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Der Herr im Anzug und die Dame mit dem schönsten Lächeln

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29.11.2017
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Der Herr im Anzug und die Dame mit dem schönsten Lächeln

Sie lernten sich im Heim "Zum Rosengarten" kennen. Er, der Herr im Anzug, sie die Dame mit dem schönsten Lächeln und den dritten Zähnen.
Der Zufall wollte es, dass sie zueinander fanden.
„Der Zufall namens Pflegerin Beatrice“, schmunzelte der Herr im Anzug stets, wenn er ihre Geschichte erzählte. Die Dame mit dem schönsten Lächeln nickte daraufhin immer ganz aufgeregt. Und Pflegerin Beatrice, die für die Sitzordnung im Seniorenheim zuständig war, wurde es warm ums Herz.
Sie habe da so ein Gefühl gehabt, war ihre Standardantwort.

Jeden Morgen teilten sich der Herr und die Dame das Brot.
Sie könne ja nicht mehr gut kauen, pflegte die Dame zu sagen. Und der Herr im Anzug schob ihr still seine Krume hin, während sie ihren Brotrauft auf sein Tellerchen legte.

Die Vormittage verbrachten sie gemeinsam in der kleinen Bibliothek. Der Herr wähnte sich der glücklichste Mann auf Erden, denn die Dame konnte vorlesen wie keine Zweite.
Mit geschlossenen Augen lauschte er den Geschichten, die ihre Stimme zum Leben erweckte. Lachte an den richtigen Stellen, runzelte die Stirn, wenn es spannend wurde.
Manchmal erzählte die Dame auch von ihrem Leben. Von den vielen Kindern, die sie unterrichtet hatte und davon, wie sie nach der Heirat nicht mehr unterrichten durfte.
Und wann immer sie davon erzählte, nahm der Herr ihre Hände in seine und nickte.

Beim Mittagessen warfen sich der Herr im Anzug und die Dame immer wieder kurze Blicke zu.
„Ja?“
„Noch nicht“, und sie schüttelte ihren Kopf.
„Jetzt?“
„Jetzt!“
Und der Herr stibitzte ein Stück Brot und liess es in der Tasche seines Jacketts verschwinden. Die Dame kicherte glockenhell und der Herr konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.

An den Nachmittagen gingen sie beim Weiher spazieren. Warfen den Enten das mitgebrachte Brot zu und sprachen über das Weltgeschehen. Aber nie darüber, was morgen sein könnte.
Es war schön, die Hand des anderen zu halten und es war schön, dessen Wärme zu spüren. Sie brauchten nicht darüber zu sprechen, ob sie diese Wärme auch noch nächste Woche spüren konnten.
Nur einmal, da machte der Herr im Anzug eine Ausnahme. Da kniete er sich vorsichtig vor der Dame mit dem schönsten Lächeln hin und streckte ihr ein kleines Schächtelchen mit Goldring entgegen.
Sein Leben lang habe er auf die Richtige gewartet, ob sie ihn nicht heiraten wolle?

Die Hochzeit fand standesamtlich statt. Es waren viele Stühle aufgestellt worden für all die Freunde, die der Herr und die Dame im Seniorenheim hatten.
Und die Flitterwochen, die verbrachten sie beim Kuren. Es war eine schöne Woche gewesen, doch dann musste die Dame mit dem schönsten Lächeln alleine zurück ins Seniorenheim.
Die Beerdigung des Herrn im Anzug fand im kleinsten Kreis statt. Niemand bemerkte, wie die Dame ein Stück Brotrauft zum Sarg legte.

Und am nächsten Morgen, als sie gefragt wurde, ob sie nicht doch eine kleine Scheibe Brot essen möge, schüttelte die Dame ihren Kopf und lächelte ihr schönstes, trauriges Lächeln.

 

Hey, ich bin Melone und ich brauche Hilfe!

