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Der Hebelmacher

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18.02.2017
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Der Hebelmacher

Er war.

Er war ein einfacher Mann. Er war ein alter Mann, man sah es ihm jedoch nicht an. Er war nicht sonderlich groß, aber auch nicht sonderlich klein. Er war, obwohl es nicht so schien, sehr gebildet. Seit 23 blutigen Sommern lebte er in der Stadt Gunduzahn, in einer kleinen Werkstatt. Sein Heim befand sich in einer kleinen Gasse, zwischen den großen Häusern der Innenstadt. In diese Gasse fuhren keine Pferdegespanne, und nur zwielichtige Gestalten trieben sich dort umher. Er war jedoch keine zwielichtige Gestalt. Nur die wenigsten wussten, dass er dort lebte und arbeitete. Noch weniger wussten an was er dort arbeitete. Sie hatten nur gehört, dass er sich Hebelmacher nannte. In mancher Nacht hörte man aus der Gasse unnatürliche, unmenschliche Schreie. Wenn an den darauffolgenden Tagen die Wachen der Stadt die Häuser durchsuchten, gab es keine Spur jeglicher Gräueltaten. Niemand wusste ob in der Werkstatt des Hebelmachers überhaupt etwas geschah. Nur der Hebelmacher wusste dies. Er wusste dass die Wachen nie etwas finden würden. Er wusste, dass es ihr Tod wäre.

"Haben sie letzte Nacht irgendetwas gehört oder gesehen?", fragte die Stadtwache, schien an der Antwort jedoch desinteressiert zu sein. Der Hebelmacher sagte das gleiche wie immer, es schien schon fast ein Ritual geworden zu sein. "Ich habe Schreie gehört, jedoch nichts gesehen." Hätte er geleugnet etwas gehört zu haben, wäre man misstrauisch geworden. Die Wache spuckte auf den vom Regen aufgeweichten Boden und ging ohne ein Wort. Der Hebelmacher stand noch einen Augenblick in der Tür seiner Werkstatt und sah der Stadtwache hinterher. Die Wache klopfte an der nächsten Tür und die Befragung begann erneut. Der Hebelmacher zog die Tür hinter sich zu und ließ die verregnete Außenwelt hinter sich. Gemächlich schritt er zu seinem Schmiedefeuer und drehte den massiven Eisenstab. Das Eisen war so heiß, dass es schon weiß glühte. Er ließ den Stab los und ging an das andere Ende der Werkstatt. Dort angekommen bückte er sich und öffnete eine Falltür im Boden. Eine schmale Treppe führte in die alles umfassende Dunkelheit. Sein Blick verlor sich in ihr. Ein leises Grollen drang an sein Ohr und er richtete sich wieder auf. Aus einer Ecke holte er sich seinen abgenutzten Lederhandschuh, welche die Hitze von seinen Fingern abhalten konnte. Auch hier konnte er das tiefe Grollen hören, was ihn zur Eile antrieb. Gefassten Schrittes bewegte er sich zur Tür und sperrte sie ab. Sein müder Blick war stahlhart. Er erschauerte jedoch, wenn er an seine Aufgabe dachte. Seinen Handschuh überziehend, griff er nach der glühende Eisenstange.

Er ging die Treppe hinab. Hinter sich zog er die Falltür zu und sperrte sie ab. Nur noch das Glühen der Stange spendete ihm Licht. Ein reines Licht. Beim Abstieg verdampfte die Feuchtigkeit von den aus Felsblöcken errichteten Wänden, wenn er mit der Eisenstange zu nahe kam. Nach einigen hunderten Schritten erreichte er einen Raum. Das Grollen war während des Abstiegs immer lauter geworden, jetzt jedoch war es ohrenbetäubend. Der Hebelmacher blickte auf und sah die leuchtenden Linien des Pentagramms auf dem Boden. In dem Schutzkreis befand sich etwas, was noch dunkler als die absolute Finsternis war.

Ein Dämon.

