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Der Handel

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10.11.2009
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Der Handel

„Mr. Finnigan, ich muss Ihnen leider sagen, dass ich keine Verwendung mehr für Sie habe.“
„Sie wollen mich doch nicht ernsthaft…“
„Doch, das will ich. Verlassen Sie bitte heute noch Ihr Büro. Ich werde Ihren Posten an Mr. Morrisson vergeben.“
„Morrisson? Ich bitte Sie. Seine Werbekonzepte waren nie so hochwertig wie meine. Machen Sie keinen Fehler, Mr. King.“
„Sie sind gefeuert, das ist mein letztes Wort und jetzt raus!“
Josh musterte seinen ehemaligen Chef, dessen Blick keinen weiteren Widerspruch dudelte.
„Wenn das ihr letztes Wort ist. Der Job hier ist sowieso zum Kotzen. Ich habe es nicht nötig für ein Arschloch, wie Sie es sind, weiterhin den Handlanger zu spielen. Sie können mich kreuzweise.“
Mit diesen Worten erhob Josh sich grinsend und verließ das Büro. Er rieb sich die Hände. King würde es früher oder später bereuen einen solch fähigen Mitarbeiter wie ihn entlassen zu haben. Morrisson war ein Loser. Ihm fehlte nicht nur das nötige Know-How, sondern auch das gewisse Etwas. Er war ein Langweiler, dessen Präsentationen man nicht länger als zehn Minuten folgen konnte, ohne in einen komatösen Tiefschlaf zu fallen.
„Finnigan… ich möchte Ihnen meinen Dank aussprechen. Sie haben einen großartigen Job gemacht. Sie haben wirklich gezeigt was Einsatz bedeutet.“
Josh verdrehte die Augen, als Victor ihm mit siegessicherem Lächeln in den Weg trat und auf die Schulter klopfte. Der Designer- Anzug ließ ihn wie ein verwöhntes Muttersöhnchen mit Adelstitel wirken. Die zurück gekämmten Haare, die von einer dicken Gelschicht überzogen glänzten und die Nickelbrille auf seiner Nase verliehen ihm das Bild eines strebsamen, wohlerzogenen Schuljungen, nicht aber eines Geschäftsmannes. Dieses Jüngelchen konnte ihm, Josh Finnigan, bei weitem nicht das Wasser reichen.
Josh entrang sich ein freundliches Lächeln und schob die Hand seines Gegenübers von der Schulter.
„Victor, ich will Ihnen nicht den Mut nehmen, aber Sie werden nicht viel Freude an Ihrer neuen Stellung haben.“
„Soll das eine Drohung sein, Finnigan?“
Josh wandte sich zum Gehen.
„Das ist keine Drohung, sondern eine Tatsache.“ sagte er und ließ Morrisson ohne ein weiteres Wort zurück.
Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schlenderte den Flur fröhlich pfeifend entlang. Es würde nicht lange dauern, bis er eine neue Anstellung finden würde, dessen war er sich gewiss.
Josh beschleunigte seine Schritte. Am Ende des Ganges auf der rechten Seite lag sein Büro, das er schließlich, einen lauten Seufzer ausstoßend, betrat.
Es war ein kleiner, in sterilem Weiß, gehaltener Raum. Eine schlechte Kopie von Monets Seerosen zierte die Wand zu Joshs Linken. Zu seiner Rechten stand ein lang gezogener, von Papieren überfüllter Eckschreibtisch, hinter dem sich Morrisson bald abmühen würde.
Die Sonne tauchte das Büro in gleißende Helligkeit. Josh trat an das Fenster heran und blickte auf die Skyline von New York. Ein atemberaubender Anblick aus dem sechzigsten Stock.
Sollte King der Fettsack doch mit dem Grünschnabel glücklich werden. Josh feixte. Im Staub bettelnd würde der Alte angekrochen kommen und ihn anflehen wieder einzusteigen. Das war nur eine Frage der Zeit.
Apropos Zeit. Er blickte auf seine Armbanduhr. Mittag. Es klopfte an der Tür. Eine gut aussehende Frau, mit braunen, langen Locken und einem ausgesprochen schönen Körperbau kam herein.
Josh ging zur Tür hinüber und schloss sie ab.
„Hallo Mary.“ Sagte er dann, während die Frau die Knöpfe ihrer Bluse öffnete und ihr blanker Busen zum Vorschein kam.
Josh zog sie zu sich heran und fuhr mit der Hand über ihren durchtrainierten Hintern. Dann hob er sie hoch, um sie auf dem Schreibtisch abzusetzen.
Mary stöhnte auf, als er ihre Brüste berührte.
Josh lachte in sich hinein. Auch wenn dieser Tag der beschissenste seit Langem war. Mary Morrisson verstand es ihn abzulenken.

