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Der Geschichtenschreiber

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02.03.2002
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Der Geschichtenschreiber

Schon seit 14 Tagen schreibe ich an meiner Geschichte "Die Horrorgruft". Ich sitze vor meinem Computer und komme einfach nicht weiter. Zwar habe ich vorher schon 24 mehr oder weniger kurze Geschichten geschrieben, doch eine Horrorgeschichte war bis jetzt noch nicht dabei. Vielleicht komme ich gerade deshalb nicht weiter. Seit einigen Tagen befürchte ich, dass sie nie fertig werden wird. Noch nie vorher habe ich eine Geschichte so oft umgeschrieben wie diesmal. Nicht zu vergleichen mit meinen 5 Krimis, welche mir geradezu "aus der Feder flossen". Auch kamen diese bei den Lesern gut an. Des weiteren waren einige Science-Fiction-Geschichten, sowie einige Geschichten über Tod, Trauer, Verzweiflung und 4 Tiergeschichten darunter. Eine Geschichte handelte von einer Frau, die vergewaltigt worden war und damit Jahrelang nicht fertig wurde. Während ich so bei geöffnetem Fenster an diesen schönen Juniabend dasitze und nach einer geeigneten Handlung suche, wird es bereits langsam dunkel. Abrupt reißt mich der Türgong aus meinen Überlegungen. Da ich heute keinen Besuch erwarte, frage ich mich: "Wer mag das sein?"

Gemächlich gehe ich die Treppe hinunter und öffne die Tür. Draußen steht ein junger Mann, etwa 25 Jahre alt. Er ist modisch gekleidet und macht rein äußerlich einen guten Eindruck. In seiner rechten Hand hält er einen braunen Aktenkoffer. "Ojeh! Der will mir etwas verkaufen" fährt es mir durch den Kopf. Er stellt sich mir als Simon Geiger vor und sagt freundlich: "Ich komme von der Vereinigung für freischaffende Schriftsteller, kurz VffS. Wir machen eine Umfrage unter Schriftstellern. Gestatten Sie, dass ich eintrete?"
Von dieser Vereinigung hatte ich noch nie etwas gehört. Entweder war sie neu oder es handelte sich um einen Bluff. Nach einigem Zögern lasse ich ihn eintreten. Ich bitte ihn ins Wohnzimmer und biete ihm ein Bier an. Nachdem ich es eingeschenkt habe, kommt er zur Sache: "Ist Ihnen klar, was Sie mit Ihren Geschichten bewirken?"
"Was sollten meine Geschichten bewirken? Der eine oder andere mag sich sogar mit den Personen identifizieren, welche in meinen Geschichten vorkommen. Bestimmt gibt es viele Leser, die ähnliches erlebt haben. Außer dass sich der Leser seine Gedanken darüber macht und sich die Zeit damit vertreibt, werden sie nichts bewirken! " entgegne ich ihm.
"Täuschen Sie sich da nur nicht!" sagt er darauf zu mir in einem so ernsten Ton, welcher keinen Widerspruch zuzulassen scheint.

Ohne eine weitere Frage von mir abzuwarten, stellt er seinen Koffer auf den Tisch und öffnet ihn mit flinker Hand. Im Koffer befindet sich ein grauer Kasten und eine Brille, die über ein Kabel mit ihm verbunden ist, sowie ein Kopfhörer, welcher ebenfalls bereits an das Gerät angeschlossen ist. "Sicher kennen Sie bereits diese Geräte, welche Virtuelle Realität erzeugen", sagt Herr Geiger nun zu mir.
Verblüfft wegen der kleinen Ausmaße des Gerätes, aber auch erleichtert darüber, nun endlich zu wissen, was er mir anscheinend verkaufen will, antworte ich ihm: "Für Virtuelle Realität braucht man doch viel größere Computer als Sie hier haben.!"
Unbeeindruckt fährt er fort: "Mit dieser Brille und mit dem Kopfhörer können Sie erleben, welche Folgen Ihre Geschichten wirklich hervorrufen."
"Das ist doch purer Blödsinn" denke ich bei mir, um eine passende Antwort verlegen. Er scheint meine aufkommende Abneigung zu spüren und fordert mich freundlich auf, die Brille und den Kopfhörer aufzusetzen. Obwohl sich bereits die Angst in meinem Hinterkopf festgesetzt hat, das ich einen gewieften Verkäufer vor mir habe, der versucht, mich mit einer neuen Masche auszutricksen, setze ich die schwarze Brille auf, welche er mir entgegenhält. Danach nehme ich auch noch den Kopfhörer entgegen und richte ihn erst einmal zurecht, bis er dann doch richtig sitzt. "Hoffentlich räumt er mir nicht meine Wohnung aus, während ich hier sitze und mich von diesem Kasten ablenken lasse" ist mein letzter Gedanke.