Der Dämon brüllte vor infernalischer Wut und warf sich immer wieder gegen die Grenzen des Pentagramms. In das Gesicht des Hebelmachers schlich sich trotz seiner schrecklichen Aufgabe ein Lächeln. Er bereute es immer wieder dieselbe Aufgabe zu erfüllen, doch sie war sein Schicksal. Sie war der Preis der Welt und seiner Unsterblichkeit. Als der Dämon seine Anwesenheit spürte wurde er noch zorniger. Die Grenzen des Pentagramms flackerten immer stärker auf, wenn der Dämon sich gegen sie warf. Der Hebelmacher wusste, dass sie halten würden. Sie hatten schon sein Anbeginn seiner Existenz gehalten. Er ließ seinen Blick einen kurzen Moment auf der Treppe, der Freiheit, verharren, bevor er in das Pentagramm trat. Sofort wurde er von dem Dämon erfasst und mit gewaltiger Wucht auf den Boden geschleudert. Er hatte die Stange fest im Griff, als der Dämon von ihm Besitz zu ergreifen versuchte. Als der Dämon seinen Fehler bemerkte war es zu spät. Das Gesicht des Hebelmachers verzog sich zu einer Fratze, während er im Geiste gegen den Dämon ankämpfte. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. In wenigen Augenblicken würde sich der Dämon befreien, doch sie wussten beide, dass es nie dazu kommen würde. Das Schicksal des Dämonen war endgültig. Der Dämon und der Hebelmacher schrien auf, als die Eisenstange sich bis zum Herzen durchbrannte. Beide krümmten sich vor Schmerzen, doch der Hebelmacher konnte die Stange nicht herausziehen, da Eisen und Dämonen sich anziehen. Der Todeskampf dauerte etliche Stunden. Der Hebelmacher starb. Der Dämon beherrschte nun den ganzen Körper, war jedoch vom Eisen gelähmt. Er schrie die ganze Nacht hindurch, er ließ nur noch eine tote Hülle zurück, als auch er vom Nichts erfasst wurde.

Am nächsten Morgen klopfte ein kleiner Junge an der Tür der Werkstatt. Ein erschöpft wirkender Mann öffnete. "Hier sind ihre Äpfel", sagte der kleine Junge schnell und verschwand aus der Gasse. Der Mann stellte den Korb in seiner Werkstatt ab und biss herzhaft in den saftigen Apfel.

Er war ein einfacher Mann. Er war ein alter Mann, man sah es ihm jedoch nicht an. Er war nicht sonderlich groß, aber auch nicht sonderlich klein. Er war der Hebelmacher.

Er war.

 

Willkommen bei den Wortkriegern Kemauc! :)

Eine gut gelungene Geschichte wie ich finde. Du baust beim Lesen sehbar Spannung auf. Zu Beginn benutzt du das "Er" mehr oder weniger als ein Stilmittel, jedoch finde ich solltest du dich im mittleren Teil des Textes um etwas mehr Varietät bemühen.
Die Idee, am Ende der Geschichte den Anfang zu benutzen, passt zu der grauen Stimmung der Kurzgeschichte.
Eine Frage bleibt mir jedoch. Warum ist er jetzt eigentlich der "Hebelmacher"?
Mit wortkriegerischen Grüßen

Alex

 
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Hola Kemauc,

bist Du sicher, dass sich Dein Nick ohne ‚o’ schreibt ( statt Kemoauc)? Und wenn ja – was bedeutet er?
Deiner Geschichte konnte ich bis zur Hälfte gut folgen. Fast fehlerfrei (Ausnahme fehlende Kommas und fehlende Großschreibung der Anrede 3. Pers. Singular).
Die wiederholte Verwendung von ‚er war’ macht den Text eintönig, zumal Du den eigenartigen Anfang zum Schluss noch einmal verwendest – und das ist eindeutig zu viel.

Dann kommt die zweite Hälfte, und jetzt, nachdem ich das Gelesene bisschen sacken lasse, weiß ich, dass Du Dir – in Teamarbeit mit Alexx – einen Jux gemacht hast.
So grottenschlecht kann kein Mensch eine Szene hinhauen, ohne die Spur von – ich erspare mir die Aufzählung. Im Gegensatz zu Deinem Compagnon Alexx finde ich diesen Schriebs nur geeignet für die Tonne. Klopp ihn da hinein und Friede sei mit Euch beiden.

Da ich anfänglich mitgeschrieben habe, will ich Dir den Anfang meines Kommentars nicht vorenthalten – und Du kannst sehen, dass ich in ernsthafter Absicht begann, diesen ‚Text’ zu lesen.

Der Hebelmacher blickte auf und sah die leuchtenden Linien des Pentagramms auf dem Boden.
Er blickte auf – nach oben / aufwärts – und sah etwas unten (auf dem Boden)?