Sechs Monate später

„Jimmy, noch ein Bier.“
„Hast du nicht schon genug gehabt, Josh?“
„Weißt du wovon ich genug habe? Von diesem scheiß Leben.“
Jimmy schüttelte den Kopf und begann zu zapfen. Währenddessen starrte Josh auf den Fernsehbildschirm. Die Spätnachrichten liefen gerade.
„Die Werbeagentur „King Slogans“ hat ein neues Gesicht an der Spitze. Aufgrund eines Herzinfarktes den Christopher King erlitt wurde Victor Morrisson heute als neuer Geschäftsführer vorgestellt. Ob Christopher King in sein Unternehmen zurückkehrt ist noch unklar.“
Ungläubig schüttelte Josh den Kopf. Dieser verdammte Grünschnabel!
Jimmy stellte das Bierglas vor ihm ab.
„Sag mal, ist das nicht der Typ für den du abserviert wurdest?“
„Ja der Typ, dessen Frau mich unwiderstehlich fand.“
„Auch mit diesen Stoppeln?“
Josh fuhr mit der Hand über seinen Drei- Tage- Bart. Warum sollte er sich rasieren? Es gab keinen Grund dazu, gepflegt auszusehen. Sämtliche seiner Affären hatten sich von ihm abgewandt, als er den Job verloren hatte und das große Geld ausblieb. Es hatte Zeiten gegeben in denen jede von ihm vernascht werden wollte, eine Trophäe in seiner Sammlung werden wollte. Diese Tage waren nun gezählt. Ein für alle Mal.
Nebenjobs mit mickrigen Bezahlungen hielten ihn über Wasser. Zurzeit übernahm er die Frühschicht in einem Supermarkt. Es war eine verfluchte Schinderei, aber besser als ein Leben auf der Straße verbringen zu müssen.
Sein Loft über den Dächern der Stadt hatte er vor vier Monaten aufgeben müssen und lebte nun in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung, die sich in einem Häuserblock mit 30 Parteien befand. Knallende Türen, Schreie und Schüsse sorgten dafür, dass man um den Schlaf gebracht wurde.
Josh verfluchte mittlerweile seine Überheblichkeit, die ihm zum Verhängnis geworden war. Wie ein Lauffeuer hatte sich herumgesprochen, dass der große Josh Finnigan nicht länger Teil von „King Slogans“ war. Jede seiner Bewerbungen, bei renommierten Werbeagenturen wurden abgeschmettert.
Von einem Tag auf den nächsten war er zu einem Loser geworden.
Mit einem Zug trank Josh sein Bier leer und legte einen 20 Dollar Schein auf den Tresen.
„Mach’s gut, Jimmy. Bis morgen.“
Der Barkeeper nickte brummend.
Josh trat hinaus. Die kühle Nachtluft schlug ihm entgegen. Das Geräusch von Polizeisirenen wurde über die Häuserschluchten zu ihm herüber getragen. New York war ein gefährliches Pflaster und er vermisste die Zeit, in der er sich einen Chauffeur leisten konnte, der ihn sicher durch das Nachtleben der Stadt brachte. In dieser Nacht waren nur noch wenige Menschen auf den Straßen unterwegs. Wankend schlug Josh den Weg Richtung Central Park ein, eine Abkürzung, die ihm zehn Minuten einsparte.
Nachdem er zwei Häuserblocks hinter sich gelassen hatte, stellte sich ihm ein Mann mit Bulldoggengesicht in den Weg. Mit seinen breiten Schultern, den Muskel bepackten Oberarmen und seinem bulligen Körper, der in einem verblichenen Anzug steckte, erweckte er den Eindruck der Türsteher einer Diskothek zu sein. Die Glatze ließ ihn noch gefährlicher wirken, als er es ohnehin zu sein schien.
„Ist was?“ blaffte Josh ihn an. Er fürchtete sich nicht vor diesen Straßenbanditen, die jede Sekunde eine Waffe hervorziehen konnten. Der Tod konnte nicht schlimmer sein, als dieser ereignislose Alltagstrott, den er Tag für Tag erlebte.
