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Der Höllenplanet

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02.09.2007
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Der Höllenplanet

Ich spähe vorsichtig über den Rand des Schützengrabens, aber außer einem undurchdringlichen Weiß ist nichts zu erkennen. Der Schneesturm ist wieder heftiger geworden. Mikroskopisch kleine Eispartikel wirbeln unablässig durch die dünne, eiskalte Luft, getragen vom heulenden Wind der erbarmungslos über die Oberfläche des Planeten K hinwegfegt. Winzige Geschosse, die wie Nadelstiche meine ungeschützte Haut durchbohren. Ich versuche noch einmal das Fernglas zu justieren, aber vergebens. Bei diesem Sturm kann man die Hand vor Augen nicht erkennen. Ich lasse das Fernglas in meine Tasche gleiten und streife mir schnell wieder die Handschuhe über.
Um mich herum liegen die Überreste meiner Truppe in dem langgezogenen Schützengraben in den wir uns zurückgezogen haben und obwohl der nächste Mann nicht weiter als zwei Meter entfernt sein kann, ist es unmöglich auch nur einen Schemen zu erahnen. Die Kälte und das monotone Weiß dieser Welt vernebeln die Sinne.
Ein seltsames Gefühl. Um mich herum kauern achtundvierzig Mann. Jeder von ihnen bis aufs äußerste angespannt. Sie lauschen. Versuchen zu erahnen, ob das Artilleriefeuer wieder einsetzt. Ob sich auf der anderen Seite der Ebene, kaum einhundert Meter von uns entfernt, der Feind zum nächsten Angriff aufbäumt. Achtundvierzig Mann. Achtundvierzig Inseln des Bewusstseins in einer leeren Welt. Inseln des Hungers. Inseln des Heimwehs. Inseln der Angst.
Jemand packt mich an der Schulter und ich fahre herum. Lieutenant Krauser duckt sich neben mir im Graben. Er hat sein Atemgerät abgezogen und versucht gegen den Wind anzubrüllen, aber außer einigen Fetzen verstehe ich kein Wort. Ich deute auf die kleine Baracke und er nickt, zieht sich sein Atemgerät wieder über Nase und Mund. Mit aller Kraft stemmt er sich gegen den Sturm und wir stapfen, uns gegenseitig stützend, zu dem Unterschlupf.
Ich gebe den Sicherheitscode ein, die Tür schwingt auf und sofort erobert der Schnee das Innere. Wir huschen hinein, werfen uns gegen die Tür, verzweifelt versuchend, den weißen Dämonen wieder auszusperren, der in unser letztes Refugium eingedrungen ist. Mit einem metallischen Knirschen rastet das Schloss ein und ich entspanne mich ein wenig. Vorsichtig ziehe ich das Atemgerät und die Schutzbrille ab. Auch Krauser entledigt sich einem Teil seiner Ausrüstung, sein Gesicht vor Schmerzen verzerrt, als er sich die Handschuhe abstreift. Ich erkenne die Stümpfe an seiner linken Hand, dort wo einmal zwei funktionierende menschliche Finger ihren Platz hatten. Die Dämonen dieser Welt verschlingen uns nicht immer sofort. Aber sie nagen an uns. Unaufhörlich. Unnachgiebig. Bis sie jeden von uns in die weiße Hölle hinabziehen.
In der Baracke ist es beinahe warm. Nur ein paar Grad unter Norm-Null. Krauser salutiert schwerfällig, aber ich winke sofort ab. Bei Außentemperaturen von 50 Grad minus, verkommen Dienstränge und Vorschriften zu Nebensächlichkeiten - und das wäre ein windstiller Frühlingstag.
„Wir haben den Graben an der Westflanke ausgehoben General.“ Krausers Stimme ist ein kaum hörbares Keuchen. Seine Wangen sind eingefallen. Unter seinen Augen zeichnen sich dunkle, fast schwarze, Ringe ab. Das ununterbrochene Tragen der Schutzbrille und des Atemgerätes hat tiefe Furchen in seine jugendlichen Züge gegraben und er scheint um Jahre gealtert. Er hat nicht nur seine Finger, sondern auch seine Jugend dem grimmenden Gott geopfert, der diese Welt mit seinem brutalen Griff umklammert. Wie wir alle, schindet er Zeit. Versucht das unaufhaltsame Ende hinauszuzögern.
„Sehr schön Lieutenant. Wie viele Männer haben sie da oben noch?“ Er sieht zu Boden. „Dreiundzwanzig Sir. Es kam zu einem Unfall beim Ausbrennen des Grabens. Wir haben Dodds und Taylor verloren.“ Ich versuche meinen Ärger nicht zu zeigen, aber er bemerkt meine stille Wut und tritt vorsichtig einen Schritt zurück. Krausers Männer an der Westflanke. Achtundvierzig Mann hier bei mir. Fünf Mann auf Erkundung. Sechsundsiebzig Mann von ursprünglich zehntausend.
