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Der große Tag

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15.04.2002
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Der große Tag

Der große Tag

Sanft streicht der Vater seinem Sohn über das volle Haar und kneift ihm leicht in die Wange.
„ Ich bin stolz auf dich, du bist mein Glück, meine Erfüllung.“, sagt er zu ihm, worauf sein Sohn ihm ein Lächeln schenkt, und seinen Vater noch stolzer macht. Sein Sohn liebt ihn, und er liebt seinen Sohn, und heute ist der große Tag gekommen, endlich ist es soweit.
Der Vater zieht seinem Sohn die frische Kleidung an, und betrachtet ihn für einen Augenblick lang.
Der Kleine ist hübsch, er hat das gleiche Gesicht wie sein Vater, dieses freche Lächeln, diese großen Augen, die so viele Geheimnisse zu verbergen scheinen. Er könnte ihn noch lange weiter betrachten, so stolz ist er auf ihn, auf das Kind was er geschaffen hat, doch die Zeit wird knapp, die beiden müssen sich beeilen.
Der Vater kämmt die Haare seines Sohnes gleichmäßig nach hinten und zieht ihm seine Schuhe an. Immer wieder treffen sich ihre Blicke, worauf sich beide anlachen und freuen, denn heute ist ihr großer Tag.
Der Vater macht sich jetzt selbst fertig, und sein Sohn beobachtet ihn, er schaut zu ihm herauf, als würde er einen Gott bestaunen. Jede Bewegung seines Vaters imitiert er, und die Vorstellung wie er zu sein gefällt ihm.
Es wird Zeit aufzubrechen, der Vater nimmt seinen Sohn noch mit zur Waschstelle, wo sich beide noch mal die Hände waschen, und dann machen sie sich auf den Weg.
Sie steigen in den Wagen ein, den sich der Vater extra für den Tag gemietet hat, und fahren los.
Es ist noch recht früher Mittag, und die Luft ist sehr angenehm. Durch die offenen Fenster strömt sie in das Wageninnere und beide genießen es sie einzuatmen.
Die Sonne hat sich schon ihren festen Platz am Himmel gesucht, und strahlt mit aller Kraft auf die Dörfer und Städte hinunter, es ist ein schöner, friedlicher Morgen.
Die Leute auf den Strassen sind schon unterwegs, und die Stadt füllt sich langsam mit Menschen, die zur Arbeit gehen oder ihre Besorgungen machen.
Draußen duftet es nach Leben, nach Frischgebackenem und nach Kaffee.
Der Vater legt seine Hand auf seines Jungen Schulter und drückt sie ganz zart.
„ Ich liebe dich mein Sohn, und es wird sich nichts daran ändern, im Gegenteil, wir werden uns näher sein als je zuvor, glaub mir.“ sagt er zu seinem Sohn, als sie das schon sehr belebte Stadtzentrum erreichen.
Der Sohn gibt seinem Vater einen Kuss auf die Wange und sieht durch das Fenster einem Vogelschwarm nach, der vorbeifliegt.
Stille herrscht für einen Moment, sie sind angekommen.
Es sind noch ein paar undeutlich gesprochene Worte von beiden zu hören, bevor der Vater und sein Sohn auf ein vereinbartes Zeichen hin, zeitgleich die Bomben an ihren Körpern zünden.
Menschen schreien, Rauchschwaden machen sich breit, heute ist der große Tag gekommen.

[ 18.06.2002, 22:57: Beitrag editiert von: Stillsearchin ]

 

Puh. Schockierend. Wenn auch nicht unvorhersehbar.

Dass es nicht zu einer schönen Familienfeier geht, hab ich schon am Anfang geahnt. Dazu sind die Bemerkungen vom Vater einfach zu schmalzig geraten.

Für die Kürze der Geschichte ist es mir etwas zu klischeehaft geraten.
Man erfährt nichts über die Beweggründe der Selbstmordattentäter, sondern alles konzentriert sich auf die Pointe am Schluss, das finde ich etwas schade. Liegt vielleicht auch am brisanten Thema, das den Leser beschäftigt und wozu er gerne mehr erfahren würde.

Alles in allem finde ich die Geschichte aber ok. :)

 

Hallo Stillsearchin,

hm, eine Geschichte, die einem im Leerem läßt.
Gerade für so en brisantes Thema hätte ich mir eine Vertiefung der Geschehnisse gewünscht.
das Vater und Sohn in diesem Zusammenhang keine Monster sind, was du vermutlich rausstellen wolltest, wird aber schön durch die liebevollen Handlungen der beiden dargestellt.

Alles in allem eine gute, aber unfertige Story, die einen hauch mehr Tiefe hätte erfahren dürfen.

Alles Liebe

Rub.