„Ich glaub es nicht. Sie sind Josh Finnigan.“ rief die Bulldogge mit Reibeisenstimme aus.
„Danke für die Info.“ entgegnete Josh. Genervt umrundete er seinen unerwünschten Gesprächspartner und stapfte schnell, aber torkelnd, weiter und erreichte außer Atem den Park.
„Warten Sie, Sir.“
„Nein. Suchen Sie sich jemand anderes für einen Plausch. Es wird Zeit, dass ich nach Hause komme. Ich muss morgen früh raus.“
Die Bulldogge holte ihn ein.
„Mr. Finnigan, es ist still um Sie geworden.“
Josh blieb stehen.
„Was wollen Sie von mir?“
„Gehen wir ein Stück zusammen?“
Josh zögerte, nickte dann aber stumm. Gemeinsam spazierten die beiden Männer schweigend durch den Central Park, bis das Bulldoggengesicht sich auf eine Bank setzte.
Josh tat es seinem Begleiter nach.
„Entschuldigen Sie, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe, Mr. Finnigan. Mein Name ist Vincent Farrel. Ich bin Geschäftsmann, genau wie Sie. Nur in einer, sagen wir mal, zwiespältigeren Branche. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie nach Ihrer Entlassung bei „King Slogans“ keinen Fuß mehr fassen konnten. Deshalb habe ich Ihnen ein Geschäft vorzuschlagen.“
Josh hob überrascht die Augenbrauen.
Woher wusste der Typ nur so viel? Hatte er es etwa mit einem durchgeknallten Stalker zu tun?
„Und was für ein Geschäft soll das sein?“
Für einen kurzen Augenblick glaubte er ein rotes Glühen in Farrels Augen zu sehen. Er schüttelte sich. Die Sinne spielten ihm wohl einen Streich. Scheiß Alkohol!
Vincent Farrel lächelte freundlich.
„Sie können Ruhm und Reichtum erlangen. Es gibt allerdings etwas, was Sie dafür tun müssen.“
Josh lachte bitter auf.
„Ja, ich muss einen lukrativen Job finden. Soll ich Ihnen etwa meine Bewerbungsunterlagen zusenden?“
Ein Kichern entrang sich Farrels Kehle und schwoll zu einem Furcht erregenden Gelächter an. Unruhig rutschte Josh auf der Bank hin und her. Hilfe suchend blickte er sich um. Doch er war allein im Central Park. Allein mit einem armen Irren.
„Gib mir die Frau deines Lebens und du wirst morgen einen Anruf von Victor Morrisson erhalten. Er wird dich anflehen zurückzukommen und dir das doppelte Gehalt anbieten.“
Die Reibeisenstimme von Farrel klang nun verzerrt und dunkel.
Das sollte alles sein? Josh lächelte. Die Frau seines Lebens hergeben? Die würde nie existieren. Frauen waren für ihn eine nette Abwechslung und so würde es immer sein.
Mit dem Teufel persönlich hätte er verhandelt, um wieder sein altes Leben führen zu können.
Nach einer kurzen Bedenkpause streckte er Vincent Farrel seine Hand entgegen.
„Wir sind im Geschäft, Mr. Farrel.“
Farrel schlug ein. Für einen kurzen Moment durchzuckte Josh ein undefinierbarer Schmerz. Es fühlte sich an, als hätte er seine Hand zu lange über eine Flamme gehalten. Als Farrel seine Hand losließ begutachtete Josh die Innenfläche. Sie war vollkommen unversehrt. Sein Gesprächspartner stand auf.
„Vergessen Sie unseren Vertrag niemals.“
Josh begann breit zu grinsen. Es gab keinerlei Zeugen für diese Unterredung. Also konnte er den Abschluss des Geschäftes im Ernstfall, zu dem es ohnehin nie kommen würde, abstreiten.
„Das werde ich nicht. Darauf können Sie sich verlassen.“