Einen Vorteil haben die Verluste allerdings. Unsere Vorräte halten länger.
„General?“ Ich blicke auf und bemerke den Aufnäher auf seinem Schutzanzug, den er direkt unter den Insignien der ameuropäischen Föderation angebracht hat. In geschwungenen Buchstaben steht dort „Wir sind hier um zu töten – nicht um zu sterben!“.
Ich lächele grimmig und gebe ihm mit einem Nicken zu verstehen fortzufahren. Er räuspert sich. „Sir. Professor McCarthy ist zurück. Es gibt keine Spur der Exilanten. Kein Zeichen davon, dass hier überhaupt jemals etwas gelebt hat. Wir können auch nicht abschätzen, ob möglicherweise einem Teil der Kolonisten die Flucht geglückt ist, als die Eiszeit hereinbrach.“ Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Wie viele Menschen mögen es wohl gewesen sein? Eine Milliarde? Vielleicht zwei? Auch sie hat das Eis unter sich begraben. In den Abgrund gezogen. Ein weißes Leichentuch, über einem toten Planeten, der einmal der neue Garten Eden war. Ich frage mich wie viel Zeit seit dem letzten Kontakt zu dieser Welt vergangen sind. Es muss knapp zehntausend Jahre her sein, seitdem die letzte Nachricht vom Planeten K zur Erde durchgedrungen ist. Aber das ist nicht unser Auftrag. Deswegen sind wir nicht hier.
„Was ist mit dem Kryonerz?“ Krauser antwortet nicht. Die Luft ist plötzlich zum Schneiden dick und trotz der Kälte, sammeln sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn.
„Ich habe McCarthy in unserem Unterschlupf untergebracht. Er ist sehr geschwächt. Immerhin war er beinahe zwei Monate da draußen. Er...er hat mir nur einen kurzen Bericht abliefern können...er ist noch sehr schwach Sir.“
Er bemerkt das wütende Funkeln in meinen Augen und spricht hastig weiter. „Die Arbeit da draußen war sehr schwierig, da die Reflexionen der Eisdecke eine Analyse beinahe unmöglich gemacht haben. Aber McCarthy ist sich sicher, dass sich unter dem Eis riesige Erzkammern befinden.“
Kryonerz. Die letzte Hoffnung der Menschheit. Der einzige bekannte Brennstoff, mit dem die Voß’schen Generatoren wieder eine Atmosphäre erzeugen, die Erde wieder zum Leben erwecken und die Menschen aus ihrem Gefängnis unter der Oberfläche befreien können.
Meine Miene hellt sich etwas auf. „Konnte er die Lagerstätten im Namen der Föderation abstecken?“ Krauser sieht zu Boden. „Nein Sir... McCarthy hat ebenfalls die Dicke der Eisschicht bestimmt und er sieht es als unmöglich an, dass wir die Ressourcen auch tatsächlich abbauen können.“ Ich sehe Krausers verstörten Blick und seine Schulter sacken etwas nach unten, als wäre plötzlich jegliche Kraft aus ihm gewichen. Seine Stimme ist kaum ein Flüstern. „Die Eisdecke ist laut seiner Einschätzung ca. neunzig Kilometer dick. Plus-Minus zehn Kilometer.“
Mir wird schwindelig. Ich greife nach einer der großen Versorgungstruhen, um nicht zu stürzen. Die Welt beginnt vor meinen Augen zu verschwimmen. Ein weißer Schleier. Krausers Stimme scheint wie aus einer anderen Welt zu kommen. „General... wir haben auch keine Möglichkeiten an frisches Rexeroid zu kommen, um die Landungsfähre wieder zu starten. Wir...wir...“ Er stockt.
In meinem Kopf heult der Wind. Der ewige Wind der über diesen Planeten peitscht. Alles mit sich reißt. Wir sind verloren. Gestrandet in einer Welt, die sich mit allen Mitteln gegen unsere Anwesenheit zur Wehr setzt. Die ihre größten und lautesten Geschütze aufbietet, um die Krankheit Mensch von ihrem Angesicht zu tilgen.
Krauser eilt zu mir hinüber und stützt meinen Arm. „General? Ist alles in Ordnung?“ Ich nicke langsam. Komme wieder zu mir. Ich richte mich auf und atme tief durch. Die kalte Luft schmerzt in meinen Lungen und der Schmerz vertreibt die letzten dunklen Schwaden aus meinen Gedanken.
Krauser sieht mich betrübt an. „Werden sie die Verhandlungen mit dem Block übernehmen Sir?“ Langsam streife ich wieder meine Handschuhe über und arretiere die Atemmaske. Meine Stimme nur noch ein dumpfes Grummeln. „Ja. Ich werde gehen.“ Schnell ziehe ich mir die Schutzbrille über. Ich will nicht, dass Krauser die Angst in meinen Augen sieht.

