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Der Inhalt einer Box

Seniors
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01.06.2005
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Der Inhalt einer Box

Der Kasten besteht aus Metall und hat in etwa die Größe eines gewöhnlichen Schuhkartons. Der Deckel ist mit einer luftdicht abschließenden Silikondichtung versehen.
Es befinden sich folgende Dinge darin:
Ein Foto einer Familie, zu sehen ist ein junger Mann in der Uniform der Luftwaffe, eine Frau im selben Alter, sie trägt Jeans und ein rotes T-Shirt und hält einen Säugling auf dem Arm, und ein weißblonder Junge von etwa zwei Jahren.
Acht kleine Tonbandkassetten, wie sie in altertümlichen Diktiergeräten verwendet werden, liegen darunter. Jemand hat sie mit schwarzem Filzstift beschriftet. "Verhör Mj. A. T. #1" bis "Verhör Mj. A. T. #18" steht darauf.
In einem Nylonetui stecken fünf Speichermedien. Sie enthalten Filme.

Das Bild rauscht stark und wurde offenbar schon während der Aufzeichnung stark komprimiert: Immer wieder tauchen grellfarbige Klötze auf, so dass man sich kaum sicher sein kann, was Bestandteil der Szenerie und was nur ein Kompressionsartefakt ist. Zuweilen blitzt es blendend auf, wenn die Kamera einen neuen Weißabgleich versucht.
Schließlich stabilisiert sich die Aufnahme.
Ein Cockpit ist zu sehen, zwei große, quadratische Monitore, die Fluglage und Position symbolisch anzeigen, mehrere bunt beleuchtete kleinere Anzeigen, Knöpfe und Skalen. Dunkel im Vordergrund zwei bizarr aufgebläht wirkende Köpfe. Ah, Pilotenhelme.
Einer der anwesenden Schlipsträger im Vorführraum nickt. "Eurofighter", sagt er.
Der Film hat auch eine Tonspur, allerdings ist über dem statischen Rauschen kaum etwas von den Funksprüchen der Männer zu hören, nur ruhige Routine spricht aus ihrem Tonfall.
Durch die Fenster des Jägers sieht man nur Schwärze, so schwarz, dass die Kamera diese Leere mit Rauschen füllt, Quanteneffekte, in denen man Schemen, Schlieren, Gesichter zu sehen meint.
Eine grüne Einblendung zeigt die Zeit, zwei Uhr Morgens nach einer unbestimmten Ortszeit.
Dann wird die Nacht hell.
Erneut sieht man nichts mehr, bis die Kamera den Weißabgleich schafft. In dieser Sekunde überschlagen sich die Stimmen der Männer. Die verzerrte Aufnahme wandelt sie in ein Heulen, ein angsterfülltes, kratzendes, taumelndes Geräusch.
Das Bild kehrt zurück aus der ungeformten Helle, dann fällt die Kamera aus.
Im Dunkel des Vorführraums lacht jemand unsicher, ein anderer tastet nach der Fernbedienung, findet sie und spult den Film zurück zu jenem Sekundenbruchteil, bevor die Aufzeichnung endet.
Ein Standbild.
Das Cockpit gleißend erleuchtet, die Kanten der Instrumente und die Fensterstreben überstrahlt. Der Himmel noch immer schwarz. Inmitten der Schwärze ein unbegreifliches, zigarrenförmiges Licht, wie eine eiförmige, blaue Sonne.
Niemand im Raum spricht.

Die Qualität des zweiten Films ist besser.
Der junge Offizier - nun in zivil - sitzt in einem Garten, vor einem gedeckten Tisch. Die Kamera fährt auf ihn zu, offenbar trägt sie jemand. Der Filmende spricht den Offizier an, doch es gibt keinen Ton. Er hebt den Kopf, winkt und lächelt schwach, erschöpft, teilnamslos.
Der blonde Junge läuft ins Bild und winkt begeistert. Die Kamera wird auf dem Tisch abgelegt und man erkennt, wie die Mutter den Jungen in die Arme schließt.
Das Baby sitzt in einem Laufstall.
Der Mann lächelt. Er lächelt wie durch Glas, als wäre da eine dicke Panzerglasscheibe zwischen ihm und seiner Familie.

Der dritte Film wurde ebenfalls mit der Kamera der Familie aufgezeichnet. Doch diesmal rauscht das Bild wieder stark, denn es ist ebenso dunkel wie zuvor im Cockpit.
Die Kamera fährt durch einen Flur, erreicht ein Zimmer. Blasses Mondlicht erleuchtet es. In einer Ecke steht ein vergittertes Kinderbett.
Die Kamera zittert stark und schwenkt zur Raummitte.
Ein Lichtpunkt strahlt dort, hell und scharf wie eine Nadel aus Photonen. Der Lichtpunkt schwebt unbeweglich inmitten der Luft des Zimmers. Er tut nichts als absolute Helligkeit aus dem Raum zu schneiden.
Nach Minuten erlischt der Punkt abrupt, dann endet auch die Aufzeichnung.