Nun hat der Junge Mann ganz offensichtlich das Gerät eingeschaltet, denn mir wird schwindlig. "Wenn ich nicht schon sitzen würde, müsste ich mich sofort hinsetzen" sagt der, welcher neben mir sitzt und der ich selber zu sein scheine. Tatsächlich: Jetzt scheine ich neben mir zu sitzen. Zumindest habe ich das Gefühl, nicht mehr ich selber zu sein. Was läuft hier eigentlich ab? Plötzlich sehe ich ein dreidimensionales Büro auf dem Display der Brille. Auf einem Ledersessel sitzt Herr Geiger vor einem Schreibtisch. "Willkommen in meiner Welt!" sagt er mit aufmunternden Tonfall. "Wo bin ich jetzt?" denke ich.
Er scheint meine Gedanken lesen zu können: "Sie befinden sich im Parallel-Universum Dena 4. Dieses Universum ging aus den Ideen eines bekannten Science-Fiction-Autors hervor. Selbstverständlich sind wir nicht auf dem technischen Stand stehen geblieben, den der Autor in seinen Buch beschrieben hat. Wir haben seitdem einen gewaltigen technischen Fortschritt gemacht, sonst könnte ich Sie jetzt gar nicht in Ihrer Welt besuchen!"
"Ein paralleles Universum?" denke ich. Bis jetzt habe ich das nur für Fiction gehalten. Selbst habe ich auch eine Geschichte geschrieben, die in einem parallelen Universum spielt. Aber das es so etwas geben könnte, hielt ich bis jetzt für unmöglich.
"Sie bezweifeln das, obwohl Sie selbst eine Geschichte darüber geschrieben haben?" fragt er verwundert. Langsam wird mir die Sache unheimlich. Ist das nun eine virtuelle Realität oder die "richtige" Realität? Oder ist es etwa beides?
"Es ist die Realität!" fährt er fort. "Sie befinden sich bereits in meiner Welt. Nein, nicht körperlich! Aber Sie sind gerade durch einen Energietunnel gegangen. Diesen Weg haben wir erst vor kurzem entdeckt. Meine Welt ist noch eine der besten Welten, welche von Schriftstellern wie Sie einer sind, erdacht wurden. Wir haben herausgefunden, dass jeder Gedanke eines Menschen in einer Parallelwelt wiedergespiegelt wird. Aber damit nicht genug! Die Menschen, die diese parallelen Welten bewohnen, erzeugen ihrerseits durch ihre Gedanken weitere parallele Welten. Das ist der wirkliche Grund dafür, warum sich das Universum ständig ausdehnt. Alle existierenden Welten sind auf komplizierteste Art und Weise ineinander verschachtelt, bzw. durchdringen einander. Wir haben gerade erst begonnen, diese komplizierten Zusammenhänge zu verstehen."
"Wie kann ein Mensch mit seinen Gedanken eine neue Welt erschaffen?" will ich nun wissen.
"Es scheint auf subatomarer Ebene zu passieren. Wenn Sie einen Gedanken aussenden, durchdringt er das gesamte Universum. Dazu braucht er nicht einmal Zeit. Nein, er befindet sich sozusagen an allen Orten gleichzeitig. Die eigentliche, treibende Kraft ist das menschliche Bewusstsein. Wenn Sie sich etwas vorstellen, manifestiert sich dieser Gedanke früher oder später in der materiellen Welt. Egal wo!"
"Soll das heißen, dass sich meine unerfüllten Träume woanders erfüllen können?" frage ich.
"Ja, genau! Die Menschen träumen immer und glauben, dass sich die meisten ihrer Träume nicht erfüllen. Das ist ein Irrtum! Deswegen habe ich Sie aber nicht aufgesucht!"
"Warum dann?" möchte ich wissen.
"Wegen der großen Probleme, welche die negativen Vorstellungen der Menschen in den sekundären Welten verursachen. Schauen Sie doch einmal aus dem Fenster!" fordert er mich auf.

