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Der große Spaß

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14.09.2001
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Der große Spaß

Der große Spaß

Arnold und Olle hingen mal wieder zusammen vorm Fernseher und das hatte drei Gründe:
sie hatten überhaupt nichts zu tun;
sie hatten noch genug Bier;
sie wollten sich heute nicht viel bewegen.
Olle schielte zu Arnold hinüber, der vielmehr im Sofa lag, als dass er saß und eine Flasche Bier auf seinem Bauch abgestellt hatte.
Das Elend in Person, dachte Olle verächtlich und nahm einen guten Schluck aus seiner Schnapsflasche. Er fühlte, wie das Getränk brennend seine Kehle hinunterlief, sich dann im Magen ausbreitete und wie eine kleine Sonne Wärme in alle Richtungen abgab. Was wiederum einen positiven Effekt auf die Scheibe Schinken hatte, die er auf seinem nackten Bauch vorwärmte, da er kalten Schinken einfach nur eklig fand. Mit der Fliegenklatsche fuhr er unter den Schinken und wendete ihn mit professionellem Schwung. Noch etwa eine Minute, dann würde er ihn genießen können. Um ihn weiter anzuheizen, trank er die Schnapsflasche vollends aus. Er ächzte, Tränen stiegen ihm in die Augen, dann brodelte es in seinem Magen heftig auf und er krümmte sich mit einem erstickten Keuchen, wovon Arnold keinerlei Notiz nahm, denn der starrte auf irgendeinen Punkt in der Luft. Zufrieden ließ Olle sich wieder ins Sofa sinken, sein Körper war entspannt, sein Geist war frei.
Und da kam ihm die Idee seines Lebens...
"Arnold! Arnold! Hörst du mich?"
"Ja, schrei doch nicht so rum, ich hab Kopfschmerzen."
"Aber du musst mir zuhören! Wir werden reich!"
Arnold wurde hellhörig. "Reich? Wie sollen wir denn reich werden?"
Olle erklärte ihm seine Idee und Arnold hörte immer gespannter zu. Waren seine Augen am Anfang des Gesprächs noch fast zu gewesen, so öffnete er sie langsam immer weiter und am Ende waren sie so weit aufgerissen, als hätte er gerade ein Gespenst gesehen. Schließlich musste Olle ihn sogar beruhigen, da er kurz davor stand, die Nerven zu verlieren. Eine Weile berieten sie sich noch über ihren Plan, dann meinte Olle: "So, jetzt müssen wir als erstes einen großen Raum finden. Eine Turnhalle wäre ideal."
"Ich kenne einen, der eine riesige Halle...lallelalle..."
Arnold war noch ein wenig besoffen, so dass Olle nachhhaken musste: "Ja, was macht er mit dieser Halle?"
"Er vermietet sie, fiep."
Olle berichtigte sich in Gedanken: Arnold war nicht nur besoffen, sondern auch bekifft.
Sie riefen bei dem Bekannten an und alles war okay. Sie konnten die Halle am Samstag für 500 DM haben. Das Geld bekamen sie gerade noch zusammen.
"Nächster Punkt", sagte Olle, "wir brauchen Unmengen von Gedärm. Einige Tonnen sollten es schon sein, und außerdem möglichst frisch."
Hier wusste auch Arnold nicht weiter. Sie diskutierten mehrere Möglichkeiten, bis sich zwei Pläne herausbildeten. Plan A kam von Arnold: Sie sollten sich des Nachts auf die Weide schleichen und alle Kühe so lang mit Haarfestiger einsprühen, bis sie sich keinen Millimeter mehr rühren könnten. Dann würde einer eine Schubkarre unter eine Kuh schieben und der andere sie aufschneiden. So sollten sie sehr schnell zu einigen Tonnen Innereien kommen. Der Bauer würde am nächsten Morgen nichts merken, denn die Kühe stünden versteift durch das Haarspray weiterhin unauffällig herum, als wäre nichts geschehen. Der Plan schied wegen zu hoher Brutalität aus. Somit blieb nur Plan B von Olle: Sie sollten bei allen Metzgern im Umkreis von 50 Kilometern nach Abfällen fragen. Dazu mussten sie sich erst einen Laster leihen. Den ganzen Tag waren sie unterwegs, doch sie bekamen etwa drei Tonnen zusammen, das sollte reichen. So fuhren sie schließlich erschöpft über eine einsame Straße dem Sonnenuntergang entgegen und die Gedärme auf der Ladefläche dampften in der kühlen Abendluft.
Als sie zuhause ankamen, mussten sie nur noch eines tun: Plakate entwerfen, um die Leute auf das bevorstehende Event aufmerksam zu machen, ein Event, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte...
Bis zum Samstag hatten sie etwa 100 Plakate fertig und in der Umgebung verteilt. Um 18:00 Uhr sollte es losgehen.

