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Der Gott im See

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01.09.2005
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Der Gott im See

Ich war der Brave, und wäre es nach mir gegangen, hätten wir auf Großvater gehört. Wir sollten nicht hoch ins Gebirge gehen, egal wie heiß es wurde. Einmal hat er erzählt, der See habe keinen Grund, er ziehe sich durch die Erde wie eine Vene und sein anderes Ende sei mit dem großen Wasser verbunden. An einer Stelle, an der der Teufel haust.
„Der Teufel?“, fragte ich. Ich sah den alt bösen Feind mit seinen Pferdehufen den weiten Weg tauchen, durch endlose Tunnel, bis er schließlich grinsend meine Beine erblickte.
„Nicht unser Teufel“, sagte Großvater. „Nicht der aus dem Märchen oder aus der Kirche. Er ist viel, viel älter. Auch älter als Gott.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Gott wurde nicht geboren.“ Das wusste ich aus dem Kindergottesdienst. „Der war schon immer da.“
Großvater strich mir über die Wange. „Junge, ich wünschte doch auch, es wäre so.“

Ich fühlte mich sicher bei Christina, auch als wir die Häuser der Siedlung hinter uns ließen und in den Wald gingen. Meine Schwester war nicht nur drei Jahre älter als ich, sie war auch zäher und stärker als viele Jungen. Nach den Ferien kam ich in die zweite Klasse, und es war ruhig geworden. Die meisten Fieslinge hatten mich nur ein- oder zweimal gehänselt, bis Christina ihnen gesagt hatte, sie sollten es lassen. Nachdem sie sich die besonders schlimmen Quälgeister auch besonders rabiat vorgenommen hatte, musste Papa zum Direktor. Danach hat er sie mit dem Gürtel bestraft. Ich habe in meinem Zimmer ihre Schreie gehört und mich geschämt, weil es meine Schuld war. Am liebsten hätte ich mir das rechte Auge mit dem spitzen Bleistift aus meiner Federmappe weggemacht. Es war fast blind und schielte weit nach außen. Ein Teil der Iris verschwand in meinem Kopf. Ich sah einfach lustig aus, da konnten die Spaßmacher nicht widerstehen.

Manchmal hatte ich den Verdacht, Christina könnte besondere Kräfte haben. So wie Superman, nur als Mädchen. Ich konnte mir kaum anders erklären, wie sie barfuß über den glühenden Asphalt der Dorfstraße und dann über den Waldboden voller kleiner Steine gehen und sich dabei nicht nur nicht wehtun, sondern auch noch schneller sein konnte als ich. Sicher war sie älter, und wie alt, nach den Ferien würde sie in der Stadt aufs Gymnasium gehen. Aber ich war ein Junge, und ich trug Sandalen. Schwitzend hechelte ich ihr hinterher.
„Ist es noch weit?“, fragte ich. Zu hören war nur noch weit?, so schwer atmete ich.
Sie drehte sich um und lächelte. „Komm“, sagte sie. „Ich zeig's dir.“
Wir mussten eine Böschung hinauf. Christina hob einen dicken Ast auf und schlug damit Brennnesseln zur Seite, damit sie uns nicht die Waden versengten. Sie tänzelte voraus, auf Zehenspitzen wie eine Ballerina. So konnte das fiese Gewächs sie an den bloßen Füßen nicht doch noch erwischen. Schließlich kamen wir an einen Zaun, hinter dem es bergab ging.
Der Anblick nahm mir das bisschen Atem, das ich noch hatte. Für mich war es wie das Meer. Meine Eltern hatten kein Geld, um mit uns in den Urlaub zu fahren, deshalb hatte ich das echte Meer noch nie gesehen. Das Wasser etwa zwanzig Meter unter uns schimmerte blau-grün in der Sonne. Es war in Hufeisenform von einer steilen Schieferwand eingefasst. An einigen Stellen konnte man sich durchs Gestrüpp kämpfen, über den zugewucherten Zaun steigen und ins Wasser springen. Die wildesten und dümmsten unter den älteren Jungen taten das auch, wegen der Mädchen.
Auf der anderen Seite, gegenüber der Schieferwand, war ein breiter Streifen aus Gras und Geröll, zu dem ein Waldweg führte. Das war der Strand. Drei andere Kinder saßen dort bereits. Sie waren so alt wie Christina, vielleicht sogar ein bisschen älter. Sie blickten erschrocken zu uns hoch und flüsterten einander etwas zu. Als sie Altersgenossen in uns erkannten, winkten sie kurz und ignorierten uns dann.
„Da liegen wir gleich“, sagte Christina und winkte zurück. „Und dann will ich wissen, ob du schon schneller schwimmen kannst als ich.“ Sie zeigte in Höhe meines Bauchnabels auf mein T-Shirt. „Wir bleiben vorne, da geht das Wasser nur bis hier.“
Ich dachte an Tunnel, durch die der Teufel von einem Ende der Welt zum anderen schwimmt.
„Was hast du?“, fragte Christina. „Freust du dich nicht?“
Ich blickte nochmal runter zum See. „Opa ...“, begann ich einen Satz, aber Christina wiegelte sofort ab.
„Das habe ich dir doch schon erklärt“, sagte sie. „Opa ist alt und erzählt dummes Zeug.“
Ich war sprachlos. Diese Dreistigkeit gegenüber der Autorität schien mir selbst für meine Schwester heftig. Frech. Und gemein. Ich mochte unseren Großvater.
„Opa ist auf einem Schiff um die ganze Welt gereist“, protestierte ich.
„Und dabei hat er Schnaps getrunken wie andere Erwachsene Kaffee“, zitierte Christina unsere Mutter. „Das zusammen mit wenn man so alt ist“, fuhr sie fort. „Da wird man komisch.“ Sie tippte sich an die Stirn. „Hier oben drin.“ Sie legte die Hände auf meine Schultern.
„Wir sollen nicht ins Wasser gehen, weil er Angst hat, dass wir ertrinken“, sagte sie. „Und das kann gar nicht passieren, weil wir nicht weit reingehen. Wenn du abtreibst, ziehe ich dich raus. Du weißt, wie schnell ich schwimme.“
Noch so eine Superkraft. Von den drei Gymnasien in der Stadt würde meine Schwester zu dem gehen, an dem man Sport als Abiturfach wählen konnte. Ihr Schwimmlehrer hatte zu meinen Eltern gesagt, sie sei wie ein Hund. Ganz instinktiv machte sie im Wasser die richtigen Bewegungen. Damit hatte sie sich schnell von den anderen in der Klasse abgesetzt. Jetzt war sie nicht mehr einzuholen. Mein Vater wies mich immer wieder darauf hin. Vielleicht wollte er mich demütigen, weil ich nunmal gar nichts konnte. Entgegen der Gerüchte in der Schule war ich auch nicht in der Lage, mit meinem Schielauge mein eigenes Gehirn zu sehen. Was ich nicht verstand, war, warum er seine „liebe kleine Wasserrate“ regelmäßig mit dem Gürtel verdrosch. Kerzengerade saß sie dann am Abendbrottisch, damit ihr brennender Rücken nicht die Stuhllehne berührte.
Ich atmete tief ein. Dachte an den Respekt, den mir dieser Ausflug in der Schule einbringen würde.
Was hast du in den Ferien gemacht?
Wie immer, bisschen im Bergsee schwimmen.
WAS?

Bei dem Gedanken schwoll mir die Brust.
„Okay“, sagte ich.
Christina lächelte und wollte mich auf die Stirn küssen.
„Nee.“ Ich drückte sie von mir. Sie lachte. Bald würden Jungen sich in der Hoffnung auf ihren Kuss diese Schieferwände hinunterstürzen. Aber noch war es nicht so weit. Noch gab es nur uns.

Das Wasser des Sees war kalt und klar. Man schwamm abwechselnd durch eisige und etwas weniger eisige Zonen. Meine Schwester führte mich in die Gepflogenheiten dieses Idylls ein. Zum Beispiel in der schlammigen Uferzone, in der man teilweise bis zu den Knien einsank, besonders vorsichtig aufzutreten. Die Älteren, denen der See gehörte, wenn wir Kinder schon im Bett lagen, feierten hier wie Erwachsene mit Bier, wobei auch öfter mal Flaschen zu Bruch gingen.
Christina kannte die anderen drei Kinder und kam schnell mit ihnen ins Gespräch. Das Mädchen in der Gruppe glotzte dauernd auf mein Auge, was mir auf die Nerven ging, den Spaß insgesamt aber nicht trübte.

Einmal passte Christina nur auf mich auf und ging nicht selbst ins Wasser. Wir waren allein, aber sie hatte am Tag zuvor Prügel bekommen und wollte ihr T-Shirt anlassen, falls doch noch jemand kam. In der Schule sagte sie beim Sportunterricht immer, ihr sei übel. Wahrscheinlich dachten die Lehrer, sie sei so dünn, weil sie dauernd kotzen musste. Zu den Superkräften meiner Schwester gehörte auch schauspielerisches Talent. Deshalb flog sie nie auf. Jedenfalls glaubte ich das. Ich weiß nicht, was die Lehrer wussten.
An diesem Tag stand Christina im Uferschlamm und rief mir Anweisungen zu. Den Hintern hoch, den Kopf hoch, ruhig atmen, mit den Armen durchziehen, bis sie fast die Oberschenkel berühren, „nicht diese halben Bewegungen“. Das sagte sie gerade, als sie auf etwas trat. Sie bückte sich und zog es dem Schlamm.
„Komm mal bitte!“, rief sie mir zu. Ausgerechnet jetzt. Ich hatte das Gefühl, den Clou gerade raus gehabt zu haben. Mich im Wasser zu bewegen wie der Schrecken vom Amazonas. Als hätte Christina mir was von ihren Kräften abgegeben. Missmutig schwamm ich an Land und stapfte zu ihr in den Schlamm.
„Was denn?“, fragte ich. So schnell wie möglich wollte ich zurück ins Wasser, um mich zu beweisen.
„Guck mal, auf was ich getreten bin.“
Im ersten Moment sah es für mich aus wie eine von den kleinen Dosen mit Opas scharfen Bonbons. Er lutschte sie, damit man den Schnaps nicht roch.
Vielleicht waren sogar mal Bonbons in der Dose gewesen. Wir wussten das erstens nicht, weil sie leer war, als Christina sie öffnete. Und zweitens, weil wir nicht lesen konnten, was draufstand. Nicht, weil Christina es nicht besonders gut konnte. Ich las jetzt schon besser als sie. Meine Eltern beeindruckte das kaum, aber meine Schwester behandelte mich dafür, als könnte ich übers Wasser laufen. Hier und jetzt mit unseren Füßen im Schlamm konnte ich aber auch nicht weiterhelfen. Die Schriftzeichen, die zum Vorschein kamen, nachdem Christina die Dose im See sauber gespült hatte, kannte ich nur aus Comics.
Wir hatten kein Geld zum Verreisen Andere Länder waren so weit weg wie Lummerland. Erst recht ein Land wie China. Da kam die Dose für uns her. Asien war China für uns. Wo die Chinesen wohnen. Die statt ganz normaler Buchstaben komische Zeichen malen, so wie sie auf die Dose gedruckt waren.
Wir hatten noch nie einen Chinesen gesehen. Sollte tatsächlich einer hier am Bergsee gewesen sein? Dann hätte es uns auch nicht mehr aus der Fassung gebracht, im Uferschlamm ein paar Dracheneier zu finden.
„Aber wie soll die hierher gekommen sein?“, fragte Christina.
„Vielleicht hat sie jemand im Flugzeug aus dem Fenster geworfen“, schlug ich vor.
Wir waren noch nie geflogen, und wir kannten zu dem Zeitpunkt niemanden, der aus erster Hand davon berichten konnte. Deshalb zogen wir die Fenster-Theorie zumindest in Betracht.
Während ich mich anzog, sah ich aus dem Augenwinkel, wie Christina ausholte. Als ich aufsah, plumpste die Dose in der Mitte des Sees ins Wasser.
„Hey!“, rief ich. „Warum hast du das gemacht?“
Ich hatte mir schon die Blicke in der Schule vorgestellt, wenn ich von unserer Entdeckung berichtete, mir erst niemand glauben wollte und sie mich sogar einen Lügner nannten, um dann auf die Knie zu gehen, weil ich den Beweis gut sichtbar für alle in die Höhe hielt.
Christina wusch sich die Hände im See, als hätte sie in einen Kuhfladen gegriffen.
„Lass uns nach Hause“, sagte sie.

Unsere nächste Entdeckung machten wir am Ende eines weiteren Schwimmtages, auf dem Weg nach Hause. Außer uns waren nur ein Junge und ein Mädchen da gewesen, älter als wir. Sie waren kaum geschwommen und hatten sich stattdessen die ganze Zeit geküsst, besonders als die Bee Gees ihren aktuellen Hit How Deep Is Your Love aus dem kleinen Radio hauchten, das die beiden sich mitgebracht hatten. Kurz bevor wir uns auch auf den Weg nach Hause machten, waren sie gegangen. Ich dachte gerade darüber nach, was für eine Zeitverschwendung es war, an einem See statt zu schwimmen seine Lippen auf die von jemand anderem zu pressen, als diesmal ich auf etwas Ungewöhnliches aufmerksam wurde.
„Pass auf!“, rief ich.
Christina sah, worauf ich zeigte. Ein angewiderter Laut entfuhr ihr. Sie verlor das Gleichgewicht und rettete sich mit einem Satz nach vorn. Eine halbe Sekunde später und sie wäre mit ihrem nackten Fuß in das tote Tier auf dem Boden getreten.
„Danke“, sagte sie, ohne den Blick von dem Kadaver zu nehmen, der in der Abendsonne trocknete. Er konnte noch nicht lange dort sein. Wir hatten mal eine überfahrene Katze in einem Straßengraben liegen sehen. Das war auch im Sommer gewesen. Die Katze war unter einem schwarzen Teppich aus Fliegen nur noch zu erahnen gewesen. Hier summte und brummte es bloß vereinzelt in der Luft. Das Buffet war eröffnet, aber es sprach sich gerade erst rum.
Ich hatte noch nie einen Tintenfisch gesehen, aber ich erkannte die Fangarme. Sie erinnerten mich an eine bebilderte Fassung von 20.000 Meilen unter dem Meer. Eines von Großvaters Lieblingsbüchern. Aber der Kalmar in der Geschichte war riesig gewesen, während der vor uns ... nun, meine Schwester wäre fast rein getreten.
„Was ist das?“, fragte sie. „Ist es tot?“
Ich sagte ihr meine Vermutung mit dem Tintenfisch. Sie schüttelte den Kopf.
„Es sieht anders aus“, meinte sie. „Aber es hat auch diese Saugdinger.“
„Tentakel.“
„Kann sein.“
Sie brach einen Zweig von einem Busch ab. Dann beugte sie sich über den Tintenfisch und stocherte darin herum. Kraftlos wickelte sich ein Tentakel um den Zweig. Wir erschraken kurz, aber es war nur ein Reflex. Christina erklärte es mir. Ihr Sachkundelehrer hatte es der Klasse an einem toten Frosch gezeigt. Die Muskeln ziehen sich noch zusammen, wenn man den richtigen Punkt trifft.
„Er ist tot“, beantwortete sie sich ihre Frage selbst. „Da fehlt ja auch was.“
Das Ding auf dem Boden hatte keine erkennbare Form, aber ich sah, was sie meinte. Es war offen, und seine kleinen Eingeweide garten in der Sonne. Wegen einer Schleifspur aus Flüssigkeit vermutete ich, ein Tier müsse sich mit einem Teil aus dem Staub gemacht haben. Eine Katze oder ein Hund. Vielleicht auch eine Ratte.
„Es gibt doch hier keine Tintenfische“, sagte Christina. „Und selbst wenn, wie hat die Ratte ihn aus dem See geholt?“
„Vielleicht wurde er angeschwemmt, wie die Dose.“
„Aber wie kommen diese Sachen da rein?“
Ich zuckte die Schultern. Ich dachte an Großvater und die Verbindung des Sees zum großen Wasser. Christina brauchte ich damit nicht zu kommen.
„Wir nehmen ihn mit“, schlug ich vor. „Wir geben ihn deinem Sachkundelehrer.“
Sie zeigte mir einen Vogel.
„Ich fass das nicht an. Und du auch nicht. Schlimm genug, dass ich fast rein getreten wäre.“
Ich überlegte kurz. „Wir können Papas Arbeitshandschuhe aus dem Schuppen nehmen, wenn wir morgen wiederkommen.“
Christinas Gesicht verfinsterte sich. Die Leichtfertigkeit meines Vorschlags wurde mir bewusst. Als Ältere trug sie die Verantwortung. Flogen wir auf, war es ihr Rücken, der die Prügel abbekam. Es war immer ihr Rücken.
„Oder wir kaufen Süßigkeiten und sagen Tante Hanni, wir brauchen eine Tüte dazu“, brachte ich eine Alternative ins Spiel.
Tante Hanni hieß eigentlich Hannelore. Sie war etwa hundertzwanzig Jahre alt, aber sie schloss noch immer jeden Morgen um sieben ihren Dorfladen auf. Sie war fast blind und fast taub und einige Kinder beschissen sie mit dem Wechselgeld.
„Du spießt ihn mit dem Stock auf und legst ihn in die Tüte“, sagte ich. „Dann muss ihn keiner anfassen.“
Christina schien sich auszumalen, was ich beschrieben hatte. „Okay“, sagte sie. „Aber das machen wir morgen.“
Ich war stolz, sie überzeugt zu haben.