Im Deutschunterricht mussten wir heute aus Kürzestgeschichten eine komplette Kurzgeschichte ausarbeiten.
Mir wurde die Kürzestgeschichte "Die Beerdigung folgte auf die Flitterwochen. Er war 90." zugelost.
Die Geschichte, die ich daraufhin geschrieben habe, steht oben.
Meine Lehrerin war so begeistert, dass sie meine Geschichte für die offizielle Schulzeitung vorgeschlagen hat.
Nun benötige ich Hilfe beim Überarbeiten des Textes, weil ich schon morgen Bescheid sagen soll, ob ich ihn drucken lassen möchte. Selbst fehlt mir die Zeit um meinen Text objektiv betrachten und überarbeiten zu können. Dafür bräuchte ich ein paar Wochen, um ihn ruhen zu lassen. Aber das ist mir ja eben nicht vergönnt.

Tja ... jedenfalls vielen, lieben Dank!

 

Hej Melone,

ich verstehe Dich nicht ganz: Was möchtest Du konkret überarbeiten? Wenn Du selber das nicht weisst, wer kann Dir dann hier wie helfen?
Und wenn Du es weisst, warum überarbeitest Du nicht entsprechend?
:confused:

Gruß
Ane

 

Oh, meine Frage ist, was muss besser sein, dass meine ich mit Überarbeiten. Was ist zuviel, wo muss besser erklärt werden, ist alles verständlich?
Mein eigener Blick auf die Geschichte ist noch zu subjektiv, weil ich sie gerade erst heute Morgen geschrieben habe. Deswegen brauche ich dieses Forum für objektive Lesermeinungen :)

 

In meinen Augen ist alles verständlich und nichts muss zusätzlich erklärt werden.

 

Hallo Melone,

willkommen hier.

hat mir gut gefallen. :thumbsup:

Zwei Kleinigkeiten meine ich gefunden zu haben:

Und wann immer sie davon erzählte, nahm der Herr ihr Hände in seine und nickte mit zusammengekniffenem Mund.
ihre Hände

Es war eine schöne Woche, doch dann wusste die Dame mit dem schönsten Lächeln zurück ins Seniorenheim.
dann musste die Dame

Viel Erfolg und viel Spaß hier im Forum.

Hoffentlich liest man sich wieder.

Viele Grüße,
GoMusic

 

Hallo Melone,

eine hübsche Geschichte ist das, ein bisschen sehr süßlich für meinen Geschmack, aber mit schönen Ideen und sprachlich rund. In meiner näheren Verwandtschaft gibt es so ein Paar. Mit über achzig noch einmal ernsthaft verliebt zu sein, das hat schon eine große Wucht, glaube ich, gerade auch weil es die allerletzte Lebensphase ist. Ich habe nur einige Kleinigkeiten. Nimm dir davon, was dir einleuchtet und sonst lass es einfach so.


Sie lernten sich im Heim zum Rosengarten kennen.

Ich würde "Zum Rosengarten" in Anführungsstriche setzen.

Und der Herr im Anzug schob ihr still seine Krume hin, während sie ihren Brotrauft auf sein Tellerchen legte.

Den Ausdruck "Brotrauft" kenne ich gar nicht, aber das macht nichts. Ich würde jedoch "Teller" schreiben, es sind ja keine Zwerge.;)

Manchmal erzählte die Dame auch von ihrem eigenen Leben.

"eigenen" könnte weg.

Und wann immer sie davon erzählte, nahm der Herr ihr Hände in seine und nickte mit zusammengekniffenem Mund.

Das soll evtl. ausdrücken, dass er mitfühlt. Irgendwie klingt das merkwürdig für mich. Ich glaube, ich würde nach "nickte" aufhören.


Beim Mittagessen warfen sich der Herr im Anzug und die Dame mit dem schönsten Lächeln immer wieder kurze Blicke zu.

Hier an dieser Stelle stört mich doch dieser Kunstgriff, die Frau immer so zu bezeichnen. Weil es so wirkt, als sei sie so eine Puppe, der das Lächeln ins Gesicht geschnitzt ist. Aber ich finde diese Szene schön und lebendig gestaltet, den Dialog, das Ritual.

Es war schön, die Hand des anderen zu halten und es war schön, dessen Wärme zu spüren. Sie brauchten nicht darüber zu sprechen, ob sie diese Wärme auch noch nächste Woche spüren konnten.