Langsam kämpfe ich mich Meter für Meter vorwärts. Das Eis knirscht unter meinen Füssen, aber ich spüre es eher, als das ich es tatsächlich höre. Der eisige Wind heult in meinen Ohren, wie das Gelächter der drei Hundertarmigen, aufgewiegelt vom Allgott im Kampf gegen die Titanen. Die stechenden Eiskristalle sind ihre Steine, die sie unablässig nach mir schleudern, um mich in die Unterwelt zu stoßen. Ich kann nichts sehen und stapfe tumb weiter, in der Hoffnung die feindlichen Stellungen so schnell wie möglich zu erreichen. Es sind nur einige Meter, aber der Sturm lässt jeden Schritt zu einer Tortur werden. Den Kopf nach unten gerichtet, stemme ich mich gegen die Wand aus Schnee und Eis, als ich plötzlich in die Tiefe falle und das ewige Weiß des Planeten K in Dunkelheit gehüllt wird.

Ich komme wieder zu mir. Es ist angenehm warm. Man hat mich von meinem Schutzanzug befreit und in eine wärmende Decke gehüllt. Ich blicke auf und sehe in die freundlichen Augen eines älteren Mannes. Ich zucke zusammen. Auf seiner Brust prangt die geballte Faust des roten Blockes. Er lächelt. „General LaTurner?“ Ich kann nicht anders, als ihn fassungslos, mit offenem Mund, anzustarren. Er verbeugt sich höflich. „Ich bin Generalmajor Kimio Nakamura. Es ist mir eine große Ehre sie endlich kennen zu lernen.“ Sein Amenglisch ist beinahe akzentfrei. Ein wenig guttural vielleicht, aber nicht so zerstückelt, wie es so oft bei Asiaten der Fall ist. „Tee?!“ Ich bemerke erst jetzt den jungen Offizier, der neben mir steht und mir ein kleines Tablett mit einer Nahrungstube reicht. Vorsichtig nehme ich sie und bedanke mich mit einem kaum merklichen Nicken. Nakamura nestelt ein wenig unbeholfen an seiner Tube herum und reicht sie schließlich an seinen Adjutanten weiter, der sie mit einem Handgriff öffnet. Er presst eine grüne Paste aus der Tube und tupft sich etwas davon auf die Fingerspitze. Er probiert, verzieht kurz das Gesicht und legt die Tube schnell vor sich auf den Tisch. „Verzeihen sie, aber ich bin in dieser Hinsicht etwas altmodisch.“ Er beugt sich etwas über den Tisch. „Wieso sind sie hierher gekommen?“ Ich richte mich in meinem Stuhl etwas auf und versuche eine Strenge in meine Züge zu legen, die so gar nicht zu meiner derzeitigen Verfassung passen will. Ich bin müde. Einfach müde.
„Ich möchte mit ihnen über einen Waffenstillstand verhandeln.“ Er lüpft fragend eine Augenbraue. „Waffenstillstand? Sie leisten seit fünf Monaten erbitterten Widerstand und bieten uns plötzlich eine Waffenruhe an?“ Ich versuche zu Lächeln, aber meine Gesichtsmuskeln sind noch betäubt von der schneidenden Kälte und die plötzliche Wärme lässt meine Haut brennen.
„Wir sind beide wegen des Kryonerzes hier. Aber es gibt keinen Grund darum zu kämpfen. Es ist verloren, unter einer neunzig Kilometer dicken Eisschicht begraben.“ Ich mache eine bedeutungsschwangere Pause. „Wir können das sinnlose Töten sofort beenden.“ Nakamura lehnt sich in seinem Sessel zurück und sieht mich nachdenklich an. „Es sind einhundertvierzehn Kilometer, um genau zu sein.“ Ich erstarre. „Woher wissen sie das?“ Er schüttelt nur leicht den Kopf. „Unsere Wissenschaftler haben sofort nach unserer Ankunft mit ihrer Arbeit begonnen und nach einigen Tagen ihre Berechnungen vorgelegt.“ Ich merke wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht schwindet. „Aber...wieso sind sie nicht wieder aufgebrochen nachdem sie wussten, dass das Erz verloren ist?“ Nakamura lächelt und zuckt mit den Schultern. „Wegen ihnen General. Wir haben die Lage analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie keine Minute länger als nötig auf diesem Planeten bleiben würden. Da sie allerdings ihre Stellungen gesichert haben, sind wir davon ausgegangen sie hätten eine Möglichkeit gefunden, die Eisdecke zu durchbrechen. Allein deswegen sind wir noch hier.“
Ich bekomme keine Luft. Mein Magen zieht sich zu einem kleinen, schmerzenden Klumpen zusammen. All unsere Männer. All die Qualen. All die Entbehrungen. Ich sinke beinahe von meinem Stuhl, aber einer der jungen Offiziere stützt mich. Mich, den Titanen, der all seine Kinder verschlang.
Nakamura beugt sich zu mir hinüber. „Können sie den Planeten verlassen?“ Ich sehe ihn an, aber mein Blick bleibt stumpf. Ich schüttele den Kopf. „Dann werden sie mit uns kommen. Sie und ihre Männer werden den offiziellen Status von Kriegsgefangenen erhalten.“ Er wendet sich an seinen Adjutanten. „Bereiten sie unverzüglich den Start der Fähre vor. Stellen sie Männer ab, die General LaTurner zurück zu seinen Stellungen begleiten und dort den Abmarsch der übrigen Soldaten koordinieren.“

