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Der goldene Ring

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20.12.2003
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Der goldene Ring

Samira starrte unverwandt auf den Ring, den Carus, der Dorfälteste, vor ihr auf den Tisch gelegt hatte. Ihre Augen wurden von dem goldenen Glanz gefesselt und sie wagte es nicht, den Blick abzuwenden. Im Grunde war nichts Besonderes an ihm. Das strahlende, glatte Metall war zwar selten, doch trotzdem besaßen viele im Dorf solche Ringe. Zumeist erhielt man sie allerdings erst bei der Hochzeit. Nein, dieser Ring hatte tatsächlich nichts Ungewöhnliches an sich. Aber er fesselte Samira trotzdem. Er war wunderschön!
Nur... was sollte sie damit anfangen?
Samira richtete die Frage an den Dorfältesten, der immer noch neben ihr stand. Sie befanden sich in einer kleinen Holzhütte. Die einzigen Möbelstücke hier waren ein Tisch und mehrere Stühle. Eine Öllampe stand auf der dunklen Tischplatte, doch obwohl in dem Raum nur Dämmerlicht herrschte, hatte sie niemand entzündet. Als Carus – der Dorfälteste und zugleich auch der Besitzer dieser Hütte – sie hierher gerufen hatte, war sie zunächst der Meinung gewesen, es sei irgendetwas geschehen. Vielleicht war ihrem Vater, der nun bereits seit drei Tagen mit den anderen Männern auf der Jagd war, etwas zugestoßen! Samira waren schon die verschiedensten Gründe in den Sinn gekommen, doch was sollte ausgerechnet sie mit diesem Ring anfangen? Warum hatte Carus ihn ihr gegeben?
Sie wandte ihren Blick wieder dem alten Mann zu. Der stand immer noch unbewegt in einer hinteren Ecke des Raumes. Dann öffnete er den Mund und begann langsam, aber deutlich zu sprechen. „Er ist von Carina, der Regengöttin. Vor langer Zeit habe ich ihn von meinen Vorfahren bekommen, doch da ich selbst keine Kinder habe, entschloss ich mich ihn an dich weiterzugeben.“
Sprachlos richtete Samira den Blick wieder auf den glitzernden Gegenstand. War er wirklich golden? Im ersten Moment hatte sie es gedacht, doch als sie sich nun ein wenig bückte, um ihn näher zu betrachten, bezweifelte sie es mit einem Mal. Er wirkte unwirklich, fast, als besäße er nicht nur eine einzige Farbe, sondern unendlich viele. Doch keine einzige vermochte Samira zu benennen. „Was hat es damit auf sich?“
Der alte Mann begann zu lachen. „Das ist eine gute Frage“, murmelte er schließlich. „Versuch doch, sie dir zu beantworten!“
„Heißt das, du kannst das selber nicht?“
Der Alte schwieg zunächst, meinte dann jedoch geheimnisvoll: „Doch ich kann es, aber nicht für dich!“
Langsam streckte Samira die Hand aus und hob den Ring hoch. Er war nicht besonders schwer. Dann setzte sie ihn auf. Nein, er hatte wirklich nichts Ungewöhnliches an sich. Jedenfalls nichts, das einem sofort auffallen konnte.
„Danke“, sagte sie leise, doch als sie sich umwandte, merkte sie, dass Carus schon zur Tür gegangen war.
„Gehen wir“, flüsterte er leise. „Draußen ist wunderschönes Wetter! Wie sollten den Tag nicht in der dunklen Hütte verbringen!“