Als wir das nächste Mal auf dem Weg waren, hatten sich Ratten, Mäuse, Katzen, Hunde oder was auch immer den Rest des Tintenfischs geholt. Diese Möglichkeit hatte ich gar nicht bedacht. Christina sehr wohl, hatte ich das Gefühl.
„Das alte Matschding“, sagte sie. „Wenn ich dran denke, dass ich fast rein getreten wäre.“ Sie blickte runter auf ihre nackten Füße. „Igitt.“
„Aber ich hätte gern gewusst, was es ist“, sagte ich.
Ich betrachtete den dunklen Fleck, den der Tintenfisch hinterlassen hatte.
„Außerdem wird uns jetzt in der Schule niemand glauben.“ Das war das eigentliche Problem. Der verpasste Ruhm.
„Was die in der Schule glauben, ist doch so egal“, sagte Christina.

Es gab nur einen, dem ich von dem Tintenfisch erzählen konnte, ohne für meine kindliche Fantasie ausgelacht zu werden. Allerdings wüsste Großvater dann auch, dass wir am See waren. Also dachte ich mir etwas aus. Wir hatten Fußball gespielt, sagte ich, und hatten plötzlich von oben aus dem Berg Hilfeschreie gehört. Wir dachten, da ertrinkt jemand. Also ist Christina hin, weil sie doch so gut schwimmen kann. Und ich bin ihr hinterher, falls sie Hilfe braucht. Immerhin, dachte ich, ging es um Leben und Tod. Doch so war es gar nicht. Als wir ankamen, waren da ältere Kinder, die hatten sich einen Spaß gemacht. Christina hätte fast eine Prügelei angefangen. Ich ging beherzt dazwischen und konnte Schlimmeres verhindern. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten und die anderen bereits fort waren, gingen wir zurück und auf dem Weg wäre Christina fast in den Tintenfisch getreten. Ab da habe ich alles so erzählt, wie es war.
Großvater schenkte sich einen Wacholder ein. Bevor er ihn ansetzte, sagte er: „Der da fast ertrunken wäre.“ Er kippte den Schnaps, stellte das Glas ab und kratzte sich am Hals. „Der hat ein Riesenglück gehabt, dass ihr beide hören könnt wie die Fledermäuse."
Ich schluckte. War Großvater jetzt wütend, weil ich ihn für so dumm gehalten hatte? Geräusche vom See im Dorf hören? Höchstens vielleicht bei extrem günstigem Wind. Und das jugendliche Geschrei dann nicht mit dem üblichen Nachmittagstumult von irgendeinem Bolzplatz zu verwechseln … so gut wie unmöglich. Bis vor einem Wacholder hatte ich mich noch sehr clever gefühlt.
„Ist auch nicht so wichtig“, sagte ich und stand vom Küchentisch auf, an dem wir saßen.
„Doch, ist es“, sagte Großvater. „Setz dich.“
In Erwartung einer Standpauke nahm ich wieder Platz. Zu meiner Überraschung grinste Großvater.
„Schöne Geschichte“, sagte er. „Auch gut erzählt.“
„Danke.“ Etwas anderes fiel mir so schnell nicht ein. Ich fühlte mich überrumpelt.
„Ihr wart schwimmen im See.“ Opa wurde wieder ernst. Ich hielt seinem Blick nicht stand. Stattdessen sah ich zur Spüle und nickte.
„Aber das mit dem Tintenfisch stimmt“, sagte ich.
Opa nickte. „Ich weiß.“
Er goss sich noch einen Wacholder ein und studierte das Schnapsglas in seiner Hand. Schließlich stellte er es ab, ohne getrunken zu haben.
„Früher haben sie Menschen in den See geworfen“, sagte er.
„Früher?“, fragte ich.
Er nickte. „Die Geschichten aus dem Kindergottesdienst, weißt du, wie lange die her sind?“
„Tausend Jahre.“
„Mehr. Und davor noch haben sie Kinder wie dich und alte Männer wie mich und Jungfrauen und wahrscheinlich alles, was nicht bei drei auf dem Baum war, in dem See ersäuft.“
Ich schüttelte den Kopf. Manchmal wollte man im Kindergottesdienst einfach weghören, wenn gekreuzigt wurde oder jemand einen abgeschnittenen Kopf auf ein Tablett legte. Man bekam Alpträume von den Dingen, die die Leute früher so gemacht haben. „Aber warum?“, fragte ich.
Großvater zuckte die Schultern. „Damit die Sonne scheint. Oder die Ernte ordentlich ausfällt. Damit die Wölfe wegbleiben. Was eben wichtig war.“
Christina wäre dazu nur die Frage eingefallen, woher Opa das eigentlich wusste, was irgendwer vor ein paar tausend Jahren gemacht hat. Ich glaubte ihm einfach. Er wusste so viel.
„Als ich so alt war wie du“, sagte er, „da sind die alten Leute immer noch manchmal hoch an den See. Sie haben niemanden reingeschmissen, jedenfalls nicht, dass ich wüsste, aber es war unheimlich anzusehen, wie sie sich auf dem Dorfplatz versammelt haben und dann da hoch sind, ohne dass irgendwer ein Wort gesagt hätte. Mein Vater hatte drei Kühe und die musste ich einmal noch von der Wiese holen, und Vater sagte, ich solle warten, bis die Alten fort sind. Ich glaube, er hatte Angst, sie könnten mich mitnehmen zum See. Die nettesten Männer und Frauen grüßten nicht, und die schlimmsten Knöteriche schimpften nicht. Sie bewegten sich wie Schlafwandler. Meistens sahen sie dich gar nicht. Und wenn sie doch den Kopf in deine Richtung drehten, war es, als würden sie durch dich hindurchsehen.“
Er trank seinen Wacholder und hustete. Er setzte an nachzugießen, stellte die Flasche aber wieder ab.
„Sowas bekommst du nicht aus Leuten raus“, erklärte er. „Das dauert. Der Vater hat es gemacht, und dessen Vater davor, also machen sie es auch. Nach dem Krieg waren viele der Alten fort und neue Leute sind hergezogen, die den See nicht kannten. Jedenfalls nicht wie diejenigen, die seit Generationen hier gelebt haben. Nur deshalb haben sie es vergessen. Obwohl ich oft das Gefühl habe, es stiefeln immer noch welche da hoch. Bei manchen Spaziergängern bin ich mir nicht sicher.“
„Aber was machen sie denn da oben?“, fragte ich. Der Gedanke ließ mich frösteln, Christina und ich hätten mal mit diesen Leuten zusammentreffen können, die durch einen hindurch sahen.
Großvater kniff die Augen zusammen. „Beten, denke ich.“
Gott lädt uns ein, und wenn wir zu ihm beten, nehmen wir die Einladung an. Das war auch aus dem Kindergottesdienst. Julia hatte das gesagt, eine der Betreuerinnen. Sie war siebzehn und ihre Brüste waren ein ziemliches Thema bei den Jungen auf dem Nachhauseweg.
„Sie beten?“, fragte ich. „Wie in der Kirche?“
„Du kannst überall beten“, sagte Großvater. „Und auch nicht nur zu dem einen Gott.“
„Nicht?“
Er sah mich an. „Ein neuer Pastor kam in die Gemeinde“, sagte er. „Kurz bevor ich hoch nach Hamburg bin. Nach ein paar Wochen hatte er die Sache mit dem See raus und erwähnte es in seinen Predigten, ohne es direkt anzusprechen. Du sollst keine Götter neben mir haben.“
Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. So lautete es richtig. Das wusste ich besser als Großvater. Das erste Gebot. Ich hatte die ersten fünf auswendig gelernt für den Kindergottesdienst. Für Julia.
„Das war neu“, sagte Großvater. „Dass der Pfaffe dagegen stänkerte, meine ich. Sein Vorgänger hatte sich mit dem See irgendwann einfach abgefunden. Vielleicht ignorierte er es auch oder war nicht so aufmerksam und bekam es gar nicht mit. Einige behaupteten sogar, er wäre nicht nur der Pastor unserer kleinen Kapelle gewesen, und sein Grab im Garten dahinter sei leer, weil sie ihn nach seinem dritten und letzten Schlaganfall in ein Tuch gewickelt und mit Steinen im See versenkt haben. Aber dieser neue Pfarrer, der machte das oft zum Thema. Nie sprach er über den See, aber die Leute waren ja nicht blöd. Sie wussten, dass sie gemeint waren, und als die Kirche darauf immer leerer blieb, da ging der junge Pastor hoch zum See, um zu beweisen, dass niemand größer ist als Gott.“
Großvater schwenkte die Wacholderflasche wie einen edlen Wein und betrachte mit Sorge die kleine Pfütze, die am Boden noch geblieben war.
„Also, sein Gott“, sagte er.
„Hat er es geschafft?“, fragte ich.
Großvater schüttelte den Kopf. „Er trieb im See in seinem Talar. Muss von oben ausgesehen haben wie eine große schwarze Qualle.“
Er stand auf. Auf dem Boden quietschten die Beine des Stuhls, als Großvater ihn zurückschob. „Warte hier“, sagte er.
Mit unsicherem Gang verschwand er aus der Küche und ging in seine Kammer, aus der es nach Schnaps und muffigen Hemden roch. Ich hörte ihn nach etwas suchen. Er kehrte mit einer Dose Schnupftabak zurück, die er neben den Wacholder auf den Tisch stellte.
„Mein Vater war bei den Männern, die ihn aus dem See gezogen haben“, erklärte er. „Damals lag noch ein Ruderboot am Ufer, damit fuhren sie zur Stelle, an der er trieb. Mein Vater zog ihn rein. Während der andere Mann zurückruderte, wollte mein Vater Luft in die Lungen des Pastors pusten, obwohl er schon ziemlich tot aussah. Er meinte, es mindestens probieren zu müssen. Mit Daumen und Zeigefinger öffnete er den Mund, und als er sich darüber beugte, als er gerade seine Lippen auf die des Pastors pressen wollte, da sieht er, dass sich im Mund etwas bewegt, tief hinten im Rachen.“
Großvater öffnete die Dose. Ich konnte den Blick nicht mehr abwenden von dem Ding darin. Um nicht zu schreien, presste ich die Hände auf den Mund.
„Das hier hat der Pastor im Mund gehabt.“ Genau wie ich schien Großvater sich kurz sammeln zu müssen. „Als mein Vater danach tastete“, sagte er, „wickelte sich einer dieser kleinen Fangarme um seinen Finger. Er zog es raus und drückte zu. Er sagte, er habe es in seinem Kopf gehört. Als wenn ein Schwachsinniger auf einer Flöte spielt.“
„Was haben die anderen Männer gesagt?“, wollte ich wissen.
Großvater zuckte die Schultern. „Mein Vater hat mir das hier gegeben, kurz bevor er starb. Ich denke, er hat es für sich behalten, weil er niemandem getraut hat. Er konnte ja nicht wissen, wer dazugehört und wer nicht. Oder wer jemanden kennt, der dazugehört. Du weißt, wie schnell etwas im Dorf die Runde macht, sobald es einer mehr weiß als du selbst.“
Ich hatte mal in die Büsche hinter der alten Mühle gekackt. Es war Kirschenzeit und ich hatte rote Schmiere um meinen Mund wie ein Vampir. Die Bauchkrämpfe waren derart heftig über mich gekommen, dass zu Hause plötzlich so weit weg gewesen war wie China. Kurze Zeit später hatte ich jemandem davon erzählt, den ich in Grundzügen für so etwas wie einen Freund gehalten hatte. Genauso hätte ich einen Aushang ans schwarze Brett im Gemeindehaus heften können. Ich wusste sehr gut, wie schnell Dinge im Dorf die Runde machten.
„Was meinst du damit, wer dazugehört?“, fragte ich.
„Ach Junge.“ Großvater machte eine ungeduldige Bewegung mit der Hand, in der er die Tabakdose hielt. Den kleinen Sarg. Ich zuckte zusammen, weil ich fürchtete, der Inhalt könnte dabei herausgeschleudert werden und auf meinem Schoß landen. Oder sogar in meinem Gesicht.
„Du bist pfiffig“, sagte Großvater. „Kein Einstein, aber pfiffig genug, also stell dich nicht blöd. Die Leute, die noch immer an den See gehen, meine ich. Für die das die Kirche ist. Ein tiefes Loch voll mit eiskaltem Wasser. Was für ein Gott mag das sein?“
Ich glaubte, das Wasser in diesem Moment auf meiner Haut zu spüren. Ich dachte an die Geschichte von der Sinflut. Gott fand ich darin immer ziemlich unfair, aber ich habe mich nicht getraut, etwas zu sagen. Mit Göttern schien generell nicht gut Kirschenessen zu sein. Aber vielleicht waren sie wie Lehrer. Wenn man einmal von Herrn Wiesendorfs riesiger Pranke eine geschmiert bekommen hatte, wünschte man sich Frau Müllers Mundgeruch zurück. Schlimmer geht immer. Alles ist relativ.
„Was glaubst du?“, fragte ich. Ich nahm Großvater die Dose aus den zitternden Händen. Das Ding darin sollte nicht auf den Tisch plumpsen, von dem ich aß. Außerdem wollte ich es mir bei allem Ekel genauer ansehen. So in etwa stellte ich mir das vor, wenn man plötzlich in einem Operationssaal stünde, wo sie einen Bauch aufmachten. Man müsste einfach hinsehen. Immerhin wurde gerade ein Geheimnis gelüftet.
Das Ding in der Dose war genau so wie das, in das meine Schwester beinahe hineingetreten wäre. Allerdings war es noch ganz. Das verwirrte mich mehr als alles andere, denn die untere Hälfte des Tintenfischs hatte nichts mit einem Fisch zu tun. Am ehesten ähnelte es dem Körper eines winzigen nackten Affen. So wie der ausgestopfte Schimpanse, der in der Schule in dem Raum mit den großen Landkarten stand. Immer, wenn wir eine davon holen mussten, war ich froh, dass wir zu zweit waren, weil die aufgerollten Karten für ein Kind viel zu groß und schwer waren. Trotzdem behielt ich den Affen immer im Auge. Er hatte lange Finger, mit denen er sicher gut greifen konnte.
Solche Finger hatte auch das Ding. Dünn und winzig wie abgebrochene Streichhölzer. Sie waren immer noch gut zu erkennen, weil dieser Affe mit Tintenfischkopf nicht verfault war, sondern nur ausgetrocknet. Ein kleiner Pharao im Sarkophag. Eine Mumie.
„Ich habe eben nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder in die Dose gesehen, weil du erzählt hast, was euch passiert ist“, sagte Großvater. „Ein bisschen hatte ich gehofft, sie wäre leer. Aber nichts davon habe ich geträumt oder mir eingebildet.“ Die ganze Zeit hatte er sein leeres Schnapsglas nervös in den Fingern gedreht. Jetzt zeigte er damit auf die Dose in meinen Händen. „Darum will ich nicht, dass ihr an den See geht.“
Das werden wir auch nicht, dachte ich. Nie mehr. Aber ich irrte mich.