Ich drehe mich um und sehe Hochhäuser soweit das Auge reicht.
"Sehen Sie bitte auch zum Himmel empor!"
Willig folge ich seiner Aufforderung. Hoch oben scheint sich die Sonne an etwas gläsernen zu spiegeln. "Eine Glaskuppel" denke ich.
"Ja! Außerhalb dieser Kuppel ist kein Leben mehr möglich!" klärt Herr Geiger mich auf.
"Aber diese Welt ist mir noch die liebste. Sie selbst haben bereits mehrere Welten geschaffen. Und nicht einmal gute. Denken Sie nur an Ihre schlimmen Krimis, die Sie geschrieben haben. Ich habe einige Welten gefunden, in denen Ihre Geschichten wahr geworden sind. Lassen Sie mich Ihnen zeigen, was ich meine." fährt er fort.
Plötzlich ändert sich das Panorama. Ich scheine über einer unbekannten Stadt zu schweben. Erst als mein Führer sich wieder zu Wort meldet, erkenne ich, dass er neben mir zu schweben scheint. "Begeben wir uns ruhig weiter nach unten! Hier können Sie sehr genau erkennen, was Sie angerichtet haben."
Bereits nach dem bloßen Gedanken, dass ich gerne weiter nach unten gehen möchte, schweben wir ca. 30 Meter über dem Boden. Hass und Gewalt scheinen in dieser Stadt an der Tagesordnung zu sein. Innerhalb kürzester Zeit werde ich Zeuge von mehreren Überfällen am helllichten Tag und auf offener Strasse. Plötzlich zieht ein Mann auf dem Gehsteig eine Pistole und erschießt einen anderen Mann, weil dieser ihn angerempelt hat. Ein paar Strassen weiter explodiert eine Autobombe. Tote und Verletzte liegen herum. Auch einige Leichenteile von Personen, welche sich in direkter Nähe des Wagens befunden haben.
"Solche Gewaltszenen habe ich in keiner meiner Geschichten beschrieben. So etwas habe ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorgestellt. Dafür kann mich Niemand verantwortlich machen!" stelle ich fest."
"Das ganze hat bereits eine Eigendynamik entwickelt, die nicht mehr aufzuhalten ist. Es ist vergleichbar mit der Evolution in der primären Welt, in der Sie leben. Etwas wurde vorgegeben und hat sich dann weiterentwickelt."
"In meinen Krimis wurden alle Verbrecher zur Rechenschaft gezogen!" stelle ich richtig.
"Die Realität sieht leider ganz anders aus. Immer mehr Polizisten sind zum Syndikat übergelaufen. Schließlich haben die Ganoven diese Welt vollkommen übernommen. Die Polizei wurde abgeschafft." fügt er hinzu.