Den ganzen Tag über hatte Samira über den Ring nachgedacht. Sie hatte sich noch nicht dazu durchringen können, ihn irgendwem zu zeigen und als sie nun mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Shana am Abendbrottisch saß, hielt sie ihre Hand möglichst vor deren Blicken geschützt. Natürlich, sie hätte den Ring auch absetzen können, doch sie wollte es nicht. Auf gewisse Weise fühlte sie sich schon jetzt mit ihm verbunden.
Ihre Gedanken hingen immer noch am vorangegangenen Tag, sie bemerkte kaum das Brot und die Beeren, die sie aß. Dann ließ die Stimme ihrer Mutter sie plötzlich in die Gegenwart zurückkehren. „Was hat eigentlich Carus zu dir gesagt?“
„Oh...ähm...“ Nervös strich sich Samira eine Strähne ihres pechschwarzen Haares zurück, ließ ihre Hand dann jedoch schnell wieder unter dem Holztisch verschwinden. „Ich weiß nicht, das Übliche eben.“ Samira hatte keine Ahnung, was „das Übliche“ war und am Stirnrunzeln ihrer Mutter erkannte sie, dass diese ebenfalls ratlos war. Doch sie fragte Samira nicht mehr. Wusste sie es vielleicht ohnehin schon? Hatte Carus sein Vorhaben etwa schon verraten?
Eine Spur von schlechtem Gewissen packte Samira und sie schwieg für den Rest des Essens wieder. Doch auch wenn sie es nicht zeigte, merkte sie den misstrauischen Blick ihrer Schwester auf sich ruhen.