Ich erinnere mich daran, wie Vater an jenem Tag über die Bank schimpfte. Er wollte einen Kredit haben, „um das Haus fit zu machen“. Auszubessern, was der Zahn der Zeit zernagt hatte. Wasserrohre, Dachbalken, Mauerwerk. Es war ein kräftiger Zahn gewesen, und entsprechend viel gab es zu tun. Zu viel, meinte Herr Günther von der Bank, den ich mochte, weil er mir schon ein paar mal etwas zum Spielen gegeben hatte, während er mit Papa über Geld sprach. Die billigen kleinen Plastiksoldaten, Plastikcowboys und Plastikpiraten durfte ich immer mit nach Hause nehmen.
„Das kriegst du nie abbezahlt“, hatte Herr Günther offenbar gesagt. Das dachte ich mir so, weil mein Vater es immer wiederholte, irgendwo im Haus, mal leiser, mal lauter, mal lachend, mal brüllend, ein paar Mal begleitet vom Geräusch seiner Faust, die gegen die Wand schlug. „Als wäre ich ein Asozialer, der Angst vor Arbeit hat!“, kam noch hinzu, und „Ich hab Arbeit, und zwar anständige, du Arschloch!“, und natürlich „Ich glaube, es hackt!“ Den Spruch fand ich eigentlich witzig, und Vater sagte es auch oft so, dass ich lachen musste. Er sagte es dann immer wieder, todernst, bis ich nach Luft japste, weil es so wunderbar wenig Sinn machte. Was sollte das bloß heißen, „es hackt“?
Aber es war keiner dieser Tage. Es gab nichts zu lachen. Vater sagte „Ich glaube, es hackt“, und mit dem „hackt“ hörte ich, wie die Lampe neben dem Telefon auf dem Flur an der Wand zerschellte. Mein Magen grummelte immer bei dem Gedanken, wie die ganze Straße Papa beim Ausrasten zuhörte. Ich fand das peinlich, und manchmal bildete ich mir ein, am nächsten Tag in besonders mitleidige Gesichter zu sehen, die ich auf dem Weg zur Schule oder zurück nach Hause zu ignorieren versuchte.
Wichtiger war im Moment aber Christina. Ich wusste, sie konnte unmöglich schon mit den Hausaufgaben fertig sein, also musste sie raus aus dem Haus, und zwar unbemerkt. Wir hatten beide ein eigenes Zimmer, aber es war jeweils nicht besonders groß. Dafür kannten wir Geschwister, die sich ihr Reich teilen mussten, wodurch es kein Reich mehr war. Nichts eigenes.
Christina hatte ein Fenster, das trotz ihres schlanken Schwimmerkörpers nicht groß genug war für die Flucht. Es blieb nur der Gang raus auf den Flur, um entweder durch die Haustür oder durch die Küche nach draußen zu gelangen. Es war ein Ratespiel, in einem Moment die Zimmertür zu öffnen, in dem Papa gerade auf dem Klo saß und dort wütete oder sich eine Schachtel Zigaretten aus dem Automaten vor Riesmeiers Haus holte. Christina riet falsch.
Ehrlich gesagt wäre ich auch drauf reingefallen. Papa war so lange so leise gewesen. Vielleicht hatte er sich in Stellung gebracht wie ein Gepard, der von einem dicken Ast aus seiner Beute auflauert. Ich hörte, wie Christinas Zimmertür geöffnet wurde. Es folgten ein oder zwei Schritte ihrer bloßen Füße, und dann sah ich sie vor meinem geistigen Auge zusammenzucken, als Vaters Stimme erklang: „Wo willst du denn hin, Fräulein?“
„Raus.“ Es war beeindruckend, wie fest das klang. So als wüsste sie nicht ganz genau, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde. Natürlich wusste sie das. Es gab nur eine Möglichkeit, an einem solchen Tag.
„Wohin?“, fragte Vater.
„Raus halt.“
Ich wusste, das war es. Papa war nicht in der Stimmung, in der er Antworten tolerierte, auf die er noch einmal nachfragen musste. Jetzt bewegten sich schwere, beschuhte Schritte. Obwohl es noch nie geholfen hatte, begann ich zu beten.
„Was hast du gesagt?“ Vater sprach jetzt ganz leise. Ich konnte ihn kaum verstehen.
Bitte mach, dass er ihr nicht weh tut, dachte ich. Nicht mehr.
„Ich will raus“, sagte Christina.
Das Klatschen einer Backpfeife. Kein Ton von meiner Schwester. Eine Backpfeife war nichts.
„Und ich hab gefragt, wohin“, sagte mein Vater. „Was fällt dir ein, mir so frech zu antworten?“ Noch eine Backpfeife. Es war jetzt nicht mehr aufzuhalten. „Komm her“, hörte ich meinen Vater sagen. Er klang nicht mal mehr wütend. Eher schon lag da eine gewisse Selbstverständlichkeit in seiner Stimme. Alles hatte seine Zeit. Morgens Frühstück, abends baden, und jetzt gerade war eben der Moment für Prügel gekommen. Aber manchmal ändert sich das Leben ganz plötzlich. Dann ist mit einem Mal nichts mehr selbstverständlich.
„Lass mich los!“, schrie Christina.
Ich hatte mich schon auf das Klatschen des Gürtels eingestellt. Stattdessen hörte ich, wie jemand gegen die Kommode mit dem Telefon darauf prallte. Da Christina bei aller Sportlichkeit längst nicht über die Kraft verfügte, unseren Vater von sich zu stoßen, reimte ich mir zusammen, dass sie ihren Arm aus seinem Griff gezogen hatte. Vater hatte nicht damit gerechnet und deshalb nicht richtig zugepackt. Christina hatte sich mit ihrem ganzen Gewicht in die Befreiungsaktion geworfen. So war sie zurückgestolpert und gegen die Kommode geprallt.
Ich hörte sie fliehen. „Komm zurück!“, rief mein Vater ihr hinterher. Noch immer keine Wut in seiner Stimme. Verwirrt und überrascht klang er. Doch allmählich dämmerte ihm die Ungeheuerlichkeit dessen, was gerade passiert war. Als er das nächste Mal etwas sagte, hörte ich das kochende Blut, auf dem die Worte schwammen. „Du kommst sofort zurück, jetzt, oder ...“ Eine kurze Pause. Dann stellte Papa fest: „Das darf nicht wahr sein!“
Seine wütenden Schritte verschwanden den Flur hinunter. In der Küche sagte Großvater etwas sehr leise, und Vater gab etwas sehr Lautes zurück. Etwas mit „dein eigener Kram“. Vater ließ sich nicht gern dazwischenreden, und Großvater behandelte er bei solchen Gelegenheiten, als wäre unser Kram nicht sein Kram.
Ich öffnete die Tür einen Spalt, bereit, sie jederzeit wieder zuzuziehen. Vorsichtig schlich ich in die Küche. Großvater saß dort am Tisch, wie so oft. Fast immer eigentlich. Er sah traurig aus.
„Ist Christina raus?“, fragte ich.
Großvater nickte und trank einen Schnaps. „Und er ist hinterher“, sagte er. Sein ernster Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Aber sie ist schnell“, sagte er. „Hossa. Wie der Blitz. Mach dir keine Sorgen, die kriegt er nicht.“
Ich sah zur offen stehenden Tür. „Aber sie muss ja irgendwann zurück nach Hause“, stellte ich fest. Ein bisschen war ich wütend auf Großvater. Er war auch kein Einstein, aber schlau genug, das selbst zu wissen. Wusste er auch. Doch er hatte selbst Angst. Vor dem Altersheim. Er nickte.
„Hat sie denn ein Versteck?“, fragte er. „Wo sie lang genug bleiben kann? Er beruhigt sich ja auch wieder.“
Mir fiel nur der See ein. Dort oben konnte man für sich sein, wenn man es wollte.
„Ich weiß, wo sie ist“, sagte ich und führte das nicht näher aus, damit Großvater sich nicht noch mehr Sorgen machte.

Ich war schnell aus der Puste. Meine Brust fühlte sich an, als hätte sich jemand draufgesetzt. Das war wohl auch der Protest meiner Lungen, vor allem aber wollte ein klügerer Teil von mir, dass ich blieb, wo ich war. Ich hätte auch auf diese kluge innere Stimme gehört, hätte ich auf den See hinuntergeblickt und niemanden dort gesehen.
Aber natürlich war Christina dort. Sie und zwei Jungen, die darüber redeten, ob es möglich sei, den See einmal vom Ufer zur Steilwand zu durchschwimmen und wieder zurück. Sie warfen sich gegenseitig vor, Schiss zu haben. Ich verstand sie, weil sie so laut sprachen. Wahrscheinlich hofften sie, Christina könnte auf ihre waghalsigen Pläne aufmerksam werden und zu ihnen hinübersehen, zwei Teufelskerle auf dem Weg ins Abenteuer. Aber meine Schwester hockte nur da mit unter das Kinn gezogenen Knien und starrte geradeaus.
Ich blickte mich noch einmal um, aber ich sah Vater nirgends. Er suchte wohl erst das Dorf nach Christina ab. Ob er nun früher oder später darauf kam, zum See zu kommen, spielte keine Rolle. Das Risiko war gegeben, und das reichte. Er durfte sie nicht finden, bevor er sich wieder beruhigt hatte. Vielleicht dauerte es bis morgen und sie musste woanders schlafen. Was natürlich zu neuen Problemen führte. Hätte der geizige Furz Günther bei der Bank doch nur gewusst, was für einen Irrsinn er mit seiner Entscheidung auslösen würde, vielleicht hätte er es sich überlegt.
Wunschdenken. Manchmal machte ich vor dem Spiegel die Augen zu und stellte mir vor, wie ich sie wieder öffnete und das Schielen wäre weg. Das hatte auch noch nie geklappt. Das Leben oder das Universum oder Gott ließen da nicht mit sich verhandeln. Ich atmete tief ein und wieder aus. Eins nach dem anderen, dachte ich. Eins nach dem anderen.

Sie hatte geweint. Ich hatte Christina schon oft weinen gehört, aber noch nie hatte ich ihr Gesicht danach gesehen. Deshalb erschrak ich. Die nassen Augen schienen jemand anderem zu gehören. Als hätte sie ein Puppenmacher eingesetzt und sich bei der Puppe vertan.
Wegen der brechenden Äste unter meinen Sandalen hatte sie mich schon früh kommen gehört. Als ich noch einige Meter entfernt war, sah sie kurz auf und starrte dann wieder vor sich hin. Ich dachte, sie wäre einfach nur froh, dass es nicht unser Vater war, aber auf meine Anwesenheit schien sie in diesem Moment ebenso wenig Wert zu legen. Ich stand eine ganze Weile wortlos neben ihr und hoffte, sie würde das Wort ergreifen. Schließlich tat sie das auch.
„Lass mich in Ruhe.“ Das hatte sie noch nie zu mir gesagt. Jedenfalls nicht auf diese Art. So endgültig.
„Papa sucht dich“, sagte ich. Weil es so leise herauskam, war ich nicht sicher, ob ich es wirklich gesagt hatte.
„Ich hab gesagt, geh weg“, fauchte Christina.
„Hast du nicht“, sagte ich. „Du hast gesagt, ich soll dich in Ruhe lassen.“ Ich durchsuchte das Gras nach sommerlichen Gefahren wie Wespen und Ameisen und setzte mich neben sie, nachdem ich keine gefunden hatte. „Da kann ich auch hier sitzen“, sagte ich. „Du musst ja nicht mit mir reden.“
Ich sah geradeaus wie sie. Da Christina links von mir saß, also auf der Seite meines gesunden Auges, erkannte ich, wie sie sich mir zuwandte. Als ich ihren Blick erwiderte, hätte ich mir fast in die Hose gemacht. Fast war da etwas von Papa. Von Papa, wie er heute war. Papa in ihren Augen, Papa in ihr drin. Meine Aufdringlichkeit war nach hinten losgegangen. Jeden Moment würde sie mir auf die Lippen schlagen, und sie würden bluten wie die von Marco Kinkelbur, der meine Schwester und mich in der Schule Asikinder genannt hatte und es nicht mehr tat, seit er weinend über den Schulhof geflüchtet war, mit einem Mund, der aussah, als wäre einem Clown der Schminkstift ausgerutscht.
Ich zuckte zusammen, als Christina die Arme hob. Auch als sie sie um mich legte, glaubte ich noch, sie täte das nur, um mir das bisschen Luft abzudrücken, das mir nach dem Weg hier hoch geblieben war. Stattdessen hielt sie mich nur. Als ich verstand, dass es sich nicht um einen Angriff handelte, hielt ich sie auch.

Wir umarmten uns lange und saßen dann wortlos nebeneinander. Christina wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie sah mich an und lächelte sogar. Es sah erzwungen aus, aber es gab ihrem Gesicht etwas Hoffnungsvolles. Die Sonne schien, ein paar weiße Wolken waren vor den blauen Himmel getupft. Wie konnte ein solcher Tag böse sein? Womöglich hatte Papa sich längst wieder beruhigt.
Die beiden Jungen waren inzwischen auf halbem Weg zur anderen Seite, zur Schieferwand. Nicht reden, machen. Nägel mit Köpfen. Nur so ließ sich herausfinden, wer denn nun der Schisser war. Sie hatten uns eine Weile neugierig, aber auch peinlich berührt zugesehen. Schließlich hatten sie noch lauter gesprochen und so getan, als würden sie gar nicht merken, dass da jemand weint.
Christina schien nicht der Meinung, ihnen dafür irgendetwas zu schulden. „Vollidioten“, sagte sie. „Das ist so saugefährlich. Ich würde das niemals machen, und wenn ich mir ihre Bewegungen angucke, schwimme ich besser als die beiden.“
Als ich die Jungen im Wasser sah, so weit drin auch noch, fuhr ich zusammen und stand auf. Ich hatte den Start ihres Wettschwimmens gar nicht mitbekommen. „Wir müssen sie zurückholen“, sagte ich.
Christina sah hoch zu mir. „Bleib ruhig“, sagte sie. „Es ist gefährlich und die zwei sind Trottel, aber es passiert schon nichts. Viele machen das. Ich sage ja nur, ich würde es nicht machen.“
Zum ersten Mal, seit ich denken konnte, gab ich mich nicht mit Christinas Urteil zufrieden, sondern beschloss, meiner eigenen Eingebung zu folgen. Ich lief zu der Stelle, an der die Jungen ihre kurzen Hosen und T-Shirts abgelegt hatten. Zwei leere Capri-Sonnen und Quartett-Karten mit dem Thema Flugzeuge lagen daneben.
„Kommt zurück!“, rief ich. Weil sie weiterschwammen, versuchte ich es noch einmal lauter. Christina kam auf mich zu und meinte, ich sollte mich beruhigen.
Die Jungen stoppten. Kurz vor der Schieferwand ragten jetzt ihre Köpfe aus dem Wasser.
„Was?“, rief einer von ihnen. Es klang erschöpft.
„Kommt zurück!“, wiederholte ich.
„Schwimmt einfach weiter!", rief Christina. Aufgewühlt sah ich sie an. Sie verstand das nicht.
„Wenn sie da noch länger auf der Stelle treten, kostet das mehr Kraft und Kondition, als wenn sie es so kurz vor der Wand einfach durchziehen“, erklärte sie. „Dann wird es erst recht gefährlich.“
„Aber ...“
„Schwimmt!“, rief sie den beiden zu und untermalte ihre Aufforderung mit einer Armbewegung, als würde sie etwas wegwerfen. Ich glaubte, ein Zittern in ihrer Stimme zu hören. Vielleicht machte sie sich Vorwürfe, weil wir nicht früher dazwischengegangen waren, sondern uns stattdessen mit uns selbst beschäftigt hatten.
Bis etwa zur Hälfte des Rückwegs sah es aus, als wäre all die Aufregung umsonst gewesen. Zwar verharrte einer der beiden, ein Rothaariger, etwas länger an der Wand, vermutlich weil seine Arme sich anfühlten, als hätte jemand Gewichte drangebunden, aber schließlich stieß er sich ab und gab sogar richtig Gas, holte den Vorsprung seines Freundes ein und eine Weile schwammen sie gleichauf. Meine Schwester murmelte etwas von „Kräfte besser einteilen, du Depp“, aber ansonsten sah es es für mich zwei oder drei Dutzend Schwimmzüge lang so aus, als wäre zumindest die Gefahr des Ertrinkens gebannt.
Doch dann verschwand der in der Sonne fast orange glitzernde Rotschopf das erste Mal unter der Oberfläche. Er kam wieder hoch, während der Freund davonzog.
Der Rothaarige gab einen atemlosen, jammernden Laut von sich, der abbrach, weil er noch einmal unter Wasser verschwand. Hustend und spuckend tauchte er wieder auf. Von den Worten, die er zwischen seinen hektischen Atemzügen rief, verstand ich nur „nicht mehr“.
Sein Freund drehte sich um. „Scheiße!“, fluchte Christina und stapfte durch den Schlamm ins Wasser. Ich hastete nach vorn und packte sie am Arm.
„Nicht!“, rief ich. Jemand drohte im See zu sterben, und wenn irgendwer jetzt helfen konnte, dann war es Christina. Aber sie war meine Schwester. Den anderen Jungen kannte ich nicht mal.
„Ich schaffe das locker“, sagte sie. Als sie sich befreien wollte, griff ich sie noch fester.
„Nein!“, rief ich. „Darum geht es nicht! Bleib hier!“
„Spinnst du?“ Mein Griff erinnerte sie wohl an Papa. Sie zog den einen Arm frei und stieß mir mit der anderen Hand gegen die Brust, beides sehr viel kraftvoller, als nötig gewesen wäre. „Lass mich los!“, schrie sie.
Ich stolperte zurück und landete mit dem Steiß auf einem Stein. Tränen schossen mir in die Augen. Christina schien jetzt über sich selbst erschrocken. „Tut mir leid“, sagte sie und lief ins Wasser. Bei jedem Schwimmzug, der sie weiter raustrug, wollte ich schreien.
Kraulend erreichte sie den Rotschopf zuerst, obwohl dessen Freund einen Vorsprung gehabt hatte. Als die beiden aber erstmal bei ihm waren, wussten sie nicht recht, was sie mit dem panisch um sich schlagenden Jungen machen sollten. Sie stützten ihn, soweit er sich das gefallen ließ. Irgendwann hatte er gar keine Kraft mehr und japste nur noch. Das machte es für seinen Freund und meine Schwester leichter.
Langsam bewegten sich die drei Köpfe aufs Ufer zu, wobei Christina und der Freund des Rothaarigen sich immer wieder gegenseitig versicherten, es gleich geschafft zu haben. Der Rothaarige selbst glotzte aus weit aufgerissenen Augen zum Ufer und atmete zu schnell.
Ich war stolz auf meine Schwester, die Lebensretterin, aber ich war auch gekränkt, weil sie mich weggestoßen hatte, als ich sie beschützen wollte. Und dann war da noch ein drittes Gefühl, das stärkste von allen: Die Angst vor dem Gott im See. Ich sah einen schwarzen Fleck auf die drei zuschwimmen. Wahrscheinlich war es nur eine Spiegelung, die die Nachmittagssonne auf der Oberfläche tanzen ließ, aber einen Augenblick lang glaubte ich, es sei ein Pastor im Talar, aufgedunsen und die Haut weiß, mit Schnecken in den Haaren und Moos auf den Zähnen.
„Macht schneller!“, rief ich. „Bitte!“ Trotz der Schmerzen in meinem Steiß kam ich wieder auf die Beine.
„Alles gut!“, rief meine Schwester zurück. Das war natürlich Quatsch.

