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Der Herbst ist da

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02.09.2015
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Der Herbst ist da

Goldene Blätter fallen leise zu Boden. Bäume ragen kahl in den Himmel. Herbstwind zieht durch die Gassen. Grün bekleidete Männer blasen Laub in die Ecken. Es ist Herbst.

»Herrlich«, denkt Frau Sommer und schaut aus dem Fenster.

Frau Selma Sommer ist dreiundsechzig Jahre alt. Alzheimer im Anfangsstadium, meinte ihr Arzt. Anfangs fiel es ihr gar nicht auf. Aber auf einmal wusste sie nicht mehr, wo sie etwas ablegte, welcher Wochentag war oder welche Telefonnummer die Sara hat. »Handeln muss ich nun«, dachte damals die Selma Sommer. »Soll das denn wirklich alles sein, was das Leben mir bieten will?«

Wimmernd saß sie zunächst bei Dr. Winter in der Praxis. Plötzlich zu erfahren, dass alles verloren geht, nicht nur die Erinnerungen, sondern in gewisser Hinsicht sogar sie selbst.

Sebastian, an den erinnert sie sich noch. Nur vierzig Jahre Ehe, bis er starb. Stunde für Stunde bangte sie an seiner Seite, Tag und Nacht. Nichts brachte es. Er starb einfach weg. Weinen kann Selma nicht mehr. Manchmal aber vermisst sie Sebastians Nähe, seine Hände und Küsse.

»Kein Katzengejammer! Jetzt muss etwas passieren«, dachte sie kurze Zeit nach der Diagnose daheim. »Sebastians Tod hat Selma überlebt. Die Selma lässt sich auch jetzt nicht unterkriegen.« Urplötzlich kam ihr diese verrückte Idee. »Ich werde alles vergessen, was ich je getan habe«, kam ihr die Erleuchtung. »Es ist doch dann völlig egal, was ich mache. Morgen schon werde ich mich vielleicht nicht mehr dafür schämen müssen.«

Mit dieser frohen Erkenntnis lebt Selma Sommer jetzt seit sieben Monaten. Mittlerweile vergisst sie schon recht viel, aber noch kommt sie ganz gut alleine klar. Keinesfalls vergisst sie nämlich diese eine Sache. Selma hat einen Computer geerbt von Sebastian. Seit diesem Spätsommertag bei Dr. Winter schreibt sie jeden Tag dreimal ihre Gedanken auf und liest sie dreimal täglich. Tatsächlich ist sie manchmal überrascht, doch häufig erinnert sie sich an ihre Erlebnisse. Es weiß niemand außer ihr, dass sie über dieses eine Geheimnis Tagebuch führt.

Feierlich fühlt sie sich seitdem. Sie hat es heimlich getan. Ganz allein und unerkannt. Unheimliche Angst hatte sie zunächst dabei. Dann aber fiel es ihr immer leichter. Längst kann sie gar nicht mehr aufhören damit. Dumm kommt sie sich manchmal vor, aber es ist doch zu schön. Schon seltsam.

»So«, denkt die Selma. »Heute ist es wieder soweit!« Selma erwartet Besuch aus dem World Wide Web. Wie gerufen, klingelt es an ihrer Eingangstür. Einmal noch schnell den Lippenstift nachziehen und dann los. Lachend öffnet Selma die Tür und denkt: »Der ist hübsch.«

Herr Herbst ist da und bleibt eine kleine Weile bis der Winter kommt.

 

Hallo Maedy,

die Idee der Geschiche gefällt mir. So nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. :D

Die Struktur deiner Geschichte jedoch finde ich noch etwas zu wirr. Du springst für mich zu unvermittelt von einem Erzählpunkt zum nächsten. Vielleicht sortierst du das mal für ich gedanklich in Blöcke und überlegst, wie das besser zu arrangieren ist.

Ein paar Absätze täten dem Text auch gut, schon allein für die Lesefreundlichkeit. Etwas ungeschickt finde ich die Namensnennung von Dr.Winter in Zusammenhang mit dem Schlusssatz. Oder hast du tatsächlich den Dr.Winter gemeint ;)?

Liebe Grüße
bernadettte

 

Goldene Blätter fallen leise zu Boden. Bäume ragen kahl in den Himmel. Herbstwind zieht durch die Gassen. Grün bekleidete Männer blasen Laub in die Ecken. Es ist Herbst.
Gottseidank!, dass es endlich Herbst ist,

liebe Maedy,

aber denkt nicht Frau Sommer oder irgendwer sonst anders als bei oder für sich? Besser vllt.