Die Tage waren lang und als Samira am nächsten Morgen schon früh erwachte, war die Sonne bereits weit über den Horizont gestiegen. Ihre Mutter und ihre Schwester schienen aber noch zu schlafen. Sie schlüpfte schnell in ihr Zeug und verließ leise, ohne dass irgendjemand etwas bemerkte, die kleine Hütte. Es war warm draußen und die Luft war völlig windstill. Rechts neben ihr erhoben sich einige hohe Urwaldbäume, doch links vom Dorf befand sich nur eine freie Fläche.
Eine Weile streifte Samira nur an den vielen Hütten vorbei, bis sie sich schließlich zum Ausgang des Dorfes wanderte. Den Ring trug sie noch an ihrem Finger.
Es war ein seltsamer Morgen. Alles war bisher still geblieben. Schliefen die anderen etwa alle noch? Samira beantwortete ihre Frage selbst mit einem Ja. Es blieb ja gar keine andere Erklärung, oder?
Als das Mädchen die Grenze aus dem Dorf überschritten hatte, hielt es inne. Keine Vögel waren zu hören, es war plötzlich so still! Oder täuschte sie sich nur?
Samira konnte diese Frage nicht beantworten, also lief sie weiter den schmalen Pfad entlang. Die Abdrücke von Pferdehufen waren dort in regelmäßigem Abstand auf der nassen Erde zu sehen, doch die waren vermutlich noch vom vorherigen Tag.
Nass?
Samira ging erstaunt in die Knie und drückte ihren Finger in den Boden. Es stimmte, die Erde war tatsächlich ein wenig feucht! Den letzten Regen hatte es doch am vorherigen Tag gegeben und seitdem hatte die Sonne schon viele Stunden lang wieder geschienen!
Kopfschüttelnd richtete sie sich wieder auf. Als sie den kleinen Steinbrunnen ein wenig außerhalb des Dorfes erreicht hatte, ließ sie sich auf den losen Bretterverschlag nieder, mit dem er zugedeckt wurde. Nachdenklich griff sie mit der linken Hand zu dem Ring an ihrem Finger und nahm ihn schließlich ab. Ruhig lag das golden schimmernde Stück in ihrer Hand und Samira schaute darauf. Was er wohl zu bedeuten hatte?
In dem Moment spürte Samira etwas Nasses an ihrer Stirn. Erschrocken schloss sie die Hand, in dem der Ring lag, und warf einen Blick nach oben. Regnete es etwa?
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn ein weiterer Tropfen landete auf ihrem Gesicht. Es dauerte nicht lange und es goss tatsächlich in Strömen.
An einem normalen Tag wäre Samira längst aufgesprungen und zum Dorf zurückgelaufen, aber nicht heute. Sie musste unwillkürlich an die Regengöttin denken, die Carus erwähnt hatte. Eigentlich hatte sie daran nie geglaubt – niemand tat das in diesen Zeiten noch. Aber dennoch: Es erschien ihr so ungewöhnlich, dass es regnete. Es war schließlich erst früh am Morgen und vor wenigen Minuten war noch strahlend blauer Himmel gewesen!
Also wartete Samira, während unablässig dicke Tropfen auf sie herabfielen. Sie wusste nicht worauf und später hätte sie nicht sagen können, wie viel Zeit vergangen war. Ihre leichten Kleider waren schon vollkommen durchnässt und Samira begann plötzlich zu zittern, als ein Windhauch an ihr vorbei fuhr und an den nassen Haaren und Klamotten zerrte. Die Sonne schien immer noch, obwohl der Himmel mittlerweile ganz schwarz geworden war. Als sie ihren Blick wieder nach rechts, zu der freien Ebene, schweifen ließ, sah sie durch ihren verschleierten Blick mit einmal noch etwas anderes!
Einen Regenbogen!
Er war so groß, wie Samira noch nie einen gesehen hatte. Der bunte Schleier erstreckte sich einmal über den gesamten Himmel. Nur sehr wenige Bäume waren in der Ferne zu erkennen, doch ansonsten hatte sie eine vollkommen freie und trotz des dichten Regens relativ klare Sicht. Die Regentropfen schienen das Bild, das sich Samira bot, tatsächlich erst vollkommen zu machen. Verwundert starrte Samira wie gebannt auf den hellen Lichtschimmer in der Ferne. Der Wind war heftiger geworden und während der Regen neben ihr auf den Boden plätscherte, bogen sich die Grashalme im Wind.
Eine Weile stand Samira völlig bewegungslos da, doch dann wanderten ihre Gedanken wieder zu dem Ring in ihrer Hand. Langsam hob sie diese und klemmte den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger ein. Wie durch eine Röhre konnte sie damit in die Ferne sehen und plötzlich hatte sie das Gefühl, dadurch noch eine andere Bewegung erkennen zu können, als das stetige Tröpfeln des Regens. Lag das vielleicht nur daran, dass sich einzelne Regentropfen auf der goldenen Oberfläche verfangen hatten? Nein! Es war noch etwas anderes! Bilder!
Erneut durchfuhr Samira ein Zittern, doch dieses Mal rührte es nicht von der Kälte her. Etwas bewegte sich dort hinten, direkt unter dem Regenbogen. Doch sie konnte es nur durch diesen Ring erkennen. Samira wischte sich mit ihrer leeren Hand über die Augen und blickte dann erneut auf die seltsamen Erscheinungen. Wie eine Illusion schwebte das Bild mitten in der Luft. Sie versuchte den Bewegungen zu verfolgen und einen Sinn darin zu erkennen. Große viereckige „Dinge“ standen dort auf grauem Untergrund. Sie waren sehr viel höher, als breit und als Samira genau hinschaute, konnte sie kleine rechteckige Löcher darin erkennen. Dann wandelte sich das Bild, nein, Samira näherte sich einem dieser „Dinge“ nur und gleichzeitig wanderte das Bild an dem Kasten herab und schließlich sah sie dort ein Gewimmel von Lebewesen, die im Vergleich zu dem großen Ding unendlich klein wirkten.