An Vater hatte ich gar nicht mehr gedacht. Zu viel auf einmal war passiert. Umso überfallartiger kam er aus dem Wald heraus auf mich zugestapft und brüllte dabei den Namen meiner Schwester.
Christina stoppte wenige Meter vom Ufer entfernt. Die anderen beiden schwammen weiter.
„Was ist los?“, fragte der Freund des Rothaarigen. Dann wandte er sich von meiner Schwester ab und ließ sie zurück. Um meinen Vater scherte er sich nicht. Wahrscheinlich nur irgendein Erwachsener, der uns Kindern den Spaß verderben wollte, wie Erwachsene es nunmal taten. Es gab Schlimmeres. Immerhin war hier gerade fast jemand ertrunken.
Es gab ja auch Schlimmeres, als unseren Vater wutschnaubend auf sich zu stapfen zu sehen. Es sei denn, man war meine Schwester. Sie blickte zu ihm und dann zu mir. Jetzt brauchte sie selbst Hilfe, und ich hatte nichts.
Vater stellte sich direkt vor mich, so als wäre ich gar nicht da. Er ignorierte auch die beiden Jungen, die zu seinen Füßen Arm in Arm aus dem Wasser krochen wie verwundete Soldaten beim Sturm auf die Normandie.
„Komm hierher!“, rief mein Vater und zeigte auf meine Schwester, die weiter im Wasser trieb, ohne sich zu bewegen oder etwas zu sagen.
Während sein rothaariger Freund kniete und Wasser erbrach, begann der andere Junge langsam zu verstehen. Er sah meinen Vater an. Schließlich packte er seinen Mut und sagte: „Mein Freund wäre vielleicht gestorben ohne sie.“
„Hierher!“, wiederholte mein Vater, und zeigte auf den Uferschlamm vor sich.
„Haben Sie nicht gehört?“, fragte der Junge. „Sie hat meinem Freund das Leben gerettet.“
Mein Vater drehte den Kopf in Richtung des Jungen. „Geh nach Hause“, sagte er. Dann wandte er sich zu mir um. „Du gehst auch nach Hause.“ Er zeigte auf den Waldweg, so als würde ich mich sonst verlaufen.
Keiner von uns rührte sich. Mein Vater störte sich nicht daran. Er hatte Wichtigeres zu tun.
Als er mit dem Fuß ein paar Mal aufstapfte, hatte das nicht den gewünschten Effekt. Mit einem matschigen Sauggeräusch sank er in der feuchten Erde ein. Das machte ihn noch wütender. Er schrie: „Verdammte Scheiße, Christina, du kommst sofort hierhin!“
Der Freund des Rothaarigen sah mich an. Zur Sicherheit deutete ich mit einem Kopfschütteln an, er solle weiter ruhig bleiben. So sehr ich Papa in diesem Moment hasste, er brachte das Essen auf den Tisch, und ich wollte nicht ins Kinderheim, weil er im Gefängnis saß, nachdem er einen fremden Jungen geschlagen hatte.
„Christina!“ Das Gebrüll meines Vaters kam als Echo von der Schieferwand zurück. Ich dachte, dieser Moment würde für immer anhalten. Vielleicht war ich auf dem Weg zum See von einem Trecker überfahren worden und das hier war die Hölle. Dieser furchtbare Augenblick, die Angst um meine Schwester, die Scham vor den anderen Kindern, und das alles unter diesem blauen Sommerferienhimmel, der mich daran erinnerte, wie schön das Leben sein könnte.
Meine Schwester sah zu mir. Sie lächelte. Ich wollte zurücklächeln, aber ich konnte nicht. Ihre Arme schossen kurz aus dem Wasser, als sie wendete und wieder ans andere Ende schwamm, zur Steilwand.
Mein Vater sagte ihren Namen. Es klang fragend und überrascht, so wie zuvor auf dem Flur. Er ballte die Fäuste und murmelte wieder, das dürfe doch wohl nicht wahr sein. Dann stapfte er los, ins Wasser, ohne auch nur seine Schuhe auszuziehen.
„Christina, du kommst hierher oder du kriegst eine Naht, die du nie wieder vergisst!“ Als Vater das schrie, stand er bereits bis zu den Knien im Wasser. Meine Schwester schwamm weiter. Sie hatte die Wand fast erreicht. Ich hatte keine Ahnung, wie es von dort aus weitergehen sollte, aber sie wohl auch nicht. Hauptsache weg. Die weitest mögliche Strecke zwischen sich und Vater bringen, der weiter ins Wasser ging, bis es ihm zur Hüfte reichte. Er schlug mit der Faust in den See. Das Wasser spritzte. „Verdammte Scheiße, ist das kalt!“, schimpfte er. „Christina! Wenn du jetzt nicht–“
Er fiel nicht einfach ins Wasser. Er klatschte auf den Rücken und wurde in die Mitte des Sees gezogen, wobei er einmal von der Oberfläche abprallte. Es erinnerte mich daran, wie wir manchmal glatte Steine zum Hüpfen brachten, eines der Dinge, die ich besser konnte als Christina.
Meine Schwester hatte inzwischen die Schieferwand erreicht und beobachtete von dort, was passierte. Sie blickte genau so erschrocken wie wir drei Jungen am Ufer auf die Stelle, an der Vater unter der Oberfläche verschwunden war.
„Wo ist er?“, fragte der Freund des Rothaarigen, der inzwischen wieder auf den Beinen war. „Was ist denn passiert?“
Bevor ich antworten konnte, kam Vaters Kopf aus dem See. Er röchelte und spuckte Wasser und blickte panisch umher, genau wie zuvor der Rothaarige. Dann sah er nach unten, und was immer er sah, er schrie so hoch, dass ich seine Stimme in diesem Schrei überhaupt nicht wiedererkannte. Bevor sein Kopf wieder verschwand, legte sich etwas um seinen Hals, das aus der Entfernung aussah wie eine Schlange.
Der Freund des Rothaarigen lief davon. Ich nahm es ihm nicht übel. Vaters Schrei würde ihn in seine Träume verfolgen. Außerdem war das hier eine Familienangelegenheit.
Der Rotschopf war entweder immer noch erschöpft von seiner Rettung oder wie gelähmt bei dem Gedanken, bis vor wenigen Minuten selbst in diesem Wasser gewesen zu sein, das einem Erwachsenen einen solchen Schrei entlocken konnte. Regungslos stand er da und starrte auf den See, während ein Rest Erbrochenes von seinem Kinn tropfte.
Christina. Ich winkte ihr zu, sie solle in Richtung Ufer schwimmen. Sie sah zwischen mir und der Stelle, an der Vater verschwunden war, hin und her. Sie wusste, irgendetwas hatte ihn geholt, und eine Bewegung im Wasser würde dieses Etwas womöglich auf sie aufmerksam machen. Aber wir beide dachten in diesem Moment wohl dasselbe: Es gab keine Alternative. Wenn sie schwamm, hatte sie wenigstens eine Chance. Meine Schwester kraulte los. Zum zweiten Mal an diesem Tag betete ich.
Sie schwamm so schnell, und doch flüsterte der Rotschopf: „Schneller. Oh Gott. Schneller. Oh Gott.“
„Sei still!“, fuhr ich ihn an. Christina hatte schon die Hälfte der Strecke bis zum Ufer hinter sich. Ich hatte meine betenden Hände so fest ineinander verkeilt, dass die Finger knackten.
„Oh Gott, was war denn das Herrgott, wo ist er denn jetzt?“, stammelte der Rothaarige. Ich überlegte ernsthaft, einen der größeren Steine auf dem Boden zu nehmen und ihn damit bewusstlos zu schlagen. Alles, was jetzt half, waren Christinas Muskeln und Gebete, kein Gejammer. Doch bevor ich den Rotschopf erneut angiften konnte, wurde seine Frage beantwortet. In der Mitte erhob sich etwas aus dem See. Immer, wenn ich dachte, es könnte unmöglich noch weiter aus dem Wasser emporwachsen, tat es genau das. Mit unendlicher Ruhe stieß es Richtung Himmel, bis es die Steilwand am anderen Ende überragte.
Hinter mir gab der Rothaarige ein langgezogenes „Ooooooh ...“ von sich. Christina stoppte mitten in einem Schwimmzug.
„Nein!“, rief ich. „Nicht umdrehen! Schwimm weiter!“
Natürlich drehte sie sich trotzdem um. Der Gott im See war so gewaltig, man musste ihn an jeder Stelle spüren. Ich begriff nicht, wie er unter uns oder irgendwem im Wasser gewesen sein konnte, ohne bemerkt zu werden.
Die Tunnel, dachte ich. Vielleicht war er einfach nicht immer hier anzutreffen. Aber warum jetzt?
Christina schrie.
„Nicht!“, rief ich. „Schwimm weiter, bitte!“
Es war unmöglich zu erkennen, ob der Gott auf Christina aufmerksam wurde, als sie weiterkraulte. Er hatte Augen, große und kleine, und Münder, aber keine einheitliche Form, keinen Kopf, keinen Körper. Aus seiner Seite wuchsen die schwarzen Schlangen, die Papa gegriffen hatten, und die ich jetzt als Tentakel erkannte, so wie die des Affen-Tintenfischs in groß. Hin und wieder plumpste etwas von dieser schuppigen Kreatur ins Wasser, und bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es die Affen-Tintenfische waren, die überall über den Körper des Gottes huschten wie die Flöhe eines Hundes.
Noch mehr bewegte sich auf dem weißgrauen Fischkörper. An einer Stelle offenbarte ein weit aufgerissenes Maul Zähne wie die eines großen Hais, an einer anderen Stelle glaubte ich einen Schnabel zu sehen, ähnlich dem des Kalmars, der die Nautilus angegriffen hatte. Anderswo wirkte das Fleisch dagegen fast versteinert. Bilder von Korallen schossen mir durch den Kopf.
Das Schlimmste aber an diesem Wesen, bei dessen Anblick der Rothaarige immer lauter und irrer aufjaulte, waren die menschlichen Züge, die an einigen Stellen mit der schuppigen Haut verwachsen waren. Männer und Frauenbrüste, Arme und Beine, die zum Teil schlaff herunterhingen, während andere zappelten und zuckten. Und die Gesichter. Sie verliefen ineinander oder mit dem Gesicht oder dem Körper eines Meeresbewohners. Einige von ihnen schrien. Auch das unseres Vaters, den sich die Kreatur bereits bis zur Hüfte einverleibt hatte. Er steckte zwischen zwei großen pulsierenden Pusteln, aus denen etwas kroch, das wie Krabben aussah. Sie huschten über Vater und versuchten, in seinen Mund zu kommen, wenn er schrie. Mit der Linken befreite er sich von den Krabblern, in der rechten, dachte ich erst, hielte er einen der Tentakel, einen kleinen, den er dem Gott aus dem See im Kampf ausgerissen hatte.
Doch dann reflektierte die Messingschnalle kurz das Sonnenlicht. Er hatte den Gürtel aus der Hose gezogen und schlug damit zu. Peitschte auf den Gott ein, ohne jede Wirkung. Es war, als würde er einen Berg schlagen. Immer fester verdrosch er das schuppige Fleisch, und immer lauter schrie er dabei.
Schließlich versank der Gott Stück für Stück wieder im See, so als habe er uns nur kurz von seiner Herrlichkeit überzeugen wollen. Als Vater merkte, dass es abwärts ging, drehte er sich um und streckte die Hand in meine Richtung aus. Sein Mund stand offen, aber er benutzte ihn nicht. Vielleicht hatte er all seine Schreie aufgebracht. Er sah mich einfach nur an. Dann machte er sich mit dem Gürtel wieder an die Arbeit, und um sich schlagend verschwand er im See.
Kurz bevor nichts mehr von der Kreatur zu sehen war, erreichte Christina das Ufer. Erschöpft kroch sie durch den Schlamm auf mich zu. Ich half ihr auf.
„Es wollte nur ihn“, sagte sie und sah mich an. Ihre Lippen zitterten. „Es hätte mich holen können, aber es wollte nur ihn.“
Weil ich dafür gebetet habe, ging es mir durch den Kopf. Der mumifizierte kleine Affentintenfisch. Er war mein Kruzifix gewesen.
„Ich will nach Hause“, sagte Christina.
„Ich auch“, sagte ich.
Als wir uns auf den Weg machten, stand der Rothaarige immer noch da und blickte über den See. Es mochte an der Sonne liegen, die auf seine hellen Haare runterbrannte, aber es sah aus, als würden sich jetzt weiße Schlieren durch die roten Locken ziehen.
Ich ging davon aus, er würde Christina und mir folgen, aber das tat er nicht. Als wir fast den Waldweg erreicht hatten, hielten wir an.
„Komm mit!“, rief Christina.
Er dauerte einige Sekunden, bis er den Kopf in unsere Richtung drehte. Er sah uns an, als würde er sich fragen, wo wir auf einmal hergekommen waren. Schließlich trottete er in unsere Richtung. „Es ist so heiß“, sagte er. Er klang wie jemand, der im Schlaf sprach. Als er fast bei uns war, lief er noch einmal zurück. „Meine Karten!“, rief er. Er hatte den Verstand verloren. Er tat mir leid, aber für mich zählte nur Christina. Wir hatten uns. Familie. Wir gingen Hand in Hand wie ein Paar.
Gott lädt uns ein, und wenn wir zu ihm beten, nehmen wir seine Einladung an.
Ein Gedanke für die kommenden Jahre. Schlaflose Nächte. Aber noch war es zu früh dafür. Fest stand nur, dass dies wirklich mein letzter Besuch am See gewesen war.
Jedenfalls hoffte ich das.

