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Der junge König und das Glück

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28.01.2006
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Der junge König und das Glück

Einst lebte hier in diesem Land ein junger König. Er hatte ein großes Schloss, eine Schatzkammer voll mit Gold und den verschiedensten Juwelen und eine Hundertschaft von Bediensteten, die für sein Wohl sorgten: die Köche, damit er immer gut zu essen hatte; die Wachen, damit er sich seines Lebens sicher sein konnte; die Knechte und Mägde im Stall, die die Pferde versorgten, auf denen er seine Ausritte unternahm und nicht zuletzt die Musiker, Tänzer und Künstler, die zu seiner Unterhaltung beizutragen hatten. Diese aber hatten es immer schwerer, denn der König wollte sich vom einen Tag auf den anderen nicht mehr amüsieren und obwohl er alles besaß, wurde er unglücklich. Und je mehr er über sein Unglück nachdachte, desto unglücklicher wurde er, weil er nicht wusste, was ihm zu seinem Glück fehlte. Er wollte nämlich glücklich sein und so beschloss er eines Tages, seinen engsten Vertrauten auf dem Schloss zu fragen, was denn das vollkommene Glück sei.

„Mein König“, bekam er zur Antwort, „für mich sind Gesundheit und Jugend das Glück. Wie soll denn schon ein Kranker glücklich sein? Oder ein Alter, der auf dem Sterbebett liegt?“
Der König kehrte in sich und er war sicher, dass solche Ängste ihn tatsächlich unglücklich gemacht hatten. Augenblick ließ er nach seinem Zauberer rufen, denn auch einen solchen hatte der König an seinem Schloss angestellt.
„Ihr seid nicht nur ein weiser Mann, sondern auch der größte Zauberer im ganzen Land“, begann der König, „Sicher könnt Ihr mir einen Trunk bereiten, der ewige Jugend und Gesundheit verspricht. Zur Belohnung will ich Euch einhundert goldene Taler geben.“
Der Zauberer konnte einen solchen Trunk natürlich zubereiten und er willigte ein, ihn dem König zu brauen.
„Aber ich muss euch warnen, mein König“, sagte er, als er den Becher überbracht hatte, „wenn ihr den Trunk schluckt, werdet Ihr niemals mehr alt oder krank werden, glücklich aber macht er euch nicht“.

Der König winkte ab, gab ihm den versprochenen Lohn und schickte ihn aus der Kammer. ‚Was hat denn ein Zauberer schon für eine Ahnung vom wahren Glück?’, dachte er bei sich und trank den Becher in einem Schluck leer. Jetzt war sich der König sicher, für immer jung und gesund zu bleiben und das ließ ihn gar einen Hauch von Glück verspüren. Doch noch am Abend war er wieder so unglücklich wie zuvor, trotz des scheinbar glücklich machenden Zaubertrunks.

Am nächsten Morgen bestellte er seinen Vertrauten erneut in seine Kammer. Der bedauerte sehr, dass der Zauber nicht gewirkt hatte, und überlegte sich für einen langen Augenblick einen anderen Weg zum vollkommenen Glück.
Dann sprach er: „Natürlich, mein König..Die Weisheit ist es, der ihr bedürft. Nur wer klug und belesen ist, kann auch glücklich werden.“
„Wollt ihr etwa sagen, dass ich ...“, setzte der König erzürnt an, der Vertraute reagierte aber postwendend: „Nein, natürlich nicht, mein König. Doch wirkliche Weisheit könnt ihr nur aus den Büchern erlangen.“
Das beruhigte den König und er ließ erneut den Zauberer holen.
„Ihr seid nicht nur der größte Zauberer des Landes, sondern auch ein weiser Mann“, sprach er, „ich habe mir auch sagen lassen, dass Ihr die größte Bibliothek und die weisesten Bücher weit und breit besitzt und ich möchte Euch bitten, sie mir für eine Weile zu überlassen. Als Belohnung will ich Euch eintausend goldene Taler überlassen“
„Gerne stelle ich Euch alles zur Verfügung, mein König. Aber wieder muss ich Euch warnen: Glücklich wird Euch das viele Wissen nicht machen. “
Wie beim letzten Mal betrachtete der König das nur als dummes Geschwätz und schickte seine Diener in die Bibliothek des Zauberers. Stapelweise schleppten sie von dort die Bücher in die Kammer des Königs, sodass der gar den Überblick verlor. Mit welchem Buch er wohl anfangen sollte? Er zog eines, das ihm besonders gut gefiel aus einem der Stapel hinaus und las ein paar Seiten darin. Solange er aber dann über das Gelesene nachsann, er kam zu keinem Schluss.

