Der Halbmond
Über der Landschaft wacht der rot glühende Halbmond. Er steht nur knapp über dem Horizont. Er wacht über uns; über mich im Besonderen. Er wacht über die Obstbäume und über die hohen Wiesen. Er wacht über die Kurven der Teerstrasse und über den Schein der Strassenlaternen. Er wacht über die hohen Bürogebäude und über die leeren Parkplätze davor. Er wacht über den finsteren Wald in der Ferne und über den See dahinter, den ich von hier aus nicht sehen kann. Er wacht über die warme Sommerluft unter deren Decke das ganze Land liegt und er wacht auch über den Fernsehturm am Horizont.
Es scheint als ob der Halbmond die volle Macht über all das besitze und trotzdem keinen Gebrauch davon mache, nicht etwa aus Faulheit oder aus Resignation, sondern aus Weisheit. Er betrachtet uns aus der Distanz mit einem sanften, aber nicht zu übersehenden Lächeln.