 

Hallo Proof,

na, das geht für mich doch viel mehr in die Horrorrichtung als deine vorherige Geschichte. ;) Find ich gut.

Deine Erzählstimme gefällt mir, trotzdem hatte ich zwischendurch etwas zu kämpfen. Schauen wir uns das mal genauer an.

Das große Ganze
Der Titel gefällt mir nicht so richtig. Daraus kann man sich so gar nichts ableiten. Klar, es passt schon irgendwie. Aber eben erst wenn man die Geschichte schon gelesen hat.
Ich mag es wenn der Titel einem eine Richtung vorgibt, einen Hinweis auf den Inhalt.

Wir Kinder sollten nicht hoch ins Gebirge gehen, egal wie heiß es wurde.
Hier bin ich kurz gestolpert. Was hat die Hitze mit dem Weg ins Gebirge zu tun? Danach erst erfährt man von dem See.
Gebirge erscheint mir auch etwas übertrieben, da denke ich ja an eine alpine Bergtour. Aber die gehen ja nur kurz den berg hoch und sind dann am See.

Ich sah den alt bösen Feind mit seinen Pferdehufen den weiten Weg tauchen, durch endlose Tunnel, bis er schließlich grinsend meine Beine erblickte.
Gutes Bild.
Alt böse kannte ich nicht als Formulierung. Man geht davon aus, dass ein Kind erzählt, erst am Ende erfährt man, dass der Mann schon 50 ist. Dies ist eine Stelle, die nicht zum Kind aber wohl zu dem älteren Mann passt.
Da sind einige Stellen im Text, die eben nicht zu einem Kind passen und deswegen irritieren. Vielleicht solltest du mit dem Mann anfangen, damit klar wird, dass die Geschichte ein Rückblick aus der Sicht eines Erwachsenen ist?

„Nicht unser Teufel“, sagte Großvater. „Der aus dem Märchen. Oder aus der Kirche
Du willst sagen: Nicht der aus dem Märchen oder der Kirche. Oder?
Für mich liest es sich aber so:
„Nicht unser Teufel“, sagte Großvater. „Sondern der aus dem Märchen. Oder aus der Kirche.

Tausend mal tausend mal tausend Jahre, bevor Gott geboren wurde, gab es eine Stadt. Da, wo sie war, ist heute das Meer. Tief im Meer, da liegt die Stadt.“
Moment, es geht um den Teufel und dann um die Stadt? Lebt der Teufel dort?

Ich schüttelte den Kopf.
Die Leerzeile soll dort nicht sein, oder?

Seit wann wurden ganz normale Kinder so alt?
Komischer Satz. Ist mir zu viel an der Stelle.

Ein paar Sommer noch und andere Jungen als ich würden bei diesem Lächeln spüren, wie ihre Knie weich wurden.
Die Wiederholung stört mich an der Stelle, gibt mir nichts. Ich glaub ich würde den ganzen Absatz weglassen.

Christina kam zurück, gab ihren Vorsprung freiwillig auf. Wer tat das schon?
Auch hier die Frage gefällt mir nicht. Das denkt vllt der kleine, etwas verschrobene Junge, aber doch keine 50 jähriger Mann.

Das zusammen mit wenn man so alt ist“, fuhr sie fort.
Hört sich merkwürdig an. Vllt eher: Das zusammen mit dem Altsein.

Sie tippte sich an die Stirn. ... Sie legte die Hände auf meine Schultern.
Die beiden Sätze hinerteinander gefallen mir nicht.

Was ich nicht verstand war, warum er seine „liebe kleine Wasserrate“ regelmäßig mit dem Gürtel verdrosch.
Müsste nach verstand nicht noch ein Komma?

Dachte an den Respekt, den mir dieser Ausflug in der Schule einbringen würde.
Was hast du in den Ferien gemacht? Wie immer, bisschen im Bergsee schwimmen.
WAS?
Bei dem Gedanken schwoll mir die Brust.
„Okay“, sagte ich.
Find ich gut. :)

In ein paar Sommern würden andere Jungen als ich sich in der Hoffnung auf einen solchen Kuss diese Schieferwände hinunterstürzen.
Warum denkt er das immer wieder? War er in seine Schwester verliebt? Ich verstehe nicht warum du so betonst, dass sie bald auch Jungs interessieren wird. Sie geht nachher mit einem Jungen an den See, aber das ist ja nichts außergewöhnliches.

Nur das Haus auf dem Weg zum See machte mir Sorgen.
Das Haus spielt gar keine Rolle, warum ist das da?

Zu den Superkräften meiner Schwester gehörte auch ein nicht ungewisses schauspielerisches Talent. Deshalb flog sie nie auf. Jedenfalls glaube ich das
.
Das glaubt der Mann? Oder glaubte es das Kind?

Während ich mich anzog, sah ich aus dem Augenwinkel, wie Christina ausholte. Als ich aufsah, plumpste die Dose in der Mitte des Sees ins Wasser.
Den Absatz mit der Dose finde ich auch etwas dubios. Kommt die Dose aus einem See auf der anderen Seite der Welt und ist durch den Teufelstunnel gewandert? Warum ekelt sich Christina davor? Ahnt sie, dass mit dem See doch etwas nicht stimm? Warum geht sie dann noch dort schwimmen?

Ich hatte noch nie einen Tintenfisch gesehen, aber ich erkannte die Fangarme.
Sehr schön, jetzt wird’s richtig merkwürdig. :)

„Ih!“, sagte Christina und blickte panisch umher. „Eine Ratte, meinst du echt?“
Echt, die taffe Christina hat Angst vor Ratten?

Sie war glaube ich zwischen hundertzwanzig und hundertfünfzig Jahre alt, aber sie schloss noch immer jeden Morgen um sieben ihren Dorfladen auf.
Auch hier glaubte es doch nur der Junge und nicht mehr der Mann.

„Das alte Matschding“, sagte sie. „Wenn ich dran denke, dass ich fast rein getreten wäre.“ Sie blickte runter auf ihre nackten Füße. „Igitt.“
„Aber ich hätte gern gewusst, was es ist“, sagte ich.
Auch hier finde ich merkwürdig, dass Dirk hier der neugierige ist und Christina sich so ekelt. Müsste der Junge nicht eigentlich sorgsam sein und sich fürchten? Warum tauschen die beiden hier ihre Rollen?

Alle sahen, was aus ihr geworden war, mit ihren braunen Locken, ihrem drahtigen Schwimmer-Körper und den Augen, aus denen Papa das Leuchten nicht raus prügeln konnte, wie fest er auch zuschlug.
Für mich passt es, dass Christina zwar einen starken Willen hat, sich aber vom Papa verprügeln lässt. Es kommt mir so vor, als würde sie das einfach hinnehmen. Wenn ich bei regen rausgehe, werde ich eben nass. Wenn ich Fußabdrücke in der Küche hinterlasse, werde ich eben verprügelt. Unangenehm, aber es geht vorbei.

Einmal versuchte ich es bei Mutter, aber sie tat so, als redete ich Quatsch.
Hä, was versuchte er? Ihr von den Schlägen zu berichten? Sie davon zu überzeugen, den Vater aufzuhalten? Wie kann die Mutter davon nichts mitbekommen haben?

Bevor ich meinen Mut zusammen hatte, ging meine Schwester eines Nachmittags an den See und kam nie mehr zurück.
Gefällt mir nicht, dass du das Ergebnis schon vorausnimmst. Damit geht ja die Spannung des nächsten Abschnitts ganz schön verloren.

Sie lächelt. Draußen schiebt der Wind kurz die Wolken vor dem Mond zur Seite, und in seinem Licht sehe ich ihre grünen Zähne.
Die Leerzeile davor muss weg, oder?

Ich erwache mit rasendem Herzen,
erwachte

Ich will mir also einen Kaffee machen in dieser Küche, die einst mein Vater auseinandergenommen hat. Die Kaffeemaschine ist neu, aber der Fußboden ist derselbe wie damals. Und genau wie damals manchmal sind die schmutzigen Spuren nackter Füße auf dem Boden.
Müsste auch alles in der Vergangenheit stehen, oder?

Den letzten Abschnitt mit dem Hinweis, dass er säuft und dass er alle warnen will brauche ich nicht.

Also insgesamt gefällt mir deine Geschichte, die Stimmung passt. Es passieren merkwürdige Dinge, die nicht aufgeklärt werden, das gefällt mir. Ich muss nicht alles wissen. Warum da dieses Tentakelmonster im See wohnt und ich muss auch nicht wissen, ob das der Teufel ist. Auch ob Christina wirklich ein Geist ist und in der Stadt im Meer wohnt, darf offen bleiben.
Aber insgesamt sind des mir doch ein wenig zu viele Tentakel, die da durch deine Geschichte schwirren.

Braucht man den Opa? Kann es nicht einfach ein paar Gerüchte über den See geben und dann passieren komische Dinge?
Warum ekelt sich Christina so vor der Dose und dem Tintenfisch?
Was spielt das Haus für eine Rolle?
Warum betonst du immer wieder, dass Christina bald für Jungs interessant sein wird?
Was macht Dirk nachdem er das Monster sieht?
Wenn interessiert, dass Dirk am Ende säuft?

Meiner Meinung nach würde der Geschichte eine Straffung gut tun, ein paar Windungen, Hintergrundinformationen und Schauplatzbeschreibungen können weg.

Vielen Dank für diese Geschichte.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Proof,
Bevor ich mich zur Geschichte äußere, ein paar kleine Anmerkungen.

Sollte tatsächlich einer einer hier am Bergsee gewesen sein?
Ein einer zu viel.

"Lass uns nach Hause", sagte sie ... auf dem Weg nach Hause ... kurz vor uns waren sie nach Hause gegangen
Ich denke, du siehst, worauf ich hinaus will. (Drei mal nach Hause.)

seine Lippen auf die von jemand anders zu pressen
Auf die Lippen von wem? – von jemand anderem.

als diesmal ich auf etwas anderes aufmerksam wurde
Als ich diesmal auf etwas anderes aufmerksam wurde. (Ich und diesmal vertauschen!)
So wie du's hast, klingt es einfach schrecklich. Ich bin mir nicht mal sicher, ob man das laut Grammatikregeln überhaupt so darf, aber ich tendiere zu nein.

Aber der Kalmar in der Geschichte war riesig gewesen, während die vor uns ...
Wen oder was meinst du bitte mit die, wenn vorher nur die Rede von Dingen ist, die der als Artikel haben?

Wollte nicht mehr an den See ... in das Alter, in dem sie abends an den See ging
Zwei mal an den See

Taucher von der Polizei waren das meine ich,
Komma vor meine ich, meine ich.

So kurz nach dem Unfall
Mich stört das Wort Unfall. Damit drängst du eine Wertung auf. Das ist blöd bei so einer offenen Geschichte. Besonders, wenn diese Wertung nicht mal wirklich passt, denn vermutlich war es ja kein Unfall, jedenfalls nicht aus der Sicht deines Prots.

Und damit gehe ich über, zum großen Ganzen.

Tut mir leid, aber das ist für mich beim besten Willen kein Horror. Da passiert einfach nichts wirklich horrormäßiges. Die Schwester verschwindet, und kurz taucht ein merkwürdiges Monster auf und ... das wars, an Spannung. Es bricht ab, nichts passiert. Ich habe als Leser keine Angst, grusel mich nicht, ekel mich nicht, kann nicht deswegen die halbe Nacht nicht schlafen, habe keinen wirklichen Widerwillen gegen das, was passiert, denke nicht mal wirklich lange im Nachhinein drüber nach. Und damit ist nichts gegeben, was ich auszeichnend für eine Horrorgeschichte finde. Das ist mMn nicht mal Fantasy. Du erzählst den Höhepunkt da einfach viel zu nebenbei und spinnst die Handlung dann nicht weiter, sondern machst einen vierzigjährigen Sprung in die Zukunft, wo aber auch nichts spannendes mehr passiert.
Das ist so schade, denn die Idee hat echt Potenzial, und den langen Einstieg fand ich sehr gelungen. Ich kann die Gefühle deines Prots und das Leben der beiden so gut nachvollziehen, so gut miterleben ... bis zum Höhepunkt eben,wo das doch eigentlich am wichtigsten wäre. Aber da kommt einfach nichts mehr und du lässt mich enttäuscht im Regen stehen. :sad:
Aber davor fand ich, wie gesagt, alles gut. Vielleicht ein bisschen langatmig, aber wegen deinem guten Schreibstil und der Nähe, die ich deinetwegen zu den Figuren und den Geschehen hatte, hat mir das überhaupt nichts ausgemacht, ich hab gerne alles gelesen. Und dann hätte ich mir gewünscht, dass du das weiterführst, als es spannend wird. Tust du aber nicht.
Proof, ich weiß, du kannst richtig gut Horror schreiben, also frage ich mich, warum das hier diesmal so unspektakulär war. (Aber man kann ja auch nicht immer alles gut finden. Meine Meinung ist halt dieses Mal nicht so begeistert.)

Ich würde dir empfehlen, den Höhepunkt mehr auszubauen, und das was danach kommt, deutlich zu kürzen.

Zu Christana. Ich finde es nicht so abwegig, dass so Angst vor Ratten hat, und sich vor dem toten Tintenfisch ekelt. Irgend welche Schwächen hat jeder, das macht sie in meinen Augen sehr menschlich.
Ich finde höchstens, dass es nicht zu ihr passt, dass sie am nächsten Tag nochmal davon redet, dass sie sich so davor geekelt hat. Ich schätze sie eher wie jemanden ein, der versucht, seine Schwächen möglichst zu verbergen. So jemand würde, nachdem er in dem einen Moment seinen Ekel gezeigt hat,
nicht am nächsten Tag wieder davon anfangen, dass er diesen kurzen Schwächemoment hatte. Eher würde er versuchen, das zu vertuschen, und sich nur heimlich darüber freuen, dass er nicht nochmal mit dem Problem konfrontiert wird, aber es offen ansprechen? Niemals.

Das war erstmal mein Leseeindruck, ich hoffe, du kannst was damit anfangen.

Viel Grüße,
Anna

 

In fremden Zeitaltern mag selbst der Tod sterben.

Hey, Proof

An dieser Stelle jubelte mein Herz. Was mag wohl passieren? Welch kosmischer Schrecken mag wohl in diesen Kindersommerferientraum einbrechen? Wird es wie „Es“ – denn die Anfänge sind sich ja sehr ähnlich? Oder doch mehr wie bei „Cthulhus Ruf“? Eine düstere Vorausdeutung, die düsterste von allen.

Leider konnte ich danach ziemlich deutlich voraussagen, was geschehen wird. Ah, ein Ding mit Tentakeln. Du denkst Dir also keinen Schrecken selbst aus, das wird ein Zitat. Wurde es ja auch. Das gleiche Bild wie jenes, was Dein Prot oben am See sah, bot sich mir vor einigen Wochen beim Spielen von „Das Schwarze Auge“, als mein Spielleiter ebenfalls „Cthulhus Ruf“ verwurstet hat.

Das Einzige, was mich dann noch schockieren konnte, waren die wirklich massiven Zeitsprünge, die so plötzlich, so praktisch mitten in einer Szene über mich hereinbrachen. Das sagt auch etwas Gutes über Deine Geschichte. Gerade zu Anfang hast Du mich total reingezogen. Ich war dabei, konnte die Hitze spüren, den See, den Geruch von Verbotenem. Und dann wurde ich einfach rausgerissen. Ab dieser Stelle habe ich mich eigentlich nur geärgert. Weil Du mich von dort weggebracht hast, wo die Stimmung so hervorragend erzeugt wurde, wo ich total mitschwingen konnte. Aber gut, der Rest ist vielleicht auch nur das Aftermath. Szenisch wirst Du da ja nicht mehr so richtig. Das finde ich schade. Ich finde den Hauptteil der Geschichte großartig, aber das löst sich in Wohlgefallen auf. Vielleicht kannst Du da noch was dran drehen, denn eigentlich ist das Verschwinden der Schwester doch das wirklich entscheidende Ereignis, oder? Und da wischst Du so drüber. Der Tintenfisch hat viermal so viel Raum bekommen.