Nachdem ich von den Gräueltaten, die hier begangen werden genug habe, wechselt wieder das Panorama. Eine Wüste erscheint vor mir.
"Hier wurden vor 52 Jahren über 100 Mega-Dematerialisierungsbomben gezündet. Die Bomben bewirkten, dass das gesamte Wasser dematerialisiert wurde. Alle Lebewesen vertrockneten von einem Augenblick zum anderen." erklärt mir mein Führer.
Wir streifen weiter durch verschiedene Welten. Manche sind tatsächlich schlechter als meine eigene. Andere sind dagegen viel höher entwickelt. Jede Welt scheint sich auf wenige Fertigkeiten spezialisiert zu haben. In einem Universum reisen die Menschen mühelos durch den weitesten Raum, in anderen reisen sie durch die Zeit. Wieder andere versuchen, mit Träumen zu den Parallelwelten Verbindung aufzunehmen. Ich stelle mir vor, wie es sein könnte, wenn hochentwickelte Wesen aus den Sekundärwelten mit uns Menschen aus der Primärwelt Kontakt aufnehmen. Wir würden unseren eigenen Träumen hautnah begegnen.
"Das ist bereits passiert. Die Tatsache, dass Sie mit mir diese Reise machen, beweist es." Unterbricht Herr Geiger meine Gedankengänge.
"Wie kann ich sicher sein, dass meine Welt wirklich die Primärwelt ist, aus der die anderen Welten hervorgehen?" frage ich unsicher.
"Wir haben den Energiestrom bis zu Ihrer Welt zurückverfolgt. Er scheint dort zu enden."
"Was heißt: Er scheint dort zu enden?" entgegne ich.
"Nun, 100% sicher sein kann man nie!" gibt mein Begleiter zu.
"Vielleicht gibt es wirklich noch eine übergeordnete Intelligenz, welche sich diese Spiele ausgedacht hat. Möglicherweise sind alle unsere Aktivitäten so aufgebaut, dass wir niemals ihre wahren Ursachen erkennen können." gibt er zu bedenken.
Ein faszinierender Gedanke nimmt in meinem Geist plötzlich Gestalt an: "Vielleicht sind unsere Welten in Wirklichkeit nur eine gigantische Computersimulation? Eine Simulation mit verschiedenen Wirklichkeitsebenen. Ich lebe in einer virtuellen Welt und erschaffe untergeordnete Welten. Die untergeordneten Welten erschaffen weitere untergeordnete Welten usw. Ganz oben steht dann der einsame Programmierer, der mit uns allen spielt."
Wieder durchschaut mich Herr Geiger: "Mit diesen Gedanken sollten Sie vorsichtig sein! Wenn Sie diesen Gedanken denken, kann er sehr schnell wahr werden. Plötzlich können Welten auftauchen, die nichts anderes sind, als Computersimulationen und Sie sind dann selbst der große Programmierer, der sie erschaffen hat."
Meine Gedanken stehen nicht mehr still: "Aber das ist ja fantastisch! Wir haben die Fähigkeit, uns Dinge vorzustellen und zu verwirklichen, welche es vorher in dieser Form noch nie gegeben hat. Wenn ich eine Vorstellung habe und sie wird wahr, brauche ich deshalb meine Gedanken doch nicht zurückzuhalten!"
"Natürlich können Sie sich vorstellen, was Sie wollen. Was tun Sie, wenn die kriminellen Subjekte, die Sie geschaffen haben, einen Weg finden, um in Ihre eigene Welt einzudringen?" gibt er zu bedenken.
Darauf weis ich auch keine befriedigende Antwort. "Ich hoffe, dass das niemals geschehen wird" antworte ich verunsichert.

Wieder wechselt das Panorama vor mir. Schon von weitem erkenne ich Gewitter, orkanartige Stürme und nicht enden wollenden Regen. "Diese Welt wird bald vollkommen unbewohnbar sein. Wir beobachten sie schon sehr lange. Es hat Millionen von Toten gegeben. Nach unseren Prognosen werden die Unwetter nie mehr aufhören. Die Luft ist in den letzten 10 Jahren immer dünner geworden. In wenigen Jahren wird überhaupt kein Sauerstoff mehr vorhanden sein." erklärt mir mein Begleiter.
Plötzlich taucht vor meinen Augen wieder eine andere Welt auf. Zerstörte Gebäude, gebrochene Bäume und verbrannte Erde soweit das Auge reicht. "Was ist hier geschehen?" frage ich, obwohl sich die Antwort schon beim alleinigen Anblick der Zerstörungen förmlich aufdrängt.
"Ein weltweiter Atomkrieg. Das ist aber schon viele Jahre her. An vereinzelten Stellen versucht die Natur bereits wieder, sich zu regenerieren. Menschen werden Sie hier keine mehr finden. Die meisten sind verbrannt. Andere wurden von wilden Tieren aufgefressen."
Das ist ja kaum zu glauben, dass das alles allein von unseren Vorstellungen verursacht wurde. Aber allzu sehr wundert es mich nicht, haben doch unsere Militärs all die Jahre nichts anderes gemacht, als solche Szenarios zu erdenken. Herr Geiger fährt fort: "Das schlimmste ist, dass auch alle Welten, welche aus dieser Welt hervorgegangen sind, zerstört wurden!"
Als ich langsam begreife, was er meint, sehe ich ihn nur entgeistert an: "Bedeutet das, wenn die Primärwelt, in der ich lebe, zerstört würde, auch alle anderen Welten, die daraus hervorgegangen sind, vernichtet würden?"
"Ja, genau! Das würde passieren! Das Universum würde sich wieder zusammenziehen. Dabei könnte es nach unseren Berechnungen durchaus geschehen, dass es kollabiert. Der gesamte Kosmos würde dematerialisiert werden. Es gäbe einen gewaltigen Lichtblitz. Alles, was jetzt noch Materie ist, wäre dann reine Energie. Zurück bliebe ein Nichts!"