Sechs Jahre später

Josh gähnte herzhaft. Dieser elendige Empfang langweilte ihn. Doch um neue Kontakte innerhalb der Werbebranche zu knüpfen war er unumgänglich. Farrel hatte Wort gehalten. Am Tag nach den Verhandlungen mit dem dubiosen Bulldoggengesicht hatte Morrisson ihn darum gebeten den alten Job aufzunehmen.
Seitdem verband die beiden Männer eine gute Freundschaft, was Josh davon abhielt die Affäre mit Mary wieder aufleben zu lassen. Stattdessen versüßte ihm seine äußerst attraktive Privatsekretärin die Mittagspausen.
Josh beobachtete wie Victor sich den Weg, durch die geladenen Gäste bahnte.
„Finnigan, ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen. Eine absolute Ikone.“
„Mir ist gerade nicht danach, Victor.“
„Komm schon.“ sagte Morrisson und fügte leise hinzu. „Sie hat obendrein auch noch ein heißes Fahrgestell. Genau das Richtige für dich.“
Victor wandte sich ab und ging den Weg, den er gekommen war zurück, während Josh ihm folgte.
Eine blonde Schönheit rückte in ihr Blickfeld. Sie trug ein dunkelblaues Trägerkleid aus Satin und geizte auch nicht gerade mit ihren Reizen. Jeder Mann hätte davon geträumt ihre große Oberweite eingehend zu inspizieren. Joshs Blick huschte über ihre schlanke Taille und die langen Beine. Dann wanderten seine Augen wieder hinauf zu ihrem Gesicht. Sie hatte grüne katzenhafte Augen. Ihre Lippen waren betörend voll und in zartes Rosé getüncht. Das lange blonde Haar lag in Wellen um ihre Schultern. Sie lächelte. Es war ein Lächeln, das jedem Mann den Verstand geraubt hätte.
„Darf ich vorstellen Josh? Das ist Jenny Cole. Ihre Werbekonzepte sind einfach fantastisch. Das hier ist meine rechte Hand Josh Finnigan.“
„Guten Abend, Mrs. Cole. Es ist mir eine Freude Sie kennen zu lernen.“ Der Duft von Rosenblüten stieg Josh in die Nase. Am liebsten hätte er diese Frau sogleich verführt. Aber er wollte den nötigen Anstand bewahren, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. Als er Jennys Hand berührte traf es ihn wie ein Blitz. Es vergingen einige Sekunden in denen sie sich nur ansahen, ohne ein weiteres Wort zu sprechen.
„Die Freude ist ganz meinerseits.“ Unterbrach Jenny das Schweigen. „Nennen Sie mich doch bitte Jenny.“
„Gern.“
Victor blickte auf seine Uhr.
„Ach herrje, es ist schon so spät? Entschuldigt mich, ich habe morgen in aller Frühe einen wichtigen Termin.“
„Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen.“ brachte Josh zwischen den Zähnen hervor, nachdem er Morrisson unsanft ein Stück zur Seite gezerrt hatte.
„Warum nicht?“
„Worüber soll ich denn mit ihr reden?“
Victor klopfte ihm auf die Schulter.
„Du wirst schon alles richtig machen. Genieß den Abend.“ sagte er und zwinkerte.
Josh stellte sich wieder neben Jenny. Er starrte sie für eine Weile an.
„Was ist, Josh?“ fragte sie schließlich.
„Möchten Sie einen Sekt?“
„Sehr gerne.“ antwortete sie.

