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Der ideale Partner

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31.05.2002
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Der ideale Partner

Der ideale Partner

Wann hat man den idealen Partner gefunden?
-wenn man sich geistreich mit ihm unterhalten kann?
-wenn man ihn zum Lachen bringen kann?
-wenn man sich aufeinander verlassen kann?
-wenn man ihn von Tag zu Tag mehr lieben kann?

...Haben sie sich schon gefragt, warum auch sie diesen Partner noch nicht gefunden haben? Oder sie haben ihn gefunden und ihre Absichten stoßen nur auf Gegeninteresse? Wollen sie weiterhin so desillusioniert an die schönste Nebensache der Welt denken, ohne jemals die Krönung in dieser Hinsicht erlangt zu haben? Geben sie sich nicht mit weniger zufrieden, als sie verdient haben. „WIE?“ fragen sie sich? Wenn sie eine Antwort erhalten wollen, lesen sie weiter. Der Mathematiknobellpreisträger Prof. Dr. Henry Stevenson stellt in seinem mehrfach ausgezeichnetem Werk „Wie man mit dem anderen Geschlecht glücklich wird...“ die Formel vor, die Männer und Frauen endlich in Einklang bringen wird....

„...vielen Dank, Dr Stevenson!“
Frankfurter Allgemeine
„Pflichtlektüre für jeden Menschen, der seinen Traumpartner endlich für sich gewinnen will.
-dank Stevensons Buch ist das jetzt ganz sicher möglich “
Die Zeit
„...Endlich Fortpflanzungsgarantie für JEDERMANN!!“
Bild

Jochen schaute auf den Klappentext des Buches. Er zog die Baseballmütze vom Kopf, um sich zu kratzen, denn irgendwer hatte mal zu ihm gesagt, das sei klug. Jochen hoffte, dass es besonders in diesem Augenblick so wirken würde, denn neben ihm stand ein elegant gekleideter Verkäufer, und vor solchen Menschen muss man klug sein, das hatte seine Mutter ihm mal gesagt. „Na, junger Mann, gefällt ihnen das Buch?“ Jochen wusste nicht was er sagen sollte, er hatte ja nur den Klappentext gelesen. Nach einer längeren Pause der Verlegenheit erwiederte Jochen: „Hilft das denn ganz sicher?“ Der Verkäufer trug ein Schild auf dem „Herr Bohrdur“ zu lesen war. Derselbige blickte sein Gegenüber verdutzt an. Dann sagte er sehr freundlich zu Jochen: „Aber ja, wenn es ihnen nicht gefällt, können sie es jederzeit zurückbringen.“ Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen, Jochen entblößte ein breites Grinsen, dabei rutschten die dicken Brillengläser auf seine Nasenspitze, und er sagte so freundlich wie er nur konnte, denn er meinte es wirklich ernst: „Danke Herr Boh...“ und wollte dabei mit seinem Zeigefinger auf das Schild deuten, doch dessen Träger wich ein Stück zurück und sagte freundlich: „Kein Problem, Auf Wiedersehen!“
Jochen winkte noch einmal energisch hinter dem netten Mann her, um danach aus der Tasche seines Jogging-Anzuges das Geld zu nehmen. Während des Schlangestehens zählte er es ganz genau, denn es war nicht klug an der Kasse zu lange zu brauchen. Und obwohl er seitens der Kassiererin fest mit der Frage „Darfs noch was sein?“ gerechnet hatte, sagte der ältere Herr zur Sicherheit noch „Das wars, danke!“. Denn Lena hatte mal zu ihm gesagt, das sei klug.

