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Der harte Alltag eines Vampirs
Und wieder einmal ein neuer Morgen. Morgen? Wohl eher kaum. Die Dunkelheit war es, die ihn erwachen ließ. Ihn, eine Kreatur der Nacht!
Nur langsam erhob er sich; erstmal den Deckel öffnen. Was hatte er jedes mal Angst, wenn er das tat. Jemand konnte schließlich schon da sein um nur darauf zu warten, ihm einen Pflock in sein Herz zu treiben.
Wie immer machte er sich umsonst Sorgen, da war natürlich niemand.
'Ganz langsam!', dachte er sich.
'Erstmal die Augen öffnen!'
Puh! Da war nur die Dunkelheit durchbrochen vom Schein des Mondes und der Sterne. Rocky richtete sich mit seinem Oberkörper auf.
Plötzlich fiel ihm etwas in seinen Schoß. Er schoss augenblicklich in die Höhe.
„Molly! Böses Kätzchen!“ Entfuhr es ihm, als er sich wieder gefasst hatte.
Seine Katze hingegen verstand seine Panik ganz und gar nicht. Sie sah ihr Herrchen verständnislos an. Musste er sie denn gleich herunterwerfen? Es half alles nichts, sie hatte Hunger und er musste sie schließlich doch füttern. Dafür ist ein Herrchen ja da, oder? Nächster Anlauf und schon strich das Pelzknäuel wieder um die Beine, der nicht ganz ernstzunehmenden Kreatur der Nacht.
Rocky sah in der Tat in diesem Moment nicht sehr angsteinflößend aus. Der Schreck war ihm noch ins Gesicht geschrieben, zudem stand er nun etwas wacklig neben seinem Sarg, sich mit einer Hand an die Brust fassend, während die andere einen Kerzenleuchter umklammerte.
Er sah sich um. Wenn das nun jemand gesehen hatte! Er wusste zwar, dass er mit Ausnahme seiner weißen, flauschigen Langhaarkatze alleine lebte, aber man weiß ja nie. Blamieren wollte er sich nun wirklich nicht. Es war schon schwer genug einen bösen und furchteinflößenden Eindruck zu machen, denn eigentlich war er ein netter Kerl. Aber Vampir ist nun einmal Vampir, dagegen kann man halt nichts machen.
Molly lies das alles sichtlich kalt, sie wollte Futter und zwar jetzt. Ungeduldig biss sie ihm leicht in den großen Zeh.
„Pass auf oder ich fress dich gleich!“, entfuhr es ihm.
Aber was redete er da eigentlich? Gegenüber seiner geliebten Katze musste er jedenfalls keinen auf „den harten Kerl“ machen, diese ließ das sowieso kalt.
„Na komm, du alter Flohbeutel!“
Schlaftrunken und noch etwas benommen trapste er in die Küche und musste dabei aufpassen, nicht über Molly zu stolpern, die unerbittlich den Kontakt zu seinen Beinen suchte. Eine Dose Katzenfutter war auch schnell geöffnet und sein schnurrendes Knäuel machte sich schmatzend darüber her.
'Die Leute wissen ja gar nicht, wie schwer es ist Katzenfutter zu beschaffen, jedenfalls wenn man während der Ladenöffnungszeiten schläft. Wäre ja auch irgendwie unangemessen halb verkohlt, mit dampfendem Mantel und einem Korb voll Katzenfutter an der Kasse zu stehen und der Kassiererin einen 50 Euro Schein mit etwas Asche zu überreichen mit den Worten: Passt schon so, behalten sie den Rest!' dachte er bei sich.
Nun hatte Rocky beim Anblick seiner fressenden Katze auch Hunger bekommen. Also ging er zum Kühlschrank und nahm eine Flasche Blut heraus. Er nahm einen tiefen Schluck und spuckte ihn sogleich quer über die gesamte Anrichte.
'Was für eine Sauerei! Einen Tag alt und schon schmeckt es schal.'
Rocky sah es schon immer als Verschwendung an, sieben Liter Blut hat der Mensch. Wie sollte er mit seiner hageren Figur und zierlichen 1,68cm nur so viel auf einmal verputzen? Daher kam ihm die Idee, den Rest abzufüllen. Aber einmal an der frischen Luft und noch dazu kalt das geht ja mal gar nicht.
Experiment missglückt, Patient tot, was auch sonst...