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Der Hüter des Moors

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04.08.2011
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Der Hüter des Moors

Es ist nahezu stockdunkel in dieser Nacht.
Nur das blasse Leuchten der Sterne und ein winziger Streifen Mond spenden etwas Licht. Morgen ist Neumond, viel Licht ist nicht da.
Doch der Junge lässt sich davon nicht erschrecken. Dunkelheit ist er gewöhnt. Und doch fürchtet er sich. Er fürchtet sich vor den Nebelschwaden, die in der Luft hängen, ihn bedrohen und ihm die Sicht auf den Untergrund nehmen, wobei doch genau das jetzt so wichtig wäre. Der Junge geht langsam, einen Fuß vor den anderen setzend, immer erst testend, ob der Untergrund sein Gewicht trägt. Denn nur das würde sein Überleben sichern. Hier, im Moor, dem feindlichsten Lebensraum, den man sich vorstellen konnte.
Der Junge schloss die Augen. Er konnte sowieso nichts sehen, musste sich auf sein Gehör verlassen. Eigentlich mochte er das nicht, sich auf einen einzigen Sinn zu verlassen, dennoch ging er regelmäßig ins Moor. Er fand, das war es wert.
Er kam hierher um IHN zu treffen.
Vor ein paar Wochen war er das erste Mal dort gewesen, , in der Mitte des Moors. Da war auch so ein Wetter gewesen, kein Mond und Nebel. Er hatte sich verirrt, hatte schon die Hoffnung aufgegeben, als er plötzlich die Stimme hinter sich hörte.
„Was machst du hier, allein mitten im Moor?“, hatte der Mann gefragt, zu dem diese tiefe, sympathische Stimme gehörte.
„Ich habe mich verirrt.“, hatte der Junge geantwortet; seine Stimme hatte gezittert vor Angst und Kälte.
„Soso. Verirrt hast du dich.“ Ein spöttisches Lächeln klang in der Stimme mit. „Dann will ich dir mal den Weg zeigen.“
Die Stimme war nun direkt hinter ihm. Der Junge drehte sich um und blickte dem Mann ins Gesicht. Es war faltig und trocken, wie Papier. Augen, tief in ihren Höhlen liegend, sahen ihn an. Doch es war ein warmer Blick, einer, bei dem man sich geborgen fühlte. Der alte Mann lächelte, dann legte er seine Hand auf die Schulter des Jungen und führte ihn aus dem Moor heraus.
Seitdem kam der Junge öfter ins Moor, um den Alten besser kennenzulernen. Er wusste nicht viel von ihm, nicht einmal, wer er war oder wo er wohnte. Der Alte ging mit ihm durch das Moor, zeigte ihm die versteckten Pfade und lehrte ihn, diese auch bei Nebel zu finden. Bald wusste der Junge alles über das Moor. Er kannte es wie seine Westentasche. Er wusste, wie man darin überlebte. Manchmal erzählte der Alte ihm auch Geschichten, die etwas mit dem Moor zu tun hatten. Große Krieger, die hier versunken waren, sogar ganze Soldatentruppen und Opferungen, die Menschen hier Göttern vollbracht hatten. Göttern, die der Junge nicht kannte. So lernte der Junge nach und nach, alles über das Moor, auch, dass es abgrundtief böse war.
Heute hatte ihn der Alte wieder herbestellt. Bei ihrem letzten treffen hatte er gesagt, er müsse ihm etwas anvertrauen. Nun trat der Junge auf den Platz, an dem sie sich immer trafen. Normalerweise wartete der Alte immer schon auf ihn, doch heute schien er noch nicht da zu sein. Der Junge trat noch einen Schritt vor, blieb dann aber erschrocken stehen. Vor ihm auf dem Boden lag der Alte. Er sah aus wie tot, aber das wollte der Junge nicht wahrhaben, stürzte zu dem Alten, kniete neben ihm nieder und siehe da: Er lebte noch. Sein Atem ging flach, lange hatte er nicht mehr.
Der Alte streckte die Hand aus, zog den Jungen zu sich heran, bis das Ohr vor seinen Lippen war.
„Bevor ich gehe, habe ich noch eine letzte Bitte.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Du kennst das Moor jetzt so gut wie ich. Sorge dafür, dass keine der Geschichten, die ich dir erzählt habe, wieder eintritt.“ Seine Stimme, sie wurde immer leiser. Der Mann wurde immer schwächer, und doch sprach er weiter. „Schütze das Moor, es ist nicht nur Feind, sondern auch Freund.“ Seine Stimme erstarb, sein Körper wurde steif. Der Junge packte ihn, zog ihn von seinem Platz und ließ ihn im Moor versinken. Dann widmete er sich Nacht für Nacht seiner neuen Aufgabe, bis auch er alt und faltig war.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fejgele,
herzlich willkommen auf kg.de!