Ich schmiege mich in den Formsitz, der mich mit einer großzügigen Wärme umfängt und die Last der letzten Monate von meinen Schultern nimmt. Ich höre in weiter Ferne, wie eine mir fremde Stimme einen Countdown zurück zählt. Ich schließe die Augen und lasse mich treiben, versuche zu vergessen, die Bilder zu verdrängen.
Der plötzliche Schub presst mich noch tiefer in den Sitz und das laute Dröhnen des Antriebs vertreibt das Heulen des Windes aus meinem Kopf und lässt mich nur noch an eine Sache denken... zu Hause.

Die Sonne hängt bereits tief über dem Horizont und lässt bernsteinfarbene Reflexionen auf der Wasseroberfläche umherspringen. Die Luft ist erfüllt mit Kinderlachen und eine Gruppe Jungs spielt an der seichten Brandung des Meeres, folgen den weichen Wellen, die sich gemächlich den Strand hinaufrollen. In der Ferne leuchten die Türme einer Stadt, deren Zinnen rotgolden im Licht der scheidenden Sonne erstrahlen.
Die Kinder winken fröhlich einem alten Mann zu, der gebeugt, aber mit freundlicher Miene am Strand entlanggeht. Langsam setzt er sich auf einen flachen Felsen und betrachtet das Meer. Eine kleine Katze schleicht um sein Füße herum, reibt ihren Kopf an seinem Bein. In Gedanken versunken, streichelt er sie hinter dem Ohr.
Ein junger Mann kommt den Strand entlang, direkt auf ihn zu. „Hier steckst du also. Ich habe dich schon überall gesucht.“ Der alte Mann lächelt. „Das Meer gibt mir ein Gefühl der Freiheit, das ich in den letzten Monaten so schmerzlich vermisst habe.“ Auch der junge Mann lächelt. „Die Terraner sind weg. Sie haben den Eisring vor einigen Minuten verlassen.“
Die Miene des alten Mannes hellt sich auf. Er blickt nach oben. Auch am Himmel tanzen Myriaden von Lichtpunkten, die in der dicken Eisschicht über ihren Köpfen gebrochen werden. „Das ist gut. Dann wird es wohl Zeit die Voß’schen Generatoren abzuschalten und unser Camouflage da oben wieder ab zu tauen.“ Der junge Mann nickt. „Was glaubst du, wie lange sie uns dieses Mal in Ruhe lassen werden? Allzu oft können wir die oberen Schichten der Atmosphäre nicht vereisen, ohne das alles aus dem Gleichgewicht gerät.“ Der Ältere sieht noch immer nachdenklich in den Himmel. „Vielleicht wieder zehntausend Jahre. Vielleicht auch weniger.“ Der junge Mann beugt sich zu der Katze hinab und krault sie am Kopf. „Es wurde auch Zeit. Nochmal fünf Monate hätte ich nicht durchgehalten.“ Ein Nicken. „Ja. Ich habe die Sterne auch vermisst. Es ist doch etwas anderes, wenn man durch Kilometer dickes Eis von der Wärme der Sonne getrennt ist. Es wundert mich aber, dass die Terraner jetzt erst darauf kommen, die Voß’sche Theorie anzuwenden. Immerhin existierte sie bereits, als unsere Väter von der Erde aufgebrochen sind.