Was ist neu

Der Fremde

Mitglied
Beitritt
09.02.2003
Beiträge
25

Der Fremde

Der Fremde!!

Ein Mann sitzt in einem Kaffeehaus, in der Wiener Innenstadt, trinkt sein Bier.
Er starrt belanglos aus dem Fenster und sieht die Leute vorbei hetzen.
Nichts Neues.
Es ist ihm total egal, man könnte sagen, er schaut einfach ins Narrenkasterl.

Und wie er so da sitzt kommt ein kleines Mäderl zu seinem Tisch.
Vielleicht sieben Jahre alt, braune lange Haare, hübsch. Er dreht sich zu ihr hin.

Die Kleine, süß und frech, setzt sich zu dem Mann an den Tisch und schaut ihn mit ihren großen braunen Augen an. Er weiß momentan gar nicht was er sagen soll, aber die Entscheidung wird ihm von dem Mäderl abgenommen.
Sie wirft den Kopf in den Nacken, grinst ihn an und sagt zu ihm:
Wer bist denn du?

Der Mann schaut die Kleine verblüfft an, er hat keine Ahnung was er ihr sagen soll.
Er weiß es nicht.
In dem Moment kommt die Mutter, bittet ihm um Verzeihung und zieht das kleine Mädchen vom Tisch weg.

Sie hatte ihm nur eine kleine Frage gestellt, doch diese Frage brachte sein ganzes leben durcheinander.

Er fing an über diese Frage nach zu grübeln, wer war er eigentlich? Wer hat ihn geprägt? War er sein Vater, war er vielleicht doch eher seine Mutter, war er beide in einem, war er vielleicht sein, Onkel, seine Lehrer, seine Großmutter? Wer war er?
Das kann doch nicht so schwer sein, zu wissen wer man ist?

Er rief die Kellnerin zu sich, zahlte sein Bier und verließ das Lokal.
Dann machte er etwas was er schon lange nicht mehr getan hatte.
Er spazierte in den Stadtpark. Hier war er schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Vorher besorgte er sich noch Papier und Bleistift, setzte sich auf eine sonnige Bank und fing an zu schreiben.

Er schrieb und schrieb, er schrieb sein ganzes Leben auf.
Als er fertig war, war er höchst erstaunt, er hatte plötzlich die Erkenntnis das er bis jetzt gar nicht sein eigenes Leben gelebt hatte. Er wusste nicht ob er weinen oder lachen sollte, immerhin, war er schon weit über achtzig.

Er plante seinen nächsten Tag ganz ausführlich, überlegte sich ganz genau was er morgen alles erleben wollte. Er fühlte sich zum ersten mal in seinem Leben total frei.
Als es zu dämmern begann, machte er sich auf den Weg nach Hause. Gut gelaunt, mit dem Gedanken, endlich er selbst zu sein, alles zu ändern was ihm jahrelang Substanz, Kraft und Nerven gekostet hatte.
Er war total glücklich.

Er machte sich zu Hause etwas Leckeres zu Essen, nicht wie sonst lieblos und genervt, sondern mit Freude sich selbst etwas Gutes zu tun und legte sich dann friedlich in sein Bett. Er wachte nie wieder auf.

Altersschwäche, Herzstillstand. Tod.

Dieser Mann war weit über achtzig, bis er drauf kam, dass er eigentlich nie sein eigenes Leben geführt hatte, so wie es ihm gefällt, so wie er war.

Von 29.222 Tagen, lebte er genau einen Tag als er selbst.
Und hätte er nicht dieses kleine Mädchen getroffen, wäre es kein einziger gewesen!

Weißt du eigentlich wer du bist?

 

Servus Samaya!

Eine zauberhafte und doch sehr aussagekräftige Geschichte mit der du hier bei Kg einsteigst. Das Mäderl in seiner unverblümten Art stellt eine ganz einfache Frage. Doch wie es im Leben oft ist, entsteht aus dem einzelnen harmlosen Wassertropfen ein ganzer Wasserfall. Sich selbst zu finden, unter dem was einem anerzogen, vorgelebt, aufgedrängt und eingeprägt wurde im Laufe eines Menschenlebens, durch Eltern, Gesellschaft, aber auch Medien, ist wohl die aufregendste Aufgabe vor der wir stehen. Zu sehr indentifizieren wir uns mit vielem was wir gar nicht sind. Immerhin, ein Tag war ihm noch gegönnt.

Hat mir gut gefallen deine Geschichte, warmherzig erzählt.