Und dann war es soweit. Über 200 Leute fanden sich in der Halle ein. Alle waren nur mit Badehosen bekleidet. Das Gedärm lag grob sortiert in mehreren Haufen im Raum verteilt, der Boden war mit Plastikfolie ausgelegt. Olle stand auf der Bühne und zählte laut die Sekunden bis 18 Uhr herunter.
3...2...1...
Die Schlacht begann.

 

hehehehehe --- irgendwie luschdig! PROSCHD! :prost: <IMG SRC="smilies/puke.gif" border="0"> <IMG SRC="smilies/newlaugh_ron.gif" border="0">
Aber das Ende ist leider vorhersehbar... :(


Griasle
stephy

 

Ich fand dieses Ende nicht unbedingt vorhersehbar. Hätte ich es vorhergesehen, bedeutete dies, mein Geist wäre genauso krank wie der von Leif, hehehehe ;)

Sehr schöne Geschichte, verwende in Zukunft vielleicht ein wenig mehr Energie auf Ausdruck! Dein Stil ist noch sehr minimalistisch (in dieser einzigen story, die ich von Dir kenne), bestimmte Szenen schreien nach Attributen und abgedrehten Metaphern: Humor kommt nicht nur über Handlung, sondern vor allem durch Sprache zustande. Etwas mehr Variabilität in der Satzkonstruktion ist evtl. noch anzumahnen. Ansonsten hat sie mir viel Spaß gemacht.

 

Sorry, dass ich mich so lang nicht gemeldet habe. Hab Probleme mit dem Internet!
Für Leute, die schnell ungewöhnliche Assoziationen bilden, ist der Schluss wohl wirklich vorhersehbar:

Gedärme + Halle + "Der große Spaß" = Gedärmschlacht in der Halle

Analog dazu folgende Problemstellung:

Wie bekomme ich eine unbewegliche Kuh?

(1) Unbewegliche Kuh <=> Verfestigte Kuh

(2) Haarspray <=> Verfestigung
=> (1) mit (2)
Kuh + Haarspray = Unbewegliche Kuh

Nun könnte ich das Beispiel mit dem Schinken, dem Schnaps, dem Bauch und der Wärme auch noch als Gleichung ausführen, aber das schenk ich mir!

@Alpha: Ja, der Stil ist knapp. Ich wollte auch nur die verrückte Idee der Gedärmschlacht in eine kurze Story packen. Die Story selber zielt nur auf die Pointe ab, und hat daher kaum "Eigenleben".

 

Trotzdem hat die Story ihren Zweck erfüllt: Witzig und irgendwie Abgedreht.

Nett ;)

 

Holla, eine echt alte Leifstory, aber aus irgendeinem Grund habe ich sie bisher übersehen.

Den "großen Spaß" hatte ich auch beim Lesen, Olle und Arnold wachsen einem direkt ans Herz, so dass man regelrecht traurig ist, wenn der Text sich dann als so kurz entpuppt.
Die Idee mit den Kühen und dem Haarspray ist genial. Hab mich kaputtgelacht.
Den Schluss sah ich ab dem Kuh-Absatz zwar kommen, aber er war gut in Szene gesetzt: Damit könnte man echt reich werden, vielleicht im südlichen Ami-Hinterland (*Vorurteile ausbreit*), als Konkurrenz zu Wrestling-Zirkus und Monstertruck-Shows. :naughty:

Nun, stilistisch hast du dich seit diesem Text natürlich verbessert, einige Sätze sind hier nicht so recht gelungen, wie z.B.:

Olle schielte zu Arnold hinüber, der vielmehr im Sofa lag, als dass er saß und eine Flasche Bier auf seinem Bauch abgestellt hatte.
Da ist die "vielmehr"-Konstruktion irgendwie fehl am Platze, den Satz hätte ich umgestellt.