“ Er kratzt sich nachdenklich am Bart. „Immerhin können wir den Eisschild jetzt wieder einschmelzen. Wir sollten den Leuten noch sagen, dass es in den nächsten Monaten vielleicht etwas öfter regnen wird.“ Der junge Mann bemerkt die spielenden Kinder. „Es ist kaum zu glauben, aber...sie sind ja quasi unsere Vorväter. Aber sie wollen immer besitzen, erobern, verwalten...ich verstehe sie nicht.“ Er macht eine kurze Pause und fixiert den Blick des alten Mannes. „Vielleicht sollten wir ihnen doch helfen?“ Die Antwort, ein Lächeln. „Das würden wir ja auch, aber sie kamen noch nie auf den Gedanken uns zu fragen...“

 

Hallo Civok!

Science Fiction ist ja nun gar nicht mein Metier, aber bei dem Titel konnte ich nicht anders, als ihn anzuklicken - und ich hab's nicht bereut. Hat mir gefallen, Deine Geschichte. Eine dichte Atmosphäre und passende Stimmung hast Du da zusammengezimmert; es war unnachgiebig eisig und frostig, trotzdem wirkte die entrückte, leicht verzagte Stimmung des Erzählers durch. Doch, doch ... hab ich wirklich gerne gelesen.
Ob es nun möglich ist oder nicht, eine Atmosphäre einzueisen, das sollen die Experten hier beurteilen; hier war's halt so. :D
Viel mehr hab ich gar nicht zu sagen: Mich hat's gut unterhalten.

Kleinkram und Anmerkungen:

Ich spähe vorsichtig über den Rand des Schützengrabens, aber außer einem undurchdringlichen Weiß ist nichts zu erkennen. Der Schneesturm ist wieder heftiger geworden. Mikroskopisch kleine Eispartikel wirbeln ...
Der erste Absatz war mir schon sympathisch. Und ein guter Einstieg ist doch schonmal was ...

Um mich herum liegen die Überreste meiner Truppe in dem langgezogenen Schützengraben in den wir uns zurückgezogen haben und obwohl der nächste Mann nicht weiter als zwei Meter entfernt sein kann, ist es unmöglich auch nur einen Schemen zu erahnen.
Den Satz würde ich etwas umstellen. Oder zwei draus machen. Das liest sich etwas hakelig.

... werfen uns gegen die Tür, verzweifelt versuchend, den weißen Dämonen wieder auszusperren ...
... werfen uns gegen die Tür, versuchen verzweifelt, den weißen Dämon wieder auszusperren ...
Mein Vorschlag.

Auch Krauser entledigt sich einem Teil seiner Ausrüstung ...
Genitiv: entledigt sich eines Teils ...

Die Dämonen dieser Welt verschlingen uns nicht immer sofort. Aber sie nagen an uns.
Das fand ich gut. Das hat gut Stimmung erzeugt.

dem grimmenden Gott geopfert
Yikes ... Ein Hoch auf den Stabreim! Ich steh ja auf sowas; obwohl es vielleicht doch etwas zu altbacken klingt für einen franko-ameropäischen General. :)

Einen Vorteil haben die Verluste allerdings. Unsere Vorräte halten länger.
Verbinde die beiden Sätz doch mit einem Doppelpunkt. Macht's flüssiger.