Sein müder Blick war stahlhart.
Ich finde, das widerspricht sich. Ein stahlharter Blick ist wach, konzentriert, energisch.
... dunkler als die absolute Finsternis war.
So schwarz wie das schwärzeste Schwarz, eher noch dunkler?:D

Bin nicht böse - war 'ne nette Verarsche.

José
Warnung: Belasst es bei diesem einen Mal, sonst werdet Ihr exkommuniziert:shy:.

 

Hallo Kemauc!

Willkommen bei den Wortkriegern!

Im Gegensatz zu josefelipe gehe ich nicht davon aus, dass deine Geschichte nur als Jux gemeint ist. Ich nehme an, du bist noch ein Schreibanfänger, aber jeder hat mal angefangen.

Also bekommst du von mir ein paar Schreibtipps.

Den ersten zur Perspektive. Hast du dich schon mit den verschiedenen Erzählperspektiven beschäftigt? In deinem Text nutzt du eine objektive Erzählperspektive, das heißt, dass der Erzähler außerhalb der Figuren bleibt, über die Figuren erzählt, ähnlich wie ein Reporter.
Der entscheidenen Nachteil dieser Perspektive ist, dass man eben außen vor bleibt. Man kommt deinem Hebelmacher nicht nah, weil man eben nichts über sein Innerstes, seine Gefühle und so, erfährt. Und das ist recht langweilig.

Inhaltliche Fragen:

Du schreibst am Anfang: "In mancher Nacht hörte man aus der Gasse unnatürliche, unmenschliche Schreie."
=> Wie soll ich das verstehen? Der Dämon schreit immer rum und der Hebelmacher hört immer geduldig zu? Erst heute beschließt er, ihn umzubringen? Wenn ja, warum erst heute?

"Die Grenzen des Pentagramms flackerten immer stärker auf, wenn der Dämon sich gegen sie warf. Der Hebelmacher wusste, dass sie halten würden. Sie hatten schon sein Anbeginn seiner Existenz gehalten."
=> Der Dämon ist also innerhalb dieses Pentagrammes geboren worden oder so? Macht keinen Sinn, finde ich.

Und was hat das Ende mit den Äpfeln zu bedeuten? Das verstehe ich auch nicht.

So viel erstmal von mir.

Grüße,
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für deine Antwort Chris Stone

Deine Kritik konnte ich nachvollziehen und ich bin in der Tat ein Schreibanfänger...
Denkst du es lohnt sich die Geschichte noch zu ändern?
Du hast kein Problem mit dem "Er war [...]" ?

Lg Ich

 

Hallo Kemauc!

Ja, durchaus, ich denke, es lohnt sich, wenn du an der Geschichte arbeitest. Inhaltlich hast du ja schon vieles richtig gemacht. Mir sind zwar einige Dinge unklar, aber dein Text hat einen guten Aufbau. Du baust sowohl Atmosphäre (blutige Sommer, das Fantasy-Setting mit der kleinen Gasse, den Pferdegespannen ...) als auch Spannung (blutige Sommer, aber keine Spur von Gräueltaten ...) auf.

(Nimm josefelipe seinen Kommentar nicht zu übel. Dämonengeschichten sind ziemlich sicher nichts, was er normalerweise liest.)

Und nein, ich habe kein Problem mit dem "Er war ..."

Grüße,
Chris

 

Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich glaube Der Name Hebelmacher ist nur eine Art Tarnung für den Mann. :confused:

 
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Hola Kemauc,

ich sehe im Forum, dass Du eine Geschichte kommentiert hast.

Da liegt selbstverständlich der Gedanke nahe, dass Du gegen meinen ersten Eindruck doch und durchaus gewillt bist, die Schreibwerkstatt zu nutzen. Gut so!

Also klicke ich, um Deinen Komm zu lesen – ich war wirklich gespannt.
Leider täuschte mich meine Ersteinschätzung nicht, denn ein Mitglied anzuschreiben ohne Anrede oder gar Gruß zum Ende, mit nur einem einzigen Wort – das ist eine doofe Tour, mit der Du keine Pluspunkte machen wirst.

Aber vielleicht sieht das Chris Stone anders.