Sechs Wochen später

Zufrieden lächelnd stieg Josh in die Limousine ein. Die letzte Nacht würde ihm noch lange im Gedächtnis bleiben. Jenny Cole war nämlich nicht nur in der Werbebranche eine Ikone sondern auch im Bereich der Verführungskunst. Sie und Josh waren aus gewesen und mit heißen Küssen hatte sie ihm ihre wahre Absicht unmissverständlich deutlich gemacht. In ihrem Appartement hatten sie anschließend, nach einem guten Essen in einem Nobelrestaurant, noch einige Gläser Rotwein getrunken, um am Ende eine leidenschaftliche Nacht zu verbringen.
Josh musste sich eingestehen, dass er das erste Mal seit vielen Jahren nervös gewesen war. Er blickte aus dem Fenster des Wagens, beobachtete wie die Häuser der Stadt vorübersausten und hing seinen Gedanken nach. Diese Frau! Sie verdrehte ihm so dermaßen den Kopf, wie es noch keine zuvor getan hatte. Es verging keine Sekunde, in der er nicht an sie dachte, in der sie ihm nicht fehlte. Ein Leben ohne sie war für ihn nicht mehr vorstellbar. Nie hätte er es für möglich gehalten, sich eines Tages zu verlieben und von seiner Rolle als Verführer Abschied zu nehmen. Jenny hatte das Unmögliche möglich gemacht. Die Beziehung mit ihr machte ihn so glücklich, dass er das Gefühl hatte sie würde ihm Flügel verleihen.
Es dauerte eine Weile, bis die Häuserblocks sich lichteten und pompösen Villen wichen. Der Chauffeur folgte dem Straßenverlauf, um schließlich vor einem schwarzen Tor Halt zu machen. Er stieg aus und gab einen Zahlencode ein. Das Tor schwang auf. Der Fahrer setzte sich wieder in die Limousine und lenkte den Wagen auf das Anwesen. Der gepflasterte, breite Weg führte bis zur Haustür der riesigen Villa. Doch Josh war danach sich noch ein wenig die Beine in der kleinen Parkanlage zu vertreten.
„Halten Sie hier, Richard, den Rest des Weges möchte ich zu Fuß gehen.“
„Jawohl, Mr. Finnigan.“
Richard hielt an, stieg aus und öffnete Josh die Tür.
„Vielen Dank.“ Josh griff in die Hosentasche und nahm eine Geldbörse hervor, aus der er eine hundert Dollar Note zog. Er drückte sie seinem Fahrer in die Hand und zwinkerte.
„Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Sonntag. Richten Sie ihrer Frau schöne Grüße aus.“
Richard nickte und lächelte selig, als er sich wieder in den Wagen setzte und davon fuhr.
Josh trat auf den Kiesweg der durch den Park führte. Seine Gärtner hatten gute Arbeit geleistet. Die bunten Blüten, der liebevoll angelegten Beete ließen einem das Herz aufgehen und verbreiteten ein sommerliches Flair.
Vor einigen Tagen hatte Josh Jenny zu einem kleinen Picknick eingeladen. Ihr fröhliches Lachen und Wortfetzen der guten Gespräche hallten ihm jetzt noch im Ohr wider.
Zufrieden sog er die frische Morgenluft ein.
Es verstrichen zwanzig Minuten, bis er die Haustür erreichte. Er schloss sie auf und schon schlug ihm die Kühle in dem Haus entgegen. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihm breit. Hier stimmte etwas ganz gewaltig nicht. Das spürte er.
Langsam tappte er durch die Eingangshalle, zum Salon hinüber. Als er hinein trat zuckte er unwillkürlich zusammen. Ein altbekanntes Gesicht erwartete ihn. Es war Vincent Farrel, der sein Gegenüber süffisant lächelnd musterte.
„Hat es dich also doch erwischt.“
„Was hat mich erwischt? Wovon reden Sie?“
„Von der blonden Schönheit, die du umgarnst. Hat dich wohl um den Verstand gebracht.“
„Was wollen Sie?“
„Was ich will?“ Farrel brach in das Selbe schallende Gelächter aus wie sechs Jahre zuvor auf der Parkbank. „Die eigentliche Frage sollte wohl eher lauten was du willst. Willst du den Vertrag brechen oder hältst du dich an unsere Vereinbarung?“
Josh grinste. Nun traf also doch der Ernstfall ein.
„Ich weiß nichts von einem Vertrag.“
„Glaubst du tatsächlich mich zum Narren halten zu können?“
Farrel hob seine linke Hand, so dass die Innenfläche zu Josh zeigte. Dieser spürte denselben sengenden Schmerz, den er schon bei ihrem damaligen Treffen gespürt hatte. Ein feuriges Emblem erschien in Farrels Hand und als Josh hinab in seine Hand schaute erkannte er das gleiche Emblem. Erschrocken wich er vor seinem Gegenüber zurück, stolperte durch die Tür des Salons hinaus in die Eingangshalle, die ihm nun dunkel und bedrohlich vorkam.
Farrels Gesicht wurde von einem diabolischen Grinsen verzerrt.
„Nun wirst du einsehen müssen, dass es keinen Ausweg mehr gibt.“ sagte er.
„Ich werde den Vertrag nicht erfüllen. Ich bin das erste Mal seit vielen Jahren wieder glücklich.“
„Es tut mir leid, dass ich dein Glück zerstören muss.“
Josh schluckte und hob beschwichtigend die Hände.
„Okay, okay. Mach was du willst mit mir, aber lass Jenny aus dem Spiel.“
Farrel lachte erneut. Danach schwieg er für einige Minuten. Anscheinend schien er Gefallen an dem Vorschlag seines Vertragspartners zu finden.
„Nun gut. Die Frau soll leben.“
Ein Meer aus Flammen erstrahlte in der Eingangshalle. Es kreiste Josh und Farrel ein. Josh schmerzten die Augen von dem hellen Schein des Feuers und von der Hitze die es ausstrahlte.
Die Konturen der Eingangshalle verblassten allmählich. Dann wurde Josh mit einem Sog mitgerissen. Es fühlte sich an, als würde er durch die Marmorplatten unter die Erde gezogen. Unsichtbare Hände griffen nach seinen Fußknöcheln. Er begann zu röcheln. Der Rauch der Flammen brannte in seiner Lunge. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