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

Die Idee hinter diesem Text ist wahrhaftig sehr gut, Samaya. Auch deine Geschichte gefällt mir.
Wolltest du die so einfach schreiben? Wenn ja, verstehe ich alles. Wenn nein, hast du die falschen Worte gewählt.

Liebe Grüße - Aqua

 

Hallo Samaya!

Auch mir hat der Text ausgesprochen gut gefallen, so einfach geschrieben, unverschnörkelt und geradlinig. Du stellst mit dem Text wohl eine der schwierigsten Fragen überhaupt.
Auch wenn der alte AMnn nicht objektiv gesehen nicht mehr viel davon hatte, hinterlässt es doch ein gutes Gefühlm, dass er es, wenigstens einen Tag lang geschafft hat, er selbst zu sein, zu erkennen. Gut geschrieben, ich habs gern gelesen! :)

ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen, wenn Du magst:

"bittet ihm um Verzeihung" - ihn

"rachte sein ganzes leben durcheinander" -Leben

"war er vielleicht sein, Onkel" - ohne Komma

"Hier war er schon seit Ewigkeiten nicht mehr" - ... gewesen

"er hatte plötzlich die Erkenntnis das" - Erkenntnis, dass

"immerhin, war er schon weit über achtzig" - ohne Komma

"zum ersten mal in seinem Leben" - Mal


shcöne Grüße, Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo schnee.eule

Vielen Dank für deine Nachricht.
Freut mich sehr das es dir geffallen hat, bin mir aber dennoch sehr unsicher mit dem schreiben.
Nicht mit dem schreiben generell,
aber es für die öffentlichkeit zugänig zu machen,
das ist für mich schon eine überwindung.
Vor allem weil ich weiß wenn ich mich auf den Text konzentriere, das ich auf die wichtigkeit der Buchstaben vergesse.
Aber ich freue mich total darüber, das meine Geschichte glesen wird.
Und das sich Menschen wie du die Zeit nehmen,
mir sogar etwas dazu zu schreiben.
Wovor ich auch ein bisschen Angst habe ist, das ich mich nicht so gut ausdrücken kann.
"meine Wortwahl", díese einfache Art zu schreiben ohne tausend Fremdwörter, ich habe Angst davor das, das vielleicht negativ bewertet wird.
Aber ich denke es ist normal, das man sich am Anfang total unsicher ist.
Vielen Dank noch mal.
Liebe Grüsse Samaya!!!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Aqualung!
Vielen Dank für dein Feedback.
Ich habe die Geschichte spontan vor einer Woche so gegen zwei Uhr nachts geschrieben.
Da, das Thema, "wer ich bin", momentan eine wichtige Rolle für mich spielt.
Mir ist einfach an diesem Tag sehr stark aufgefallen, das sich die meisten Menschen oft ein ganzes Leben lang suchen.
In den verschiedensten bereichen, oder sich so mit unwichtigkeiten zupflastern, um sich ja nicht um sich selbst kümmern zu müssen.
Ich habe nicht geplant darüber eine Geschichte zu schreiben, die ist mir einfach passiert.
Es ist für mich nur ein sehr eigenartiges Gefühl, andere Menschen meine Geschichten lesen zu lassen, aber ich denke das, das am Anfang ganz normal ist.
Aber ich freue mich sehr darüber das du sie gelesen hast und das sie dir gefallen hat.
Und ich hätte noch eine Frage an dich,
wie hast du das gemeint mit der Wortwahl,
kannst du mir das bitte genauer erklären?
Vielen Dank.
Liebe Grüsse Samaya!

 

Hallo Maus!
Vielen Dank für das Feedback.
Ich weiß, das ich viel zu sehr mit dem Text,
als mit der damit verbundenen Rechtschreibung beschäftigt bin, aber ich hoffe das sich das im Laufe der Zeit bessern wird.
Aber ich bin für jedes Feedback dankbar.
Das dir meine Geschichte gefallen hat, freut mich sehr, zumal es meine erste ist,
die ich überhaupt irgendjemanden habe lesen lassen.
Und das mir gleich so viele Menschen schreiben,
hätte ich mir nicht erwartet.
Und für Feedback bin ich echt dankbar,
egal ob positiv oder negativ.
Es ist für mich eine total neue Erfahrung und ich bin sehr gespannt wie sich das weiter entwickelt.
Als ich gestern die Geschichte ins Netz gestellt habe war mir schon sehr mummlich dabei.
Aber jetzt gehts schon halbwegs.
Wie gesagt vielen dank noch mal für deine Meinung zu meiner Geschichte.
Alles Liebe Samaya!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom