man die Hibbeligkeit auch mal zu kontrollieren :-)
Vielen Dank für die Arbeit.
Ich habe das Gefühl, dass du verstanden hast, was ich hier ganz naiv mal ausprobieren wollte. Das reicht mir fürs Erste:-)


@Friedrichard
Guten Morgen weiser Freund,


Zur Tag und Nachtgleiche des Frühljahrs 2019 eine gelungene kleine, melancholische Erzählung über Vergänglichkeit des Marktes (als öffentlichem Platz) bis hin zum Sterben, eingebettet in eine Rahmenhandlung um die Sehnsucht nach dem eigenen Ende, wo der eigene Wille erloschen erscheint, aber die Sinne „sich“ verselbständigen, wenn es ganz zu Anfang nicht die Icherzählerin die Augen schließt, sondern bereits heißt
NEIN! Sie will nicht sterben. Sie will den Tod ihres Vaters verarbeiten.
Hab jetzt gar nicht parat, wie der Brite es mit den Auslassungspunkten hält, aber wie sie da stehen, behaupten sie im nhd., dass wenigstens ein Buchstabe am vorhergehenden Wort fehlte, wasnicht der Fall ist (und da wäre ja auch die Ästhetik des Apostrophs rationeller; besser also mit einem Leerzeichen zwischen letztem Buchstaben und erstem Punkt
(musstu gucken, kommt öfters vor)
Ich habe es mal so gemacht, wie du es für richtig hältst.
Habe unterschiedliche Angaben dazu gefunden. Aber ich vertraue dir da mal "blind". :-)
Wie aus einer anderen Zeit wirkte dieser kleine Laden ...“
Ja das klingt schöner, ist angepasst.
Und mal ehrlich: Ist das Füllsel „noch“ nicht auch entbehrlich?
Ist es.
- wo der konjunktivistische Vergleich zu Ende ist und das „und“ den Hauptsatz fortsetzt
Yes. Indeed.
Der Pakistaner ist keineswegs falsch, aber wenn es eine „Pakistanerin“ wäre, erübrigte sich der Genderquatsch in dem/der "Pakistani".
Ja hab jetzt trotzdem mal den Pakistani genommen.
Warum doppel s und vor allem das imperativr Verb "essen", wenn‘s im Eingangszitat korrekt heißt
Hast ja recht. Weiß auch nicht, was das sollte.

Zu diesem "Fliegenschiss" von Apostroph fällt mir Karl Kraus' Schändung der Pandora ein
Ja was soll ich sagen. Es sieht doof aus, wenn man in jedem zweiten Wort ein Apostroph hat. Ohne sieht es auch doof aus. Ich bin eigentlich ein Pro-Aprostophler. Wegen der Richtigkeit. Wenn was ausgelassen wird, sollte es markiert werden. Ich habe mal ein paar Absätze im Gossenslang versucht, das war dann wirklich anstrengend.
Der nächste Prot Papa wird einfach ein Intelektueller. Dann hat man das Problem nicht mehr :-)

Hey @PlaceboParadise,

wasn Ding. :bounce: Also wenn ich das zum Beispiel mit deinem Burning Man-Text vergleiche, dann hast du dich jetzt aber ganz schön wuchtig nach vorn katapultiert! Da hattest du ja schon viele tolle Momente im Text, aber jetzt hast du ein richtig ausgereiftes, feines Ding präsentiert.
Ich will jetzt nicht schleimen, aber du hattest da auch einen kleinen aber feinen Anteil daran. Bei all dem Mist den ich so fabriziert habe, hast du immer auch was Positives gefunden und mich motiviert, nicht alles wegzuwerfen. Danke dafür.
Ich weiß, das wurde bereits als mangelhafz angemerkt, aber mir gefällt die Stelle. :D Ist wohl Geschmackssache.
Gerade die Alice im Wunderland fand ich höchst fragwürdig. :-)
Fantasiert sie, das er das sagt? Wie dem auch sei, suuuuper!
Nein, er sagt es wirklich. Der alte Hippie :-)
Die Protagonistin war mir auf Anhieb sogar sympatisch
Ja, die Femme Fatale ist ja auch out, hat mir mal jemand gesagt :-)
Vor allem bist du ganz schön fleissig, ich arbeite gefühlt im Schneckentempo. :bib:
Ich hab fast nix geschrieben. Das war so ein kurzer "Erguss" und das wars dann aber auch :-) Ich habe tausend Ideen, aber naja... Du kennst das ja :-)
das er etwas arg metaphorisch ist, grade das mit der Stoppuhr.
Ja, das gefällt mir auch noch nicht so gut.
»Die Kälte umarmt mich und schmerzt zugleich, wie ein alter Freund, der eine Rechnung mit mir offen hat. Blitze schießen auf mich herab, ich sehe Fratzen in den Bäumen.«
Besser. Das kommt so rein.
Hier sind's mir dann auch zu viele Adjektive, aber das wurde ja bereits gesagt. :)
Habs gekürzt. War schon sehr aufgeplustert. Wollte irgendwie einen starken Kontrast schaffen. Ist dann aber zuviel geworden.
Weiß nicht, ob sie aufm Shrooms-Trip tatsächlich langsam und bedächtig schreiten würde,
Nee, ich nehme das Schwanken. Fand aber das Bild ganz lustig. :-)
merkt man, das da Arbeit und Herzblut drinsteckt.:herz:
Herzblut ja. Da ich mit Schreiben kein Geld verdiene, ist es keine Arbeit :-)
Danke für deine Mühen! :kuss:

Hey @Kellerkind

Der Freiraum der eigenen Bildgestaltung wird mir etwas zu sehr eingeschränkt. Und am Ende des Absatzes spüre ich, wie ich die Orientierung verliere.
Man muss das mögen, mit den dichten Bildern. Im Zusammenhang mit einem Drogenrausch schien mir das richtig.
Kurz denke ich, ach, wir sind im Osten! Aber das passt ja nicht zum Setting. Später wird ja dann auch von der Bundeswehr-Zeit des Vaters erzählt. Also ein verwirrendes Detail - der Trabi.
Hey nein! Der halbe Pott fährt mit nem Trabi auf den Markt. Damals zumindest. Es ist ein Gerücht, das man Trabis nur im Osten gefahren ist, nach der Wende.
Sind super Kleinlaster. Und günstig dazu.
aber bis dahin ist mein Interesse dem Frust zum Opfer gefallen.
Ich verstehe was du meinst. Aber ich habe schon Hinweise eingestreut. Die Alice im Wunderland, die flauschige Mütze, der Samt, die Sinne... alles wird intensiviert.
Das ist schon sehr typisch.
Oha! Wir sind also auf Pilzen. Wow! Crazy! Voll ... langweilig.
Schon mal welche genommen? Langweilig ist das denke ich nicht hahahah :-)
Man kann das Rad doch nicht immer neu erfinden...
Ja die Drogentrips sind immer etwas abgedroschen. Aber das wa rhier nicht mein Fokus. Der sollte die Vater-Tochter Beziehung und die unkonventionelle Verarbeitung des Todes sein.
Und warum erfährt der Leser das bei 2/3 der Story?
Na, show don't tell und so. Wollte auch mal cool sein und nicht mit der Tür ins Haus fallen :-)
Beim Lesen nicht zu verstehen, was in einer Story abgeht, ist nicht spannend, sondern ätzend.
Ja, ich denke bei dir hat der Zugang nicht geklappt. Das mag an meiner Schlampigkeit liegen. Ob ich den Text noch entwirre und strukturierter gestalten werde, keine Ahnung. Eigentlich sollte er so sein.
Ich werde mich nochmal mit etwas Abstand dransetzen. Vom ersten Entwurf bis hierhin habe ich sehr viel verändert. Brauche daher wahrscheinlich grad ne Pause :-)

Hey @Chai ,

danke fürs Lesen und die konstruktive Kritik.