Ich besuche noch eine Welt, die so makaber ist, wie meine neueste Geschichte, an der ich gerade schreibe. Vor mir liegt ein riesiger Friedhof. Gräber, soweit das Auge reicht. Mein Begleiter an mich gewandt: "Das sieht aus, wie der Ort, an dem Ihre neueste Geschichte spielt. Dieser Friedhof ist mindestens 10 km² groß. Sicher wissen Sie, was gleich geschieht?"
Kaum hat er zuende gesprochen, da öffnen sich schon die ersten Gräber und die Untoten kommen heraus. Sie begeben sich sogleich auf die Jagd nach den Lebenden, um sie ebenfalls zu Untoten zu machen. In meiner Geschichte hat dieser Friedhof lediglich eine Größe von 2000 m². Dass meine Geschichte bereits zu diesen Zeitpunkt sich so verselbständigen könnte, hätte ich mir nicht einmal im Traum gedacht. Das fasse ich einen Entschluss: "Ich werde die Geschichte nicht weiter schreiben!"
Wie auf Kommando streben die Untoten wieder zurück auf den Friedhof. Schnell suchen sie ihre Gräber auf und verschwinden darin. Plötzlich beginnt alles, was ich sehe, vor meinen Augen zu verschwimmen. "Was ist passiert?" frage ich.
"Diese Welt beginnt, sich aufzulösen. So als hätte sie nie existiert." antwortet Herr Geiger.
"Wenn das so ist, dann könnte man ja alle Welten rückgängig machen." Stelle ich fest.
"So einfach ist es nun auch wieder nicht. Diese Welt war gerade dabei, eine Eigendynamik zu entwickeln. Sie sind gerade noch rechtzeitig gekommen, um ihre Entstehung ungeschehen zu machen. Wahrscheinlich waren Sie von der Geschichte selbst nicht sehr überzeugt. Wenn aber ein Gedanke einmal zu Ende gedacht wurde, gibt es kein zurück mehr! Im Gegenteil, schlimme Gedanken verschlimmern das Resultat nur noch, während gute Gedanken das Ergebnis meistens verbessern."

Und wieder erscheint eine andere Welt vor mir. Hier sind nur glückliche Menschen zu sehen. Spielende Kinder, Männer und Frauen, die sich freundlich unterhalten, erscheinen vor mir. Keine Anzeichen auch nur des kleinsten Unmutes sind zu entdecken. "Das sieht auf den ersten Blick aus, wie ein Paradies." rufe ich erfreut aus.
"Ja, das ist es auch. Hier hat Niemand die Absicht, fremde Welten zu erobern, um dort Eigentumswohnungen zu bauen und dann zu vermieten. Hier leben die Menschen miteinander, anstatt gegeneinander. Wer etwas für die Gemeinschaft tut, genießt hohes Ansehen." Erläutert mir mein Begleiter.
"Das ist genau das Gegenteil, wie es bei uns aussieht. Da ist jener der größte, welcher sich selbst den größten Nutzen verschafft und dann am lautesten damit prahlt. Selbst wenn die Mittel und Wege dazu nur halblegal waren. Nach allem, was ich täglich in den Medien sehe, habe ich nicht geglaubt, dass es Menschen gibt, die sich eine solche Welt vorstellen können."
Kaum habe ich diesen Satz beendet, da wird mir wieder schwindlig. Kurz darauf wird mir schwarz vor den Augen. Als ich die Augen öffne, bin ich immer noch etwas benommen. Mir ist nicht ganz klar, ob ich wach bin oder träume. Da sehe ich zwei leere Gläser vor mir auf dem Tisch stehen. Daneben befinden sich zwei leere Bierflaschen. Mein Besucher ist verschwunden. Ich gehe wieder nach Oben, um nach meiner neuen Geschichte zu sehen. Sie erscheint noch so auf dem Bildschirm, wie ich sie vor vier Stunden verlassen habe. "Vier Stunden!" schießt es mir durch den Kopf. "Wo ist die Zeit hingekommen?" frage ich mich ungläubig. Nach allem was ich an diesem Abend gesehen habe, bzw. zu sehen glaubte, lösche ich meine Horrorgeschichte von der Festplatte. Von diesen Tag an bin ich nie wieder in Versuchung gekommen, eine schlimme Geschichte zu schreiben. Immer wieder schreibe ich Science-Fiction-Geschichten, in denen es ethisch und technisch hoch entwickelte Wesen gibt. Selbst wenn ich kein Techniker bin, beschreibe ich doch die fantastischten Technologien. Diese Wesen überspringen die normalerweise stattfindende "Schritt für Schritt" Entwicklung. Sie erfahren sozusagen eine Mutation in ihrer ethischen, aber auch in ihrer technischen Entwicklung. Eines Tages werden sie kommen, um den Ort ihres Ursprungs zu besuchen.