Josh riss die Augen auf. Sein gesamter Körper war ein einziger Schmerz.
„Willkommen Josh.“ sagte eine gesichtslose Stimme.
„Wo bin ich?“ fragte er. Um ihn herum herrschte Dunkelheit.
„Du bist dort, wo die verdorbenen Seelen ihre letzte Ruhestätte finden.“
„Ich verstehe nicht…“
„Du bist in der Hölle.“ Ein irres Gelächter drang an Joshs Ohr.
„Ich kann gar nichts sehen. Wer spricht da?“
„Kannst du dir das nicht vorstellen?“
„Du bist der Teufel.“
„Du scheinst wirklich ein heller Kopf zu sein.“
„Was hat es mit der Dunkelheit auf sich?“
„Ich dachte ich erlege dir die schlimmste Strafe auf. Deine Augen waren immer auf das Äußerliche ausgerichtet. Deshalb wirst du nie wieder etwas sehen.“ verkündete die Stimme, die Mark und Bein erschütterte. Dann setzte sie zu einem erneuten Gelächter an. Es verging eine Weile, bis das Lachen verebbte.
Josh stieß einen lauten Schrei aus. Er schloss die Augen und öffnete sie wieder. Immer dasselbe Bild. Undurchdringliche Schwärze.
Er raste vor Wut. Um alles war er betrogen worden. Um sein Leben mit Jenny, um die Millionen die er verdient hatte, um sein Anwesen. Alles hatte er verloren.
Als ihm bewusst wurde, dass er es sich selbst zu verdanken hatte, begann er leise zu wimmern.