Der vierte Film beginnt wie der dritte. Ein Gang über den Flur, doch diesmal in ein anderes Zimmer.
Es ist ebenfalls ein Kinderzimmer, Spielzeuge liegen auf dem Boden: Modellautos, vor allem Flugzeuge, Bausteine. Das Bett scheint leer.
Diese Nacht ist dunkler, kein Mond scheint diesmal.
Am Ende des Zimmers, unter dem dunklen Fenster, liegt etwas wie eine Decke auf dem Boden. Ein gestrecktes, dunkles, hügelartiges Ding von etwa einem Meter Länge. Es scheint amorph, und es ist schwer zu entscheiden, ob es sich leicht bewegt, oder dies nur so scheint, weil die Kamera nun immer stärker zittert.
Der Film läuft noch zwei Minuten weiter, in denen nichts weiter geschieht. Das Ding liegt nach wie vor auf dem Parkett.
Schließlich fährt es ein Pseudopodium aus. Daraufhin zittert die Kamera so stark, dass sie zu Boden fällt. Das Bild kippt zur Seite, doch nach wie vor ist das Objekt zur Hälfte zu erkennen. Das Pseudopodium hat am Ende die Form einer sehr kleinen, aber unverkennbar menschlichen Hand.

Der letzte Film zeigt Major T. in einem blassgrün gestrichenen Raum. Er ist leer, abgesehen von einem Tisch, darauf ein Mikrofon. T. sitzt auf einem Stuhl davor.
Ab und zu sind unten am Bildrand Hände zu sehen. Anscheinend sitzt auf der anderen Seite des Tischs noch jemand, über dessen Schulter die Kamera filmt.
T. sagt nichts, aber sein Atem ist unruhig und durch das Mikrofon deutlich zu hören.
Der unsichtbare Befrager bietet ihm Wasser in einer Plastikflasche an, aber T. ignoriert die Flasche, scheint nicht einmal sein Gegenüber wahrzunehmen. Er starrt unfokussiert ins Leere.
Mehrere Minuten - erkennbar an einer Zeiteinblendung in der Ecke des Bildes - verstreichen, während T. leicht mit dem Oberkörper vor und zurück wippt und unvermidert hyperventiliert.
Schließlich schiebt der Befrager ein Blatt Papier in T.s Sichtfeld auf den Tisch. Es dauert einen Moment, bis T. das Blatt fokussiert. Sofort beginnt er zu schreien, mit jenem tierhaft angstvollen Ton, der auch in der Cockpitaufnahme zu hören war. Er springt auf, stößt dabei Wasserflasche und Stuhl um, und presst sich gegen die hellgrüne Wand, wie ein Insekt, das einen Ausweg aus einem gläsernen Gefängnis sucht. Er krallt die Finger in den glatten Putz und schreit dabei weiter und weiter und weiter.
Der Befrager steht auf und tritt ins Sichtfeld der Kamera. Er ist ein Mann mittleren Alters mit schütterem Haar, in einem schmucklosen, weißen Kittel, augenscheinlich ein Arzt. Kommentarlos zeigt er das Blatt in die Kamera.
Eine Kinderzeichnung. Die mit rotem Wachsstift unbeholfen umrandete Kontur einer Kinderhand.

Im Keller, zwei Stockwerke unter dem Vorführraum, ein Stockwerk unter dem Befragungsraum gibt es eine Lagerhalle. Ihre Rückwand ist zehn Meter lang und wird komplett von einem Regal eingenommen. Das Regal ist mit Metallboxen gefüllt, jede etwa von der Größe eines Schuhkartons.

 

Ich weiß, keine neue Idee zu sehen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich das als SF durchgehen ließe.
Aber ich mag die Rubrik einfach & manchmal muss man einfach schreiben, was man fühlt.

Viel Spaß!
Naut

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Naut,

ich habe die Geschichte nun zweimal gelesen und bin leider nicht schlau aus ihr geworden. Vielleicht liegt es an mir, aber da auch Sam S. offenbar Probleme hatte, zu begreifen, was du aussagen willst, kann man auch zum Schluss kommen, dass deine Hinweise nicht klar genug formuliert sind.

