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Der grosse Traum
Vorwort!
Diese Geschichte bassiert wie fast alle meiner Storys auf einer wahren Begebenheit.
Ich habe vor ein paar Wochen von dem Schicksal eines Jungen gelesen und war davon so ergriffen, dass ich unbedingt in einer freien Fassung davon schreiben wollte.
Noch ein tipp an Alle, die sich nicht für Fußball interessieren.
Lest die Geschichte zu Ende!
Denn das Schicksal dieses Peter M. ist es wert!
Der grosse Traum
Nervös zog Peter an seinen Fingern und kaute auf der Unterlippe. Die ganze Fahrt über starrte er schon aus dem Fenster, doch die Gegend die an ihm vorbeiflog beachtete er gar nicht. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Mit sorgenvoller Miene sah er auf seine Uhr.
Noch eine Stunde!
Noch mickrige sechzig Minuten bis zum wichtigsten Moment seines bisher zwölf Jahre andauernden Leben!
Und er befand sich noch immer im Auto seines Vaters, der schimpfend und fluchend die Fahrzeuge vor ihm vertreiben wollte.
Dabei waren sie ja doch so pünktlich losgefahren, doch wie immer hatte Familie Müller zu Hause etwas Wichtiges vergessen. Normalerweise waren das Dinge ohne die Peters Mutter nicht leben konnte, wie Lippenstift, Handy, Puder oder die Handtasche.
Doch dieses Mal war es etwas wirklich Wichtiges!
Es war Peters Fußballpass!
Und ohne Fussballpass, kein Probetraining bei seinem Lieblingsverein.
Also wendete Peters Vater das Auto und fuhr die vierzig Kilometer, die sie bisher geschafft hatten, wieder zurück. Was natürlich zur Folge hatte, dass Peter immer nervöser wurde und seinem Vater zur Eile antrieb.
Sogar als der jüngere Sohn der Müllers, Daniel, plötzlich seine Augen komisch verdrehte und die Beine übereinanderschlug, hatte Peter kein Mitleid und drohte seinem kleineren Bruder an, ihn kopfüber in die Toilette zu stecken, wenn der Vater anhalten müsse!
Jede Sekunde die Peter in dem Fahrzeug saß, kam ihm wie eine Stunde vor. Er konnte es kaum erwarten, endlich auf dem Trainingsgelände des amtierenden deutschen Meisters zu stehen und vor den Augen von Welt-, Europa- oder Deutschen Meistern sein Können am Ball zu zeigen.
Natürlich würde er nicht mit der Profimannschaft trainieren können, doch in der Einladung stand, dass ein Überraschungsgast anwesend sein würde!
Er schloss seine Augen und stellte sich vor, wer dieser Gast sein könnte. War es der junge Stürmer aus einem kleinen Südamerikanischen Land?
Oder war es der Grosse Blonde Torjäger, der hauptsächlich durch seine Aggressivität besticht? Es kamen so viele in Frage und Peter stellte sich vor, wie er mit seinen grossen Vorbildern umgehen würde.
Der Rest der Zeit verging wie im Fluge!
Plötzlich stand Peter vor dem grossen Trainingsplatz und suchte nach dem Gast. Freudig überrascht, musste er feststellen, dass es sich nicht nur um eine Person handelte, sondern die ganze Mannschaft anwesend war! Sogar der Chef- und der Cotrainer der Profimannschaft waren anwesend und gaben Jedem der nervös von einem Bein auf das andere hüpfenden Buben, die Hand!
Nachdem die Vorstellung zu Ende war, setzten sich die Profis auf die kleine Tribüne und freuten sich auf den Beginn des Probetrainings, dass ein ehemaliger Profispieler des Vereins leitete.
Nach dem Üblichen Aufwärmprogramm, wurden die vierundvierzig Knaben in vier Mannschaften aufgeteilt und ausser den Spielern, die sich als Torwart beworben hatten, wurden die Positionen unter den Anderen durch das Los entschieden.
Peter hatte Glück. Denn er bekam genau das Los das er sich erwünscht hatte. Er durfte im Sturm ran. Das war auch die Position, die er in seinem Heimatverein spielte und auf der er in einer Saison achtzig Tore geschossen hatte.
Peters Mannschaft durfte auch gleich loslegen. Zwei Mal zwanzig Minuten hatten sie Zeit, den Jugendtrainern des Vereins ihr Können zu beweisen. Und dem entsprechend ging Peter auch zur Sache. Eine Chance nach der anderen hatte er sich erkämpft, doch mit dem heissersehnten Tor wollte es einfach nichts werden. Peter fluchte, trat mit den Füssen gegen die Bande und riss büschelweise Gras aus dem Boden, doch der Torwart der gegnerischen Mannschaft war einfach zu stark.
Egal ob Peter den Ball halbhoch ins Eck zirkeln oder ihn per Kopf unter die Latte drücken wollte, der Keeper stand immer am richtigen Ort!
Dann kam es, wie es sehr oft in einem Fußballspiel kommt.
Die Mannschaft in der Peter nicht spielte kam in Ballbesitz und startete einen blitzartigen Konter, der unweigerlich zum Tor führte!