 

Hallo liebe KGler!

Ich versuche mich nach einigen Versuchen in anderen Genres wieder mit Fantasy.
Freue mich über jede konstruktive Kritik.
Besonders für das Ende bin ich für jeden Tipp zu haben.

Liebe Grüße,
Elfaron

 

Lieber Elfaron,

Du hast eine schöne, klassische Teufelspaktgeschichte geschrieben. Die von dir geschaffene Welt ist im Großen und Ganzen schön ausgeschmückt. Sätze wie „Eine schlechte Kopie von Monets Seerosen zierte die Wand[...]“ haben mir besonders gut gefallen.

Ein paar Dinge haben mir nicht so gut gefallen:
Fangen wir mal bei deiner Hauptfigur an. Zu Beginn der Geschichte, als er entlassen wir, stellst du Josh eher als einen Verlierer dar („Doch dazu fehlte ihm der Mumm.“). Auch die „von Zigarettenqualm und Kaffee verfärbten Zähne“ und das „chaotische Genie" tragen nicht unbedingt zum Bild des selbstbewussten Verführers bei, den Josh wohl verkörpern soll.
Die Affären mit Der Sekretärin oder Ms. Morrisson passen meiner Meinung nach nicht wirklich zu dem Bild, das ich Anfangs von Josh bekomme.
Dann wäre da der Teufel. Ausnahmsweise mal nicht der elegante Mann im Anzug, wie bei den meisten Teufelspaktgeschichten, hätte ich mir doch einen anderen Namen gewünscht, als Black. Dieser ist in meinen Augen einfach zu Clichébehaftet.
Über Jenny erfährt man zu wenig und es wird meiner Meinung nach keine richtige Beziehung zwischen ihr und Josh aufgebaut, die rechtfertigen würde, dass er sein Leben für sie aufgibt.

Dann sind da noch ein paar Kleinigkeiten:
Wieso braucht Josh einige Minuten, um von seinem Tor zu seiner Haustür zu gelangen? Ich denke, bei so einem großen Anwesen hätte er sich doch eher von seinem Fahrer vor der Haustür absetzen lassen.
Ich glaube nicht, dass selbst ein Zwei-Zimmer-Appartement in der nähe des Central Parks im Budget von Josh liegt, wenn er sich mit Supermarktjobs über Wasser hält.

Ich hoffe, du kannst mir der Kritik etwas anfangen und schreibst weiter.

Grüße,
Florian

 
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Hallo Fsimon!

Vielen Dank für deine Kritik.

Zu Beginn der Geschichte, als er entlassen wir, stellst du Josh eher als einen Verlierer dar („Doch dazu fehlte ihm der Mumm.“). Auch die „von Zigarettenqualm und Kaffee verfärbten Zähne“ und das „chaotische Genie" tragen nicht unbedingt zum Bild des selbstbewussten Verführers bei

Jetzt wo du es sagst... das sollte ich tatsächlich noch einmal überdenken.

Ausnahmsweise mal nicht der elegante Mann im Anzug, wie bei den meisten Teufelspaktgeschichten, hätte ich mir doch einen anderen Namen gewünscht, als Black. Dieser ist in meinen Augen einfach zu Clichébehaftet.

Mal schauen was mir für ein alternativer Name einfällt.

Über Jenny erfährt man zu wenig und es wird meiner Meinung nach keine richtige Beziehung zwischen ihr und Josh aufgebaut, die rechtfertigen würde, dass er sein Leben für sie aufgibt.