Ich kann aber nicht sagen, dass ich die Geschichte nicht gerne gelesen habe. Ich habe sogar den letzten kleinen Absatz, den ich bereits beim vorherigen Überschauen des Textes erblickt hatte, herbeigeseht, in freudiger Erwartung, dass hier der entscheidende Hinweis kommt, wie die einzelnen Filme zusammenhängen. Naja, ich hab ihn zumindest nicht gefunden...;)

Von daher kann ich zum Inhalt der Geschichte keine wirkliche Meinung abgeben. Er war für mich einfach nicht zu erschließen.

Die sprachliche Ausarbeitung ist allerdings sehr interessant und originell. Bis auf ein paar Kleinigkeiten vielleicht:

Er lächelt wie durch Glas, als wäre da eine dicke Panzerglasscheibe zwischen ihm und seiner Familie.
Leuchtet mir nicht ein, wie dieses Lächeln zu verstehen sein soll. Die Scheibe beinflusst ja nicht (wie auch immer) das Lächeln selbst, sondern wenn überhaupt, dessen Wirkung auf die Familie. Und wenn das tatsächlich so gemeint war, ist die entscheidende Frage: Wie?

Blasses Mondlicht
Ich finde, blass ist überflüssig zu erwähnen, da Mondlicht nie wirklich hell ist.

Ein Lichtpunkt strahlt dort, hell und scharf wie eine Nadel aus Photonen
Mit ein bisschen Ahnung von Physik macht dieser Vergleich wenig Sinn ;)

Er tut nichts als absolute Helligkeit aus dem Raum zu schneiden
Ein Lichtpunkt schneidet absolute Helligkeit aus einem Raum? Kann ich mir absolut nichts drunter vorstellen, sorry.

eine Art Pseudopodium [...] Das Pseudopodium...
Also ist die Art Pseudopodium doch ein echtes Pseudopodium?

Diese Nacht ist dunkler, kein Mond scheint diesmal.
Und das kann man in einer Videoaufzeichnung anhand eines Blicks durch das Fenster erkennen? Vielleicht ist es einfach nur später abends/nachts und deswegen dunkler draußen.

Aber wie gesagt, sprachlich im Grunde sehr gelungen! Und meine Anmerkungen sind sicherlich auch nicht die endgültige Wahrheit!

Viele Grüße!
Pico

 

Hi Naut,

cloverfield meets close encounters?

Ja, die Idee ist wirklich nicht neu, aber nett umgesetzt. SF ist es schon.
Der ruhige beschreibende Ton passt zur Story, läßt aber leider bei mir den Funken nicht überspringen. Intensiver wäre es für mich gewesen, aus der Sicht des Piloten zu erzählen.

Fazit: Gute Story, alte Idee interessant erzählt, für mich nicht intensiv genug

lg
Dave

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Naut,
ich habs auch nicht verstanden. Der Pilot hat etwas Fremdes von seinem Flug eingeschleppt, und das hat dann die Kinder absorbiert/verwandelt. Erst sieht man das Licht aus dem Flugzeug im Zimmer des Babies, dann in dem des Jungen, und da ist es schon eine Form mit einer Hand. Wer hat aber diese Hand umrandet? Wenn es die Hand eines der Kinder ist, dann wohl die des Säuglings, dachte ich, da sie so klein ist. Hätte Major T. es getan, wäre er wohl nicht so erschrocken, als er die Zeichnung sah ... oder ist er nur generalverstört? Hat man ihm eine Zeichnung gezeigt, die jemand anderen betrifft, dem dasselbe passiert ist? Dem Kollegen vom selben Flug oder noch jemand anderem? Offensichtlich ist es ja schon vielen passiert. Wo steckt der gute Mann denn, wenn er nicht verhört wird? Lebt seine Frau noch? Sitzt er in einer Art Untersuchungshaft? Schutzhaft, Quarantäne, Irrenhaus? Oder lebt er einfach weiter, sauber traumatisiert natürlich, nachdem seine Familie von Aliens ausgelöscht oder verschleppt wurde? Oder lebt er mit zwei veränderten Kindern? Vielleicht geht es schon gar nicht mehr um Major Ts Geschichte. Da bleiben etliche Fragen offen, und warum seh ich fünf Filme, obwohl da nur vier erwähnt werden? Ist das Absicht? Hab ich da was übersehen?
Und warum fängt der vierte an wie der zweite? Die einzige Gemeinsamkeit ist doch, daß jemand die Familienkamera trägt und kein Geheimnisvolles Licht die Aufzeichnung verrauscht.
Egal, ich fands einen hübschen Stimmungshappen, so klassisch wie in: Ungelöste Rätsel des Bermudadreiecks! Kommen, staunen, gruseln, grübeln!
Die Tonbänder hättens sicher mehr gebracht, informationsmäßig, aber die hat der Autor natürlich nicht rausgerückt. Der steckt sicher mit den Aliens unter einer Decke. :D
Freundlichen Gruß,
Makita.