Auf jeden Fall echter Leif-Style! :thumbsup:
Ohne deine Werke wäre das Seltsam-Forum ein gutes Stück trostloser.

 

War selbst überrascht, dass diese Story nochmal kritisiert wird. In letzter Zeit kommen einige Stories von mir wieder hoch. Zufall?

Die Idee mit den Kühen und dem Haarspray ist genial.

Danke. Mir ist aufgefallen, dass viele Kühe tatsächlich nur auf dem Feld stehen. Die könnten genausogut Attrappen von irgendeinem angeberischen Bauern sein. Ich frag mich, wie lange es dauert, bis jemandem auffällt, dass die Kühe nur noch versteifte Hüllen sind.

Den Schluss sah ich ab dem Kuh-Absatz zwar kommen

Stephy auch. Ihr seid echt krank. ;)

 

Ja, aber während man liest, denkt man trotzdem "nein, so kann es nicht enden, sowas krankes schreibt niemand"... :D

 

:lol:
Man sollte es nicht nur schreiben, sondern tun!
Bei "Gefesselt und frei" wäre das sogar relativ realistisch und längst nicht so aufwändig. Beide Stories sind entstanden, weil ich mich mal mit dem Gedanken getragen habe, so etwas zu machen. Letztendlich habe ich es dann doch nur niedergeschrieben. Aber es lässt mich nicht los...

 

Beide Stories sind entstanden, weil ich mich mal mit dem Gedanken getragen habe, so etwas zu machen. Letztendlich habe ich es dann doch nur niedergeschrieben.
Kurzgeschichten als billige und wirksame Selbsttherapie. Ich werde vorschlagen, dieses Prinzip in der Bundesrepublik flächendeckend einzusetzen. Bald können die Nervenheilanstaten schließen, was wiederum dem Steuerzahler zugute kommt: Kg.de tut etwas für die Gesellschaft! :D

 

Kurzgeschichten als billige und wirksame Selbsttherapie.

Wirksam? Ich brenne mehr denn je darauf, so etwas zu tun! Die Kurzgeschichten haben mir vor Augen geführt, dass es durchaus machbar ist.

 

Hi,
super-Geschichte. Die hätte echt noch länger sein können... Wie wäs mit nem zweiten Teil? :)
Und was das hier angeht:

Arnold und Olle hingen mal wieder zusammen vorm Fernseher und das hatte drei Gründe:
sie hatten überhaupt nichts zu tun;
sie hatten noch genug Bier;
sie wollten sich heute nicht viel bewegen.

Warst du vielleicht ma bei mir? Das is ne voll typische Situation... Ich komm mir vor wie bei den Fugees: "Singing my life with his words..."

VlG Mee

 

Keine Ahnung, ob ich mal bei dir war. Die Daten in deinem Profil sind etwas nichtssagend. ;)
Ich persönlich trinke jedenfalls kein Bier.

Einen zweiten Teil plane ich nicht zu schreiben. Was für eine Grundidee sollt dahinterstecken? Ich habe mit dieser Story rübergebracht, was ich wollte.

super-Geschichte.

Herzlich willkommen auf kg.de! :) Hier gibt es noch viiiel bessere Stories. Im Zweifelsfall schau in die Empfehlungen.

 

:D Selbst wenn ich die Details ausgefüllt hätte, wäre das nicht eindeutig gewesen.
Aber was solls, was nicht ist, kann ja noch werden. :p

Pass auf, eines Tages sitzen wir zusammen vorm Fernseher und machen mit nem Bier in der Hand "Milieustudien" für "Der Große Spaß - Episode II"

VlG Mee

 

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