Jetzt war es endgültig mit Peters Ruhe vorbei. Er sah auf die Uhr, die am Vereinsheim hing und bemerkte erschrocken, dass nur noch eine Minute zu spielen war. Sie hatten also nur noch eine Chance! Peter ging zu seinem Stürmerkollegen, der genau wie er im Anstosskreis stand und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Zuerst sah der rothaarige Spieler etwas skeptisch drein, doch je länger Peter ihm etwas zu flüsterte um so mehr verzog sich sein Gesicht zu einem Lächeln.
Nun forderte einer der Jugendtrainer, der in diesem Spiel als Schiedsrichter fungierte, die Buben auf endlich den Anstoss auszuführen.
Und die beiden Verschworrenen folgten diesem Befehle auch aufs Wort!
Peter spielte den auf dem Mittelpunkt liegenden Ball zu seinem Partner, bekam ihn gleich wieder vor die Füsse und schickte das runde Plastik circa fünf Meter in die eigene Hälfte und rannte was das Zeug hielt auf den gegenerischen Sechzehnmeterraum zu.
Sein Sturmpartner hingegen eilte dem Ball nach stoppte ihn gekonnt und ließ sich immer weiter nach hinten fallen, versuchte dabei aber angestrengt, den Laufweg Peters nicht aus den Augen zu verlieren.
Als Peter dann noch etwa fünf Meter bis zur aufgereihten Abwehrkette hatte, schlug der Ballführende die Kugel mit aller Gewalt nach vorne.
Nun schaltete der Sohn der Müllers noch einen Gang hoch, überlief die Abwehr, stand so nicht im Abseits, holte geschickt mit dem rechten Fuß den Ball aus der Luft und rannte auf dem heranstürmenden Torwart zu.
Doch Peter machte gar keine Anstalten seine Geschwindigkeit abzubremsen oder den Ball genauer zu betrachten. Er hielt seinen Blick immer auf den Keeper gerichtet und wartete ab, was er vor hatte. Und einen Sekundenbruchteil, nachdem sich der Torwächter auf den Boden warf, lupfte Peter den Ball etwas, so dass er über den daliegenden Gegner flog und langsam ins Tor kullerte.
Nun war die Freude kaum mehr zu bremsen.
Alle Mitspieler rannten auf Peter zu und drückten ihn. Einer, den Peter nicht erkannte, gab ihm sogar einen Kuss auf die Wange.
Er hatte also den Ausgleich geschafft! Und das mit einer Aktion, die sogar im Profifußball seltenheitswert hatte! Er versuchte angestrengt einen Blick seiner Idole zu erhaschen, doch durch die auf ihn liegenden Sportskameraden gab es kein Hindurchblicken.
Er musste also warten, bis das Spiel abgepfiffen worden war. Dies geschah auch kurz darauf, denn der Schiedsrichter, lies nicht mal mehr den Anstoss ausführen.
Das nächste Spiel betrachtete Peter mit seiner Mannschaft von der Ersatzbank aus, doch keiner von ihnen konnte sich noch konzentrieren. Denn jeder wusste, was nach diesem Spiel folgen würde. Die Jugendtrainer würden die Namen der Jungs bekanntgeben, die ab der nächsten Saison in diesem Verein trainieren und spielen durften.
Nach dem Schlusspfiff der zweiten Begegnung begaben sich alle Fussballspieler in den Mittelkreis des Feldes und jeder hielt den Atem an.
Denn die drei Trainer kamen auf sie zu und der, der in der Mitte lief hatte ein Klemmbrett in der Hand!
Zuerst hielt der Exprofi noch eine kleine Ansprache, in der er das Engagement jedes Einzelnen lobte und allen Mut machte und antrieb weiterhin Fußball zu spielen.
Nach schier endlos langen Minuten, nahm er endlich das Klemmbrett in die Hände und begann die Namen der Jungs vorzulesen, die in Zukunft in diesem Verein ihr Glück suchen konnten.
Peter hielt den Atem an und schloss die Augen. Sollte der Moment jetzt da sein?
Sollte jetzt sein grosser Traum in Erfüllung gehen?
Peter bettelte innerlich, ja er flehte!
Er wusste, dass es eine Zeit dauern würde, bis sein Name kommen könnte. Der Buschstabe M kam im Alphabet doch relativ weit hinten zum Vorschein.
Jetzt hatte der Trainer die Namen die mit K begannen erreicht. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern!
"Peter!" erklang es plötzlich. Doch das war nicht die Stimme des Trainers.
"Peter!" wieder vernahm er seinen Namen. "Peter du musst aufstehen!"
Tränen traten in die Augen des Jungen. Es war die Stimme seiner Mutter. Wieder hatte er nur alles geträumt.
Nie, ja niemals würde sein grosser Traum in Erfüllung gehen.
Vorsichtig griff er unter sein Kopfkissen und holte die zerknitterte Einladung seines Lieblingsvereins hervor.
Unterwegs dorthin war er ja schon gewesen, aber ankommen würde er nie!
"Na los Peter!" frohlockte seine Mutter wieder. "Raus aus den Federn, sonst kommst du noch zu spät zur Schule!"
Leise schluchzend wischte sich Peter mit dem Schlafanzugärmel die Tränen vom Gesicht, wuchtete langsam seinen Oberkörper hoch, warf die Bettdecke zur Seite, ergriff mit den Händen die Lehnen, und schwang seinen Körper gekonnt in den, neben dem Bett stehenden Rollstuhl!