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Der Jäger

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17.10.2010
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Der Jäger

Aus den Augenwinkeln nahm er eine sehr vorsichtige Bewegung wahr.
Er wusste nicht, wie lange er schon in dieser Position verharrte, Zeit spielt nur eine Nebenrolle in seinem Leben.
Die Kälte plagte ihn inzwischen stärker als früher, sie schien seine Gelenke zu vereisen, seine Gedanken zu lähmen und ihm so seine Geschwindigkeit zu rauben.
Sein Aussichtspunkt war gut gewählt, von hier oben konnte ihm keine noch so kleine Bewegung entgehen, zudem bewahrte dieser ihn vor neugierigen Blicken Dritter.

Sein letztes Mal musste eine gefühlte Ewigkeit zurückliegen, sein ganzer Körper gierte nach dem stimulierenden Adrenalinkick und dem, was danach immer folgte: Absolute Zufriedenheit und der süße Triumph des Erfolges - zumindest für eine kurze Weile.

Langsam drehte er seinen Kopf in die Richtung der aus dem Augenwinkel gerade noch wahrgenommenen Bewegung, und tatsächlich: Dort schlich sie sich langsam und ständig umblickend voran, als würde sie seine Anwesenheit unterbewusst erahnen.
Was nun kam hat er schon unzählige Male erlebt: Durst und Rausch übernahmen die vollständige Kontrolle über ihn, sämtliche von nun an unwichtigen Einzelheiten der Umgebung rückten in den Hintergrund, in seiner Wahrnehmung gab es nur noch Raum für sie. Er konnte ihre nächsten Bewegungen erahnen, spürte förmlich tief im Inneren, wohin sie von ihren Füßen getragen werden würde.

In dem Moment, in dem er seine Schwingen ausbreitete und zum Sprung ansetzte um sich den Lohn seiner Beharrlichkeit abzuholen, beschlich ihn eine seltsame und für ihn neue Vorahnung: Im war kein Moment des Glückes mehr vergönnt.
Kaum einen Lidschlag später spürte er auch schon den heißen Atem seines lautlosen Henkers im Nacken.

Sie war aufgeschreckt durch die Bewegungen in den Wipfeln des Baumes längst sicher mit pochenden Herzen in ihren Bau zurückgekehrt.
Und er hatte sich zum letzten Mal in seinem Leben geirrt.

 

Cisie schrieb über seine Geschichte:

Hallo,

hier meine allererste Kurzgeschichte, die heute nach einem halben Jahr der Unfertigkeit beendet wurde. Viel Spaß damit!

Solche Kommentare bitte immer in ein neues Posting unter die Geschichte.

 

Hi Cisie, herzlich willkommen hier!

Naja, eine richtige Kurzgeschichte ist das nicht, eher die Beschreibung einer Szene.

Gab ein paar kleinere Fehler, meistens fehlten Kommas. Hier der, der mich am meisten gestört hat:

Sie war aufgeschreckt durch die Bewegungen in den Wipfeln des Baumes längst sicher mit pochenden Herzen in ihren Bau zurückgekehrt.
Sie war, aufgeschreckt durch die Bewegungen in den Wipfeln des Baumes, längst sicher mit pochenden Herzen in ihren Bau zurückgekehrt.

So, was mir nicht gefallen hat, war die Tatsache, dass der Prot ein Tier ist. Das fand ich nicht gelungen, weil die inneren Betrachtungen des Erzählers eher zu einem Menschen gepasst hätten. "Stimulierender Adrenalinkick", sowas soll ein Vogel in dieser Art und Weise empfinden und sich darauf freuen?

Auch dass alle Figuren nicht offenbart werden, hat mich eher genervt. Es gibt ihn, sie und den "lautlosen Henker". Aha. Und wer oder was sind das jetzt für Viecher?

Irgendwie hat die "Geschichte" nichts, was hängenbleibt, keine Aussage und ebenfalls nichts, was mich irgendwie weiter beschäftigen würde.

Nichts für ungut, aber hat mir nicht gefallen. Vielleicht kannst du ja das eine oder andere aus meinen Anmerkungen ziehen.

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hi Cisie, herzlich willkommen hier!
Vielen Dank: ))

Naja, eine richtige Kurzgeschichte ist das nicht, eher die Beschreibung einer Szene.
Hm, mir war bislang keine DIN zu Inhalt und Form einer KG bekannt, daher schreibe ich einfach nieder, was mir gerade durch den Kopf geht.

Gab ein paar kleinere Fehler, meistens fehlten Kommas. Hier der, der mich am meisten gestört hat:

Sie war, aufgeschreckt durch die Bewegungen in den Wipfeln des Baumes, längst sicher mit pochenden Herzen in ihren Bau zurückgekehrt.

Vielen Dank für die Korrektur! Jetzt, beim gefühlten 200. Lesen fällt er mir auch auf : ))
Nennt man wohl "blinder Fleck".
Ich werde es korrigieren!

