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Der Held des Tages
„Ha ha, da läuft einer!“ dachte ich, „...und total ahnungslos.“ Es war schon sehr dunkel, denn es war bereits zwei Uhr morgens.
Ich nahm mein Taschenmesser heraus und stürzte aus dem Gebüsch, in dem ich mich hinterhältig versteckt hatte. Ich stieß es dem Mann so um die 14 mal in seinen Körper, bis er zusammensackte, den Blick starr in meine Augen.
Er hatte einen Rucksack bei sich, den ich ausleeren musste, da die Polizei dieses hier für einen Raubmord halten und den Täter in der Junkie-Szene vermuten sollte. Deshalb auch meine sehr unmenschliche Vorgehensweise mit einem Taschenmesser. Mein Motiv war reine Mordlust. Seit ich sechzehn bin, habe ich diesen krankhaften Drang, anderen wehzutun.
„Was ist denn das?“ hörte ich mich sagen. Im Rucksack dieses Mannes, ein Araber, wie ich jetzt sehe, ist jede Menge Sprengstoff. „Fuck!“ Nicht jeder Araber ist ein Attentäter, nein, aber der hatte eindeutig keine guten Absichten. Ich hasste sowieso diese Leute, die jedem östlich aussehenden Menschen nicht über den Weg trauten. In jedem gleich einen Wahnsinnigen vermuteten, der sich in ein Flugzeug setzt und irgendwo reinrast.
Ich war noch nie rassistisch. Bei mir gibt es nur „Ich und die anderen“. Wenn ich einen Menschen umbringen wollte, dann nie aus politisch motivierten Gründen, sondern einfach aus Lust.
Jedenfalls lag vor mir die Leiche eines Attentäters. Er wollte sicher viele Menschen umbringen, aber ich war ihm dazwischengekommen. Ob er das einkalkuliert hatte? Sicherlich nicht. Es interessierte mich jedoch, was er denn hochgehen lassen wollte. Ich wühlte in seinem Rucksack und fand einen Zettel, auf dem eine genaue Zeichnung der Stadt war. Offensichtlich wollte er eine Bombe bei McDonalds legen. Na klar, dem Symbol des Westens. Außerdem fand ich einen Ausweis, der mir zeigte, dass unser toter Freund den ehrenwerten Namen Maltriz trug. Klingt gar nicht so arabisch. „Mönsch Maltriz, was solln der Scheiß, hä?“ fragte ich, erwartete jedoch keine Antwort.
„Stehen bleiben!“ ertönte es von meiner rechten Seite.
Die hatten mir noch gefehlt. Die Polizei stand vor mir mit gezogener Waffe, dessen Lauf auf mein Gesicht zielte.
„Waffe fallen lassen!“ Da merkte ich, dass ich das Messer immer noch fest umklammerte. Ich ließ es auf Maltriz plumpsen. „Tschuldigung.“ Flüsterte ich.
„Oh mein Gott.“ Sagte die Polizei als sie den ganzen Sprengstoff sahen. „Gehört der Ihnen?“ „Das versuche ich Ihnen ja klar zu machen, der Typ da ist ein Terrorist!“ Verteidigte ich mich. Ich wollte ihnen gerade den Zettel reichen, als sie beide im Chor schrieen: „Nichts anfassen! Das überlassen wir der Spurensicherung.“
So fuhren wir, nachdem ein riesiges Polizeiaufgebot angekommen war, aufs Revier, damit ich meine Aussage machen konnte.
Mir wurden Fragen gestellt, ob mir der Mann denn irgendwie verdächtig vorgekommen sei. Ich log: „Seit dem 11. September trau ich den ganzen Arabern nicht mehr über den Weg. Das sind doch alles Terroristen!“
Die Polizei fand meine gespielte nationalistische Einstellung scheinbar gut und ich erntete haufenweise Sympathien für jeden Satz, den ich von mir gab. In mir kochte es vor Mordlust und ich schielte ununterbrochen auf das Halfter des Polizisten neben mir.
„Ihr dummen Rassisten!“ dachte ich.
Die Tatsache, dass ich Maltriz mit einem Taschenmesser abgestochen hatte, machte meine Version glaubhafter, dass ich in Notwehr gehandelt hätte, da der böse Maltriz schließlich wie ein Irrer auf mich losgegangen sei.
„Warum ich vierzehnmal zugestochen hätte? Ich hatte verdammt noch mal Angst. Panische Angst.“
Mir wurden Zigaretten, Schnaps und Essen angeboten. So haben sie mich in ihr Herz geschlossen.
„Wenn ich bedenke wie oft mein Kind bei McDonalds isst....“ Sagte der eine Polizist mit Tränen in den Augen. Er rannte plötzlich zu mir und umarmte mich so fest, dass mir die Luft wegblieb. „Danke!“ Sagte er immer wieder, „Danke, mein Freund!“
Ich röchelte vor mich hin und er ließ mich los und entschuldigte sich hundert mal. „Es ist so über mich gekommen....“ Sagte er.
„Macht nichts.“ Sagte ich kumpelhaft und überlegte sein Kind als nächstes umzubringen.
„Kann ich jetzt gehen?“ fragte ich vorsichtig.
„Ja, wenn wir noch fragen haben, melden wir uns. Die Adresse und Nummer haben wir ja. Schlafen sie sich erst mal ordentlich aus.“ Wird mir freundlich mitgeteilt.
„Danke schön, tschüß.“ Sagte ich und verschwand hinaus in die unverdiente Freiheit.
Auf dem Nachhauseweg dachte ich nach. „ Es sollte mehr Menschen wie sie geben.“ Hatte der eine Polizist zu mir gesagt.
„Verdammt, ich bin ein mordlüsternes Monster. Ich habe diesen Maltriz bestialisch abgeschlachtet und selbst auf dem Revier habe ich nur alle töten wollen.“ Dachte ich.
Was meinen Sie, lieber Leser? Bin ich ein Held?
[ 21.04.2002, 17:33: Beitrag editiert von: weirdgeist ]