José

 
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Hola josefelipe

ich bin durchaus gewillt, dieses Forum zu nutzen. Interessanterweise hat dein Kommentar nichts mit dem Hebelmacher zu tun, oder schreibt man alles, was man über den Verfasser, nicht über die Geschichte, zu sagen hat, in ein Kommentar? Anscheinend hast du etwas gegen meine Person und suchst dir gezielt Dinge, die du kritisieren kannst, sonst wären dir sicher andere Kommentare meinerseits aufgefallen, welche nicht nur aus dem Wort „Schön“ bestehen. Ich als Mitglied würde mich sicher über ein Kommentar freuen, welches keine Anrede oder Gruß enthält, sondern nur sagt, dass meine Geschichte schön sei.
Falls dich weiterhin Dinge an meinem Verhalten stören schick mir gerne eine Nachricht, unter meinen Geschichten hätte ich lieber konstruktive Kritik.

Mit sehr freundlichen Grüßen,
Kemauc

 
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Hej Kemauc,

deine Geschichte mit einer Anapher zu beginnen weckte mein Interesse, obwohl sie mit Fantasy deklariert ist. ;)

Du baust auch sofort Spannung auf und ich weiß mit dem Ausdruck blutige Sommer, dass es nicht zimperlich werden wird. Da kommt mir der Name der Stadt Gunduzahn abwegig vor. Vielleicht ohne "h"?

In diese Gasse fuhren keine Pferdegespanne, und nur zwielichtige Gestalten trieben sich dort umher.

Für meinen Geschmack würde herumtreiben besser klingen.

Noch weniger wussten an was er dort arbeitete.

Wenn der Satz so allein steht, hört er sich schon merkwürdig an, so fehle das Subjekt, oder?

Um sicher zu gehen, könnte es die wenigsten wussten, woran er arbeitete schreiben, ohne deinem speziellen Ton zu schaden, denke ich.

Haben sie letzte Nacht irgendetwas gehört oder gesehen?", fragte die Stadtwache, schien an der Antwort jedoch desinteressiert zu sein.

Ich würde die Menschen sich an diesem Ort sich nicht siezen lassen.

Der Hebelmacher zog die Tür hinter sich zu und ließ die verregnete Außenwelt hinter sich.

Das klingt, als würde er außerhalb stehen, lässt er doch die Außenwelt draußen.

Aus einer Ecke holte er (sich)seinen abgenutzten Lederhandschuh, welche(r) die Hitze von seinen Fingern abhalten konnte.

Beim Abstieg verdampfte die Feuchtigkeit von den aus Felsblöcken errichteten Wänden, wenn er mit der Eisenstange zu nahe kam.

Cooles Bild, ich denke mal, das funktioniert. ;)

Sie hatten schon sein Anbeginn seiner Existenz gehalten.

Seit

Er hatte die Stange fest im Griff, als der Dämon von ihm Besitz zu ergreifen versuchte. Als der Dämon seinen Fehler bemerkte war es zu spät.

Die Wiederholung verdirbt die Spannung ein bisschen.

Mir gefällt es, wie du diese Verwandlungsgeschichte aufgebaut hast. Stringent, zügig und sprachlich ebenso konsequent. Alles, was sekundär ist, bleibt offen. Auch das wieso.

Gut gemacht. Weitermachen. :lol:

Dennoch ist das ja nur ein Leseeindruck einer Leserin, also komplett subjektiv.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hi Kanji ,

erstaml danke für deine Rückmeldung, schön das es dir gefällt. Wenn ich die Geschichte überarbeite werde ich voraussichtlich deine subjektive Meinung berücksichtigen...
Zum Stadtnamen, ich hab einfach schnell nen Namen gebraucht, dachte jeder würde passen.

Möge der Duden mit uns sein.

Lg Kemauc:)

 

Hej Kemauc,

Zum Stadtnamen, ich hab einfach schnell nen Namen gebraucht, dachte jeder würde passen.

Jetzt mal Klugscheissen am Samstagnachmittag: wenn das man immer so einfach wäre ... Denn mir gefallen Geschichten immer dann am besten, wenn ich zumindest den Eindruck habe, kein Wort ist zufällig gewählt. Gerade bei Kurzgeschichten. Im Grunde geht's mir in den meisten Lebensbereichen so: Film, Unterhaltung, selbst beim Essen in Restaurants. Scheine nicht zu den Resteessern zu gehören.
Am liebsten habe ich es vielschichtig, gerade bei Namen, wenn ich also Parallelen ziehen kann zwischen dem Namen und der Bestimmung oder Berufung. ;)

Möge der Duden mit uns sein.

Das ist ein sehr gutes Beispiel! :D

"Prima Junge, aber werd’ jetzt bloß nicht übermütig.” – Han Solo

In diesem Sinne und mit freundlichen Grüßen, Kanji

 

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