Lena ist überhaupt der Grund dafür, warum Jochen sich „Wie man mit dem anderen Geschlecht glücklich wird...“ gekauft hat. Denn Jochen liebt Lena. Er tut das schon seit Jahren, genauergesagt seit Weihnachten 1989, als sie in das Heim, in dem Jochen lebt, eingezogen ist. Er bewundert ihre ruhige Austrahlung, die Art wie sie sich Zeit für ihn nimmt, und ihm stundenlang zuhören kann. Sie antwortet ihm nicht oft, aber wenn sie es tut, dann bedeutet der Klang ihrer sanften Stimme ein unendliches Glück für Jochen, und er fühlt sich wohl, wenn er dann bis spät in die Nacht neben ihr sitzt und ihr während des Einschlafens viel von dem erzählen, kann was ihn so beschäftigt.
Nur seine Zuneigung, die hat er ihr noch nie gestanden. Und ob das so klug ist, weiss Jochen auch nicht, denn im Heim will niemand mit ihm darüber reden, und im Fernsehen sagen sie sowieso dauernd was anderes.
Jochen liest jetzt also dieses Buch, er liest so oft er kann, mit Ausnahme beim Essen und während der Besuche bei Lena. Er würde ihr niemals etwas davon verraten, genauso versteckt er es vor den Pflegern, es wäre ihm furchtbar peinlich, wenn sie es unter seinem Kopfkissen finden würden, das wäre wohl auch nicht so klug, denn Lena könnte von seinen Absichten erfahren, es soll doch eine Überraschung werden, wie zum Geburtstag oder so ähnlich.
Das Lesen ist sehr anstrengend für Jochen, es dauert lange, denn es ist schwer geschrieben und Bilder gibt es auch keine. „Dafür werd ich umso klüger sein, wenn ich fertig bin!“ denkt sich der Alte. „...und Lena wird mich lieben!“

Vier Wochen später:
Jochen sitzt im Bus Richtung Innenstadt. Eine Träne rinnt neben dem bunten Gestell seiner Brille die Wange herunter. Nein, er wird nicht weinen, nicht schon wieder. Nur Kinder weinen, Kinder und Menschen, die nicht klug sind. Aber es ist ihm jetzt egal, was alles klug oder sonstwas wirkt, er kann nicht mehr, Jochen beginnt leise zu schluchtzen, er hat den Schmerz zu lang unterdrückt. Einige verschwommene Gesichter drehen sich zu ihm, schauen dann schnell wieder weg. Hinter der Glasscheibe überqueren Gestalten hektisch die Strasse, es regnet Die ersten Tränen fallen auf seine rote Regenjacke, das Weinen wird lauter und seine Hände krallen sich fest an den Sitz. Er atmet energisch, schlägt einmal fest mit dem Kopf gegen die Scheibe, steht dann auf, geht zum nächstbesten Menschen, einer jungen Frau mit Kind: „Glotzen sie doch!! Wieso glotzen sie? Kann ich etwas dafür?“ Er schreit verzweifelt mit zittriger Stimme: „Nur weil ich mich nicht klug genug mit ihr unterhalten konnte? Weil ich sie nicht oft genug zum Lachen gebracht habe? Weil ich nicht da war, als sie mich gebraucht hätte, damals? Ich habe doch alles versucht!“. Spucke läuft aus seiem Mundwinkel, die Frau schaut hilfesuchend in Richtung Fahrerkabine. „Ich kann doch nichts dafür! Oder?“ Mit diesen verzweifelten Worten verlässt Jochen den haltenden Bus. Er rennt durch den Regen, Passanten weichen seinem Taumeln aus, einmal tritt er einem kleinen weissen Hund auf den Schwanz, dreht sich kurz um, schaut ihn verdutzt an, weiss beim besten Willen nicht was er zu dem Hund sagen soll und rennt weiter.
An der Buchhandlung angekommen bleibt er kurz stehen, atmet dreimal tief durch, fährt sich durch die kurzen durchnässten schwarzen Haare und betritt das Geschäft. Sofort kann er Herrn Bohrdur ausmachen, der sich gerade mit einem klug aussehenden Mann mit weissen Haaren unterhält. Ohne Zögern geht Jochen auf die beiden zu. Er bleibt direkt zwischen den zwei Personen stehen. Herr Bohrdur klappt das Buch auf dem „Woyzk“ oder so ähnlich steht (Jochen kann es nicht genau lesen), zu, legt es auf einen Tisch und sagt: „Also entschuldigen sie mal, ich berate gerade einen Kund...wie sehen sie überhaupt aus? Ich muss sie auffordern unser Geschäft zu verlassen!“
Gekränkt von soviel Unfreundlichkeit schreit Jochen Herrn Bohrdur ins Gesicht. Den klug aussehenden Mann hinter ihm nimmt er gar nicht wahr, der ist jetzt auch nicht wichtig:
„Da! Ihr Buch will ich nicht mehr haben, es ist dumm! Es hat nicht geholfen und nur Unglück gebracht. Ich habe alles gemacht was drinnsteht, hab ihr Blumen gegeben und mit ihr gegessen, ihr gesagt wie schön sie ist, sogar dass ich sie ganz besonders mag!“ Jochen hatte währenddessen mit einem Buch vor Bohrdurs Gesicht herungefuchtelt, der Mann mit den weissen Haaren ist mit dem „Woyzk-Buch“ verschwunden.
„Ich kann doch nichts dafür, oder?“, schluchzt Jochen. „Sie redet nicht mehr mit mir, sie liegt die ganze Zeit nur still da, bewegt sich nicht. Dabei liebe ich sie doch von Tag zu Tag mehr.“
Bohrdur schaut ihn hilflos an, sein Blick wird schnell mitleidserfüllt. Er öffnet seinen Mund, Jochen aber lässt das Buch auf den Boden fallen. Es ist zerknittert, besitz zwei Eselsohren und Früchteteeflecken befinden sich auf dem Bild von Dr. Stevenson. Langsam trottet der ältere Mann mit gebeugtem Kopf aus der Buchhandlung auf die Strasse. Einige gut gekleidete Jugendliche sprechen ihn an: „Ey alter, haste vielleicht mal nen Euro für uns?“ Sie lachen. Jochen ist still und geht so schnell er kann zur Bushaltestelle. Nachdem was eben geschehen ist wird er jetzt nicht mehr mit fremden Menschen sprechen. Und ausserdem hat Lena mal zu ihm gesagt, das sei klug.