 

Hey Sam,

Immerhin hat mich die Frage, was passiert, dazu getrieben, die Geschichte ein halbes Dutzend Mal zu lesen - prima!
Wow, dann habe ich mein Ziel ja erreicht. :D Danke!

Hallo Pico,

Leuchtet mir nicht ein, wie dieses Lächeln zu verstehen sein soll. Die Scheibe beinflusst ja nicht (wie auch immer) das Lächeln selbst, sondern wenn überhaupt, dessen Wirkung auf die Familie. Und wenn das tatsächlich so gemeint war, ist die entscheidende Frage: Wie?
Es ist ein Simile, das auf einen bestimmten emotionalen Zustand hinweist, der bei Patienten mit posttraumatischem Stresssyndrom oder Burn-Out auftritt: emotionale Distanzierung. Ich fand das sehr passend.
Ich finde, blass ist überflüssig zu erwähnen, da Mondlicht nie wirklich hell ist.
Und ich finde, dass "blass" nicht das gegenteil von "hell" ist, sondern sich auf die Farbsättigung bezieht.
Mit ein bisschen Ahnung von Physik macht dieser Vergleich wenig Sinn ;)
Wieso? "Speere aus Licht" und ähnliches sind Legion in der Literatur. Es ist nur ein Bild.
Ein Lichtpunkt schneidet absolute Helligkeit aus einem Raum? Kann ich mir absolut nichts drunter vorstellen, sorry.
Das bezieht sich auf den Gradienten am Rand des Phänomens. Ich gebe Dir recht, dass man das leicht falsch verstehen kann, mir fällt aber im Moment keine bessere Formulierung ein.
Also ist die Art Pseudopodium doch ein echtes Pseudopodium?
Stimmt! Ist verbessert.
Und das kann man in einer Videoaufzeichnung anhand eines Blicks durch das Fenster erkennen? Vielleicht ist es einfach nur später abends/nachts und deswegen dunkler draußen.
Ja, ... und? Wenn es später ist (und daher kein Mond mehr da ist), scheint kein Mond. Oder? Ich versteh die Anmerkung irgendwie nicht.
Vielen Dank für die ausführlichen Kommentare!

Hi Dave,

cloverfield meets close encounters?
Kann man so sehen.
SF ist es schon.
Nur in dieser speziellen Lesart.
Intensiver wäre es für mich gewesen, aus der Sicht des Piloten zu erzählen.
Ja, aber dann hätte ich die Geschichte nicht so mit Irritationsmomenten vollpacken können.
Danke auch Dir.

Hallo Makita,

sauber traumatisiert natürlich
Das ist der Kern der Geschichte.
warum seh ich fünf Filme, obwohl da nur vier erwähnt werden? [...] Und warum fängt der vierte an wie der zweite?
Weil ich zu doof zum Zählen bin. :) Hab's korrigiert.

Also, um einen Hinweis zu geben: Das ganze ist eine Übung darin, beim Leser gewisse Irritationen, oder besser parallele Erklärungsmodelle hervorzurufen. Es gibt mehrere Interpretationen, die das Geschehen erklären, und ich fand es interessant zu sehen, ob mir das gelingt, oder ob der Leser zu schnell auf ein Gleis springt oder gleich zu Beginn in die Büsche fährt - bildlich gesprochen.

Danke Euch!

 

Wieso? "Speere aus Licht" und ähnliches sind Legion in der Literatur. Es ist nur ein Bild.

Gegen "Speere aus Licht" hätte ich auch nichts einzuwenden gehabt. In diesem Falle ist eindeutig, dass "Licht" in Wirklichkeit eine Lichtquelle in Form von Speeren bezeichnet, welche das eigentliche Licht aussendet. Dies findet man ja auch ständig in der Umgangssprache ("Mach mal das Licht an!" anstelle von "Mach mal die Lampe an!").
Photonen sind aber die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitenden Lichtteilchen (d.h. das Licht) selbst und niemals eine Lichtquelle. Daher können Photonen auf keinen Fall ein definierte Form (z.B. einer Nadel) annehmen.
Das war mein Einwand. Natürlich kann man dein Bild künstlerische Freiheit nennen, aber ich finde es halt unglücklich gewählt.