Menschen! Erst war sich Samira nicht so sicher gewesen, ob diese Wesen tatsächlich Menschen sein konnten, doch als sie jetzt in eines ihrer Gesichter blickte, wusste sie, dass sie sich unmöglich irren konnte. Doch was tat dieser Mensch? Verwirrt betrachtete sie das weitere Geschehen. Der Mensch hatte ganz helle Haare und jetzt näherte sich einem der großen Kästen und... öffnete etwas... eine Tür? Doch sie war nicht aus Holz, wie Samira es gewohnt war! Das Material, aus dem sie bestand, war durchsichtig! Es wirkte fast wie gefrorener Regen! Ungläubig schüttelte Samira den Kopf, doch erst jetzt wurde sie sich der Tatsache überhaupt erst bewusst, dass dieser Mensch soeben den hohen Kasten betreten hatte. War es etwa ein Haus? Wie konnte das möglich sein?
Erstaunt schaute Samira weiter durch den merkwürdigen Ring. Den Regen spürte sie schon lange nicht mehr. Sie war viel zu sehr in das versunken, was sie dort in der Nähe des Regenbogens sehen konnte. Das Bild hatte sich wieder verändert und sah nun in etwa so aus, wie zuvor: Die grauen Kisten, die scheinbar als Häuser dienten, ragten wieder weit in den Himmel empor. Was sollte das nur?
Noch während Samira sich den Kopf zerbrach, wurde ihre Aufmerksamkeit plötzlich wieder auf die Szene vor ihren Augen gelenkt. Mit einem Mal züngelten Flammen an der Illusion empor. Waren sie echt? Nur mühsam konnte sich Samira davon abhalten, den Ring von ihren Augen fort zu reißen, um sich vom Gegenteil zu überzeugen. Samira erkannte, dass die Flammen nicht nur auf einen einzigen Ort beschränkt waren, sie begannen sich auszubreiten und hatten nach kürzester Zeit die ganze „Stadt“ unter Kontrolle.
Ein Schauer von Gefühlen ergoss sich über Samira, doch sie konnte unmöglich sagen, welches die Oberhand gewonnen hatte. Sie fühlte eine starke Furcht, Entsetzen, als sie auf das rötlich flackernde Bild schaute. Gleichzeitig war sie jedoch erstaunt und – vor allem – neugierig, was diese Illusion überhaupt darstellte.
Mit einem Mal tauchte direkt vor dem Regenbogen ein schwarzer Schatten auf und kam unglaublich rasch auf sie zu. Ehe sie sich versah, war es direkt an sie herangekommen. Samira erkannte keine Einzelheiten, sondern vielmehr eine schwarze, furcherregende Wand, die ihr die Sicht versperrte. Samira konnte nicht anders und nahm ihre Hand herunter. Sie wusste, dass im gleichen Moment auch die Illusion verschwunden sein musste, doch erschrocken stellte sie fest, dass der schwarze Schatten immer noch vor ihr war. Das Mädchen stolperte zurück. Was war das? Ein Mensch? Irgendein Tier? Samira stieß beim Zurücktreten gegen den Steinbrunnen und trat rasch ein paar Schritte zur Seite, um nach hinten noch Freiheit zum Weglaufen zu haben. Wer war dieses Wesen vor ihr? Samira trat einen weiteren Schritt zurück, trat dabei jedoch gegen eine Baumwurzel, worauf sie ins Taumeln geriet und zu Boden stürzte. Die Landung war hart und einen Moment lang wusste Samira nicht mehr, wo sie sich befand. Als sie wieder einigermaßen klar denken konnte, stützte sie sich vom Boden ab und schaute wieder auf das dunkle Wesen vor ihr, das in einiger Entfernung innegehalten hatte. Der Regen prasselte immer noch auf sie nieder und Samira wurde die dumpfe Ahnung einfach nicht los, dass dieser Schatten dafür verantwortlich war.
Handelte es sich dabei um die Regengöttin?
Der Gedanke war Samira ganz plötzlich gekommen, es schien ihr die einzige Erklärung zu sein. Aber sie hatte sich diese völlig anders vorgestellt. Nein, korrigierte sie sich, eigentlich habe ich sie mir überhaupt nicht vorgestellt. Ich habe ja nicht einmal geglaubt, dass es sich gibt!
Samira zitterte innerlich immer noch ein wenig, doch als sie sich schwankend erhob, versuchte sie verzweifelt, es sich nicht anmerken zu lassen. „Was...war...das?“, fragte sie langsam und beim Sprechen rannen einige Regentropfen von ihren Lippen und ihrem Gesicht herab. Konnte ihr Gegenüber überhaupt sprechen? Samira hoffte zumindest, dass er ihr keine weiteren Fragen stellen würde. Selbst diese drei Worte auszusprechen war ihr schon schwergefallen.
„Das war die Vergangenheit“, sagte eine Frauenstimme vor ihr. Eine Frau! Damit schien bewiesen zu sein, wen Samira hier vor sich hatte. Sie konnte lediglich die Umrisse der Regengöttin vor einem nun wieder etwas heller werdenden Himmel erkennen, ansonsten blieb sie vor ihr aber nach wie vor verborgen.
Samira öffnete erneut den Mund und ein Regentropfen landete auf ihrer Zunge, bevor sie zu sprechen begann: „Wer bist du? Bist du etwa wirklich...“
„Ich bin diejenige, die du vor dir zu sehen glaubst.“
Unwillkürlich lächelte Samira. „Gut“, flüsterte sie. Beim sanften Klang von Carinas Stimme hatte sie plötzlich eine leichte Müdigkeit in sich aufkommen gespürt. Sie kämpfte gegen den Drang an, die Augen zu schließen, doch plötzlich bewegte sich die Regengöttin. Sie kam noch einen Schritt auf Samira zu und streckte nun – soweit Samira das erkennen konnte – eine Hand aus. Die Müdigkeit drang jetzt immer weiter und tiefer in ihr Bewusstsein, bis sie dieses schließlich verlor.
Sanft, wie von einer fremden Hand begleitet, sank sie zu Boden und Schwärze erfüllte Samira.