 

Hallo ihr!
ich hab bei der Story absichtlich ein bisschen mit den Zeiten gespielt, kann sein dass mir da Fehler unterlaufen sind. Ausserdem hab ich keine Rechtschreibkorrektur, ich hoffe es gefällt euch trotzdem ein wenig.

 

Wow, wer hätte das gedacht.
Herzlichwillkommen auf Kg.de du Pfau (Elfenhain, wie?)

Ok, zur Geschichte: Ich fand sie super, kris hat recht. Die art wie du die gefühle des mannes rühber bringst ist echt klass.
besonderst erwähnenwert ist natürlich auch das Ende, welches ziemlich krass ist solte ich es richtig verstanden haben.
Allerdings, wenn es so ist, stellt man sich die Frage : Warum ist Lena gestorben? War sie schon tot als er das Buch kaufte?
Was für eine krankheit ht sie/ er?
Ich weis, das man diese Informationen nicht braucht um die geschichte wirken zu lassen, im gegenteil, selbeige könten die geschichte langweilig machen.
Andererseits hatte ich am anfang probleme die Situation zu verstehen, was bedeuten könnte, dass die Informationen doch zu spärlich sind.

Na ja, ist eigentlich egal, weil die Geschichte ist so oder so super.

 

not bad man, not bad!
hab zwar nach dem ersten lesen die geschichte net so interpretiert, dass die lena tot ist und kannd as auch jetzt noch nicht mit absoluter bestimmtheit sagen, find die geschochte aber ziemlic gut. RESPEKT, mike.

 

Hallo! Vielen Dank für die Kritik bis jetzt. KG.de ist echt ein klasse Forum. aber ich wollte noch was sachliches beitragen: Ich habe nicht geschrieben, dass Lena tot ist. Das ist (wie schon zu Marot gesagt), genauso wie die tatsächliche Krankheit, das Alter, etc alles Interpretationssache, deswegen hab ich es so offen gelassen. Es war sehr interessant zu sehen, wie meine ursprüngliche Vortstellung der Umstände um den Protagonisten dann später trotzdem auf andere Weise passend gedeutet wurde.
Die Sache mit den Aufzählungen und der Anrede werd ich demnächst noch ändern. Wo macht man das nochmal?

 

Hallo Elfenhain,

ich weiß zwar nicht, ob ich mir einen Kommentar erlauben darf, da ich von Stil und Form keine Ahnung habe :whocares: , aber ich als Laie fand deine Geschichte sehr gut.
Liebe Grüße,
candyflip

 

Hi,

wow. Sehr schöne und gegen Ende recht traurige Geschichte. Schließe mich in allem Kris an.
Hab nichts zu meckern :)

Gruß, pandora

 

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