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Der Jugend blinde Hoffnung

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25.06.2002
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Der Jugend blinde Hoffnung

Für all die einsamen Meere von Menschen, die das Leben nicht kennen, bis sie sterben.

Mir scheint sein dunkler Blick angeboren, nicht aufgezwungen. Manche kommen mit diesem inneren Dunkel zur Welt.
Er wünscht sich ein Feuermesser, Erlösung, Befreiung. Doch sein Innerstes brennt, weil er nicht atmet. Rückzug in den Mitternachtsmantel. Noch ein verwirrter, verirrter fiebernder Geist. Das Lächeln ist schief und schmerzlich wie vorhin der Schreck. Der schöne Nebel weicht aus seinem Kopf und er sitzt. Seine Augen schmerzen, so hatte er sie aufgerissen. Sein Kiefer schmerzt, so hatte er die Zähne zusammengebissen. Das ungewisse Gelächter überall klingt hart und rau und alle blumigen Farben sind welk.

Nicht verrückt.

Der Lärm und unvermeidlich, die Übelkeit und der übliche Gang an die frische Luft.

Vergehe, Starrheit. Augen, vergeht.

Die Nacht ist wie gewöhnlich, das heißt unruhig. Benebelt. Betäubt.

Er versucht, alles gegenwärtig zu machen.

Diese Nacht ist dunkel.

Die Straße windet sich eigentümlich. Es ist als suche sie erst ihren Weg und sei von der Richtung selbst überrascht.

Überall Gelächter und heimliche Gespräche.

Ruhe. Haltung. Fette blasse Gelassenheit.

Kies knirscht bei jedem Schritt. Er versucht zu schleichen, leise, auf Zehenspitzen, doch der Kies zwitschert schadenfroh bei jeder Bewegung.

Könnte er diese Stimmen zum Schweigen bringen, die Geräusche, das letzte Wimmern, das Gerede und seine eigene angestaute Wut, die lauten Klagen der Hinterbliebenen, das Schreien der Toten; könnte er einen Dom des Friedens errichten, einen Ort der Zuflucht in seinem Kopf.

Doch er weiß, dass Rückzug Wahnsinn ist.

Er geht weiter, Wind durchbohrt sein Lächeln.

Der Wind fällt langsam, sein Klagen verebbt.

Die Straßen sind verschwörerisch still.

Die Brücke, Ich und der Traum.
Er geht seinem Traum entgegen. Er will ihn töten, auf das die Stimmen schweigen mögen.

Ein Sprung, er schreit und das Wasser schließt sich über ihm.

Der Bruch zwischen Leben und Tod schmerzt.

Doch wie ich damals stundenlang im Wasser, wusste auch er, dass manche Schläge tödlich sind und der Tod langsam sein kann.

Ich stehe, schaue zu, umgeben von herzlosen Fremden.

Sie spiegeln weder Intelligenz noch Liebe, noch Bosheit, sie zeigen reines Sein. Summe allen Daseins. Güte und Herrlichkeit in Vollendung.

Sieh ungläubig mit eigenen Augen, wie er geht.
Und neben mir, sagt jemand, was sie alle denken: "Gott steh uns bei, ob er jemals zurückkommt?"

Doch das Wasser bleibt still.

Nur die Nacht wird spürbar wärmer, von unserem vereinigten Lächeln.

 

Hallo Werther,

man weiß schon, um was es in der Geschichte geht, doch mir wird das „Warum“ nicht deutlich und auch nicht eine philosophische Fragestellung.
Einige Ausdrücke finde ich recht kreativ und treffend: „Blumige Farben sind welk“, „Mitternachtsmantel“ das erinnert mich an Siku (Haiku-Ähnliche- Kurzgedichte), die auch mit einer ungewöhnlichen Wortkombination anfangen.

Tschüß ... Woltochinon

 

Hi Werther,

ich finde deinen Sprachstil sehr gelungen und die Szenerie deiner Geschichte beeindruckend. Doch irgendwie erkenne ich nicht den Sinn, ich meine die Intention, die dahinter steckt. Es gibt wenig klare interpretationshinweise. Ansonsten ist die Geschichte ganz gut.

 

So, hab mir die Geschichte noch mal aufmerksamer durchgelesen. Jetzt weiß ich worum es geht, und verstehe auch den Sinn. Die Idee ist aber nicht ganz frisch, doch wer hat denn schon heutzutage nagelneue philosophische Ideen und Theorien auf Lager. Ich bleib dabei: dein Schreibstil ist genial (nahezu). :)

 

Ich möchte zwar kommenden Lesern durch eine Präsentation der gereiften Interpretation und damit des Hintergrundes dieser meiner Kurzgeschichte nicht den Zugang unnötig einschränken, doch darauf hinweisen, dass man die penetrante Spannung zwischen emotionaler Bewegung und Geschehnissen in der Umwelt ins Auge fassen sollte, um die wahre Message zu verstehen. Würde mich weiterhin über Rückmeldungen freuen.

Liebe Grüße,
Werther

 

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