Ich finde, du schreibst toll, auf einem sehr hohen Niveau, aber ich denke, am Aufbau könntest du noch feilen.
Vielen Dank, ich schreibe noch nicht sehr lange. Am Aufbau scheiter ich sehr oft. Ich denke, dass wird besser mit der Zeit.
Jetzt verstehe ich es so, dass die Erinnerungen an den Vater praktisch Erlebnisse sind, die die Prota ihrem Freund erzählt und sich dadurch in eine Abwärtspirale begibt.
Nein, ich wollte sie nur, getriggert durch die Drogen in Erinnerungen schwelgen lassen.
aber ich finde zB das Gespräch mit dem Vater etwas willkürlich, also vom Thema her.
das mit der Bundeswehr und den Pilzenw ar schon gewollt. Um eine Verbindung herzustellen. Das mit den Knöpfen und den Stoffen, enstand aus dem Umstand des Pilzrausches, in dem man alles als sehr angenehm, weich udn warm empfindet.
Diese Szene finde ich sehr stark, weil ich mich da frag, was da real ist. Auf was für einer Gesellschaft sind die da? Das alles "nur" auf Pilzen zu halluzinieren, kommt mir fast etwas too much vor. Klingt eher nach LSD.
Je nachdem wieviel man davon nimmt. Bin jetzt kein Profi, aber nach allem was ich gehört und gelesen habe, kann das schon genau so passiert sein.
In meiner Vorstellung ist sie in einem Hotel, an dem Hütten angeglidert sind. Zu dem Hotel gehört aber auch ein schickes Sterne Restaurant, in dem sie dann tatsächlich nackt landet :-) Aber das Spielen mit den Halluzinationen ist natürlich gewollt.
Das hat mich total rausgehauen. Passt so gar nicht zu ihrer Wahrnehmung in dem Moment.
Ja. Ich habs gestrichen. Das war "over the top" :-)

Liebe Grüße an alle

 

Hallo @JoanaMaria

Ja, ich denke bei dir hat der Zugang nicht geklappt. Das mag an meiner Schlampigkeit liegen. Ob ich den Text noch entwirre und strukturierter gestalten werde, keine Ahnung. Eigentlich sollte er so sein.
Ich bin mir nicht sicher, ob meine Kritikpunkte angekommen sind – ich neige manchmal zum kryptischen Kritisieren©.
Was mich hauptsächlich gestört hat, ist die Verbindung von zwei Themen, deren Zusammenhang für mich nicht erkennbar ist. Während die Erinnerung an die Kindheit und der zentralen Vaterfigur sehr interessant und gut geschrieben wurde, erscheinen mir die Einschübe der Gegenwart vollkommen belanglos.
Die Frage ist nicht, ob der Konsum von Drogen langweilig ist, sondern die literarische Aufarbeitung. Seit Trainspotting habe ich nichts Überraschendes mehr zum Thema gelesen. Man kann die Motivation, die Folgen die sozialen Ursachen usw. sicher gut thematisieren. Aber die reine Beschreibung eines Drogentrips, ohne jeglichen literarischen Mehrwert kann man sich als Autor schenken. Wenn diese Geschichte nur darum ginge, hätte ich nicht kommentiert. Ich wollte aber meinen Eindruck zeigen, dass die andere Geschichte, die ja ohnehin keinen Bezug zur Drogenerfahrung hat, als separater Text viel besser funktionieren würde.

Zum Trabi: Mir wurde, das erkenne ich erst jetzt, nicht so ganz klar, in welchem Zeitraum die Erinnerungen liegen. Hätte das eher in den 70er/ 80er Jahren vermutet. Großvater hatte den Laden nach dem Krieg ... dann wäre der Vater in den 70ern soweit zu übernehmen.
Bei einer deutlichen Verortung in den 90ern wäre der Trabi in Wessi-Hand tatsächlich glaubwürdig.

Gruß
Kellerkind

 

Hallo @Kellerkind,

das zentrale Thema war sicherlich die Tochter-Vater Beziehung.
Jedoch wollte ich das Ganze auf eine etwas ungewöhnliche Art und Weise einbetten.
Der Zusammenhang der Szenen besteht für mich darin, dass der Rausch die Erinnerungen auslöst, ihr klar macht, was ihr Vater ihr bedeutet hat und sie mit dem Tod, den sie versucht zu verdrängen, konfrontiert.
Manche Mneschen trinken, um Emotionen zu spüren. Andere nehmen Drogen.
Ich wollte keine Geschichte über einen dummen Rausch schreiben, dass ist tatsächlich langweilig. Sondern hinterfragen, ob psychodelische Drogen Emotionen aufarbeiten können und wenn ja, was dabei passieren kann.
Hier wird die Prot von ihren Gefühlen überrollt, erinnert sich willkürlich an Erlebnisse mit ihrem Vater.
Ohne den Rausch, wäre es nicht dazu gekommen. Das ist der Zusammenhang.
Vielleicht müßte man dafür noch tiefer in die Beziehung gehen. Den Rausch noch mehr als Randerfahrung darstellen.
Danke für deinen Input.
Ich schau mal, was daraus noch wird :-)