Problematisch finde ich auch, dass Dein Prot dem Horror nie wirklich ausgesetzt war. Ich habe daran nichts Gruseliges gefunden. Das muss ich aber vielleicht auch gar nicht. Ich wünschte nur, Du würdest den Hauptteil nicht aussparen. Lovecraft selbst hat ja auch vieles nicht ausgedrückt, aber da sehe ich zumindest, dass er immerhin den Hauptaugenmerk auf das wirklich Monströse legt, selbst wenn wir es nie wirklich zu Gesicht bekommen. Und den Tintenfisch, das fand ich cool als Vorspiel. Leider ist das rein szenisch die Hauptsache. Und das wiederum ist so ... So what?

Für mich funktioniert bis zum ersten Zeitsprung alles wunderbar. Ich begreife Deine Charaktere, ich liebe sie, will bei ihnen bleiben. Sie werden mir auch nicht durch den Horror entrissen, sondern bloß durch die Hand des Autors, der sich entscheidet, aus der Szene auszusteigen und den Rest nur noch schnell zu Ende zu erzählen. Das gefällt mir gar nicht.

Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen. Habe es insgesamt gerne gelesen, war aber sehr enttäuscht vom letzten Drittel. Ich dachte, Du arbeitest auf etwas Schrecklicheres hin, und irgendwie ist ja auch das Schrecklichste passiert – aber das hakt sich so schnell ab.

Ich lese gerade die anderen Kommentare und sehe, dass ich eigentlich nur nochmal zusammenfasse, was andere schon gesagt haben. Na ja. Ich lasse meinen Leseeindruck jetzt trotzdem da. Ist vielleicht nützlich für Dich zu wissen, dass ich die vorherigen Kommentare bis eben nicht gelesen habe. Das scheint System zu haben.

Also, wie gesagt, ab dem Zeitsprung, da würde ich nochmal sehr sorgfältig drübergehen. Make it work!

Viele Grüße,
Maria

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin,

AWM:

Ist für eine Anthologie mit dem Thema Lovecraft (speziell R'lyeh) entstanden, der vierten ihrer Art in einem Kleinverlag. In den ersten beiden war ich dabei, in der dritten dann nicht, allerdings mit einer Geschichte, die ich selbst im Nachhinein misslungen fand. Die hier hat ihre Schwächen und ist auch wieder durchgefallen, aber es ist jetzt nichts, wofür ich mich im Nachhinein schäme, deshalb wollte ich mal ein paar Reaktionen haben.

Danke!


Maria:

Das „und wie alt“ ist eher Umgangssprachlich,

Das sollte kindlich klingen, was sich wohl damit beißt, dass sich der Erzähler abschließend als erwachsen herausstellt.


Das ist ein Gedanke, von einem älteren Erzähler und sicherlich nicht von einem kleinen Jungen, der seiner großen Schwester hinterher rennt. Außerdem sorgt das dafür, dass der Spannungsbogen darunter leidet, denn jetzt weiß ich, egal was passiert, die Schwester wird es überleben.

Das war ja nun nix. :D Tatsächlich fällt mir aber im Nachhinein auf, dass das Rumreiten auf ihrer Attraktivität wohl inzestuös pädophil wirken kann. Vielleicht sollte ich's bei einem Hinweis belassen.


Na ja, absolut jede große Schwester oder großer Bruder in dem Moment.

Bin Einzelkind. Allerdings wollte ich hier auch nochmal unterstreichen, dass der Erzähler sich wie ein Loser fühlt. Sollte wohl extra erwähnt oder gestrichen werden.


Die ganze Zeit stellt er sich vor, wie seine Schwester später von anderen angehimmelt werden wird

Er bemerkt lediglich, dass das der Gang der Dinge ist. Er wertet es ja in keiner Weise.


die Christina ist keine Sportlerin mehr, sondern sie trinkt Bier und hat Party.

Der Zeitsprung, sehe ich ein, mag es für dich versauen, aber das finde ich ein bisschen schwarzweiß gedacht. Gerade im Teenageralter ist es nicht ungewöhnlich, sportlich vorne mit dabei zu sein und auch zu feiern. Der Körper steckt das ja alles noch weg. So ähnlich die Frage, warum lässt sich so ein starkes Mädchen von seinem Vater verprügeln? Zunächst mal ist ja die physische Stärke im Verhältnis zu etwa Gleichaltrigen eine andere Geschichte als die zu einem Erwachsenen, und dann noch einer Autoritätsperson wie dem Vater. Und außerdem ist niemand entweder stark oder schwach, dies oder das, sondern immer beides.

Nachvollziehbar finde ich den Punkt mit dem Monster. Ich bin ja selbst ein bisschen creature fanatic, ich fand auch früher schon Viecher cooler als die Maskierten mit den Küchenmessern und Macheten. Allerdings ist mir das beim Schreiben so gar nicht aufgefallen, dass man das so sehen könnte. Also, es war definitiv kein bewusster Akt, dass ich jetzt gesagt hätte, boa, keinen Bock mehr (bzw. scheiße, Dienstag ist Deadline), ich mach einen Zeitsprung und dann ist fertig. Das Monster hatte tatsächlich von Anfang an nur diese Cameo-Auftritt. Das war so das Konzept, mir schien und scheint das auch immer noch schlüssig. Er schmeißt Steine nach ihm und spricht es direkt an. Vielleicht fühlt es sich entdeckt. Vielleicht hofft es auch, dass er springt, um wieder bei seiner Schwester zu sein.

Interessantes Feedback auf jeden Fall, danke!


NGK:

So abgekürzt klingt Name nach Rapper, finde ich. Hatte ich das schon gesagt?


Ich mag es wenn der Titel einem eine Richtung vorgibt, einen Hinweis auf den Inhalt.

Der große Wurf ist das nicht. Aber sowas wie Jaws ist auch der Jackpot. Das hier vielleicht drei Richtige.


Gebirge erscheint mir auch etwas übertrieben, da denke ich ja an eine alpine Bergtour

Das ist tatsächlich ein Problem. Ich wohne am Wiehengebirge und siedele da gern Geschichten an. Berg ist viel zu viel, das gibt ein falsches Bild. Im Englischen wären das wohl hills, das deutsche Hügel ist aber viel zu wenig. Bleibt das Gebirge. Bei dem jeder, der nicht in der Nähe einer solchen Ansammlung kleiner Berglein wohnt, an die Alpen denkt. Was tun? Außer da jedes Mal kurz drauf eingehen, „also wir reden hier nicht von bayrischen Bergmassiven, sondern von NRW, alles ein paar Nummern kleiner …“ Vielleicht ist das sogar die Lösung.


Man geht davon aus, dass ein Kind erzählt, erst am Ende erfährt man, dass der Mann schon 50 ist.

Das scheint mir tatsächlich ein zentrales Problem zu sein, wobei der alt-böse Feind, das kommt glaube ich, weil der sich mir als Kind so eingeprägt hat. Genau wie die Hunde, die dem aussätzigen Lazarus die Geschwüre lecken. Tatort ist tabu, aber solche Sachen erzählen sie dir, wenn du sechs Jahre alt bist.


„Nicht unser Teufel“, sagte Großvater. „Sondern der aus dem Märchen. Oder aus der Kirche.

Oh, stimmt.


Moment, es geht um den Teufel und dann um die Stadt? Lebt der Teufel dort?

Das' vielleicht etwas atemlos, ja.


Komischer Satz. Ist mir zu viel an der Stelle.

Soll comic relief sein. Ich find's ganz witzig.


Die Wiederholung stört mich an der Stelle, gibt mir nichts.

Ich werde das auf ein Mal reduzieren, auch aus dem Grund, den ich Maria schon nannte. Das sind so diese Stellen, die sich beim Schreiben total clever anfühlen, aber im Nachhinein stellt man fest, dass man den Song durch ein überlanges selbstverliebtes Gitarrensolo versaut hat.


Hört sich merkwürdig an.

Kindliche Sprache.


Die beiden Sätze hintereinander gefallen mir nicht.

Pronomen am Anfang ist meist der natürlichste Klang. Eine Wiederholung ist für mich das kleinere Übel, als wenn ich jetzt schreibe „Die Zigarettenschachtel nahm sie vom Tisch ...“


Müsste nach verstand nicht noch ein Komma?

Meine Version geht glaube ich auch.


Warum denkt er das immer wieder?

Das Anhimmeln der Schwester bekommt an diesen Stellen so einen Hauch von (sexueller) Obsession, die den Prot weniger sympathisch macht, als er gedacht ist. Hatten wir ja schon.


Das Haus spielt gar keine Rolle, warum ist das da?

Atmosphäre. Aber gut, ist wohl ein inhaltliches Gitarrensolo. Würde bei einer Straffung sicher hopps gehen.


Das glaubt der Mann?

Ja.


Ich glaube, Christina ekelt sich nicht vor der Dose, die ist ihr eher ein bisschen unheimlich, denn: Wo soll die hergekommen sein?


Echt, die taffe Christina hat Angst vor Ratten?

Das hatte ich bei Maria schon, auch wenn es da mit dem Verhältnis zum Vater um Fundamentaleres ging. Gerade Angst und Ekel sind so Sachen, da geht es tief in die Psyche, das ist oft nicht nachvollziehbar beziehungsweise widerspricht es oberflächlich betrachtet anderen Charaktereigenschaften. Wie, du machst Fallschirmspringen und hast Angst vor einer kleinen Spritze? Wie, du schneidest von Beruf Bäuche auf und ekelst dich beim Geräusch von Fingernägeln auf einer Tafel?


Warum tauschen die beiden hier ihre Rollen?

Zu Christina ist's gesagt, er war hier so ein bisschen als wissenschaftsaffines Nerdkind gedacht, das sich vor seinem sozialen Unvermögen in Bücher flüchtet. Was aber wohl wieder nicht mit seinem Karriereende zusammenpasst. Jedenfalls nicht, wenn man es nicht erklärt.

Für mich passt es, dass Christina zwar einen starken Willen hat, sich aber vom Papa verprügeln lässt.

Und so ähnlich ist das auch mit den Ratten.


Ihr von den Schlägen zu berichten? Sie davon zu überzeugen, den Vater aufzuhalten? Wie kann die Mutter davon nichts mitbekommen haben?

Sie tat so, als redete ihr Sohn Quatsch. Sie wusste selbstredend genau, was da passierte. Und klar, der Sohn sucht hier Verbündete im Kampf gegen den Vater.


Gefällt mir nicht, dass du das Ergebnis schon vorausnimmst. Damit geht ja die Spannung des nächsten Abschnitts ganz schön verloren.

Ist so ein King-Ding. Diese Stellen fand ich bei ihm immer cool als Kind. Man könnte ja auch sagen: Spannung entsteht dadurch, dass man wissen will, was mit der Schwester passiert ist. Da gibt es wohl kein richtig und kein falsch.


Müsste auch alles in der Vergangenheit stehen, oder?

Nein, das ist ein Stil-Kniff, historisches Präsens.


Braucht man den Opa?

Der nimmt ja in der Geschichte nicht viel Platz weg. Also bei einer radikalen Kürzung, klar, aber sonst, warum sollte ich den rauswerfen? Ich finde das so persönlich auch schöner als „Im Dorf sagten die Leute, der See ...“


Warum ekelt sich Christina so vor der Dose und dem Tintenfisch?

Dose unheimlich, Tintenfisch … Frag mal als jemand, der sich nicht vor Blut ekelt, jemanden, bei dem das der Fall ist, warum das bei ihm so ist. Da kommt dann der Geruch, das Aussehen, der Gedanke, dass das eigentlich nach Innen gehört, ja aber warum? Das wird immer enden bei: Ich ekel mich halt davor.


Was macht Dirk nachdem er das Monster sieht?
Wenn interessiert, dass Dirk am Ende säuft?

Die beiden davor hatte ich ja schon geklärt. Ich würde sagen, das Verschwinden der Schwester und die Begegnung mit dem See haben eine ohnehin nicht ganz stabile Persönlichkeit komplett aus dem Takt gebracht. Das finde ich auch verständlich, nur braucht es vielleicht ein paar mehr Worte der Erklärung. Oh, Widerspruch in sich. Also, mehr Worte für mehr Nachvollziehbarkeit. Klingt wie ein politischer Slogan aus einer sehr schlechten PR-Agentur.

Auch viele spannende Punkte und auch dir vielen Dank!


annami:


So wie du's hast, klingt es einfach schrecklich.

Ist das nicht eine ganz normale Betonung, ein Hervorheben des „Ich“?


Wen oder was meinst du bitte mit die, wenn vorher nur die Rede von Dingen ist, die der als Artikel haben?

Hoppla. Der Kalmar war zuerst eine Krake.


Tut mir leid, aber das ist für mich beim besten Willen kein Horror. Da passiert einfach nichts wirklich horrormäßiges.

Die Zuordnung ist schon recht eindeutig. Fantasy sind Drachen und Trolle in einem Land irgendwann irgendwo. Die Story zündet bei dir nicht, das ist aber was anderes. Es gibt Komödien, da zucke ich nicht mal mit den Mundwinkeln, die wechseln dadurch aber nicht das Genre.


Ich kann die Gefühle deines Prots und das Leben der beiden so gut nachvollziehen, so gut miterleben

Ein Film, der mir zuletzt sehr gefallen hat, war The Monster. Eine halbe Stunde Sozialdrama und dann eine Stunde creature flick. Fand ich total geil. Mag sein, dass ich das insgeheim imitieren wollte und mich dann bei der Gewichtung vertan habe.


Aber man kann ja auch nicht immer alles gut finden.

Das ist'n Wort. :)


Ich würde dir empfehlen, den Höhepunkt mehr auszubauen, und das was danach kommt, deutlich zu kürzen.

Sounds reasonable.


Irgend welche Schwächen hat jeder,

Word!


Danke insbesondere für den Hinweis mit dem Ungleichgewicht von Charakterisierung und Monstermomenten! Also, im Grunde hat Maria das ja auch gesagt, aber hier fand ich's nochmal auf den Punkt. Vielleicht auch, weil ich's nicht das erste Mal höre. Ach egal. Danke auf jeden Fall.


Teddy Maria:

Ah, ein Ding mit Tentakeln. Du denkst Dir also keinen Schrecken selbst aus, das wird ein Zitat.

Siehe weiter oben. War ein Wettbewerbsbeitrag und ja, sollte mehr als nur rudimentär an Lovecraft erinnern.


massiven Zeitsprünge

Die scheinen tatsächlich ein Problem zu sein. Oder zumindest als solche empfunden zu werden. Wobei so ein Vorspulen, insbesondere ein abschließendes Zurückblicken auf längst Vergangenes, das ist ja jetzt nicht so ungewöhnlich, gerade auch in Horrorgeschichten. Da das Vorspiel bisher bei fast allen als einziges lobend hervorgehoben wurde, gehe ich mal davon aus, eben weil es funktioniert will man lieber bei diesen Kids bleiben.


denn eigentlich ist das Verschwinden der Schwester doch das wirklich entscheidende Ereignis, oder?

Jupp.


Der Tintenfisch hat viermal so viel Raum bekommen.

Er hat aber auch viermal so viel Arme!


dass Dein Prot dem Horror nie wirklich ausgesetzt war. Ich habe daran nichts Gruseliges gefunden.

Einerseits guter Punkt, andererseits ist der Horror für ihn halt der Verlust der Schwester und der Gedanke daran, wie der See sie geholt hat.


Auch klasse Kritik, danke!

So Freunde. Erstmal merci für eure hinterfotzigen Pamphlete. Nein, im Ernst: Da steckt viel Arbeit drin, und da konnte ich auch echt viel draus mitnehmen, vielen Dank dafür! Allerdings hat die Beantwortung mich jetzt ordentlich Puste gepustet, sodass ich mich nicht gleich an eine Bearbeitung machen kann. Das wird sicher eine Weile dauern. Eigentlich wollte ich ja nur kurz wissen, wie die Geschichte funzt (oder eben nicht), aber nach derart umfassendem Feedback bin ich wohl moralisch verpflichtet, nochmal ranzugehen. Nur nicht jetzt gleich, denn draußen scheint die Sonne und ich muss noch einkaufen.


Sonniges Wochenende!

Proof (nie übers Seepferdchen hinausgekommen)

 

Nein, ich finde, dass
"Als diesmal ich auf etwas anderes aufmerksam wurde"
einfach vom Satzbau her merkwürdig klingt.
"Als ich diesmal auf etwas anderes aufmerksam wurde"
klingt für mich dagegen richtig.

Also zumindest für mich betonst du so nicht das ich, ich denke mir einfach nur: Oh, komischer Satzbau, das muss ich sofort notieren und in meinen Kommentar schreiben. Mag sein, dass das bei anderen anders wirkt, aber bei mir eben nicht.