Die Perspektive deiner Geschichte ist interessant. "Die Frau mit dem schönsten Lächeln", das legt nahe, dass es die Perspektive des Mannes ist. Hier an dieser Stelle bist du nahe bei Beiden.


Er sei nie verheiratet gewesen, nun wisse er, dass er auf die richtige Frau gewartet habe, ob sie nicht seine Frau werden wolle.

Der fettgedruckte Teil ist ja eher Information für den Leser. Das weiß sie vermutlich schon. Vielleicht könntest du das im zweiten Satz mit unterbringen. "Er wisse nun, dass er sein Leben lang ... oder so. Dann könnte er sie danach fragen, ob sie ihn heiraten wolle und du hast nicht zweimal "Frau".

Es war eine schöne Woche, doch dann wusste die Dame mit dem schönsten Lächeln zurück ins Seniorenheim.

"musste" Und mussten sie nicht Beide? Oder ist er schon in den Flitterwochen gestorben?

Und am nächsten Morgen, als sie gefragt wurde, ob sie nicht doch eine kleine Scheibe Brot essen möge, schüttelte die Dame ihren Kopf und lächelte ihr schönstes, trauriges Lächeln.

Du schreibst, dass du eine Ausbildung in der Bäckerei machst. Schön, wie du hier das Brot einsetzt. Wie sie damit umgehen, wie sie es teilen, mitgehen lassen, verschenken. Und wie sie es hinterher nicht mehr mag.

Ich habe deine Geschichte gerne gelesen, Melone.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hej Melone und herzlich willkommen,

kennst du die japanischen Melonenbrötchen? Das wäre nett und passend. Sie sind sehr süß, aber lustig.

Deine märchenhafte Geschichte liest sich reizend, gerade weil du einen verträumten, etwas unrealistischen
Sprachstil verwendest. Und so stört mich nichts daran und ich freue mich für dich, das du sie in einer Schülerzeitschrift zeigen kannst.

Du hast schon alle Hilfe, die du benötigst erhalten und es wäre schön, wenn du noch weitere Geschichten mit uns teilen würdest, auch wenn du keinen zeitlichen Druck hast. ;)

Freundlicher Gruß, auch an deine Deutschlehrerin, Kanji

 

Hallo Melone,

Die Hochzeit fand standesamtlich statt. Es waren viele Stühle aufgestellt worden für all die Freunde, die der Herr und die Dame im Seniorenheim hatten.
Und die Flitterwochen, die verbrachten sie beim Kuren. Es war eine schöne Woche, doch dann wusste die Dame mit dem schönsten Lächeln zurück ins Seniorenheim.
Die Beerdigung des Herrn im Anzug fand im kleinsten Kreis statt. Niemand bemerkte, wie die Dame ein Stück Brotrauft zum Sarg legte.

Deine Geschichte ist insgesamt recht kurz, das darf sie auch, aber dieser Abschnitt, den ich zitiert habe, finde ich trotzdem zu schnell erzählt und für mich auch nicht ganz klar.

Du schreibst, die Dame musste nach dem Kuren zurück ins Seniorenheim. Jedoch hast du anfangs geschrieben:

Und Pflegerin Beatrice, die für die Sitzordnung im Seniorenheim zuständig war, wurde es warm ums Herz
.
Da waren beide doch schon?
Oder starb der Herr im Anzug während dieser Woche?
Das solltest du mit zwei, drei Sätzen noch etwas deutlicher auserzählen, dass man als Leser mitkommt.

Niemand bemerkte, wie die Dame ein Stück Brotrauft zum Sarg legte.
Ich kenne den Brotranft :)

Das wars von mir :). Komm uns wieder besuchen.

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Wow, vielen, vielen Dank für die ganzen Rückmeldungen!