Erschrocken fuhr Samira hoch. Was war geschehen? Wo war sie? Die letzte Frage ließ sich wesentlich leichter beantworten. Sie schaute sich in dem kleinen Raum um, in dem sie sich befand: Das Bett, in dem sie lag, die leichten Leinengardinen, die vor dem Fenster ruhig hin- und herschwangen... Sie war zu Hause!
Als Samira sich dessen bewusst geworden war, ließ sie sich wieder auf das harte Kissen sinken. Der Ring befand sich noch in ihrer Hand, das konnte Samira spüren. Er war daran Schuld gewesen, dass sie diese seltsame Illusion gesehen hatte! Aber vielleicht hatte auch diese Regengöttin damit etwas zu tun. Vielleicht war sie nur wegen des Ringes aufgetaucht...
„Carus“, stieß Samira zwischen den Zähnen hervor. Nur er konnte ihr diese Fragen beantworten. Mit leichtem Zweifel erinnerte sie sich an das Gespräch von gestern – der Mann hatte gesagt, er könne die Frage nur für sich selbst beantworten –, doch dann stand sie auf und verließ zum zweiten Mal an diesem Morgen die Hütte.

Ein hölzernes Klopfen ertönte in der nun zum Glück nicht mehr so leeren Straße, als Samira die Haustür des Dorfältesten erreicht hatte. Während sie wartete, ließ sie ihren Blick über das erwachende Dorf schweifen. Dann wurde ihr mit einem Schrecken plötzlich eine Sache bewusst: Die Erde war vollkommen trocken, so als habe sie nie – erst recht nicht vor ein paar Stunden – Regen gesehen!
Samira fühlte sich jetzt vollkommen verwirrt. Hatte es nicht vorhin noch heftig geschüttet? Andererseits: Wann war vorhin? Erleichtert merkte sie, dass die Tür neben ihr geöffnet wurde und sie ihre Gedanken unterbrechen musste. Carus hatte die Tür einen Spalt breit geöffnet und lugte vorsichtig um die Ecke. Als er die Besucherin erkannte, stieß er die Tür weiter auf und empfing sie mit einem Lächeln.
„Hallo Samira! Bist du schon so früh wach?“
Die Angesprochene warf einen Blick zum Himmel. Die Sonne stand schon ziemlich hoch, doch die genaue Uhrzeit konnte sie nicht schätzen. „Ich habe dir was zu erzählen“, sagte sie in einem leisen, beinahe vertraulichen Ton.
Es dauerte nicht lange, bis beide an dem Holztisch Platz genommen hatten. Die Öllampe brannte heute, im Gegensatz zu gestern, und erfüllte die Hütte mit einem warmen, rötlichen Flackern.
„Also...“, seufzte Samira und begann langsam von ihrem Geschehen zu berichten. Ein oder zweimal schien Carus erstaunt aufzuhorchen, doch ansonsten nahm er die Schilderung ganz gelassen hin.
„Das ist ganz normal. Ähnlich ist es mir damals auch gegangen.“
„Normal?“ Samira schüttelte verständnislos den Kopf. „Was ist daran normal? Außerdem...“ – ihr Blick fiel auf den Ring an ihrem Finger – „wieso ist es draußen wieder vollkommen trocken? Ist so viel Zeit vergangen oder habe ich das in Wirklichkeit nur geträumt?“
„Du hast es vielleicht nicht geträumt, aber es war dennoch nicht real. Der Ring hat dir die Vergangenheit unseres Dorfes – vielleicht auch unserer Welt – gezeigt. Einst hat Carina, die diesen „Weltuntergang“ anscheinend erlebt hat, ihre Erinnerungen in diese Bilder verwandelt. Ich kann dir nicht sagen, wie es geschehen ist, aber nur durch diesen Gegenstand können die Erinnerungen bewahrt werden. Es ist wichtig, dass sie immer weiter gegeben werden.“
Samira nickte langsam. Eben war ihr Kopf noch voller Fragen gewesen, die sie unbedingt stellen wollte, doch nun schien er ganz plötzlich leer zu sein. Sie konnte nicht erkennen, was sie nicht verstand, ja, sie wusste nicht einmal, ob es überhaupt noch Unklarheiten gab! Vielleicht war das ja normal?
Normal... was bedeutete dieses Wort überhaupt? Was war denn nicht normal? Das, was sie auf der Illusion gesehen hatte? Aber wenn es das wirklich in der Vergangenheit gegeben haben sollte... War es etwa damals normal gewesen? Wieso war es das dann nicht mehr? Es waren doch ganz alleine die Menschen, die das bestimmten!
Samira seufzte, doch ihr Gesicht wandelte sich schnell wieder zu einem Lächeln. Eigentlich, dachte sie, wäre es viel leichter, wenn es diese Unterscheidung gar nicht geben würde.