Habe mir besagte Stellen noch einmal durchgelesen. Du hast Recht. Ich könnte Joshs Gedankengänge auf der Heimfahrt ja noch ein wenig mehr ausfeilen, aus denen hervorgeht, dass es Josh richtig erwischt hat und deren Beziehung nicht einfach nur auf einer unbedeutenden Affäre beruht.

Wieso braucht Josh einige Minuten, um von seinem Tor zu seiner Haustür zu gelangen? Ich denke, bei so einem großen Anwesen hätte er sich doch eher von seinem Fahrer vor der Haustür absetzen lassen.

:D Joa, stimmt schon. Hab ich gar nicht weiter drüber nachgedacht.

Ich glaube nicht, dass selbst ein Zwei-Zimmer-Appartement in der nähe des Central Parks im Budget von Josh liegt, wenn er sich mit Supermarktjobs über Wasser hält.

Damit werde ich mich auch noch einmal auseinandersetzen.

Du hast mir weitergeholfen.
Ich werde die Geschichte überarbeiten, sobald ich die Zeit dafür finde. Aber wie ich mich kenne, werde ich mich umgehend darum kümmern.

Liebe Grüße,
Elfa

Noch eine Kleinigkeit, ich bin eine sie ;)

Lieber Elfaron

 

Liebe Elfaron,

ich bitte meinen Fehler zu entschuldigen.
Ich habe die neue Version gelesen und finde die Geschichte nun viel runder.

Nur eine Kleinigkeit würde ich noch ändern. Ich würde aus den sechs Wochen, die Josh und Jenny sich treffen, eine längere Zeit machen, vielleicht ein Jahr. Auch wenn er sehr verliebt scheint, könnte es sich bei 6 Wochen auch um eine Affäre handeln, welche ihm im Nachhinein nicht so viel bedeutet. Nach einer längeren Zeit mit ihr wäre ihr Verlust tragischer.

Was denkst du darüber?

Liebe Grüße,
Florian

 

Hi,

sehr schöne Geschichte. Habe sie sehr gern gelesen. Oft neige ich dazu "längere" Kurzgeschichten, irgendwann nur noch zu überfliegen, das ist mir bei deiner Geschichte nicht passiert. Ich denke, das können wir als Qualitätsmerkmal werten. :-)

Einzig der Schluss hat mich dann schon etwas enttäuscht, da es der typische "Teufelspakt-Schluss" ist. Es wirkt zwar auch so ganz rund, dennoch habe ich dann immer das Gefühl, da hätte man noch was machen können.

Gruß

Sascha

 

Hi Elfaron,
Deine Gescichte liest sich flott und sie geht geradlienig vorann. Allerdings vermisse ich etwas, dass sie von einer typischen "Pakt mit dem Teufel" Geschichte abhebt. Hier verläuft alles wie erwartet. Irgendwo sollte in der Geschichte die Chance sein, dass Finnigan dem Teufel wirklich entkommt.

Ansonsten sind mir ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:

Josh verdrehte die Augen, als Victor ihm mit siegessicherem Lächeln in den Weg trat
Hier führst du Victor ein, ohne dass es Morrison sein muss - genausogut könnte er ein X beliebiger Kollege sein - also besser Victor Morrison oder besser einfach bei Morrison bleiben.
Morrisson? Ich bitte Sie. Seine Werbekonzepte waren nie so hochwertig wie meine.
... hier ist er Stinksauer und ich würde mir ein deftigeres Statement erwarten als .. nie so hochwertig ... Da klingt die direkte Rede unglaubwürdig.
New York war ein gefährliches Pflaster und er vermisste die Zeit, in der er sich einen Chauffeur leisten konnte, der ihn sicher durch das Nachtleben der Stadt brachte
den Satz finde ich kompliziert. Warum nicht. Er vermisste seinen Chauffeur?

LG
Bernhard

 

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