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Der Jahrmarkt

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16.12.2016
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Der Jahrmarkt

Seit einigen Jahren schon gibt es da diesen Trubel, achtzehn mal jährlich, mindestens! Ein junger Erwachsener, Henry, stand erneut vor einer schwierigen Entscheidung. Er befand sich inmitten wilder, sich drehender Fahrgeschäfte und einem Geisterhaus, welches ihn schon nur beim Vorbeigehen in eine Art Schreckstarre fallen ließ. Außerdem schmerzte sein Magen, da er sehr viele Süßigkeiten verschlungen hatte.
Das Problem bei seiner Entscheidungsfindung? Henry ist nicht einfach gestrickt, nicht rational veranlagt. Schon immer gab es da diese Flut an Gedanken, eine Macht an sowohl positiven als auch negativen Gefühlen. Wenn diese mächtige Flut unter Henrys Schädeldecke wütete, war es wieder höchste Zeit für den Jahrmarkt.

Eigentlich liebt er Jahrmärkte, Freizeitparks sind ebenfalls eine große Leidenschaft. Wenn sich allerdings alles in einem einzigen Individuum abspielt, es kein riesiges Universum gibt, in welchem sich sämtliche Aktivitäten entfalten können, löst dies einen enormen Druck gegen die Wände innerhalb einer mit Haut überzogenen menschlichen Kreatur aus. Auch die Haut, als größtes menschliches und atmendes Organ, kann diesen Ballast nicht einfach ausstoßen. Henrys Körper war Stellplatz für einen mächtigen Jahrmarkt geworden!

Seine Gedanken nahmen die Form wilder Fahrgeschäfte an, das Geisterhaus verlieh ihm diese unglaubliche Angst, welche ihn auf der Stelle treten ließ und die vielen Süßigkeiten blockierten seinen Bauchinstinkt.
Henry beschloss, diesem Treiben ein Ende zu setzen und plante den schrittweisen Abbau des Jahrmarktes. Fest entschlossen nahm er sich das Geisterhaus, welches ihm die größten Sorgen bereitete, als erstes vor. Er wollte seine Angst loswerden, die ihm den Atem entzog und feststecken ließ wie ein Modellschiff in einer Flasche. Die Sehnsucht nach dem Voranschreiten seines Weges war mit seinem Entschluss so mächtig geworden, dass er einen unbändigen Willen entwickelte und sich dieser Herausforderung mit Bravour stellte. Mutig beseitige er diese erste Wegblockade.

Als nächstes ging es den Fahrgeschäften an den Kragen. Er erteilte ihnen klare Fahrzeiten und schloss Sonderfahrten jeglicher Art aus. Das ermöglichte ihm einen klaren und übersichtlichen Blick auf das Geschehen. Nach seiner Begutachtung wurden alle Fahrgeschäfte, mit Ausnahme von einem, mit sofortiger Wirkung vom Stellplatz entfernt. Er hatte seine Gedanken sortiert und war in der Lage, sich jeder Angelegenheit einzeln zu widmen.
Ermöglicht wurde ihm das durch das Riesenrad. Henry hatte all seine Gedanken freundlich als Gäste begrüßt und jeden einzeln in eine Gondel gesetzt. Sobald ein Gedanke im Ein- und Ausstiegsbereich ankam, bewerte Henry ihn und entschied, ob sein Fahrticket noch von längerer Dauer oder abgelaufen ist. Einigen gab er sogar ein Dauerticket, was nach einigen Tagen dazu führte, dass das Riesenrad in einem hellen glänzenden Licht erstrahlte, voller fröhlicher Fahrgäste. Henry war mit seinem Jahrmarkt nun vollkommen zufrieden und das mulmige Gefühl in seinem Magen wich einer wohligen Wärme.

 

Hallo Lukas2901,


dein Text stellt für mich keine Kurzgeschichte dar - zumindest nicht im klassischen Sinne.


Du erklärst in vier knackigen Absätzen, welche Gefühle und Gedanken deine Person "Henry" hat.
Ich sehe es daher eher als Personen- oder Charakter-Beschreibung.
An sich ist die Person sehr schön beschrieben und der Leser kann sich "Henry" vorstellen - bzw. seine Gedanken.


Du hast ein paar Dinge mehrmals erwähnt - gewollt?

Zum einen die Geisterbahn und zum zweiten die Süßigkeiten, die "ihm" schwer im Magen liegen. Metaphern für irgendetwas?


Je länger ich über den Text grüble, komme ich zu der Überzeugung, dass es sich hierbei eher um Lyrik als um (Kurz-)Prosa handelt.

Ein Indiz dafür sind die etlichen Metaphern, die du (ungewollt und umbemerkt?) verwendest.


Nichtsdestotrotz gehört der Text für mich eher in die Rubrik "Lyrik".

Überarbeite den Text am besten noch mal von Grund auf.