(Noch andere Meinungen dazu?)

 

Der Zeitsprung macht meine Bemerkung nichtig.

Eigentlich könnte die Schwester trotzdem sterben, nur bräuchte es dann vielleicht noch einen Satz wie "Jedenfalls dachte ich das zu dem Zeitpunkt". Wobei der streng genommen auch in diese Fassung müsste.

Es gibt da wohl einen Unterschied zwischen Stolz auf das Blut der Familie (Alle finden meine Schwester geil) und tatsächlichem sexuellen Verlangen. Das gäbe der Figur auch ohne Vollzug einen Beigeschmack.


"Als ich diesmal auf etwas anderes aufmerksam wurde" bedeutet, letztes Mal wurde ich auf etwas aufmerksam, diesmal auf etwas anderes. Es soll aber hervorgehoben werden, letztes Mal wurde Christina (tritt auf die Dose) und diesmal ich auf etwas aufmerksam. Ich kann jetzt den Duden nicht zitieren, aber ich bin mir relativ sicher, dass das legitim so ist. Muss nicht zwangsläufig was heißen, aber die Maschine tut's auch nicht grün unterkringeln.

 

Ach so. Ja, dann funktioniert das wohl irgendwie.
Es hat aber, wenn man nicht darauf aufmerksam gemacht wird, zumindest bei mir, nicht diese Wirkung beim Lesen, sondern eben die, wie ich es gesagt habe. Irgendwie würde ich das an deiner Stelle noch deutlicher hervorheben, was genau du meinst.

Vielleicht

Ich dachte gerade darüber nach, was für eine Zeitverschwendung es war, an einem See statt zu schwimmen seine Lippen auf die von jemand anderem zu pressen. Da fiel dieses Mal mir etwas Ungewöhnliches auf.

Na gut, das klingt auch nicht wirklich toll. Es ist echt schwierig, das so auszudrücken, wie du es meinst.:sad:

Wie auch immer, Danke für die nochmalige Rückmeldung und die Erklärung.

Liebe Grüße,
Anna

 

Hi Proof, hi annami,

kleine Meinungsäußerung von meiner Seite:

Ich verstehe den Satz "als diesmal ich auf etwas anderes aufmerksam wurde"" so wie Proof ihn meint und habe damit keine Probleme. :)

Liebe Grüße,
NGK

 

hallo

stellt den satz doch komplett um...

"Diesmal wurde ich auf etwas merkwürdiges aufmerksam"

das würde auch direkt das "als" raushauen...

 

Hallo Proof,

nach einigem Hadern habe ich mich doch dazu durchgerungen, einen Kommentar zu schreiben. Leider ist meine Zeit recht knapp und ich muss morgen arbeiten, daher werde ich nicht - wie ich es sonst mache - deinen Text Stück für Stück durchgehen, sondern auf ein paar sehr spezifische Dinge eingehen.

Deine Geschichte ist nicht schlecht geschrieben. Zwar gibt es hier und da einige schiefe Formulierungen und auch einige Fehler, aber der Lesefluss war überwiegend in Ordnung.

Bei einigen Formulierungen musste ich sogar auflachen oder fand sie einfach toll, etwa diese hier:

Vielleicht wollte er mich demütigen, weil ich nunmal gar nichts konnte – entgegen der Gerüchte in der Schule war ich auch nicht in der Lage, mit meinem Schielauge mein eigenes Gehirn zu sehen.

Aber der Kalmar in der Geschichte war riesig gewesen, während die vor uns ... nun, meine Schwester wäre fast rein getreten.

Tante Hanni hieß eigentlich Hannelore. Sie war glaube ich zwischen hundertzwanzig und hundertfünfzig Jahre alt, aber sie schloss noch immer jeden Morgen um sieben ihren Dorfladen auf. Sie war fast blind und fast taub und die meisten Kinder beschissen sie mit dem Wechselgeld.

Solche Sätze finde ich sehr einfallsreich. Sie sprechen meinen Sinn für Humor an und untermalen gleichzeitig die Situation mit einem etwas lockereren Ton. Dadurch musste ich während der Geschichte immer wieder schmunzeln.


Jedoch bin ich mit deiner Geschichte nie wirklich warm geworden. Das liegt einerseits an der widersprüchlichen Perspektive, andererseits daran, dass die Horrorelemente - wie es auch schon in den anderen Kommentaren hier zu lesen ist - nicht wirklich funktionieren. Dazu komme ich gleich noch. Fangen wir erst einmal mit der Perspektive an:

Wie sich herausstellt, ist deine Geschichte aus der Perspektive eines alten Mannes geschrieben, der sich an eine entscheidende Episode aus seiner Kindheit zurückerinnert und dem Leser von dieser berichtet. Insofern würde ich als Leser erwarten, dass das Geschehen zwar aus der Sicht des achtjährigen Dirk geschildert wird, seine Erlebnisse allerdings mit der Sprache eines Erwachsenen wiedergegeben werden.

Einerseits gibt es Passagen, welche eher der Sicht eines Kindes entsprechen, etwa diese:

Tante Hanni hieß eigentlich Hannelore. Sie war glaube ich zwischen hundertzwanzig und hundertfünfzig Jahre alt,...

Ich dachte gerade darüber nach, was für eine Zeitverschwendung es war, an einem See statt zu schwimmen seine Lippen auf die von jemand anders zu pressen, als diesmal ich auf etwas Ungewöhnliches aufmerksam wurde.

Zu den Superkräften meiner Schwester gehörte auch ein nicht ungewisses schauspielerisches Talent.

Sätze und Wörter wie diese spiegeln eher eine Kinderperspektive wieder und würden im Rahmen dieser voll in Ordnung gehen.

Auf der anderen Seite hingegen finden sich in diesem Text Beschreibungen und Gedanken, die ein achtjähriger Junge so nicht haben würde. Das gilt insbesondere für alle Passagen, wo Dirk darüber nachdenkt, dass in ein paar Jahren die Jungen voll auf seine Schwester abfahren würden. Ich denke, ein Zweitklässler dürfte sich dafür kaum interessieren. Dasselbe gilt für seine Überlegung, dass sie bald zu alt sein würde, um sich mit ihm abzugeben.

Insofern würde ich dir raten, dich konsequent für eine der beiden Perspektiven zu entscheiden. Willst du das Ganze aus der Sicht des Kindes erzählen, bleib nah am Geschehen und lasse durchblicken, dass Dirk Sachen mitbekommt, die er in seinem Alter noch nicht versteht. Auch würde ich dann die Passagen streichen, die davon erzählen, wie seine Schwester bald zum Jungenschwarm werden würde. Oder aber du behältst die Erwachsenenperspektive bei. In diesem Fall müsstest du sämtliche Passagen überarbeiten, die von der Sprache her zu kindlich wirken, d.h. sie nüchterner beschreiben oder aber dem Leser wissen lassen, dass der Erzähler bewusst diese Kindersicht wiedergibt. Ein Beispiel für beide Varianten könnte so lauten:

"Meine Schwester hatte schon immer ein großes schauspielerisches Talent. Es war eine ihrer vielen Superkräfte. So nannte ich es damals zumindest."


Das zweite Problem ist, dass die Horroraspekte deiner Geschichte nicht wirklich zünden und der Text somit nur vor sich hinmeandert. Dabei sind in deiner Handlung bereits alle Elemente drin, um einen effektiven und verstörenden Effekt zu erzeugen:

Du hast ein lovecraft-ähnliches Monster, das unter einem See wohnt und Menschen bzw. ihre Seelen und Gesichter zu absorbieren scheint.
Darüber hinaus hast du einen Charakter, der Opfer von häuslicher Gewalt ist und durch diese zutiefst traumatisiert sein muss.
Mit anderen Worten, das Erlebnis einer sehr lebensnahen "Horror"-situation mit einem kosmischen Schrecken zu verbinden, bietet sich regelrecht an. Deine Geschichte jedoch tanzt allenfalls um diese Möglichkeit herum. Auch findet kein zufriedenstellender Höhepunkt statt. Deine Hauptfigur sieht das Monster und träumt anschließend von seiner Schwester, die ihn auffordert, mit ihr zu kommen. Der Vater misshandelt Christina und dann verschwindet sie einfach. Alles wirkt eher wie die Schilderung eines Ablaufs von Ereignissen, anstatt dass sich tatsächlich etwas zuspitzt

Hier ist mein Gegenvorschlag, wie ich deine Geschichte überarbeiten würde, um den Horroraspekt wirksamer zu machen. Sieh es bitte nicht als Eindringen in dein kreatives Schaffen, es ist nur meine persönliche Vorstellung davon, wie der Text hätte besser aussehen können:

- Die Tatsache, dass Christina unter der Misshandlung durch ihren Vater leidet, sollte nicht nur vom Erzähler beschrieben werden, sondern auch in einigen Szenen durchblitzen. So könnte Dirk etwa eine der Striemen auf ihrer Haut bemerken. Christina bemerkt daraufhin seinen Blick und zieht ihr Shirt darüber, gefolgt von einem zutiefst schamerfüllten Gesichtsausdruck.

- Im Laufe der Handlung verlässt Christina eines Abends das Haus, um der Prügel durch ihren Vater zu entgehen. Dirk erfährt später, dass sie zum See gelaufen ist. In den nächsten Tagen verhält sie sich merkwürdig. Obwohl Dirk wieder schwimmen gehen will, sträubt sie sich, den See aufzusuchen. Diese Szene impliziert, dass Christina am See eine schreckliche Entdeckung gemacht hat, nämlich die Begegnung mit dem Monster. Zu diesem Zeitpunkt weiß Dirk davon allerdings noch nichts. Auf diese Weise bekommt der Leser bereits mit, dass etwas vorgeht. Das Geheimnis betrifft eine der Hauptfiguren direkt und Spannung über ihr Schicksal entsteht.

- Die Sequenz mit dem Tintenfisch gestaltet sich für Christina nicht nur als eklig, sondern als existenziell bedrohend. Auch sonst verhält sich Christina passiver, bedrückter und nachdenklicher als je zuvor. Sie steckt fest zwischen ihrem prügelnden Vater, dem Wissen um ein schreckliches Monster im See und dem Gruppendruck ihrer gleichaltrigen Jungs und Mädchen, für die der See die Hauptattraktion des Dorfes ist.

- Sie erzählt niemanden von dem Monster, einerseits weil sie bezweifelt, dass ihr irgendjemand glauben schenken würde, andererseits, weil sie in der Schule nicht als Irre abgestempelt und zu einem Außenseitertum verdammt werden will. Sie schweigt darüber genauso, wie sie es in bezug auf ihren Vater tut. So entsteht eine Parallele, wie sie mit zwei Problemen auf genau diesselbe Art und Weise umgeht.

- Dann verschwindet Christina. Ihr Schwimmen im See kann einerseits als Todessehnsucht gedeutet werden. Sie kümmert sich nicht länger um ihr eigenes Leben. Oder aber sie hat beschlossen, sich von dem Monster willentlich absorbieren zu lassen. Sie bevorzugt das unscheinbare, belanglose Leben als eines unter vielen Gesichtern im See, anstatt weiterhin die brutale Existenz bei ihren Eltern erdulden zu müssen.

- Als Dirk nach ihrem Verschwinden den See aufsucht, erscheint das Monster. Von seinen vielen Gesichtern taucht das von Christina unter der Oberfläche auf und spricht zu ihm. Anstatt, dass er es in einem Traum erlebt, lädt Christina ihn nun ein, sich ihr anzuschließen. Dirk begreift die Möglichkeit, dass er wieder mit seiner großen Schwester - seinem großen Vorbild, seiner besten Freundin - zusammenleben kann, ist jedoch zu verstört durch den Anblick dessen, was aus ihr geworden ist, und ergreift die Flucht.


Das wäre jetzt meine Idee, wie man die Geschichte aufbessern könnte. Somit gäbe es einerseits ein Element von Spannung, welches sich bis zur finalen Konfrontation mit dem Monster aufbaut. Es verbindet zudem sehr deutlich den Aspekt von häuslicher Gewalt und kosmischem Schrecken. Christinas Gang in den See ist u.a. eine direkte Folge des Verhaltens, dass ihr Vater über sie ausübt. Weiterhin involviert diese Version eine Entscheidung, welche die beiden Hauptfiguren zu treffen haben. Christina, die ein deutlich schlimmeres Leben hat, lässt sich von dem Monster absorbieren bzw. kümmert sich nicht groß um die Gefahren, die der See mit sich bringt. Dirk hingegen ist entsetzt von der Möglichkeit, so zu "leben", und ergreift die Flucht. Es enthält darüber hinaus sogar eine Art Botschaft und vermittelt dem Leser auf fantasievolle Weise, was mit Menschen passieren kann, die ein Leben unter Gewalt und Schmerzen führen. Diese Aspekte würden dann nicht direkt beschrieben werden, sondern die Geschichte impliziert diese Ereignisse, da alles aus der Sicht des jungen Dirk (bzw. seinem "Alter"-Ego) geschildert wird.

Darüber hinaus würde es die Konfrontation mit dem Monster länger dauern lassen. Was ich an deiner Geschichte enttäuschend fand, war, dass du dieser entscheidenden Begegnung gerade mal 3 Absätze widmest und dabei keinerlei Aktion und Reaktion zwischen Dirk und dem Monster stattfinden lässt. Es gibt viele ausführliche und teilweise meandernde Stellen in deinem Text, aber gerade hier sputest du dich und handelst alles sehr knapp ab.


Im Endeffekt gilt, wie bei all meinen Kommentaren, dass es nur Vorschläge sind. Nimm' davon mit, was dir nützlich erscheint. Es liegt Potenzial in deiner Geschichte. Gerade die Gestalt deines Monsters, welches uralt ist, eine Myriade an Gesichtern enthält und sich die meiste Zeit unter der Wasseroberfläche befindet, ist in meinen Augen sehr interessant. Es kann für eine ganze Reihe von Symbolen und unterbewussten Ängsten stehen. Irgendwie cool.

So wie es jetzt steht, konnte ich deine Geschichte gut lesen und war stellenweise auch sehr begeistert oder amüsiert von einigen der Formulierungen, die du gefunden hast. Am Ende jedoch wirkte es wie ein zwar unterhaltsames, aber eher unspannend vor sich hindümpelndes Werk. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anstöße geben, wie du deine Geschichte verbessern kannst.

Mit freundlichen Grüßen,

Robot Fireman

 

Jo Rob,

Sätze und Wörter wie diese spiegeln eher eine Kinderperspektive wieder und würden im Rahmen dieser voll in Ordnung gehen.

Grundsätzlich ja, allerdings klingen diese Formulierungen für mich auch nach einem Erwachsenen, der sich daran zurückerinnert, wie er als Kind gedacht hat. "Zu den Superkräften meiner Schwester gehörte auch ..." hat schon einen ironischen Unterton.


Darüber hinaus würde es die Konfrontation mit dem Monster länger dauern lassen.

Das scheint so der Punkt zu sein. Wenn du mit Tentakeln wirbst, wollen die Leute Tentakel oder ihr Geld zurück. Ich schreibe die Geschichte gerade ab dem ersten Zeitsprung neu. Also ohne Zeitsprünge. Vielleicht ein klitzekleiner, zum Schluss. Aus purem Trotz. Tatsächlich gibt es ein oder zwei Parallelen zu deinen Vorschlägen.

Das dauert noch hier. Ich melde mich, wenn ich so weit bin.

Vielen Dank für deine Kritik!

 

So. Da mehr als die Hälfte der Geschichte komplett neu ist, erlaube ich mir mal, sie mit diesem Post wieder nach oben zu spülen. Hoffe, das ist okay. Ich würde sie in dieser Fassung Der Gott im See nennen, aber Titel lassen sich ja nachträglich nicht mehr ändern. Also, technisch jetzt.

 

Hi Proof,

Habe den Titel geändert. Okay?

Gruß, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Proof,

Da hat sich das Überarbeiten ja mal gelohnt! Jetzt ist es viel besser. Ich hatte mich beschwert, dass das ganze mir nicht horrormäßig genug war. Jetzt ist es das definitiv. An manchen Stellen habe ich mich wirklich gegruselt, es war total spannend.
Ich bin wirklich froh, dass die Zeitsprünge weg sind. So ist es viel flüssiger. Und ich finde jetzt die ganze Story interessanter. Spannender, wie gesagt.