 

Hi Naut,
den ersten Abschnitt bis zum ersten Film finde ich sehr gut und spannend erzählt

dann fand ich störend:

Die Qualität des zweiten Films ist viel besser.
das "viel" ist zu viel, es sei denn du beschreibst WIE viel besser, so ist es zu ungenau.


offenbar trägt sie jemand.
auchweglassen, das kann man sich ja denken, es sei denn die Kamera fährt auf Schienen und dolly, dann könnte sie aber nicht mal eben auf dem Tisch abgelegt werden.


Der Filmende spricht den Offizier an, doch es wurde kein Ton aufgezeichnet.
diese Informationen sind überflüssig, es reicht zu erwähnen, dass der Film ohne Ton läuft, außerdem stellt sich dann die Frage, woher der Erzähler das alles wissen soll
(der Ton könnte ja bsp.halber aufgenommen und wieder gelöscht worden sein.)
Und den Filmenden sieht und hört man nicht. Aus Kopfheben und schwach Lächeln lässt sich nicht schließen, dass der Gefilmte angeredet wird

→ teilnahmslos


Er lächelt wie durch Glas, als wäre da eine dicke Panzerglasscheibe zwischen ihm und seiner Familie.
Ich kann mir kein Bild machen, was du mit der Panzerglasscheibe meinst. Was ist kennzeichnend für jemanden, der hinter einer dicken Glasscheibe lächelt, dass er unscharf wirkt oder verzerrt durch Unebenheiten im Glas?
Oder meinst du, dass der Gefilmte mental von seiner Umgebung getrennt ist durch geistige Abwesenheit? und dass das Glas so eine Art Metapher sein soll für die Trennung von sich und seiner Umwelt?
Ich finde, du solltest dich entscheiden, ob der erzähler ausschließlich das wiedergibt, was im Film zu sehen ist (wie beim ersten Film) oder ob er gelichzeitig ein "allwissender" Erzähler ist, der alles mögliche weiß, das auch hinter der kamera stattfand und über die nicht sichtbaren Befindlichkeiten der Gefilmten etc. Ersteres fände ich besser

Eine gestreckte, dunkle, hügelartige Form von etwa einem Meter Länge. Sie scheint amorph,
amorph heißt formlos, du hast aber schon eine Form dieses Etwas beschrieben, das also nicht formlos/amorph sein kann.


Pseudopodium
… was ist ein Pseudopodium?, etwas das vorgibt ein Podium zu sein? Schade, dass du keinen anderen Ausdruck für das gefunden hast, was das Etwas da ausfährt, weil es für mich die spannend erzählte Situation zerreißt, weil man sich fragt, was das sein soll.


Daraufhin zittert die Kamera so stark, dass sie zu Boden fällt. Das Bild kippt zur Seite, doch nach wie vor ist die Form zur Hälfte zu erkennen.
Das Kameraumfallen und das Bildkippen laufen natürlich gleichzeitig ab, weil sie die selbe Handlung erzählen. Zudem ist das zuletzt genannte Bildkippen als einziges zu beobachten. Deswegen solltest du das auch zuerst beschreiben. Dass die Kamera umgefallen ist, kann man sich dann denken und ist eine überflüssige Info.


Auf der anderen Seite des Tischs sitzt noch jemand, der nicht zu erkennen ist, weil die Kamera über seine Schulter filmt. Nur ab und zu kommen seine Hände ins Bild.
hier ähnlich: die Interpretation (Kamera über Schulter) kommt vor der Beobachtung (Hände im Bild) Das suggeriert, dass der Erzähler mehr weiß, als nur ein Beobachter der Filme wissen kann, das macht aber nur Sinn, wenn dieser Umstand in der Geschichte noch eine Rolle spielen würde

Deine Geschichte liest sich wie die spannenden ersten Seiten eines Drehbuchs für einen SF/Horror- Film, also die Einleitung oder eine einleitende Rückblende, aber die eigentliche Geschichte fehlt noch.

Gruß Schmidt

 

Zwei Anmerkungen zu den Kommentaren von Schmidt:

amorph heißt formlos, du hast aber schon eine Form dieses Etwas beschrieben, das also nicht formlos/amorph sein kann.
Jeder Stoff hat eine Form, das ist eine wichtige Eigenschaft, damit ein Stoff ein Stoff ist. Wenn sie strukturiert ist, bezeichnet man sie als kristallin, hat sie keine definierte Form, nennt man sie hingegen amorph. Daher passt die Bezeichnung hier sehr wohl.

was ist ein Pseudopodium?
Als studierter Biologe weiß ich natürlich, dass ein Pseudopodium eine der Fortbewegung und Nahrungsaufnahme dienende Zellplasmaverschiebung in den Wechseltierchen (z.B. den Amöben) darstellt, wobei scheinbar zufällig strukturierte Zellausstülpungen entstehen.
Ich gebe dir aber Recht, dass das sicherlich nicht jeder weiß und dieses Bild daher für die Allgemeinheit (z.B. für dich) nicht verständlich ist.