Liebe Grüße
Jo

 

Siehste @JoanaMaria
wenn man gezwungen wird, seinen Text zu verteidigen, sieht man selbst genauer hin.
Also hast Du doch eine inhaltliche! Verbindung der beiden Ebenen geplant. Das könnte funktionieren. Nachdem ich den Text unter diesem Aspekt nochmal gelesen habe, würde ich empfehlen, Dir die Kernaussage selbst klar zu machen, die Du vermitteln willst. Im Moment ist mir das viel zu verschwommen.
Drogen können helfen, wertvolle Erinnerungen zu behalten?
Drogen sind scheiße, weil man vergangenen Schmerz wieder aufwühlt? Oder was auch immer. Man könnte es die Prämisse nennen, die ich bei dem Text vermisse. Außerdem würde ich Dir raten, von Anfang an deutlich zu machen, dass hier ein Pilztrip abläuft. Also weniger Rätselraten. Denn wie sollte der Leser die Prämisse erkennen, wenn er den halben Text braucht, um die Situation zu verstehen. Eine Kurzgeschichte muss schneller ein verständliches Settting präsentieren.

Du machst das schon.
Grüße
Kellerkind

 

Ja was soll ich sagen. Es sieht doof aus, wenn man in jedem zweiten Wort ein Apostroph hat. Ohne sieht es auch doof aus. Ich bin eigentlich ein Pro-Aprostophler. Wegen der Richtigkeit. Wenn was ausgelassen wird, sollte es markiert werden.
Hier übrigens eine sehr erhellende und ausführliche Abhandlung zu dem Thema.

Gern geschehen ;)
offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

@JoanaMaria,

Ich drücke auf repeat und laufe umher,
Gerade roch sie Seife und Whiskey an seinem Hals, schon steht sie und läuft rum. Das liest sich wie ein Fehler in der Continuity, es fehlt ein Übergang.

Meinen Augen kann ich nicht mehr trauen, daher benutze ich meine Hände, um mir den Weg zu bahnen. Ich nippe an dem Glas mit Laphroaig, ein scharfes Brennen, dann rauchiger Seetang und Meer.
Auch hier könntest du das Glas anders einführen. "Meinen Augen kann ich nicht mehr trauen, daher bahne ich mir mit dem Glas in meiner Hand den Weg. Ich nippe an dem Laphroaig, ein scharfes Brennen, dann rauchiger Seetang und Meer."

Ich wickel den Stoff um meinen nackten Körper, spüre wie die Fransen meine Unterschenkel kitzeln, die einzelnen Stofffasern, die mich sanft streicheln.
Schöner fände ich es noch sinnlicher: Ich wickele mich nackt in den Stoff, spüre wie die Fransen meine Unterschenkel liebkosen, jede einzelne Stofffaser, die über meine Haut streicht.

Wenn keine Kunden da waren, streichelte ich über Seide, Futterstoffe und Samt.
Da sie im Laden groß geworden ist, wird sie kaum Futterstoffe sagen, sondern eher Jacquard, Batist, Satin oder so was.

Zwanzig Pfennig pro Röhrchen. Das war unser Deal.
Der "Deal" passt nicht ganz zum Rest der nostalgischen Rückblende, vllt. eher Handel?

Er schmeckte furchtbar, aber war gesund, vor allem mit ein paar Tropfen Olivenöl auf die Papa immer bestand.
Er schmeckte furchtbar, aber war gesund, vor allem mit den paar Tropfen Olivenöl, auf denen Papa immer bestand?

Auf dem Weg zurück ins Lager(,) saß ich beim Gewürzhändler(,) hinten im alten Trabi, steckte meine Nase in die Beutel aus Jute und in die Gläser mit den Gewürzen und Früchtetees.
Die beiden Kommata können mMn weg, keine Apposition, kein Nebensatz.