»Herrlich,« denkt Frau Sommer [...] und schaut aus dem Fenster.
(Kommt gegen Ende noch mal vor)

Selma Sommer ist dreiundsechzig Jahre alt. Alzheimer im Anfangsstadium meint ihr Arzt.
Ja, manchmal mein ich auch, schon auf dem Weg nach Alzheim zu sein, aber manche meinen, dass ich unangenehme Sachen gerne vergäße. Alzheimer ist nur eine Meinung, die erst nach dem Tod bestätigt oder widerlegt werden kann. Der Arzt wird wohl eher von Demenz gesprochen haben (ansonsten möge er es dementieren).

Aber schönes Bild, das Leben mit den Jahreszeiten zu verknüpfen (wenn auch nicht unbedingt neu, was der Geschichte um Frau Sommer, die nun in die Jahre und damit den Herbst erreicht hat - wenn sie sich nicht schon im Winter befindet ...

Hier müsstestu das Personalpronomen austauschen

... durchfuhr es [sie] damals bei Dr. Winter.
Hier wäre das Komma umzustellen
»Handeln muss ich[...]«[,]denkt Selma Sommer.
(passiert mehrmals, hat sich irgendwie die falsche Regel bei Dir eingeschlichen zum Ende der wörtl. Rede und hier fehlt der Punkt
»Die Selma lässt sich nicht unterkriegen« Urplötzlich

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Liebe bernadette,
lieber Friedrichard,

vielen Dank zunächst für Eure Kritiken. Über die Gliederung werde ich noch einmal nachdenken. Vielleicht kriege ich das noch etwas stringenter hin.

Der Winter am Ende ist mit Absicht doppeldeutig. Der Leser darf sich aussuchen, ob es der Winter des Lebens ist, Dr. Winter in Person als Sexualobjekt oder auch als behandelnder Arzt. Oder einfach alles zusammen. Die Idee mit den Jahreszeiten ist natürlich nicht ganz neu. Sie ist auch erst beim Schreiben entstanden und ich habe mich auch gefragt, ob ich noch irgendwie das Frühjahr hineinpressen soll. Allerdings fand ich dann, dass ganz offensichtlich Frau Sommer das Frühjahr schon hinter sich hat und ich das nicht betonen muss.

Mir gefiel das Wort "Alzheimer" so gut. Es ist melodischer als das harte "Demenz". Ich habe somit die wissenschaftliche Korrektheit der Kunst geopfert. Zudem wird Vergesslichkeit häufig umgangssprachlich Alzheimer genannt und möglicherweise erinnert sich die gute Sommer auch gar nicht so richtig, was ihr der Winter gesagt hat. ;)

Ich werde der Geschichte noch eine Überarbeitung gönnen. Ich wünsche Euch eine gute Nacht!

Die Maedy, aus der die Rechtschreibkorrektur hartnäckig die "Made" machen möchte.

 

Hollo Maedy,

welch ein tröstlicher Gedanke, dass man dem großen Vergessen das Notieren der Erlebnisse entgegensetzen könnte. Ein trotziges Verhalten, ein letztes Aufbäumen quasi, das leider eine Illusion bleiben wird bzw. nur im Anfangsstadium der Demenz möglich sein würde.
Trotzdem finde ich es prima, dass du mit diesem traurigen Thema auf so positive Weise umgehst.

Morgen schon werde ich mich vielleicht nicht mehr dafür schämen müssen.

Allerdings konnte ich anfänglich nicht nachvollziehen, wofür sich Frau Sommer schämen sollte. Für das Aufschreiben ihrer Gedanken oder das Flirten im Netz?
Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, es geht um das Treffen mit der www-Bekanntschaft.

Insgesamt sehe ich das wie bernadette, es fehlt noch etwas Ordnung in der Geschichte.
Ein deutlicheres Herausarbeiten der zwei Gedankenstränge: a) das Umgehen deiner Prot mit der Demenz (Beschäftigung mit PC) und b) die Konsequenz daraus, nämlich ihr Treffen mit den netten Herren, wäre von Vorteil.
Überprüfe bitte deine Erzählzeiten, ich habe den Eindruck, du setzt sie manchmal willkürlich ein.
Alzheimer im Anfangsstadium, meint ihr Arzt.
Auf einmal aber weiß sie nicht mehr, wo sie etwas ablegt, …

Aber du hast ja schon eine Überarbeitung angekündigt und ich hoffe, ich komme nicht zu spät mit meinem Komm. Ich freue mich darauf, die veränderte Geschichte lesen zu dürfen.