 

Zwei Anmerkungen zu den Anmerkungen von Pico:

"Jeder Stoff hat eine Form"

Nein, jedenfalls nicht in der Wortbedeutung amorph (aus dem griech. = "ohne Gestalt") Wasser, oder ein Gas haben in diesem Sinn z.B. keine Form oder Gestalt, sind also tatsächlich amorph

Wenn Naut schreibt:
"Eine gestreckte, dunkle, hügelartige Form von etwa einem Meter Länge." ordnet er dem Etwas eine Gestalt zu, nämlich eine "hügelartige [...] von etwa einem Meter Länge".
Daher ist das Wort amorph hier fehl am Platz.


"Als studierter Biologe weiß ich natürlich, dass ein Pseudopodium eine der Fortbewegung und Nahrungsaufnahme dienende Zellplasmaverschiebung"

o.k. ich bin keiner; ich dachte an ein Podium, dass aber eigentlich keines ist oder so etwas.
Naja, man lernt nie aus.

Gruß Schmidt

 

Anmerkung zu einer Anmerkung von Schmidt zur Anmerkung von Piko

amorph -> o.k. du hast Recht, wenn du "amorph" als physikalische/chemische Materaileigenschaft meinst, also Stoffe ohne feste innere Strukturen im Gegensatz zu Kristallen, die eine feste innere Struktur haben.

Ich verstehe aber amorph hier nicht in diesem technischen Sinn. Dann wäre nämlich auch der Mensch als amoprh zu bezeichnen und das entspräche bestimmt nicht dem Sinn des griechischen Wortes amorph.

amorph lese ich in Nauts Geschichte nicht als Beschreibung physikalischer/chemischer Strukturen des Materials dieses Etwas, sondern als die Beschreibung seines Äußeren.

 

@Pico:

Gegen "Speere aus Licht" hätte ich auch nichts einzuwenden gehabt. In diesem Falle ist eindeutig, dass "Licht" in Wirklichkeit eine Lichtquelle in Form von Speeren bezeichnet, welche das eigentliche Licht aussendet.
Eigentlich nicht, denn die Lichtquelle ist gerade in solchen Beispielen nicht speerförmig:
"Die Sonne sandte Speere aus Licht durch das Dach der Blätter."
Offenbar geht es bei solchen Bildern nicht um die Form der Lichtquelle, sondern um das beobachtete Phönomen, hier also um den geometrischen Ort der beobachtbaren Photonen. Sende ich z.B. einen Laser durch eine Nebelkammer, so ergibt sich beobachtbar ein Nadel aus Licht, oder eben eine Nadel aus Photonen, weil Licht und Photonen genau das gleiche sind (auch, wenn die Bezeichnung als Photon den Teilchenaspekt betont, was mir hier mal Wurst ist). Dass sich die Photonen zum Zeitpunkt der Wahrnehmung nicht mehr dort befinden, wo sie wahrgenommen wurden, ist mir dabei auch egal. Es geht mir nur ums Bild.
Trotzdem hast Du nicht ganz unrecht. "Nadel aus Licht" oder "Nadel aus Helligkeit" wären sicher weniger maniristisch, geht aber nicht, weil sonst Wortwiederholung.

@Schmidt:

das "viel" ist zu viel
Okay.
auchweglassen, das kann man sich ja denken, es sei denn die Kamera fährt auf Schienen und dolly, dann könnte sie aber nicht mal eben auf dem Tisch abgelegt werden.
Nein, denn weil "die Kamera" vorher auf ihn "zufährt", ist es wichtig, das Bild sofort zu korrigieren, bevor der Leser eine falsche Vorstellung entwickelt. Ich hasse nichts mehr, als mir z.B. einen Menschen die ganze Zeit schwarzhaarig vorzustellen, bevor der Autor nach zwei Absätzen mit "blond" herausrückt. :)
diese Informationen sind überflüssig, es reicht zu erwähnen, dass der Film ohne Ton läuft, außerdem stellt sich dann die Frage, woher der Erzähler das alles wissen soll
(der Ton könnte ja bsp.halber aufgenommen und wieder gelöscht worden sein.)
Und den Filmenden sieht und hört man nicht. Aus Kopfheben und schwach Lächeln lässt sich nicht schließen, dass der Gefilmte angeredet wird
Das mit der Aufzeichnung stimmt, aber es ist in Amateurvideos meist sehr genau zu erkennen, wann die Gefilmten angesprochen werden. Jeder kennt und erkennt diese Reaktion sofort.
Ich kann mir kein Bild machen, was du mit der Panzerglasscheibe meinst. Was ist kennzeichnend für jemanden, der hinter einer dicken Glasscheibe lächelt, dass er unscharf wirkt oder verzerrt durch Unebenheiten im Glas?
Oder meinst du, dass der Gefilmte mental von seiner Umgebung getrennt ist durch geistige Abwesenheit? und dass das Glas so eine Art Metapher sein soll für die Trennung von sich und seiner Umwelt?
Ich finde, du solltest dich entscheiden, ob der erzähler ausschließlich das wiedergibt, was im Film zu sehen ist (wie beim ersten Film) oder ob er gelichzeitig ein "allwissender" Erzähler ist, der alles mögliche weiß, das auch hinter der kamera stattfand und über die nicht sichtbaren Befindlichkeiten der Gefilmten etc. Ersteres fände ich besser
Nein, denn eine bloße Bildbeschreibung ist keine Literatur, sondern ein Drehbuch. Es geht mir darum, das gewählte Stilmittel - die Mockumentary - gezielt zu brechen, wenn ich an ihre Grenzen stoße. Purismus ist hier - meiner Meinung nach - nicht zielführend. Ich verstehe Dich, wenn Dich das irritiert, ich finde es aber so besser im Hinblick auf den von mir beabsichtigten Effekt.
amorph
Ich finde es irgendwie herzerwärend, dass Ihr beide schon so über den Begriff diskutiert habt. Ich möchte hinzufügen, dass ich sehr wohl weiß, was amorph wörtlich übersetzt heißt, und dass die korrekte Konnotation im Deutschen "ungestalt" ist. Bei der Wendung "der ungestalte Riese" käme niemand auf die Idee, dass der Typ eine Pfütze ist. "Amorph" ist eine übliche Bezeichnung für Dinge, die ihre Form beständig wandeln, auch wenn "polymorph" vielleicht der korrekte Terminus wäre. Du hast aber Recht, dass in Verbindung mit "Form" eine Antinomie entsteht, die ich beseitigt habe.
Pseudopodium
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass jemand das Wort nicht kennt & es daher für ein "Pseudo-Podium" hält. Tut mir ehrlich leid. Aber mir fällt ums Verrecken kein besserer begriff dafür ein.
Das Kameraumfallen und das Bildkippen laufen natürlich gleichzeitig ab, weil sie die selbe Handlung erzählen. Zudem ist das zuletzt genannte Bildkippen als einziges zu beobachten. Deswegen solltest du das auch zuerst beschreiben. Dass die Kamera umgefallen ist, kann man sich dann denken und ist eine überflüssige Info.
Wenn Du eine billige Kamera zur Hand hast, kannst Du ja mal einen Versuch machen. Ich denke mir jedenfalls, dass sie erst zu Boden fällt (was sehr wohl zu sehen ist, weil der Horizont im Bild, oder in diesem Fall die hintere Zimmerkante, plötzlich aufwärts schießen) und dann erst zu Seite kippt (nicht zu verwechseln mit nach vorn kippen, ersteres ist eine Rollbewegung, zweiteres eine Nickbewegung).
hier ähnlich: die Interpretation (Kamera über Schulter) kommt vor der Beobachtung (Hände im Bild) Das suggeriert, dass der Erzähler mehr weiß, als nur ein Beobachter der Filme wissen kann, das macht aber nur Sinn, wenn dieser Umstand in der Geschichte noch eine Rolle spielen würde
Da hast Du nicht ganz unrecht. Ich habe die Reihenfolge von Beobachtung und Folgerung korrigiert.
Deine Geschichte liest sich wie die spannenden ersten Seiten eines Drehbuchs für einen SF/Horror- Film, also die Einleitung oder eine einleitende Rückblende, aber die eigentliche Geschichte fehlt noch.
Die ist in Deinem Kopf :) Aber ich denke nicht, dass es ein Drehbuch ist, warum, habe ich ja schon dargelegt. Fragment vielleicht, und wenn das für Dich nicht funktioniert, ist das völlig okay.

Nochmal vielen Dank, Ihr beiden!

 

Die Kamera fährt auf ihn zu, offenbar trägt sie jemand.

[...]

