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Der junge Gigolo

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22.03.2003
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Der junge Gigolo

"Junger Gigolo verwöhnt auch Dich. Wähle 0165/..."

So lautet meine Anzeige, mit der ich mich seit 2 Jahren anpreise. Das Geschäft geht nicht schlecht. Jung, spontan, lieblich - was sie wollen.
Es gibt überall frustrierte, liebessehnsüchtige, das Abenteuer oder die Abwechslung liebende Frauen. Ich nehme sie alle, und keine, ob jung oder reif hat es je bereut.
Das klingt überheblich? Frag die Frauen, die bei mir zu Ihrem Recht kommen. Frag sie. Mit meinem jungen Blut, meinem Eifer und Ausdauer habe ich sie noch alle singend gemacht, in den glücklichsten Himmel, in dem sie jubilieren.
Ich? Ich bin kein Thema. Es wäre zu erinnerungslos. Öd und leer. Von Heim zu Heim. Ohne Eltern, Zuneigung und Liebe. Ich bin ein Nichts. Über mich wird nie geredet, dieses Thema kenne ich nicht. Die Frauen dagegen sind alles.
Natürlich sind mir die jungen, frischen Knospen am liebsten. Aber auch die Reiferen, die Genießerinnen, lasse ich immer wieder mit sanfter Hand erblühen.

So auch meine heutige Kundin. Mitte Vierzig, schätze ich. Aber über das Alter sprechen wir nie. Das ist tabu. Genau wie die Vergangenheit. Das hier und jetzt zählt. Der Genuß. Und später mein Geld.
Und wie diese Frau genießen kann. Mit geschlossenen Augen läßt sie mich gewähren. Wie liebe ich diese entrückten Madonnengesichter.

Diese Form, die Brüste, die geschwungene Taille, das lieblich weiße, heiße Fleisch. Auch wenn ich zum Verwöhnen bezahlt werde, ist es für mich ebenfalls ein Genuß. Immer darauf bedacht, sie zufrieden zu sehen. Das erhöht das Trinkgeld. Und wie glücklich sie ist. Sie erbebt, genießt, strahlt. Engel gleich.

Wenn es die Kundinnen wünschen, komme auch ich zu meinem Recht --- jjeeeetzt !!! ...

Ermattet liege ich auf ihrem sanften, weichen Körper, müde liege ich an ihrer Brust. Sie gurrt mir leise Laute zu, streicht mir über das Haar.
Ich fühle mich so wohl. Es ist so vertraut. Zurückversetzt in die Kindheit. Genüßlich knappere ich an ihrer großen Brustwarze.
Tausend Bilder fliegen durch mein Hirn. Erinnerungen werden wach.
Ich glaube es nicht --- es darf nicht --- ich --- das --- sie --- diese Wärme --- diese Stimme --- diese Worte --- diese Nähe --- ich reiße meinen Kopf hoch:

M A M A ! !

 

*lol*
Die Geschichte ist echt schön geschrieben, und auch, wenn das überraschende Ende für mich ein wenig vorhersehbar war, fand ich es gut. Ich finde es jedenfalls gut, dass du die Story hier und nicht unter Humor einstufst, denn sie geht wirklich tiefer als die Pointe vermuten lässt, und das finde ich gut!

 

Hey Ralph,

gute Geschichte, über die man ruhig etwas länger nachdenken kann. Das Ende passt meines Erachtens nach nicht gut zum Rest der Geschichte, die nun wirklich nicht amüsieren soll. Der Mann wurde nie geliebt, hat bisher immer nur Gefühle gegeben, nicht bekommen.

Ich würde Schluss machen, als er so ruhig mit der Frau daliegt. Das er sich an seine Mutter erinnert fühlt musst du nicht mit dem Vorschlaghammer klarstellen. Das wird sich jeder denken können und deine Geschichte gewinnt dadurch nur an Tiefgang.

Aber wie gesagt, gute Geschichte die mich berührt hat!

Christian

 

Moin Christian, Moin ANiMA/Christian,
zuerst einmal vielen Dank für die - für mich überraschend - guten Kritiken. Ich gebe zu, es hätte auch ein anderes Ende geben können, kein so "Effekt hascherisches", eher eines, das in die Richtung von ANiMA geht, und die Intention des Textes in eine etwas andere Richtung lenkt. Wobei der letzte Satz eigentlich mein Aufhänger war, die Geschichte zu schreiben, daher ist mir der "Effekt" schon wichtig. Selbstkritisch muß ich mich schon loben, trotz fehlender Tippfehler Rückmeldungen bekommen zu haben. Es gibt bestimmt noch andere Meinungen, in eine ganz andere Richtung. Laßt sie uns auch hören.
Gruß von de Waterkant - Ralph

 

Hej Ralph!

Ganz ohne Fehler kommt auch Dein Text nicht aus, jedenfalls habe ich ein fehlendes Komma entdeckt (genaugenommen natürlich die Leerstelle). :)

Die Geschichte an sich ist nicht schlecht, vielleicht ein wenig kurz, und der Hammer am Schluss - tja, ich bin mir nicht so sicher, ob es mir nicht besser gefallen würde, wenn es nicht ganz so deutlich formuliert wäre.
Alles in allem nett für Zwischendurch, nichts Überragendes, aber durchaus lesenswert.
Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

 

Moin Chaosqueen,
es freut mich, daß es dir etwas gefallen hat. Es ehrt mein männliches Herz. Die Leerstelle, weißt du, ich glaube, in dieser heutigen Zeit, wo die Leerstellen so knapp sind und alle sie besetzen wollen, ich glaube, da sollte ich sie dem Text schenken. Es macht ihn so menschlich - oder auch (da mit Fehlern versehen) - männlich . . :confused:
Also, vielen Dank für Deinen unbändigen Leseeifer -
Gruß
Ralph

 

Mahlzeit!

Very short: Eine tolle Geschichte - abgesehen von den letzten vier Buchstaben... :rolleyes:
Sorry, aber diese Pointe wirkt auf mich irgendwie plump und albern und passt m.E. überhaupt nicht zum Rest des Textes. Wenn du den Plot ein wenig veränderst und der Story einen besseren Schluss verpasst, wäre sie ausgezeichnet!

Just my Tuppence,
Horni

 

das ende habe ich noch nicht ganz verstanden.(liegt es an der Uhrzeit?) Fühlt er sich an seine mutter erinnnert oder ist sie es wirklich?
Aber ich glaube sie ist es nich....admin bitte löschen!! das war :bla: :bla: :bla:

 

Moin Horni, Moin Predator,
zu dem schluß kommend: Ob es seine Mutter ist oder nicht, lasse ich offen. Wäre es sie, wäre die Situation für den Protagonisten um so peinlicher,müßte sich als Oedipus fühlen.
Ich hatte mir auch schon einen Alternativschluß überlegt: Daß er sich in die Mutter/Kind-Situation nur hineingedacht hat, überschwemmt wurde von Gefühlen, und die Frau dann von seinen Emotionen verwirrt nach Hause schickt, um vereinsamt wieder zur Ruhe zu gelangen. Aber diesen Schluß fand ich zu sentimental, daher hatte ich die Story mit einem "Knackpunkt" enden lassen. Mal sehen, vielleicht gibt's ja auch zwei "Enden" (wie bei der Wurst).
und Tschüß - Ralph

 

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