LG

betze

 

Hallo betze,

es soll einen Text darstellen über selbst erlebtes. Ich habe den Text verfasst, als es mir selbst nicht sonderlich ging. Daher stellen die Dinge bewusst Metaphern dar, weil ich so am besten meinen Gefühlen Ausdruck verleihen konnte.

Hier gibt es keine Rubrik Lyrik?

LG
Lukas

 

Nope

Aber ich denke, du kannst den Text zu einer Kurzgeschichte umbauen.
Geh weg von der gedanklichen Ebene (Gefühle, etc.) und bringe mehr das Aktive in der Vordergrund. Beschreib besser, was du gemacht hast und nicht nur wie du es gemacht hast. So erkennt der Leser das Problem und hat direkt eine Art "Lösung" bzw. wie du es gelöst hast.

Wenn du es dann noch aus der "Ich-Perspektive" schreibst, kann sich der Leser noch besser hineinfühlen.


Beispiel:

Statt:

Seit einigen Jahren schon gibt es da diesen Trubel, achtzehn mal jährlich, mindestens!

schreibst du:

"Seit einigen Jahren plagen mich diese Dinge schon. Schlimme Dinge. Fürchterliche Dinge. Dinge, die man nicht beschreiben kann. Und sie sind trotzdem da. Alle paar Wochen rissen sie mich aus dem Schlaf. Ich wachte schweißgebadet auf."

Und dann kommt halt die Geschichte, was du getan hast, damit es besser wird bzw. aufhört.


LG

betze


P.S.: Meinen Vorschlag kannst du gerne verwenden, wenn er dir gefällt. Geschenkt!

 

Hi Lukas2901!

Also deine Idee ist nicht schlecht, die Emotionen und turbulent-chaotische Gedanken- und Gefühlswelt eines jungen Menschen mit einen Jahrmarkt zu vergleichen. Es gelingt dir gut, einige verschiedene Aspekte seines ungeordneten Zustandes in die bunte Kirmes-Atmosphäre einzubauen. Furcht ist die Geisterbahn, Chaos sind die Fahrgeschäfte, usw.

In sprachlicher bzw. erzählerischen Hinsicht gallopierst du allerdings für meinen Geschmack das ein oder andere Mal übers Ziel hinaus. Einige Formulierungen, Bilder und Beschreibungen wirken auf mich zu schwülstig, bombastisch oder gezwungen tiefsinnig.

Wenn sich allerdings alles in einem einzigen Individuum abspielt, es kein riesiges Universum gibt, in welchem sich sämtliche Aktivitäten entfalten können, löst dies einen enormen Druck gegen die Wände innerhalb einer mit Haut überzogenen menschlichen Kreatur aus. Auch die Haut, als größtes menschliches und atmendes Organ, kann diesen Ballast nicht einfach ausstoßen. Henrys Körper war Stellplatz für einen mächtigen Jahrmarkt geworden!

Das klingt irgendwie so, als wäre Henry nicht normal, weil sich im Gegensatz zu ihm jeder "normale" Mensch irgendwie in Einklang mit dem Universum befindet.

Ok, ich gebe zu, ich empfange auch ab und zu Botschaft vom Planeten Orion und höre Stimmen aus meinem Tesafilmroller. Aber das nur am Rande!:D

[...] einer mit Haut überzogenen menschlichen Kreatur [...]

Und das klingt so, als gäbe es auch menschliche Kreaturen, die nicht mit Haut überzogen sind. Klar die gibt es - bei Freddy Krüger!!!;)

Die Sehnsucht nach dem Voranschreiten seines Weges war mit seinem Entschluss so mächtig geworden, dass er einen unbändigen Willen entwickelte und sich dieser Herausforderung mit Bravour stellte.

Dieser Satz liest sich ausgesprochen umständlich (das meinte ich mit "gezwungen tiefsinnig").

Henry stellt sich seiner Herausforderung mit "Bravour" - es wäre treffender, wenn sich Bravour auf das Meistern der Herausforderung beziehen würde, und nicht auf das Sich-ihr-stellen.

Als nächstes ging es den Fahrgeschäften an den Kragen. Er erteilte ihnen klare Fahrzeiten und schloss Sonderfahrten jeglicher Art aus. Das ermöglichte ihm einen klaren und übersichtlichen Blick auf das Geschehen. Nach seiner Begutachtung wurden alle Fahrgeschäfte, mit Ausnahme von einem, mit sofortiger Wirkung vom Stellplatz entfernt.

Warum erteilt er den (also allen) Fahrgeschäften zuerst noch klare Fahrzeiten, wenn er danach ohnehin alle bis auf eins in die Tonne haut?

Ich denke, du könntest den Fokus deiner Geschichte noch deutlicher herausarbeiten, wenn du auf die vielen (in meinen Augen!) überflüssigen Schnörkel und Verziehrungen verzichten würdest und dich klarer, prägnanter Sätze bedienen würdest.
Denn wie gesagt, die Grundidee der Geschichte ist gar nicht schlecht.

Viele Grüße vom EISENMANN

 

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