...denn weil "die Kamera" vorher auf ihn "zufährt", ist es wichtig, das Bild sofort zu korrigieren,

Verstehe,
aber dann liest sich der Satz wie ein Paradox: Die Kamera fährt, wird aber getragen(?).
Schreib doch: Die Handkamera bewegt sich auf ihn zu o.ä., dann fallen die möglichen Missverständnisse und die dadurch notwendigen Korrekturen weg


Das mit der Aufzeichnung stimmt, aber es ist in Amateurvideos meist sehr genau zu erkennen, wann die Gefilmten angesprochen werden. Jeder kennt und erkennt diese Reaktion sofort.
o.k. aber dann würde ich das aber auch beschreiben, was bei Amateuraufnahmen da „sehr genau zu erkennen“ ist, sonst weiß ich ja als Leser nicht, was Du meinst


Nein, denn eine bloße Bildbeschreibung ist keine Literatur, sondern ein Drehbuch. Es geht mir darum, das gewählte Stilmittel - die Mockumentary - gezielt zu brechen, ...
Verstehe, beim ersten Film finde ich das auch sehr gut gelungen, aber bei den anderen empfand ich es beim Lesen nicht „gebrochen“, sondern irgendwie unklar gemischt, was ich als Unsicherheit/Unentschiedenheit des Autors interpretiert hatte
(Übrigens ist eine „bloße Bildbeschreibung“ niemals ein Drehbuch , sonder nur eine Bildbeschreibung, eine sehr gute Bildbeschreibung kann ich mir da schon eher als Literatur vorstellen)


Wenn Du eine billige Kamera zur Hand hast, kannst Du ja mal einen Versuch machen. Ich denke mir jedenfalls, dass sie erst zu Boden fällt (was sehr wohl zu sehen ist, weil der Horizont im Bild, oder in diesem Fall die hintere Zimmerkante, plötzlich aufwärts schießen) und dann erst zu Seite kippt
bei einer Digitalkamera kann es vielleicht dabei zu Verzögerungen und/oder bildstörungen kommen, hängt vonm Prozessor ab etc.
Das war aber nicht mein Kritikpunkt, sondern ich meinte die besprochene vermischte Erzählerebene: alllwissender Erzähler (Kamera fällt um) und Beobachter(Bild 90°Drehung) und dass beide Infos dieselbe Handlung beschreiben, also eine Info weggelassen werden könnte


Die ist in Deinem Kopf Aber ich denke nicht, dass es ein Drehbuch ist
nein ist es nicht, es wäre nur die Einführung, denn die eigentliche Handlung fehlt ja noch
stilistisch ist es nur ähnlich wegen der beobachtenden Erzählweise.

Trotzdem spannend erzählt.
gerne gelesen

Gruß Schmidt

 

Hallo Naut, ...

ich fand es interessant zu sehen, ob mir das gelingt, oder ob der Leser zu schnell auf ein Gleis springt oder gleich zu Beginn in die Büsche fährt
... fröhliche Grüße aus dem Gebüsch!

Der Vorführraum befindet sich in einem Bunker-Archiv unter der Erde. Der zeitliche Abstand zwischen Aufnahme und Betrachtung des Materials ist nicht genau definiert, dürfte aber recht lang sein. (Altertümliches Diktiergerät; im Gegensatz zu vorsintflutlich, was eher eine ironische Bedeutung hat, also gerade eben nicht das Neueste)
Die Tonbandkassetten sind unwichtig, hast du nur reingebracht, um dem Leser zu suggerieren, die Filme wären auch nummeriert. Sind sie aber nicht. Die Betrachtungsfolge weicht daher von der Aufnahmefolge ab.
Äh, ja, eigentlich kann man die Filme sortieren wie man will, die erzählen dann immer eine andere Geschichte!
Beispiele nur auf Anforderung und gegen Bezahlung!

Gruß

Asterix

 

Hallo Asterix,
erstmal Entschuldigung für die späte Antwort und vielen Dank für Dein bereitwilliges in die Büsche fahren.
Klar, man kann die Intention jeder Geschichte durch Permutieren der Szenenreihenfolge verändern, das ist nix Neues. Die hier gewählte ist nicht zufällig, sondern beabsichtigt. Das ändert nichts an der Offenheit bezüglich Interpretationen. Bekannteste Beispiele für solche Montagen sind sicher P.K. Dick und David Lynch - wobei manche sie ja gerade dafür nicht mögen, denn am Schluss bleibt manchmal genau keine logische Erklärung, was die Geschichte im Resultat dann effektiv aus dem Genre SF entfernt und sie in eine viel allgemeinere Phantastik verfrachtet.

Ist das hier der Fall? Ich denke nicht, aber ich mag mich irren.

(Bezahlt wird hier nicht! ;) )

Grüße
Naut

 

Ich sollte vielleicht erwähnen, dass Uwe diese Geschichte in die Weihnachtsausgabe seines vortrefflichen Magazins "Golem" (Nr. 89) aufgenommen hat. Lohnend ist allerdings darin eher Quinns Geschichte, die mich gestern ein wenig van den Socken gefegt hat.

 

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