 

Hi Ginnyrose,

danke erst mal für Deine Kritik.
Ich habe absichtlich nichts über die Hintergründe und über den Schauplatz, oder das Land geschrieben, denn das steht mir nicht zu, ich bin kein Politiker und will mich auf keine Seite stellen, und Krieg und blinder Hass sind sowieso in keinster Weise zu tolerieren.
Ich wollte nur darüber schreiben, da es für mich selber unvorstellbar ist, sein eigenes Fleisch und Blut für so eine grausame Tat ohne Sinn und Zweck zu opfern.
Du hast aber Recht, der Vater kommt schmalzig rüber, aber ich würde sein Verhalten eher als fanatisch bezeichnen, da er von dem Gedanken an die Tat und die Tatsache, dass sein Sohn dabei ist, völlig besessen ist.

Ciao
Stillsearchin

 

Hi stillsearchin,

das Ende ist heftig, besonders durch die vorhergehende Beschreibung der Beziehung der beiden.
Ich mag Geschichten, bei denen man nicht alles erzählt bekommt, und man seine Fantasie einsetzen kann. Wenn man die Geschichte zwei mal liest wirkt zwar der Schluss nicht mehr so stark, doch man kann sich bessere Bilder zum Geschehen vorstellen. Es ist sowieso schwer vorzustellen, wie man sein Kind lieben kann, und es mit in den Tod reißt.
Vielleicht hätte sie ein wenig länger sein können, aber die Botschaft kommt trotzdem rüber.

Gruß

ELLIOTT

 

Das sich Vater und Sohn zusammen wegsprengen ist mir neu. Naja, wird es wohl auch geben. Schlecht geschrieben ist es nicht. Ich habe erst vermutet, dass der Sohn dann von einem Auto überfahren wird...

Insgesamt ganz gut gelungen, man hätte aber aus so einem Thema mehr machen können.

 

Hallo,

also ich fand's gut, nicht allzusehr ins Detail zu gehen. Die blumige Ausdrucksweise des Vaters ist allerdings ein wenig orientalisch. Daß beide, Vater und Sohn, sich gemeinsam in die Luft sprengen ist in einer verrückten Welt wie der unseren kein Wunder, gibt es sicherhlich!

Ich fands gelungen.

Echnaton

 

Hey Still, und hallo auf kg.de

Man erfährt nichts über die Beweggründe der Selbstmordattentäter, sondern alles konzentriert sich auf die Pointe am Schluss, das finde ich etwas schade. Liegt vielleicht auch am brisanten Thema, das den Leser beschäftigt und wozu er gerne mehr erfahren würde.
Gerade für so en brisantes Thema hätte ich mir eine Vertiefung der Geschehnisse gewünscht.
Lass Dir da bloß nichts einreden, es ist nicht Sinn einer KG, alles zu beleuchten und zu erklären, aus allen möglichen Perspektiven darzustellen und dem Leser den kompletten Hintergrund vorzukauen. Den kurzen Moment überzeugend darstellen, auf das Wesentliche reduzieren, sich nicht mit unnötigen Details aufhalten... Du bist da mE mit dem Text auf dem richtigen Weg.

Wollte ansonsten eigentlich nur noch anmerken, dass Du vielleicht noch ein wenig an Deinen Formulierungen feilen könntest. Ich mag minimalistische Sachen mit einfachem Sprachstil, aber einige Sachen sind mE unschön, z.B.

und betrachtet ihn [für] einen Augenblick [lang].
jmd. einen Augenblick betrachten geht nicht

worauf sich beide anlachen und sich freuen, denn heute ist ihr großer Tag.
Der Vater macht sich jetzt selbst fertig,
nervige Wortwiederholung...den häufigen Gebrauch von 'Sohn' fand ich an den meisten Stellen gerechtfertigt, würde aber trotzdem nochmal durchsuchen, an welchen Stellen Wiederholung als Stilmittel nicht funktioniert

als wenn sie ein und die selbe Person sind.
Ewwww... direkter Vergleich mit als ist eh immer schon nicht so schön, versuch doch mal, den Vergleich subtiler unterzuschieben?

Die wörtliche Rede halte ich auch nicht für so ganz gelungen, dass sie wie jemand angemerkt hat, schmalzig klingen, kann okay sein, aber ich denke, sie klingen auch etwas ungelenkig.

Ansonsten, gute Geschichte, weiter so :)

San

 

Hi,

danke erstmal für Eure Kritik, ich habe gleich ein paar kleine Sachen editiert.
Rabenschwarz, die Wortwiederholungen sind jetzt um ein "sich" ärmer, und den Vergleich habe ich auch geändert, danke für die Tipps.

Ciao
stillsearchin

 

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