Liebe Grüße peregrina

 

Liebe peregrina,

danke für Deine Kritik, die noch nicht zu spät kommt. Ich werde die Geschichte in den nächsten zwei Wochen bearbeiten und dann noch einmal ausführlicher auf Deinen Kommentar eingehen. Ich werde vor allem versuchen, den Aufbau etwas zu ordnen.

Viele Grüße
Maedy

 

Liebe bernadette, peregrina,
lieber Friedrichard,

soderle, heute Abend hatte ich dann einmal Zeit, mich dem Herbst und der Sommer zu widmen. Vielen Dank noch einmal für Eure Kritiken. Ich hoffe, ich habe alle Fehler gefunden und nicht zu viele neue produziert. Mit der wörtlichen Rede muss ich tatsächlich aufpassen. Da ist bei mir nach der langen lyrischen Schreibpause die eine oder andere Regel in Vergessenheit geraten.

Die Mädels kritisierten besonders den Aufbau der Geschichte. Ich habe jetzt versucht, die Gedankenabsätze neu zu ordnen und diese auch als echte Absätze darzustellen. Ich hoffe, dass die Gedankengänge jetzt logischer sind.

Den mehrdeutigen Winter habe ich so belassen. Hier darf sich der Leser denken, was er möchte. Frei nach dem Motto, "ein Schelm, wer Böses dabei denkt." :lol:

Liebe Grüße aus Bayern
Maedy

 

Hallo Maedy,

Deine KG habe ich noch mal begutachtet und für mich ist es vom Ablauf übersichtlicher geworden.
Die Geschichte ist ja sehr kurz (ich bin ein Fan von kurzen KGs) und gerade deshalb sollte jedes Wort sitzen. Ohne dass ich hier oberlehrerhaft wirken möchte, aber nachfolgendem Abschnitt würden kleine Veränderungen gut tun.

„Kein Katzenjammer! Jetzt muss etwas passieren“, dachte sie kurze Zeit nach der Diagnose. „Sebastians Tod hat Selma überlebt. Die Selma lässt sich auch diesmal nicht unterkriegen.“ Urplötzlich überfiel sie diese verrückte Idee. „Ich werde alles vergessen, was ich je getan habe. Es ist doch dann völlig egal, was ich mache. Morgen schon werde ich mich vielleicht nicht mehr dafür schämen müssen“, kam ihr die Erleuchtung.

(´daheim´ hab ich weggelassen, weil es irreführend glauben macht, die Diagnose wäre daheim erfolgt)
Ich möchte Deiner Geschichte nicht meinen Stempel aufdrücken, Du musst entscheiden, ob Du auf diese Vorschläge eingehen möchtest.

Noch ein Wort zum Thema „Gedanken in Anführungszeichen“, da gibt es hier im Forum einen interessanten extra Thread, in dem User über das Für und Wider diskutieren. Habe ich zufällig entdeckt: Service - Beratung/Textarbeit – Autoren. War interessant für mich.

Weiterhin eine friedliche und kreative Adventszeit wünscht Dir
peregrina

 

Hallo Maedy,
mir gefällt deine kleine Geschichte so gut, dass ich sie zweimal gelesen habe.
Schon der Name Selma Sommer ist entzückend! Hr. Herbst, Dr. Winter und vielleicht kommt sogar noch der Frühling ums Eck (leider ist Hr Sommer tod).
Die "Grundverwirrung", die öfters durch die Zeilen blitzt, finde ich absolut passen. Selma selbst erzählt mir von ihrem Leben, verrät mir sogar ihr Geheimnis.
Ihre positive Lebenssicht schenkt Hoffnung, alles hat seine zwei Seiten, jedem kann man positives abgewinnen.
Sehr gern gelesen!
LG Damaris

 

Liebe Damaris,

vielen lieben Dank für Deine Kritik. Mir hat das Schreiben dieser kleinen Geschichte auch viel Spaß gemacht. Es freut mich, dass sie Dir gut gefallen hat!

LG
Maedy

 

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