Er grübelte die ganze Nacht darüber, wälzte sich im Bett und konnte kein Auge zudrücken. „Von Glück kann hier keine Rede sein“, dachte der König. Er gab es auf mit der Weisheit und ordnete schon am nächsten Tag an, die Bücher alle wieder zurückzubringen, auch wenn er natürlich nicht zugab, dass er überhaupt nichts von der Weisheit verstanden hatte.

Zum letzten Mal rief der König seinen Vertrauten zu sich. „Gesundheit und ewige Jugend haben mir kein Glück gebracht und die Weisheit hat mich nur den Schlaf gekostet. Eine letzte Chance für Euch: Was ist es wirklich, das eines armen Königs Herz zum vollkommenen Glück fehlt?“
Der Vertraute noch länger als zuvor, denn er wollte den König nicht erneut enttäuschen. Dann aber platzte es aus ihm heraus: „Die Liebe, mein König! Natürlich fehlt Euch nur die Liebe zu Ihrem Glück!“
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, sehnte sich auch der junge König nach einer Königin, die ihn endlich wieder glücklich machen sollte.

Er bestellte den Zauberer erneut zu ihm. „Bestimmt, mein König, kann ich Euch eine Königin herbeizaubern, man nennt mich nicht ohne Grund den größten Zauberer des Landes. Glücklich aber werdet Ihr gewiss auch dadurch nicht“, antwortete der Zauberer, nachdem der König seinen Wunsch erklärt hatte.
‚Was versteht ein Zauberer schon von Liebe und Glück?’, dachte aber der König und versprach ihm zehntausend goldene Taler aus seiner Schatzkammer. Wenige Augenblicke später nur stieg ein weißer Rauch von der Zimmerecke auf und dahinter kam langsam eine junge und hübsche Königin zum Vorschein. Sie trug ein prächtiges Kleid und der König verliebte sich sofort in sie. Sein Herz schlug schnell und er spürte, dass sie ihn glücklich machen würde.

Noch in der gleichen Woche feierten sie Hochzeit und nicht nur die Musiker, Tänzer und Künstler freuten sich, endlich wieder einen glücklichen König zu haben. Aber auch das Liebesglück des Königs währte nicht lange. Kaum war eine Woche vergangen, zerbrach die Liebe wieder. Die Königin hatte erfahren müssen, dass sie nur ein Werk des Zauberers war, der sie im Auftrag des Königs für viele Goldtaler erschaffen hatte. Daraufhin entbrannte ein fürchterlicher Streit und der König ließ die erkaufte Königin für immer im Kerker wegsperren. Damit aber war auch das Glück des Königs zu Ende und er wurde gar noch unglücklich als zuvor.

Seinem Vertrauten würde er nun auch keinen Glauben mehr schenken und so kam ihm als letzte Rettung der weise Zauberer in den Sinn, dessen Worte er die ganze Zeit über verschmäht hatte.

„Ihr seid einer der weisesten Männer hier im Land“, sprach der König, als er mit ihm alleine war. „Diesmal möchte ich Euch nicht um Bücher bitten noch einen Zauber von Euch verlangen. Aber ich vermache Euch ein halbes Königreich, wenn Ihr mir das vollkommene Glück zeigt.“
Der Zauberer aber war weise und wusste, dass keiner das wahre Glück kaufen kann, für kein Vermögen und für kein Königreich der Welt. Er hatte auch nicht vergessen hatte, wie der König seine Worte verschmäht hatte, als es um den Gesundheitszauber, die Weisheit und die erzwungene Liebe gegangen war. Deshalb beschloss er, eine arge List gegen ihn anzuwenden.

„Mein König“, sprach der Zauberer, „ich habe Euch gewarnt, dass ewige Gesundheit und Jugend Euch nicht glücklich machen, doch Ihr habt meine Worte verschmäht.
Ich wollte Euch auch davor warnen, dass Ihr die Weisheit nicht kaufen könnt und sie Euch keine Nacht mehr ruhig schlafen lässt. Aber auch da habt Ihr meine Worte verschmäht.“
„Mein König“, hob der Zauberer erneut an, „auch die Liebe sollte Euch kein Glück bringen. Ihr könnt sie für kein Vermögen der Welt erzwingen. Aber meine warnenden Worte habt Ihr verschmäht.
Und jetzt wollt Ihr mir die Hälfte Eures Königreichs anbieten, damit ich Euch das vollkommene Glück verrate?“

„Was ist es denn, das ich Euch anbieten kann, damit Ihr mir das Glück zeigt?“, fragte der König, der demütig auf die Knie gesunken war.