Es ist nahezu stockdunkel in dieser Nacht.
Nur das blasse Leuchten der Sterne und ein winziger Streifen Mond spenden etwas Licht. Morgen ist Neumond, viel Licht ist nicht da.
Das alles sagt nur eins aus: es ist dunkel. Geht das nicht prägnanter? Ich würde mindestens den letzten Satz löschen.

Hier, im Moor, dem feindlichsten Lebensraum
erstes Komma weg

das erste Mal dort gewesen, , in der Mitte
...

habe mich verirrt.“, hatte der Junge geantwortet
bei solchen Konstruktionen fällt der Punkt weg

Der Junge drehte sich um und blickte dem Mann ins Gesicht. Es war faltig und trocken, wie Papier. Augen, tief in ihren Höhlen liegend, sahen ihn an. Doch es war ein warmer Blick, einer, bei dem man sich geborgen fühlte. Der alte Mann lächelte, dann
Ich denke, es ist so dunkel?

Bei ihrem letzten treffen hatte er
Treffen

Vor ihm auf dem Boden lag der Alte. Er sah aus wie tot, aber
Ich denke, es ist so dunkel?


Hm, also ich finde das Ganze irgendwie abstrakt. Da ist ein Junge, ein Mann und ein Moor. Keins dieser drei Dinge wird irgendwie näher charakterisiert. Der Junge ist einfach mal so nachts im Moor unterwegs, wie der Mann auch, und findet diesen anscheinend so nett, dass er immer wieder kommt (obwohl er jedes Mal sterben könnte). Der Mann bringt ihm sein Wissen übers Moor bei, stirbt, und der Junge nimmt seinen Posten ein. Das ist irgendwie berichtsmäßig, da ist kein Futter, kein Fleisch an den Knochen. Die Figuren und der Plot lassen mich völlig kalt.
Damit das funktioniert, müsstest du dem Leser zum einen den Jungen näherbringen, wer ist er, was macht er nachts im Moor etc., und den Mann, wer ist er, was macht er nachts im Moor, was ist überhaupt seine komische Verbindung zum Moor etc.
Das sind Dinge, die aufwändig zu schreiben sind, wo man nachdenken muss, aber ohne die geht es einfach nicht.
Und damit der Plot funktioniert, der am Ende ziemlich abstrus wird (der Junge trifft sich ein paar Mal mit dem Mann und nimmt dann seinen Platz ein "bis auch er alt und faltig war", hö? :confused:(wie wirkt sich das dann auf das Leben des Jungen aus? ...)) musst du erzählen, was denn jetzt eigentlich das Weltbewegende ist. Da reicht es nicht, ein paar Stichwörter wie Krieger, Truppen und Opfer in den Raum zu werfen. Das ist ja eine sehr schwerwiegende Entscheidung des Jungen, er verschreibt sich für den Rest seines Lebens dem Moor - und ich als Leser kann das aufgrund mangelnder Informationen einfach nicht nachvollziehen.

Man merkt auch, dass das Ganze nicht recht durchdacht ist. Siehe Textkram; es ist dunkel, aber er sieht und erkennt Sachen. Am Anfang versuchst du, eine unheimliche, bedrohliche Stimmung aufzubauen, aber der Junge kennt das Moor doch "wie seine Westentasche". Du sagst, der Junge geht von sich aus ins Moor, gegen Ende schreibst du, dass der Alte ihn "wieder herbestellt". ...

Das ist ja schon eine spannende und romantische Vorstellung, Hüter des Moors und so, aber das muss entsprechend unterfüttert werden. Vielleicht nimmst du auch ein Ende, das nicht so extrem ist? Denn "große" Dinge erfordern auch immer viel Arbeit.
Also, da ist in meinen Augen noch einiges zu tun. Auf geht's!

Viele Grüße,
Maeuser

 

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