Ich frage mich wie viel Zeit seit dem letzten Kontakt zu dieser Welt vergangen sind.
ist

Er...er hat mir nur einen kurzen Bericht abliefern können...er ist noch sehr schwach Sir.
Vor und nach diesen drei Auslassungspunkten gehört noch ein ... Ach, Mist! Schon wieder vergessen, wie das heißt. Leerzeichen? :)

„General... wir haben auch keine Möglichkeiten an frisches Rexeroid zu kommen, um die Landungsfähre wieder zu starten. Wir...wir...“ Er stockt.
Auch das hat diese verzagte Stimmung gut gefördert.

Das Eis knirscht unter meinen Füssen ...
Füßen

Er lüpft fragend eine Augenbraue.
Lüpft? :)
Also, lupfen kenn ich. Aber lüpfen ...

„Wir sind beide wegen des Kryonerzes hier. Aber es gibt keinen Grund darum zu kämpfen. Es ist verloren, unter einer neunzig Kilometer dicken Eisschicht begraben.“ Ich mache eine bedeutungsschwangere Pause. „Wir können das sinnlose Töten sofort beenden.“ Nakamura lehnt sich in seinem Sessel zurück und sieht mich nachdenklich an. „Es sind einhundertvierzehn Kilometer, um genau zu sein.“ Ich erstarre. „Woher wissen sie das?“
Bei längeren Dialogpassagen würde ich auf jeden Fall Zeilenumbrüche einbauen; sonst ist man als Leser am Ende noch verwirrt und weiß nicht, wer jetzt gerade redet.

Wegen ihnen General.
Ihretwegen, General.

Ich höre in weiter Ferne, wie eine mir fremde Stimme einen Countdown zurück zählt.
Streich das zurück. Ein Countdown zurück wäre ja wieder von eins bis zehn.

„Immerhin können wir den Eisschild jetzt wieder einschmelzen. Wir sollten den Leuten noch sagen, dass es in den nächsten Monaten vielleicht etwas öfter regnen wird.“
Okay, das fand ich unfreiwillig komisch; da musste ich lachen. Klar kommt da was runter, wenn man diese gigantische Kuppel einschmilzt. Ich denke, das wissen die Bewohner. :)


Jau, das war's von mir. Hat mich gut unterhalten, Deine Geschichte. Angenehmer Ton, schön zu lesen, jut.

Bis denne,
Fisch

 

Hallo Civok,

Herzlich Willkommen hier! Ja, deine Geschichte hat schon was. Es gefällt mir gut, wie du den Hintergrund (ameuropäische Förderation etc.) andeutest, ohne dich langatmig über historische Zusammenhänge auszulassen. Und die Beschreibung dieses sinnlosen Kriegs in der Eiswüste ist echt düster und ich habe mit dem Erzähler gelitten.
Um die kleinen Rechtschreib- und sonstigen sprachlichen Mängel hat sich Fischstaebchen ja schon ausgiebig gekümmert, deshalb bleibt mir eigentlich nur noch ein Kritikpunkt übrig: Der letzte Abschnitt.
Versteh mich nicht falsch, die Idee, also die Erklärung für die Vereisung des Planeten, finde ich gut. Aber was mich massiv stört, ist dieser Wechsel der Erzählperspektive. Mindestens drei Viertel des Textes haben wir einen Ich-Erzähler, und dann schwenkt es abrupt zur dritten Person - was man zudem am Anfang des Abschnittes noch gar nicht mitbekommt (ich zumindest habe erst nach mehreren Sätzen gemerkt, dass hier nicht mehr derselbe Erzähler am Werk ist - und war dann ziemlich verwirrt). Natürlich kann dieser Teil nicht mehr aus der Perspektive des Generals erzählt werden, aber für mein Empfinden wirkt der letzte Teil so ... angeklatscht.
Mein Vorschlag wäre, den ersten Teil auch in der dritten Person zu erzählen - zwar schon aus der Perspektive von General LaTurner, aber nicht mit ihm als Ich-Erzähler. Ich denke, dann wäre der Wechsel am Schluss nicht mehr so abrupt. Alternativ würde ich dem letzten Abschnitt wenigstens eine Überschrift (Epilog?) oder so was geben - damit man als Leser einfach sofort weiß, aha, hier kommt etwas anderes, das erzählt nicht mehr derselbe Typ.

Abgesehen davon fand ich es wirklich gut zu lesen.

Grüße von Perdita

 

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