Weil es spät ist und ich müde bin und ich deswegen nicht mehr so viel über den Inhalt nachdenken will und ich deshalb jetzt nicht weiter darüber kommentiere, gehe ich noch auf ein paar Details ein.

Christina hob einen dicken Ast und schlug damit die Brennnesseln zur Seite, damit sie uns nicht die Waden versengten
Blöd nur, dass das Christina selbst nicht sehr viel bringen wird, wenn sie barfuß da rum läuft. Plattgewalzt brennen Brennnesseln ja immernoch, wenn man drauftritt.

Die wildesten und dümmsten unter den älteren Jungen taten das auch, wegen der Mädchen
Bin mir nicht sicher, aber sollten wildesten und dümmsten hier nicht großgeschrieben werden?

Jedenfalls glaube ich das. Ich weiß nicht, was die Lehrer wussten.
Sollte nicht im Präsens stehen, sondern in der Vergangenheit. Du hast ja auch keinen Alten Mann mehr am Ende, der das rückblickend erzählt.

Andere Länder waren so weit weg Lummerland
Da fehlt doch irgendwas.

Vom Kontinent Asien mit seinen Völkern und Nationen erfuhren wir erst später.
Mit diesem Satz machst du einen großen Fehler. Du verrätst den Lesern schon im Vorraus, dass beide die Geschichte überleben werden, damit sie irgendwann später lernen können, dass es Asien gibt.

Unsere nächste Entdeckung machten wir am Ende eines Schwimm-Tages, auf dem Weg nach Hause
als diesmal ich auf etwas Ungewöhnliches aufmerksam wurde
Die beiden Sätze sind irgendwie doppeltgemoppelt. Und mit beiden habe ich ein Problem.
Beim ersten klingt das so, als wären die Schwimmtage etwas besonderes, das nicht öfter vorkommt, ich würde vielleicht ein weiteren vor Schwimmtages setzen. Und Schwimmtages zusammenschreiben.
Der zweite klingt für mich immernoch komisch, auch wenn ich inzwischen ja weiß, was du damit ausdrücken willst. Vielleicht so: Als diesmal ich es war, der auf etwasUngewöhnliches aufmerksam wurde.

Eine halbe Stunde später und sie wäre
Flogen wir auf war es ihr Rücken
Meinem Bauchgefühl nach müssten hinter später und auf jeweils Kommas.

Was die in der Schule glauben ist doch so egal.
Das stimmt ... aber warum stört es sie dann so, dass andere die Gürtelstriemen auf ihrem Rücken sehen könnten?

Ohne davon zu trinken. Schließlich stellte er es ab, ohne davon getrunken zu haben
Wortwiederholungen.

Im Kindergottesdienst hatten sie uns erklärt, wie genau eine Kreuzigung funktionierte.
WTF! Was erzählen die denn im Kindergottesdienst!? Sind die denn bekloppt? So was erklärt man keinen vier bis neunjährigen Kindern. Das traumatisierte einen doch total. Bei uns im Kindergottesdienst haben die solche Themen möglichst komplett umgangen. Ich habe erst mit c.a. 12 Jahren im Teenkreis (einer Kirchengruppe für Jugendliche) gehört, wie sowas genau funktioniert hat, und da hätte ich es hinterher auch lieber nicht so genau gewusst.

ohne dass irgendwer ein Wort gesagt hätte
hat statt hätte fände ich schöner.

und mein Vater sagte[,] ich sollte warten
solle statt sollte.

Und sahen durch dich durch, wenn sie dich überhaupt wahrnahmen.
Also falls sie einen überhaupt wahrnahmen sahen sie durch einen durch??? Meiner Meinung nach widerspricht sich das. durch dich durch klingt außerdem doof.

Aber was machen Sie denn da oben?", frage ich
Sie kleinschreiben, du redest hier ja keinen direkt an. fragte statt frage.

da sieht er, dass sich im Mund etwas bewegt.
Ab damit in die Vergangenheit!

Großvater öffnete die Dose ... von dem Ding in der Dose
Mach doch aus dem zweiten in der Dose ein darin, dann ist die Wiederholung raus.

Kurze Zeit später hatte ich jemandem davon erzählt
Wieso ist der auch so blöd, und erzählt das?

Mit Göttrn schien generell nicht gut Kirschenessen.
Ich würde hintendran noch ein zu sein setzen, denn ich kenne die Redensart nur mit einer Form von sein. (z.B. Mit mir ist nicht gut Kirschenessen!)
Aber dein Prot scheint ja sowieso nicht so gute Erfahrungen mit Kirschen gemacht zu haben :lol:

Plastiksoldaten, Plastikcowboys und Plastikpiraten
Plastiksoldaten, -cowboys und -piraten?

Kraulend erreichte den Rotschopf zuerst
Da fehlt wieder was.

als die beiden aber erstmal bei ihm waren, wussten nicht recht, was sie ...
Hier auch.

Er hatte sich nach ihr in die Raserei gesucht
Den Satz verstehe ich nicht.

Wenn du jetzt nicht-
Wenn schon, dann Gedankenstrich (–) statt Bindestrich (-). Und ein Leerzeichen davor. Aber für meinen Geschmack lieber ... verwenden.

einen Schnabel zu sehen[,] ähnlich dem des Kalmars
Ich meine, da müsste wieder ein Komma gesetzt werden.

Proof, mehr bringe ich jetzt nicht mehr zustande, also mache ich jetzt mal Schluss.

Viele Grüße und gute Nacht,
Anna

 

Hallo Proof,

ich steige sofort ein:

Es war in Hufeisenform von einer steilen Schieferwand eingefasst.
Hier, an der Sprache, merkt man, dass der Erzähler, der zum Zeitpunkt des Geschehens noch in die zweite Klasse geht, die Geschichte erst als Erwachsener erzählt.

Ich blickte nochmal runter zum See. „Opa ...“, begann ich einen Satz, aber Christina wiegelte sofort ab.
„Das habe ich dir doch schon erklärt“, sagte sie. „Opa ist alt und erzählt dummes Zeug.“
Das baut Spannung auf. Gut.

Ihr Schwimmlehrer hatte zu meinen Eltern gesagt, sie sei wie ein Hund. Ganz instinktiv machte sie im Wasser die richtigen Bewegungen.
Hier legst du bei der Spannung noch eine Schippe drauf. Fast schon Fore-Shadowing.

Entgegen der Gerüchte in der Schule war ich auch nicht in der Lage, mit meinem Schielauge mein eigenes Gehirn zu sehen.
Wie gemein die Mitschüler sind. Armer Kerl.

Zu den Superkräften meiner Schwester gehörte auch schauspielerisches Talent.
Er verehrt seine Schwester geradezu.

Wir reden hier von der Zeit, in der die Bee Gees ihr erstes Comeback hatten. McDonald's gab es nur in München. Andere Länder waren so weit weg Lummerland. Erst recht ein Land wie China. Da kam die Dose für uns her.
Oh, das gefällt mir leider gar nicht. Dieses Erklären, diese Ansprache an den Leser. So, als würde der Erzähler in der Kneipe seine Geschichte erzählen und einer der Zuhörer hätte mal kurz fragend geschaut, dass er diesen Einschub bringen musste.
Müsste doch auch ohne klappen.

Er goss sich noch einen Wacholder ein und studierte das Schnapsglas in seiner Hand, ohne davon zu trinken. Schließlich stellte er es ab, ohne getrunken zu haben.
Das fett Markierte kannst du streichen.

Sie war siebzehn und ihre Brüste waren ein ziemliches Thema bei den Jungen auf dem Nachhauseweg.
Gefällt mir.

Ich hatte mal in die Büsche hinter der alten Mühle gekackt.
Das auch.

Ein langer Text. In der Mitte dachte ich noch: Im Prinzip könntest du aus dem Text mindestens zwei Geschichten machen. Die Prügelei des Vaters hat ja nichts mit dem geheimnisvollen Fund am See, dem Jungen, dem Pastor und dem Großvater zu tun.

Seine wütenden Schritte verschwanden den Flur hinunter. In der Küche sagte Großvater etwas sehr leise, und Vater gab etwas sehr lautes zurück.
Ach, Großvater wohnt auch dort. Habe ich vorher gar nicht so richtig mitbekommen. Stand das vorher irgendwo?

Doch er hatte selbst Angst. Vor dem Altersheim.
Deswegen sagt bzw. unternimmt Opa nichts gegen die Schläge. Verstehe.

„Ich hab gesagt geh' weg“, fauchte Christina.
Du hast da einige Stellen im Text, wo ein Apostroph überflüssig/falsch ist.
Duden sagt:
"In der Standardsprache wird das Endungs-e vorrangig dann weggelassen, wenn der Verbstamm auf einen Vokal oder auf r, l, n oder m endet: ich droh, ich fahr, ich stell, ich renn, ich komm. Übrigens: Ein solches nicht vorhandenes e wird nicht durch einen Apostroph ersetzt.“

Sie sah mich an und lächelte sogar. Es sah erzwungen aus, aber es gab ihrem Gesicht etwas Hoffnungsvolles. Die Sonne schien, ein paar weiße Wolken waren vor den blauen Himmel getupft. Wie konnte ein solcher Tag böse sein?
Gute Stimmung, gutes Wetter. Ich glaube, das machst du nur einmal, das finde ich okay.
Oder fängt es am Ende an zu regnen, wenn die Stimmung umschlägt?
Edit: Nein, kein Regen o.ä. Kein Klischee. Gut!

Der Freund des Rothaarigen lief davon. Ich nahm es ihm nicht übel. Vaters Schrei würde ihn in seine Träume verfolgen. Außerdem war das hier eine Familienangelegenheit.
Familienangelegenheit? Wie unpassend, dass es schon wieder passt.
Und am Ende wird die Bedeutung des ersten Satzes richtig klar:
Ich war der Brave, und wäre es nach mir gegangen, hätten wir auf Großvater gehört.

Das Schielen des Junges ist m.E. nichts, was unbedingt hineingehört, eher ein Add-On. Für mich würde es reichen, er hat die größere Schwester, die ihn beschützt, halt nur, weil er jünger/schwächer ist.

Starke Geschichte. Hat mich gepackt. Prima!

Schönen Sonntag noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi Proof,

Mensch, da hast du ja einiges dran gemacht. Gefällt mir gut!

Ohne die Zeitsprünge wird man viel besser mitgerissen. Und auch das Verhältnis zwischen Bruder und Schwester ist nicht mehr ganz so merkwürdig – vorher hatte man ja das Gefühl, der Kleine steht auf seine Schwester. Obwohl ... jetzt erscheint es mir manchmal etwas zu distanziert:

„Komm mal bitte!“, rief sie mir zu.
Eher „Komm mal her!“
„Danke“, sagte sie, ohne den Blick von dem Kadaver zu nehmen, der in der Abendsonne trocknete.
Eher „Ihh!“

Ich finde es super, dass der Opa auch so einen kleinen Gruselkadaver zu Hause hat! Dadurch wird die Gefahr noch viel realer.

Und dann diese Szene am See, als einer der Jungs fast ertrinkt. Die ganze Zeit wartet man darauf, dass etwas Schlimmes passiert. Und dann trifft es den bösen Vater! Sehr spannend geschrieben und viel schöner gelöst, als vorher, als es Christina getroffen hatte.

Tolle Geschichte. :thumbsup:

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo Anna,

Da hat sich das Überarbeiten ja mal gelohnt!

Danke. Ich glaube, ich mag diese Version auch lieber. Ich hatte ja geschrieben, die Abkürzung über die Zeitsprünge war kein bewusster Schritt wegen Faulheit oder Zeitdruck oder so, aber vielleicht ein un(ter)bewusster.


Blöd nur, dass das Christina selbst nicht sehr viel bringen wird, wenn sie barfuß da rum läuft.

Ich hatte keinen derart dichten Nesselteppich im Kopf. Habe mal was ergänzt.


Bin mir nicht sicher, aber sollten wildesten und dümmsten hier nicht großgeschrieben werden?

Bin mir auch nicht sicher. Hätte jetzt gesagt, beide beziehen sich auf „Jungen“.


Vom Kontinent Asien mit seinen Völkern und Nationen erfuhren wir erst später.
Mit diesem Satz machst du einen großen Fehler.

Irgendwie schon. Ich meine, es ist noch mindestens eine ähnliche Stelle in der Story. Ich mach mal was.

Flogen wir auf war es ihr Rücken
Meinem Bauchgefühl nach müssten hinter später und auf jeweils Kommas.

Sind glaube ich optional. Ohne lese ich da eher den Rhythmus, den ich an diesen Stellen haben will.


aber warum stört es sie dann so, dass andere die Gürtelstriemen auf ihrem Rücken sehen könnten?

Ich denke, das ist mehr so ein sich selbst Mut machendes „Ist doch egal“ unter vier Augen. Natürlich schämt sie sich.


Mein (Dorf-)Grundschulrektor war gleichzeitig unser Klassen- und unter anderem Religionslehrer und ein recht religiöser Mann. Von dem habe ich das zum ersten Mal gehört, dass man am Kreuz quasi erstickt ist. Und dass die Hunde Lazarus die Geschwüre geleckt haben. Das war dritte Klasse oder so. Viel von dem Bibelkram ist noch weniger kinderkompatibel als Grimms Märchen. Ich weiß nicht mehr, in welchem Film das war. Da sagt ein Pastor: „Kommt Jungs, ich erzähle euch erstmal was“, und einer der Jungs sagt: „Aber nicht wieder was mit Aussätzigen, da kriege ich Alpträume von!“ Vielleicht übertreibe ich hier ein bisschen oder habe ein persönliches Trauma verarbeitet.


Also falls sie einen überhaupt wahrnahmen sahen sie durch einen durch???

Als wärst du gar nicht da. Und wenn sie doch den Kopf in deine Richtung drehen, ist es, als würden sie durch dich hindurch sehen. Hab's mal ein bisschen modifiziert.


Ab damit in die Vergangenheit!

Das ist ja wörtliche Rede. Umgangssprachlich ist das ein sehr gängiges Ding, in den Zeiten zu springen. „Jedenfalls bin ich dann zu ihm rüber gegangen, und wie ich ihn da sitzen sehe ...“


Großvater öffnete die Dose ... von dem Ding in der Dose

Mein Problem war der Satz dazwischen. Bei Pronomen etc. habe ich gern das Bezugswort unmittelbar davor, das finde ich einfach flüssiger. Sonst muss man, und sei es auch nur eine Sekunde, überlegen: Darin? Wo jetzt darin? Ich habe die Sätze mal umgestellt.


Wieso ist der auch so blöd, und erzählt das?

Sowas muss einfach raus. Und wenn man sich in verschwiegener Runde wähnt, kommt's auch raus. Das hat schon vielen das Genick gebrochen.


Aber für meinen Geschmack lieber ... verwenden.

Es gibt ja beides. Für mich ist … immer so, wenn in einer gemäßigten Konversation jemand einen Satz nicht beenden kann. Das ist eine Unterbrechung, aber da bleibt's schon ruhig. Der Gedankenstrich bringt für mich diesen plötzlichen Abbruch, wenn jemand im Satz geschlagen wird zum Beispiel, oder eben so wie hier.


Die Kleinigkeiten habe ich jetzt mal kommentarlos geändert. Danke, dass du der Geschichte eine zweite Chance gegeben hast. Das gilt auch für euch andere. Ausführliche Antwort kommt später. Ich hab beim Inder bestellt und gleich müsste es soweit sein. Hoffe ich. Hunga!


Mahlzeit
Proof

 

Ich nochmal ganz kurz.

Die wildesten und dümmsten unter den älteren Jungen taten das auch, wegen der Mädchen
Bin mir nicht sicher, aber sollten wildesten und dümmsten hier nicht großgeschrieben werden?
Bin mir auch nicht sicher. Hätte jetzt gesagt, beide beziehen sich auf „Jungen”.
(Mensch, so'n komisches Dreiersprechblasendings wollte ich schon immer mal machen:D)

Ich würde sagen, das bezieht sich nicht auf "Jungen", denn vor den Jungen steht noch das kleine Wörtchen unter. Meiner Meinung nach beziehen sich die Wörter dadurch eben nicht mehr darauf, sondern sind eigene substantivierte Wörter. Man könnte das unter den älteren Jungen weglassen, und die Wörter würden alleinstehend immernoch einen Sinn haben. (Was nicht heißt, dass du das weglassen sollst.)

Vielleicht andere Meinungen von jemandem, der Ahnung hat?:shy:

Wie auch immer, guten Appetit und einen schönen Abend noch,
Anna

 

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