Der gleiche Geruch dringt jetzt in meine Nase. Die Räucherstäbchen, die getrockneten Früchte – vor allem die Mango – sie durchdringen den Raum, manipulieren meinen Geist und lassen mich in die Vergangenheit zurückfallen.
Wenn du das "sie" drin lässt, gehört hinter die Apposition ein Komma. Geht aber auch ohne das sie. Das manipulieren würde ich rauskicken, da Manipulation ein bewusster Vorgang ist und keine beiläufige Begleiterscheinung. Benebeln? Regen … an. Oder ganz ohne nur mit "lassen mich in die Vergangenheit zurückfallen"?

Ich gehe zu ihm. Setze mich vor ihn, greife seine Hände und betrachte seinen entrückten Blick, die dunklen Pupillen, die nichts mehr fixieren können, aber alles, was sie sehen mit bunten Farben versehen und zu kleinen Wundern verpacken.
Das würde ich etwas auflösen: "Ich gehe zu ihm. Setze mich vor ihn, greife seine Hände und betrachte seinen entrückten Blick. Die dunklen Pupillen, die nichts mehr fixieren können, aber alles, was sie sehen(,) mit bunten Farben versehen und zu kleinen Wundern verpacken.

Genauso schaut er, wenn er Gitarre oder Klavier spielt und den Songs von U2 oder The Verve neues Leben einhaucht. Er summt den Songtext mit.
U2 und The Verve kannste auch kursiv absetzen.

Er sagt es nicht in der Art eines Psychotherapeuten
Das Psycho würde ich weglassen, nur Therapeut liest sich besser und alle wollse dir Ratschläge geben ...

Ja der war echt ein Arschloch. Du sollst nicht rauchen!
Zu HopplaHopp. Fände eine Pause dazwischen besser:
"Ja, der war echt ein Arschloch." Ich hielt seine Hand mit der Selbstgedrehten fest.
"Du sollst doch nicht rauchen!"

„Was hast du denn angestellt?"
Vorvergangenheit: „Was hattest du denn angestellt?"

Die Farben waren wie ein Feuerwerk
Wenn du schreibst, wie man spricht, dann: wien.

Scheiß Bullen.
Scheiß Bullen!

Meine Augen quellen hervor, werden noch größer, als sie sowieso schon sind und auf einmal bin ich verschwunden.
Komma vor und?

Mit den Fingerspitzen streichel‘ ich über die einzelnen Falten
Ich streichle. Duden | streicheln | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Synonyme, Herkunft

Ich rieche sogar seine Haut, die immer leicht nach Seife und Tabak roch.
Seife und Whiskey, Seife und Tabak. Die zweite Seife könntest du z.B. durch sowas wie Brisk oder Old Spice oder Pitralon ersetzen.

Betrachte die dünnen, dunklen Haare und den ausdruckslosen Blick, der nur, wenn er nach zwei Gläsern Pils lachte, lebendig wurde.
Die Kommata passen nicht. Ohne den Einschub steht da: der nur lebendig wurde. Vllt: Betrachte die dünnen, dunklen Haare und den ausdruckslosen Blick, der erst nach zwei Gläsern Pils lachte und lebendig wurde.?

Das Surren und Piepen(,weg) der Maschinen, die seine Lunge mit Sauerstoff versorgten, schwirrt jetzt in meinem Kopf.
Die Beatmungsmaschine ist nur eine Maschine in der Intensivmedizin, der Rest ist Monitoring (z.B. EKG, Pulsoxymeter, Blutdruck), Schmerzpumpe, etc..

Ich drehe mich um und drücke mein Gesicht in den Schnee, halte den Atmen an.
halte den Atem an.

Ich öffne die erste Tür, die ich finden kann und meine Füße spüren warmen, flauschigen Teppichboden.
Komma vor und?

Die Leute starren mich an, hören auf zu essen, und obwohl mein Gesicht versucht freundlich zu lächeln, wird mir kein Lächeln zurück geschenkt.
Komma hinter versucht.

Die Lichter und Gesichter verschwimmen zu einem großen bunten Bild, bis die Farben weichen und Dunkelheit mich umschlingt.
Das finde ich als finalen Abgang zu schwach, als bösen Trip zu brav, dreh mal am Regler. Lass die Farben anfangen zu tanzen, spitze Zähne zeigen und aus der Dunkelheit nach ihr schnappen. Das ist dir vorher besser gelungen.