So, was mir nicht gefallen hat, war die Tatsache, dass der Prot ein Tier ist. Das fand ich nicht gelungen, weil die inneren Betrachtungen des Erzählers eher zu einem Menschen gepasst hätten.
Schon mal daran gedacht, dass es meine Absicht sein könnte, den Leser bis zum Ende im Unklaren über die Situtation und die Darsteller zu lassen? Und Deine Aussage bestätigt mich in meinem diesbezüglichen Erfolg.
"Stimulierender Adrenalinkick", sowas soll ein Vogel in dieser Art und Weise empfinden und sich darauf freuen?
Klar, in meiner Welt - und dort spielt meine Geschichte - schon. Du kannst mir gerne das Gegenteil beweisen ; ))

Auch dass alle Figuren nicht offenbart werden, hat mich eher genervt. Es gibt ihn, sie und den "lautlosen Henker". Aha. Und wer oder was sind das jetzt für Viecher?
Siehe oben: Es ist meine Absicht, dass jeder ein eigenes Bild der Szene im Kopf hat. Du darfst gerne etwas mehr Deiner eigenen Fantasie reinbringen.

Irgendwie hat die "Geschichte" nichts, was hängenbleibt, keine Aussage und ebenfalls nichts, was mich irgendwie weiter beschäftigen würde.

Nichts für ungut, aber hat mir nicht gefallen. Vielleicht kannst du ja das eine oder andere aus meinen Anmerkungen ziehen.

Alles gut, es ist Dein gutes Recht, die KG nicht zu mögen: ))
Es ist eben kein episch erzählender (Roman-)Stil, sondern sehr kurz, prägnant und dennoch offen für Interpretationen. Und dieses Spagat wollte ich erreichen.
Vielen Dank für Deine Rückmeldung, ich werde sie in meine nächsten Geschichten einfließen lassen.


Alles Gute,
Christoph

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Cisie,

Schon mal daran gedacht, dass es meine Absicht sein könnte, den Leser bis zum Ende im Unklaren über die Situtation und die Darsteller zu lassen?
Natürlich, ist ja offensichtlich.
[...] und dennoch offen für Interpretationen.
Ok, du lässt das also offen und hoffst auf Interpretationen, und dann kommst du mit:
Klar, in meiner Welt - und dort spielt meine Geschichte - schon. Du kannst mir gerne das Gegenteil beweisen ; ))
Merkst du was?
Das ist alles andere als befriedigend für den Leser.

Ich will mir nicht selbst aus einem Gerüst (das aus Teilen "deiner Welt" besteht) eine Geschichte zusammenbasteln, sondern ich will die Geschichte sozusagen auf dem Silbertablett. Denn Geschichte heißt für mich, da hat sich jemand mit einem Thema beschäftigt und es kreativ verwurstet, am besten noch gespickt mit Erkenntnissen oder originellen Gedanken.

Was soll ich denn so großartig bei deinem Text interpretieren? Das ist eine einfache Jagdszene. Die Natur ist grausam? Sind wir nicht selbst wie Tiere? Es gibt immer einen noch größeren Fisch? Vögel sind dumm? Was?
Wenn es da etwas so Dolles zu deuten gibt, musst du wenigstens Hinweise geben. Einfach eine Szene schreiben, sich zurücklehnen und sagen:Interpretiert ma!, kommt nicht so gut. Der Leser muss schon eine Ahnung bekommen, worauf du hinauswillst.

Für mich passt es einfach nicht zusammen und hat keine Aussage.

Aber das ist natürlich nur meine Meinung

Viele Grüße,
Maeuser

 

Das Ende ist eben nicht offen für Interpretation.

In einer Kurzgeschichte, die wir mal in der Schule gelesen haben (wenn jemand die Geschichte kennt, würde ich mich freuen, wenn mir jemand den Namen sagt), bekam ein Mann einen Brief, in dem er sich zwecks seiner Hinrichtung auf einer betimmten öffentlichen Toilette einzufinden hat. Später erfährt der Leser dann, dass er tot ist. Das lässt wirklich Raum für Interpretation, weil man nicht weiss, ob er tatsächlich hingerichtet worden ist, oder vor Angst gestorben ist.

Bei deiner Geschichte könnte es alles von einem angebohrenen Herzfehler bis zu einem Atomkrieg sein. Damit man die Geschichte interpretieren kann, benötigen wir zumindest einen Hinweis.

 

Schwarzer Ritter schrieb:
In einer Kurzgeschichte, die wir mal in der Schule gelesen haben (wenn jemand die Geschichte kennt, würde ich mich freuen, wenn mir jemand den Namen sagt), bekam ein Mann einen Brief, in dem er sich zwecks seiner Hinrichtung auf einer betimmten öffentlichen Toilette einzufinden hat. Später erfährt der Leser dann, dass er tot ist. Das lässt wirklich Raum für Interpretation, weil man nicht weiss, ob er tatsächlich hingerichtet worden ist, oder vor Angst gestorben ist.

Günter Kunert - Zentralbahnhof

Und er ist nicht vor Angst gestorben. Auf keinen Fall ;).

 

Danke den Namen habe ich vergessen.
Wenn ich mich recht erinnere, haben sie bei der Schulversion aus irgend einem Grund die letzten drei Zeilen weggelassen.
Warum weiß ich auch nicht.

 

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