Ich habe den Text nun nochmals mit all euren guten Inputs überarbeitet und werde mal eine Nacht drüber schlafen :)


Ane, dankeschön, dass du meine Geschichte gelesen hast. Ich bin erleichtert, dass für dich alles verständlich war ^^

GoMusic, auch dir vielen Dank fürs Durchlesen. Fehler sollte ich berichtigt haben ... und hoffentlich haben sich keine neuen eingeschlichen ^^'

Chutney, ja, süsslich ist sie, meine Geschichte :lol:
Aber sie kommt auch von Herzen, weil ich mir eine genau solche Liebe wünsche. Eine Liebe mit zwei ebenbürtigen Menschen, die sich schätzen, beieinander sein können ohne sich überdrüssig zu werden, die sich ohne Worte verstehen und einfach sind.
Joa, Brotrauft könnte ein Helvetismus sein, bzw. habe ich nachgeschaut, wie es eigentlich korrekt heissen würde und es gibt so viele Möglichkeiten je nach Sprachregion. Jedenfalls sagen meine Grosseltern Brotrauft, ich selber sage manchmal einfach Rand dazu, aber weil meine Geschichte von der älteren Generation erzählt, dachte ich, "Rauft" sei passend ^^'
Das Tellerchen habe ich mal gelassen, ich mag das so. Ich meine, wir Schweizer sind bekannt für den Diminutiv, bei uns muss alles niedlich sein ^^'''
Vielen Dank für all deine Anregungen, sie haben mir sehr geholfen :)

Kanji
Von Melonenbrötchen habe ich glaub schon gehört, ich meinte, da gäbe es ein Animememe dazu, aber probieren könnte ich noch keine ... vielleicht wäre das mal ein Backprojekt für einen verregneten Sonntag ^^
Vielen Dank für deine lieben Worte, sie bedeuten mir viel :3

bernadette, ich habe den besagten Abschnitt nochmals ganz genau angeschaut und eine winzig kleine Änderung getätigt. Meine Idee war es, dass die beiden heiraten, in die Flitterwochen zum Kuren fahren und dass der Herr während dieser Kurwoche stirbt. Sein Sterben wollte ich aber ganz nebensächlich haben, deswegen diese schnelle Abhandlung. Auch, weil laut der Vorgabe, die mir gegeben wurde ("Die Beerdigung folgte auf die Flitterwochen") alles so schnell geht.
Nun habe ich eingefügt, dass die Dame alleine von den Flitterwochen zurück ins Seniorenheim muss. Macht das meine Intentionen verständlicher oder soll ich mir noch etwas besseres einfallen lassen?
Vielen lieben Dank für deine Hilfe, ich bin wirklich froh über die Unterstützung, die ich hier erhalte :)

 

Nun habe ich eingefügt, dass die Dame alleine von den Flitterwochen zurück ins Seniorenheim muss. Macht das meine Intentionen verständlicher oder soll ich mir noch etwas besseres einfallen lassen?
Ja, das alleine macht das viel verständlicher.

 

Hallo Melone,
mir gefällt Deine Geschichte gut. Du erzählst gefühlvoll und so, dass man sich das Liebespaar gut vorstellen kann. Auch das Ende ist Dir meiner Meinung nach gelungen. Mehr Details oder Beschreibungen halte ich für überflüssig.
Weiter so!
niebla

 

Hey, diese Antwort hier ist längst überfällig, aber ich war die letzten Wochen im Krankenhaus, weil ich mir das Wadenbein gebrochen habe und ich mag es nicht wirklich, längere Texte am Handy zu schreiben, weshalb ich auf meinen Laptop warten musste ... jedenfalls bin ich nun wieder hier ^^'

Hi Bas! Ich bin so unglaublich glücklich, dass du meine Geschichte gelesen hast und vor allem, dass du sie nicht kotzig findest ^^'
Die Wiederholung war mir auch schon aufgefallen, aber mir fiel und fällt nichts auf, wie ich es verbessern könnte o.o
Danke für deinen Kommentar, ich versuch wieder etwas unpassiver zu werden ^^'

felixreiner, auch dir vielen Dank für das Feedback ... ich muss zugeben, als ich den Text meiner Klasse vorgelesen habe, musste ich immer wieder stoppen, weil mir zu viele Gefühle in der Kehle sassen. Das hört sich jetzt komisch an, aber genau das ist passiert ^^''
Es ist schön, wenn ich die Stimmung rüber bringen konnte, die auch ich beim Schreiben gespürt habe.

niebla, uh, dein Kommentar macht mich stolz, vielen vielen Dank! Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll, ausser, dass ich mir weiterhin Mühe geben werde mit meinen Geschichten :3

 

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