 

Hallo!

Die Geschichte erinnert ziemlich an meine erste, das ist mir eigentlich aber auch erst nach dem Schreiben richtig bewusst geworden. Ich habe vorher eigentlich gar nicht darüber nachgedacht, sondern einfach losgeschrieben, ohne richtig zu wissen, worauf alles hinauslaufen sollte. Na ja, zum Schluss habe ich dann aber doch noch mal einiges verändert.
Viele Grüße an alle!
Maren

 
Zuletzt bearbeitet:

hi du,

die geschichte erinnert mich nicht an eine meiner ersten geschichten. aber trotzdem fand ich sie wirr und unstrukturiert. mir sind einige komma-fehler aufgefallen:

doch da ich selbst keine Kinder habe, entschloss ich mich, ihn an dich weiterzugeben.“

Doch, ich kann es, aber nicht für dich

Die Tage waren lang, und als Samira am nächsten Morgen schon früh erwachte...


Und jetzt Anmerkungen zum Text. Er kommt mir sehr wirr vor, die Idee an sich ist gar nicht schlecht, aber deine Angewohnheit, endlos lange Sätze zu bilden, in denen du dreimal das Thema wechselst, ist genauso störend wie das teilweise Erzeugen von Missverständissen und das etwas häufige Benutzen von Gerundien, genauso weiß ich an einigen Stellen nicht, wovon du sprichst, beispielsweise der, wo sie durch den Ring guckt, dann aber doch erst auf den Regenbogen, und plötzlich doch wieder in den Ring, naja, was auch immer, du solltest die Geschichte einige Tage lang in Ruhe lassen und sie dann von der Warte eines unbeteiligten Betrachters aus durchlesen, das wird sicher helfen und die größten Stilfehler und Holprigkeiten werden dir von selber auffallen, sodass ich dich jetzt nicht darauf aufmerksam zu machen brauche und lieber wieder chatten gehen kann,

liebe grüße,
vita.


edit: na wahnsinn, sogar fuer html bin ich zu doof...

 

Hi vita,

danke für deine Antwort, ich werde versuchen darauf zu achten. Die Kommafehler werde ich bei Gelegenheit mal korrigieren.
Ich habe die Geschichte schon vor einiger Zeit geschrieben und mehrmals wieder durchgelesen, aber sie aus der Sicht eines anderen zu betrachten fällt mir schwer!

Viele Grüße, Maren

 

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