[Beitrag editiert von: Murgi am 10.04.2002 um 21:12]

 

Hallöchen!

Puh, kommt nicht oft vor, daß ich mal in "Science fiction" vorbei schaue... Aber der Titel Deiner Story hat mich dann doch neugierig gemacht... ;) Und ich fand Deine Geschichte auch echt gut! Wirklich! Mir fällt grade gar keine Kritik dazu ein... Die Vorstellung, daß es eine Parallelwelt gibt, in der alles, was wir schreiben, wahr wird, ist wirklich... schön und beängstigend zugleich... :shy: *schwelg*

Gruß!
stephy

 

Moin Murgi,

da kann ich mich Stephy nur anschließen: schöne Geschichte. Besonders die Vorstellung, dass eine Geschichte nicht nur ein Gedanke bleibt. Damit würden wird den Stellenwert von Göttern erhalten :king: .
Eine Kritik habe ich allerdings. der erste Absatz besteht fast nur aus kurzen Hauptsätzen. Vielleicht ist das beabsichtig, jedenfalls fand ich es nicht so schön zu lesen. Es klang so abgehackt...

Liebe Grüße
Jack

[Beitrag editiert von: Jack Lyric am 12.04.2002 um 15:59]

 

Ganz nette Geschichte, wenngleich die "Moral" sehr dick aufgetragen ist. Sie erinnert mich ein bisserl an eine Geschichte von Dan Simmons, falls dir der Autor was sagt.

Was ich zu kritisieren hätte ist vornehmlich die knüppelharte "Moral" sowie die mit der Zeit etwas langweiligen Beschreibungen der Parallelwelten. Ich denke, dort wäre noch Potenzial, entweder durch Kürzungen der Beschreibungen oder durch Einführen interessanter neuer Handlungselemnte.

 

Hallo!
Ich weis nicht, ob ich noch einen besseren Schreibstil erlernen werde. Auch das Erfinden und Beschreiben von Welten, welche nicht oder noch nicht existieren, ist nicht meine Stärke. Diese Geschichte soll zum Nachdenken darüber anregen, was unsere Geschichten bei Anderen bewirken. Am meisten beeinflussen sicher die Geschichten, die verfilmt werden und im Fernsehen gezeigt werden. Wenn 11 jährige Kinder einen 6 Jährigen aus dem Supermarkt mitnehmen, um danach zu sehen, wie das ist, wenn einer stirbt, sollten sich Autoren und Filmemacher ernsthaft überlegen, was sie da tun.

Gruß Murgi

 

Hallo Murgi!

„Wir haben herausgefunden, dass jeder Gedanke eines Menschen in einer Parallelwelt wiedergespiegelt wird. Aber damit nicht genug! Die Menschen, die diese parallelen Welten bewohnen, erzeugen ihrerseits durch ihre Gedanken weitere parallele Welten. Das ist der wirkliche Grund dafür, warum sich das Universum ständig ausdehnt.“
Endlich wurde der Stein der Weisen entdeckt, ein Hoch auf Dein Genie !!!
Die Geschichte, in der ich zur Zeit selber drin stecke ist nicht so besonders, aber vielleicht fallen meinem Erfinder ja auch noch ein paar so gute Ideen ein.

Dem, der Dich gerade träumt, möchte ich sagen, seine Geschichte holpert zwischen sehr komisch und sehr moralisch und er sollte sich zwischen einem von beiden entscheiden.

Bitte weiter machen. :smokin:

 

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