Da sprach der Zauberer: „Gebt mir Euer ganzes Königreich, Eure Schatzkammer, Eure Diener, Eure Krone, alles, was Ihr besitzt, mein König. Dann werde ich Euch lehren, was das wahre und ewige Glück ist.“
Der König war so versessen darauf, glücklich zu sein, dass er das Angebot des Zauberers sofort einging. Er sagte: „Alles sollt Ihr haben, alles hier sei Euch. Wenn Ihr mir nur endlich zeigt, was das vollkommene Glück bedeutet.“

Da befahl der Zauberer seinen Wachen, den König aus dem Schloss zu bringen und sie warfen ihn hinaus auf die Straße, wo er mit bloßen Lumpen an seinem Körper noch immer sitzt. Denn er hatte das Gebräu getrunken, das ihn für immer jung und gesund machte. Der weise Zauberer und seine Nachfahren aber haben die Geschichte des jungen Königs bis heute noch jedem erzählt, der glaubte, das vollkommene Glück, die Liebe oder die Weisheit mit ihrem Vermögen erzwingen zu können.

 

Hallo Sebastian,

schön wieder mal ein Märchen von dir zu lesen.
Inhaltlich hat es mir sehr gut gefallen. Dass man mit Geld nicht alles kaufen kann, ist sehr gut rübergekommen.
Aber der ganze Text ist mir ein bisschen zu lang. Ich glaube nicht, dass die Kinder so lange still sitzen würden, um das Ende noch zu hören.
Und zweitens sind einige Satzkonstruktionen etwas zu kompliziert gestaltet, dass es Kinder verstehen können. Vielleicht wären etwas kürzere Sätze zum Verständnis besser angebracht. Ich selbst habe den ein oderen anderen Satz noch einmal lesen müssen, um ihn richtig zu verstehen.

Das soll aber nicht heißen, dass mir das Märchen nicht gefallen hat. Verstehe mich da nicht falsch. Nur, ich habe mich halt mal in ein 10-12jähriges Kind hineinversetzt.
An welche Altersstufe hattest du bei dem Märchen gedacht?

Hier noch ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind:

Er zog eines, dass ihm besonders gut gefällt aus einem der Stapel hinaus.
..., das ihm

und der König sinnte darüber nach und kam zu keinem Schluss.
... sann darüber nach ...

Aber das Glück des Königs währte nicht auch nicht lange.
- währte auch nicht lange.

Mein warnenden Worte habt Ihr verschmäht“
Punkt am Ende

So, das war es schon.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,
vielen lieben Dank fürs Lesen und Kommentieren, freut mich, dass dir die Gechichte gefallen hat, auch wenn sie für dich an manchen Stellen noch etwas holprig klingt.

Aber der ganze Text ist mir ein bisschen zu lang. Ich glaube nicht, dass die Kinder so lange still sitzen würden, um das Ende noch zu hören.
Das Gefühl hatte ich beim Schreiben fast auch, dass es ein bißchen zu lang würde an einigen Stellen, aber ich habe mich an dann an der Länge meines letzten Märchens orientiert und das hier ist sogar noch etwas kürzer. Aber ich glaube wirklich, dass ich da noch bißchen was kürzen muss...

Und zweitens sind einige Satzkonstruktionen etwas zu kompliziert gestaltet, dass es Kinder verstehen können. Vielleicht wären etwas kürzere Sätze zum Verständnis besser angebracht. Ich selbst habe den ein oderen anderen Satz noch einmal lesen müssen, um ihn richtig zu verstehen.
Immerhin habe ich mich schon insofern gebessert, dass ich diese Kritik nur noch in Kindergeschichten zu hören bekomme. ;) Meine ersten Geschichten haben allesamt diese "Macke" gehabt. Aber ich glaube, du hast Recht. Ich vergesse beim Schreiben halt manchmal, dass eine Kindergeschichte eben für Kinder gedacht ist und daher auch Sätze beinhalten muss, die Kinder ohne Probleme verstehen.

An welche Altersstufe hattest du bei dem Märchen gedacht?
Beim Schreiben direkt habe ich an gar keine Altersstufe gedacht, ich weiß nicht. Vielleicht von 6 bis 10 würde ich schätzen, aber im Prinzip sind Märchen ja nicht nur was für Kinder, das Alter ist also nach oben ganz offen ;)

Danke auch für deine Kleinigkeiten ;-)

Viele liebe Grüße,
Sebastian

 

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