Ein sehr emotionaler und auch sinnlicher Text, der seine Kraft immer dann entfaltet, wenn du beschreibst. Du hast die Fähigkeit, mich als Leser in deine Geschichte hineinzuziehen. Dabei entwirfst du großartige, teils frische Bilder, die leben. Das hast du auch schon beim Burnig Man gezeigt und bei GZSZ, doch wie bei deinen anderen Stories auch hängt das alles für mich ein wenig in der Luft. Zu deiner letzte Geschichte schrieb ich:
Stark ist, wie du die Szenen einführst und beschreibst, das war auch beim Burning Man so, nur mMn fehlt es noch ein wenig Stringenz. Geh tiefer rein, mach dir mehr Gedanken darüber, was du erzählen willst, was deine Prämisse ist und dann konzipiere den Aufbau und die Handlung deiner Geschichte entsprechend.
Das Gleiche ließe sich unter deine neue Geschichte schreiben, mit dem einen Unterschied, dass sie als Pilztrip angelegt ist und somit die Stringenz quasi selbstverständlich limitiert. Dennoch fehlt mir bei deinen Geschichten ein wenig die Hand der Autorin, die mich durch die Wogen der entfachten Emotionen leitet. So weiß ich nie genau, wie genau ich die großartigen Bilder lesen soll und das führte dann bei GZSZ dazu, wichtige Stationen falsch zu verstehen. Kann auch ein persönliches Ding von mir sein, allerdings glaube ich das nach dem Überfliegen anderer Kommentare nicht wirklich. Und so bin ich mir leider nicht sicher, ob ich letztlich alles richtig deute.

Du schreibst in deiner Antwort auf Kellerkinds Kommentar: "Der Zusammenhang der Szenen besteht für mich darin, dass der Rausch die Erinnerungen auslöst, ihr klar macht, was ihr Vater ihr bedeutet hat und sie mit dem Tod, den sie versucht zu verdrängen, konfrontiert."
Ich würde mir wünschen, dass der "König der Knöpfe" mehr Gewicht erhält. Du schlägst einen Bogen von der Knopf-Rückblende zur Szene vor dem Spiegel, wo sie den Vater in ihren Gesichtszügen erkennt. Das ist für mich auch, wie Peeperkorn schreibt, das emotionale Zentrum des Textes, die eine Situation, die über den Text hinausweisen könnte, doch da kommt zu wenig. Wie steht sie zum Vater? An der Stelle bist du sehr nüchtern und bügelst den Moment weg mit der Intensivstation. Das geht mir auch beim zweiten Zentrum des Textes so, bei der der Frage: „Was willst du tun? Was willst du tun mit deinem Leben?“ Beides steht so als Opener im Raum, aber es entfaltet sich nicht. Beides bleibt im Stadium der Erinnerung, ich erfahre nicht, wie die Prota sich dazu stellt, ob sie ihn liebt oder sich an ihm reibt, wieviel Knochen in ihr selbst steckt, ob sie mit diesem genetischen Erbe Frieden geschlossen hat, oder es wie ein Fremdkörper in ihr schmerzt und letztlich, warum sie sich betäubt bis an die Grenze und darüber hinaus. Klar, ihr Vater ist vor wenigen Wochen gestorben, aber warum wirft sie das völlig aus der Bahn? Ich vermute, der Vater war für sie der letzte Anker, derjenige, der ihr den Rücken freihält, das finale Backup, wenn nichts mehr geht, doch aus dem Text lesen kann ich das leider nicht.

Noch eine Sache, die mir aufgefallen ist: Du machst das geschickt, dass du die Übergänge zwischen Rückblende und Gegenwart glättest mit den Stoffen, dem Geruch nach getrockneten Früchten, der gleichen Frage, dem Sehen. Damit nähst du die Fragmente deiner Geschichte lose zusammen und erklärst die Abfolge der Bilder durch Assoziationen, hervorgerufen durch Sinneseindrücke. Das passt sehr gut zum Pilztrip.
Lieblingsstelle: Auf allen Vieren krieche ich Richtung Haupthaus. Unsere Hütte verfolgt mich, wie ein hungriger Straßenhund.
Die Strophen braucht es mMn nicht, egal, ob ich sie kenne oder nicht, die schubsen mich nur unnötig aus der Story, verwirren zusätzlich, deshalb habe ich sie einfach überlesen.

Peace, linktofink

 

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